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Durch die Wuste

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Märgi loetuks
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

Diese Worte waren laut genug gesprochen, um von allen gehört zu werden. Ich wollte nur drohen. Dann sandte ich Halef von einem Zelte zum andern, um sämtliche Greise herbeizuführen; die fünfzehn Knaben brauchte ich nicht. Es dauerte lange, bis die Alten beisammen waren; sie hatten sich versteckt und kamen nur mit Zittern und Zagen herbei. Als sie in ängstlicher Erwartung um mich herum saßen, begann ich die Unterhaltung.

»Habt ihr die Tätowierung meiner Leute auch gesehen?«

»Ja, Herr.«

»So habt ihr ihren Stamm erkannt?«

»Ja. Es sind Haddedihn, Herr.«

»Wo sind eure Krieger?«

»Du wirst es wissen, Herr.«

»Ja, ich weiß es, und ich will es euch sagen: Alle sind gefangen von den Haddedihn, und nicht ein einziger ist entkommen.«

»Allah kerihm!«

»Ja, Allah möge ihnen und euch gnädig sein!«

»Er lügt!« flüsterte einer von ihnen, dem das Alter den Mut noch nicht geknickt hatte.

Ich drehte mich zu ihm:

»Du sagst, daß ich lüge? Dein Haar ist grau, und dein Rücken beugt sich unter der Last der Jahre; daher will ich dir die Worte verzeihen. Warum meinst du, daß ich dich belüge?«

»Wie können die Haddedihn drei ganze Stämme gefangen nehmen?«

»Du würdest es glauben, wenn du wüßtest, daß sie nicht allein gewesen sind. Sie waren mit den Abu Mohammed und den Alabeïde verbunden. Sie wußten alles, und als ich von euren Kriegern gefangen genommen wurde, kam ich von den Abu Mohammed, wo ich gewesen war, um den Krieg mit ihnen zu besprechen. Im Wadi Deradsch haben wir die Euren empfangen, und es ist kein einziger entkommen. Hört, welchen Befehl ich gebe!«

Ich trat unter den Eingang des Zeltes, in welchem wir uns befanden, und winkte Halef herbei.

»Reite zurück, und hole die gefangenen Abu Hammed herbei!«

Sie erschraken jetzt wirklich, und der Alte fragte:

»Ist es möglich, Herr?«

»Ich sage die Wahrheit. Die sämtlichen Krieger eures Stammes sind in unserer Hand. Entweder werden sie getötet oder ihr bezahlt das Lösegeld, welches für sie gefordert wird.«

»Auch Scheik Zedar Ben Huli ist gefangen?«

»Auch er.«

»So hättest du wegen des Lösegeldes mit ihm reden sollen!«

»Ich habe es getan.«

»Was sagte er?«

»Er will es zahlen und hat mir vierzig von euren Leuten mitgegeben, welche jetzt kommen, um es zu holen.«

»Allah schütze uns! Wie hoch ist es?«

»Das werdet ihr hören. Wie viel Stück zählen eure Herden?«

»Wir wissen es nicht!«

»Ihr lügt! Ein jeder kennt die Zahl der Tiere, welche seinem Stamm gehören. Wie viel Pferde habt ihr?«

»Zwanzig, außer denen, die mit in den Kampf gezogen sind.«

»Diese sind für euch verloren. Wie viele Kamele?«

»Dreihundert.«

»Rinder?«

»Zwölfhundert.«

»Esel und Maultiere?«

»Vielleicht dreißig.«

»Schafe?«

»Neuntausend.«

»Euer Stamm ist nicht reich. Das Lösegeld wird betragen: zehn Pferde, hundert Kamele, dreihundert Rinder, zehn Esel und Maultiere und zweitausend Schafe.«

Da erhoben die Alten ein fürchterliches Wehegeheul. Sie taten mir allerdings sehr leid, aber ich konnte ja nichts ändern, und wenn ich diese Ziffern mit denen verglich, welche unter andern Verhältnissen aufgestellt worden wären, so fühlte ich mich in meinem Gewissen vollständig beruhigt. Um nun dem Jammergeschrei ein Ende zu machen, rief ich in etwas barschem Tone:

»Still! Scheik Zedar Ben Huli hat es genehmigt.«

»Wir können so viel nicht geben!« lautete die Antwort.

»Ihr könnt es! Was man geraubt hat, das kann man sehr leicht wieder hergeben!«

»Wir haben nichts geraubt. Warum willst du uns für Haremi[163] halten?«

»Seid still! Wurde ich nicht selbst von euch angefallen?«

»Es geschah zum Scherze, Herr!«

»Dann treibt ihr einen gefährlichen Scherz. Wie viele Weideplätze habt ihr?«

»Sechs.«

»Auch auf Inseln?«

»Ja.«

»Auch auf der Insel, bei welcher vorhin eure jungen Männer waren?«

»Nein.«

»Man sagte mir doch, daß sie dort die Herden weideten! Ihr habt den Mund ganz voller Unwahrheit! Wer befindet sich auf dieser Insel?«

Sie sahen sich verlegen an; dann antwortete der Sprecher:

»Es sind Männer da.«

»Was für Männer?«

»Fremde.«

»Wo sind sie her?«

»Wir wissen es nicht.«

»Wer weiß es sonst?«

»Nur der Scheik.«

»Wer hat diese Männer zu euch gebracht?«

»Unsere Krieger.«

»Eure Krieger! Und nur der Scheik weiß es, wo sie her sind? Ich sehe, daß ich von euch dreitausend Schafe verlangen muß – statt zweitausend! Oder wollt ihr nicht lieber sprechen?«

»Herr, wir dürfen nicht!«

»Warum nicht?«

»Der Scheik würde uns bestrafen. Sei barmherzig mit uns!«

»Ihr habt recht; ich will euch diese Verlegenheit ersparen.«

Da kam es zwischen den Zelten herangetrabt: es waren die Gefangenen mit ihrer Bedeckung. Bei diesem Anblick erhob sich, ohne daß sich jemand sehen ließ, in allen Zelten ein großes Klagegeschrei. Ich stand auf.

»Jetzt könnt ihr sehen, daß ich die Wahrheit gesprochen habe. Vierzig von euren Kriegern sind da, um das Lösegeld zu holen. Geht jetzt in die Zelte, und holt alle Bewohner des Lagers hinaus vor dasselbe; es soll ihnen nichts geschehen, aber ich habe mit ihnen zu reden.«

Es machte einige Mühe, diese Menge von Greisen, Frauen und Kindern zu versammeln. Als sie beisammen waren, trat ich zu den Gefangenen:

»Seht hier eure Väter, eure Mütter, Schwestern und Kinder! Sie sind in meiner Hand, und ich werde sie gefangen fortführen, wenn ihr den Befehlen ungehorsam seid, die ihr jetzt erhaltet. Ihr habt sechs Weideplätze, die alle in der Nähe sind. Ich teile euch in sechs Haufen, von denen sich ein jeder unter der Aufsicht meiner Krieger nach einem der Plätze begibt, um die Tiere hierher zu treiben. In einer Stunde müssen alle Herden hier beisammen sein!«

Wie ich gesagt hatte, so geschah es. Die Abu Hammed verteilten sich unter der Aufsicht der Haddedihn, und nur zwölf Männer behielt ich von den letzteren zurück. Bei ihnen war Halef.

»Ich werde mich jetzt entfernen, Halef,« sagte ich ihm.

»Wohin, Sihdi?« fragte er.

»Nach der Insel. Du wirst hier auf Ordnung sehen und dann später die Auswahl der Tiere leiten. Sorge dafür, daß diesen armen Leuten nicht bloß die besten genommen werden. Die Ausscheidung soll gerecht geschehen.«

»Sie haben es nicht verdient, Sihdi!«

»Aber ich will es so. Verstehst du, Halef?«

David Lindsay kam heran.

»Habt Ihr gefragt, Sir?«

»Noch nicht.«

»Nicht vergessen, Sir!«

»Nein. Ich habe Euch wieder einen Posten anzuvertrauen.«

»Well! Welchen?«

»Seht darauf, daß keine dieser Frauen entflieht!«

»Yes!«

»Wenn eine von ihnen Miene macht, davon zu laufen, so – – —«

»Schieße ich sie nieder!«

»O nein, Mylord!«

»Was denn?«

»So laßt Ihr sie laufen!«

»Well, Sir!«

Diese zwei Worte brachte er heraus, aber den Mund brachte er nicht wieder zu. Ich war übrigens fest überzeugt, daß schon der bloße Anblick von Sir David Lindsay den Frauen jede Absicht zur Flucht benehmen werde. In seinem karierten Anzuge mußte er ihnen wie ein Ungeheuer vorkommen.

Jetzt nahm ich zwei Haddedihn mit mir und schritt dem Flusse zu. Hier hatte ich die vierte Insel vor mir. Sie war lang und schmal und mit dichtem Rohr bewachsen, welches die Höhe eines Mannes weit überragte. Ich konnte kein lebendes Wesen erblicken, aber sie barg ein Geheimnis, das ich unbedingt ergründen mußte. Daß ich keinen der Abu Hammed mitgenommen hatte, war geschehen, um niemand für spätere Zeit in Schaden zu bringen.

»Sucht nach einem Floß!« gebot ich den beiden.

»Wohin willst du?«

»Nach dieser Insel.«

»Emir, das ist nicht möglich!«

»Warum?«

»Siehst du nicht die reißende Strömung zu ihren beiden Seiten? Es würde jedes Floß an ihr zerschellen.«

Der Mann hatte recht, aber dennoch hegte ich die Ueberzeugung, daß irgend ein Verkehr zwischen dem Ufer und dieser Insel stattfinden müsse, und als ich schärfer hinblickte, bemerkte ich, daß an ihrer oberen Spitze das Rohr niedergetreten war.

»Blickt dahin! Seht ihr nicht, daß dort Menschen gewesen sind?«

»Es scheint so, Emir.«

»So muß auch ein Fahrzeug vorhanden sein.«

»Es würde zerschellen; das ist sicher!«

»Sucht!«

Sie gingen nach rechts und links am Ufer hinab und hinauf, kehrten aber unverrichteter Sache zurück. Jetzt suchte ich selbst mit, lange vergeblich. Endlich aber entdeckte ich – – zwar kein Floß und keinen Kahn, aber eine Vorrichtung, deren Zweck mir sofort einleuchtete. An den Stamm eines Baumes, welcher oberhalb der Insel hart am Wasser stand, war ein langes, starkes Palmfaserseil befestigt. Das eine Ende desselben schlang sich um den Stamm, das Seil selbst aber war unter dem daneben wuchernden dichten Gestrüpp versteckt. Als ich es hervorzog, zeigte sich an dem andern Ende ein jetzt zusammengesunkener Schlauch, aus einer Bockshaut gefertigt, und über demselben war ein Querholz angebracht, welches jedenfalls dazu dienen sollte, sich mit den Händen daran festzuhalten.

»Seht, hier ist das Floß. Dieses kann allerdings nicht zerschellen. Ich werde hinüberschwimmen, während ihr hier wacht, daß ich nicht gestört werde.«

»Es ist gefährlich, Emir!«

»Andere sind auch hinübergekommen.«

Ich warf die Oberkleider ab und blies den Schlauch auf. Die Oeffnung wurde mit einer daran befestigten Schnur verschlossen.

 

»Haltet das Seil und laßt es langsam durch die Hände laufen!«

Ich faßte das Querholz fest und glitt in das Wasser. Sofort ergriff mich die Strömung, welche so stark war, daß ein Mann alle seine Kräfte anstrengen mußte, um das Seil halten zu können. Einen Menschen von drüben herüber holen, dazu gehörten wohl die vereinigten Kräfte von mehreren Männern. Ich mußte nach jenseits der Insel halten; es gelang, und ich landete glücklich, obgleich ich einen tüchtigen Stoß erhielt. Meine erste Sorge war, das Seil so zu befestigen, daß es mir nicht abhanden kommen konnte; dann ergriff ich den Dolch, welchen ich zu mir gesteckt hatte.

Von der Spitze der Insel führte durch das Rohrdickicht ein schmaler, ausgetretener Pfad, auf welchem ich bald vor eine kleine, aus Bambus, Schilf und Binsen gefertigte Hütte kam. Sie war so niedrig, daß kein Mensch in ihr zu stehen vermochte. Ihr Inneres enthielt nichts als einige Kleidungsstücke. Ich betrachtete dieselben genau und bemerkte, daß es die zerfetzten Anzüge von drei Männern waren. Keine Spur zeigte, daß die Besitzer derselben noch vor kurzer Zeit hier anwesend gewesen seien; aber der Pfad führte weiter.

Ich folgte ihm, und bald war es mir, als ob ich ein Stöhnen hörte. Ich hastete vorwärts und gelangte an eine Stelle, wo das Rohr abgehauen war. Auf dieser kleinen Blöße bemerkte ich – – drei Menschenköpfe, welche mit dem Halse auf den Erdboden gestellt waren; so wenigstens schien es mir. Sie waren ganz unförmlich aufgeschwollen, und die Ursache davon ließ sich sehr leicht erkennen; denn bei meiner Ankunft erhob sich eine dichte Wolke von Moskitos und Schnaken in die Luft. Augen und Mund waren geschlossen. Waren das Totenköpfe, welche man aus irgend einem Grunde hierher gestellt hatte?

Ich bückte mich nieder und berührte einen derselben. Da hauchte ein leiser Wehelaut zwischen den Lippen hervor, und die Augen öffneten sich und starrten mich mit einem gläsernen Blick an. Ich war wohl in meinem Leben selten über ein Ding erschrocken, jetzt aber entsetzte ich mich so sehr, daß ich mehrere Schritte zurückwich.

Ich trat wieder näher und untersuchte die Sache. Wahrhaftig, drei Männer waren eingegraben in den feuchten, fauligen Boden bis an die Köpfe.

»Wer seid ihr?« fragte ich laut.

Da öffneten alle drei die Augen und stierten mich mit wahnsinnigen Blicken an. Die Lippen des einen taten sich auf:

»Oh Adi!« ächzte er langsam.

Adi? Ist dies nicht der Name des großen Heiligen der Dschesidi, der sogenannten Teufelsanbeter?

»Wer hat euch hierher gebracht?« fragte ich weiter.

Wieder öffnete sich der Mund, aber er war nicht mehr imstande, einen Laut hören zu lassen. Ich arbeitete mich durch das dicke Röhricht nach dem Ufer der Insel und füllte beide Hände mit Wasser. Rasch kehrte ich zurück und flößte das Naß den Gemarterten ein. Sie schlürften es mit Gier. Ich konnte nur wenig auf einmal bringen, da es mir unterwegs zwischen den Fingern durchtropfte, und so mußte ich sehr oft hin und her gehen, ehe sie ihren fürchterlichen Durst gestillt hatten.

»Gibt es hier eine Hacke?« fragte ich.

»Mitgenommen,« flüsterte der eine.

Ich rannte nach der oberen Spitze der Insel. Drüben standen noch meine Begleiter. Ich legte die Hand an den Mund, um das Rauschen des Wassers zu übertönen, und rief ihnen zu:

»Holt einen Spaten, eine Hacke und die drei Engländer, aber ganz heimlich!«

Sie verschwanden. Halef durfte ich nicht herbescheiden, weil er drüben notwendig war. Ich wartete mit Ungeduld – endlich aber erschienen die Haddedihn mit den drei Verlangten und auch mit einem Werkzeuge, welches einer Hacke ähnlich sah.

»Sir David Lindsay!« rief ich hinüber.

»Yes!« antwortete er.

»Schnell herüber! Bill und der andere auch! Bringt die Hacke mit!«

»Meine Hacke? Fowling-bulls gefunden?«

»Werden sehen!«

Ich machte den Schlauch los und schob ihn in das Wasser.

»Zieht an!«

Eine Weile danach stand Sir David auf der Insel.

»Wo?« fragte er.

»Warten! Erst die anderen auch herüber!«

»Well!«

Er winkte den Leuten drüben, sich zu sputen, und endlich standen die beiden kräftigen Burschen an unserer Seite. Bill hatte die Hacke bei sich. Ich befestigte den Schlauch wieder.

»Kommt, Sir!«

»Ah! Endlich!«

»Sir David Lindsay, wollt Ihr mir verzeihen?«

»Was?«

»Ich habe keine Fowling-bulls gefunden.«

»Keine?« – Er blieb stehen und riß den Mund weit auf. »Keine? Ah!«

Ich ergriff die Hacke und schritt voran.

Mit einem Ausrufe des Entsetzens prallte der Engländer zurück, als wir den Platz erreichten. Jetzt war der Anblick allerdings fast noch schrecklicher als vorher, da die drei die Augen offen hatten und die Köpfe bewegten, um den Insektenschwarm von sich abzuhalten.

»Man hat sie eingegraben!« sagte ich.

»Wer?« fragte Lindsay.

»Weiß es nicht, werden es erfahren.«

Ich gebrauchte die Hacke mit solcher Hast und die andern scharrten und kratzten mit den Händen dazu, daß wir bereits nach einer Viertelstunde die drei Unglücklichen vor uns liegen hatten. Sie waren von allen Kleidern entblößt, und die Hände und Füße hatte man ihnen mit Baststricken zusammengebunden. Ich wußte, daß die Araber ihre Kranken bei gewissen schlimmen Krankheiten bis an den Kopf in die Erde graben und diesem sogenannten »Einpacken« eine bedeutende Heilkraft zuschreiben; aber diese Männer waren gefesselt, also nicht krank gewesen.

Wir trugen sie an das Wasser und überspritzten sie. Dies erfrischte ihre Lebensgeister.

»Wer seid ihr?« fragte ich.

»Baadri!« klang die Antwort.

Baadri? Das war ja der Name eines Dorfes, welches ausschließlich von Teufelsanbetern bewohnt wurde! Ich hatte also doch wohl mit meinen Vermutungen das Richtige getroffen.

»Hinüber mit ihnen!« befahl ich.

»Wie?« frug der Engländer.

»Ich schwimme zuerst hinüber, um ziehen zu helfen, und nehme zugleich ihre Kleider mit. Ihr kommt dann nach, ein jeder mit einem von ihnen.«

»Well! Wird aber nicht leicht sein.«

»Ihr nehmt ihn quer vor euch über die Arme.«

Ich rollte die Kleider wie einen Turban zusammen und nahm diesen auf den Kopf. Dann ließ ich mich an das Ufer ziehen. Was nun kam, das war für mich und die beiden Haddedihn eine sehr harte Arbeit, für die andern aber außerordentlich gefährlich; dennoch gelang es uns, alle sechs glücklich an das Ufer zu bringen.

»Zieht ihnen die Kleider an! Dann bleiben sie heimlich hier liegen. Ihr, Sir David, werdet ihnen im stillen Nahrung bringen, während die andern sie bewachen.«

»Well! Fragt, wer sie eingegraben hat.«

»Der Scheik natürlich.«

»Tot schlagen den Kerl!«

Dieses letzte Abenteuer hatte über eine Stunde Zeit in Anspruch genommen. Als wir das Lager erreichten, wimmelte die Ebene von Tausenden von Tieren. Das Geschäft des Auswählens war ein schwieriges, doch der kleine Hadschi Halef Omar war seiner Aufgabe vollständig gewachsen. Er hatte meinen Hengst bestiegen, natürlich mit der Absicht, schneller vorwärts zu kommen und nebenbei ein wenig bewundert zu werden, und war allüberall zu sehen. Die Haddedihn waren ganz begeistert für ihre Arbeit, die gefangenen Abu Hammed aber, welche ihnen helfen mußten, konnten den stillen Grimm in ihren Mienen nicht verbergen. Und nun gar da, wo die Weiber und Greise saßen, da flossen heiße Tränen, und mancher halblaute Fluch stahl sich zwischen den Lippen hervor. Ich trat zu der Weibergruppe. Ich hatte da eine Frau bemerkt, welche mit einer heimlichen Befriedigung dem Treiben meiner Leute zusah. Hatte sie einen Groll gegen den Scheik im Herzen ?

»Folge mir!« gebot ich ihr.

»Herr, sei gnädig! Ich habe nichts getan!« flehte sie erschrocken.

»Es soll dir nichts geschehen!«

Ich führte sie in das leere Zelt, in welchem ich mich bereits vorhin befunden hatte. Dort stellte ich mich vor sie hin, sah ihr scharf in die Augen und fragte sie:

»Du hast einen Feind in deinem Stamme?«

Sie blickte überrascht empor.

»Herr, woher weißt du es?«

»Sei offen! Wer ist es?«

»Du wirst es ihm wieder sagen!«

»Nein, denn er ist auch mein Feind.«

»Du bist es, der ihn besiegt hat?«

»Ich bin es. Du hassest den Scheik Zedar Ben Huli?«

Da blitzte ihr dunkles Auge auf.

»Ja, Herr, ich hasse ihn.«

»Warum?«

»Ich hasse ihn, weil er mir den Vater meiner Kinder töten ließ.«

»Warum?«

»Mein Herr wollte nicht stehlen.«

»Weshalb nicht?«

»Weil der Scheik den größten Teil des Raubes erhält.«

»Du bist arm?«

»Der Oheim meiner Kinder hat mich zu sich genommen; auch er ist arm.«

»Wie viele Tiere hat er?«

»Ein Rind und zehn Schafe; er wird sie heute hergeben müssen, denn wenn der Scheik zurückkehrt, so werden wir den ganzen Verlust zu tragen haben. Der Scheik wird nicht arm, sondern nur der Stamm.«

»Er soll nicht zurückkehren, wenn du aufrichtig bist.«

»Herr, sagst du die Wahrheit?«

»Ich sage sie. Ich werde ihn als Gefangenen zurückbehalten und den Abu Hammed einen Scheik geben, welcher gerecht und ehrlich ist. Der Ohm deiner Kinder soll heute behalten, was er hat.«

»Herr, deine Hand ist voll von Barmherzigkeit. Was willst du von mir wissen?«

»Du kennst die Insel da drüben im Flusse?«

Sie erbleichte.

»Warum fragst du nach ihr?«

»Weil ich mit dir von ihr sprechen will.«

»O tue das nicht, Herr, denn wer ihr Geheimnis verrät, den wird der Scheik töten!«

»Wenn du mir das Geheimnis sagst, so wird er nicht wiederkommen.«

»Ist dies wirklich wahr?«

»Glaube mir! Also wozu dient die Insel?«

»Sie ist der Aufenthalt der Gefangenen des Scheik.«

»Welcher Gefangenen?«

»Er fängt die Reisenden weg, welche über die Ebene oder auf dem Wasser kommen, und nimmt ihnen alles ab. Wenn sie nichts besitzen, so tötet er sie; wenn sie aber reich sind, so behält er sie bei sich, um ein Lösegeld zu erpressen.«

»Dann kommen sie auf die Insel?«

»Ja, in die Schilfhütte. Sie können nicht entfliehen, denn es werden ihnen die Hände und die Füße gebunden.«

»Wenn dann der Scheik das Lösegeld erhalten hat?«

»So tötet er sie dennoch, um nicht verraten zu werden.«

»Und wenn sie es nicht zahlen wollen oder nicht zahlen können?«

»So martert er sie.«

»Worin bestehen die Qualen, die er ihnen bereitet?«

»Er hat ihrer viele. Oft aber läßt er sie eingraben.«

»Wer macht den Kerkermeister?«

»Er und seine Söhne.«

Der, welcher mich gefangen genommen hatte, war auch sein Sohn; ich hatte ihn unter den Gefangenen im Wadi Deradsch bemerkt. Darum fragte ich:

»Wie viele Söhne hat der Scheik?«

»Zwei.«

»Ist einer von ihnen hier?«

»Derjenige, welcher dich töten wollte, als du in das Lager kamst.«

»Sind jetzt Gefangene auf der Insel?«

»Zwei oder drei.«

»Wo sind sie?«

»Ich weiß es nicht. Das erfahren nur diejenigen Männer, welche bei dem Fange waren.«

»Wie sind sie in seine Hände gekommen?«

»Sie kamen auf einem Kellek[164] den Fluß herab und legten des Abends nicht weit von hier an das Ufer an. Da hat er sie überfallen.«

»Wie viel Zeit ist seit ihrer Gefangenschaft verflossen?«

Sie sann ein wenig nach und meinte dann:

»Wohl beinahe zwanzig Tage.«

»Wie hat er sie behandelt?«

»Ich weiß es nicht.«

»Habt ihr hier viele Tachterwahns[165]

»Es sind mehrere vorhanden.«

Ich griff in meinen Turban und nahm einige Geldstücke hervor. Sie gehörten zu den Münzen, welche ich in den Satteltaschen des Abu-Seïf gefunden hatte. Sein herrliches Kamel war mir leider in Bagdad verendet; das Geld aber war mir bis heute geblieben.

»Ich danke dir! Hier hast du!«

»O Herr, deine Gnade ist größer als – – —«

»Danke nicht,« unterbrach ich sie. »Ist der Oheim deiner Kinder mit gefangen?«

»Ja.«

»Er wird frei werden. Gehe zu dem kleinen Mann, der das schwarze Pferd reitet, und sage ihm von mir, daß er dir deine Tiere geben soll. Der Scheik wird nicht zurückkehren.«

 

»O Herr – —!«

»Es ist gut. Gehe und sage keinem Menschen, was wir gesprochen haben!«

Sie ging, und auch ich begab mich wieder hinaus. Man war mit dem Abzählen der Tiere beinahe fertig geworden. Ich suchte Halef auf. Er kam, als ich ihm winkte, auf mich zugeritten.

»Wer hat dir meinen Rappen erlaubt, Hadschi Halef Omar?«

»Ich wollte ihn an meine Beine gewöhnen, Sihdi!«

»Er wird sich nicht sehr vor ihnen fürchten. Höre, Halef, es wird ein Weib kommen und ein Rind und zehn Schafe zurückverlangen. Die gibst du ihr.«

»Ich gehorche, Effendi.«

»Höre weiter! Du nimmst drei Tachterwahns hier aus dem Lager und sattelst drei Kamele mit ihnen.«

»Wer soll hinein kommen, Sihdi?«

»Schau hinüber nach dem Flusse. Siehst du das Gebüsch und den Baum da rechts?«

»Ich sehe beides.«

»Dort liegen drei kranke Männer, welche in die Körbe kommen sollen. Geh in das Zelt des Scheik; es ist dein mit allem, was sich darin befindet. Nimm Decken davon weg und lege sie in die Körbe, damit die Kranken weich liegen. Aber kein Mensch darf jetzt oder unterwegs erfahren, wen die Kamele tragen!«

»Du weißt, Sihdi, daß ich alles tue, was du befiehlst; aber ich kann so viel nicht allein tun.«

»Die drei Engländer sind dort und auch zwei Haddedihn. Sie werden dir helfen. Gib mir jetzt den Hengst; ich werde die Aufsicht wieder übernehmen.«

Nach einer Stunde waren wir mit allem fertig. Während alle Anwesenden ihre Aufmerksamkeit auf die Herden gerichtet hatten, war es Halef gelungen, die Kranken unbemerkt auf die Kamele zu bringen. Die ganze, lange Tierkarawane stand zum Abzuge bereit. Jetzt suchte ich nach dem jungen Menschen, welcher mich heute mit seiner Keule bewillkommnet hatte. Ich sah ihn inmitten seiner Kameraden stehen und ritt zu ihm heran. Lindsay stand mit seinen Dienern ganz in der Nähe.

»Sir David Lindsay, habt Ihr oder Eure Diener nicht so etwas wie eine Schnur bei Euch?«

»Denke, daß hier viele Stricke sind.«

Er trat zu den wenigen Pferden, welche dem Stamme gelassen werden sollten. Sie waren mit Leinen an die Zeltstangen gebunden. Mit einigen Schnitten löste er mehrere dieser Leinen ab. Dann kam er zurück.

»Seht Ihr den braunen Burschen da, Sir David?«

Ich gab ihm mit den Augen einen verstohlenen Wink.

»Sehe ihn, Sir.«

»Diesen übergebe ich Euch. Er hatte die drei Unglücklichen zu beaufsichtigen und soll deshalb mit uns gehen. Bindet ihm die Hände sehr fest auf den Rücken und befestigt dann den Strick an Euren Sattel oder an den Steigbügel; er mag ein wenig laufen lernen.«

»Yes, Sir! Sehr schön!«

»Er bekommt weder zu essen noch zu trinken, bis wir das Wadi Deradsch erreichen.«

»Hat es verdient!«

»Ihr bewacht ihn. Wenn er Euch entkommt, so sind wir geschiedene Leute, und Ihr mögt sehen, wo Fowling-bulls zu finden sind!«

»Werde ihn festhalten. Beim Nachtlager eingraben!«

»Vorwärts also!«

Der Engländer trat zu dem Jüngling heran und legte ihm die Hand auf die Schulter.

»I have the honour, Mylord! Mitgehen, Galgenstrick!«

Er hielt ihn fest, und die beiden Diener banden ihm kunstgerecht die Hände. Der Jüngling war im ersten Augenblick verblüfft, dann aber drehte er sich zu mir herum.

»Was soll das sein, Emir?«

»Du wirst mit uns gehen.«

»Ich bin kein Gefangener; ich bleibe hier!«

Da drängte sich ein altes Weib herbei.

»Allah kerihm, Emir! Was willst du mit meinem Sohne tun?«

»Er wird uns begleiten.«

»Er? Der Stern meines Alters, der Ruhm seiner Gespielen, der Stolz seines Stammes? Was hat er getan, daß du ihn bindest wie einen Mörder, den die Blutrache ereilt?«

»Schnell, Sir! Bindet ihn an das Pferd und dann vorwärts!«

Sofort gab ich das Zeichen zum Aufbruch und ritt davon. Ich hatte erst Mitleid mit dem so schwer bestraften Stamme gehabt, jetzt aber widerte mich jedes Gesicht desselben an, und als wir das Lager und das Wehegeheul hinter uns hatten, war es mir, als ob ich aus einer Räuberhöhle entronnen sei.

Halef hatte sich mit seinen drei Kamelen an die Spitze des Zuges gestellt. Ich ritt zu ihm heran.

»Liegen sie bequem?«

»Wie auf dem Diwan des Padischah, Sihdi.«

»Haben sie gegessen?«

»Nein, Milch getrunken.«

»Um so besser. Können sie reden?«

»Sie haben nur einzelne Worte gesprochen, aber in einer Sprache, welche ich nicht verstehe, Effendi.«

»Es wird Kurdisch sein.«

»Kurdisch?«

»Ja. Ich halte sie für Teufelsanbeter.«

»Teufelsanbeter? Allah il Allah! Herr, behüte uns vor dem dreimal gesteinigten Teufel! Wie kann man den Teufel anbeten, Sihdi!«

»Sie beten ihn nicht an, obgleich man sie so nennt. Sie sind sehr brave, fleißige und ehrliche Leute, halb Christen und halb Muselmänner.«

»Darum haben sie auch eine Sprache, die kein Moslem verstehen kann. Kannst du sie sprechen?«

»Nein.«

Er fuhr beinahe erschrocken auf.

»Nicht? Sihdi, das ist nicht wahr, du kannst alles!«

»Ich verstehe diese Sprache nicht, sage ich dir.«

»Gar nicht?«

»Hm! Ich kann eine Sprache, welche verwandt mit der ihrigen ist; vielleicht, daß ich da einige Worte finde, mich ihnen verständlich zu machen.«

»Siehst du, daß ich recht hatte, Sihdi!«

»Nur Gott weiß alles; das Wissen der Menschen aber ist Stückwerk. Weiß ich doch nicht einmal, wie Hanneh, das Licht deiner Augen, mit ihrem Halef zufrieden ist!«

»Zufrieden, Sihdi? Bei ihr kommt erst Allah, dann Mohammed, dann der Teufel, den du ihr an der Kette geschenkt hast, und dann kommt aber gleich Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah.«

»Also nach dem Teufel kommst du!«

»Nicht nach dem Scheïtan, sondern nach deinem Geschenk, Sihdi!«

»So sei ihr dankbar, und gehorche ihr!«

Nach dieser Vermahnung ließ ich den kleinen Mann allein.

Es versteht sich ganz von selbst, daß unsere Rückreise wegen der Tiere viel langsamer von statten ging, als die Hinreise. Bei Sonnenuntergang erreichten wir eine Stelle, welche noch unterhalb Dschebbar lag und sich, da sie mit Blumen und üppigem Grün überdeckt war, sehr gut zum Nachtlager eignete. Die Hauptaufgabe war jetzt, sowohl die Herden als auch die Abu Hammed zu überwachen; ich traf also die nötigen Maßregeln. Ich hatte mich am späten Abend bereits zum Schlafe eingehüllt, als Sir Lindsay noch einmal herbeikam.

»Entsetzlich! Fürchterlich, Sir!«

»Was?«

»Hm! Unbegreiflich!«

»Was denn? Ist Euer Gefangener verschwunden?«

»Der? No! Liegt fest angebunden!«

»Nun, was ist denn so entsetzlich und unbegreiflich?«

»Hauptsache vergessen!«

»Nun? Redet nur!«

»Trüffeln!«

Jetzt mußte ich hellauf lachen.

»O, das ist allerdings entsetzlich, Sir, zumal ich im Lager der Abu Hammed ganze Säcke voll davon stehen sah.«

»Wo nun Trüffeln her?«

»Wir werden morgen Trüffeln haben, verlaßt Euch darauf!«

»Schön! Gute Nacht, Sir!«

Ich schlief ein, ohne mit den drei Kranken gesprochen zu haben. Am andern Morgen stand ich schon früh bei ihnen. Die Körbe waren so gestellt, daß ihre Insassen einander sehen konnten. Ihr Aussehen war ein wenig besser geworden, und sie hatten sich bereits so erholt, daß ihnen das Sprechen keine Beschwerden mehr machte.

Wie ich bald bemerkte, sprachen alle drei sehr gut arabisch, obgleich sie gestern in halbbewußtlosem Zustande nur Worte ihrer Muttersprache hervorgebracht hatten. Als ich mich ihnen näherte, erhob sich der eine und sah mich freudig forschend an.

»Du bist es!« rief er, ehe ich grüßen konnte. »Du bist es! Ich erkenne dich wieder!«

»Wer bin ich, mein Freund?«

»Du warst es, welcher mir erschien, als der Tod die Hand nach meinem Herzen ausstreckte. O, Emir Kara Ben Nemsi, wie danke ich dir!«

»Wie, du kennst meinen Namen?«

»Wir kennen ihn, denn dieser gute Hadschi Halef Omar hat uns sehr viel von dir erzählt, seit wir aufgewacht sind.«

Ich wandte mich zu Halef:

»Plaudertasche!«

»Sihdi, darf ich denn nicht von dir sprechen?« verteidigte sich der Kleine.

»Ja; aber ohne Prahlerei. Seid ihr so gekräftigt, daß ihr reden könnt?« wandte ich mich nun zu den Kranken.

»Ja, Emir.«

»So erlaubt mir, zu fragen, wer ihr seid.«

»Ich heiße Pali; dieser heißt Selek, und dieser Melaf.«

»Wo ist eure Heimat?«

»Unsere Heimat heißt Baadri, im Norden von Mossul.«

»Wie kamt ihr in die Lage, in welcher ich euch fand?«

»Unser Scheik sandte uns nach Bagdad, um dem Statthalter Geschenke und einen Brief von ihm zu bringen —«

»Nach Bagdad? Gehört ihr nicht nach Mossul?«

»Emir, der Gouverneur von Mossul ist ein böser Mann, der uns sehr bedrückt; der Statthalter von Bagdad besitzt das Vertrauen des Großherrn; er sollte für uns bitten.«

»Wie seid ihr da gereist? Nach Mossul und den Strom herab?«

»Nein. Wir gingen nach dem Ghazirfluß, bauten uns ein Floß, fuhren auf demselben aus dem Ghazir in den Zab und aus dem Zab in den Tigris. Dort landeten wir und wurden während des Schlafes von dem Scheik der Abu Hammed überfallen.«

»Er beraubte euch?«

»Er nahm uns die Geschenke und den Brief ab und alles, was wir bei uns trugen. Dann wollte er uns zwingen, an die Unsrigen zu schreiben, damit sie ein Lösegeld schicken sollten.«

»Ihr tatet es nicht?«

»Nein, denn wir sind arm und können kein Lösegeld bezahlen.«

»Aber euer Scheik?«

»Auch an ihn sollten wir schreiben, aber wir weigerten uns ebenso. Er hätte es bezahlt, aber wir wußten, daß es vergebens sei, da man uns dennoch getötet hätte.«

»Ihr hattet recht. Man hätte euch das Leben genommen, selbst wenn das Lösegeld bezahlt worden wäre.«

»Nun wurden wir gepeinigt. Wir erhielten Schläge, wurden stundenlang an Händen und Füßen aufgehangen und endlich in die Erde gegraben.«

»Und diese ganze lange Zeit hindurch waret ihr gefesselt?«

»Ja.«

»Ihr wißt, daß euer Henker sich in unseren Händen befindet?«

»Hadschi Halef Omar hat es uns erzählt.«

»Der Scheik soll seine Strafe erhalten!«

»Emir, vergilt es ihm nicht!«

»Wie?«

»Du bist ein Moslem, wir aber haben eine andere Religion. Wir sind dem Leben wiedergegeben worden und wollen ihm verzeihen.«

163Räuber. Dieses Wort ist übrigens eine Ehrenbezeichnung bei den Beduinen.
164Floß.
165Frauenkörbe, von Kamelen getragen.