Der Reisebericht des Hieronymus Münzer

Tekst
Loe katkendit
Märgi loetuks
Kuidas lugeda raamatut pärast ostmist
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

Über den Kapitelsaal, die Keller und die Kanäle

Nach dem Essen wurden wir auf unsere Bitten ins KlosterGuadalupe, OrtSanta María de Guadalupe, Kl. gerufen, der ehrwürdige Pater Prior1, ein verehrenswerter Mann von 65 Jahren, empfing uns gütig, und durch die Tür des Kapitelsaales führte er uns (in den Saal) mit einer schönen Wasserstelle und einer wunderbaren Halle. Nach einer langen Unterhaltung übergab er uns an zwei Patres, die uns in den großen Weinkeller begleiteten, der in das Innerste des Berges gehöhlt ist. Dort betrachteten wir riesige Fässer und Amphoren, die mit Wein gefüllt waren. Danach führten sie uns zu zwei anderen weitläufigen Weinkellern. Als wir aus den Kellern traten, zeigten sie uns ein großes Becken, das mit Quellwasser vom Berg reich gefüllt war und durch verschiedene Kanäle verteilt wird; es versorgt viele Wasserstellen des ganzen Klosters: in der Küche, im Kapitelsaal, im Krankensaal, im Kreuzgang, in der Sakristei und so weiter und führt so überall hin ein sehr süßes und trinkbares Wasser. Mit bewundernswertem Geschick und hohen Kosten wurden diese Kanäle aus Marmor, Kupfer, Blei und anderen erhitzbaren Metallen gebaut.

Über das Refektorium der Patres, das Refektorium der Familiaren und die Küche

Das Refektorium der Patres ist weitläufig und sehr hoch, es ist aufwändig gebaut und misst 55 Schritte an Länge. Ähnlich wunderbar, aber größer ist das Refektorium der Familiaren und der Amtsträger. Darin speisen täglich zweihundert Personen und mehr, darunter die fünf Kapläne, die den Familiaren die Sakramente und anderes spenden; bei Tisch wird die Schrift gelesen, und es herrscht absolutes Schweigen. An der Tür steht ein breiter Stein, an den für eine bestimmte Anzahl von Stunden derjenige mit den Füßen angebunden wird, der von den Laien das Schweigen bricht. Sie haben auch eine Küche für die Familiaren mit großen kupfernen Kesseln, in denen man einen ganzen Ochsen kochen kann, sowie andere Gefäße für heißes und kaltes Wasser mit den entsprechenden Ausgüssen. Die Küche der Patres ist ebenso wunderbar. Darunter liegt der Weinkeller und die gut bestückte Vorratskammer. Dies ist dem Refektorium angeschlossen, ist gut angeordnet und gebaut, es gibt nichts Besseres.

Am 11. Januar, es war ein Sonntag, kam der ehrwürdige Pater (Prior), obwohl unpässlich, und führte uns in den Speisesaal, wo wir mit 100 Patres und Konversen in sehr großer Ehrfurcht und Stillschweigen aßen, bei einer Schriftlesung während des Essens; eine solch ehrfürchtige Zusammenkunft von Patres müsste sogar den verstocktesten Sünder dazu bewegen, Gott zu verehren. Wir wurden vorzüglich behandelt.

Über die Schuster, Schneider, Bäcker, Handwerker, Schmiede und andere Ämter

In ihrer Schuhmacherwerkstatt erblickten wir viele Leute, die fortwährend arbeiteten, und wir sahen so viele Schuhe, wie wir nie in unserem Leben gesehen hatten. Wir bemerkten Handwerker, die das Leder vorbereiteten, unter denen sich ein gewisser Deutscher aus PreußenPreußen, L., aus DanzigDanzig, Ort, befand. In der Bäckerei stehen so viele Mehlsäcke, dass man es nur schwer glauben kann; pro Woche brauchen sie zwanzig Ladungen Mehl, um das Brot für das Kloster und die Armenspeisung herzustellen. In der Schneiderei sahen wir ebenso unzählige Gewänder und Hemden aus Wolle für die Brüder; sie waren mit dem Namen von jedem einzelnen gekennzeichnet; alles gab es in überreichem Maße. An der Spitze stand ein gewisser deutscher Mönchspriester aus StettinStettin, Ort, in der Mark gelegen. Es gibt hier viele Handwerker und Priester aus DeutschlandDeutschland, L.1. Auch die Schmiede war sehr groß, und der Lärm von Hämmern, Feilen und anderen Geräten ist so stark, dass du an Zyklopen denkst. Noch viele andere Werkstätten gehören zum KlosterGuadalupe, OrtSanta María de Guadalupe, Kl.; man glaubt, in einer kleinen Stadt zu sein. Es gibt zudem vorzügliche Speicher. Ich kann nicht alles aufzeichnen.

Über Gärten und Baumwiesen

Wir betraten zwei ausgedehnte und äußerst schöne Gärten, die am Fuß des Berges liegen; dort gab es Wasserkanäle, um Zitrus-, Apfelsinen-, Myrten-, Zitronen-, Oliven- und andere Bäume zu bewässern. Die Zitronen waren schon reif und zwischen den grünen Blättern boten sie einen schönen Anblick.

Über die Bibliothek, den Schlafsaal und die Krankenstube

Sie haben eine sehr große und äußerst schöne Bibliothek mit 36 Pulten und mit besten und gut eingebundenen Büchern1. Der Schlafsaal der Novizen zählt 26 Betten, die gut angeordnet sind; in der Mitte des Raumes brennt die ganze Nacht eine Lampe. In ähnlicher Weise gibt es den Schlafsaal der Konversen mit 22 Betten; alles befindet sich in gutem Zustand. Die Krankenstube ist äußerst schön ausgestattet mit vielen Sälen und verschiedenen Kammern, samt einer hervorragenden Quelle und einer gut bestückten Apotheke2, dass man es kaum glauben kann.

Über die beiden Kreuzgänge

Es gibt zwei äußerst schöne und große Kreuzgänge1, die einer über dem anderen angeordnet sind; der ebenerdige ist der schönere. In der Mitte hat er einen Brunnen mit einer Kupferschale, die mit schönen eingelegten Bildern verziert ist. In einer Ecke, beim Speisesaal, ist ein weiterer sehr schöner Brunnen, und alles ist unter anderem von Apfelsinenbäumen und Zypressen umgeben. Darüber befindet sich der andere Kreuzgang, der zum Hochchor führt, dort sind in den Ecken wertvolle Bilder vom Kreuz, von der seligen JungfrauMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi und von anderen (Heiligen); dort halten die Brüder ihre Stationen ab. Weiterhin gibt es wertvolle Kapellen und große Bücher zum Chorgesang. Oh, wie erquicklich und wie ehrwürdig dieser Ort erscheint! Jeder kann mit der Hand Apfelsinen vom Baum pflücken. Man kann diese schöne Ausgestaltung nicht beschreiben.

Über die königlichen Hallen

Die Könige von KastilienKastilien, L. besitzen dort wunderschöne Hallen1 mit Brunnen vor den Palästen und mit Aufenthaltsräumen, die wunderbar gebaut sind. Dort sahen wir einige Bedienstete der KöniginIsabella I., Kg. von Kastilien und León (1474–1504), Gemahlin Kg. Ferdinands II. von Aragón, die viele königliche Truhen bewachten. Weiterhin sahen wir viele Papageien, darunter gab es einen in fünf verschiedenen Farben mit grauem Kopf, einem grünen Hals, einem schwarzen Bauch, einem roten Schwanz und himmelblauen Flügeln, die in einem Grünton endeten. Die Diener erwarteten den KönigFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) und die Königin. Der Königin gefällt dieses Kloster ausgesprochen, und wenn sie dort ist, sagt sie, dass sie sich in ihrem Paradies befinde. Zur Matutin und allen kanonischen Horen betritt sie ihr wunderbares Oratorium, das sie oberhalb des Chorraumes besitzt.

Über die Sakristei und deren Schatz

Am Sonntag, dies war der 11. Januar1, gingen wir, nachdem wir wunderbar im Refektorium unter Anwesenheit des Pater Prior und von 100 Patres und Konversen gespeist hatten, mit großer Ehrerbietung und Ehrfurcht in die Sakristei, um die Ornamente und andere Dinge anzusehen. Was man dort zuerst zeigte, war eine Truhe mit zehn ausgesprochen schönen goldüberzogenen Kreuzen, zusätzlich zu den dreißig, die es auf den Altären gab. An Festtagen wird auf jedem der Altäre eines dieser Kreuze aufgestellt. Sie sind künstlerisch wertvoll hergestellt und wiegen zwischen 5 oder 6 und 10 Mark. Es gab dort auch verschiedene Becken und viele kleine Kannen für Wein und Wasser, alles aus Silber und Gold.

Die zweite Truhe hatte 16 Fächer mit jeweils drei Tüchern: alle waren aus goldenem Samt gefertigt, manche zusätzlich mit Gold überzogen oder wie ein Sieb gewoben, bestickt mit Edelsteinen, Perlen und anderem. Dort gab es nur Tücher und wertvolle Geschenke der Könige von KastilienKastilien, L.2.

Die dritte Truhe war voller schwarzer Kreuze, mit Bernstein und Gold verziert, die für die Fastenzeit dienten, mit weiteren silbernen und vergoldeten Bildern.

Die vierte Truhe enthielt 24 große Figuren aus reich vergoldetem Silber mit Gemmen und Edelsteinen. Darunter gab es ein großes Kreuz, zu dessen Füßen sich die selige JungfrauMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi, JohannesJohannes († um 101), Apostel, Hl., Maria MagdalenaMaria Magdalena, Hl. und Josef3 befanden. Es war aus reinstem [Gold] und wurde von einem gewissen König KastiliensKastilien, L. der seligen Jungfrau (zum Dank) für einen bestimmten Sieg geschenkt4. Nur dieses Bild allein ist sechstausend Dukaten wert. Ebenso gibt es eine Krone aus reinstem [Gold] mit Gemmen, darunter eine sehr große Perle in der Form einer Birne. Der Küster sagte, dass der Inhalt dieser Truhe mehr als zwanzigtausend Dukaten wert sei.

In der fünften Truhe, die sehr groß ist, befand sich die Darstellung des Herrengrabes, die am Karfreitag verwendet wird; sie ist aus Zypressenholz, groß, mit goldenen und silbernen Tafeln geschmückt, mit vergoldeten Darstellungen versehen, mit Gemmen und Perlen verziert, und wiegt so viel, dass kaum zehn Leute es zum Chorraum befördern können. Diese Grabdarstellung sei unschätzbar. Ich glaube, es gibt nichts Vergleichbares auf der Welt. Sie wiegt wohl mehr als tausend Mark.

Die sechste Truhe war gefüllt mit hervorragenden Kelchen, einer von diesen war aus reinstem Gold. Weiterhin gab es ein sehr wertvolles Buch, dessen Einband mit Perlen und Gemmen geschmückt war, das in den Prozessionen der Festtage vorangetragen wird, um die Gebete zu sprechen. Ebenso waren dort einige wunderbare Gefäße für den Wein und das Wasser am Altar. Auch (der Inhalt) dieser Truhe ist in der Tat von hohem Wert.

 

Die siebente Truhe enthielt 16 Bilder, dazu zählen zwei sehr große Kreuze und eine Krone aus reinstem Gold, die sehr wertvoll ist. Man versicherte, dass diese Truhe mehr als 15 Tausend Dukaten wert ist.

In der achten Truhe befand sich eine Monstranz für das (heilige) Sakrament von 255 Mark, die Vergoldung kostete zweitausend Dukaten. Der Kreis, in welchem die Hostie sich befindet, ist aus reinstem Gold und mit Gemmen geschmückt. Man sagte, dass sie für 4000 Mark gekauft wurde. In der gleichen Truhe gab es weiterhin zwei sehr hohe und sehr schöne Bernsteinkreuze, mit Pflanzen aus reinstem Gold verziert.

In der neunten Truhe mit 12 Fächern lagen 36 Dalmatiken, alle mit Gold gesäumt, mit Perlen und Gemmen, ebenso enthielt ein Fach Tücher für die Vorderseite des Altares, Vela sowie andere ausgewählte Fransentücher.

Die zehnte Truhe war voll von großen, hohen Kandelabern und Altarbildern. Weiterhin gab es Rauchfässer und reich verzierte Friedenstäfelchen aus Silber, Gold und Edelsteinen5.

Die elfte Truhe barg goldene Ornamente, die für die Messe und andere große Feierlichkeiten bereitlagen; ebenso gab es eine weitere Truhe mit roten Tüchern für die Apostelfeste und ein anderes mit Ornamenten aus feinster Seide für die einfachen Feste. Oh, wie wertvoll diese Schmuckstücke sind!

Die zwölfte Truhe war voll mit Dingen, um die Altäre zu schmücken, aus Gold, Silber und anderen Materialien. Es gibt dort weitere Truhen mit Paramenten für die normalen Tage, die ich unmöglich aufzählen kann6. Wahrhaftig, mit diesem Schatz könnten die SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) ihre verlorenen Reiche wiedererobern, denn so viel Reichtum gibt es dort. Und ich glaube wirklich, dass dieses Kloster keinen geringeren Schatz hat als den der Könige von KastilienKastilien, L..

Über ihrGuadalupe, OrtSanta María de Guadalupe, Kl. Hospital

Außerhalb des Klosters gibt es ein schönes Hospital1, es ist quadratisch angelegt und vorzüglich gebaut; es besitzt viele Betten, einige Räume sind für die Verletzten, einige für die Fiebrigen und andere, um die Armen zu stärken. Alle Räume sind voll mit Decken, Betttüchern und allen Dingen, die ein vorzügliches Hospital benötigt.

Über ihreGuadalupe, OrtSanta María de Guadalupe, Kl. Einkünfte

Ihr Reichtum und ihre Einkünfte stammen hauptsächlich aus den Rinderaufzuchten, über die sie in unzähligem Maße verfügen. Sie hatten damals, wie ich erfuhr, viertausend Kühe, Tausende von Kälbern und Pferden, weiterhin Öl, Wein und Getreide. Man glaubt, dass sie jährlich Einkünfte von mehr als zwanzigtausend Dukaten beziehen. Sie leben in strenger Observanz. Alles ist dort sorgfältig geordnet, und diese Ordnung in allen Dingen bewahrt ihre Eintracht bei Reichtum und Vermögen. Es gibt unter ihnen Gelehrte, Maler, Schreiber, Illuminatoren, Goldschmiede und Kunsthandwerker, wie man kaum beschreiben kann. Oh, wie viele phantastisch illuminierte Missale haben wir gesehen! Die wunderbaren Werkstätten gereichten dem ganzen Kloster zum Nutzen und zur Zierde. Was gibt es noch? Mir kam folgendes Zitat von Sallust in den Sinn: „In Eintracht wachsen die kleinsten Dinge, in Zwietracht werden die größten Dinge zerstört“1. Und weiterhin: „Für die Tugend ist nichts ungangbar“2; weiterhin: „Wo Du es willst, herrscht das Außerordentliche“3. Wenn Leidenschaften vorherrschen, kann der Geist nicht wirken. Ich glaube sogar, dass die königlichen Majestäten alle Geheimnisse über den dortigen Schatz kennen und davon eine Niederschrift besitzen, damit nichts entfremdet werden kann. Vieles wäre noch über dieses sehr bekannte Kloster zu schreiben, was ich aus Gründen der Kürze weglasse.

Am 11. Januar gingen wir durch jene hohen Berge zurück, passierten die Puente del ArzobispoEl Puente del Arzobispo, Ort in Richtung ToledoToledo, Ort, das von GuadalupeGuadalupe, Ort 27 Meilen entfernt ist. Von El Puente del ArzobispoEl Puente del Arzobispo, Ort kamen wir nach TalaveraTalavera de la Reina, Ort, eine berühmte Stadt, die am Ufer des TajoTajo / Tejo, Fluß liegt, mit einer Brücke aus 22 Bögen4. Dort gründete der Erzbischof von GranadaTalavera, Hernando de, Ebf. von Granada (1492/93–1507)Granada, Ort5 zwei Klöster, eines zu Ehren des heiligen HieronymusTalavera de la Reina, OrtSanta Catalina, Kl.Hieronymus (†419/20) Hl., Kirchenvater6 und das andere zu Ehren des heiligen FranziskusTalavera de la Reina, OrtSan Francisco el Viejo, Kl.Franz von Assisi(† 1226), Hl., Ordensgründer, hier herrscht Observanz7. Es gibt eine KollegiatkircheTalavera de la Reina, OrtSanta María la Mayor, K.8, die so groß ist wie diejenige in NördlingenNördlingen, Ort und die in einer schönen Ebene liegt. Diese ist fruchtbar und bringt Wein, Öl und andere Früchte hervor. Wir verließen diese Stadt am 14. Januar und kamen abends in der berühmten und alten Stadt Toledo an.

Über ToledoToledo, Ort

ToledoToledo, Ort ist eine der berühmtesten Städte SpaniensSpanien, L. und liegt bestens befestigt auf einem Bergrücken. Die Stadt wird an drei von vier Seiten durch den Fluss TajoTajo / Tejo, Fluß begrenzt, der in einem tiefen Tal fließt. Die Lage, um es so zu sagen, ist derjenigen von BernBern, Ort in der SchweizSchweiz, L. vergleichbar, obwohl der Berg und der Aufstieg von allen Seiten steiler ist. Welch starke Mauern diese Stadt hat, welche die SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) errichteten, und wie sehr die Stadt durch Natur und Baukunst befestigt erscheint. Es gibt eine KathedraleToledo, OrtSanta María de Toledo, K.. Dort starb der Kardinal und Erzbischof mit Namen Pedro de MendozaPedro González de Mendoza, Ebf. von Sevilla (1474–1483), Ebf. von Toledo (1482–1495), Kardinaldiakonvon Santa Maria in Domnica (1473–1478), Kardinalpriester von Santa Croce in Gerusalemme (1478–1495)1; wir sahen, wie sein Leichnam von GuadalajaraGuadalajara, Ort über 22 Meilen mit großem Ehrengeleit, Pomp und Feierlichkeiten, so wie man es sich kaum vorstellen kann, überführt wurde. Außerhalb des Ortes und in den Fenstern der Stadt sahen wir unglaublich viel Volk und Personen beiderlei Geschlechtes. Toledo ist größer und dichter bevölkert als NürnbergNürnberg, Ort. Dieser Kardinal hinterließ unerhörte Reichtümer an Gold und weiteren kostbaren Dingen, insgesamt im Wert von mehr als zweihunderttausend Dukaten2. Die Kirche von Toledo zählt zu den reicheren unter den Kirchen Spaniens und ist das Haupt aller Kirchen in Spanien3.

Über die Toledaner Kirche

Wir haben in SpanienSpanien, L. niemals eine so schöne und wohlgestaltete KircheToledo, OrtSanta María de Toledo, K. gesehen, deren Bau vollendet ist1. Sie misst 220 Schritte in der Länge und 47 Schritte in der Breite. Und sie hat auf jeder Seite zwei Schiffe und hinter dem Chor drei, von denen das am weitesten vom Hochaltar entfernte etwas tiefer gelegen ist; das liegt an den Kapellen, die groß und vortrefflich, zudem herrlich geschmückt sind. In diesen KapellenToledo, OrtSanta María de Toledo, K.Capilla de los Reyes Nuevos, K. befinden sich die Grabmäler der Könige2. Dieses Gebäude wurde seit der Rückeroberung Toledos – denn diese Stadt ging den Christen mehrfach verloren und musste von den Mauren zurückerobert werden3 – mit den von den SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) erbeuteten Spolien ausgestattet. Es gibt viele Sitze im Chorgestühl, das ganz neu von einem gewissen Skulptor aus Niederdeutschland gefertigt wurde4. In jeden der Sitze ist eine Szene von den Siegen im Reich oder der Stadt Granada geschnitzt; dort kannst du gleichsam die Kriegshandlungen von GranadaGranada, Ort sehen, als ob du sie direkt vor Augen hättest. Die Kirche hat auch einen sehr hohen und sehr schönen Turm5, auf den wir stiegen, um die Stadt zu betrachten. Wir sahen dort die größte Glocke ganz Spaniens, die vierhundert große Zentner wiegt wie die unsrigen.

Über den Schatz und die Reichtümer der Kirche

Zu ihrem Unterhalt bekommt die KircheToledo, OrtSanta María de Toledo, K. jedes Jahr achttausend Dukaten, damit halten sie alles instand, erneuern das Zerstörte und schaffen Neues. Die Sakristei ist nach derjenigen von GuadalupeGuadalupe, Ort die größte und vielleicht auch die weitläufigste1. Der äußerst bekannte Herr Alfons von OrtizOrtiz, Alonso († 1530), Kanoniker, Kanoniker, Rechtsgelehrter und sehr gelehrter Poet, zeigte sie uns und erwies uns höchste Aufmerksamkeit2. Wir sahen zuerst die große Schatzkammer, die mit so schönen Malereien geschmückt war3, dass man glaubt, die Kapelle SixtusRom, OrtSixtinische Kapelle IV. in RomRom, Ort zu sehen4. Ich kann nicht beschreiben, wie wunderbar diese Malereien mit der Darstellung der verschiedenen Tugenden sind. Sie zeigten auch zunächst mehr als hundert Bilder, Kelche, Kreuze sowie andere Gefäße, Kopfreliquiare, alles aus Silber und Gold und voller Reliquien. Zum zweiten öffneten sie eine große Truhe, in welcher wir ein hervorragendes Kreuz sahen, das mit Gemmen und auserlesenen Perlen verziert war und ein großes Holzstück vom heiligen Kreuz enthielt. Dieses Kreuz war wirklich sehr wertvoll. Es gab eine Bibel in drei Bänden5, immer zwei Blätter aus Jungfernpergament kunstvoll mit Harz zusammengefügt6. So hat man an den Rändern der Blätter den Text, darunter den Kommentar zum übertragenen Sinn, und im Zentrum wird die jeweilige Geschichte figürlich dargestellt und mit goldenen und blauen Farben illuminiert. Ich glaube, es gibt in der Welt keine ähnliche Bibel. Wie wunderbar war ihr samtener Einband, verziert mit Edelsteinen, Perlen und anderen Dingen. Weiterhin gab es dort eine große silberne Tafel mit kleinen Zwischenräumen, die voller Reliquien waren, und diese Tafel war sehr groß.

In der dritten Truhe wurden fünf reich geschmückte Mitren verwahrt, unter denen sich eine befand, die der Kardinal und Erzbischof7 für 25tausend Dukaten hatte anfertigen lassen. Sie ist sehr wertvoll und mit Perlen und Gemmen geschmückt. Wie reich verziert zudem die Bänder der Mitren waren! Es gab ebenso zwei große Friedenstäfelchen8 und andere sehr schöne Tafeln. Man urteilte, dass diese Truhe mehr als hunderttausend Dukaten an Werten enthalte. In der vierten Truhe gab es die Monstranz für das (heilige) Sakrament, die mehr als achthundert Mark wog. Ich habe noch nie eine größere gesehen. Es gab zudem silberne Bischofsstäbe und andere großartige Kreuze mit Bernsteineinlagen auf Gold. Die fünfte Truhe enthielt ein großes Goldkreuz von 150 Mark, Weihrauchfässer und silberne Kandelaber.

Olete lõpetanud tasuta lõigu lugemise. Kas soovite edasi lugeda?