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Am Rio de la Plata

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»Soldaten.«

»Da sind keine bei mir gewesen.«

»Woher wissen Sie das, da Sie so lange Zeit von der Hütte fort waren?«

»Sie würden meine Hütte nur durch großen Zufall finden. Indessen werde ich Daya fragen.«

»Ja, thun Sie das, Petro! Haben Sie einmal die Namen Monteso und Cadera gehört?«

»Nein. Welche Fragen sind das, die Sie mir vorlegen, Sennor! Sie erscheinen mir ganz sonderbar.«

»Nun, ich will Ihnen nur noch die eine vorlegen: Wer hat Ihnen den Auftrag erteilt, auf einen Mann zu schießen, welcher lederne Kleidung trägt?«

»Kein Mensch! Niemand! Es ist ja nur aus Versehen geschehen. Sie können das glauben.«

»Gut, ich will es glauben und Ihnen verzeihen, daß Sie mich in Todesgefahr gebracht haben.«

»Sind Sie nun mit Ihren Fragen zu Ende?«

»Ja.«

»So darf ich Sie nach dem Lagerplatz führen, von welchem ich Ihnen vorhin sagte?«

»Wir bitten darum, Petro. Vorher aber können Sie uns einen großen Gefallen thun. Wollen Sie uns die Jagdbeute verkaufen, welche Sie da drüben niedergelegt haben? Ich bezahle sie Ihnen gut.«

»Das geht nicht, Sennor!« antwortete er erschrocken.

»Warum nicht?«

»Weil Sie das Fleisch nicht essen können.«

»Ich esse jedes Fleisch.«

»Auch das des Meerschweines, das den Europäern so sehr nach Thran schmeckt?«

»Wer sagt Ihnen, daß ich ein Europäer bin?«

»Ich sehe es Ihnen an.«

»Lieber Freund, Ihr Scharfblick beginnt mir beinahe unbehaglich zu werden. Vor Ihrem Auge scheint kein Geheimnis sicher zu sein. Wollen Sie uns das Fleisch verkaufen?«

Nach einigem Nachdenken antwortete er:

»Ich brauche es selbst sehr nötig.«

»Ein ganzes Wasserschwein, welches wohl einen Zentner wiegt, für zwei Personen? Wir wollen nur einige Stücke davon. Sie werden doch den guten Bruder Hilario nicht hungern lassen wollen!«

»Nein, nein! Aber Wasserschwein braucht er nicht zu essen. Ich habe gute, frische Fische daheim. Mein Weib hat sie gefangen.«

»Dennoch ziehen wir das Wasserschwein vor. Holen Sie es! «

»Nun, wenn Sie durchaus wollen, so muß ich freilich gehorchen. Ich bin gleich wieder da!«

Er entfernte sich. Als seine Schritte nicht mehr zu hören waren, sagte der Bruder leise:

»Wer hätte das gedacht! Er will uns betrügen!«

»Nicht betrügen, sondern nur täuschen,« antwortete ich. »Er sagt die Unwahrheit, um uns nützlich zu sein. Gar nicht weit von hier, da, zur linken Hand, befinden sich unsere Feinde.«

»Woher wissen Sie das?«

»Er hat es gesagt.«

»Ich hörte kein Wort!«

»Und ich habe meine Fragen so gesetzt, daß er mir es sagen mußte. Er hat kein Wasserschwein erlegt.«

»Sollte er auch da gelogen haben?«

»Ich bin überzeugt davon. Er wird es nicht bringen.«

»So straft er sich ja selbst Lügen!«

»Nein. Er wird eine Ausrede machen, vielleicht, daß der Jaguar gekommen ist.«

»So meinen Sie, daß er es mit unsern Feinden hält?«

»Ja, aber auch mit uns. Nun fragt es sich, was bei ihm schwerer wiegt, die Zuneigung für Sie oder der Vorteil, welcher ihm von den andern versprochen worden ist.«

»Ich hoffe das erstere.«

»Ich auch. Sollte das nicht sein, so werde ich noch eine kleine Drohung für uns in die Wagschale legen. Pst, er kommt!«

Es war ganz so, wie ich erwartet hatte: Er kam mit leeren Händen.

»Nun, wo haben Sie das Wasserschwein?« fragte ich im Tone der Enttäuschung.

»O, Sennor, habe ich nicht recht gehabt, als ich Sie zur Vorsicht mahnte? Der Jaguar war in der Nähe!«

»Was geht uns der Jaguar an?«

»Sehr viel. Er hat mein schönes Wasserschwein geholt! Ich beklage das sehr, da ich Ihnen nun nicht davon geben kann; aber es ist ein großes Glück dabei. Hätte er das Wasserschwein nicht gefunden, so wäre er hier über uns hergefallen. Wir wollen diesen Ort sofort verlassen!«

»Das hat keine Eile. Hat der Jaguar das Schwein gefressen, so ist er satt, daß er nach uns kein Verlangen trägt.«

»Aber sein Weibchen ist auch da!«

»Setzen Sie sich getrost noch einen Augenblick nieder! Ich hege die Ueberzeugung, daß der Jaguar so höflich und liebevoll gewesen ist, seine Sennora an der Mahlzeit teilnehmen zu lassen.«

»Herr, Sie sind sehr verwegen!«

»Nein, sondern ich lasse mir nur nicht leicht da bange machen, wo gar keine Gefahr vorhanden ist.«

Er setzte sich zögernd wieder nieder und meinte in mürrischem Tone:

»Ganz wie Sie wollen! Aber auf mich kommt keine Schuld, wenn ein Unglück geschieht. Wir sollten lieber sogleich aufbrechen.«

»Dazu bin ich unter der Bedingung bereit, daß Sie uns nicht flußauf-, sondern flußabwärts führen, weil wir überzeugt sind, daß wir dort ein gutes Essen finden werden.«

»Bei wem denn?«

»Beim Major Cadera und seinen Leuten.«

»Sennor, ich verstehe Sie nicht!«

»Mag sein. Um so besser aber habe ich Sie verstanden. Petro Aynas, Sie sind wirklich ein ganz schlechter Kerl!«

»Ich? Wie kommen Sie dazu, mich so zu beschimpfen?«

»Durch die Lügen, welche Sie uns vorgemacht haben.«

»Sennor, es ist kein unwahres Wort aus meinem Munde gekommen!«

»Schön! Sie behaupten, seit heute früh nicht daheim gewesen zu sein. Und doch waren Sie dort.«

»Keinen Augenblick!«

»Auch nicht, als der Major den Boten schickte, der Sie holen sollte?«

Er ließ aus Ueberraschung eine kurze Zeit verstreichen, bevor er antwortete:

»Davon weiß ich nichts.«

»Besinnen Sie sich! Es war ein Mann mit einer Lanze. Sie gingen mit ihm zur Hütte hinaus, damit Ihr Weib nicht hören sollte, was Sie mit ihm sprachen.«

»Sennor, ich – ich – ich weiß eben kein Wort davon. Ich war ja gar nicht daheim!«

»Und doch sagten Sie vorhin, daß Sie in der Hütte gewesen seien!«

»Das habe ich nicht gesagt. Ich habe stets nur behauptet, daß ich früh fort und seitdem bis jetzt nicht wieder heimgekommen bin!«

»Besinnen Sie sich! Sie waren doch da, als Ihre Frau kurz vor der Dämmerung die Fische brachte! Sie haben diese Fische selbst in die Lache gethan! Sie sagten uns das doch vorhin!«

»Sennor! – —«

»Nun, was? Verteidigen Sie sich!«

»Es war Scherz. Ich war nicht daheim. Ich habe keine Fische gesehen.«

»Ganz, wie Sie wollen! Ich mag Sie nicht zwingen, uns etwas zu sagen, was Sie uns verschweigen wollen. Aber dann müssen Sie auch klüger sein, als bisher und mir nicht alles sagen.«

»Was soll ich gesagt haben?«

»Daß der Major mit seinen Leuten da am Wasser liegt.«

»Davon habe ich nichts gesagt!«

»Pah! Ferner, daß diese Menschen heute abend bei Ihrer Hütte zu thun haben werden. Daß wir getötet werden sollen, Sie aber uns retten wollen, indem Sie uns von hier fortschaffen. Ist es nicht so?«

»Nein.«

»Mich mögen Sie immerhin belügen. Aber wollen Sie diese Unwahrheit auch dem guten Bruder Hilario gegenüber aufrecht erhalten?«

»Ich – ich – ich kann nicht anders!«

»Sie können anders, wenn Sie nur wollen.«

»Nein. Ich – ich – ich weiß von nichts, von geradezu gar nichts.«

»Ist das wirklich, wirklich wahr? Es ist das nun meine letzte Frage. Von der Art und Weise, wie Sie antworten, hängt die Art und Weise ab, wie ich mich dann zu Ihnen verhalten werde.«

»Es ist – wirklich wahr.«

»Nun gut! Haben Sie schon einmal so ein Ding gesehen?«

Ich hielt ihm meinen Revolver hin.

»Ja, Sennor!«

»So nehmen Sie sich vor demselben in acht, Petro Aynas!«

»Wollen Sie mir drohen? Das wird der Bruder nicht dulden!«

»Er will es gerade so haben, denn Sie belügen ihn!«

»Dann, Sennor, bedenken Sie, daß ich Ihren Revolver nicht zu fürchten brauche! Ich habe Waffen, welche noch gefährlicher sind, als er!«

»Jetzt noch – — jetzt aber nicht mehr!«

Zwischen den beiden „jetzt“ griff ich ihm rasch in den alten Zeugfetzen, welcher ihm als Gürtel diente, riß ihm denselben ab und schleuderte ihn mit samt dem Messer und dem kleinen Flaschenkürbis weit fort.

»Senn- —!«

Er wollte aufspringen und diesen lauten Ausruf ausstoßen; aber ich riß ihn neben mich nieder, kniete ihm auf die Brust und preßte ihm die Kehle zusammen.

»Um Gottes willen, Sie erwürgen ihn, Sennor!« sagte der Bruder, indem er meinen Arm faßte.

»Fällt mir nicht ein. Ihm geschieht kein Leid.«

»Ich garantiere Ihnen, daß er nichts Feindseliges unternimmt!«

»Ihr Wort in Ehren, Bruder, aber ich verlasse mich doch lieber auf mich selbst.«

»Ich verbürge mich für ihn!«

»Er hat Sie ja getäuscht. Wie können Sie da Bürge sein? Sie behaupteten, daß er Sie nie belügen werde, und doch hat er eine ganze, lange Reihe von Lügen aufgestellt!«

»Lassen Sie ihn wenigstens für einen Augenblick los!«

»Na, ja. Ich werde ihm nur erst die Hände zusammenbinden, und zwar auf dem Rücken. Oder vielmehr, Sennor Monteso mag dies thun.«

Während ich dem Indianer den Revolver vor die Nase hielt und ihm drohte, ihn augenblicklich zu erschießen, falls er einen lauten Schrei ausstoße, band ihm der Estanziero mit meinem Taschentuche die Hände. Der liebe, aufrichtige Petro Aynas sagte kein Wort; er holte nur tief Atem. Er war im höchsten Grade eingeschüchtert. Nun lag er am Boden, blickte voller Angst im Kreise umher und bat endlich den Bruder mit fürsorglich gedämpfter Stimme:

»Retten Sie mich, Bruder! Der Germano ist schrecklich!«

»Woher weißt du denn, daß er ein Germano ist?«

»Man sagte es mir.«

»Wer denn?«

»Das darf ich nicht sagen.«

»Hast du es geschworen?«

»Nur versprochen.«

»Ein Versprechen, welches ein Unrecht enthält, darf man nicht halten.«

»Aber dieser Germano ist ein Mörder, Dieb und Räuber!«

»Gewiß nicht!«

»Er will die Banda oriental nach Brasilien verraten!«

»Das fällt ihm gar nicht ein. Willst du denen, welche dich in dieser Weise belogen haben, mehr glauben, als mir?«

 

»Sie machen mir keine Lügen, Bruder, das weiß ich. Aber vielleicht werden Sie selbst von ihm getäuscht?«

»Das ist nicht der Fall, Petro. Diesen Germano kenne ich noch genauer, als dich. Er will zu den Indianern, um ihnen Gutes zu thun und ihnen Geschenke zu bringen. Man hat dich grauenhaft belogen. Die Leute, welche dich vor ihm gewarnt haben, sie sind Diebe, Räuber und Mörder.«

»Sollte das wahr sein?«

»Ja. Nicht wahr, es sind Reiter?«

»Ueber fünfzig, mit noch mehr Pferden.«

»Diese Pferde haben sie gestern einem armen, alten Ranchero gestohlen und ihm dann dazu das Haus verbrannt.«

»Bruder, ist‘s möglich!«

»Es ist so, wie ich dir sage. Befinden sich nicht zwei Gefangene bei ihnen?«

»Mehrere!«

»Ah! Sollten noch andere dazu gekommen sein?«

»Erst hatten sie weniger; die andern haben sie heute festgenommen.«

»So! Die beiden ersten sind der Bruder und Sohn dieses Sennor, welcher an meiner Seite sitzt. Man hat sie geraubt, um ein großes Lösegeld zu erpressen.«

Der Indianer schüttelte erstaunt den Kopf. Der Bruder Jaguar fuhr fort:

»Und diesen Germano wollten sie an einen Baum binden und erschießen, obgleich er ihnen nicht das Geringste zuleid gethan hatte. Diejenigen, denen du vertrautest, sind die Missethäter. Wir aber haben sie verfolgt, um ihnen ihre Gefangenen abzunehmen.«

»Sie wollen das thun? Sie selbst wollen dabei helfen?«

»Ja, Petro.«

»Dann glaube ich, daß dieser Germano ein guter, ehrlicher Mann ist, und daß auch die Gefangenen keine Missethäter sind. Sie, Bruder, werden keine Räuber und Mörder befreien wollen!«

»Nein, gewiß nicht. Jetzt also hast du Vertrauen zu uns?«

»Ja. Binden Sie mich los! Ich helfe Ihnen.«

»Willst du mir das versprechen? Willst du nichts gegen uns unternehmen?«

»Ich bin Ihr Freund und werde nur thun, was Sie wollen!«

»Dann sollen Sie wieder frei sein,« sagte ich jetzt zu ihm, indem ich mein Taschentuch von seinen Händen löste. Er richtete sich in sitzender Stellung auf, reichte mir die Hand und sagte:

»Ich danke Ihnen, Sennor! Ich habe auf Sie geschossen, und Sie haben mich fast erwürgt. Wir sind also quitt.«

»Noch nicht. Bei Ihnen war es Ernst, mich zu töten; ich aber hielt Ihnen die Kehle nur in der Absicht zu, Sie am Schreien zu verhindern; erwürgen wollte ich Sie nicht.«

»So vergeben Sie mir!«

»Gern, denn ich hoffe, daß Sie Ihren Fehler gutmachen werden. Vor allen Dingen, gestehen Sie ein, daß der Major sich hier flußabwärts in der Nähe befindet?«

»In zehn Minuten ist man dort.«

»Hat er Wachen ausgestellt?«

»Ja.«

»Aber Patrouillen sendet er nicht aus?«

»Nein. So lange man uns nicht hört, wird keiner seiner Leute hierher kommen.«

»So sind wir also sicher, und Sie mögen uns erzählen, wie Sie dazugekommen sind, der Beschützer dieser Menschen zu werden.«

»Ja, ich will alles erzählen, Sennor! Und da muß ich bei dem Manne anfangen, welcher vor ungefähr einer Woche bei mir war, um sich nach den Holzflößen zu erkundigen.«

»Zu welchem Zwecke that er das?«

»Das wußte ich nicht. Er fragte, ob ich die Ufer des Flusses genau kenne, und als ich das bejahte, erkundigte er sich, ob es hier eine Stelle gebe, welche einsam liege und an welcher doch zuweilen die Flöße anlegen.«

»Giebt es eine solche?«

»Ja. Unterhalb derselben ist der Strom sehr reißend,– so daß das Flößen gefährlich wird. Man darf nur bei vollem Tageslichte und mit frischen Kräften dort fahren.

Darum pflegen die Flößer vor dem Einbruch des Abends ihre Flöße dort anzulegen, nämlich oberhalb der gefährlichen Strömung, um den Morgen abzuwarten.«

»Ist die Anlegestelle weit von hier?«

»Nein. Sie befindet sich eben da, wo jetzt die Reiter lagern, vielleicht zehn Minuten abwärts von hier.«

»Hat diese Stelle einen Namen?«

»Ja. Es liegt eine Halbinsel da, welche man die Peninsula del Jacare (* Alligatorenhalbinsel.), nennt.«

»Nicht del crocodilo?«

»Nein. Diese letztere Halbinsel liegt da vor uns.«

»Hm! So muß eine Verwechslung stattgefunden haben, denn wir hörten, daß die Reiter an der Peninsula del crocodilo lagern würden.«

»Der Ihnen das sagte, hat Krokodil mit Alligator verwechselt.«

»Sonderbar, daß diese beiden Halbinseln, welche so ähnliche Namen haben, so nahe beieinander liegen!«

»Die Peninsula del Jacaré geht sehr seicht in das Wasser, und dort halten sich in einer Bucht zahlreiche Alligatoren auf.

Die schmale Halbinsel hier aber hat die Gestalt eines Krokodiles; daher ihr Name.«

»Aber ein Geheimnis birgt diese Halbinsel doch und Sie wissen es.«

»Wie kommen Sie zu dieser Meinung?«

»Ich habe gehört, daß Sie von dieser Insel nicht gern sprechen.«

»Das ist wahr. Ich habe meine Gründe dazu, die aber niemanden etwas angehen.«

»Ich habe auch nicht die Absicht, in dieses Geheimnis einzudringen. Wir interessieren uns nur für die Halbinsel del Jacaré. Sie haben wohl heute erst erfahren, welchen Zweck jener Mann mit seiner Erkundigung verfolgte?«

»Ja, erst heute.«

»Ist inzwischen etwas geschehen?«

»Nein. Aber heute früh kam der Mann wieder, und zwar zu Pferde. Sein Tier war ermüdet und ganz abgehetzt. Er ließ es im Walde fressen und setzte sich am Ufer der Halbinsel nieder und beobachtete die Schiffe und Flöße, welche hier vorüberkamen.«

»Was sagte er?«

»Er sagte, daß Latorre eine Schar seiner Reiter senden werde, welche hier über den Fluß wollen. Sie hätten sehr gefährliche Gefangene bei sich, und ich solle mit Achtung geben, daß dieselben nicht entfliehen könnten.«

»Gingen Sie darauf ein?«

»Nein, denn mich interessierte die Sache ja gar nicht. Ich legte mich in meiner Hütte nieder, um den ganzen Nachmittag zu schlafen. Am späten Nachmittag aber kam einer, mich zum Major Cadera zu holen. Dieser lagerte mit seinen Reitern auf der Halbinsel. Er bot mir ein Goldstück, wenn ich mit dafür sorgen wolle, daß die beiden Gefangenen, welche er bei sich hatte, nicht entfliehen könnten. Und darauf ging ich ein, denn ein Goldstück ist viel, sehr viel für mich.«

»Aber das konnte Sie doch nicht veranlassen, auf mich zu schießen!«

»Das nicht, aber ein anderes. Er erzählte mir nämlich, einer seiner Leute habe mehrere Räuber belauscht, welche von der Peninsula del crocodilo gesprochen und den Entschluß gefaßt hätten, dieselbe zu untersuchen.«

»Haben Sie eine solche Untersuchung zu befürchten?«

»Unter Umständen, ja.«

»Sie haben ein Geheimnis dort. Der Fluß bildet die Grenze. Sind Sie vielleicht Pascher?«

»Ich könnte ja oder auch nein sagen, um Sie irre zu führen. Ich höre, daß Sie unsre Verhältnisse nicht kennen, und will Ihnen nur sagen, daß man auf der Halbinsel etwas finden könnte, dessen Verlust mir sehr schaden würde.«

»Wie konnte der Major davon wissen?«

»Das frage ich mich auch. Vielleicht habe ich gegen seinen ersten Boten ein Wort fallen lassen, ein unvorsichtiges Wort, aus welchem er auf das Uebrige geschlossen hat.«

»Sollte denn ich mit zu den Räubern gehören?«

»Sie sollten der Anführer sein und mein ganzes Geheimnis kennen. Der Major beschrieb Sie mir so genau, daß ich Sie selbst beim Mondenscheine erkennen mußte. Er sagte mir, daß einer Ihrer Leute wahrscheinlich als Bruder verkleidet sei. Wie viele Männer Sie mitbringen würden, das wisse er nicht, sicher aber sei, daß Sie, wenn Sie überhaupt kämen, morgen oder übermorgen hier eintreffen würden.«

»Wie klug! Er hatte mit der Möglichkeit zu rechnen, daß wir ihn verfolgen würden, und ersann das Märchen, um Sie auf uns zu hetzen.«

»Das ist wohl wahrscheinlich. Heute abend nun strich ich hier am Flusse auf und ab, gleich vom Beginn der Dunkelheit an, von einer Halbinsel zur andern. Ich hatte mit auf die Gefangenen aufzupassen und dachte auch an die Räuber, welche zu mir kommen wollten. Drüben, jenseits des Sumpfes, blieb ich einmal stehen und schaute herüber nach dem Crocodilo. Da sah ich Sie sitzen. Der Mond schien in Ihr Versteck; ich konnte acht Männer zählen und erkannte auch den Germano, welcher der Anführer der Bande war, die mich berauben und sogar die Banda oriental an Brasilien verraten wollte.«

»Solchen Unsinn haben Sie sich vormachen lassen!«

»Ich glaubte es, Sennor.«

»So sind Sie wohl ein sehr loyaler Unterthan?«

»Nur wie jeder andere auch. Wo es mir wohl geht, da bleibe ich.«

»Oder hassen Sie Brasilien?«

»Sehr! Ich habe schlimme Zeiten dort verlebt.«

»Haben Sie das gegen den Major erwähnt?«

»Ja, denn er fragte mich, zu welcher Partei ich gehöre.«

»Der Schlaukopf. Er hat sich Ihren Haß zu nutze gemacht und Ihnen den ganz heidenmäßigen Bären aufgebunden, daß ich ein brasilianischer Agent sei. Weiter! Also, Sie sahen uns sitzen?«

»Ja. Ich sagte mir, daß Sie in dem Besitz meines Geheimnisses seien, welches Sie mir entreißen wollten. Waren Sie tot, so hatte ich nichts zu befürchten. Ich steckte einen Pfeil in das Rohr, legte auf Sie an und schoß. Ich hatte auf Ihr Gesicht gezielt, aber die Entfernung nicht genau berechnet; sie war zu groß; darum senkte sich der Pfeil und traf Sie an der Brust.«

»Was ein Glück für mich und auch für Sie ist, denn ehe ich gestorben wäre, hätte meine Kugel Sie getroffen.«

»Das war unmöglich. Sie wußten ja nicht, wo ich mich befand?«

»Das wußte ich genau. Sie befanden sich in der Richtung, aus weicher der Pfeil gekommen war. Er steckte fest im Leder und zeigte die Richtung an. Schauen Sie hinüber, jenseits des Sumpfes! Sehen Sie den schmalen Busch, welcher sich aus dem Schilf erhebt?«

»Ja.«

»Nach diesem Busch hätte ich meine Kugeln gesandt.«

»Dios! Dahinter steckte ich!«

»Sehen Sie! Ich hätte auf die halbe Höhe des Busches gezielt, denn ich nahm an, daß Sie dort knieen würden, um den Erfolg Ihres Pfeilschusses zu beobachten.«

»Das ist richtig. Sennor, Sie hätten mich gerade in den Kopf getroffen! Es ist wahr, Sie sind ein entsetzlicher Mann!«

»Sagte das der Major?«

»Ja. Er riet mir die äußerste Vorsicht an, denn Sie seien ein wahrer Teufel. «

»Er freilich konnte keinen Engel in mir finden. Die Hauptsache ist, daß Sie mich nicht verwundet haben.«

»Ich bin jetzt ganz glücklich darüber. Wie erschrak ich, als ich dann den Pfiff hörte, welchen nur meine Freunde kennen. Es befand sich einer von ihnen bei Ihnen, und Sie konnten also doch wohl nicht in feindlicher Absicht hierher gekommen sein.«

»So sind wir also einig und haben Frieden geschlossen. Nun zu der Hauptsache. Sie sprachen von Gefangenen, welche der Major hier gemacht hat. Was sind das für Leute?«

»Die acht Personen des Floßes, welches am Nachmittag an der Halbinsel anlegte, um morgen weiter zu fahren.«

»Es wundert mich, daß er Gewalt gebraucht hat. Hätte er sie bezahlt, so hätten sie ihm wohl gern seinen Willen gethan.«

»Es handelte sich nicht um die Bezahlung, sondern um die Zeit. Er weiß noch nicht, wann er hinüber kann, ob morgen oder erst später. Er erwartet jemand, bis dahin sollen die Flößer warten. Sie weigerten sich aber, dies zu thun, weil sie da den hohen Lohn nicht bekommen, welchen die Fremden ihnen versprochen haben.«

»Fremde sind bei ihnen?«

»Zwei.«

»Aus welchem Lande sind sie?«

»Ich weiß es nicht. Sie sprechen ein Mischmasch von Spanisch und einer andern Sprache, welche ich nicht verstehe.«

»Wie sind sie gekleidet?«

»Blau, fast wie Seeleute. Der eine hat einen Hut mit einer so breiten Krempe, wie ich noch keine gesehen habe. Gerade dieser hat sich so giftig gegen den Major benommen, daß dieser höchst zornig auf ihn geworden ist. Beide haben sich gewehrt wie die Elefanten und konnten nur durch die große Uebermacht überwunden werden. Viele der Reiter haben Beulen und Flecke davongetragen.«

»Brave Kerls! Wir machen sie frei.«

»Das ist unmöglich!«

»Pah! Zwei alte und acht neue Gefangene, macht zehn. Wir sind acht Mann, das ergiebt in Summa achtzehn Mann, wobei Sie noch nicht gerechnet sind.«

»Ich helfe mit, Sennor!«

»So sind es neunzehn gegen fünfzig, immerhin kein ganz schlimmes Verhältnis. Uebrigens sollen Sie das Goldstück, welches der Major Ihnen geboten hat, nicht einbüßen, denn —«

»Ja, er soll es nicht einbüßen,« fiel der Estanziero ein. »Wenn es uns wirklich gelingt, meinen Bruder und meinen Sohn zu befreien, so zahle ich zehn Goldstücke an Petro Aynas.«

»Ist‘s wahr, Sennor?« fragte der Indianer, vor Freude viel lauter, als die notwendige Vorsicht es gestattete.

»Ja, ich zahle Ihnen sogar zwanzig!«

»Welch ein Glück! Halten Sie aber auch Wort?«

 

»Ich versichere es auf meine Ehre.«

»Dann bin ich mit hundert Freuden bereit, bei der Befreiung mitzuwirken! Sennor, nehmen Sie meine Hilfe an?«

Diese Frage war an mich gerichtet. Darum antwortete ich:

»Ja; aber ich stelle die Bedingung, daß Sie genau nach meiner Weisung handeln.«

»Natürlich! Ich werde nichts, gar nichts thun, was Sie nicht wollen.«

»Gut. Vielleicht müssen Sie die Hauptrolle übernehmen. Wollen Sie uns nun den Ort beschreiben, an welchem die Gefangenen sich befinden! Ist die Halbinsel lang und breit?«

»Zweihundert Schritte breit und vielleicht doppelt so lang. «

»Mit Bäumen besetzt?«

»Nur mit Bäumen. Sträucher giebt es nicht mehr, denn die Flößer, welche hier seit Jahren übernachteten, haben das Unterholz entfernt, um guten Platz zu erhalten.«

»Wie sind die Posten aufgestellt?«

»Da, wo die Halbinsel an das Ufer stößt, stehen vier Soldaten, je fünfzig Schritte auseinander. Sie sperren also die Halbinsel von dem Lande ab. Es kann niemand hindurch, zumal beim Mondenscheine. Höchstens könnte meine Daya es fertig bringen, sich auf die Peninsula zu schleichen. Sie versteht das wie eine Schlange.«

Ich wollte indessen die Indianerin für einen solchen Zweck nicht benützen und antwortete:

»Ich bringe es auch fertig, und darum denke ich, daß —«

»Sie?« unterbrach er mich. »Das ist unmöglich, Sennor!«

»Er bringt es viel leichter und besser fertig, als Daya,« nickte ihm der Bruder zu. »Ich weiß es sehr genau. Wir brauchen deine Daya nicht.«

»Haben sie ein Feuer auf der Insel brennen?« fragte ich.

»Zwei sogar. Sie braten daran das Fleisch, welches sie mitgebracht haben.«

»Es ist gestohlenes. Und wo befinden sich die Gefangenen?«

»Sie sind mit dem Rücken an Bäume gebunden, und zwar so weit auseinander, daß sie nicht heimlich miteinander reden können. Der Major sprach aber davon, daß er sie zu größerer Sicherheit auf das Floß bringen und obendrein auch bewachen lassen werde. Das wäre wohl sehr unangenehm für uns?«

»Nein. Ob wir sie vom Lande oder vom Floße holen, ist im allgemeinen gleich schwer. Die größere Schwierigkeit des einen vor dem andern liegt nur in den nebensächlichen Hindernissen, welche zu überwinden sind. Darum ist es notwendig, daß ich mir die Sache einmal selbst anschaue.«

»Sennor, was denken Sie! Das ist unmöglich!« sagte der Indianer. »Man wird Sie unbedingt ergreifen!«

»Unsinn! Einen Mann, welcher zwei Revolver mit zwölf Schüssen hat, zu ergreifen, das fällt keinem Menschen ein, und diesen Kerlen am allerwenigsten.«

»Bedenken Sie: Fünfzig gegen einen und bei Mondschein.«

»Diese Fünfzig sehen mich gar nicht und der Mondschein schadet nicht. Mein helles Ledergewand sticht nicht von der Farbe des Schilfes ab. Ich wage nicht das mindeste dabei.«

»Nun, ich habe Ihnen nichts zu befehlen, aber ich bin überzeugt, daß Sie in Ihr Verderben rennen. Und durch Ihre Anwesenheit verraten Sie diejenige Ihrer Gefährten.«

»Haben Sie nur keine Sorge. Sie werden mich jetzt so weit begleiten, bis ich die Halbinsel von weitem sehe. Das weitere überlassen Sie dann mir.«

»Sie befehlen mir das, und ich gehorche; aber ich habe Sie gewarnt!«

Auch die andern forderten mich auf, möglichst vorsichtig zu sein, eine sehr überflüssige Bitte, da mein eigenes Interesse mir schon gebot, mich nicht in allzu große Gefahr zu begeben.

Der Indianer führte mich fort. Ich wußte jetzt, daß ich ihm Vertrauen schenken könne, dennoch aber behielt ich jede seiner Bewegungen im Auge. Wir kamen über eine kurze, ziemlich sumpfige Strecke; dann standen wir am Ufer der Bucht, welche sich zwischen den beiden Halbinseln del crocodilo und del Jacaré hereinzog, Ich schickte den Führer zurück und überschaute das Terrain. Da ich im Schatten einer Mimose stand, konnte mich niemand sehen, obgleich der Mond seinen vollen Glanz über die Bucht ausbreitete. Das Floß befand sich hier nicht. Es mußte jenseits des Jacaré verankert sein. Die Halbinsel selbst erstreckte sich wie eine sanfte Böschung nach dem Wasser herab. Das Licht der beiden Feuer, welche unter den Bäumen brannten, zuckte in brillanten Blitzen unter den dunkeln Wipfeln hin. Menschen waren nicht zu sehen.

Ich konnte zwei Wege einschlagen. Der eine führte rechts unten am Ufer hin. Meine Kleidung konnte da von dem angespülten Geröll gar nicht unterschieden werden. Dann kam ich aber vielleicht dem ersten Posten zu nahe, welcher nach der Aussage des Indianers da stehen mußte, wo die Grundlinie der Halbinsel vom Ufer aus nach dem korrespondierenden Punkte der andern Seite führte. Der zweite Weg ging in einiger Entfernung vom Ufer parallel mit demselben durch Schilf und Büsche hin und war weniger gefahrvoll, und darum schlug ich ihn ein.

Ich hatte ungefähr an die hundert Schritte kriechend zurückzulegen, was keine Anstrengung bedeutete. Ich gab mir keine Mühe, Geräusch zu vermeiden, denn die Kerle, welche ich vor mir hatte, besaßen nicht die Augen und Ohren erfahrener Prairiemänner. Bald lag ich am Boden, gerade gegenüber dem Punkte, an welchem die Halbinsel begann. Ungefähr dreißig Schritte von mir entfernt sah ich einen Kerl an einem Baume lehnen. Es war der erste Posten.

Ich kroch nun etwas vorsichtiger weiter und gewahrte auch den zweiten, dritten und vierten Posten. Sie standen in der von dem Indianer angedeuteten Entfernung auseinander und schienen ihrer schläfrigen Haltung nach alles in der Welt angenehmer zu finden, als das Wachestehen.

Nun fragte ich mich, ob es geraten Sei, mich zwischen zweien von ihnen hindurchzuschleichen. Ich getraute mir wohl, es fertig zu bringen. Aber erst, wenn ich hindurch war, begann die Gefahr. Wenn sie gegen das Feuer blickten, mußten sie mich unbedingt bemerken. Das sagte ich mir sehr wohl. Lieber kroch ich noch eine Strecke weiter, um nach dem Floße zu sehen. Es lag jenseits der Halbinsel und war doppelt verankert, einmal an der Spitze der Halbinsel und das andere Mal an einem abwärts liegenden Punkte des Ufers. So entstand ein Dreieck, dessen Linien von der Halbinsel, dem Floße und dem Ufer gebildet wurden. Das Floß war ziemlich groß. Auf der Mitte desselben war eine Bretterhütte erbaut, bei welcher zwei Männer standen. Indem ich diese beobachtete, entfernten sie sich langsam von der Hütte nach demjenigen Teile des Floßes, welcher an das Ufer stieß. Sollten sie, oder wenigstens einer von ihnen, dort an das Land steigen wollen? Das mußte ich schleunigst benützen, aber sehr schnell, wenn ich nicht zu spät kommen wollte.

Ich kroch rasch weiter, bis ich aus den Augen des vierten Postens war, richtete mich dann auf und rannte dem Ufer parallel, immer Deckung vor den beiden suchend, welche mich sonst wohl erblicken konnten.

Gegenüber der Stelle angekommen, an welcher das hintere Ende des Floßes am Ufer saß, bückte ich mich nieder und kroch näher. Es gab da ein Gewirr von hohem Pampasgras und Schilf. Es gelang mir, da hineinzukommen und es mir bequem zu machen. Ich lag höchstens fünf Schritte vom Floße entfernt.

Keine Minute war ich zu früh gekommen, denn kaum hatte ich mich überzeugt, daß mein Körper vollständig verborgen sei, so kamen die beiden Männer auch schon über das letzte Feld des Floßes nach dem Ufer zu.

Welche Freude! Der eine war der Major! Er hatte die Absicht, das Floß zu verlassen und sich von da aus nach der Halbinsel zurückzubegeben. Der andere schien, seiner Haltung nach, auf dem Floße zurückbleiben zu wollen. Vielleicht hatte er die Wache auf demselben.

Als der Major das Ufer erreichte, blieb er stehen und sagte:

»Also, die Gefangenen werden lang auf die Stämme gebunden, wo sie bis früh zu liegen haben. Du beaufsichtigst die Wächter. Entkommt ein einziger, so ist dir eine Kugel sicher. Melde das vorn!«

Der Mann drehte sich um und ging nach dem vordern Teile des Floßes zurück. Mir kam ein verwegener Gedanke. Wie, wenn ich mich des Majors bemächtigte!

Ich sah nach der Halbinsel. Von dort aus konnte man nichts sehen, da die Stelle des Ufers, an welcher der Major stand, ein wenig rückwärts trat. Der einzige Zeuge konnte der Mann sein, welcher jetzt den Major verlassen hatte. Aber ich schloß aus seinem eiligen Gange, daß er sich nicht nach uns umdrehen werde. So schnell, wie der Gedanke gekommen war, so schnell wurde derselbe ausgeführt. Noch stand der Major am Ufer und sah dem Manne nach, da erhob ich mich aus meinem Verstecke. Das that ich nicht etwa langsam und vorsichtig, denn Geräusch war gar nicht zu vermeiden, sondern ich schoß blitzschnell aus dem Schilfe auf und stand mit einem Satze hinter dem Major.

Er drehte sich um. Der Mond erleuchtete sein Gesicht. Ich hatte ihn augenblicklich fassen und niederschlagen wollen, aber ich sah sogleich, daß das nicht nötig war. Sein Gesicht wurde erst leichenblaß, dann schoß ihm das Blut in den Kopf. Er taumelte vor Schreck. Er wollte schreien und brachte doch keinen Laut hervor, als sei ihm der Wille und auch die Bewegungsfähigkeit abhanden gekommen. Er hatte den Mund offen, aus welchem nun endlich einige Stammellaute hervorquollen. Schnell hatte ich mein Taschentuch da und stieß es ihm in den Mund, und ebenso schnell riß ich mir den Lasso los und schlang ihm denselben um die herabhängenden Arme. Noch nie hatte ich ein solches verkörpertes Bild des Schreckens gesehen, wie der Major es jetzt bot. Nun machte er endlich eine Bewegung der Gegenwehr, aber es war zu spät. Mein Lasso hielt ihm bereits die Arme fest an den Leib.