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Gerächt

Copyright: © 2014 Katrin Fölck

Published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

ISBN: 978-3-8442-8454-6

Titelbild: © KK-Foto/Shutterstock.com

1

Das Einzige, was ich mir immer gewünscht habe, ist, die Eine für dich zu sein.

Die, an die du denkst, von der du träumst, nach der du dich verzehrst.

Die Eine.

Nicht, die Einzige.

Das wäre vermessen.

Wer konnte so etwas von einem anderen Menschen schon verlangen?

Ich weiß nicht, warum es mir vergönnt ist, all das für dich zu sein.

Vielleicht siehst du mich einfach nicht.

Nicht so, wie du andere Frauen siehst.

Vielleicht ist es, weil wir uns vertraut sind.

Schon so viele Jahre.

Weil du denkst, dass du dich nicht um mich bemühen musst.

Weil du dir meiner Liebe bereits sicher bist.

Vielleicht reizt dich auch nur das Spiel.

Brauchst du es, zu werben, zu erobern, zu gewinnen.

Vielleicht brauchst du Selbstbestätigung.

Weil das gut ist für dein Ego.

Oder du hast Angst, irgendetwas in deinem Leben zu verpassen.

Die habe ich nicht.

Nur die, dich zu verlieren.

Ich weiß, dass ich dich liebe, schon immer.

Daran gibt es keinen Zweifel.

2

Ich bin völlig erledigt von meinem elfstündigen Flug.

Die Schwüle, die mir entgegenschlägt, als ich den gigantischen Flughafen Suvarnabhumi, östlich von Bangkok verlasse, um mir ein Taxi zu nehmen, überrascht mich nicht nur, nein, sie erschlägt mich förmlich.

Mit meinem einzigen Gepäckstück in der Hand, einer Reisetasche, steuere ich unkonzentriert auf das erstbeste Fahrzeug zu, dass ich als Taxi erkenne.

Die Tasche ist schwer, sehr schwer.

Ich stelle sie ab, bevor ich dem Fahrer die erste Frage stelle.

„Use the meter?“

Als er verneint, schlage ich die Beifahrertür enttäuscht wieder zu.

Ein wütend gezischtes: „Farangs“ folgt mir.

Er beschimpft mich, mit dem Wort, das eigens uns westlichen Ausländern gilt. Doch warum sollte ich freiwillig einen zwei- bis dreifach höheren Fahrpreis zahlen?

So schön ist der auch nicht, denke ich bei mir und steuere bereits ein weiteres Fahrzeug an, auf dessen Dach ich ein Schild mit der Aufschrift „Taxi-meter“ sehen kann.

Der Fahrer springt sogleich geschäftstüchtig aus dem Wagen und verstaut flink meine Tasche im Heck des Taxis.

Dann fragt er mich, ob er den Highway oder den Expressway nehmen soll.

Ich habe etwas Mühe, ihn zu verstehen.

Sein Englisch klingt fremdartig, was auch an seinem thailändischen Akzent und der etwas anderen Aussprache liegt.

Er muss seine Frage wiederholen, bevor ich verstehe, was er von mir will.

Obwohl ich Zeit habe und froh bin, der Hitze während der Fahrt entkommen zu können, entscheide ich mich dennoch für den Expressway.

Ich reiche ihm die von ihm gewünschte Anzahl an Baht für die Maut, da diese auf Stelzen gebaute Schnellstraße kostenpflichtig ist.

Damit entgehen wir aber wenigstens der zu erwartenden Staus.

Bangkok begrüßt mich, wie es einer Hauptstadt würdig ist: Mit einem bunten Lichtermeer an Leuchtreklamen, einem exotischen Mix aus fernöstlicher Gelassenheit und dem typischen hektischem Großstadtreiben einer Neun-Millionen-Einwohner-Stadt, dem Gewusel der Fahrzeuge auf den Straßen, den hupenden Taxen, dem Geknatter der Tuk-Tuks, den völlig überbesetzten Mopeds, dem durchdringenden Geruch der Garküchen mit den typischen Gewürzen, dem Abgasdunst und der sprühenden Lebensfreude der Menschen und eben dieser tropischen Hitze.

Und obwohl ich leichte Kleidung trage, tropft und perlt der Schweiß nur so über mein Gesicht und drängt aus jeder Pore meines Körpers, so dass mein dünnes Sommerkleid nur so an mir klebt, als ich dem Taxi wieder entsteige.

Ich habe mich vor meinem Hotel an der Sukhumvit Road absetzen lassen.

Hier ist es richtig laut.

Hier findet das pralle Leben statt, und auch das Nachtleben.

Niemandem würde ich auffallen, geschweige denn, würde sich jemand an mich erinnern.

Wenn ich wollte, könnte ich von hieraus mit dem Sky Train zu den Shoppingcentern am Siam Square fahren.

Wie gesagt, wenn ich wollte.

Bangkok ist überwältigend, jedenfalls das, was ich bisweilen vom Taxi aus sehen konnte.

In Bangkok würde ich jedoch nicht lange bleiben.

Vielleicht zwei, drei Tage, wenn alles klappte.

Ich habe nicht vor, das Land, die Kultur und die Menschen kennenzulernen und will auch nicht weiter nach Ko Samui, Phuket oder Khao Lak reisen, um meine Zeit am Strand zu vergeuden, wie die meisten der anderen Urlauber aus meinem Flieger.

Ich bin aus einem anderen Grund hier…

3

Du hast mich gleich bei unserer ersten Begegnung in deinen Bann gezogen.

Mit Haut und Haaren.

Ich war dir sofort verfallen.

Vom ersten Augenblick an.

Und deinem Blick sowieso.

Ich weiß bis heute nicht, was es eigentlich war, was mich so an dir faszinierte.

Mich so anzog.

Zeit genug, darüber zu sinnieren und es herauszufinden, hatte ich ja über die vielen Jahre genug.

Vielleicht waren es einfach deine männlichen Hände, denen man ansehen konnte, dass sie zupacken können.

Und mit denen du mir dann zeigtest, dass sie im Gegensatz dazu, genauso unbeschreiblich zart streicheln konnten.

Ich glaube, in die habe ich mich zuerst verliebt, und in deine Augen.

Vielleicht war es aber auch einfach deine Männlichkeit, die sich mir in der Version eines Drei-Tage-Bartes oder aber als zarte, gekräuselte, dichte Härchen auf deiner Brust zeigten.

Was etwas wirklich Animalisches an sich hatte.

Und auch dein breiter Rücken und deine Schultern zogen mich unwiderstehlich an.

All das suggerierte Schutz und Geborgenheit.

Heute denke ich, es war eher das Gesamtpaket, nicht nur das Äußerliche.

Es war die Art, wie du sprachst, wie du lachtest.

Und die kleinen Grübchen, die ich dann zu sehen bekam.

4

Nachdem ich mein Zimmer bezogen, mir eine erfrischende Dusche gegönnt und mich umgezogen habe, nehme ich meine Handtasche und ziehe die Tür hinter mir zu.

Ich laufe erst einmal die Straße entlang.

Die Sukhumavit Road ist vierhundertunddreißig Kilometer lang und endet erst kurz vor der kambodschanischen Grenze.

Das ist unvorstellbar, aber wahr.

Sie zu überqueren, traue ich mich nicht.

Aber das müsste ich auch gar nicht, denn unterhalb der Hochbahnstraße führt der Skywalk entlang und von ihm zweigen die Straßen zu den Einkaufscentern und Geschäften ab.

Ich bin völlig überfordert, nahezu hilflos.

Dieser Verkehr!

Für einen Europäer wie mich stellt dies ein heilloses Durcheinander dar, ein nicht zu überblickendes Chaos.

Aber hier scheint dies zu funktionieren.

Die Straße ist fast völlig vom Sky Train überdacht, ein weiteres bauliches Wunderwerk, neben den auf Stelzen gebauten Straßen und den vielen altertümlichen kulturellen Eigentümlichkeiten.

Dass dies das Land des Lächelns ist, fällt mir sofort auf.

Und die Lebensfreude und Freundlichkeit der Menschen.

Ich bleibe mal hier, mal da vor einem Schaufenster, einem Stand oder an einer Garküche, von denen es hier unzählige gibt, stehen, um mir das Angebot zu beschauen.

Allein diese sind sehenswert, da sie so unterschiedlich in ihrer Ausführung sind.

Viele der Garküchen sind improvisiert und aus den unterschiedlichsten Materialien zusammengebaut, und auch das Geschirr, auf dem die Speisen angeboten werden, ist zusammengesammelt.

Andere sind fahrbar, bestehen aus zusammengeschweißten Metallrohren und Rädern.

Ein Gaskocher gehört aber bei allen dazu.

Und auch die typischen Obststände unterscheiden sich nicht viel von den Karren, nur dass sich das Angebot an frischen Früchten in einer Art Truhe hinter Glas befindet.

Es muss alles fahrbar sein und funktionell.

Und das ist es wirklich.

Der Essengeruch verfolgt mich.

 

Und obwohl die Preise der vielen Stände und Garküchen unglaublich billig sind, gehe ich dann doch lieber in ein Restaurant, um eine Kleinigkeit zu essen.

Ich wähle „Tom Yam Gung“, eine scharfe Garnelensuppe, die mir äußerst ansprechend in einer echten Kokosnuss serviert wird.

Ich bin überwältigt.

Als ich eine reichliche Stunde später wieder auf der Straße stehe, hat das dem nächtlichen Treiben noch keinen Abbruch getan.

Es scheint, als sei ganz Bangkok auf den Beinen.

Wenn ich mir den Verkehr so anschaue, weiß ich, dass ich hier auf keinen Fall selbst fahren würde. Das wäre reiner Selbstmord.

Ich beobachte das Chaos auf der Straße und staune über die Geschicklichkeit der Fahrenden, und ich versuche, dabei ein System zu erkennen, wer Vorfahrt hat. Ich steige einfach nicht dahinter.

Entweder der, der das größere Fahrzeug hat oder das Schnellere.

Oder die Thailänder regelten alles mit einem Blick in die Augen des Anderen und mit einem Hupen.

Ich schüttele den Kopf.

Ich bin in einer total anderen Welt als der, die ich kenne.

Bevor ich mich auf den Rückweg in mein Hotel mache, sehe ich einen Stand, der „Banana Pancake“ und „Indian Pancake“ anbietet.

Ich kaufe mir einen Bananenpfannkuchen und bin entzückt von diesem einzigartigen Genuss.

Zurück in meinem Hotel lande ich in der Bar auf einen Absacker.

Ich sitze nicht mal zehn Minuten in der Cocktail-Lounge, da falle ich bereits auf.

Ein junger Thai in schwarzer Hose, mit weißem Hemd und schwarzem Blazer kommt lächelnd auf mich zu.

Er begrüßt mich auffallend freundlich und stellt sich mir als Chao-tak Luang vor.

Ich nenne ihm meinen Namen: Annalena Schmidt.

Ich staune selbst darüber, wie selbstverständlich er mir gerade über die Lippen kommt.

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