Die Urgeschichte Israels

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Wer ist denn Baal? Baal heißt „Herr“. Die Kanaanäer sagten: Der „Herr“ bestimmt über das Wetter. Baal gibt uns den Regen und den Nebel, er gibt den Tau auf unser Feld, damit etwas wächst.

Wir dienen Baal an unseren Altären und auf den Höhen der Berge, damit er uns eine gute Ernte gibt. Wir dienen Dagon, dem Gott des Korns, des Weizens und der Gerste, und wir dienen Schamach, dem Sonnengott, und Astarte, Baals Frau. Sie ist die Göttin des Krieges und der Familie. Überall Götter und Götzen!

Dahin kommt Abram nun mit seiner Sarai und seinen Leuten! Hat Gott das so gewollt für ihn?

Nun ist Abram gerade frei geworden von Nanna und all den Götzen der Menschen in Chaldäa, da kommt er zu Baal und den vielen anderen Göttern, die die Kanaanäer anbeten. Und dann die Baals-Feste der Kanaanäer, wenn sie tanzen, singen, trinken und toben und Sachen machen, die nicht schön sind!

Dahin kommt Abram also mit seiner Sarai und mit seinen Leuten. Das war schlimm für Abram und für all sein Volk, auch für Lot und seine Familie und seine Leute.

Hat Gott das so gewollt für ihn?

Abram baut einen Altar

Sie kamen nach Sichem, einer Stadt mit einer dicken Mauer aus großen Feld-Steinen und Erde, mit einem breiten Stadttor und kleinen Türmen für die Wächter. In Sichem stand ein großer Tempel für Baal-Berit, den Herrn von Sichem.

Sichem lag zwischen zwei Bergen, zwischen dem Ebal und dem Garizim, genau dazwischen; denn Sichem heißt „Schulter“. Sichem trägt die beiden Berge sozusagen auf seiner Schulter, rechts den Ebal und links den Garizim.

Hier blieb Abram mit seinen Leuten und mit seinem Vieh. Sie bauten ihre Zelte auf, draußen vor der Stadt, kauften Brunnenwasser und mieteten Weideplätze für ihre Herden.

Abram ging oft hinaus zu dem heiligen Baum vor der Stadt, einer Terebinthe, der Terebinthe More, Wahrsage-Eiche. Er beobachtete die Menschen aus Sichem, wie sie herauskamen zur Terebinthe und sich von dem Mann, der unter dem Baum saß, Rat holten.

Der Mann, ein Wahrsager, der saß da unter dem Blätterdach des Baumes, der Wahrsage-Eiche, wie er hieß, und war ganz still; denn er war ein Seher und Hörer der Wahrheit. Ein Seher sieht, was die Götter tun, und hört, was die Götter sagen, im Wind und im Sturm.

Wenn die Leute herauskommen zu ihm und ihm ihre Sorgen mitteilen, dann setzen sie sich neben ihn unter den Baum, werden still und warten, bis der Wind vorbeizieht, bis es rauscht und raschelt, bis die Zweige und Blätter sich bewegen.

Plötzlich hebt dann der Wahrsager den Kopf und lauscht. Er hört, was die Götzen flüstern in den Blättern und Zweigen des Baumes. Und wenn ihm etwas eingefallen ist und er etwas weiß, dann gibt er den Menschen die Antwort der Götter auf ihre Fragen.

Anschießend gehen sie nach Hause, fröhlich oder traurig, je nachdem, wie die „Rede“ des Windes war. Die Rede des Windes!; denn Götter und Götzen können ja nicht reden, und der Wind natürlich auch nicht. Aber die Leute glaubten, dass sie es doch können und dass der Priester, der Hörer göttlicher Wahrheiten das verstehen kann.

Da, eines Tages - Abram war draußen vor der Stadt -, da erschien ihm Gott. Abram sah ihn und erkannte ihn. Er sah Gott, den man sonst nicht sehen kann.

Die Bibel sagt nicht, wie er ihn sah. Sie sagt nur: Gott erschien dem Abram. Gott war zu sehen, vielleicht als ein Licht oder als eine Gestalt? Die Bibel berichtet es nicht genauer.

Und Gott sprach zu ihm: Abram, dies ist das Land. Dieses Land will ich dir geben, nicht dir selbst, sondern dem, der nach dir kommen soll, deinem Nachkommen. Deinem Nachkommen sagte er!

Mehr sprach Gott nicht. Er war auch nicht mehr zu sehen. Abram war darüber erschrocken und froh zugleich.

Er war auf dem richtigen Weg. Er hatte das Land gefunden, das Gott ihm zeigen wollte. Und Gott war mitgekommen mit ihm. Das wusste er jetzt. Er war bei ihm, auch hier in Sichem in Kanaan. Und er sagte deinem Nachkommen. Abram sollte einen Sohn bekommen!

Da ging Abram zur Terebinthe More mit seinen Leuten und Lot, sammelte Feldsteine, legte sie dicht zusammen zu einem Viereck, etwa zwei Schritte lang und zwei Schritte breit, bis es eine dicke Stein-Schicht war.


Abram opfert ein Schaf und betet

Darauf legte er noch eine Schicht, etwas kleiner als die erste, und dann noch eine, und eine vierte, und eine fünfte, bis es ein viereckiger Steinhaufen war, ein Stapel aus Steinen wie ein Tisch, ein Steintisch für den Herrn, ein Altar für Gott, der ihm hier erschienen war, hier an dieser Stelle. Dies war der erste Altar, den Abram in Kanaan baute.

Und Abram sprach zu seinen Leuten: Dies ist ein Altar für den Herrn, für den Gott Abrams, der mir hier erschienen ist und zu mir geredet hat und mir gesagt hat: Dieses Land gehört dem Herrn.

Bald danach brach Abram wieder auf. Sie bauten die Zelte ab, holten ihre Tiere zusammen, luden alles, was sie hatten, auf die Rücken der Tiere und zogen weiter, hinauf ins Gebirge auf die Höhe, bis nach Bethel, Haus Gottes, wie es heißt.

Und sie blieben dort im Osten von Bethel, wo die Sonne aufgeht. Sie luden wieder alles ab, stellten ihre Zelte auf und ließen die Tiere weiden in der Mitte zwischen Bethel im Westen, wo die Sonne untergeht, und Ai im Osten, wo die Sonne aufgeht. Ai heißt Trümmer. Ai ist der Trümmerberg einer Stadt.

Hier baute Abram auch einen Altar, seinen zweiten Altar für den Gott Abrams im Lande Kanaan. Und er sprach davon zu den Leuten in Bethel: Dies ist der Altar des Herrn, der mir erschienen ist und der zu mir gesprochen hat, zuerst in Ur in Chaldäa und dann in Haran in Paddan Aram und danach in Sichem in Kanaan.

Er ist der Gott Abrams, der Schöpfer und Herr der Welt und der Menschen.

Dann brach Abram wieder auf und zog weiter, immer weiter hinaus aus den Bergen und hinunter in das Südland, den Negeb, wo die Sonne mittags steht, bis an den Rand der Wüste. Dort blieb er wohnen.

Abram zieht nach Ägypten

Abram war nicht lange im Südland, im Mittagsland, wie es heißt, vielleicht einen Monat oder zwei.

Da wurde das Futter knapp für seine vielen Tiere und das Wasser für beide, Mensch und Tier. Es war heiß und trocken. Jeden Tag Sonne und nie Regen!

Abram sah das Gras an: Es wurde gelb und hell und trocken. Und er sah zum Himmel, am Morgen, am Abend, jeden Tag: Keine Wolke zog heran. Kein Tropfen Regen fiel vom Himmel.

Kein Tau lag am Boden, des Morgens, wenn es hell wurde. Das Land trocknete aus und die Tiere brüllten vor Hunger.

Abram machte sich Sorgen: Wohin sollen wir gehen mit all unseren Tieren und Menschen, die zu uns gehören? Sollen wir zurück in die Berge? Aber dort ist es auch heiß, dort gibt es auch nichts mehr, dort wächst ja noch weniger.

Da sah Abram: Die Kanaanäer ziehen weg, sie gehen hinunter nach Ägypten zu den Ägyptern ins Niltal. Ägypten ist wie ein großer Garten mit Gemüse, mit Gurken, Melonen und Zwiebeln, mit Getreide und Früchten.

Dort gibt es Futter und Wasser, mehr als genug. Und Fische gibt es umsonst!

Dort bleiben die Kanaanäer, bis es besser wird in Kanaan. Danach kehren sie wieder zurück in ihr Land.

Eines Tages ruft Abram seine Hirten mit den Herden zusammen, baut die Zelte ab, lädt alle seine Habe wieder auf die Tiere und zieht auch hinunter nach Ägypten, wie alle Menschen aus Kanaan. Er macht es wie alle anderen und er denkt: Es ist richtig so.

So verließ Abram Kanaan, das Land, das Gott ihm gezeigt hatte und von dem Gott gesagt hatte: Ich gebe es dir. Abram wollte in Ägypten bleiben, aber nur als Gast und nur, bis die Hungersnot in Kanaan vorüber ist, bis er wieder zurückkehren kann in das Land, das er von Gott haben soll.



Abrams und Sarais Wanderungen in Ur Chaldäa Kanaan, sowie von Bethel in Kanaan nach Zoan zurück nach Bethel in Kanaan, über Haran in Paddan Aram nach Bethel in in Ägypten und von Zoan in Ägypten wieder immer mit Lot an ihrer Seite

Denn die Hungersnot lag sehr schwer auf dem Land, auf allem, auf Mensch und Tier.

Und so wanderte er wieder viele, viele Wochen, einen sehr weiten Weg, vierhundert Kilometer durch die Wüste.

Und Lot kam ebenfalls mit nach Ägypten mit all seinen Herden und Leuten.

Sie zogen zuerst nach Beerscheba, der Brunnenstadt, und nahmen neues Wasser aus den Brunnen mit, die dort im Negeb sind. Dann zogen sie weiter.

Es geschah aber, als sie durch die Wüste Schur (das heißt Mauer) nach Ägypten kamen, zur großen Fürstenmauer, die Ägypten vor Feinden schützt, die aus der Wüste und aus Kanaan kommen, der Mauer mit den vielen Wachttürmen und Festungen voll ägyptischer Soldaten - das ist die Grenze zwischen Ägypten und der Wüste ,als‘ Abram dahin kam, bekam er plötzlich Angst um sein Leben vor dem Pharao, dem König von Ägypten.

Da sagte er zu seiner Frau Sarai: Sarai, meine Liebe, sieh, ich weiß: Du bist schön, du bist eine sehr, sehr schöne Frau. Wenn die Ägypter dich sehen, sagen sie bestimmt: Eine schöne Frau. Aber sie gehört Abram!

Und dann kommen sie, schlagen mich tot und holen dich weg und bringen dich zum Pharao in seinen Harem, sein Frauenhaus, in dem seine schönen Frauen leben.

 

Du bleibst am Leben und ich, ich werde getötet. Sag doch einfach, du bist meine Schwester, damit es mir gut geht deinetwegen, damit ich am Leben bleibe, wenn du das sagst.

Das war schwer für beide, für Sarai wie für Abram. Und es war falsch! Aber Abram dachte: Es ist klug, eine gute List. Die schützt uns vor dem Pharao und vor dem Tod.

Und es geschah, als sie zur Fürstenmauer kamen, an die Grenze von Ägypten, da mussten sie sich anstellen und warten; denn sie sollten aufgeschrieben werden und Zoll bezahlen für Menschen, Tiere und Waren, die sie in ihrer langen Karawane bei sich hatten.

Als Abram an die Reihe kam, musste er genau angeben, wer er ist, wie er heißt, woher er kommt und wie lange er in Ägypten bleiben will, dann: wie viele Herden sie haben und wie viele Menschen dabei sind.

Und Sarai sagte: Ich bin Sarai, die Schwester von Abram, und komme aus Ur in Chaldäa.

Der ägyptische Schreiber schrieb alles mit roter Tinte auf Papyrus, ägyptisches Papier aus Schilfmark.

Daraufhin bekamen sie einen Ausweis und wurden hereingelassen in das Land Ägypten, und es wurde ihnen gesagt, wohin sie gehen dürfen, so lange sie da sind.

Ja, die Ägypter passten genau auf, wer aus der Wüste kam und in Ägypten bleiben wollte. Sie mochten die Wüstenleute nicht, diese „Sandwanderer“, diese „Bogenschützen“, wie sie sagten, diese „Sandläufer“ ohne Heimat, ohne Haus, immer unterwegs im heißen Sand der Wüste mit Pfeil und Bogen, „Sandbewohner“!

Niemand weiß, woher sie kommen, wohin sie gehen und was sie vorhaben. Man muss sich vor ihnen hüten! Das sagten die Ägypter über die Wanderhirten, die Nomaden der Wüste. Und so einer war Abram ja auch.

Der Pharao holt Sarai in seinen Palast

Es geschah, als die Ägypter sahen, die Frau aus Ur ist schön mit ihrem schwarzen Haar, ihrer weißen Haut und ihren roten Lippen, da sagten sie: Die ist für den Pharao!

Sie gingen zum Pharao nach Memphis und meldeten: O Herr, wir haben eine schöne Frau für den König gesehen, eine wunderschöne Frau mit heller Haut und schwarzen Haaren.

Sie stammt aus Ur in Chaldäa. Sie kommt mit Abram, ihrem Bruder, einem sehr reichen und vornehmen Mann. Wir trafen sie, als sie durch die Fürstenmauer kamen. Der Hunger schickt sie dir aus Kanaan, o König!

Da sprach der Pharao: Bringt sie her zu mir in mein Haus. Und nehmt Geschenke mit für ihren Bruder, den Mann aus Ur.

So gingen sie hin, holten Sarai aus Abrams Karawane und brachten sie in den Palast des Pharao von Ägypten.

Es ging Abram gut wegen Sarai; denn der Pharao schickte ihm Schafe, Rinder und Esel, Hirten und Hirtinnen, Sklaven und Sklavinnen, dazu Eselinnen, ja sogar Kamele, schöne Tiere!

Nun war Abrams Frau Sarai weg und Abram ging es gut, weil sie gesagt hatten, dass sie seine Schwester ist.

Jetzt war sie verloren und Abram auch; denn woher sollten die Nachkommen sein, die Gott ihnen versprochen hatte?

Aber Gott sieht Abrams Fehler, Abrams Lüge, und er denkt an Sarai und an den Sohn, den er ihr schenken will. Er befreit Sarai.

Er schickte Unglück in das Haus des Pharao. Vielleicht war es eine Krankheit, wir wissen es nicht. Die Bibel sagt es nicht. Der Pharao bekam es und die Menschen in seinem Hause auch. Nur Sarai nicht.

Der Pharao merkte es: Das ist wegen Sarai. Seit Sarai hier ist, sind wir krank und sie ist gesund.

Als er Sarai fragte, erfuhr er: Sie ist nicht Abrams Schwester, sie ist seine Frau! Das war schlimm für den Pharao, sehr, sehr schlimm.

Er ließ Abram sofort rufen, bestellte ihn nach Memphis in seinen Palast und sprach zu ihm: Mann aus Ur, was hast du mir da angetan! Warum hast du mir nicht gesagt, sie ist deine Frau? Warum hast du gesagt, sie ist deine Schwester? Und ich, ich nahm sie mir zur Frau!

So ein schweres Unglück in meinem Haus! Da ist deine Frau, nimm sie und geh! Aber sofort!


Der Pharao weist Abram aus

Der Pharao hatte nämlich Angst vor Abrams Gott. Nachher wird alles noch schlimmer, wenn Sarai dableibt! Bloß weg mit ihr! So dachte er.

Und so machte er es: Er schickte Abram hinaus aus seinem Land, aus Ägypten, zurück in die Wüste.

Er bestellte eine Wachmannschaft ägyptischer Soldaten. Die zog mit Abram, immer neben ihm her und neben seiner Frau und neben den Herden und ihren Hirten, bis zur Fürstenmauer, der Grenze zwischen Ägypten und der Wüste.

Das war also Abrams kleine List: Eine große Lüge, weiter nichts!

So kam Abram wieder heraus aus Ägypten.

Er zog zurück durch die Wüste, wieder hinauf in das Südland von Kanaan, den Negeb, woher er gekommen war, er selbst, seine Frau Sarai und alles, was ihm gehörte.

Auch Lot zog wieder mit zurück nach Kanaan und alles, was ihm gehörte, seine Schafherden und Esel, seine Kamele und Hirten, sie zogen alle mit Abram zurück in den Negeb, ins Mittagsland, wie er heißt.

Abram wanderte wieder von Oase zu Oase, von Lagerplatz zu Lagerplatz, bis hinauf in das Kanaanäische Bergland, bis dahin, wo sein Zelt früher stand, zwischen Bethel und Ai, Haus Gottes und Trümmerstadt, genau bis zu dem Platz, wo sich sein zweiter Altar befand.

Abram legte die Steine wieder zusammen, die vom Altar heruntergefallen waren, rief im Gebet wieder den Namen Gottes an und sprach darüber mit den Leuten von Bethel.

So war Abram wieder da, wohin er gehörte: in Kanaan am Altar seines Gottes. Gott hatte nur gesagt zu Abram: Geh in das Land, das ich dir zeige, nach Kanaan, nicht aber: in ein anderes Land, etwa nach Ägypten, auch nicht bei einer Hungersnot.

Und Abram hatte ihn nicht gefragt: Darf ich nach Ägypten, damit wir nicht verhungern?

Aus Abrams kleiner List war eine große und gefährliche Lüge geworden. Nun war er wieder da, wo er sein sollte, weil Gott Sarai beschützt hatte. Gott war mitgezogen mit Abram und Sarai und hatte auf sie aufgepasst.

Abram schickt Lot weg

Abram war reich, sehr reich, als er aus Ägypten zurückkam. Er hatte Schafherden mit Hirten und Ziegenherden mit Hirtinnen, dazu Rinder für Milch und Fleisch, Kamele und Esel, die seine Zelte trugen, wenn er wanderte. Und er hatte Silber zum Kaufen und Bezahlen, und Gold für Schmuck und Becher, Schalen und Geräte.

Und es gehörten viele Menschen zu Abrahams Stamm, mehr als fünfhundert Leute, ein ganz großes Zeltlager mit einer Menge Menschen und Tieren. Die brauchten sehr viel Platz, sehr viel Weide und sehr viel Wasser.

Aber Lot hatte auch ein großes Zeltlager mit zahlreichen Schaf- und Rinderherden mit ihren Hirten und Hirtenmädchen. Lot war ja immer mitgezogen mit Abram, und Gottes Segen, der auf Abram lag, der lag auch auf Lot.

Und nun reichte das Land nicht mehr für sie beide. Es gab nicht genug Platz zwischen Bethel und Ai für Abram und Lot, sodass sie zusammen wohnen konnten.

Ihre Herden waren so groß geworden, dass das Futter in diesem Gebiet nicht mehr für beide reichte, und ebenso das Wasser. Es ging einfach nicht mehr, Abram und Lot beieinander.

Eines Tages gibt es Streit zwischen ihren Hirten. Die Hirten von Abrams Herden stehen gegen die Hirten von Lots Herden. Krieg im Lager von Abram und Lot wegen Futter und Wasser für das Vieh.

Und es wohnten auch noch Kanaanäer im Mittagsland, außerdem die Perisiter. Die brauchten ebenfalls Weideplatz für ihre Herden.

Und sie sahen den Streit in Abrams Lager. Das war nicht gut!

Da ging Abram zu Lot und sprach mit ihm: Lot, mein Sohn, lass doch keinen Streit sein zwischen mir und dir, zwischen meinen Hirten und deinen Hirten. Wir sind doch Verwandte, Brüder, eine Familie, ein Stamm. Was sagen die Kanaanäer dazu, wenn sie das sehen!

Sieh, das ganze Land steht offen vor dir. Zieh weg von mir, du bist alt und erfahren genug. Willst du nach links, dann gehe ich nach rechts, willst du aber nach rechts, dann gehe ich nach links. Willst du?

Such dir selbst aus, wohin du gehen willst.

Da hob Lot seinen Kopf und schaute weit umher im ganzen Land. Er sah auch nach unten auf die schönste Stelle in Kanaan, auf das Jordantal. Alles war grün und bunt von Wiesen und Bäumen, von Blumen und Früchten.

Und es gab viel Wasser im Jordan. Es sah aus wie das Paradies, wie Gottes Garten mit seinem Paradiesfluss, und wie Ägypten, das Land am Nil, wo sie gerade erst gewesen waren.

Lot sah die Städte, das alte Jericho, die Palmenstadt, die große Stadt Sodom, die Stadt Gomorra, ja sogar das kleine Zoar, alle mitten in einem dichten Palmen-Wald.

Als Lot das alles sah, wählte er und sagte zu Abram: Ich nehme das Jordantal.

Daraufhin sprach Abram: Nimm‘s hin, mein Sohn.

Kurz danach rief Lot seine Hirten, holte seine Herden zusammen, baute seine Zelte ab und brach nach dem Osten auf und zog hinunter in das schöne Jordantal.

So gingen sie auseinander, der Erzvater Abram und sein Neffe Lot. Abram blieb im Land Kanaan auf den Bergen und Lot zog hinunter zu den Städten im Jordantal, bis hin zu der Stadt Sodom, und stellte dort seine Zelte auf.

Die Bibel erzählt: Aber die Leute von Sodom waren böse und sündig vor Gott. Das sah Lot nicht. Oder er sah es und machte sich nichts daraus.


Abram schickt Lot weg

Und Abram? Der blieb allein zurück in den Bergen zwischen Bethel und Ai in Kanaan, in dem Land, das Gott ihm gezeigt hatte.

Nun war Abram auch von Lot getrennt und ging wirklich allein, wie Gott es zu ihm gesagt hatte, als er ihn rief: Geh für dich allein! Und er wusste: Lot ist nicht der Sohn, den Gott mir geben will.

Gott spricht zu Abram

Jetzt, nachdem Lot weggegangen war und Abram endlich allein war, da kam Gott zu ihm und redete mit ihm. Er sprach:

Abram, heb deinen Kopf, mach deine Augen auf und sieh von der Stelle, auf der du stehst, sieh nach Norden und nach Süden, sieh nach Osten und nach Westen, so weit du sehen kannst. Ich gebe dir das ganze Land, das du siehst, dir und deinen Nachkommen, für immer und ewig.

Ich mache deine Nachkommen wie den Sand am Meer. Wer die Sandkörner am Ufer des Meeres zählen kann, der weiß, wie viele Nachkommen Abram haben wird.

Nun auf, geh und zieh durch das Land, nach rechts und nach links, nach vorn und nach hinten, und zeig der ganzen Welt, dass es einmal deins wird; denn ich gebe es dir!

Das sprach Gott zu Abram in Bethel. Das war neu: Das Land Kanaan für Abram und seine Nachkommen für immer!

Danach brach Abram auf mit seinen Tieren und Zelten und zog im Land Kanaan umher. Damit zeigte er an: Dieses Land gehört einmal Abram und Abrams Stamm aus Ur in Chaldäa! Gott hat es ihm versprochen.

Zum Schluss zog Abram nach Mamre, nicht weit von Hebron. Dort war ein Wasserbrunnen mitten in einem kleinen Terebinthen-Wald. Es gab genügend Platz für Abrams Lager mit den vielen Zelten und Herden, die er besaß.

Dort blieb er wohnen bei den Terebinthen von Mamre und baute dort wieder einen Altar für den Herrn, seinen Gott, seinen dritten Altar in Kanaan.

Damit zeigte er auch dort an: Hier ist Gott und hier wohnt Abram, den er gerufen hat, mit seinen großen Herden und mit seinen vielen Leuten.

Es gibt Krieg im Jordantal

Es geschah, als Abram in Mamre wohnte und Lot in Sodom, da kamen Könige aus dem Osten, vom Euphrat, wo Abram auch herkam. Sie zogen durch Kanaan.

Vier Könige kamen auf der Straße von Baschan daher: Kedor-Laomer von Elam, Amrafel von Schinar, Arjoch von Ellasar und Tidal Gojim, der König der Völker. Kedor-Laomer führte sie an. Er war der Mächtigste unter ihnen.

Abram sah sie drüben auf der anderen Seite des Jordan. Sie waren bereits auf der Königsstraße und zogen durchs Jordantal. Viele hundert Männer, Krieger mit Speeren und Schilden, mit Pfeilen und Bogen, und viele hundert Esel, voll bepackt mit Zelten und Decken, mit Kriegswaffen und Geräten, und Kamele, schnelle junge Tiere.

 

Was will Kedor-Laomer im Jordantal? Gibt es Krieg? Zieht er gegen Sodom und Gomorra, gegen die Städte im Tal Siddim, wie es heißt? Abram weiß es nicht. Der lange Zug sieht jedenfalls wie eine große Karawane aus, die in den Kampf zieht.

Kedor-Laomer war schon einmal hier im Siddimtal. Das war vor vierzehn Jahren.

Damals kam er mit seinem ganzen Kriegsheer und besiegte alle Völker, die im Siddimtal wohnten, und bestimmte, dass sie ihm dienen, dass sie ihm Steuern zahlen, jedes Jahr, für ihre ganze Stadt, und dass sie ihn versorgen mit Futter und Wasser für seine Tiere, wenn er durch ihr Land zieht, wenn er auf der Königstraße durch das Jordantal, am Salzmeer entlang, durch das Tal Siddim und weiter in den Süden zum Handel nach Ägypten will.

Zwölf Jahre ging es gut so. Die Könige dienten ihm alle, der König von Sodom, Bera, der König von Gomorra, Birscha, der König von Adma, Schineab, der König der Völker, und Schemeber, der König von Zoar.

Zwölf Jahre dienten sie Kedor-Laomer, aber im dreizehnten Jahr fielen sie ab von ihm und schickten ihm keine Steuern mehr. Das war im letzten Jahr.

Und jetzt, jetzt kam Kedor-Laomer mit drei anderen Königen aus dem Osten zum Krieg. Vier große Könige gegen fünf kleine Könige!

Gibt es wieder Krieg zwischen ihnen? Abram weiß es nicht. Es sieht aber so aus.

Oder doch nicht? Kedor-Laomer zieht weiter, vorbei am Salzmeer, vorbei an Sodom und Gomorra, durch das ganze Siddimtal, am Sodom-Berg entlang bis weit in den Süden in die Wüste. Er kämpft nicht. Es gibt keinen Krieg. Er will wohl nach Ägypten!

Doch, es gibt doch Krieg! Kedor-Laomer kehrt um und fängt im Süden an. Er kämpft mit seinen Kriegern gegen jede Stadt, gegen jedes Wüstenvolk, das ihm den Handelsweg nach Ägypten versperrt.

Schlimme Nachrichten kommen nach Sodom und Gomorra zu den Königen Bera und Birscha: Kedor-Laomer schlägt alle Völker: die Rafaiter in Aschterot-Karnajim, die Susiter in Ham, die Emiter bei Kirjatajim und die Horiter auf ihrem Gebirge Seïr. Er zieht bis nach El-Paran am Rande der Wüste Paran.

Abram fragte sich: Kehrt Kedor-Laomer um und kommt zurück? Er kämpft schon gegen die Amalekiter bei Kadesch-Barnea und gegen die Amoriter in Hazezon-Tamar. Bald ist er hier und führt auch gegen uns Krieg. Wer weiß!


Der Krieg im Jordantal

Das waren schlechte Meldungen für die Könige im Siddimtal. Da kamen die Könige aus dem ganzen Siddimtal zusammen, aus Sodom und Gomorra, aus Adma und Zebojim und Zoar, alle fünf Könige.

Sie stellten ihre Kämpfer im Siddimtal auf, zum Kampf gegen Kedor-Laomer und seine drei Verbündeten. Vier Könige gegen fünf Könige! Ob das gut geht?

Kedor-Laomer kam also mit seinen schnellen Kamelen und seinen guten Kriegern zum Kampf ins Siddimtal gezogen.

Der Krieg dauerte nicht lange. Die Könige von Sodom und Gomorra liefen weg oder versteckten sich mit ihren Kriegern in den Teergruben, die im Siddimtal waren.

Und die Könige der drei anderen Städte liefen hinauf in die Berge mit ihren Kämpfern.

Schließlich zogen die Könige vom Euphrat mit Kedor-Laomer nach Sodom und Gomorra, den beiden größten Städten im Siddimtal, und nahmen alles mit, was sie gebrauchen konnten, alle Lebensmittel, alle wertvollen Geräte, alle guten Tiere und alle Menschen, die gesund waren, dazu die Kinder und alle anderen Leute, auch Lot, Abrams Neffen, den nahmen ebenfalls mit, samt allem, was ihm gehörte.

Danach zog Kedor-Laomer mit seinem Heer und allem, was er in Sodom und Gomorra erbeutet hatte, weiter, zuerst am Salzmeer entlang, dann durch das Jordantal, dann hinauf in die Berge und schließlich zurück in sein Land.

Abram befreit Lot

In diesen Tagen kam ein Flüchtling zu Abram herauf nach Mamre und meldete ihm: Kedor-Laomer hat Sodom überfallen und hat alles mitgenommen, Menschen und Tiere, alles, auch Lot! Sie haben ihn gefangen und zusammen mit allen Menschen aus Sodom weggeführt!


Abram findet Lot

Da wusste Abram: Mein Bruder ist gefangen. Ich muss hin und ihn befreien.

Also rief Abram seine Männer zusammen, alle, die zu seinem Stamm gehörten und kämpfen konnten. Er suchte Krieger aus.

Er bestimmte dreihundertundachtzehn Mann für einen Feldzug gegen Kedor-Laomer und seine Verbündeten.

Dann schickte er Boten zu seinen guten Nachbarn, zu Mamre, dem Amoriter, und seinen Brüdern Aner und Eschkol, und ließ ihnen sagen:

Kommt mit euren Leuten und helft mir gegen Kedor-Laomer, den König von Elam, dass wir die Menschen und alles, was er aus Sodom mitgenommen hat, von ihm zurückholen.

Ich muss meinen Bruder Lot befreien.

Abrams drei Verbündete kamen, zogen mit ihm hinter den Königen vom Euphrat her und folgten ihnen bis nach Lajisch, das ist Dan im Norden von Kanaan.

Sie warteten zuerst und beobachteten sie, jeden Tag und jede Nacht.

Da, in einer Nacht! Abram nimmt seine Leute und die Leute der drei Brüder, teilt sie auf in kleine Mannschaften und überfällt mit ihnen die Feinde von allen Seiten im Schlaf.

Er jagt sie auseinander und folgt ihnen eine lange Zeit, an Damaskus vorbei, bis weit hinein in die Wüste, bis nach Hoba.

Und er nimmt ihnen alles wieder weg, was sie aus Sodom mitgenommen haben.

Danach zog er mit seinen Verbündeten zurück und brachte alles wieder mit: seinen Bruder Lot und dessen ganze Habe, seine Frau und seine beiden Töchter und alle anderen Leute aus Sodom mit all ihrem Besitz.

Nichts war verloren. Abram hatte Kedor-Laomer alles wieder abgenommen und nach Sodom zurückgebracht.

Zwei Könige kommen zu Abram

Als die Feinde weggezogen waren, kam Bera, der König von Sodom, mit allen seinen Kriegern aus seiner Teergrube heraus und besichtigte seine leere Stadt: Alle Menschen waren weg, alle Tiere, aller Reichtum. Die Türen der Häuser standen offen, alles lag durcheinander. Die Feinde hatten alles mitgenommen. Es sah schlimm aus in seiner Stadt!

Aber da kam ein Bote aus Mamre zu ihm und meldete: Abram ist hinter ihnen hergezogen. Er hat sie eingeholt und hat sie besiegt. Er hat alles wieder mitgebracht, alles, was sie gestohlen haben!

Als König Bera von Sodom das hörte, machte er sich sofort auf und zog Abram entgegen, um ihn zu grüßen und ihm zu danken. Er stieg mit seinen Dienern hinunter in das Schawetal, das Königstal, wie es heißt.

Als er Abram mit seinen Männern sah und alle Menschen und Tiere und Schätze aus seiner Stadt, alles, was aus Sodom geraubt worden war, da dachte er: Die Menschen muss ich wieder haben, aber alles andere, die Tiere und die Reichtümer, die schenke ich ihm. Er soll wissen: Das hat er alles von mir bekommen!

Aber was war das? Da kam noch ein König mit seinen Dienern. Niemand wusste, woher er kam und wer er war; auf einmal war er da.

Es war Melchisedek, der König von Salem, der Stadt des Friedens. Er war zugleich Priester des höchsten Gottes. Er war König und Priester in einem.

Der kam ganz plötzlich aus seiner Stadt auf dem Berge herunter in das Schawetal.

Er ging zu Abram und brachte ihm eine Stärkung für Leib und Seele. Er gab ihm Brot für den müden Leib und Wein für das müde Herz.

Hatte Gott ihn vielleicht geschickt? Wer weiß!

Und als Abram aß und trank, hob Melchisedek plötzlich seine Hände über Abram und segnete ihn. Er sprach:

Gott segne dich, Abram, Gott der Eine, Gott der Hohe, Gott der Schöpfer des Himmels und der Erde. Er hat deinen Feind in dieser Nacht in deine Hand gegeben. Gelobt sei der hohe Gott, der Eine!

Abram hörte es und dachte: Er kennt Gott, den Einen, der mich gerufen hat. Gott segnet mich jetzt durch die Hand dieses Mannes. Da verneigte sich Abram vor Melchisedek, dem Priester des höchsten Gottes.

Und er rief seine Leute und sprach: Zählt alles ab, alles, was wir zurückgebracht haben: Tiere und Zelte, Geräte und Silber, und gebt Melchisedek jedes zehnte Stück: jedes zehnte Schaf, jedes zehnte Zelt usw., jedes zehnte Stück von allem, was wir gerettet haben!

Abram dachte: Alles, was ich habe, ist von Gott. Er hat mich beschützt, er hat mir geholfen und er hat mich gesegnet. Darum will ich ihm danken und gebe den zehnten Teil von allem ab.

Ich gebe es dem Priester des höchsten Gottes, Melchisedek, dem König von Salem. -

Erst danach trat Bera, der König von Sodom, zu Abram und sagte zu ihm: Gib mir die Leute, die mir gehören. Alles andere ist für dich. Das kannst du behalten.

Das war listig. Der König von Sodom dachte: Abram ist müde vom Kampf. Der merkt nicht, was ich will. Der sagt schon ja.

Aber da hatte er sich geirrt! Abram war frisch und gestärkt von Gott mit Brot und Wein durch Melchisedek. Er merkte gleich, was Bera von ihm wollte.

Darum sprach Abram zu Bera, dem König von Sodom: Ich gehöre Gott. Ich bete zu ihm, dem Schöpfer des Himmels und der Erde. Er sorgt für mich.

Ich brauche nichts von dir, nicht einen Knopf, nicht einen Zipfel, nicht einen Faden, nicht einen Riemen, nichts, gar nichts von dem, was dir gehört.