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Waldröschen I. Die Tochter des Granden

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»Cousin«, sagte er, »blicken Sie einmal rechts hinüber nach dem Trottoir. Sehen Sie den Menschen mit dem grauen Überrock?« – »Mit dem Regenschirm unter dem Arm?« – »Ja.« – »Wer ist es?« – »Der großherzoglich-hessische Polizeikommissar.« – »Ah, den muß ich mir genauer anschauen.« – »Er wird uns natürlich bemerken, und ich möchte wetten, daß wir ihn nun bald wieder auf der Oberförsterei sehen, denn er wird daraus schließen, daß Sie der erwartete Doktor Sternau sind.«

Wirklich blieb der Mann, als sie an ihm vorüber fuhren, stehen. Er rückte die Brille zurecht, und als sie an ihm vorüber waren, drehte er sich mit einem höhnischen Lachen um und eilte der Gegend zu, wo die Amts- und Gerichtsgebäude lagen.

Sie aber fuhren, unbekümmert um ihn, weiter und langten nach kurzer Zeit auf Rheinswalden an, wo ihre Zimmer in bester Ordnung auf sie warteten, denn Sternaus Mutter hatte Frau Helmers den Auftrag gegeben, alles auf die Ankunft der Gäste gehörig vorzubereiten.

Der Schluß des Tages wurde benutzt sich einzurichten, und am Abend saßen die Freunde beisammen, um die spanischen Abenteuer ausführlicher zu besprechen, als es beim ersten Mal möglich gewesen war. Dabei fehlten Alimpo und Elvira, denn diese saßen im Vorzimmer der Gräfin, und bei ihnen war der kleine Kurt, der sehr schnell ein außerordentliches Wohlgefallen an den beiden gewonnen hatte. Er hatte bereits längere Zeit von dem Rheinswaldener Lehrer etwas Unterricht im Französischen erhalten und freute sich königlich, in dieser Sprache mit Alimpo und dessen Frau reden zu können.

30. Kapitel

Man ging erst sehr spät schlafen und stand infolgedessen am anderen Morgen nicht sehr früh auf. Der Hauptmann war der erste, der auf dem Schloßhof erschien. Er fand Ludwig mit dem Füttern der Hunde beschäftigt und trat näher.

»Eins – zwei – vier— sechs – sieben – acht Hunde«, zählte er. »Es fehlt ja einer!«

Ludwig stellte sich in militärische Positur.

»Herr Hauptmann, es ist – ich – ich …!«

Es war ihm so himmelangst zumute, daß ihm der Satz im Mund steckenblieb.

»Nun, was ist‘s?« fragte Rodenstein in strengem Ton. – »Ich – es – es fehlt einer!« – »Das habe ich bereits gesehen! Welcher denn?« – »Die Waldina.« – »Wo ist sie?« – »Sie ist – hm, sie ist – tot.« – »Tot? Bist du gescheit?« – »Ja, sie ist tot, Herr Hauptmann.«

Die dicken Schweißtropfen standen Ludwig auf der Stirn. Es war ihm, als ob er gerädert werden solle.

»Tot? Donnerwetter! Woran ist sie denn gestorben? Sie war ja gesund!« – »Sie ist – sie hat …« – »Nun, was hat sie denn? Hat sie sich etwa überfressen?« – »Ja, das hat sie, Herr Hauptmann.« – »Sapperlot! Woran hat sie sich denn überfressen?«

Die Stirn des Oberförsters legte sich in drohende Falten, denn er glaubte, daß Ludwig ihn belügen wolle.

»An – einer – an einer Kugel, Herr Hauptmann«, lautete jedoch die Antwort.

Da verzogen sich die Falten langsam wieder, und der Oberförster sagte:

»Dummer Schnack! Ein Hund frißt doch keine Kugeln!« – »So stirbt er an dem Gras, in das er beißen muß. Herr Hauptmann, ich bin ein Esel!« – »Das merke ich bald.« – »Ja, ein großer Ochse und Esel, vielleicht gar ein Rhinozeros! Denn die Kugel war von mir.« – »Der Teufel mag dich verstehen! Rede doch deutlicher!« – »Es will nicht heraus, aber es muß. Ich habe die Waldina gestern erschossen.« – »Alle tausend Granaten! Warum denn? War sie vielleicht plötzlich toll geworden? – »Nein, sondern ich war toll, ich hatte die Hundswut; darum schoß ich auf den Hund, anstatt auf den Fuchs. Der Teufel soll mich holen, wenn ich das begreife!« – »Ja, der alte Jäger erschoß den Hund, und der kleine Junge erlegte unterdessen den Fuchs.« – »So wissen Sie es schon, Herr Hauptmann? Ja, es war ein Sauschuß. Ich bin meiner Seele nichts anderes wert, als daß Sie mich aus dem Dienst jagen.« – »Das wäre auch geschehen, Dummkopf, aber ich habe mein Ehrenwort gegeben, daß ich dich nicht einmal auszanken will.« – »Ah! Wem haben Sie es gegeben, Herr Hauptmann?« – »Dem Kurt.« – »Dem Kurt? Alle Wetter, das ist doch ein braver Junge dahier! Das werde ich ihm nicht vergessen!« – »Das hoffe ich auch. Er konnte sich etwas anderes erbitten, aber er dachte nur daran, dir den Denkzettel zu ersparen, den du verdient hattest. Wo ist die Waldina?« – »Ich habe sie im Garten begraben, mit allen Ehren, Herr Hauptmann; sie war es wert dahier.«

Rodenstein hätte den Jäger gern noch ein wenig geängstigt, wurde aber unterbrochen, denn es kam ein Wagen auf den Hof gefahren, und in demselben saßen – der Polizeikommissar und drei Gendarmen, die ihre Gewehre bei sich trugen und sich auf den Transport eines Gefangenen vorbereitet zu haben schienen. Er wandte sich daher ab und ging, ohne sie zu beachten, nach seinem Zimmer. Er wußte ja, daß sie zu ihm kommen würden; sie waren ihm gewiß. Nach kurzer Zeit trat Ludwig bei ihm ein, um den Kommissar zu melden.

»Er mag hereinkommen«; sagte der Oberförster. »Wo sind die Gendarmen?« – »Sie halten die Ausgänge besetzt, Herr Hauptmann.« – »Ah! Schön! Warte draußen vor der Tür!«

Der Jäger ging und ließ den Kommissar herein.

»Besten guten Morgen, Herr Oberförster!« grüßte jener mit höhnischer Höflichkeit – »Guten Morgen«, antwortete dieser höflich. »Sehen Sie, was eine gute Lehre zu bedeuten hat. Sie haben bereits ganz hübsch grüßen gelernt. Fahren Sie nur so weiter fort, Männchen!« – »Vielleicht gebe ich Ihnen heute auch eine Lehre!« – »Soll mich freuen. Ob ich sie aber befolgen werde, das wird sich doch erst noch zeigen müssen.« – »Ich bin bereits überzeugt, daß Sie sie befolgen werden. Erlauben Sie mir zunächst die Frage, ob Sie mich heute wirklich mit Hunden vom Schloß forthetzen lassen werden?« – »Ja, ganz sicher, wenn Sie sich nicht legitimieren können!« – »Ich habe für eine genügende Legitimation gesorgt. Hier, wollen Sie dieselbe lesen!«

Der Kommissar zog ein Papier hervor, das er dem Hauptmann zusammengeschlagen hinreichte.

»Ah, ich bin Ihr Diener nicht, Männchen. Machen Sie das Ding gefälligst selber auf.«

Der Polizist öffnete, und nun las der Oberförster den Inhalt.

»Schön«, sagte er. »Das gilt; das ist vom Staatsanwalt. Er bittet mich darin, Ihnen Auskunft zu geben und allen Vorschub zu leisten.« – »Sie werden das tun?« – »Ja, allen Vorschub, aber keinen Vorspann, allenfalls aber einige Nachhilfe. Was wollen Sie?« – »Ist Doktor Sternau hier?« – »Ja.« – »Wann ist er gekommen?« – »Gestern. Sie haben ihn ja gesehen.« – »Hat er irgendwelche Personen mitgebracht?« – »Hm, einen gewissen Alimpo.« – »Wen noch?« – »Eine gewisse Elvira.« – »Und weiter?« – »Eine gewisse Rosa oder Rosaura oder Rosetta, ich weiß den Namen nicht genau.« – »War die Dame eine Gräfin?« – »Eine Gräfin? Alle Wetter, wäre denn diese Elvira eine Gräfin? Dazu ist sie mir zu dick.« – »Sie müssen das ja wissen.« – »Eigentlich ja. Oder sollte etwa Alimpo eine Gräfin sein? Sie sprachen von einer Räuberbande, da ist es sehr leicht möglich, daß Alimpo eine verkleidete Gräfin ist, die darauf ausgeht, mich zu heiraten und dann gehörig auszurauben. Das wäre ja gräßlich! Donnerwetter!« – »Herr Oberförster, ich will nicht hoffen, daß Sie Ihren Scherz mit mir treiben wollen«, sagte der Polizist mit strenger Miene. »Ich müßte mir das unbedingt verbitten.« – »Keine Sorge, Männchen. Seit ich weiß, wer Sie sind, ist es mir dieser verdammten Räuberbande wegen ganz ernsthaft zumute.« – »Hatten sie viele Effekten mit?« – »Der Tausend, ich bin ihre Kammerzofe nicht, daß ich mich um solchen Krimskrams bekümmere. Übrigens steht zwar hier, daß ich Ihnen Vorschub leisten soll, aber daß ich mir ein Verhör gefallen zu lassen habe, davon lese ich nichts. Ich werde mir da anders helfen – Ludwig!«

Auf diesen Ruf trat der Jäger ein, der einen höchst unliebenswürdigen Blick auf den Kommissar warf.

»Bitte einmal den Herrn Doktor Sternau zu mir. Sage ihm, daß ein Polizist hier sei, der mit ihm zu reden habe. Aber schnell!« – »Zu Befehl, Herr Hauptmann!«

Als der Jäger verschwunden war, meinte der Kommissar in strengem Ton:

»Herr Oberförster, ich muß sehr bitten, die Höflichkeit nicht aus dem Auge zu lassen! Ich bin Polizeikommissarius!« – »Pah. Sie sind alle Polizisten, vom Polizeimeister an bis herab zum Nachtwächter und Schotenhüter. Zu welcher Sorte Sie gehören, das geht mich ganz und gar nichts an.« – »Sie sagen immer ›Männchen‹ zu mir.« – »Das ist eine gutgemeinte Zärtlichkeitsform. Oder soll ich Sie lieber ›Weibchen‹ nennen, he? Ich sage auch ›Männchen‹ deshalb, weil Sie nicht gerade ein Riese sind. Zu einem ordentlichen Mann gehört eine ganz andere Persönlichkeit So eine werden Sie gleich sehen. Da hier!«

Die Tür ging auf, und Sternau trat ein. Er grüßte den Hauptmann mit einem freundlichen Händedruck, den Polizisten aber nur mit einem kalten Blick.

»Sie ließen mich rufen?« fragte er. – »Ja, dieses Männchen will mit Ihnen sprechen.« – »Wer ist es?«

Der Hauptmann wollte antworten, der Polizist aber kam ihm schnell zuvor und sagte:

»Ich bin großherzoglich-hessischer Polizeikommissarius.« – »Können Sie sich als solchen legitimieren?« – »Ich habe es bereits gegen den Herrn Oberförster getan.« – »Ist er es wirklich, Cousin?« – »Es scheint so«, antwortete dieser in einem sehr geringschätzenden Ton. – »Nun, was will der Herr von mir?« – »Sie sind der Doktor Sternau?« fragte der Kommissar. – »Wollen Sie die Güte haben, Ihre Frage in der rechten Weise zu wiederholen, Herr Kommissar!«

Bei diesen Worten richtete Sternau seine Gestalt hoch auf, und seine großen Augen hefteten sich so fest auf den Polizisten, daß dieser das fehlende Wort sofort ergänzte:

»Sie sind Herr Doktor Sternau?« – »Ja, der bin ich.« – »Sie kommen aus Spanien, wohnten beim Grafen Rodriganda und fesselten einen gewissen Gasparino Cortejo?« – »Ja.« – »Sie nahmen die Tochter des Grafen mit nach Deutschland, erhielten die Unterstützung von Räubern, als Sie auf der Flucht ergriffen werden sollten, und entsprangen aus dem Gefängnis von Barcelona?« – Ja.« – »Diese Geständnisse genügen vollkommen. Sie sind mein Gefangener, Herr Sternau!« – »Ich füge mich!« – »Was?« fragte der Hauptmann verwundert. »Sie fügen sich, Cousin?« – »Ja«, lächelte der Gefragte. – »Ich werde zunächst Ihre Effekten durchsuchen«, meinte der Kommissar. – »Ich glaube nicht, daß der Herr Hauptmann als Besitzer dieses Hauses und als mein Gastfreund Ihnen dieses gestatten wird.« – »Der Teufel soll mich holen, wenn ich es erlaube!« rief der Hauptmann. – »Ich muß mir jede Widersetzlichkeit verbitten!« warnte der Polizist. – »Und ich mir jede Überschreitung Ihrer Befugnisse. Sie scheinen von einem außerordentlichen Vorurteil gegen mich befangen zu sein, und ich mache Sie darauf aufmerksam, daß ich Sie zur Verantwortung ziehen werde!«

 

Diese Worte und der Ton, in dem sie von Sternau gesprochen wurden, machten einen sichtlichen Eindruck auf den Kommissar. Er verbeugte sich sehr höflich und sagte:

»Ich habe nur meine Pflicht zu tun!« – »Untersuchen wir diese Pflicht einmal gewissenhaft!« versetzte Sternau. »Sie haben dem Herrn Hauptmann gestern an dieser Stelle mitgeteilt, daß ich von Spanien aus steckbrieflich verfolgt werde. Wollen Sie die Güte haben, mir einen dieser Steckbriefe vorzuzeigen?« – »Ich – trage keinen bei mir«, antwortete der Gefragte. – »Haben Sie einen dieser Steckbriefe gelesen?« – »Ich – ich habe mich darüber hier nicht auszusprechen.« – »Gut. Ich sehe, wie die Sache liegt. Sie haben dem Herrn Hauptmann die Unwahrheit gesagt. Von einer steckbrieflichen Verfolgung ist gar keine Rede. Man weiß in Rodriganda, daß ich aus Mainz bin, und es ist der Wunsch ausgesprochen, Recherchen nach mir anzustellen. Wie Sie daraus meine Arretur und eine Haussuchung herleiten wollen, ist mir unverständlich. Was meine Person betrifft, so weigere ich mich nicht, mich Ihnen zur Verfügung zu stellen, natürlich unter dem Vorbehalt, daß Sie die Verantwortung Ihres Verhaltens tragen. Was das übrige betrifft, so muß ich mich gegen jede Haussuchung verwahren. Dieses Haus birgt eine schwer geisteskranke Dame, die Gräfin Rodriganda, von der ich jede Störung oder Aufregung streng fernhalten muß. Ich bin Arzt und weiß zu vertreten, was ich sage. Nicht Sie, sondern der Staatsanwalt hat die Untersuchung zu führen, wenn eine solche für nötig gehalten werden sollte; ich begleite Sie zu ihm; alles Weitere verbitte ich mir!« —

»Und ich«, meinte der Hauptmann, »werde jeden niederschießen, der es wagt, ohne meine Erlaubnis eins meiner Zimmer zu betreten, gleichviel, ob er Kommissar oder Gendarm ist!«

Der Polizist, der sich zwei Männern gegenübersah, mit denen nicht zu scherzen war, beschloß die Saiten nicht zu hoch zu spannen, und fragte daher:

»Sie werden mich also zum Herrn Staatsanwalt begleiten?« – »Ja.« – »So bitte ich, mir nach meinem Wagen zu folgen.« – »Das werde ich allerdings nicht tun«, entgegnete Sternau. »Ich bin kein Raubmörder, der unter eine solche Bedeckung zu nehmen ist Der Herr Hauptmann wird mir wohl einen Wagen zur Verfügung stellen. Sie können mir mit dem Ihrigen folgen, um mich nicht aus dem Auge zu verlieren.« – »Ja, Cousin, ich lasse sofort anspannen«, erklärte der Oberförster. »Ich fahre selbst mit. Der Staatsanwalt ist ein guter Bekannter von mir. Ich werde doch sehen, ob er uns fressen wird.«

So geschah es. Es wurde angespannt und dann rollten die beiden Wagen auf der Straße nach Mainz dahin. Dort fuhren sie nach dem Gerichtsgebäude, wo der Kommissar sich mit Sternau bei dem Staatsanwalt melden ließ. Der Hauptmann trat eigenmächtig mit ein.

Der Anwalt erhob sich bei dem Eintritt der drei Männer.

»Hier ist Sternau«, sagte der Kommissar in dienstlichem Ton. – »Schön«, meinte der Anwalt. »Ah, Herr Hauptmann, was gibt mir das Vergnügen, auch Sie hier zu sehen?« – »Ich komme mit um Ihnen meinen Cousin, den Herrn Doktor Sternau, etwas anders vorzustellen, als nur mit den Worten: Hier ist Sternau.«

Der Anwalt konnte ein verlegenes Lächeln nicht ganz verbergen. Er verbeugte sich vor dem Doktor und sagte in verbindlichem Ton:

»Ich gestehe aufrichtig, daß es mir lieb gewesen sein würde, Ihre Bekanntschaft an einem anderen Ort gemacht zu haben, hoffe jedoch, daß hier ein Mißverständnis vorliegt, das sich leicht aufklären läßt« – »Ich bin überzeugt davon, Herr Anwalt«, antwortete Sternau, »und bitte nur, diese Papiere und Dokumente einer freundlichen Durchsicht zu unterwerfen.«

Mit diesen Worten zog er sein Portefeuille und legte dem Beamten eine Reihe von Papieren vor. Dieser bat die beiden Herren, sich niederzusetzen, was sie auch taten, und begann dann die Durchsicht. Seine Miene nahm von Minute zu Minute eine immer größere Spannung an, er warf zuweilen einen erstaunten oder forschenden Blick auf Sternau und sprang zuletzt ganz plötzlich empor und rief:

»Aber das ist ja ganz außerordentlich, Herr Doktor, Sie besitzen Empfehlungen und stehen unter Protektionen, denen sich Ihr ärgster Feind fügen müßte. Hier meine Hand. Lassen Sie uns Freunde sein und beehren Sie mich mit der Erlaubnis, Ihnen in dieser wunderbaren Angelegenheit meine Hilfe anbieten zu dürfen.«

Sternau nahm die dargebotene Hand an und erwiderte:

»Ich wußte, daß ich es mit einem Ehrenmann zu tun hatte. Ja, lassen Sie uns Freunde sein, und versagen Sie mir Ihren Rat nicht, wenn ich dessen bedürfen sollte.«

Der Kommissar stand ganz verblüfft dabei. Der Anwalt wandte sich jetzt streng an ihn:

»Herr, Sie haben da wieder einmal einen fürchterlichen Bock geschossen. Ihre Darstellung war ganz aus der Luft gegriffen. Ein Polizist, der seine Angaben aus dem Reich einer überspannten Phantasie herholt, ist nicht an seinem Platz. Ich werde Ihnen lange Zeit nicht mehr glauben können. Gehen Sie, aber bitten Sie diese Herren, die Ehrenmänner sind, vorher um Verzeihung.«

Der wie mit Wasser Übergossene trat näher und sagte:

»Verzeihen Sie mir, meine Herren!«

Sternau antwortete nur mit einem kalten, fast unmerklichen Neigen seines Kopfes, der wackere Oberförster aber konnte sich eine hörbare Genugtuung nicht versagen.

»Da haben Sie es, Männchen, was Sie für einen Pudel schießen«, rief er spöttisch. »Halten Sie nun Ihre Haussuchung meinetwegen im Mond, aber um Gottes willen nicht bei mir.«

Als der also Bestrafte abgetreten war, nahm der Staatsanwalt wiederum das Wort und meinte:

»Ich bin neugierig, noch heute etwas Näheres über Ihre Erlebnisse in Spanien zu hören, Herr Doktor. Haben Sie vielleicht ein Viertelstündchen Zeit?« – »Wir stehen gern zur Verfügung, Herr Anwalt.« – »Schön. Das hier ist mein Amts- und Arbeitszimmer, aber daneben habe ich mein Privatkabinett, da gibt es hoffentlich auch eine Zigarre und ein Glas Wein. Bitte, treten Sie ein!«

Der Gehilfe des Staatsanwalts, der schreibend an einem Ecktisch gesessen hatte, sprang empor und riß mit einer tiefen Verbeugung die Tür auf, die er hinter den Herren wieder schloß.

31. Kapitel

Unterdessen war draußen in Rheinswalden der kleine Kurt aus dem Vorwerk nach dem Schloß gekommen, um zu dem Hauptmann zu gehen, und traf im Hof den Jäger Ludwig.

»Guten Morgen, Ludwig. Ist der Herr Hauptmann in seinem Zimmer?« fragte er. – »Nein«, antwortete der Jäger kurz und ärgerlich. – »Wo ist er denn?« —»Arretiert!« – »Arretiert? Von wem denn?« – »Von einem Polizeikommissar; er und Herr Doktor Sternau.« – »Herr Doktor Sternau auch, den ich so gern habe? Was haben sie denn gemacht?« – »Nichts. Sie sind unschuldig dahier.« – »Warum läßt du sie denn da arretieren?« – »Ich konnte nichts machen!« – »Nichts? Geh, Ludwig, du bist ein Hasenfuß.« – »Sapperlot, Junge, das verstehst du nicht!« – »Wann kommen sie denn wieder?« – »Weiß ich es? Es hat Leute gegeben, die jahrelang unschuldig eingesperrt worden sind.« – »Höre, Ludwig, wo stecken sie denn?« – »Bei dem Staatsanwalt, wie ich gehört habe, dahier.« – »Und wo ist der?« – »Im Gerichtsgebäude.« – »Höre, Ludwig, ich werde sie herausholen aus dem Loch!« – »Unsinn dahier! Der Staatsanwalt würde dich schön auslachen dahier!« – »Das soll ihm wohl vergehen! Ich nehme meine Flinte mit!« – »Da wirst du gar nicht zu ihm gelassen. Deine Mama läßt dich auch nicht fort« – »So! Aber ich leide es nicht, daß man den guten Herrn Hauptmann einsperrt und den guten Sternau dazu! Also du denkst es kann sie niemand aus dem Loch herausholen, he?« – »Niemand. Man muß dahier die Sache ruhig abwarten.« – »So warte!«

Kurt wollte gehen, aber Ludwig hielt ihn zurück.

»Höre, mach keine Dummheiten! Es sollte mich dauern, denn ich bin dir Dank schuldig.« – »Dank? Wofür?« – »Daß du dem Herrn Hauptmann sein Ehrenwort abverlangt hast wegen der Waldina.« – »Das habe ich gern getan.« – »Gut, so will ich dir auch einmal ein Ehrenwort abverlangen. Versprich mir, daß du wegen der Gefangenen keine Dummheiten machst!« – »Das gebe ich dir, Ludwig. Hier, meine Hand; ich mache ganz sicher keine Dummheiten!« – »Schön, mein Junge. Nun kann ich ruhig sein dahier!«

Kurt ging. Er kehrte nach dem Vorwerk zurück und hielt unterwegs ein kleines Selbstgespräch:

»Ich kann das Ehrenwort schon geben, denn es sind ja keine Dummheiten, die ich machen will. Ich werde mir mein Pferdchen satteln lassen und nach Mainz reiten. Das Gebäude, wo die vielen Gitter sind, kenne ich ganz gut. Und wenn ich die Flinte nicht mitnehmen darf, so nehme ich den Revolver mit. Wie gut, daß ich ihn gestern geschenkt bekommen habe, und wie gut, daß mir der Ludwig noch gestern gezeigt hat, wie man damit schießt! Er ist geladen. Ich schieße diesen Staatsanwalt tot, wenn er sie nicht sogleich fortläßt!«

Er ging zunächst in seine Wohnung, um sich zu vergewissern, daß ihm die Mutter nicht hinderlich sein könne. Sie hatte in der Küche zu tun. Dann setzte er das grüne Hütchen auf und begab sich in den Stall, wo das kleine schottische Zwergpferdchen stand, das ihm der Hauptmann geschenkt hatte. Es war kaum größer als ein tüchtiger Ziegenbock und lief ihm nach wie ein Hund. Die Magd war im Stall.

»Höre, Pauline«, sagte er. »Bist du mir gut?« – »Das versteht sich!« antwortete das Mädchen. – »So sattle mir einmal den Hans. Ich soll mit dem Ludwig ausreiten.« – »Weiß es die Mama?« – »Ja, aber sie hat keine Zeit.« – »Gut, so will ich es tun.«

Der ehrliche Knabe hielt es für keine Sünde, in dieser hochwichtigen Angelegenheit einmal eine Lüge zu sagen. Es galt doch, ein gutes, tapferes Werk zu vollbringen. Die Magd sattelte also das Pferdchen und führte es ihm vor die Tür. Den Revolver hatte er bereits vorher in der Stube zu sich gesteckt. Er stieg auf, nahm die Zügel in die Hand und trabte von dannen.

Es war ein gar niedlicher Anblick, den kleinen Kavalleristen zu sehen, und mancher, der ihm auf der Straße begegnete, blieb stehen, um ihm erstaunt nachzusehen. In der Stadt aber gab es noch mehr Leben und also auch mehr Bewunderer, und Kurt wurde ordentlich stolz, als er so viele Blicke auf sich gerichtet sah.

Vor dem Gerichtsgebäude hielt er an und stieg ab, band den Zügel seines Pferdchens an den Blindklopfer des einen Torflügels und trat ein. Im Flur traf er einen Mann, der Uniform trug; es war einer der Schließer.

»Wo ist der Staatsanwalt?« fragte er ihn beherzt. – »Was willst du denn bei ihm, Kleiner?« – »Ich habe ihm etwas zu sagen«, antwortete Kurt klug. – »Wohl einen Auftrag?« – »Ja.« – »Nun, dann gehe. Hier hinauf und in das Anmeldezimmer; da fragst du noch einmal.«

Kurt stieg die Treppe empor und öffnete die Tür. In der Anmeldestube saßen viele Leute, die auf ihre Abfertigung warteten, und hinter dem Gitter der Amtswachtmeister, der zufälligerweise den Knaben eintreten sah.

»Was willst du?« fragte auch er. – »Ich will zu dem Staatsanwalt.« – »Du, Junge?« fragte der Beamte verwundert. »Was willst du denn bei dem Herrn?« – »Ich habe einen Auftrag.« – »Ach so! Ist er wichtig?« – »Sehr!«

Der Wachtmeister glaubte, es handele sich um eine Familienangelegenheit, und ging, den Knaben anzumelden. Diesem wurde es in der düsteren Stube doch ein wenig bange, aber er dachte daran, daß er den Herrn Hauptmann und den Herrn Doktor Sternau ja lieb habe und daß er sie beide aus dem Loch holen wolle; das frischte seinen bereits sinkenden Mut wieder auf.

Da trat der Wachtmeister wieder ein und sagte:

»Hier herein, Kleiner!«

Kurt trat in dasselbe Zimmer, das der Staatsanwalt sein Arbeitszimmer genannt hatte. Der Beamte war aus der Nebenstube hereingekommen, und der Gehilfe saß schreibend am Tisch.

»Was bringst du mir, mein Sohn?« fragte der Anwalt.

Bei dem aus Gewohnheit scharfen und durchdringenden Blick des Fragenden sank der Mut des Knaben abermals ein wenig, aber er erinnerte sich herzhaft an sein Vorhaben und antwortete:

»Bist du der Staatsanwalt?« – »Ja, der bin ich.« —»Da bist du ein sehr böser Mann!«

 

Durch diese Erklärung hob sich die Energie des Kleinen um ein Bedeutendes. Der Anwalt erstaunte und fragte:

»Warum?« – »Weil du die Leute in die Gefängnislöcher steckst.« – »Was geht das dich an?«

Bei diesen scharfen Worten fühlte der Knabe einen Zorn, der ihm seine ganze Kraft wiedergab.

»Mich, mich geht das sehr viel an, denn du hast zwei eingesteckt, die ich sehr liebhabe. Den Herrn Hauptmann und den guten Onkel Sternau.« – »Ah!« dehnte der Beamte. »Wer bist du denn eigentlich?« – »Ich bin Kurt Helmers aus Rheinswalden!« – »Und was willst du?« – »Ich leide es nicht, daß sie in dem Loch stecken!« – »Ah, du willst wohl gar mit mir zanken?« – »Ja. Aber vorher will ich ganz artig sein und dich bitten, sie freizulassen. Sie haben nichts Böses getan.« – »Und wenn ich sie nun trotzdem nicht freigebe?« – »Oh, so werde ich dich zwingen! Wenn du sie nicht auf der Stelle freigibst, so erschieße ich dich, ja, so erschieße ich dich!« – »Junge, du bist es Teufels!« – »Nein, ich bin nur mutig!« – »Aber wenn du mich erschießt, so wird man auch dich einstecken!« – »Das schadet nichts, denn dann hast du doch deinen Lohn, und ich bin bei ihnen im Gefängnis.« – »Und womit willst du mich denn erschießen?« – »Mit diesem Revolver.«

Kurt griff in die Tasche und zog die Waffe heraus.

»Wahrhaftig, dieser Knabe macht Ernst!« rief der Staatsanwalt betroffen. – »Oh, du dachtest wohl, ich mache Spaß! Da kennst du mich schlecht; ich erschieße dich wirklich!« – »Ist er denn geladen?« – »Das versteht sich! Also ich frage dich zum letzten Mal: Willst du sie freigeben oder nicht?«

Der Gehilfe war aufgesprungen, um ein mögliches Unglück zu verhüten, der Anwalt jedoch warf ihm einen beruhigenden Blick zu, sich nicht in die interessante Sache zu mengen, und sagte:

»Nun, ich beginne wirklich mich vor dir zu fürchten. Wirst du mir aber auch nichts tun, wenn ich sie loslasse?« – »Nein, dann tue ich dir gar nichts, ja, ich werde mich sogar noch bei dir bedanken.« – »Das ist schön und prächtig von dir, und weil du so ein wackerer Kerl bist, werde ich deinen Wunsch erfüllen und sie freigeben.« – »Aber gleich sofort!« – »Natürlich!« – »Kann ich mich auch darauf verlassen?« – »Das versteht sich!«

Da steckte Kurt mit stolzer und befriedigter Miene das Mordwerkzeug ein und sagte:

»Ich wußte es doch, daß man sich fürchten würde. Nun soll der Ludwig nur noch einmal sagen, daß es eine Dummheit ist, in die Stadt zu gehen und den Staatsanwalt totzuschießen.« – »Hat er das gesagt?« – »Ja, dieser Esel!« – »Na, es fehlte nicht viel, so hätte er recht gehabt. Aber der Herr Hauptmann und der Onkel Sternau sind mit ihrer Gefangenschaft ganz zufrieden gewesen. Es hat ihnen ganz prächtig gefallen.« – »Das glaube ich nicht!« – »Sie haben es ganz gut gehabt. Soll ich dir einmal zeigen, wo sie waren und was sie taten?« – »Ja, ich bitte dich!« – »So komm!«

Der Staatsanwalt führte Kurt in das Kabinett. Die beiden Männer waren nicht wenig verwundert, als sie ihn sahen, und auch er zog ein höchst eigentümliches Gesicht, als er sie bei Wein und Zigarren sitzen sah.

»Alle Wetter, Kurt! Was willst du hier?« fragte der Hauptmann. – »Euch frei machen«, antwortete der Knabe kurz. – »Frei machen? Bist du bei Trost?« – »Ja. Ich habe den Herrn Staatsanwalt gezwungen, euch sofort aus dem Gefängnis zu entlassen.« – »Kerl, ich glaube gar, du hast hinter unserem Rücken eine schauderhafte Eselei begangen.« – »Ist es eine Eselei, daß man den Staatsanwalt totschießt, wenn er nicht gehorchen will?«

Da sprang der Hauptmann erschrocken auf und ließ sich von dem Staatsanwalt den Vorgang erzählen.

»Herrgott, Junge, du bist ja ganz und gar von Sinnen!« rief er. »Wir sind ja gar keine Gefangenen gewesen. Was konntest du in deiner Dummheit für Unheil anrichten! Ich werde dich viel, viel kürzer in die Zügel nehmen müssen!« – »Zürnen Sie ihm nicht, Herr Hauptmann«, bat der Staatsanwalt. »Der Vorgang hat allerdings seine bedenklichen Punkte, aber …« fügte er lächelnd hinzu, »…Sie glauben doch nicht, daß mein Leben in Gefahr gewesen ist! Wir haben es hier mit einer groß angelegten Menschenseele zu tun, und nur die Erziehung hat es in der Hand, was aus ihr wird, ein großer Verbrecher oder eine im Guten gewaltig hervorragende Existenz. Nehmen Sie die Verantwortung dafür nicht leicht, so werden Sie einmal Freude erleben.«

Der Hauptmann nickte.

»Sie sprechen ganz dieselben Gedanken aus, die ich selbst schon oft gehabt habe. Ich bin kinderlos und werde mir alle Mühe geben, diesen Baum so wachsen zu lassen, wie es ihm bei seiner Triebkraft zukommt So hat also unsere Unterhaltung durch diese kleine Episode einen interessanten Abschluß gefunden. Wir werden uns empfehlen müssen, denn ich sehe es dem Doktor an, daß er sich sehnt, seine ebenso schwere wie folgereiche Kur zu beginnen.« – »Werden Sie ihr das geheimnisvolle und fürchterliche Mittel heute noch geben?« fragte der Anwalt den Arzt. – »Ja. Ich darf nicht länger zögern.« – »Ah, ich wünschte wohl, dabeizusein.« – »Sie würden die Wirkung nicht abwarten können.« – »Aber ich würde die Kranke heute sehen und dann später aus ihrem Befinden die Wirkung dieses Speichelgifts beurteilen können.« – »Wenn Sie Muße genug haben, uns zu begleiten, so würde es mir lieb sein, einen solchen Zeugen später aufweisen zu können.« – »Ja, Herr Anwalt, begleiten Sie uns!« bat auch der Hauptmann. »Sie wissen, daß Sie mir stets ein hochwillkommener Gast sind.« – »Nun wohl, ich fahre mit!« sagte dieser. »Vielleicht gereicht es Ihnen später zum Vorteil, wenn ich ein Protokoll aufnehme, in dem die von Ihnen angegebenen Tatsachen ihre amtliche Bestätigung finden.«

Der Staatsanwalt gab hierauf für seine Abwesenheit dem Gehilfen einige Instruktionen, und dann brachen sie auf. Sie fuhren per Wagen, Kurt aber bestieg sein Pferdchen wieder, um gedankenvoll nach Hause zu reiten. Er war sich sehr im unklaren, ob er heute eine Klugheit oder eine große Dummheit begangen habe. Nach reiflicher Überlegung kam er zu der Ansicht, daß das letztere der Fall sei, und nun begann er, sich unendlich zu schämen.

Als er nach Hause kam und von seinem Pferdchen stieg, trat die Mutter aus der Tür.

»Kurt, komm einmal her!« gebot sie in einem sehr strengen Ton.

Er gehorchte in gedrückter Haltung diesem Befehl.

»Kurt, du bist ein Lügner!« klang es ihm hart entgegen. – »Ja, Mama«, antwortete er kleinlaut und aufrichtig.

Er fühlte sich innerlich so vernichtet daß ihm die Tränen in die Augen traten. Bei seinem offenen Geständnis wurde der Blick der Mutter milder, und ihre Stimme klang weniger hart, als sie sagte:

»Glaubst du etwa, daß ich einen Lügner liebhaben kann? Ich habe sehr um dich geweint.«

Da schlang Kurt die Arme, so hoch er emporlangen konnte, um sie und rief unter lautem Schluchzen:

»Mama, ich habe mich schon lange recht sehr geschämt, ich tue es gewiß nicht wieder, ich verspreche es dir.« – »Aber warum hast du denn die Magd belogen?« – »Weil ihr es nicht wissen solltet, wohin ich ritt.« – »Und wo bist du gewesen?« – »Beim Staatsanwalt im Gefängnis.« – »Mein Gott, ist‘s möglich! Was hast du denn dort gewollt?« – »Oh, ich steckte auch den Revolver ein, ich wollte den Staatsanwalt erschießen, wenn er den Herrn Hauptmann und den Onkel Sternau nicht freiließ.« – »Das ist ja der reine Wahnsinn!« rief die Mutter erschrocken. »Hast du mit dem Staatsanwalt gesprochen und ihm mit dem Revolver gedroht?« – »Ja.«

Da schlug Kurts Mutter vor Entsetzen die Hände zusammen und rief:

»Jesus Maria, wie wird das gehen! Du machst ja uns alle unglücklich, du schrecklicher Junge! Was hat der Staatsanwalt denn geantwortet? Es ist ein helles Wunder, daß er dich nicht sofort eingesteckt hat!« – »Oh, er war gar nicht böse. Er lachte ein klein wenig und sagte, daß er aus Angst die beiden Gefangenen freilassen werde.« – »Und dann?« – »Dann führte er mich in eine Stube, wo sie saßen, Zigarren rauchten und Wein mit ihm tranken.« – »So sind sie gar nicht gefangen gewesen?« – »Nein. Ach, Mama, ich schäme mich schrecklich! Ich bin ein ganz fürchterlicher Dummkopf gewesen!«