Der schottische Lord

Tekst
Loe katkendit
Märgi loetuks
Kuidas lugeda raamatut pärast ostmist
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

Kapitel 11

Ich konnte kaum einschlafen und bin deswegen unglaublich müde und vermutlich auch schlecht gelaunt. Es war total falsch Holly zu küssen. Keine Ahnung was mir dabei eingefallen ist. Das geht einfach nicht. Darum habe ich beschlossen, mich ab sofort wieder wie der Lord zu verhalten. Im Vorjahr mussten zwei Angestellte entlassen werden, weil Peter nicht die Finger von den Damen lassen konnte. Jetzt benehme ich mich schon gleich und ich möchte Holly nicht verlieren und zwar meinem Vater zu liebe. ER braucht sie. Also keine Küsse und keine Gedanken mehr an sie, insbesondere nicht beim Duschen. Ich bin spät dran, Holly und Vater sitzen schon beim Frühstück als ich nach unten komme und mein Handy klingelt. Es ist Kendras Arzt. Diese Tatsache macht es mir gleich noch leichter realistisch zu sein. Holly sieht kaum auf, als ich mich nach dem Telefonat an den Tisch setze. Gut, damit war zu rechnen. Ich sage nichts mehr, heute Nacht wurde mehr als genug gesprochen. Es ist eine unangenehme Situation, aber in ein paar Tagen wird sich das gelegt haben. Um die Schweigestunde zu beenden stehe ich auf, ich bin ohnehin spät dran. „Dr. Scott kommt heute noch einmal vorbei. Er will auch gleich meinem Vater Blut abnehmen. Er wird vor dem Tee hier sein. Bitte richte ein, dass ihr im Haus seid“, ordne ich etwas zu schroff an. Das war jetzt übertrieben, aber ich will ihr keine Hoffnungen machen, also falls sie sich welche macht. Sie sieht auf…Gott diese Augen…Dieser Mund…Mir fällt wieder ein wie sie schmeckt…

„Noch etwas?“, frage ich nach, um ihr nicht schon wieder zu verfallen. Ich bin so ein Volltrottel.

„Nein. Nichts.“ Ihre Stimme ist mindestens ebenso schroff wie meine. Toll gemacht Stewart. Aber ich weiß einfach nicht wie ich die Situation sonst lösen soll. Es ist schwierig unnahbar zu sein und gleichzeitig ihrer Anziehungskraft zu entkommen. Ich verlasse das Haus und fühle mich schrecklich unwohl. Weil ich sie mag. Sie wird denken ich bin ein Arschloch. Bin ich ja auch.

Ich habe so viel zu tun, dass ich nicht mehr viel Zeit habe darüber nachzudenken. In der Brennerei ist eine Maschine ausgefallen, der Vorarbeiter der sich damit auskennt ist krank und eine Lieferung wurde reklamiert. Ich bin so im Stress, dass ich fast zu spät zu einem Geschäftsessen komme. Unterwegs habe ich noch mit meiner Mutter telefoniert, das raubt mir zusätzlich Nerven und Kraft. Ich will nicht mit ihr reden, es ist einfach zu viel passiert. Sie ist für mich Geschichte und ich bin froh, dass sie weit weg ist. Das Essen war zumindest erfolgreich, ich habe einen neuen Kunden an Land gezogen. Dass ich heute erst spät zurück aufs Gut komme, passt mir ganz gut. Ich hoffe, dass ich Holly nicht mehr begegnen werde. Nicht dass ich es nicht wollte, aber es ist besser so. Zumindest für heute. Tatsächlich ist im Castle alles dunkel. Ich schleiche ins Haus und gehe auf direktem Weg nach oben. Im Flur bleibe ich kurz stehen. Meine Zimmertür steht offen, das Licht der kleinen Lampe auf der Kommode brennt schwach. Was zur Hölle… Ich gehe weiter und bin sehr überrascht. Holly greift gerade nach dem Babyfon, wegen mir ist sie also nicht hier hochgekommen, war mir aber irgendwie klar. Gott…Ist sie heiß…Meine Vorsätze lösen sich gerade in Luft auf und verschwinden im Durcheinander meiner Gedanken. Ich bin nur noch auf sie fokussiert, alles andere ist wie ausgelöscht.

„Guten Abend“, sage ich leise und bleibe dicht hinter ihr stehen. Das schwache Licht lässt sie so sexy aussehen, ich kann mich nur schwer beherrschen. Sie trägt lediglich ein langes weißes Shirt, das ziemlich durchsichtig ist, ein dunkler Slip zeichnet sich darunter ab. Und wenn ich mich nicht sehr täusche kein BH. Wow…Sie schreckt zusammen, das gefällt mir komischerweise.

„Hi…Entschuldigung…Das Babyfon…“, stammelt sie verlegen. Ich sehe sie wortlos an. Wirklich kein BH. Mein Gott. Entweder ist ihr kalt, oder sie hat sich so erschrocken…auf jeden Fall scheint es, als würden mich ihre Brustwarzen fast auffordernd anflehen sie zu berühren, oder noch besser…an ihnen zu knabbern. Meine Hose beginnt langsam zu spannen.

„Gestern der Kuss und heute stehst du schon in meinem Zimmer“, schmunzle ich mit ungewollt lasziver Stimme, immer noch geflasht von ihrem Anblick.

Ihre Wangen röten sich. „Du hast mich geküsst.“

Ja das habe ich und wenn ich dich so ansehe…Sie will sich an mir vorbeidrängen, doch ich kann sie nicht durchlassen, es ist einfach nicht möglich. Ich halte sie an der Hand zurück. „Gewehrt hast du dich aber nicht.“

Ich sehe in ihre dunklen Augen und auf ihren leicht geöffneten Mund. Es wirkt fast so, als würde sie nach Luft schnappen. Dieser Blick ist wie ein Startkommando. Ich ziehe sie an mich und küsse sie. Innig. Leidenschaftlich. Heute richtig. Auch wenn ich es mir nicht wünsche, rechne ich eine Zeitlang damit, dass sie mich gleich zurückweisen wird, doch es passiert nichts. Im Gegenteil. Und das ist gut so. Sie erwidert meinen Kuss. Langsam schiebt sie mir mit einem leise gestöhnten Mhhhhmmmmm ihre Zunge in den Mund, was meine Hose endgültig fast zum Platzen bringt. Ich presse mich an ihren Körper und reibe mich sanft an ihr, sodass sie merkt was sie auslöst. Sie ist unglaublich. Heiß. Sinnlich. Kurz halte ich inne. Ich sehe sie an und streiche dabei durch ihre Haare. Sie will mehr. Das spüre ich. Ich will auch mehr. Da ist so viel Spannung zwischen uns, es ist kaum auszuhalten. Sie lächelt mich an und schließt ihre Augen, mehr Aufforderung geht nicht würde ich sagen. Ich küsse sie wieder, gleichzeitig ziehe ich ihr Shirt aus. Ihre Haut ist zart und glatt, es ist unbeschreiblich. Eigentlich will ich nur ihren Busen anfassen und keine Ahnung was noch, aber ich versuche mich zu beherrschen, ich bin schließlich kein Junge mehr der es so nötig hat. Obwohl…Im Moment habe ich es nötig. Ich streiche ihren Rücken hoch, sie bekommt eine Gänsehaut. Ich auch. Gut. Beherrschen kann ich vergessen. Ich ziehe sie zum Bett, es geht viel zu schnell, aber alles andere ist nicht machbar. Berauscht küsse ich ihren Hals und endlich ihre Brust. Und dieser Busen macht mich noch schärfer als ich es sowieso schon bin. Sie riecht verführerisch und schmeckt auch so. Süß. Heiß. Berauschend. In meinem Hals pocht der Puls, in meiner Hose ist kaum noch Platz, mein Schwanz will endlich raus und sie erobern. Ich schiebe ihren Slip nach unten und streiche dabei sanft mit meinen Fingern ihre Oberschenkel hinunter, ihre Haut ist brennend heiß. Sie versucht meine Hose zu öffnen, doch das geht mir nicht schnell genug, ich mache es besser selbst. Sie atmet hörbar, ich will es jetzt einfach nur noch tun. Ich vergrabe meine Nase in ihren Haaren, sie schiebt sich mir förmlich entgegen, darum mache ich, was ich selbst nicht mehr zurückhalten kann und will. Ich will nicht mehr denken, ich will sie nur noch spüren. Sanft dringe ich in sie ein. Sie fühlt sich himmlisch an, feucht, heiß, so als hätte sie schon darauf gewartet. Sie atmet hörbar ein und leise stöhnend aus. Ich will nicht zu wild sein, was schwierig ist, weil es der Wahnsinn ist sie so intensiv zu spüren und ich mein Verlangen kaum zügeln kann. Sie schnappt erneut hörbar nach Luft, presst ihre Lippen an meinen Hals und krallt ihre Finger in meinen Rücken. Das turnt mich so an, dass alles viel schneller geht, als mir lieb ist. Ich würde gerne noch viel mehr mit ihr machen, doch es ist unmöglich und ich bin fast froh, als sie laut nach Luft schnappend kommt und ich ihr ebenso atemlos folge. Es ist wie eine Erlösung und es war selten so einfach eine Frau zum Höhepunkt zu bringen. Und es war sicher nicht vorgetäuscht, ich will mir ja nichts einbilden, aber so wir ihr Herz gerade pumpt und ihr Körper bebt, war dieser Orgasmus sowas von real, gleich wie meiner. Vorsichtig rutsche ich von ihr herunter, sie greift nach der Decke und zieht sie schnell über sich. Ich könnte jetzt etwas sagen, aber ich weiß nicht was. Ich kann ja selbst kaum fassen was gerade passiert ist. Sie sollte etwas Zeit haben um sich zu fangen. Das war…Unglaublich. Ich schließe meine Augen, sie atmet immer noch unregelmäßig. Ich lausche und irgendwie beruhigt mich dieses zarte nach Luft ringen. Nach ein paar Minuten hat sich ihre Atmung normalisiert. Sagen tut sie noch immer nichts. Ich könnte mich an sie schmiegen. Könnte. Aber will sie das? Will ich es? Ich denke noch darüber nach, als sie sich langsam aufrichtet und aus dem Bett steigt. Ok…Was wird das jetzt? Ich warte einmal ab. Sie greift nach ihren Sachen und dem Babyfon und ist genauso schnell aus meinem Zimmer verschwunden, wie diese Nummer gerade ablief. Das irritiert mich kurz, ich will ihr noch etwas nachrufen, doch ich lasse es. Einer Frau hinterherlaufen ist nicht mein Stil. Ich richte mich auf und atme genervt durch. Spinnt sie? Keine Frau läuft so davon, wenn ich sie gerade gefickt habe, vor allem nicht, wenn es ein ziemlich geiler Fick war. Noch dazu, ohne ein Wort zu sagen. Kein: „Wow…Das war gut…“ oder „Danke, dass du es mir besorgt hast…“ Na gut, so denken Frauen vermutlich nicht, aber nichts desto trotz. Was soll das? Ich überlege kurz nach unten zu gehen und sie zu fragen ob sie ein Problem hat, aber ich lasse es und stelle mich stattdessen unter die Dusche, wo ich nach ein paar Minuten auch wieder klar denken kann. Meinen Vorsatz sie in Ruhe zu lassen habe ich nicht einmal vierundzwanzig Stunden durchgezogen. Stattdessen habe ich getan, was völlig daneben war, obwohl es gleichzeitig richtig geil war. Womöglich habe ich sie überfordert. Vielleicht auch bedrängt? Nein…Ich habe ihre Signale schon richtig verstanden. Möglicherweise ist sie nur unsicher wegen ihrem Ehemann. Ach was weiß ich…Morgen ist auch noch ein Tag um das zu klären.

Kapitel 12

Ich habe eine weitere schlaflose Nacht hinter mir. Eigentlich sollte man nach so entspannenden Aktivitäten gut schlafen, aber ich habe nur nachgedacht. Warum ist sie einfach ohne ein Wort davongelaufen? Habe ich etwas falsch gemacht? Ich war mir sicher sie wollte es und es hat ihr gefallen. Das beschäftigt mich wirklich und ich würde es gerne mit ihr klären, aber ich muss heute schon früh außer Haus, weil ein Servicetechniker wegen der defekten Maschine in die Brennerei kommt, danach muss ich ins Krankenhaus. Ich habe nicht einmal mehr Zeit zum Frühstücken. Als ich nach unten gehe, höre ich Hollys Stimme aus Vaters Zimmer. Mein Magen zieht sich komisch zusammen. Ich mache mir mehr Gedanken als üblich wegen der Sache. Ja…Es ist nur eine Sache…Also wozu so überreagieren? Wir haben gevögelt. Mehr nicht. Ich atme durch. Aber es war gut, unglaublich gut, auch wenn es viel zu schnell ging. Vater blafft Holly mit resolutem Ton an, er scheint heute nicht die beste Laune zu haben. Ich sehe ins Zimmer um mir einen Blick über die Lage zu verschaffen.

 

„Was ist denn hier los?“, frage ich während ich in mein Sakko schlüpfe.

Für einen Bruchteil einer Sekunde sieht sie mir in die Augen was wie ein Blitz in meinen Unterleib schießt, dann aber gleich wieder weg. Aha. Das übliche Spiel. Schüchterne Distanz. Gestern Abend hatte sie die zur Gänze abgelegt.

„Nichts. Der Lord hat jetzt einen wichtigen Termin.“ Sie sieht noch einmal zu mir und verdreht dabei die Augen. Ich verstehe nur Bahnhof, habe aber keine Zeit für Ratespielchen. „Ich verstehe kein Wort, aber egal. Mein Termin lässt jedenfalls nicht gerne auf sich warten.“

Holly dreht sich schon wieder zu Vater, ich sehe sie noch kurz an. Sie hat ihre Haare hochgesteckt, eine lange Locke hat sich gelöst und schlängelt sich über ihren Hals bis zum Rücken hinunter. Ich muss daran denken wie sie sich anfühlt…wie sie riecht… Mir wird warm. Und ihre Hose…ganz schön eng…Ihr Hintern…

„Junger Mann, lassen Sie sich gefälligst einen Termin von meiner Sekretärin geben“, fährt Vater mich streng an und reißt mich zum Glück aus meinen schon wieder unpassenden Gedanken. Ich schüttle den Kopf, es ist wirklich Zeit zu gehen. „Ja natürlich…“, meine ich und will schon gehen bevor ich mich noch einmal umdrehe. Erneut treffen sich unsere Blicke kurz. „Sicher alles im Griff?“, frage ich nach.

Sie nickt - und zack schon wieder sieht sie weg. Es ist ihr peinlich. Ja…Was gestern Abend passiert ist, ist ihr peinlich. Ich weiß nicht, wie ich das einordnen soll. Es soll ihr nicht peinlich sein. Es war gut. Nein geil. Keinesfalls peinlich. Ich möchte sie wirklich gerne fragen, aber ich habe keine Zeit mehr und Vater ist heute auch total durch den Wind. Ich bin schon vor der Tür, als mir einfällt, dass heute meine Tante vorbeikommt. Holly braucht einmal ein paar Stunden für sich, das ist mir nach ihrem Migräneanfall klar geworden. Ich gehe noch einmal zurück. Sie kommt mir gerade mit Vater entgegen, sie schnappt richtiggehend nach Luft als sie mich sieht. Ich versuche es zu ignorieren. „Das hätte ich fast vergessen. Heute Nachmittag kommt meine Tante Linda vorbei. Sie wird sich ein paar Stunden um diesen beschäftigen Herren kümmern. Damit du einmal raus kannst.“ Ich versuche sie nicht noch weiter herauszufordern und sehe stattdessen auf meine Uhr. Wenn ich nicht zu spät kommen will, muss ich jetzt wirklich los.

„Ach so…Ja…Schön…Danke…“, stammelt sie. Ich sehe sie noch einmal kurz an, dann gehe ich endgültig. Es wird sich heute schon noch eine Gelegenheit ergeben mit ihr zu sprechen. Doch jetzt muss ich mich um meine Geschäfte kümmern, Schluss mit belanglosen Spielchen. Außerdem braucht mich meine Frau, ich muss dringend ins Krankenhaus. Egal was sonst so passiert, Kendra steht immer an erster Stelle bei mir, ganz nebensächlich was sie gemacht hat und auch egal was ich sonst so mache. Es ist nicht relevant. Sie ist meine Ehefrau um die ich mich immer kümmern werde, das habe ich ihr versprochen und so wird es auch immer bleiben. Die Dinge die ich in meiner Kindheit erlebt habe, bestärken diesen Entschluss immer wieder. Man kann nicht aufgrund persönlicher Empfindlichkeiten alles hinschmeißen. Eine Ehe zu führen bedeutet Arbeit, harte Arbeit.

Zumindest in der Brennerei läuft heute alles nach Plan. Die Maschine läuft wieder, es war nicht viel zu tun, lediglich ein Fehler in der Technik. Dafür gibt es Unmengen an Papierkram zu erledigen. Ich weiß nicht, wie ich Slater noch zum Verkauf der Felder bewegen kann. Seit Tagen denke ich darüber nach. Peter hat Recht, wir brauchen das Land und es liegt einfach perfekt. Ich könnte mich bei Jessica entschuldigen. Ein Abendessen. Pralinen. Blumen. Keine Ahnung. Sie verführen. Ich schließe meine Augen und schüttle den Kopf. Mich entschuldigen. Das würde vielleicht helfen. Genau. Mich bei einem Abendessen entschuldigen mit Pralinen und Blumen. Ich bin mir sicher, dass das Ende dieser Entschuldigung wieder in irgendeinem Hotelbett enden würde, und ja, ich könnte das tun, doch ich empfinde schon während ich nur daran denke eine Abneigung, die es mir nicht leicht machen wird diese Angelegenheit wieder ins Lot zu bringen. Heute kann und will ich das nicht zu Ende denken. Es ist schon spät, ich muss ins Krankenhaus und habe meiner Tante versprochen zum Abendessen zu Hause zu sein. Ich bin froh, dass sie sich ein paar Stunden mit Vater beschäftigt. Und ich bin noch erleichterter, dass sich Holly so wunderbar um ihn kümmert. Ich lehne mich in meinem Ledersessel zurück und atme durch. Sie ist wirklich voller versteckter Qualitäten. Hätte ich mir bei unserer ersten Begegnung im Stall nicht gedacht. Ihr Problem mit den Tabletten passt gar nicht zu ihr, auch wenn sie manchmal schwer einzuschätzen ist, wirkt sie doch so klar und weiß immer eine Antwort, wenn es um Vaters Krankheit geht. Einzig ihr schüchternes Ausweichen gefällt mir nicht, für Spielchen fehlt mir die Geduld und Zeit. Auf dem Weg zur Klinik klingelt mein Handy über die Freisprechanlage. Mutter. Sie lässt nicht locker, auch wenn ich ihr vor zwei Tagen ziemlich unmissverständlich mitgeteilt habe, dass sie hier nicht gebraucht wird. Ich möchte nicht, dass sie herkommt. Sie würde alles durcheinanderbringen und Vater verwirren. Ich brauche sie hier nicht. Sie war nie da. Sie hat uns einfach verlassen und jetzt kann sie auch bleiben wo sie ist. Trotzdem nehme ich das Gespräch an, um ihr genau das unmissverständlich zu sagen. Ich merke wie sich eine unaufhaltsame Wut in mir aufbaut.

„Mutter. Wir hatten doch alles geklärt?“ Mit diesen Worten nehme ich das Telefonat an. Es ist kurz leise, aber ich höre sie atmen.

„Tavis…Hallo…Störe ich dich?“, meint sie dann mit gewohnt ruhiger Stimme. Ich hasse diese Besonnenheit. Sie wird nie laut und schon gar nicht ungehalten, auch wenn ich sie noch so sehr herausfordere.

„Natürlich störst du, ich habe zu tun, schon vergessen?“, blaffe ich sie an.

„Ja ich weiß…Ich wollte auch nur wissen, ob es bei Peter und Kendra etwas Neues gibt?“

„Nein. Nichts Neues.“ Wieder höre ich nur ihr Atmen, langsam werde ich richtig sauer. „Was willst du Mutter?“, frage ich darum direkt.

„Ich will nach Schottland kommen. Am Besten mit dem nächsten Flug und ich möchte, dass du damit einverstanden bist.“

Ich atme ein und mit dem Ausatmen antworte ich: „Nein! Das haben wir doch besprochen. Ich will nicht, dass du kommst! Hier läuft alles ganz wunderbar, bring bitte nicht alles durcheinander!“ Meine Stimme ist viel zu laut, sie ist immer noch meine Mutter.

„Warum kannst du nicht einmal über deinen Schatten springen? Ich will nichts durcheinanderbringen, ich möchte einfach nur bei meinem Kind sein, kannst du das nicht verstehen? Ich müsste dich gar nicht um Erlaubnis bitten, aber du bist der Lord und ich kenne die Regeln, doch so wie du dich im Moment verhältst, so hat dich dein Vater nicht erzogen, das weiß ich“, sagt sie mit gekränkter Stimme.

Mein Vater hat mich tadellos erzogen, auch wenn nicht alles so gefruchtet hat wie er es sich vermutlich wünschte. Trotzdem lasse ich mir von der Frau die meinen Bruder und mich als Jungen allein zurückließ nichts sagen. Nicht mehr. Sie hätte ihre Mutterpflichten erfüllen sollen und können, als wir sie brauchten. Jetzt ist es dafür zu spät.

„Du bist hier nicht erwünscht Mutter. Versteh das doch einfach. Peter hätte dich vor über zwanzig Jahren gebraucht, jetzt ist es zu spät. Also lass uns einfach in Frieden.“ Mit diesen Worten breche ich das Telefonat ab. Ich bin wütend und zornig als ich meinen Wagen am Parkplatz der Klinik parke und zum Eingang gehe. Mit dieser Stimmung will ich gar nicht in die Klinik. Ich atme tief durch, Holly schießt durch meine Gedanken, was mich zum Lächeln bringt. Warum ist sie davongelaufen? Ich muss es wissen. Es macht mich wahnsinnig. Ich gehe zu Kendras Zimmer und bleibe kurz vor der Tür stehen. Es macht mich traurig sie so reglos liegen zu sehen, selbst wenn ich immer noch angepisst über ihre Schwangerschaft bin, tut mir ihr Anblick weh. Sie ist ein guter Mensch und hat es nicht verdient leiden zu müssen. Ich gehe in das Zimmer und bleibe vor ihrem Bett stehen.

„Scheiße Kendra…Du hast mich nicht verdient…Ich bin ein Arschloch…War ich immer schon…Was soll ich nur machen damit du glücklich wirst?“, flüstere ich und gehe an ihre Seite. Sanft streiche ich über ihre Hand. Die Schnitte im Gesicht heilen langsam ab, aber es werden Narben bleiben. „Mach deine Augen auf…Mach sie einfach auf…Ich werde dir keine Vorwürfe machen…Niemals…“, verspreche ich und habe dabei ein schreckliches Gefühl im Magen. Heute bleibe ich lange bei ihr sitzen und streiche dabei immer wieder über ihre Hand. Sie hat nur mich. Ihre Eltern sind schon lange tot, es gibt keine Geschwister. Sie braucht mich und ich brauche sie. Ich will lernen sie zu verstehen, denn manchmal verstehe ich sie einfach nicht. Sie ist anders als ich und sie denkt auch anders und trotzdem glaube ich, sie ist der einzige Mensch der mich versteht. Ich würde sie gerne so lieben, wie sie es verdient hat. Daran werde ich arbeiten. Nachdenklich lehne ich mich zurück. Wahrscheinlich wäre sie froh mich los zu sein. Wenn sie einen anderen liebt? Wenn sie nur noch bei mir ist, weil sie mich nicht kränken will? Weil sie Mitleid hat, so wie es Jessica gesagt hat? Ein komischer Klos bildet sich in meinem Hals, darum verlasse ich das Krankenzimmer. Bei Peter schaue ich nur kurz hinein. Wenn er nicht davongelaufen wäre, wenn es diesen beschissenen Streit nicht gegeben hätte – Scheiße – Ich bin doch schuld an diesem Streit. Gedankenversunken verlasse ich die Klinik. Ich muss mich ändern. Ich muss einfach alles ändern. Zu Hause erwartet mich meine Tante, die mich überschwänglich begrüßt. Zum Reden habe ich zwar keine Lust, wie es aussieht bleibt es mir aber nicht erspart. Vater sieht müde aus, seine aufbrausende Stimmung von heute Morgen hat sich gelegt. Ich hatte gehofft, dass sich Holly beim Abendessen zu uns gesellen würde, aber sie taucht nicht auf. Das passt mir nicht, obwohl es mich nichts angeht was sie tut. Sie hat schließlich frei. Trotzdem hätte ich mir gerade heute ihre Gesellschaft gewünscht. Diese ungeklärte Situation zwischen uns passt mir nämlich auch nicht. Außerdem genieße ich ihre Gesellschaft beim Essen. Es ist schön mit ihr zu plaudern, sie ist eine sehr angenehme Gesprächspartnerin. Ja…Ihre Gesellschaft ist durchwegs angenehm. Doch im Moment glaube ich, sie empfindet das nicht so wie ich, sonst wäre sie hier. Verarscht sie mich? Scheiße ich will nicht verarscht werden!

„Tavis?!“ Meine Tante sieht mich abwartend an.

„Was? Ja…Entschuldigung…“, stammle ich verlegen, weil ich absolut nicht weiß was sie mich gerade gefragt hat.

Das Abendessen vergeht schleppend, ich bin ziemlich froh, als meine Tante mich bittet sie nach Hause zu bringen. Eliza kümmert sich so lange um Vater, Holly ist immer noch nicht da und das obwohl es schon dunkel ist.

„Ich bin gleich wieder hier, dann kümmere ich mich um meinen Vater“, sage ich zu Eliza die wie immer warm lächelt. „Ist Holly noch nicht da?“, frage ich in belanglosem Unterton nebenbei.

„Nein, noch nicht. Sie hat aber auch nicht gesagt wann sie kommt, sollte sie schon hier sein?“, meint sie und sieht mich fragend dabei an.

„Nein, nein…Sie hat ja frei. Alles in Ordnung“, winke ich ab und verlasse das Haus. Gerade als ich ins Auto steigen will, sehe ich Holly über den Hof kommen. Sie senkt ihren Blick und tut so als würde sie mich nicht sehen, was total lächerlich ist und mich schon wieder innerlich aufregt. Verarschen lasse ich mich ganz sicher nicht, das kann sie mit einem anderen machen. Ich gehe auf sie zu und bleibe dicht vor ihr stehen. Kurz sieht sie auf. „Hallo…Wer ist denn beim Lord?“, stammelt sie verlegen und weiß augenscheinlich nicht wo sie hinsehen soll.

 

„Eliza“, antworte ich knapp.

Sie nickt und sieht schon wieder zu Boden. „Ich bin zu spät…Entschuldigung.“

Das sagt sie mit einem Ton, der mich plötzlich wieder auf den Boden zurückholt. Es macht mich wahnsinnig sie nicht einschätzen zu können. Ich will sie auf keinen Fall einschüchtern, sie ist wichtig für Vater und irgendwie auch wichtig für mich.

„Nein. Das ist schon in Ordnung. Ich bringe nur schnell meine Tante nach Hause, dann kümmere ich mich um meinen Vater. Du bist ja keine Sklavin hier, wenn du frei hast, hast du frei.“

Sie sieht zaghaft auf und lächelt. Sie lächelt. Mein Schwanz reagiert vor meinem Gehirn. Fuck. Ich muss mich beherrschen, ich weiß ja noch nicht einmal warum sie gestern Abend so davongelaufen ist. Darum wende ich mich ohne ein weiters Wort von ihr ab und steige in den Wagen.

„Nett diese neue Pflegerin von deinem Vater“, sagt meine Tante mit einem abwertendem Ton der mir nicht passt.

„Krankenschwester. Sie ist Krankenschwester und heillos überqualifiziert für diesen Job“, bessere ich sie darum aus. „Wir können wirklich froh sein, dass sie ihre Arbeit so perfekt macht.“

„Ja natürlich…“, nickt sie und sieht mich dabei komisch an, was ich ignoriere.

Ich bin ziemlich froh, als sie aus dem Wagen steigt und ich wieder auf dem Heimweg bin. Im Haus ist alles still, aus dem Zimmer meines Vaters dringt durch einen Spalt Licht. Holly spricht mit ihm. Sie geht so unglaublich liebevoll mit ihm um. Als würde sie ihn ewig kennen. Wie es aussieht, hat sie schon alles was ich tun hätte sollen erledigt. Ich öffne vorsichtig die Tür als sie auch schon vor mir steht.

„Hallo. Es ist soweit alles erledigt“, lächelt sie ohne mich lange anzusehen. Meine Gegenwart ist ihr also tatsächlich unangenehm, das muss ich unbedingt schnell bereinigen, was gestern Abend passiert ist, darf keinesfalls zwischen uns stehen. Sie geht aus dem Zimmer, ich schließe die Tür hinter uns.

„Danke, aber ich hätte das gemacht“, lächle ich sie nun auch an.

„Schon gut. Ich mache das gerne. Du hast doch genug um die Ohren.“ Das sagt sie ohne mich anzusehen während sie schon losgeht. „Ich würde noch gerne zu Eliza rüber gehen, du bist also hier?“

Mit ihr zu sprechen gestaltet sich schwerer als gedacht, weil sie nämlich schon fast an der Tür ist, sage ich nur noch: „Ja sicher.“

Was hat sie nur? Ich gehe in den Salon und gieße mir einen Drink ein, dabei sehe ich mich kurz im Spiegel über dem Kamin an. „Sicher. Schau dich an. Wenn sie nur einen Funken Hirn in ihrem hübschen Kopf hat, geht sie dir natürlich besser aus dem Weg. Du siehst nicht nur scheiße aus, du bist auch ein Arschloch“, sage ich zu meinem Spiegelbild und kippe den Drink hinunter. Ich sehe aus dem Fenster, es ist klar und hell. Ich nehme die Flasche noch einmal in die Hand, stelle sie dann aber wieder ab. Wenn ich mich ändern will, was ich nur tue um Kendra ein gutes Leben zu ermöglichen, dann muss ich aufhören mich wie ein Arsch zu verhalten. Schwimmen. Ja…Das wird mir helfen. Nach ein paar Längen im Pool fühle ich mich auch nicht besser. Selbst wenn ich alles tun will um Kendra glücklich zu machen geht mir Holly nicht aus dem Kopf. Ich steige aus dem Wasser und wickle mich in meinen Bademantel, es ist ganz schön frisch geworden. Ich rubble meine Haare auf dem Weg zur Terassentür ab und gerade als ich hinein gehe, steht auf einmal Holly vor mir. Sie stoppt mit einer Tasse Tee in der Hand ab und sieht mich verlegen an. Das ist meine Chance, jetzt entkommt sie mir nicht mehr.

„Gehst du mir aus dem Weg?“, frage ich sie sehr direkt.

Ihre Augen öffnen sich erschrocken. „Nein…Warum…“, murmelt sie.

„Du bist heute sehr wortkarg und immer sofort am Sprung, wenn du mich siehst.“ Ich amte durch und gehe die Sache jetzt einfach ganz direkt an. „Warum bist du gestern Abend so schnell verschwunden?“

Sie wird mit einem Schlag rot und beginnt nervös zu zappeln. „Bin ich nicht…Also ich wollte dich nicht wecken“, sagt sie dann leise.

„Ich habe nicht geschlafen“, antworte ich prompt. Sie ist immer noch krebsrot.

„Du hast nichts mehr gesagt und auch heute so getan als wäre nicht gewesen, darum dachte ich…“

Was redet sie denn da? Ich unterbreche sie ungeduldig. „Holly, ich bin weder der Typ der in Löffelchenstellung kuschelnd bespricht wie schön der Sex war, noch bin ich ein Charmebolzen wie mein Bruder der jede Frau hemmungslos umgarnt, sodass es beim Zusehen peinlich ist.“

Jetzt gesellt sich zur roten Gesichtsfarbe auch noch ein offenstehender Mund. Ich befürchte es waren nicht die Worte die sie hören wollte, doch das kann ich jetzt auch nicht mehr ändern, es ist einfach so aus mir herausgesprudelt. Eigentlich wollte ich ganz etwas anderes sagen. Sie verwirrt mich. Shit…Warum verwirrt sie mich…Und dieser offene Mund und der unschuldige Blick…Das macht mich wahnsinnig…

„Gehört das zu meinen Aufgaben hier im Haus?“, fragt sie so leise, dass es kaum hörbar ist. „Bleibt deshalb keine Pflegerin?“

„Was?“, lache ich ungewollt, aber es klingt einfach zu komisch. „Natürlich nicht, wie kommst du darauf?“, schüttle ich amüsiert den Kopf.

Sie zuckt mit den Schultern, langsam normalisiert sich die Farbe ihres Gesichtes wieder. „Ich gehe dir nicht aus dem Weg“, meint sie.

„Gut“, nicke ich. „Also keine Ungereimtheiten zwischen uns?“

„Nein…Gute Nacht“, sagt sie leise und lächelt dabei ein wenig. Ich muss auch lächeln, ich bin froh über ihre Worte und hoffe sie meint es auch wirklich so. Schon wieder ist sie schneller weg, als mir lieb ist. Ich sehe ihr wortlos hinterher. Keine Ungereimtheiten, aber sprechen tut sie auch nicht mit mir. Sollte ich dem jetzt Beachtung schenken oder nicht? Keine Ahnung. Frauen sind kompliziert. Ich gehe nach oben und nehme eine lange heiße Dusche. Während ich mich abtrockne, sehe ich in den Spiegel der etwas beschlagen ist. „Warum kannst du nicht aufhören über sie nachzudenken? Was ist denn mit dir Stewart?“, frage ich mein Spiegelbild. Ich ziehe mir ein Shirt und eine Jogginghose über und gehe ohne weiter zu überlegen nach unten. Zögerlich bleibe ich vor Hollys Tür stehen. Gott…Was mache ich hier eigentlich? Es fühlt sich total irre an und vor allem unprofessionell. Sie arbeitet für mich, das geht einfach nicht zusammen, trotzdem klopfe ich leise an ihre Türe. Nichts. Alles ruhig. Ich klopfe erneut, etwas fester. Ich warte und tatsächlich öffnet sich nach ein paar Augenblicken die Tür einen Spalt. Sie sieht auf und bevor ich etwas sagen kann, fragt sie mich ob etwas mit meinem Vater sei. Ich schüttle den Kopf und sehe sie an. Warum sind da schon wieder Tränen? Sie weint…Was hat sie denn? Sie soll nicht weinen…

„Warum weinst du?“, frage ich leise.

Sie wischt sich über die Wange und weicht meinem Blick aus. „Nein…Ich weine nicht…“, murmelt sie verlegen.

„Natürlich weinst du“, stelle ich fest und schiebe mich ins Zimmer was ihr nicht ganz zu passen scheint. „Was hast du denn?“

Wieder senkt sie ihren Blick. „Ach nichts.“

Es ist, weil sie ständig jemand kränkt. Sie ist sensibel und hat ein gutes Herz und wie es scheint einen Vollidioten zum Ehemann. Darum tue ich etwas, das grundsätzlich so gar nicht zu mir passt. Ich ziehe sie an mich und umarme sie fest, weil ich glaube, dass sie genau das jetzt braucht. Kurz ist sie etwas verkrampft, doch dann entspannt sich ihre Haltung und sie schmiegt sich sogar etwas an mich. Schon wieder kein BH. Schon wieder nur ein Shirt und vermutlich ein Höschen, soweit konnte mein Blick noch nicht vordringen.

Olete lõpetanud tasuta lõigu lugemise. Kas soovite edasi lugeda?