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“North Carolina,” räumte er ein. “Aber das habe ich nicht gemeint. Ich meinte eine dauerhafte Lösung für dein Problem.”

“Mein Problem? Und was genau weißt du alles über mich und meine Probleme?”

Lucas hielt inne, er versuchte die richtigen Worte zu finden.

“Ich weiß, dass du verfolgt wirst. Regierungsbehörden, Großkonzerne … du hast dir viele Feinde gemacht und jetzt, da du verwundbar bist, haben es alle auf dich abgesehen. Irgendeiner davon wird dich erwischen, dir wahrscheinlich wehtun und dich dann dem Höchstbietenden überlassen.”

“Ich bin nicht verletzlich!” schnappte sie und sprang auf die Füße. “Ich bin sehr gut alleine klargekommen.”

Sie verschränkte die Arme und marschierte durch den Bau. Die Bewegung schien ihre Wut zu lindern.

“Der Mensch hat die Wahrheit gesagt. Wahrscheinlich hätten sie dich kurz danach geschnappt. Bis jetzt hast du dich gut geschlagen, ja. Du bist in einer riesigen Stadt in einem Drittweltland abgetaucht und dazu noch in einem kommenden Hackerparadies. Das war clever. Aber auf dich wurden zu viele Kopfgelder ausgesetzt und du wirst dich nicht retten können, egal wie clever oder schnell du bist. Es ist zu viel Geld im Spiel, zu viel Blut im Haifischbecken,” führte Lucas aus.

“Das ist es also? Du bist ein Kopfgeldjäger, der auf seine eigene Spezies Jagd macht?” sprach sie, ohne ihn anzublicken. Sie marschierte weiter hin und her. “Du willst mich ausliefern, mir einen Gnadendeal oder so aushandeln?”

“Nein. Das würde nicht mal ansatzweise deine Probleme lösen. Wenn du zum Staatsanwalt gehst und um eine Verständigung bittest, dann würde diese nur eine der vielen Parteien ansprechen, die dich verfolgen und die wollen dich wahrscheinlich im Knast sehen. Das wäre nur eine Verschwendung deiner Talente. Deiner Schönheit.”

Darauf blieb sie stehen, ihr Blick sprang zu ihm.

“Meine Schönheit? Soll dieser Deal eine Art Anmache sein?” fragte sie entsetzt.

“In gewisser Weise schon. Ich gebe zu, ich habe dich ausfindig gemacht. Dich beobachtet, deine Vergangenheit durchleuchtet. Du bist interessant, Aurelia. Aus mehreren Gründen, aber bleiben wir einfach dabei, dass du zu meiner Art gehörst und dazu noch total umwerfend bist … das hat definitiv dazu beigetragen, dass du es bis ganz oben auf meine Liste geschafft hast.”

“Und wie kommt es, dass du Listen aufstellst und Deals anbietest?” fragte sie.

“Ich bin Geschäftsführer von Lunacorp,” sprach er. Wie erwartet erkannte sie den Namen sofort. Sie musste lächeln.

“Ich wusste, dass Lunacorp von Wölfen geführt wird,” sprach sie leicht triumphierend. Kurz darauf verflüchtigte sich jedoch ihr Lächeln.

“Du bist also der Boss. Was bringt mir das?” wollte sie wissen.

“Wie du weißt, ist Lunacorp in den vergangenen Jahren exponentiell gewachsen. Wir haben mehr Geld, als wir jemals ausgeben könnten, als unsere Enkelkinder jemals ausgeben könnten und wir langweilen uns. Wir sind einsam. Von Menschen umgeben und von anderen Wölfen isoliert. Das möchten wir gerne ändern.”

“Wir? Wer sind bitteschön wir?”

“Ich bin der Federführer, wenn man so will. Aber Ben und Walker befinden sich auf demselben Weg wie ich und sind genauso isoliert. Wir haben nur uns drei.”

“In den Staaten gibt es tausende Wölfe. Du könntest einfach nach New York fliegen und etwas sagen. Hunderte Weibchen würden sich dir an den Hals werfen und sich um deinen Lifestyle reißen. Ich aber … ich bin in Indien. Ich werde gesucht. Warum ausgerechnet ich?”

“Wie gesagt, deiner Talente wegen. Und wegen deiner Schönheit.”

“Dann spuck es aus,” sprach sie. “Wie lautet dein Angebot?”

Lucas nickte, er leckte sich die Lippen.

“Ich will dich. In meinem Haus, hier. In meinem Bett. Ich möchte dir eine Reihe an Verträgen anbieten. Einen für deine Computerkenntnisse. Damit du mit Ben zusammenarbeitest und neue Programme entwickelst. Einen Vertrag, um meine Geliebte zu sein, oder eine davon. Ich möchte mehreren Weibchen diese Art von Deal anbieten, einen Deal, der ihnen zugutekommt und mich oder einen der anderen Jungs involviert. Wir wären nicht exklusiv, es sei denn, es ergibt sich ganz von selbst.”

“Du willst mich mit ihnen teilen? Sie könnten sich nehmen, was immer sie wollten, wann immer sie wollten?” sprach sie neugierig und beleidigt zugleich.

“Du könntest mit ihnen anbandeln oder nicht. Deine Wahl. Im Vertrag wird nur festgelegt, dass du bei mir bleibst und dass ich dich verführen darf.”

“Und was würde dabei für mich herausspringen?”

“Ich sorge dafür, dass deine Kopfgelder widerrufen werden und dass jede Organisation, die hinter dir her ist, auf andere Weise zufriedengestellt wird. Nach Ende deines Vertrags könntest du dich frei in den USA bewegen. Du wirst nie in einer Gefängniszelle einsitzen. Und solange du mit mir zusammen bist, wirst du alles bekommen, was du begehrst. Kleider, Schmuck, Wellness, was immer du willst. Zugang zur neuesten Technologie, ich weiß, dass dir das gefehlt hat.”

Aurelia musterte ihn, ging zur Couch zurück und setzte sich.

“Und wenn ich ablehne? Was, wenn ich meine Tasche schnappe und verschwinde?” fragte sie und neigte den Kopf zur Seite.

Lucas griff in seine Hosentasche und holte sein Smartphone raus. Er öffnete die Fotogalerie und reichte ihr das Telefon. Zu sehen waren dutzende Bilder von ihrem Bruder, ihrer Schwägerin und den beiden Kindern.

Aurelia atmete scharf ein. Wut brodelte so rasant in ihr auf, dass sein Wolf ihre Emotionen wahrnahm.

“Du wagst es, meine Familie zu bedrohen?” hisste sie und hielt ihm das Handy hin. Das Foto zeigte ihren Bruder Edgar, wie er seine kleine Tochter auf dem Arm hielt.

“Nein, du verstehst nicht. Ich habe diese Fotos vom Laptop eines Polizeiagenten in Dubai kopiert.”

Aurelia beruhigte sich leicht und biss ihre Lippe.

“Ich war sicher, dass ich unsere Verbindung vergraben habe. Ich habe monatelang jeden digitalen Hinweis gelöscht, der zeigte, dass wir uns je begegnet waren,” flüsterte sie, als sie durch die Fotos scrollte.

“Leider ist er ein Softwareingenieur bei einem führenden Tech-Unternehmen und ihr habt denselben Namen. Abgesehen davon und der Tatsache, dass er weiter über dich redet und deinen vollen Namen benutzt … kannst du ihn unmöglich verstecken,” erklärte Lucas höflich.

“Wenn ich also nein sage, dann wirst du ihnen meinen Bruder ausliefern?” fragte sie.

“Nein, ganz und gar nicht,” sprach Lucas und rückte näher. Er streckte die Hand aus und hob ihr Kinn, sodass sie ihm in die Augen blickte.

“Nehmen wir an, du bist einverstanden und deine Schulden werden beglichen. Genau das biete ich dir an, zusammen mit einem ständigen Security-Team für deinen Bruder und seine Familie. Solange du bei mir bleibst, wird ihm niemand Schaden zufügen können, um so an dich heranzukommen.”

Aurelias Lippe bebte, ihre Hände zitterten leicht, als sie das Telefon auf dem Sofa ablegte.

“Werde ich meinen Bruder sprechen können?” fragte sie.

“Wir können ihn für einen Besuch herholen. Wenn dein Vertrag vorbei ist, kannst du dir in seiner Nähe ein Haus kaufen, wenn du möchtest.”

Aurelia entzog sich seiner Berührung und presste den Handrücken an ihr Auge. Sie fuhr mit den Händen über ihre von der Reise zerdrückten Haare, atmete tief ein und machte den Rücken gerade. Fast musste Lucas lächeln, als er beobachtete, wie sie ihre Haltung ausrichtete, um eine Entscheidung zu treffen.

Sie blickte ihm in die Augen, dann reichte sie ihm die Hand.

“Einverstanden,” sprach sie mit gestählter Stimme.

Lucas nahm ihre Hand, er schätzte ihren festen Griff. Die Berührung ließ seinen Wolf hervorkommen, der sich überaus für die atemberaubende Frau interessierte.

“Wenn das so ist,” sprach er. Er ließ ihre Hand los, beugte sich vor und atmete ihren Duft ein. Er konnte ihre Wölfin spüren, ihre wachsende Aufgeregtheit und Unruhe, das Flattern ihres Herzschlags in seiner Nähe.

Seufzend atmete er aus.

“Ich muss zugeben, mein Wolf steht auf dich,” sprach er mit einem Grinsen.

Aurelia schenkte ihm ein unsicheres Lächeln und Lucas wurde klar, dass sie überwältigt und müde war.

“Na schön. Wir werden Folgendes tun,” sprach er und übernahm wieder die Kontrolle. “Ich werde dir dein Zimmer zeigen und deinen Koffer bringen. Ich werde dir Essen und den Vertrag bringen. Du kannst schlafen oder ein Bad nehmen. Was immer du willst. Du kannst dir das Kleingedruckte ansehen und mir alle nötigen Fragen stellen …” Er verstummte und winkte mit der Hand.

“Okay,” sprach Aurelia. Sie war sichtlich ermüdet.

“Dann werde ich dich zu unseren Suiten führen.” Er stand auf und reichte ihr die Hand. Sie nahm sie und er zog sie auf die Füße hoch. Statt wieder loszulassen, verschränkte er die Finger in ihre und führte sie zum hinteren Ende des Hauses.

Er führte sie nach oben bis zum Abschnitt, wo zwei Flure waren.

“Du und ich sind auf dieser Seite,” erklärte er ihr. “Mein Zimmer ist ganz am Ende. Zwischen unseren Schlafzimmern gibt es große Bäder und Wohnzimmer, alles miteinander verbunden. Die erste Tür ist für dich.”

Er hielt inne und hob ihre Hand an seine Lippen. Er verpasste ihr einen flüchtigen Kuss.

“Ich verabschiede mich. Dein Gepäck wird in Kürze in deinem Wohnzimmer stehen,” sprach er.

“Ich – ich weiß nicht, wie ich mich dafür bedanken soll,” sprach Aurelia und ihr Duft und leichter Akzent wirkten auf ihn wie ein Schlag in die Magengegend.

“Du wirst dir schon etwas einfallen lassen,” neckte Lucas und schüttelte den Kopf. “Ruh dich aus. Ich warte auf dich, wenn du soweit bist.”

 

Und so ließ er sie an der Tür stehen. Es fiel ihm wirklich schwer, sie ohne einen richtigen Kuss zu verlassen, aber Lucas war lange genug in der Geschäftswelt unterwegs, um zu wissen, wann es besser war abzuwarten. Er wollte Aurelia, aber mehr noch wollte er, dass sie zu ihm kam. Jetzt musste er einfach nur warten … vielleicht würde er rausgehen und laufen oder im Pool ein paar Runden ziehen. Als ob das seine Lust auf Aurelia dämpfen würde.

Lucas musste schmunzeln, als er wieder nach unten ging.

3

Aurelia war schlichtweg verblüfft. Nachdem Lucas sie vor ihrem neuen Schlafzimmer abgeliefert hatte, hatte sie die Tür aufgemacht und fast den Verstand verloren. Der Raum war phänomenal, die untere Hälfte der Wände war mit cremefarbenen Täfelungen verziert, die mit weißen Ästen bedruckt waren, die obere Hälfte war mit einem zarten Kirschblütenmuster bedeckt. Der Fußboden war anders als der vom Rest des Hauses, er war aus leicht polierter Eiche. Ein massives weißes Himmelbett dominierte die Mitte des Raums und war mit weißen und pastellfarbenen Vorhängen geschmückt. An der Seite standen ein passender Schminktisch und Schrank, ein prächtiger Eichenholzschreibtisch nahm die mittlere Wand ein und die verbleibende Wand bestand fast gänzlich aus Fenstern, die sorgfältig mit durchscheinenden weißen Vorhängen verhangen waren.

Eine ganze Minute lang stand Aurelia einfach nur in der Tür und bekam den Mund nicht mehr zu. Selbst wenn sie aus hunderten Einrichtungsmagazinen eine Collage geschnipselt hätte, hätte sie niemals so perfekt ihren Geschmack treffen können wie dieses Zimmer.

Sie trat ein und machte sowohl die Tür als auch ihren Mund wieder zu, dann bewunderte sie die Details. Auf dem Schreibtisch stand eine Schreibmaschine, komplett mit einem weißen Blatt Papier, das auf ihre Worte wartete. Orchideen und Kirschblüten zierten den Schminktisch. Ein cremefarbener Liegestuhl am Fenster. Ein Nachttisch mit Wasserflaschen, die in einem silbernen Champagnereimer gekühlt wurden; als sie näher trat, bemerkte sie, dass es sich um ihre Lieblingsmarke handelte.

Sie machte den Schrank auf und sah, dass er mit allen erdenklichen Kleidungsstücken gefüllt war. Der Schminktisch hatte einige ihrer bevorzugten Make-up-Produkte, ihr Lieblingsparfum …

Sie erstarrte, als sie den Schminktisch genauer unter die Lupe nahm und zupfte eine verblasste Karteikarte vom Rand des Spiegels. Sie brauchte den Text nicht zu lesen, denn sie wusste, was darauf geschrieben stand.

“Du bist wunderschön, wunderschön!” war in ihrer kurvigen Teenie-Handschrift darauf gekritzelt.

Wo zum Teufel hatte Lucas etwas aus ihrem Zimmer bei ihrer Lieblingspflegefamilie von vor über zehn Jahren aufgetrieben?

Aurelia steckte vorsichtig die Karte wieder zurück und ging zum Bett. Sie kletterte drauf und ließ sich mit dem Gesicht nach unten auf die Decke fallen.

Dutzende, nein Millionen verschiedener Gefühle rauschten ihr durch den Kopf. Anspannung, Erleichterung, Furcht, Erschöpfung, Dankbarkeit, Fassungslosigkeit … alles drehte sich in ihrem Kopf, sodass ihr schwindelig wurde. Sie kniff die Augen zusammen und atmete tief ein.

Nein, es gab kein Entkommen. Die Tränen stiegen auf und auf einmal musste sie schluchzen. Dann bekam sie Schluckauf. Dann heulte sie endgültig und schnappte nach Luft, als ihr heimwehkrankes Herz sie als Geisel nahm.

Die Karte war einfach zu viel gewesen. Aurelia weinte und weinte und mit ihren salzig-süßen Tränen vergoss sie jeden verbleibenden Tropfen des Widerstands, der Wut und Angst in ihr. Irgendwann, als die Tränen schließlich nachließen, kam die Einsicht, dass jemand das alles nur für sie getan hatte …

Dann schlief sie fest ein.

4

Ganze zwölf Stunden waren vergangen, als Aurelia schließlich aus ihrem Zimmer auftauchte. Sie hatte den Rest der Suite erkundet und einen ansprechenden Salon vorgefunden, komplett mit Teeservice und Klingelknopf, allerdings war sie nicht sicher, ob es Bedienstete gab oder nicht. Dann hatte sie ein makelloses, weiß gefliestes Badezimmer gefunden, das von einer riesigen Klauenfußwanne dominiert wurde. All ihre Lieblingsbadeprodukte, Dinge, die sie in Indien oder selbst in Neuseeland nie gefunden hatte, waren jetzt in Reichweite.

Sie hatte ein Schaumbad genommen und gründlich ihre Haut und Haare verwöhnt, sich die Fußnägel lackiert …

Und dann hatte sie sich auf ihre neue Garderobe gestürzt. Weil sie nicht der Auffassung gewesen war, dass sie alles auf einmal hätte sichten können, hatte sie sich einfach den erstbesten Fummel genommen … nun, dabei hatte es sich um ein edles Cocktailkleid von Christian Siriano gehandelt, also hatte sie es wieder in den Schrank gehängt. Das zweite Teil war ein helles, apricotfarbenes Maxi-Kleid, das im Nacken gebunden wurde und eng an der Taille saß, ehe es zu ihren Füßen einen anmutigen Pool bildete. Der Stoff war dermaßen zart, dass sie tatsächlich seufzte, als sie es überzog.

Sie ließ ihr langes Haar an der Luft trocknen und verzichtete auf Parfum und Make-up. Es fühlte sich gut an, so natürlich und frei zu sein, also ließ sie auch ihre Schuhe weg. Die Männer waren barfüßig, als sie sie gesehen hatte und es gefiel ihr. Es war so ungezwungen.

Dann ging Aurelia zum Schreibtisch und hob das geordnete Bündel voll bedruckter Seiten auf, das dort auf sie wartete. Sie schob den Stuhl zurück, setzte sich und las die erste Seite ihres Vertrags.

Sie war nicht sicher, was genau sie erwartet hatte. Lucas war ein Geschäftsmann, womöglich also eine detaillierte Liste mit Dingen, die sie ihm schulden würde: Häufigkeit der sexuellen Zusammenkünfte, absoluten Gehorsam, ein zu allen Zeiten gepflegtes Äußeres.

Stattdessen war alles ganz einfach. Der Vertrag listete ihre Namen und die Adresse des Anwesens auf. Es besagte, dass Aurelia ihm für den Zeitraum von einem Jahr Gesellschaft leisten würde und dass Lucas im Gegenzug ihre Probleme mit dem Gesetz lindern würde. Außerdem würde er ihr für die Dauer ihres Vertrags ein großzügiges Taschengeld gewähren und ihr am Ende ihrer gemeinsamen Zeit mindestens 250,000 Dollar überlassen. Aurelia musste lange auf die Summe starren. 250,000 Dollar war enorm viel Geld, in ihrer Welt.

Am Ende der Seite befanden sich zwei Zeilen für Datum und Unterschriften. Die obere Zeile war bereits mit Lucas’ eleganter Krakel signiert.

Aurelia runzelte die Stirn und blätterte zur zweiten Seite um. Sie war leer.

“Das ist alles?” fragte sie sich laut.

Sie hob einen eleganten Füllfederhalter auf, der ihr für diese einzige Gelegenheit hinterlegt worden war und seufzte. Warten wäre sowieso sinnlos, oder?

Sie nahm die Kappe ab und unterzeichnete den Vertrag. Ihr wurde leicht flau im Magen, aber sie unterdrückte das Gefühl. Sie ließ ohne Anstalten den Füller fallen, drückte sich vom Schreibtisch ab und stand auf. Es war Zeit, Lucas gegenüberzutreten und ihm jene Begleitung zu leisten, die ihren Lebensunterhalt gesichert hatte.

Aurelia ging nach unten und hob dabei vorsichtigen den Saum ihres langen Kleides an. Es war einen Tick zu lang für sie und dieser kleine Makel machte sie irgendwie weniger beeindruckt von Lucas’ Gastfreundschaft.

Unten an der Treppe angekommen, überhörte sie einen Gesprächsfetzen.

“-du weißt nicht mal, ob sie überhaupt noch lebt,” sagte Ben.

“Ich würde sagen, es geht ihr gut,” sprach Lucas und wandte sich sogleich zu ihr um. Sie hatte keinen Mucks von sich gegeben und doch hatte er ihre Anwesenheit gespürt.

Der Mann, den Lucas ihr als Walker vorgestellt hatte, wollte aufstehen und ihr mehr Raum geben, aber sie wiegelte ab.

“Alles bestens. Bleib ruhig sitzen,” sagte sie und näherte sich der Sofaecke, auf der die drei Männer lungerten.

“Du hast gut geschlafen?” erkundigte sich Lucas. “Wie ich sehe, hast du die Kleider gefunden, die ich für dich bestellt habe.”

Aurelia wurde ganz rot und strich ihre Hände über das Kleid.

“Ja, das habe ich. Dankeschön.”

“Du siehst echt hübsch aus,” platzte es aus Ben heraus und er wurde ebenfalls rot. Dann fuhr er sich unbeholfen mit der Hand durchs Haar.

“Danke,” erwiderte sie und schenkte ihm ein warmes Lächeln. Ben war hinreißend, schlanker und unverkrampfter als die anderen zwei. Seine zerknitterten Jeans und sein Streifenshirt, das dunkelbraune Haar, das ihm in die Stirn hing, sein schüchternes Lächeln … oh ja. Er war auf jeden Fall ein heißer Geek.

“Nett,” kommentierte Walker.

Walker warf Ben einen finsteren Blick zu. Walker war enorm, er war mit Abstand der größte von den dreien. Kastanienbraunes Haar, das dicht an der Kopfhaut geschnitten war, dunkelbraune Augen, die aber kaum Schwärze enthielten. Er bewegte sich imposant und war überaus einschüchternd, aber Aurelia spürte eine tiefe Verwundbarkeit in ihm. Dieser Mann war zutiefst verletzt und keiner seiner Kumpels schien darauf einzugehen.

“Also, Jungs?” sprach Lucas.

“Essen?” fragte Walker ohne Umschweife.

“Gott, ja,” räumte Aurelia ein. “Ich hätte noch einen Tag durchschlafen können, aber ich bin wie ausgehungert aufgewacht.”

“Gegrilltes Hühnchen, Spargel, Butternusskürbis,” sprach Walker. Offenbar vergeudete der Mann nicht viele Worte.

“Klingt fantastisch,” sprach Aurelia.

Walker ging in die edle Küche und machte sich daran, ihren Teller zu füllen. Aurelia wollte zu ihm gehen, Lucas aber schüttelte den Kopf.

“Setz dich,” schlug er vor. “Und sag Ben, was du gerne trinken möchtest.”

“Wie haben frischen Saft, dein edles Wasser, Bier, Softdrinks …” bot Ben ihr an.

“Gerne einen Saft. Habt ihr Apfelsaft?” fragte sie.

“Oh ja, und er ist sooooo gut,” sprach Ben, sein ungekünstelter Enthusiasmus war einfach ansteckend. Aurelia musste grinsen. Sie bemerkte zwar den bösen Blick, den Lucas seinem Kumpel zuwarf, aber sie ignorierte ihn.

Minuten später hatte sie mit einem Tablett voll Essen und einem riesengroßen, eiskalten Glas Apfelsaft Platz genommen und drei stattliche Männer sahen ihr beim Essen zu. Sie blickte sich um und biss ihre Lippe, als sie ihre Gabel hielt.

“Ähm … könnten wir vielleicht den Fernseher anschalten oder so?” bat sie zögerlich.

Ben lachte und Lucas nickte. Die Fernbedienung wurde ausfindig gemacht und kurz darauf lief die Wiederholung einer Comedyshow auf dem riesigen Projektionsschirm des Baus. Walker wandte sich der Show zu und Lucas und Ben bemühten sich um ein Gespräch untereinander, damit sie sich etwas entspannen konnte.

Aurelia aß mit gesundem Appetit.

“Habt ihr das gekocht?” wollte sie wissen. “Es schmeckt toll.”

“Ben,” sprach Lucas und zuckte die Achseln. “Er ist ein hervorragender Koch.”

Ben wurde wieder rot und duckte sich leicht.

“Ich mag Essen und ich mag es, zuzusehen, wenn jemand mein Essen verspeist. Es macht mich glücklich,” sprach er.

“Danke, es schmeckt großartig. Ich würde noch mehr essen, aber dann würde ich platzen und dieses hübsche Kleid ruinieren,” scherzte sie.

Ben war ganz aus dem Häuschen und Aurelia lächelte vor sich hin. Wenigstens einen von ihnen hatte sie von sich überzeugt. Er räumte ihr Tablett weg und ließ den Saft auf dem Couchtisch stehen.

Während Ben beschäftigt war und Walker auf den Fernseher starrte, wandte sie sich wieder Lucas zu.

“Möchtest du mir die Veranda zeigen?” schlug sie vor und deutete mit dem Kopf auf die gläserne Schiebetür.

Lucas grinste über beide Ohren, stand auf und reichte ihr die Hand. Als sie ihre Hand in seine legte, spürte sie Wärme, genau wie bei ihrer ersten Berührung.

Sie konnte seinen Blick spüren, als er sie nach draußen geleitete, aber sie hielt ihre Augen auf den Boden gerichtet. Sie brauchte einen Moment, um ihre Gedanken zu ordnen, um die richtigen Worte zu finden. Worte waren alles, was sie ihm zu bieten hatte. Für den Moment.

Sie blickte auf, ging zum Zederngeländer und genoss den Ausblick. Sie waren mitten im Wald und das üppige Grün lockte ihre Wölfin. Auf einer Seite des Hauses war ein steiler Abhang, das Land fiel dramatisch ab und gab einen atemberaubenden Blick auf die Berge frei.

“Wir sind in den Blue Ridge Mountains,” erklärte Lucas. Er stützte den Ellbogen neben ihr aufs Geländer und warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. Er musterte sie, womöglich wollte er sehen, ob sie die Flucht einschlagen würde.

 

Aurelia hatte nicht die Absicht zu flüchten, nicht von einem Ort wie diesem. Und selbst wenn, wo sollte sie hin?

“Es ist schön hier,” bemerkte sie und nahm die Landschaft in sich auf. Sie war noch nicht wirklich bereit Lucas anzublicken, jenen Mann, der ihr all das hier ermöglicht hatte. Der sie vor einem schrecklichen Schicksal bewahrt hatte und die Fantasie einer jeden Frau für sie wahr gemacht hatte.

“Ich dachte, es wäre eine angemessene Kulisse für eine schöne Frau,” sprach Lucas.

Sie biss ihre Lippe und blickte ihn schließlich doch an. Betrachtete ihn. Er war groß und muskulös, aber ohne massig zu wirken, mit einem satten gebräunten Teint, der verriet, wie viel Zeit er im Freien verbrachte. Er hatte umwerfend lockiges, blondes Haar mit einer hellen Strähne vorne, silberne Augen und überaus einladende Lippen. Sein Lächeln wurde unter ihrer Begutachtung immer diabolischer und brachte ihr Herz leicht in Wallungen.

“Ich werde dich küssen,” warnte er, als er sich näherte.

Aurelia erstarrte, ihre Lippen waren halb geöffnet, als sie hektisch nach einer Antwort suchte. Das war einen Moment später bereits völlig egal. Ein Anflug von Wärme erschütterte ihre Zurückhaltung und eine sinnliche Empfindung flutete ihren Körper, als er die Distanz zwischen ihnen schloss und seine mächtige Hand ihren Kiefer umfasste. Mit dem Daumen neigte er ihren Kopf, dann beugte er sich vor und strich seine Lippen über ihre. Noch ein Streichen und sie gab einen zarten Laut von sich.

Lucas legte seine Hände an ihre Taille und zog sie bündig an seinen festen Körper.

“Küss mich,” half er nach.

Sie blickte zu ihm auf und traf eine Entscheidung. Sie hob beide Hände an seine Schultern und ließ sie an seinen Nacken gleiten. Dann legte sie den Kopf in den Nacken und bot ihren Mund an.

Seine Hände drückten ihre Hüfte und einmal mehr fand er ihren Mund. Diesmal war sein Kuss fester, entschlossener. Ihre Wölfin konnte seinen Wolf spüren, sie spürte sein Bedürfnis nach Dominanz, welches er züchtig im Zaum zu halten schien. Sie erschauderte und auf einmal machte sich eine gewisse Vorfreude in ihr bemerkbar.

Lucas fühlte sich so warm und fest an, sein Kuss wurde immer eindringlicher. Er leckte und knabberte, er stieß sanft ihren Mund auf und bewirkte einen plötzlichen Hitzestoß in ihrem Unterleib, eine lodernde Flamme, mit der sie nicht gerechnet hatte. Seine Hände fassten ihre Hüften, dann glitten sie tiefer und packten ihren Arsch.

Er hob sie von den Füßen und presste sie gegen das harte Zederngeländer; mühelos, als wäre sie schwerelos. Ihre Augenlider schlossen sich und sie seufzte. Sein Körper presste gegen ihren und seine Berührungen wurden weniger zaghaft. Er ließ von ihrem Mund ab, zog zurück und ließ seinen Blick über ihren Körper wandern, über ihre Brüste, als sie gegen das geschlossene Dekolleté ihres Kleides drückten.

Lucas hob seine Hand, um über ihre Brust zu streichen und ihr stockte der Atem. Er nahm sich aber nicht die Zeit, um ihre Brust zu umfassen oder ihre plötzlich so empfindlichen Brustwarzen zu necken und sie ächzte kurz. Stattdessen fuhr er mit der Hand über ihr Schlüsselbein und streichelte ihren Hals. Sie ließ den Kopf in den Nacken fallen und genoss seine Berührung. Seine Fingerspitzen wanderten ihren Nacken hoch, sie erzitterte und er stieß seine Finger in den schweren Vorhang ihrer Haare.

Er weitete seinen Stand und schlang seinen freien Arm um ihren Nacken, sodass sein Körper sie umschloss. Voller Dominanz überließ er seinem Wolf die Führung.

“Sieh mich an,” befahl Lucas. Aurelia blickte zu ihm auf, ihre Lippen waren halb geöffnet und sie seufzte.

Lucas blickte ihr einen langen Moment in die Augen, er suchte nach etwas. Plötzlich machte sich ein teuflisches Grinsen auf seinen Lippen breit und seine Finger vergriffen sich an ihrem Haar. Nicht so straff, um ihr wehzutun, aber ausreichend fest, damit sie den Kopf übers Geländer neigen musste, sobald er zog. Er beugte ihren Körper nach hinten und richtete sie so aus, damit sie ihm ihre Kehle entblößte.

Mit einem Knurren beugte er sich vor und schmiegte seine Nase an ihren Hals. Er atmete ein, stöhnte.

“Gutes Mädchen,” flüsterte er.

Aurelia war einfach nur platt. Da war sie nun mit einem fremden, wenn auch überaus gutaussehenden Wolf und vom ersten Tag an ließ sie ihn das Tempo vorgeben. Sie spürte einen Anflug von Ängstlichkeit, aber im selben Moment wurde ihr klar, dass sie bereits unverschämt feucht wurde. Sie versuchte sich aufzurichten und sich seinem festen Griff zu entziehen.

“Aurelia,” sprach Lucas und zog an ihren Haaren. Diesmal fester, sodass sie laut aufkeuchte. Der Arm um ihren Körper drückte fest zu, eine Erinnerung an seine totale Kontrolle.

“Lucas, ich kann nicht-“ sie wollte etwas sagen, aber er schüttelte nur den Kopf.

“Du musst lernen, mir zu vertrauen,” erklärte er gelassen. Als ob er kein bisschen angetörnt war, als ob seine Erektion nicht gegen ihren Bauch scheuerte, während er sprach.

“Vertrauen,” entgegnete sie mit einem Hissen. Sie vertraute niemandem.

“Ja, vertrauen,” sprach er. “Sobald du den Vertrag unterzeichnest, wirst du mir gehören. Ich werde dich beschützen und für dich sorgen. Dich ficken.”

Mit einem Hüftruck verlieh er seinen letzten Worten Nachdruck.

Heiße Pfeile des Verlangens schossen durch ihre Venen und ihre Wölfin wollte sich verzweifelt befreien und den Deckakt vollziehen. Je stärker er zerrte, desto heißer loderten die Flammen des Verlangens in ihr auf.

“Hör auf nachzudenken,” sprach Lucas sanft. “Es ist jetzt alles besiegelt. Ergib dich. Ich weiß, dass du es willst.”

Aurelia biss ihre Lippe und setzte sich mit neu gefundener Kraft gegen seinen Griff zur Wehr.

Er zog seine Finger aus ihrem Haar und ließ seine Hand an ihren Schenkel wandern. Er zog ihr Kleid hoch. Sie wehrte sich noch heftiger, seine Fingerspitzen jedoch fanden binnen Sekunden ihre nackte Haut.

Er ignorierte ihr protestierendes Wimmern und wanderte an ihrem straffen Schenkel hoch, bis er ihre Hüfte fand. Er packte kurz zu, verpasste ihr einen sanften Kniff.

“Du bist perfekt hier,” sprach er. Seine Worte klangen wie ein Fluch, sein aufrichtiges Gefallen war nicht zu verbergen.

“Weder zu dünn, noch zu dick,” sprach er und glitt mit der Hand über die Rundung ihrer Hüfte.

“Lass mich los!” beharrte Aurelia und erst jetzt hob sie die Arme, um ihn wegzustoßen.

Enttäuscht schüttelte er den Kopf. Er schmiegte sich wieder an sie, sein Mund verweilte an ihrem Ohr. Seine Finger fanden die zarte weiße Spitze ihres Unterhöschens, dem Stück, das sie aus ihrer neuen Garderobe ausgewählt hatte.

Er dachte daran, wie er es ausgesucht hatte, wie sehr er sie darin sehen wollte, es ihr vom Leib reißen wollte …

Aurelias Herz raste, ihre Brüste pochten und seine Fingerspitzen auf ihrem Venushügel verbrühten sie.

“So warm,” flüsterte er und sein Atem kitzelte ihre empfindliche Ohrmuschel.

Sie hielt die Luft an. Diese Finger strichen einmal, zweimal nach unten. Sie musste ihre gesamte Kraft aufwenden, um sich nicht seiner Hand entgegenzudrücken.

Seine Finger schlüpften unter die dünne Barriere ihres Unterhöschens und fanden ihre seidigen Locken.

“Oh,” stieß sie hervor.

“Ah,” erwiderte er und einmal mehr machte sich dieses diabolische Grinsen auf seinem Gesicht breit. “Ich wusste es. Ich wusste, dass du feucht für mich bist, bereit, um auf den Boden geworfen und durchgefickt zu werden.”

Ihr war klar, dass sie sich zur Wehr setzen sollte, oder sich zumindest schämen sollte. Aber noch ehe sie darüber nachdenken konnte, strichen seine Finger über ihre schlüpfrigen Falten und drangen ein. Blitzartig wurde sie aufs reinste Verlangen reduziert. Ihr Mund stand offen, ihr Kopf ruhte jetzt auf seiner Brust und sie keuchte. Fast drei Jahre lang war sie nicht mehr so berührt worden.

Zwei gewitzte Fingerspitzen fanden ihren dicken, empfindlichen Kitzler. Aurelia schrie auf, sie war wie wild vor Verlangen.

“Gefällt dir das?” wollte er wissen und fing sanft zu kreisen an. “Sag, was du gerne hast.”