Die Forelle

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Und Jahrzehnte später nun, herrje, letzten Sonntag so schön, als käme erneut eine österreifraue Macht auf, im Novembermorgen noch so ein Wetter, da habe im letzten Föhn dieses Jahres alles kristallklar widergehallt, als während ihres Marktgassenspaziergangs auf dem Trottoir unter ihren Holzschuhen die sonnenreflexverzierten Splitter knisterten, nur die kräuselige Miniatur des Klirrens der Scheibe beim Aufprall des Steins, der jener echtlebensgroß aufstellbaren Haarwerbepuppe zwischen die Beine geschleudert worden war, gleichsam den schwulen Friseur zum Straucheln brachte, der verdattert aus seinem Laden gestolpert war, wie der nächste Hinterjemand wissen wollte in tausendtropfenfachem Ausspucken, denn es fehlten viele Zähne in seinem, wohlweißlich dem Mund des Sohns der alten Dame. Zwar war er kein Schmuck für sie, aber dafür in Schmuggelgeschäfte mit der Tschechischen Republik verstrickt, brachte ihr so in perverser Verkehrung den Nerz, wer dachte bei der Mafia schon an einen Verunstalteten, denn eine Hasenscharte samt Gaumen-Nasen-Mundwinkel-Spalte hatte er auch, kurzum einen Wolfsrachen, der Galle spie. Die Spucke flog hoch durch die Luft und ging zu Boden neben meinen Schuhen als Vorhut der Worte, die nach einem Windpfiff rein an mein Ohr stieben. Ich fühlte mit diesen aus einem warmen Ort gekommenen, frischen Schnee grau sprenkelnden Tropfen. Ihr Rand franste langsam aus, innerhalb erstarrten die Bakterien, nicht aus Furcht, das Ptyalin gefror, die Enzyme zerfielen, duplizierten die Geschmacklosigkeit dieses Schlangengeschnatters. In den neuen, hinterherkommenden und wieder versiegenden Mundwasserspritzern wuselten die Mikroorganismen, huschten dann nur noch, marodierten bald, larvierten rückwärts, zitterten nur, wurden steif, dann, weiß wie der Schnee rundum. Immer weiter verteilten sich die Spucketropfen, marmorierten den Weg zu Kurtis Fleischhauerei in unterschiedlichsten Grauabstufungen und Gefrierstadien. Als Einziger achtete ich auf diese Effekte und Folgen, alle anderen hangen an der wild auf und ab gehenden, sprechenden, lebendigen Zunge. Ich war den sterbenden Speicheltropfen in gewissem Maße näher als den geifernden, auf die Geschichte fiebernden, mich umgebenden Menschen, verstand, warum die Spucke lieber leblos am Boden verging, sich in den oberösterreichischen Winter einpflegte, sich versteckte und tarnte, als gehörte sie zur stummen, unveränderlichen Landschaft, anorganisch, taub, da, aber ahnungslos, unbeteiligt am Allzumenschlichen, anderen Ursprungs jedenfalls als die hinterherschallenden Silben, keinen Dunst vom schwulen Friseur, der jahrelang an seinen Lover geklammert auf der pastellgelben Kawasaki Ninja durch die hochsommerlichen Wälder hier gerauscht war, eine Tour nach der anderen absolviert, den Mittelstreifen strichliert vorbeiziehen, den Körper von Fliehkräften und Trägheit und Kurve und Gripp in die Schräge drücken lassen hatte, bevor er seinem Lebenspartner während einer Pause irgendwo am Straßenrand sagte, dass er absteige und aussteige, hier, und vielleicht sah er ganz verklärt in den Wald hinein, wo die Baumkronen das Licht siebten und ein Gebirgsbach die Kaskaden hinab Spektralfarben sprenkelte. In diesem Dorf eröffne er am Puls der Natur seinen neuen Salon, weit weg von den kerosinverpesteten und schwermetallverseuchten und mit Autobahnsmog vollgesogenen Köpfen in Linz. Die Leute hier brauchten mit Sicherheit auch fetzige Haarschnitte und für die nächsten Spritztouren brauchten die Liebenden nur die Ortsausfahrt nehmen, könnten sogar noch Benzin und Zeit sparen, hinein ins Schwarzenbachtal, vorbei am Nymphenfall, die Weißenauen hinauf und wie all diese Motorrad-El-Dorados hier in der Gegend hießen, und mit etwas Glück winkten ihnen die zufriedenen Kunden. Jetzt habe er sich aus ganz anderen Gründen vertschüsst, nicht zum zeitweiligen, montäglichen Vergnügen, sondern gewissermaßen, wie anzunehmen war, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit für immer, nur weil irgendjemand es auch noch für lustig befunden habe, zusätzlich zu dem Hinkelsteinwurf, an der Geschäftstür eine Lippenstiftschmierage zu hinterlassen, man habe es ja eh fast nicht lesen können, Kauft nicht bei Pudeln, so eine Sauklaue.

Er vielleicht nicht, der Verunstaltete, in der Volksschule habe er ja schon zehntausend Dioptrien gehabt, vielleicht sei er es ja selber gewesen, um zum historischen Augenblick hinzuzufügen, dass er endlich schreiben gelernt, wurde der körperlich missglückte Sohn der alten Dame abgewatscht, der nächste Hinterjemand übernahm. Er trug einen Trachtenjanker in Grün und Braun mit derben, Brillantschliffen nachempfundenen, oktaederartigen Eichenholzknöpfen. Wer auch immer Hand an den Hobel gelegt hatte, litt unter schlimmstem Delirium tremens, weswegen die Arbeit eher der Kopfform eines Anencephalons ähnelte. Zumindest stellte ich mir hirnlose Schädel so vor, seit Lena von der Geburt jenes Kindes erzählt hatte, das die Mutter unbedingt am Tubus, an der Infusion, an der Blutkonserve, am Herzschrittmacher im Intensivzimmer hatte sehen wollen statt in der Patho. »Der Kopf ist ihm immer schon so auf die Seite gefallen, und die Atmung hat ausgesetzt, einschlafen lassen hätten wir es können«, und am Abend des Tages, da ich den Mann im Trachtenjanker mit dem Gamsbart am Revers die Mär vom schwulen Friseur auseinandersetzen gehört hatte, »Lena, Anencephali einschläfern, weißt eh, irgendwann brauchen wir eine Bohrmaschine, und dann sind wir froh, wenn nebenan jemand aufmacht«, beispielsweise als ich Maria dann ein Gitterbett zusammenschraubte, »du würdest sie nicht euthanasieren, selbst wenn sie gar nichts hätte«, ich ließ den Bohrer noch ein paar Umdrehungen im Leerlauf sausen, um meiner Aussage Nachdruck zu verleihen. Seine Tochter sei ja ungemein talentiert. Seit Jahren fahre sie deshalb schon allmorgendlich eine ganze Stunde mit dem Autobus ins Unterland. Damit meine der Mann im Trachtenjanker den Fluss hinunter, denn das wisse sogar ihr minderbemittelter Vater. Das Oberland sei entgegen der Fließrichtung, egal ob südlicher oder nördlicher auf der Karte. Sie werde ihm nicht zu klug, das habe er ihr schon zigmal gesagt, seit sie da im Unterland das Gymnasium besuche. Er sprach den Begriff wie etwas unfassbar Widerwärtiges aus. Ob es ihn vor Kälte oder Ekel kurz schüttelte, wusste ich nicht. Nur ihre Zeichenlehrerin erkenne das Genie seiner Tochter nicht, die irgendwann sicherlich eine berühmte Designerin werde.

»Wie beim Heidinger«, wusste hinter dem Mann im Trachtenjanker die Frau in ihrem eisblauen Blazer, ihres Zeichens kulturbeflissene Volksschuldirektorin, wie man, wenn ich mich richtig entsinne, hierzulande immer noch sagt im Gegensatz zum deutschen Nachbarland, man habe ja nie Grund gehabt, die Schulstufen umzubenennen über all die Dekaden. Dieser Tage war im Fernsehen eine stundenlange Geburtstagsretrospektive der letzten pointilistischen Malergröße ausgestrahlt worden, die zufällig in dieser Gegend aufgewachsen war. Groß geworden war er allerdings im Salzburger Umland mit ultrakitschigen, quasinaturalistischen Landschaftsstudien. Inzwischen in Wien angekommen saß der Greis für die Sendung in seinem Stammcafé am Gürtel und witzelte über die Reporterfrage, ob dieses Etablissement nach ihm benannt sei. Es müsse selbst zwischen atonalen Hupkonzerten, Gummiabrieb, Bremsscheibenquietschen und zerschrammten Karosserieschreien einen Platz für Heiden geben. Im Übrigen bestehe das Café Heidinger schon seit seiner Geburt an der Stadtautobahn in diesem Gründerzeithaus und die Namensgleichheit sei zwar zufällig, nicht aber, dass er jetzt hier sitze. Im Hintergrund stoben ein paar Queuestöße klackend blaues Pigment in die Luft. Der Rauch stieg aus der Zigarette der Malergröße und ein paar Heidelandschaften flimmerten über das Bild, bevor die Reporterin fragte, warum er dann nach dem Umzug sein Œuvre beibehalten habe, nicht beispielsweise Geschäftsmänner male, bei Nacht, wie ein Sakkorücken im Sitzen über der Theke sacke, der nächste von vorn, wie er mit einer Frau zusammen tresenstehe, in gallenbessernden Schnaps schaue statt auf ihr rotes Kleid, Großstadtausschnitte eben, da müsse der Heidinger nicht mal den Filzhut weglassen, kurz hielt die Reporterin inne, »als ob man durch straßenseitige Scheiben schiele«, und Lena lachte, dass der Fernseher flimmerte. Ich machte »Sch, sch«, »Kokos-Busserl«, sagte Lena und gab mir eines auf die Zunge. Kein Mensch drehe ihm einen Strick aus der Unabänderlichkeit seines Stils, aber diese Motive, fragte die Reporterin. Wenn er jemals auf so grausige Gretchen wie diese Reporterin und ihr Herumkritikastern gehört hätte, wäre er jedenfalls nicht hier. Schon sein Zeichenlehrer in der Volksschule habe geschworen, aus ihm würde nie etwas, und schon gar kein Maler. Dann, nach Verleihung des goldenen Lorbeer, habe er bei dem pensionierten alten Dattel um Audienz ersucht, sich tief verbeugt im Vorzimmer, ihm direkt ins Gesicht geblickt, sich umgeschaut und gesagt, oh, es sei ja doch jemand da. Nicht nur die Frau im eisblauen Blazer und mit dem frostig schimmernden Lipgloss glaubte an ihre Alleinstellung hinsichtlich kultureller Bildung in dieser Schlange. Die Leute himmelten sie unverfroren tropfwarmen Augens an, was sie wohl verlockte, erhöhte und lobpudelig verhätschelte, so sehr, dass sie sogar verstiegen davon ausging, die einzige Erheiterung in diesem heimeligen Dorf seien Schlangenschimpftiraden und sie die Einzige, die abends zum Abspannen den Fernseher andrehte, weswegen sie diese ganze Heidinger-Sache wiederkäute.

Doch offensichtlich hatte auch der Mann im Trachtenjanker die Geburtstagsretrospektive geschaut. Er schnäuzte sich extralaut in ein Stofftaschentuch, um der Frau mit den feuerrot gefärbten, zwischen Glätteisenhälften schnurgerade gebändigten, schulterlangen Haaren den Wortschwall abzuschneiden. Als wirklich Stille einkehrte, erhob er den zittrigen Zeigefinger. Langsam, einer Urgewalt gleich, für die er sich wohl hielt, im selben Tempo wie ihre der feuchten Kälte wegen wieder Schwung aufnehmenden und sich kräuselnden Haarspitzen schwebte der Finger dem Gesicht der nicht gerade widerspruchsverwöhnten Volksschuldirektorin entgegen. Als zöge die Frau im eisblauen Blazer in Zeitlupe die Haare wie einen Schild hoch, um sich vor dem auf sie zukommenden Gegenargument zu wappnen. Auch ihr Hals steckte kältegezwängt eher zwischen ihren Schulterpolstern, als dass er herauswüchse, ihre Lippen bibberten, während der Mann im Trachtenjanker den Satz formte: »Nicht wie der Heider. Was hat der schon gemalt?« Die ganze Schlange brannte auf die Auseinandersetzung, wie es immer war, wenn Widerstand sich regte, wenn Widerspruch aufkam und mit Worten, hier, innerhalb der Dorfgemeinschaft ausgefochten wurde, was in einem Friseursalon ja nicht mehr zu klären war. Besonders die Frau im Nerzmantel reckte ihren Hals in Richtung der Kontrahenten, während ihr Sohn besonnen, als müsse er noch über die Bemerkung von vorhin nachdenken, den Kalkalpengraten entgegenschaute, deren klare Linie immer wieder zerstieben wurde in Flimmern, Schneetreiben, aufgepeitscht von Winden, die es dort in mehreren tausend Metern Höhe viel wilder trieben, jauchzende und dem Novembernebelwolkengrau Weißwehen einzeichnende Geschwindigkeiten erreichten. Damit verglichen wirkten die sachten Windstöße hier unten, an den Bergfüßen, auf der Talsohle, eher wie ein kurzes Zusammenzucken, ein Zittern und Aufmucken, als müsste selbst die Luft sich hin und wieder ein bisschen bewegen, halbentschlossen in diese oder jene Richtung preschen, weil sie sonst fröstelte.

 

Ich tappte gleich ein paar Meter vorwärts in Richtung Kurti, weil ich den Schritt-für-Schritt-Watschel-Marsch der Schlange noch nie und selbst in dieser Eiseskälte nicht nachvollziehen hatte können, lieber länger an einem Fleck verweilte, um mein Bein dann weit ausschreiten zu lassen. Hinten hörte ich die Volksschuldirektorin noch darauf bestehen, dass sich der Heidinger ein ganzes Leben lang treu geblieben war. Als ich mich im Gehen umdrehte, sah ich Schnee von meinen Schultern fallen und handkantenhohe Pulverhaufen von den zu mir aufschließenden Hinterjemanden stauben, die selbst im Gehen weiterdiskutierten, sich gegenseitig Atemwolken ins Gesicht hauchten. Immer Landschaften gemalt hatte der Heidinger, außer einmal den Heinrich porträtiert, und unlängst wegen der unabweisbaren Namensgleichheit, Herkunftsverwandtschaft und Genieähnlichkeit auch den Freiheitlichen Parteivorsitzenden in Wien, der im Übrigen schon ihr Schüler und überaus talentiert gewesen sei, immer die Hauptrollen in allen Schultheateraufführungen bekommen habe, aber sonst habe der Heidinger stets unsere Gegenden gemalt besser als jeder Fotograf, auch wenn die Winde aus anderen, primitiveren, perversen Richtungen kamen. Während dieser blau einherreitende Russe da sich von der Landschaft wegabstrahiert habe in für jeden gesunden Menschenverstand unnachvollziehbare Höhen, habe Heidinger sich heldenbeispielhaft verhalten und es deswegen auch auf diese Peppiliste geschafft, verzeichnet wie wenige als unvernichtbar, damit unserem führungsbegnadeten, gottgelobten und für das Idealschöne beneideten Kulturvolk in der Alpenmark nicht die Genies und Geistesgrößen ausgingen, davonflohen oder wegflogen gen Westen oder, Jesus Maria, gar fielen wie die stürmischen Jugendheroen in den Auen, als der blutrote Supergau die Donau heraufnahte. Deswegen habe der Heidinger ja auch nicht ausrücken müssen zur Volkszählung, zur Musterstellung, zum anschließenden Krieg, weil man einer Nation nicht alles nehmen kann, weil es dem Land einfach nicht zumutbar war, dass es auf ihn verzichte, das habe der Peppi sehr genau gewusst mit seiner Liste. »Einrücken hätte er müssen. Die Front war eh schon vor der eigenen Haustür«, unterbrach sie der Mann im Trachtenjanker, das stelle er sich ganz schön witzig vor, wie der Heidinger mit Staffelei, Palette und Leinwand unterm Arm ausgerückt sei, irgendeinen Hügel hier in der Gegend bestiegen und sich auf einen Hocker gepflanzt und gewartet habe, bis sich die Sonne über die Berge schwang, die Schneeschicht morgens von den im Feld gebliebenen Körpern schmolz und einfach die Leichname seiner Kameraden stillschweigend in Büsche und Hecken und Sträucher verwandelt habe. »Die Toten liegen in den Wiesen und der Herr Heidinger malt menschenleere Landschaften. Der kann mir gestohlen bleiben.« Schon ereiferte sich wieder die Volksschuldirektorin, was wäre denn bitte mit den Wahlverwandtschaften Goethes, geschrieben während der napoleonischen Kriege, und dann käme allzu hämisch während Vietnam der bei uns nach Adis Kunstvorstellungen auf ewig Ade unmöglich gewordene und Hasta la vista geschickte Fotorealismus ausgerechnet aus den USA, blanke Wüsten und bis zum Spiegelreflex polierte Autokarosserien, was sei denn damit, dass die Leute gerade in den allerschlimmsten Zeiten die Weiden und das Idyll am bitternötigsten haben. »Was ist das denn wieder für ein Nazischeiß«, hatte Lena gesagt noch während der Heidingergeburtstagsretrospektive, und als dann der Abspann lief, dass ihr die Reporterin wirklich leidtue, so einen altväterischen Pinselstricher interviewen zu müssen, und sehr bestimmt von ihrem Rotweinglas getrunken, als wäre alles Sagbare gesagt mit diesem unanschlussfähigen Abkanzelsatz, lautstarkes Schweigen, indem Lena das Achterl auf die Tischplatte donnerte. Glücklicherweise hatte ich noch das Kokosbusserl im Mund.

Seine Tochter, sagte der Mann im Trachtenjanker, habe im Morgengrauen jener Novembersamstagnacht zu dem schwulen Friseur und dem Schmähspruch an der Tür Tränen entgegengehalten, habe hinter der eingeschmissenen Glasscheibe der echtlebensgroßen Haarwerbepuppe auf die Wangen Tropfen mit glitzernder Schminke gemalt. Sie habe die Augen wach und die Ohren aufmerksam offen eben Courage und echtmenschliches Mitgefühl gezeigt, Dinge, die mit Kunst in höchstem Maße und innig verquickt seien. Da könnten sich die Heidingers in Wien und Freiheitlichen Parteichefs in ihren Bärentälern und düsteren Forststrichen Österreichs und das ganze Packlgfrast mehr als eine Scheibe abschneiden. Darum ginge es. Das glaube sie nicht, sagte die Volksschuldirektorin, Empathie könne man auch mit Gegenden haben, mit Pflanzen, Gewässern und Tieren, was für ein jovialer Menscheninszentrumrücker er denn bitte sei, da muss man nur einen Vegetarier fragen, als ich endlich an Kurtis Theke mein Fleisch bekam, Beiried und Beinscheiben, die in Fettpapier eingepackten Teile in das mitgebrachte Plastiksackerl tat und den Rückweg die Schlange entlang antrat. Da habe er sich geschnitten, beharrte gerade die Volksschuldirektorin, die Lippen inzwischen so eisblau wie der Blazer, um die Leinwände beschauenden Menschen gehe es, wie der Künstler ihnen etwas vermittle, das sehr wohl mit Gesellschaft und Zeitgeist zu tun habe, was aber noch lange nicht heiße, dass zeitgeistliche und gesellschaftliche Verhältnisse in Zeiten struktureller Probleme tumb abgemalt oder schwul an schwule Wangen geschmiert werden müssten. Inzwischen hatten ihre Haare wieder Korkenzieherlockenform angenommen und seine Tochter solle doch Flugblätter verteilen gehen.

Während ich durch den Schnee vorbei an der Frau im Nerz und ihrem sabbernden Sohn stapfte, durfte ich mir vom Mann im Trachtenjanker noch anhören, dass es darum ginge, etwas zu riskieren, dass seine Tochter gottverdammt nochmal über die reißzahnartig hochstehenden Splitter im Fensterrahmen gestiegen war, sich die Oberschenkel aufschlitzen hätte können in ihrem Rausch. Gerade aus dem Wirten sei sie gekommen, vom Fortgehen, und dann am Heimweg habe sie im Morgengrauen die hinige Scheibe und die Kauft nicht bei Pudeln-Sentenz gesehen. Und selbst frierend, in ihrem Zustand noch, den ganzen nächsten Vormittag habe sie zwar über die Kloschüssel gebeugt zugebracht, aber doch Stunden zuvor ganz genau und gewissenhaft sofort gewusst, was zu tun war. Vom Vollsuff gezeichnet habe er am Nachmittag ihre unverwechselbare stilistische Handschrift an den Wangen der echtlebensgroßen Haarwerbepuppe erblickt. Und erst diese Splitter. Die sorgenvolle Vorstellung, dass seine genialische Tochter über diese rasiermesserscharfen Glasbruchstücke gestakst war, ein Tanz auf der Klinge, hinein ins Schaufenster, bloß um einen Typen zu verteidigen, der schon weiß Gott wo sein konnte. Das sei wahrer künstlerischer Schneid. Ich nickte dem Mann im Trachtenjanker zu und ging an der Volksschuldirektorin vorbei, die einstimmte, denn auch sie habe die zackig scharfen Glassplitter gesehen, die allesamt auf die Steineinschlagsstelle zeigten, wie im Fadenkreuz den nicht vorhandenen Hodensack im Schritt der echtlebensgroßen Haarwerbepuppe anvisierten. Und wenn seine Tochter wirklich so genial sei, hätte sie etwas mit diesen eckigen Scherben machen sollen, ein nahezu kubistisches Spektakel, wie die den Anblick des Friseursalons brachen im Morgenlicht, guernicagleich, das hätte seiner Madame doch auffallen müssen. Der Mann im Trachtenjanker sagte, es habe dann zu Hause natürlich etwas gesetzt, eine gesunde Detschen, nicht auszudenken, wenn sie sich verletzt hätte, was sie da riskiert habe. Am Ende hätte sie noch ins Unterlander Krankenhaus gemusst, was man da höre. Hochschwanger ginge man hinein, und ohne Kind komme man heraus, nur weil man sich vorsorglich quasiabtreibungsgleich durchultraschallen hat lassen mit diesen ärztlichen Babykillerstrahlen und dieser hochtoxischen Schmiere. Nein, vor Sorge könne man ja auch sterben, und er habe, welch Tat seine Tochter eigentlich vollbracht, erst bier und hetzt jegriffen. Wenn mich nicht alles täuschte, ich drehte mich nicht um, hätte wahrscheinlich eh nicht mehr die Hand vor Augen gesehen, kämpfte mich vorwärts durch den jetzt wieder rauer aufbrausenden Wind, stapfte, schnaufte und wankte langsam laufender Nase außer Hörweite des trachtenjankertragenden Mannes, aber ich glaubte, Krämpfe ergriffen seine Wangen, Schluchzen erschütterte seine Zunge, eine innige Umarmung erstickte seine Worte und, so stellte ich es mir zumindest vor, seine Tränen gefroren.

Es schneite jetzt genau in die Richtung, in die ich ging. Der Wind setzte sich durch und drehte nicht mehr irgendwo über dem Flachland um die Gebirgsriegel herum und herein in den Kessel, durchstreifte die Sohle nicht mehr tallängs. Direkt über die Grate kam der Sturm, heulte als Fallwind die Hänge herunter, die Böen pfiffen lotrecht der Felsenketten, schier aus Kurtis Fleischhauerei, trieben die Schneewehen und mich vor sich her, peitschten mir die Mantelschöße um die Knie, meinem Schritt voraus, bissen mir frostig in die Kreuzbänder, rauften und rissen mein Haar, beutelten in meiner Hand das Plastiksackerl, hoben es in die Horizontale, flatterten kiloweise Fleisch wie nichts, die Halter schnitten mir in die Fingerglieder, die Kälte kroch mir in die Knochen. Die Gestalten neben mir in der Schlange schlotterten, Troddeln an Zipfelmützen und Schalfransen wehten mit mir, ihr Anblick zerschlissen und zerfasert wie auf einem Bildschirm voll schlechtem Empfang, abgerissene, aber pfiffige Provinzler im rauen Auflachen der Böen. Engmaschige Skimasken bedeckten Gesichter, Schalknoten hielten rüstig geschnürt um Hälse, auf und ab schwebende Fäustlinge schüttelten sich immer wieder neu anhäufenden Schnee ab. Der Wind nahm ihn bereitwillig mit, stieb die Flocken in meinen Blick. Riesige Stiefel steckten knöcheltief fest, hoben und senkten, schritten, schrammten Farbverläufe ins allesbedeckende Weiß, vor meine Augen, während das Metrum der Böen das Schauen strichlierte. Der Rhythmus der Windstöße zwang mich zu blinzeln, interpunktierte während des Vorwärtswehens das Ansehen der Leute, das ein paar Takte Sturmpause wiederherstellten. Im Wechseln des Liderschließens und Hinschauens lösten Schwarz und Weiß einander ab, kämpften um die paar Kleckse Braun, Grau, Jeansblau, die Farben der Kleider an jenen Einheimischen, die sich diesen Winden aussetzten. Ich schritt sie ab, passierte die Schlange und blieb selbst nicht stehen, ließ den Wind meine Ohren entlangpfeifen, sah noch einen anthrazitfarbenen Parka und spürte an den Lidern schon die Nachhut aus Schnee vorbeitreiben, erblickte beim nächsten Augenaufschlag im Gehen sehr peripher ebenjene anthrazitfarbene Fläche aus meinem Gesichtsfeld weichen, während sie schon verfranste an den Rändern, einerseits bedingt durch mein Vorangehen, verschärft noch durch ihr entgegengesetztes Bewegen, zusätzlich im unerbittlichen Rhythmus von Auftreffen und Abgleiten der flockenbringenden Böen. Ebenjene Schneewehe holte mich jetzt ein, strich über mein inzwischen klatschnasses Haar, während erst vor mir der letzte über mich hinweggefegte Weißstreif zum Schleier verkam, sich zur Wolke legte, in die ich hineinmarschierte, in deren Lichtung ein orangefarbener Arbeitsanzug erschien. Doch ich musste schon wieder die Augen zu Schlitzen verengen, Schritte setzen, Frost durchpochte mich, wie unter Heulen zum Ohr herein in mein Inneres. Brutal kickte das Orange den nächsten Anblick, äußerst im Augenwinkel. Ich wandte mich um, dass mir der Schnee erst richtig in Pupillen, Iris, Wimpern knallte, Kälte Schienbeine, Hüfte, Taille, Brustkorb, Schultern, Hals, Gesicht, mich weiß strich, der Wind mir fast den Mantel vom Körper streifte. Reflexartig riss ich den Unterarm vor die Augen. Als ich über meine Speiche hinweg dann immer noch Ellenbeuge bis Ärmelaufschlag die Hand des orangefarbenen Typen sich bewegen sah wie ein Schiffchen, begriff ich erst, dass er nicht etwa wie ich vorschützte, was sein Körper eben hergab, sondern dass er winkte, mir zugewandt stand. Er streckte den Zeigefinger, wies durch die groteske Szenerie, aus der innerhalb weniger Stunden die weiten Vorgartenflächen verschwunden, dünenartige Schneeberge im Luvstau der Hauswände aufgeworfen waren. Wieder dauerte es etwas, erneut verstrich der Schnee ein paar Anblicke, bis nicht etwa aus meiner Nase und meinen Haaren, sondern in meinen windverpfiffenen Schädel hineinsickerte, dass der Typ in Orange auf meinen Wagen zeigte, der einige Meter weit hinter mir, neben ihm quasi stand, eigentlich schon in Flocken aufschwamm, Aquaplaning unter null, Reifenprofilunterseite bis Radkappe Oberkante eingeschneit. Ich stemmte mich gegen den Wind, ging zu ihm hin, hätte vornüberfallen können, wäre im Schnee nicht mal weich aufgekommen, so krass stürmte es.

 

Dann war ich da und schrie: »Danke! Und jetzt?« Er hielt mir Schneeketten, »Gott hab Sie selig, danke«, und ich kniete mich hin, schaufelte barhändig weg den Schnee vom Vorderrad. Erst schmolz er noch an meinen Fingern. Dann froren die Tropfen vor Kälte schon wieder. Mein Fleisch wurde taub, es kribbelte, Haut aber labbrig. Wie Lappen bald patschten sie ins Weiß. Eine Flocke nach der nächsten weg. Rinker Leifen dann der andere. Es tat weh. Das Wedeln von Radkappen. Schnee im Blick. Tropfenschmelz in Nase, Rotzauge. Profilfreikratzen. Nägel biegen sich, frieren ein, Abbruch, Nagelwurz, sicher eingerissen, aber sah man bloß, spürt ich nicht. Und schon wieder Schneewehen rangefegt. Wie Zaunneuanstrich bei Regen. Meinen Buckel in den Wind. Flocken ins Genick. Gleichzeitig fritzte und schwor ich. Kette um Kautschuk jetzt. Die Spannung der Glieder. Fetzt Haut vom Finger. Kette flitscht. Reißt aus Handfläche. Glitschig aus dem Griff. Kein Gripp. Fitzelchen Hautfarbe. Angeeist daran. Bleich gedeckt fon Vlocken. Schlaff im Schnee liegt sie. Hand hätt ich da gerne paniert in einer Pfanne. Aber momentan ja eher Tiefkühlkost. Offen schon Hornhaut. Fleisch darunter. Blaukariert. Stücke schauen heraus. Pochen Blut in Blick. Aber noch diese Autopanne. Wieder probieren, Kette umlegen, Festzirren, festzusammen die Zähne aufeinander, Beißen. Hochziehen. Meine Finger immer kribbeliger. Einlegen, anschnallen. Erster Handgriff keineswegs Zündung, sondern heizen, dann erst Gaspedaltreten und im Rückspiegel die Schneefontäne aufstieben sehen, außerdem Windschutzscheibe voll Schnee, im Seitenfenster die ganze glotzende Schlange. »Scheiße, Scheiße, Scheiße«, und wieder raus in Frost, so wie schachen unb lauen undeteiligt. Wischi waschi Windschutzscheibi free. »Scheiße, Scheiße«, krieg ich gegen, kick ich drauf, auf Kette auf Reifen kein Aufgehen. Einfach lassen, es raustreten, gegen Vorderrad. Verdammt. Mit Zahn drauf, Beißen, ein bisschen, Schrauben aufschrauben, bloß legen die Ketten ab, Fingerverbleiben, es meidet nicht aus, auf, au, fuck, rauf, hinten, hinten wieder drauf, im Luvstau vom Vorderrad, ma duss nam micht graben, eh fast schein Knee, verziehen jetzt, Reißleine ziehen, Finger auftauen lassen, Schmerz dann erst lichtig reim Benken, zwar Leder aber eigentlich Granit, beißen.

»Boah, sieht das geil aus, da, man sieht das Fleisch, darf ich reindrücken, spritzt dann Blut?«, sagte Lukas, wie ich mir schon hatte denken können, und Johannes sagte: »Du musst Handschuhe anziehen, Papa«, doch jetzt nicht, wenn das Blut gerinne und das Gewebe verwachse mit dem Handschuhfutter, im Hinterher, immer besser wissen, was im Vorher angemessen gewesen wär, und Lena, als ich sie mit offenen Händen empfing: »So ein großes Pflaster gibts gar nicht.« Also holte sie Betaisodona, Mull, Verband, Nadel, Faden, auf dem Gasherd waren die vier Feuerstellen besetzt, Wasserbad, gusseiserne Pfanne, Edelstahltopf, Schneidbrett, also holte Lena auch noch Sterilisation, legte alles auf den Tisch, setzte sich, mir gegenüber, schaute mich an.

»Armes Wehwechen.«

»Ich werd tapfer sein, versprochen.«

»Ich sagte armes Wehwechen, nicht armes Kerlchen.«

»Berichtig mich hier nicht.«

»Ich berichtige mich.«

»Vielleicht schrei ich.«

»Wunden haben ihre Berechtigung.«

»Die Beinscheiben sind so weit, Kartoffeln kochen auch gleich.«

»Hätte mich schwer verwundert, wenn du fertig wärst.«

»Ja, los, mach mich fertig.«

»Ich steche jetzt durch, schau ruhig hin, hier kommt die Nadel.«

»Wirds wehtun?«

»Wenigstens wird sie ganz sicher keine hässlichen Narben schlagen.«

»Wie viele?«

»Schätzomativ zwei, aber wenn wir jetzt nicht langsam anfangen.«

»Ist sie desinfiziert?«

»Sind die Kartoffeln geschält?«

»Was, wieso, nein?«

»Und gewaschen?«

Ich schüttelte den Kopf.

Lena warf die Nadel zu den Erdäpfeln ins Wasser.

»Wenn ich deinetwegen Wundstarrkrampf kriege.«

Sie fischte die Nadel mit zwei Gabeln wieder raus und setzte an.

»Ja, dann verreckst du.«

Mit Fäustling und Verband reihte ich mich gerade noch rechtzeitig ein, die letzten Sätze aufzuschnappen vom geigenzartbesaiteten Herrn Musikschulprofessordoktorengattentrottel. Beim Schneekettenanlegen habe er sich die ebenholzgewöhnte, mahagoniverwöhnte Waschweibhand aufgerissen, die Finger verzogen und das Nagelbett zerfetzt. Er wusste nicht mal, wo die Ketten anzulegen waren. Das ganze freihändige Schneeschaufelmanöver habe nämlich witzigerweise gar nicht Not getan. Einen Mercedes könne man sich leisten, nicht aber nicht zu wissen, an welcher Achse der Antrieb saß. Vielleicht ist einem ja sogar bekannt, dass der Mercedes ein Hinterradler ist, dafür aber nicht, brachte noch jemand an, dass Schneeketten an Antriebsrädern anzubringen sind.

»Siegi.«

»Kurti.«

»Wie gehts der Familie?«

»Noch alle vollzählig.«

»Nimms nicht so schwer. Ist quasi dein Einstand.«

»Danke, Einstein.«

Auf dem Heimweg machte ich dann noch einen Abstecher durch die Marktgasse, ratterte über das Kopfsteinpflaster und hielt vor dem ehemaligen Frisiersalon, der noch gut zu erkennen war an der zerdepperten Scheibe. Ich parkte auf der anderen Straßenseite hinter einem Entrümpelungscontainer, trat an das Schaufenster heran, sah den Stein zwischen den präsentierten Haarpflegeprodukten liegen sowie den Schriftzug Kauft nicht bei Pudeln, an dem ein älterer Herr tüchtig Hand anlegte, mit einem nach Frostschutz riechenden Lappen lustig wischte und mit einer Rosshaarbürste kräftig schrubbte. Dazu pfiff er eine heitere Liedchenmelodie und die Putzutensilien schienen sich im hopsenden Rhythmus der Töne zu bewegen. Kratzen und Quietschen überlagerten immer wieder das Pfeifen. »Lippenstift«, sagte er, als ich näher trat, »geht echt schwer weg.« – »Wie wärs mit einem Drahtwaschel?«, sagte ich, woraufhin der Herr innehielt, mich durch seine Brille musterte, eine hauchschmal gezupfte Augenbraue hob, die bis eben noch verborgen gewesen war hinter dem Nickelgestell, versteckt und erst durch das Wundern zur Anschauung gebracht. »Das macht mir ja die Türe hin. Zerkratzt das schöne Holz. Schauen Sie sich diese Maßtischlerarbeit an. Was für ein Geschäftslokal!« Auf seinem rechten Brillenglas machte ich die Spiegelung eines Kleintransporters aus, der vor dem Entrümpelungscontainer stand. Ich wandte mich danach um, sah auf dem Wagenblech den Schriftzug Brille, Bella?!… »Da hat aber jemand einen super Werbedesigner«, sagte ich, ließ meinen Blick zurückschweifen über das Marktgassenkopfsteinpflaster, die Fensterscheibe, deren Reste das Winterlicht fingen, davon erleuchtet waren und in ihrem Strahlen, zwischen all dem Gleißen eine durchsichtige, hakenkreuzförmige Leerstelle ließen. Er lächelte und meinte, er sei eine Personalunion. »Dann machen Sie am besten noch einen Nahkampfkurs, dass es Ihnen nicht ergeht wie dem Vorgänger.« Er werde sich schon gutstellen mit den Leuten, ich solle nur kommen, er zeige es mir. Er trat durch die Ladentür, lockfingerte mich die Schaufensterscheibe entlang bis vor die Haarwerbepuppe. Er tauchte dahinter ab und sprach zwischen den Splittern heraus, ob ich sie sehe. Die den Wangen beigebrachten Tränen in schillernder, pinker, pigmenthaltiger, verkrusteter, sich fast dreidimensional abhebender Glitzerschminke hatten die Form von Sternen. »Sehen Sie sie?« Zu Füßen der Haarwerbepuppe waren die Scherben schon größtenteils aufgekehrt. Nur vereinzelt blinkte noch ab und an der mikroskopische Glasbruchstaub, den ein Fusselsauger wohl besser verschwinden lassen würde als der in die Ecke gelehnte Besen. »Diese Schönheit«, und erst jetzt fielen mir die wohlfeile Dauerwelle, die hohen Wangenknochen, die schwarz gewichsten Augenbrauen, der herzförmige Lippenschwung, der haarklein geschniegelte Schnurrbart der Haarwerbepuppe auf. »Nach seinem Lover hat er diese Puppe gebildet, aber die Leute reden immer nur über die pastellgelbe Kawasaki Ninja. Sie müssen zehntausend Dioptrien haben. Sie sehen die Schönheit nicht.« Dann reichte er mir die Haarwerbepuppe Haupt voran durch das klaffende Emblem der Schaufensterscheibe.