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»Das ist die Kanzel. Wir stehen auf dem höchsten Teil der Wand, von der sie umschlossen wird. Es gibt zwei Kanzeln. Die eine, nämlich diese hier, ist den Bleichgesichtern bekannt; von der anderen aber wissen sie nichts. Die eine wird von ihnen die Kanzel des Teufels genannt- die andere würden sie wohl als die Kanzel des guten Manitou bezeichnen. Die roten Männer aber nennen diese hier »Tscha Manitou« und die andere »Tscha Kehtikeh«.

»Welchen Punkt bezeichnet Ihr als Kanzel?« fragte ich ihn. »Die längliche Runde dieses Felsenkessels erstreckt sich von Ost nach West. Es gibt eine Erhöhung im östlichen und eine im westlichen Teil. Welche von beiden ist die Kanzel?«

»Die im westlichen Teile«, antwortete er.

»So ist also die andere das Ohr?«

Er sah mich an und wußte nicht, was ich meinte. Da erklärte ich ihm:

»Von der Kanzel herab pflegt man doch zu sprechen. Und was der Redner spricht, soll gehört werden. Ihr aber erwähntet hier ein Ohr, welches hört. Ihr nanntet es ,Das Ohr Gottes‘. Wo liegt es?«

»Das weiß ich nicht. Jedenfalls ist derselbe Punkt gemeint, den die Weißen als Kanzel bezeichnen. Was ich hierüber weiß, das habe ich von Tatellah-Satah, meinem Lehrer, erfahren. An der einen Kanzel, nämlich an dieser hier, hört Gott, was der Teufel spricht, und verurteilt ihn zur Verdammnis. Und an der anderen Kanzel, welche den Weißen noch unbekannt ist, hört der Teufel, was Gott spricht, und wird dadurch von der Verdammnis erlöst.«

»Das ist ein tiefer, ein sehr tiefer Sinn, der jedenfalls hier irgendwo und irgendwie in ein äußeres Gewand gekleidet ist, nach dem ich suchen werde. Ihr seht doch, daß der östliche Teil des Kessels ein förmliches Pflanzendickicht bildet, während der westliche, größere Teil viel weniger bewachsen ist. Man scheint dort sogar zuweilen Holz niedergehauen zu haben, um Feuer zu machen.«

»Das tut man stets, wenn man zur Beratung hier ver sammelt ist.«

»Zur Beratung? Doch auch zur Jagd oder zu einem sonstigen Zwecke?«

»Nein. Dieser Ort ist jedem roten Mann heilig. Er ist nur für große, wichtige Beratungen bestimmt, die zwischen verschiedenen Nationen abgehalten werden. Nie wird man hier über unwichtige Dinge beraten! Und nie wird ein roter Mann diesen Ort betreten, ohne daß es eine große Zusammenkunft zweier oder mehrerer Nationen gilt!«

»Ah! – wirklich?«

»Ja,« versicherte er. »Ich weiß das ganz genau! Und selbst bei großen Beratungen, wo viele, viele Krieger sich hier versammeln, wird es keiner von ihnen wagen, den östlichen Teil dieses Platzes zu betreten.«

»Warum?«

»Man sagt, da wohne der böse Geist, der Teufel, nach dem man die Kanzel benennt.«

»Höchst interessant, höchst sonderbar und höchst unklar! Was man sich von diesen beiden Kanzeln erzählt, ist jedenfalls viele hundert Jahre alt. Da läßt sich wohl denken, wie sehr man die Wahrheit vermischte. Glaubt Ihr daran?«

»Ich glaube an den Kern dieser Wahrheit.«

»Kennt Ihr ihn, diesen Kern ?«

»Nein. Ich hoffe aber, ihn von Tatellah-Satah zu erfahren.«

»Es fragt sich, ob er selbst ihn kennt. Wenn er ihm bekannt wäre, hätte er, als er hier von dieser Kanzel sprach, sich anders ausgedrückt. Er hätte nicht Kanzel und Ohr als denselben Punkt bezeichnet. Glaubt auch Ihr, daß dort im östlichen Teil des Platzes sich der böse Geist aufhält, der Teufel?«

»Ich achte den Brauch meiner Väter, ohne zu fragen, ob er sich auf Wahrheit gründet oder nicht.«

»So werdet Ihr es also vermeiden, den heiligen Ort da unten zu betreten?«

»Wird Mr. Burton hinuntergehen?«

»Ja, ich gehe.«

»Mrs. Burton vielleicht auch?«

»Ja, ganz bestimmt auch sie.«

»So gehe ich sehr gern mit, wenn Beide es wünschen. Ich war vier Jahre lang bei den Bleichgesichtern und habe bei ihnen gelernt, die Seele eines Dinges vom Ding selbst zu unterscheiden. Die Seele ist mir heilig; ihr sichtbares Kleid aber verehre ich nicht. Doch ich achte es und würde es nur dann verletzen oder gar zerreißen, wenn ich Grund hätte, es für bös, also für schädlich zu halten.«

Wie dieser junge Indianer sprach! Wäre er mir nicht schon so sehr sympathisch gewesen, so wäre er es mir nun jetzt geworden. jetzt fragte Pappermann, der sich bisher still verhalten hatte:

»Ich höre, Ihr wollt da hinunter?«

»Natürlich! Die Devils pulpit ist doch unser Ziel!« antwortete ich.

»Wann?«

»Sofort!«

»So müssen wir satteln.«

»Ist nicht nötig. Wir laufen.«

»Oho!« rief er verwundert aus. »Glaubt Ihr, daß Maksch Pappermann läuft, wenn er ein Pferd oder ein Maultier am Zügel hat?«

»Das glaube ich freilich nicht. Aber es hat Euch auch niemand zugemutet, zu laufen. Ihr bleibt nämlich hier.«

»Ich – —? Bleibe – —? Hier – – – ?« fragte er erstaunt.

»Ja.«

»Bin ich etwa nicht wert, mitgenommen zu werden?«

»Redet keinen Unsinn! Ich brauche Euch hier oben notwendiger als da unten. Wir wissen, daß die Feinde kommen. ja, wir wurden extra gewarnt. Aber leider wissen wir keine bestimmte Zeit. Jeder Augenblick kann sie uns bringen. Sie können sich grad dann einstellen, wenn wir da unten sind und sie nicht kommen sehen. Grad darum beabsichtige ich ja, zu laufen, nicht zu reiten. Pferde machen deutlichere Spuren als Menschen. Und es könnte sich ereignen, daß wir wohl ganz glücklich entkommen könnten, uns aber, um dann auch sie zu retten, bloßstellen und in Gefahr begeben mußten – – —«

»Ah! Errate, errate!« unterbrach er mich.

»Nun, was erratet Ihr?«

»Daß ich hier oben bleiben soll, um Wache zu halten, um aufzupassen?«

»Allerdings!«

»So ist das etwas anderes! Ich tue es gern und bitte, mich zu unterweisen.«

»Das ist sehr schnell geschehen. Wir wissen, daß die Sioux und die Utahs kommen werden. Die Ersteren sind von Norden, die Letzteren von Westen her zu erwarten. Für beide Fälle liegt der Talkessel so, daß sie nicht von der Seite kommen können, von der wir gestern kamen, sondern von der entgegengesetzten. Und diese Seite liegt hier so deutlich und so ausführlich vor Euren Augen, daß Ihr die Roten schon lange, ehe sie kommen, bestimmt entdecken müßt. Da gebt Ihr uns ein Zeichen.«

»Was für eins?«

»Einen langen, scharfen Pfiff.«

»Etwa so?«

Er steckte den gekrümmten Zeigefinger in den Mund und ließ eine Probe hören.

»Ja, das genügt.«

»Schön! Aber wie steht es mit dem Weg hinunter zur Kanzel? Ihr seid noch nicht unten gewesen.«

»Ist auch nicht nötig. Der junge Adler‘ kennt ihn ja. Und selbst wenn dies nicht der Fall wäre, glaubt Ihr doch nicht etwa, daß ich mich verlaufen würde, nachdem ich die Devils pulpit von hier aus so deutlich vor mir liegen sah. Kommt!«

Wir stiegen wieder zum Lager hinab; nur Pappermann allein blieb oben. Ich nahm den zerlegten Henrystutzen aus dem Koffer und schraubte ihn zusammen.

»Willst du schießen?« fragte das Herzle.

»Ängstige dich nicht. ich denke nur an Wild,« beruhigte ich sie. »Der ,junge Adler‘ wird sein Gewehr auch mitnehmen.«

Sie winkte verstohlen nach ihm hin. Mein Blick folgte dieser Richtung ebenso verstohlen. Ich sah, was sie meinte. Es war rührend, mit welch einer andächtigen Spannung er den Stutzen betrachtete und jeden Griff beobachtete, den ich tat, indem ich ihn lud.

»Uff!« sagte er. »Das ist er! Das also ist er!

Wie oft hörte ich von ihm sprechen! Darf ich ihn einmal berühren?«

»Hier ist er!«

Er nahm ihn in die Hand, doch ohne sich zu erlauben, ihn untersuchen zu wollen. Dann drückte er ihn wie in einer plötzlichen Aufwallung an sich und sagte:

»Wie oft wurde Winnetou durch ihn gerettet, wie oft! Ein einziges, ein einziges Gewehr!«

Bei diesen Worten gab er mir den Stutzen zurück. Ich nahm ihn und antwortete:

»So einzig, wie Ihr denkt, ist er längst nicht mehr. Ja, man hat mich ausgelacht, wenn ich von fünfundzwanzig Schüssen sprach. Es hat sogar kluge, sehr kluge Menschen gegeben, welche mich dieses Gewehres wegen einen Lügner und Schwindler nannten, obgleich sie von Handfeuerwaffen und vom Schießen so wenig verstanden, daß es mich geradezu erbarmte. Nun aber ist es schon lange her, daß ich nicht nur gerechtfertigt, sondern sogar übertroffen worden bin. In Italien erfand Major Cei-Rigotti ein fünfundzwanzigschüssiges Armeegewehr, und dem englischen Kriegsminister wurde sogar ein achtundzwanzigschüssiges, welches 3100 Meter weit trägt, von einem schottischen Erfinder vorgelegt. übrigens wird dieser Stutzen zu seiner Zeit genau denselben Weg gehen, den jetzt Winnetous Silberbüchse geht.«

»Habt Ihr auch diese mit?« fragte er, indem seine Augen leuchteten.

»Ja.«

»Darf ich sie sehen?«

»Später. Jetzt müssen wir jeden Augenblick für die Untersuchung der Devils pulpit sparen, denn wenn die Feinde angekommen sind, ist es zu spät dazu. Verlieren wir keine Zeit.«

Als ich das sagte, hörten wir über uns ein Lachen. Pappermann war es. Er kam herabgestiegen. Er hatte uns schon fast erreicht; da sagte er:

»Ja, oben bleiben soll ich! Und laufen wollen diese drei klugen Leute! Werden aber doch reiten müssen! Und werden mich dazu brauchen, sehr, sogar sehr.«

Indem er das sagte, fiel mir ein, wie recht er hatte. Das Herzle aber fragte:

»Reiten? Und Euch dabei auch brauchen? Gewiß nicht! Wir gehen!«

»Nein, Ihr reitet!« lachte er fröhlich. »Werdet mir schon einmal gehorchen müssen, ganz gleich, ob Ihr wollt oder nicht! Oder will Mrs. Burton vielleicht nasse Füße haben, einen Schnupfen, einen Husten, einen Katarrh und andere schöne Dinge? Das Niesen gar nicht gerechnet!«

Das war allerdings sehr richtig. Ein Westmann fragt freilich nicht danach, ob er feucht wird oder nicht, aber wenn er es vermeiden kann, so ist er einverstanden. Wir setzten uns also alle auf und ritten hinaus, über den Weiher hinüber. Dann schaffte Pappermann die Pferde wieder zurück. Wir aber folgten dem schmalen Wässerchen abwärts, bis wir die Stelle erreichten, an welcher wir gestern von der Richtung nach der Teufelskanzel abgewichen waren. Von da an hatte der größere Bach unser Führer zu sein, bis er allzu mutig wurde und sich in verschiedenen Sprüngen und Kaskaden direkt in die Tiefe stürzte. Das konnten wir nicht mitmachen. Wir stiegen also langsam und in bequemen Schlangenwindungen hinunter und machten dabei die Bemerkung, daß wir da nicht der geraden Richtung folgen konnten, sondern einen ganz ansehnlichen Bogen schlagen mußten, was Pappermann aber nicht berechnet hatte und darum zu der irrigen Ansicht gekommen war, daß das, was der »junge Adler« sah, nicht die Teufelskanzel sein könne.

 

Unten in der Tiefe angekommen, sahen wir zunächst die schmale Spalte, welche das Wasser in uralter Zeit fast senkrecht in den Felsen gefressen hatte. Es sah fast aus, wie mit einer riesigen Säge hineingeschnitten. Ganz dasselbe hatte auch uns gegenüber am Ausgang des Kessels stattgefunden. Es war also erwiesen, daß der letztere einen halb natürlichen, halb künstlichen See gebildet hatte und später, als der Wasserabfluß seinen Grund erreichte, vertrocknet war. Welchen Zweck hatten die beiden Inseln gehabt? Etwa den, überhaupt nur Inseln zu sein? Das wollte mir nicht einleuchten. Ebenso wichtig war mir die Frage: Wurde dieser Zweck mit Hilfe des Wassers erreicht, so daß nun jetzt, wo es kein Wasser mehr gab, auch er nicht mehr nachgewiesen werden konnte? Der Bach war freilich noch da. Er floß auch noch immer lang durch den ganzen Kessel. Aber er hatte die Steinplatten nicht durchdringen und sich eine tiefere Rinne bohren können, sondern sie bildeten seinen Grund, auf dem er sich durch angeschwemmtes Geröll seine eigenen Ufer gebaut und befestigt hatte. Wir wurden von ihm zunächst in den östlichen, dichter bewachsenen Teil des Kessels geführt, verweilten uns da aber nicht, sondern hoben ihn uns für später auf, weil es galt, zunächst den westlichen Teil des Terrains kennenzulernen, weil von dieser Seite die Roten zu erwarten waren. Wir mußten also vor allen Dingen dort fertig sein, bevor sie kamen.

In diesem westlichen Teil gab es einige Stellen, an denen unter der aufgewühlten Erde die Steinplatten hervorschauten. Die Bäume, die es da gab, waren nicht hoch, und die Büsche nicht dicht. Sie hatten nur allzuoft das Material zu Lagerfeuern liefern müssen. Die zwischen ihnen liegenden, zahlreichen lichten Stellen waren so groß, daß Hunderte von Lagernden Platz finden konnten, ohne einander zu beengen. Die hier befindliche Insel war höher als der höchste Baum; was aber nicht viel sagen will, weil die Bäume ja keine bedeutende Höhe besaßen. Sie war nicht mit Grün bewachsen, sondern vollständig kahl. Eine Reihe von Stufen führte hinauf. Oben gab es in der Mitte einen hohen, steinernen Sessel und rund um ihn einen Kreis von niedrigeren Sitzen. Das war die »Teufelskanzel«, auf welcher die Häuptlinge zu beraten und das Ergebnis dann durch den Sprecher dem unten versammelten Publikum zu verkünden hatten.

Wir stiegen hinauf. Es war nicht das Geringste zu sehen, was uns als beachtenswert erschienen wäre. Natürlich visierte ich von hier aus, doch ohne Etwas davon zu sagen, die im östlichen Teil liegende andere Insel. Sie war genau ebenso hoch wie diese hier, doch umfangreicher und außerdem dicht bewachsen. Auch bis zu ihrer Oberfläche reichte keiner der Bäume herauf, und wenn es sich wirklich, wie ich mehr und mehr vermutete, um ein akustisches Geheimnis handelte, so gab es auf unserer jetzigen Höhe rundum keinen Gegenstand, durch den die Schallwellen hätten aufgefangen oder unterbrochen werden können. Hierauf stiegen wir wieder hinab. Wir waren mit diesem Teil des Kessels fertig und schauten einmal zur Höhe empor, ob es wohl möglich sei, unseren Pappermann zu sehen. jedenfalls beobachtete er uns; aber da er wahrscheinlich so klug war, sich nicht ganz vor an die Brüstung zu wagen, konnten wir ihn nicht entdecken.

Nun begaben wir uns nach dem anderen, dem dichter bewachsenen Teil der Ellipse. Ich steuerte da direkt auf die zweite Insel zu, hemmte aber gar bald meinen eiligen Schritt, denn ich stieß auf Spuren, doch glücklicherweise auf solche, die man gern, sehr gern zu sehen pflegt. Auch dem »jungen Adler« fielen sie auf der Stelle auf. Es sah fast so aus, als ob Kinder wiederholt durch die Him- und Brombeersträucher gebrochen seien. Wir waren zunächst still, aber als wir uns einmal rund um die Insel geschlichen hatten und nun wußten, woran wir waren, fragte ich:

»Herzle, hast du Appetit auf Bärenschinken oder Bärentatzen?«

»Mein Schreck!« antwortete sie schnell und sogleich erregt. »Gibt es etwa Bären hier?«

»Ja.«

»Wohl gar Grizzlies?«

»Nein. So schlimm ist es nicht. Es ist ein ganz niederträchtig unschädlicher, schwarzer Bär, der auf dem linken Hinterbein hinkt. Er scheint einmal verwundet worden zu sein und hat sich also die Gefährlichkeit abgewöhnen müssen. Ich vermute in ihm einen leidenschaftlichen Vegetarier, der sich nicht die geringste Mühe geben wird, dir als Menschenfresser zu erscheinen. Er steckt hier droben auf der Insel.«

»Da oben?« Sie schaute empor und fügte sofort hinzu: »Du hast Recht! Ich sehe ihn! Da guckt er herunter! Da, da!«

Sie zeigte mit der Hand hinauf. Da hob der »junge Adler« auch schon sein Gewehr.

»Schießt nicht; schießt nicht!« bat sie. »Er macht ein gar zu liebes, albernes Gesicht!«

Aber ihr Wunsch kam zu spät. Der Schuß krachte. Die Kugel war in das Auge gezielt und drang direkt in das Gehirn. Der Bär hatte hart am Rand der Insel gelegen und, als er uns sah, eine Bewegung gemacht sich aufzurichten. Nun sank er wieder nieder, wälzte sich unter der Wirkung des Schusses einmal nach vorn und kam dann heruntergerutscht, um tot vor unseren Füßen liegenzubleiben.

»Wie schade, wie schade!« meinte das Herzle. »Wir konnten ihn leben lassen!«

»Zu seiner eigenen Qual?« fragte ich, indem ich ihn untersuchte. »Schau her! Er war nicht verwundet, sondern er hatte das Hinterbein gebrochen, und da ihn keine Universitätsklinik aufnehmen wollte, so schleppte er es hinterher, bis ihn unsere Kugel erlöste.«

»Aber gebrochene Beine esse ich nicht!« erklärte sie energisch.

»Ich auch nicht!« stimmte ich ihr bei. »Sie müssen unbedingt erst eingerichtet und dann verbunden werden, natürlich in Gips. Hierauf spickt und bratet man sie, und dann werden sie gegessen!«

»Du bist ein lasterhafter Mensch!« bestrafte sie mich, halb lachend und halb ernst. »Was wird nun mit dem Bär? Ich trage ihn nicht hinauf, wo wir wohnen.«

»So wird er von unserem Maksch geholt! Er ist über vier Jahre alt und wiegt wohl einige Zentner, aber wir haben ja Maultiere, ihn zu tragen. Wir müssen Alles fortschaffen, dürfen nichts von ihm hier lassen, der Indianer wegen, die wir erwarten. jetzt ziehen wir ihm den Rock aus.«

Das ging sehr schnell. Der »junge Adler« half und zeigte sich als geschickt und sauber. Als wir das Wild dann wieder in sein eigenes Fell gewickelt hatten, setzten wir unsere unterbrochenen Nachforschungen fort. Auch hier führten Stufen hinauf, die aber von Ranken fast unwegsam gemacht worden waren. Zu beiden Seiten dieser Stufen gab es je eine große Steintafel mit ziemlich wohlerhaltenen Meißelarbeiten. Diese Tafeln waren jedenfalls erst dann angebracht worden, als das Bassin kein Wasser mehr hatte. Sie enthielten Abbildungen der Insel. Auf der ersten Tafel sahen wir eine männliche Figur, welche hinaufsteigen wollte. Auf der zweiten erschien oben ein schreckliches Ungetüm, welches diesen Kühnen verschlang, noch ehe er hinaufgelangt war. Also eine Warnung, die Insel zu betreten! Warum das? Es schien hier also doch etwas vorhanden gewesen zu sein, was Niemand wissen durfte! Wir kletterten hinauf.

Oben angekommen, sahen wir, vom Gebüsch vollständig überwuchert, ein kleines, niedriges Gebäude, ungefähr einer Feldwächterhütte ähnlich, aber aus Steinplatten bestehend, sowohl die Wände als auch das Dach. Gleich daneben hatte sich der Bär sein Lager hergerichtet gehabt. Drinnen hätte er es wohl bequemer gehabt, aber er hatte nicht hineingekonnt, denn die Tür war zu. Sie ging in einer steinernen Standangel, die in den Platten selbst angebracht war. Wir öffneten. Die Hütte war leer, vollständig leer. Es konnten vier Personen da sitzen, mehr aber nicht. Für wen war dieses Häuschen bestimmt gewesen? Etwa für den Lauscher? Er saß hier versteckt und ungesehen. Auf der anderen Insel aber gab es weder ein solches Häuschen, noch verbergende Büsche. Er konnte also alles sehen; die aber, die er beobachtete, sahen ihn nicht. ,

Eine weitere Entdeckung war auch hier oben nicht zu machen, und zwar aus dem sehr triftigen Grund, weil es überhaupt weiter nichts gab. Wenn das Geheimnis, nach dem ich suchte, wirklich vorhanden war, so fußte es ganz gewiß nicht auf scharfsinnigen, raffinierten Komplikationen, sondern auf der außerordentlich schlichten

Anwendung eines höchst einfachen Naturgesetzes. Ich war im höchsten Grad gespannt, hielt aber meine Gedanken jetzt noch geheim. Doch zögerte ich nicht, die entscheidende Probe zu machen. Ich bat meine Frau, mit dem »jungen Adler« nach der anderen Insel zurückzukehren und sich dort auf den großen Stuhl der Häuptlinge zu setzen.

»Wozu?« fragte sie.

»Es gibt eine Überraschung, welche ich dir bereiten möchte.«

»Eine gute?«

»Ja, eine gute. Wenn es gelingt, wirst du dich freuen! Oder willst du dich lieber schlimm überraschen lassen? Das kann ich auch!«

»Nein! Lieber gut! Aber, muß es denn sein?«

»Ja! Ganz unbedingt!«

»Du bist seit einiger Zeit so außerordentlich geheimnisvoll! Hoffentlich ist das nur vorübergehend! Ich werde gehorchen.«

Sie entfernte sich mit dem Apatschen. Ich trat an den Rand der Insel und schaute ihnen nach. Ich sah sie beide über den Platz gehen, indem sie miteinander sprachen, bis an die »Kanzel des Teufels«. Sie stiegen hinauf. ich muß sagen, daß ich mich in großer, sehr großer Spannung befand. Ich lauschte.

Da erklang, nicht vor mir, also von da her, wohin ich schaute, sondern hinter mir die muntere Stimme meiner Frau:

»Er ruht nicht eher! Er wird es durchsetzen, hinter diese ,Ohr‘– und ,Kanzel‘-Sache zu kommen! Ich kenne ihn!«

Sie standen jetzt beide oben auf der Insel. Ich hatte das, was meine Frau sagte, erst von dem Augenblicke an gehört, an dem sie auf der Höhe der Kanzel erschienen waren. Ich sah sie stehen, aber nicht deutlich. Die Gesichter konnte ich nicht erkennen; dazu war die Entfernung zu groß. Auch die Arm- und Handbewegungen waren für mich unsichtbar. Es trat nach dem letzten Wort eine Pause ein; dann hörte ich das Herzle wieder:

»Nein; ich habe keine Ahnung. Er hat ja noch keine Zeit gehabt, es mir zu sagen oder gar zu erklären.«

Aus diesen Worten war zu schließen, daß der Apatsche auch Etwas gesagt hatte, was meinem Ohr aber entgangen war. Wahrscheinlich stand ich falsch, nämlich so, daß mich die von seinem Munde ausgehenden Schallwellen nicht treffen konnten. Meine Frau war am Rand ihrer Insel stehengeblieben. So stand auch ich. Der »junge Adler« aber stand mehrere Schritte von ihr entfernt in der Mitte. Darum verließ auch ich den Rand und ging nach der Mitte zu. Die lag hier bei mir allerdings grad da, wo das Häuschen stand, also tief im Gesträuch, und es fragte sich also, ob dieses Gebüsch die Schallwellen nicht auffangen und unhörbar machen werde. Das geschah aber nicht. Denn kaum hatte ich das Häuschen erreicht, so hörte ich meine Frau viel deutlicher als vorher:

»Leider habe ich noch keinen gebraten. Ich muß mich da also ganz auf Euch verlassen. Sind die Tatzen wirklich das Beste? So delikat?«

Ganz ebenso deutlich hörte ich hierauf den jungen Apatschen antworten:

»Ohne allen Zweifel! Es gibt überhaupt nichts Delikateres!«

»Und müssen sie wirklich vorher solange liegen, bis sie Würmer bekommen?«

»Eigentlich, ja.«

»Pfui!«

»Warum pfui? Man entfernt die Würmer. Man ißt sie doch nicht mit!«

»Aber sie waren doch da! Das ekelt!«

»So wartet man nicht so lange!«

Da machte ich mir den Spaß, mit lauter Stimme dazwischen zu rufen:

»Auf keinen Fall! Man hat unbedingt zu warten, bis die Würmer da sind! Dann werden die Tatzen gebraten; die Würmer aber verfüttert man an die Rotkehlchen und Nachtigallen!«

Gleich sofort hörte ich das Herzle lachend sagen:

»Das ist mein Mann, der Schalk! Er ist uns nachgeschlichen. Wo steckt er denn?«

Ich vermutete, daß sie sich nach mir umschaute. Sehen konnte ich sie nicht mehr. Darum rief ich:

»Hier bin ich – hier!«

»Wo denn?« fragte sie.

»Hier oben! Bei Maksch Pappermann!«

»Scherz! Sag es ernst!«

»Nun gut: Ich sitze da auf dem nächsten Baum!«

 

»Nichts als Allotria! Nimm doch Verstand an, und sprich vernünftig!«

»Ganz wie du willst! Der ,junge Adler‘ mag in seine linke Westentasche greifen. Da stecke ich!«

»Uff, uff!« rief der Genannte. »jetzt weiß ich es, jetzt, jetzt!«

»Was?« fragte sie.

»Er ist gar nicht da, gar nicht hier! Seine Stimme klingt bald von oben, bald von unten, bald von rechts und bald von links. Er steht noch da, wo wir ihn verlassen haben; aber er hat die Fähigkeit entdeckt, uns seine Stimme bis hierher zuzusenden!«

»Sollte das wirklich sein?«

»Gewiß!«

»Dann wäre das wohl die Überraschung, von welcher er sprach?«

»Sehr wahrscheinlich. Ihr sagtet soeben, daß er nicht eher ruhen werde, als bis er hinter diese ,Ohr‘– und ,Kanzel‘-Sache gekommen sei. Nun kann er ruhen. Er hat es schon entdeckt!«

Da sprach ich hinein:

»Er hat Recht. Ich ruhe!«

»Wo?« fragte sie.

»Hier auf meiner Insel. Ich stehe vor dem Häuschen.«

»Wirklich? Oder foppst du noch immer?«

»Nein. Jetzt bin ich ernst. Ich habe Bildung angenommen. Ich stehe wirklich hier am Inselhäuschen und höre euch ebenso gut, wie ihr mich hört. Das ahnte ich. Ich werde euch den Sachverhalt erklären. Ich schickte euch nach der andern Insel, um die Probe auf meine Vermutung zu machen. Sie ist gelungen. Sie stellt mich außerordentlich zufrieden, wirklich außerordentlich!«

»Wenn das so ist, wie du sagst, so gleicht es fast einem Wunder!« rief sie aus.

»Und ist doch ganz und gar kein Wunder, sondern nur die kluge, sorgfältige Anwendung eines einfachen Naturgesetzes.«

»Da können wir doch von da aus, wo du jetzt bist, die Verhandlungen der Indianer belauschen!«

»Ja! Vom Anfang bis zum Ende! In aller Gemächlichkeit und Sicherheit! Denke dir!«

»Hörst du mich denn wirklich ganz deutlich?«

»Genauso, als ob du hier bei mir stündest!«

»Ich dich ebenso!«

»Schön! Aber machen wir trotzdem einmal eine Probe auf die Stärke oder Schwäche des Tones und auf den Punkt, auf dem man stehen muß, um ja kein Wort zu verfehlen!«

Auch diese Probe gelang sehr gut. Nur was geflüstert wurde, war nicht zu verstehen; es klang wie ein Hauch, der keine Worte hat. Und wenn man laut rief, so rollte es fast wie Donner. Man konnte fast darüber erschrecken. Dabei ging die Deutlichkeit um einen Teil verloren, doch nur um einen sehr geringen. Aber Alles, was zwischen diesem Flüstern und diesem Donnern lag, klang genauso, als ob man sich nicht an zwei so entfernten Punkten, sondern an einem und demselben Ort befände.

Schließlich machte das vorsichtige und stets sichergehende Herzle den Vorschlag, unsere beiden Positionen einmal zu vertauschen.

»Du kommst hierher nach meiner Insel, und ich komme nach der deinen,« sagte sie. »Unterwegs treffen wir einander. Du aber legst irgend Etwas, was ich dir jetzt sage, in das Häuschen hinein, damit ich mich überzeuge, daß du dich jetzt wirklich dort befindest.«

»So glaubst du jetzt immer noch, ich scherze?«

»Nein, denn hier bei uns bist du nicht, auch nicht in unserer Nähe. Wir würden dich sehen. Aber ich verstehe von Eurer Akustik und Euren Naturgesetzen so wenig, daß ich nur meinen Augen trauen kann, nicht aber der Wissenschaft oder gar deinem Schalk im Nacken!«

»So sag, was soll ich herlegen? Meine Uhr, mein Messer?«

»Nein, sondern etwas Poetisches!«

»Nun, was?«

»Einen Liebesbrief!«

»Oho! An wen?«

»An mich natürlich. Es ist ja keine Andere da. Nimm also ein Blatt aus deinem Notizbuch, und schreibe darauf, was ich dir jetzt diktiere!«

»Gut! Das Blatt ist da, der Bleistift auch. Nun sprich!«

Sie diktierte Folgendes:

»Mein teures Herzle! Ich liebe Dich und bleibe Dir treu bis in den Tod. Zu Deinem nächsten Geburtstag bekommst Du fünfzig Mark für das Radebeuler Krankenhaus. Ich halte Wort und unterschreibe es mit meinem eigenen Namen!«

»Nun unterschreib aber auch!« fügte sie hinzu.

»Ist hiermit geschehen!« meldete ich.

»So komm!«

Ich legte den Zettel in das Häuschen, stieg von meiner Insel hinunter und ging nach der ihrigen. Unterwegs trafen wir einander. Sie wollte mir wegen der fünfzig Mark einen triumphierenden Blick zuwerfen, brachte es aber nicht fertig. Sie reichte mir vielmehr die Hand, um sich zu bedanken, und ging dann mit dem »junger Adler« weiter. ich beeilte mich, schnell nach der anderen Insel zu kommen. Als dies geschehen war und ich dann oben stand, verhielt ich mich sehr still und lauschte. Da hörte ich sie kommen. Sie sprachen miteinander. Klärchen ging sofort nach dem Häuschen. Ich hörte sie sagen:

»Da liegt das Blatt! Wirklich, wirklich!« Sie las es und fuhr dann fort: »Genauso, wie ich es diktierte! Es kann also kein Zweifel mehr sein – – —«

»O doch!« unterbrach ich sie schnell.

»Ach, du bist auch schon dort?« fragte sie.

»Ja.«

»Und zweifelst?«

»Ganz bedeutend. Ich muß auch eine Probe machen, um mich zu überzeugen!«

»Welche Probe?«

»Du hast doch wohl auch deinen Bleistift bei dir?«

»Ja.«

»So nimm mein Blatt, und schreibe auf die andere Seite, was ich dir jetzt diktiere!«

»Schön! Ich habe das Blatt und den Stift. Es kann beginnen!«

Ich diktierte:

»Die gehorsamst Unterzeichnete gesteht hiermit vor der Staatsanwaltschaft des Königlich Sächsischen Landgerichtes zu Dresden reumütig ein, daß sie sich auf der Devils pulpit des amerikanischen Staates Colorado einer raffinierten Erpressung von 50 Mark, sage und schreibe fünfzig Mark, schuldig gemacht hat und hierfür – – —«

»Halt, halt! Nicht weiter!« fiel mir ihre Stimme in das Wort. »Ich habe meine Sünden nur dir einzugestehen, nicht aber der Staatsanwaltschaft, die ich für Alles, was auf der Teufelskanzel geschieht, für völlig inkompetent erkläre. Deine fünfzig Mark gehören von jetzt an meinen Kranken; dabei hat es zu bleiben! Wenn es noch weiterer Proben bedarf, so mache andere, aber nicht solche!«

»Ich verzichte!«

»So komm, und bitte mir es ab! Was mich betrifft, so bedarf deine Entdeckung für mich keiner weiteren Beweise.«

»So gehen wir jetzt, um nach unserem Lager zurückzukehren. Ich komme nicht erst zu Euch, sondern wir treffen uns am Wasser, draußen vor dem Kessel.«

Als ich dort ankam, waren sie noch nicht da. Es dauerte noch einige Zeit, ehe sie sich einstellten.

»Wir mußten dich warten lassen,« entschuldigte sich meine Frau. »Es galt doch, es dir so bequem wie möglich zu machen.«

»Was?«

»Deinen Lauscherposten, das Häuschen, in dem du dich doch wohl stundenlang oder wohl gar noch länger aufzuhalten haben wirst. Es mußte gereinigt werden. Dann haben wir trockenes Laub hineingeschafft, so viel, daß du es dir so behaglich machen kannst, wie die Verhältnisse es gestatten. Steigen wir jetzt nach oben?«

»Ja. Aber nur wir zwei. Der ,junge Adler‘ kann hier bleiben und auf Pappermann warten, der den Bär zu holen hat. Das Tier ist zu schwer für einen; es gehören Zwei dazu.«

Der Apatsche war einverstanden. Er legte sich in das Moos, um auf den alten Westmann zu warten; wir beiden Andern aber machten uns auf den Weg nach dem Lagerplatz hinauf.

Dort angekommen, erfuhren wir, daß Pappermann uns vom Anfang bis zum Ende beobachtet hatte. Auch den Schuß hatte er gehört und sich gleich gedacht, daß er irgendeinem Wild gegolten habe. Aber was für ein Wild das sei, das wußte er nicht. Nun freute er sich darüber, daß es ein Bär gewesen war, und machte sich schleunigst mit zwei Maultieren auf, um ihn zu holen.

Da es der Sioux und der Utahs wegen galt, wachsam zu sein und der bisherige Wächter sich entfernt hatte, so überzeugte ich mich zunächst, daß es den Pferden an nichts mangelte, und dann kletterten wir nach unserem hochgelegenen Lauscherposten hinauf. Von da oben aus hatten wir die Ellipse der Devils pulpit so deutlich und so instruktiv unter uns liegen, daß es mir nicht schwer wurde, meiner Frau geometrisch nachzuweisen und zu erklären, in welcher Weise es zustande kam, daß man an je einem Brennpunkt Alles, was an dem anderen gesprochen wurde, so deutlich hören konnte. Als dann der Bär gebracht wurde, übernahm der »junge Adler« die Wache hier oben, und wir stiegen wieder zum Zelt hinab, wo Pappermann dem Herzle ausführlich erklärte, wie man Bärentatzen einzuschnüren und in die Erde zu graben hat, so daß sie schnell mürbe werden, ohne daß Maden und Würmer sich einzustellen haben. Die Schinken wurden sorgfältig von allem Fett befreit, in Asche gewälzt und dann auch eingeschnürt, um aufgehoben und mitgenommen zu werden. Die Vorderkeulen aber unterwarf der alte Westmann einer anderen, sehr anstrengenden Prozedur. Sie sollten zuerst verzehrt werden und wurden darum von ihm geklopft, wohl eine Stunde lang, mit einer kurzen, starken Keule, die er sich aus einem Ast schnitt. Ich aber suchte inzwischen die verschiedenen Kräuter zusammen, welche ein jeder Kenner des »wilden« Westens für unerläßlich hält, wenn er sich über am Spieß oder unter heißen Steinen gebratenes Bärenfleisch lobend aussprechen soll. So hatte ein Jeder zu tun, das Herzle aber am allermeisten, denn sie buk heut auch Brot, gleich für drei oder vier Tage, dazu einen leckeren Brombeerkuchen, zu dem die Beeren massenhaft in nächster Nähe unseres Zeltes standen. Hierdurch wurde die erste der von Trinidad mitgenommenen Mehlbüchsen leer, und das Herzle beeilte sich, sie mit dem zerlassenen Bärenfett zu füllen. Bärenfett ist nämlich im Westen ein sehr wichtiger Artikel, der sehr vielfach zur Benützung kommt und jeden Braten, sogar jedes Backwerk, wie Kenner behaupten, schmackhafter macht. Diese Wichtigkeit besaß er schon in alter, alter Zeit bei den Indianern, noch ehe die Weißen kamen. Fast jede Stadt und jedes Dorf besaß einen besonderen Stall oder Zwinger, in welchem Bären gezüchtet, gefüttert und gemästet wurden, um dann geschlachtet zu werden. Auch das ist einer jener Punkte, welche denen, die über die rote Rasse schreiben, ohne die hierzu nötigen Kenntnisse zu besitzen, noch völlig unbekannt sind. Die Vergangenheit der Indianer ist eben eine ganz andere, als man denkt!