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Rittmeister Brand; Bertram Vogelweid

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»Ich bitte Sie,« sprach Gertrud, »schenken Sie ihr etwas, ich habe nichts mehr bei mir. Sie führt diese ganze Szene nur auf, weil sie etwas geschenkt haben will.«

»Entschuldigen Sie, gnädiges Fräulein,« erwiderte Bertram, »ein so nichtsnutziges Vorgehen darf man nicht belohnen.« Stark wie ein Löwe kam er sich vor, weil er vermochte, der Vielgeliebten eine Bitte abzuschlagen. Er wendete sich und rief dem kreischenden Weibe mit Entschlossenheit das zweite czechische Wort, das er wußte, zu: »Ne! Ne!«

Dann wurde der Rückzug angetreten, aber langsam, um ihm jeden Anschein von Flucht zu nehmen. Gertrud hatte ihren Gleichmuth gewahrt, Bertram war tief gebeugt:

»Diese fürchterliche Person scheint zu glauben,« sagte er, »daß wir ihre Kinder überfallen und mißhandelt haben und sie ihr meuchlings hinlegen wollten, wie der grimme Hagen den erschlagenen Siegfried.«

»Gott behüt’s, sie glaubt nicht das geringste Böse, sie wollte uns nur eine unangenehme Komödie vorspielen und Geld bekommen – für’s Aufhören.«

»Sie meinen?«

»Gewiß. Es macht mich oft staunen, wie wunderbar die Leute hier Komödie spielen können.«

Er blickte sie liebreich an und rief: »Ich danke, danke Ihnen!«

»Wofür denn?«

»Dafür, daß Sie die Sache so leicht nehmen; wenn ich jetzt allein gewesen wäre, ohne Sie, meinen eignen Grübeleien überlassen – den ganzen Tag hätte der Auftritt mit dem widerwärtigen Weibe mir verdorben. Einen ganzen, von den wenigen Tagen, die ich mir gönnen darf zur Erholung von jahrelanger, verhaßter Thätigkeit.«

»Wirklich so sehr verhaßt? Und es war doch eine erfolgreiche Thätigkeit.«

»Erfolgreich? Wenn ich etwas nicht sehe, ist’s eben der Erfolg. Wen hab’ ich belehrt, erhoben, gebessert?«

»Nun, Sie haben doch gewiß veredelnd auf den Geschmack der Schriftsteller und des Publikums gewirkt, Sie haben auch viele erheitert.«

»Aber eine verletzt, die mir mehr gilt als viele, als alle.«

»Sie sind fast Ihr Leben lang von dieser Thätigkeit erfüllt gewesen; wird sie Ihnen nicht abgehen? Wird die ungewohnte neue Beschäftigung Ihnen die alte ersetzen können?«

»Welche Frage! Was Sie die neue nennen, ist mein Ausgangspunkt, ist das, wozu ich mich als Knabe schon berufen fühlte, nach dem ich mich als Mann heiß gesehnt habe. Eine Heimkehr wird es sein, die ich hier, einlaufend wie in den Hafen, feiern werde. Dort draußen war ich bloß ein schwaches Echo aller Stimmen in der modernen Litteratur, ein venetianischer Löwenrachen, eine Art Dinoysiusohr.«

Gertrud unterbrach ihn lachend: »Was nicht alles noch?«

»Verstehen Sie mich, ich will sagen, ich war nichts und gebe nichts auf … Aber denken Sie an Shakespeare, der sich in Fülle der Kraft schaffens- und ruhmesmüde nach seinem Stratford zurückgezogen hat und wieder Landmann und Jäger geworden ist. Und ich armseliger Skribler sollte Sehnsucht empfinden nach meiner jämmerlichen Frohnarbeit?«

Sie waren aus dem Bereich der kleinen Seen, die sich auf der Straße zu bilden begannen, in den Schutz des Gartens gelangt. Ganz nahe dem Eingang breitete ein blüthenbedeckter Tulpenbaum sein dichtes Gezweig über eine Bank, die seinen Stamm umschloß. Bertram und Gertrud traten unter die grüne Kuppel und standen eine Weile schweigend vor einander. Er versank in ihren Anblick. Sie war herzbezwingend in ihrer ruhigen Anmuth, ihrer edlen Gelassenheit.

»Krankenwärterin also,« sagte er auf einmal ganz unmotivirt. »Und Sie wollen natürlich viele Patienten pflegen, mein gnädiges Fräulein … Aber entschuldigen Sie! ich sage immer ‘mein Fräulein,’ statt Ihnen den Titel zu geben, der Ihnen gebührt.«

»Dafür habe ich Ihnen von Anfang an gedankt.«

»Um so besser. Ich weiß freilich keinen so hold und adelig wie die Verkleinerung des schönsten deutschen Wortes: Frau, Herrin, Gebieterin. Fraue mein! wer das sagen darf zu der Geliebten, was bleibt dem zu wünschen übrig, was kann das Schicksal ihm anhaben? Und wenn ihm sein Haus über den Kopf angezündet wird, und wenn ihn die Sozialisten um Hab und Gut bringen und wenn er für einen Vivisector kleiner Kinder gehalten wird, er trägt’s, er bleibt aufrecht, was soll ihn beugen, so lange sie in Treuen zu ihm steht? Fraue mein! … ich will sagen, mein Fräulein, mein gnädiges …«

Er hielt inne, er zitterte am ganzen Leibe: »Setzen wir uns,« sagte er. Und sie setzten sich neben einander auf die Bank; er warf seinen Hut ins Gras und lehnte den Kopf an den Stamm des Baumes.

»Viele Patienten, ja, ja. Einen einzigen zu pflegen, einen unerträglichen, nervösen Menschen, der sein eigentliches Selbst verloren hat und erst wiederfinden muß, zur Vernunft bringen, ihm helfen, seinen Frieden wiedergewinnen, die Aufgabe wäre Ihnen zu gering?«

»Sie ist nicht gering. Es ist eine schöne Aufgabe.«

»O, wäre sie’s! Dann wäre sie ja Ihrer würdig … und Sie könnten sich entschließen, sie zu übernehmen, es wenigstens zu versuchen?«

»Versuchen? ja – vielleicht.«

Ein unaussprechliches, ein kindisches Entzücken erfaßte ihn: »Wissen Sie, was Sie sagen? Wissen Sie, daß in dem Falle ein Versuch schon das Gelingen und himmlische Gewißheit ist?.. Antworten Sie mir … oder nein, antworten Sie nicht, erwägen Sie! Das Leben, das ich Ihnen zu bieten habe, ist ernst und arbeitsvoll …«

»Hab’ ich je Anspruch auf ein anderes gemacht?« unterbrach sie ihn. »War ich nicht darauf gefaßt, meinen Weg durch dieses ernste Leben allein zu gehen?«

»Und wenn sich nun ein Gefährte findet, der Sie beschwört, lassen Sie uns miteinander wandern, lassen Sie uns fest und treu zusammenhalten« – er machte eine jähe Bewegung, als ob er auf das Knie sinken wollte.

»Nicht knieen,« flüsterte sie, »nicht auf dem feuchten Boden knieen!«

Aber da lag er schon zu ihren Füßen: »Doch, doch! so muß ich Ihnen in Demuth gestehen, daß ich Sie liebe, Sie geliebt habe vom ersten Augenblick an.«

»Und ich – wenn ich denke – ich habe Sie gefürchtet.«

»Gertrud!« Er nahm ihre Hände und preßte sie an seine Lippen: »Fraue mein, darf ich Sie so nennen? O Gertrud, welche Wonne, welche Wohlthat!«

Sie beugte sich über ihn und drückte mit scheuer Zärtlichkeit die Wange auf seinen Scheitel: »Sagen Sie doch nicht Wohlthat, ich habe Sie ja von Herzen lieb.«

»Ist das möglich? wirklich möglich?«

»Es ist. Ich kenne Sie erst seit kurzer Zeit, und doch kommt mir vor, als hätte ich Sie schon lang sehr lieb.«

»Wie lang?«

»Seitdem ich aufgehört habe, Sie zu fürchten … oder vielleicht sogar schon etwas früher …«

»Früher? trotz der Furcht?«

»Trotz der Furcht, und wahrscheinlich auch vom ersten Augenblick an.«

»Ihr Ernst? Gertrud, Sie Wunderbare, ich muß es glauben, wenn ich weiterleben soll – aber lehren Sie mich es glauben. Daß ich nur Vogel heiße, macht Ihnen das nichts? … Und,« er fuhr erschrocken mit der Hand nach seinem Kopfe, »daß ich eine Glatze habe, macht Ihnen das auch nichts?«

»Gar nichts,« erwiderte sie und lächelte ihn an, freundlich, zutraulich, liebreich.

Glückstrahlend sah er zu ihr empor, sprang auf, setzte sich wieder an ihre Seite, schlang den Arm um sie und sprach, sprach sehr viel und nicht ein gescheites Wort und gab sich davon gar keine Rechenschaft. Er hatte vergessen, wonnig vergessen, daß es je sein Metier gewesen war, geistreich zu sein.

Sie fand das nicht lächerlich, es rührte sie. Dann erzählten sie einander ihre Lebensgeschichte, und das Schönste war, daß sie keine hatte, oder doch nur eine, deren Inhalt sich in zwei Sätze fassen ließ: Ich habe kränkliche Eltern gepflegt. Ich habe standesgemäß gedarbt von Jugend auf.

Und die seine?

So streng er sein Gewissen erforschte, so sehr ihm daran lag, der Geliebten ein wahres und nicht ein geschmeicheltes Bild von sich zu entwerfen, er mußte seiner milden Richterin zugeben, daß er im Leben mehr Plage als Genuß gehabt und mehr gelitten als gesündigt hatte.

Sie hörte ihm teilnehmend zu und fand eine Entschuldigung für jede seiner Selbstanklagen. Und er war ein stolzer, glückseliger Mann, küßte sie und hielt sie in seinen Armen wie ein Heiligthum.

Der Regen hatte ein wenig nachgelassen; von den kleinen Zweigen, aus den Tulpenkelchen fielen einzelne, helle Regentropfen schwer zu Boden. In dem Wipfel des Baumes ließ ein sanftes, wohliges Rauschen sich vernehmen, als wüßte der Alte, daß er zwei glückliche Menschen unter seinem mächtigen Gezweige barg.

Bertram und Gertrud traten in das Zimmer Weißenbergs. Sie hatte sich Zeit genommen, ihren Hut und ihren Mantel abzulegen, er brachte den Regen des Himmels auf seinen Kleidern mit.

»Freund, o Freund, sie ist mein, ich hab’ ihr Jawort!« rief er aus, stockte aber plötzlich, denn sein Erscheinen hatte Verlegenheit hervorgerufen. Hugo und seine Gattin, die neben ihm stand, schienen sehr ergriffen; die Augen Weißenbergs waren feucht, die Baronin schwamm in Thränen und sah aus wie eine ältliche Rose im frischen Morgenthau.

Auf einem Tische in der Nähe des Kamins lagen zwei Pakete. Das eine war Bertram wohlbekannt; unter seinen Augen hatte der Freund es kürzlich erst in stiller Ergebung so nett zusammengefaltet, wie es sich da wieder präsentirte. Das andre war viel größer, eine gewaltige, verschnürte und versiegelte Postsendung. Auf der Adresse las man außer dem Namen der Baronin: »Hundert Gulden Nachnahme«.

Bertram schlug mit der Faust darauf: »Schuft von einem Carolus!«

»Verzeihen Sie ihm, wie ich ihm verzeihe,« sprach Bertha mit vielem Gefühl, »in meiner Seele ist heute kein Platz für eine herbe Empfindung; ich grolle nicht.«

»Wie gut für uns, daß wir Sie in so milder Stimmung finden, theure, verehrte Frau!.. Hugo, mein Freund, segne uns, wir sind ein Brautpaar. Gnädigste Baronin, segnen Sie uns.«

Die vortreffliche Baronin sandte einige gerührte: »Ah!« zum Himmel, gratulirte ihrer Nichte, gratulirte Bertram und gratulirte sich selbst zu ihrer Divinationsgabe. Sie hatte es ja gedacht, daß es so kommen müsse. Ein seltener Geist, eine eben so seltene anmuthige Gediegenheit können nichts Besseres thun, als sich vereinigen zum ewigen Bunde. Schön bewegt wollte sie die Hände erheben, aber ihr Gatte sprach:

 

»Einen Augenblick; jetzt will auch ich eine Rede halten.« Er hatte diesen Vorsatz etwas voreilig ausgesprochen, blickte nun hülflos umher, suchte nach Worten und fand sie erst nach einer Weile: »Junges Paar, vor dir steht ein altes, das zum ersten Mal nach zwanzigjähriger Ehe ein Geheimniß vor einander gehabt hat. Der Vertraute beider, ein Ehrenmann, würde es ewig bewahrt haben, aber sie hielten es nicht aus, die beiden, daß ein dritter in irgend einer Sache von einem von ihnen mehr wußte, als einer der beiden vom andern. Sie hielten es nicht aus …« Seine Stimme gerieth ins Schwanken. »Ihre alte, treue Liebe – alte Liebe … ich will sagen« … Jetzt kippte die Stimme völlig um.

Die Baronin hüllte ihren Gatten in einen Blick voll Zärtlichkeit und sprach: »Du willst sagen, Hugo: das Geheimniß war begraben in der Brust des Freundes, aber nicht einmal den Schatten eines todten Geheimnisses konnten die beiden zwischen einander dulden.«

»So ist es, sie spricht gut, die Tante,« sagte der Baron etwas kleinmüthig zu Gertrud, und diese ergriff seine Hand und küßte sie rascher, als er’s wehren konnte.

»Wir verstehen dich aber doch und lieben dich, Onkel Weißenberg.«

»Und auch mich?« fragte die Baronin und machte ihrerseits Anstalt, die Arme auszubreiten – aber gegen Bertram.

»O gnädigste Frau!«

»Sage Tante, mein Neffe Vogelweid.«

Und nun kam es zu mehreren Umarmungen.

»Rührstück, fünfter Aufzug, letzte Szene,« ließ eine schrille Stimme sich vernehmen. Hagen, gefolgt von Sieglinde, war eingetreten. Er warf einen kurzen Blick auf Bertram, der Gertrud an seine Brust gezogen hatte und prallte zurück. In der nächsten Sekunde aber schon wurde er seiner Bewegung Herr und sprach kalt und höhnisch: »Der reine Kotzebue, wir verschimmeln hier.«

In einem Tone, so streng, wie er ihn dem Liebling gegenüber noch nie angeschlagen hatte, versetzte Weißenberg:

»Du wenigstens nicht. Du kommst fort aus dem Elternhause, du kommst nach Wien.«

»Nach Wien?« Die Wangen des Jünglings flammten in freudiger Röthe auf; alsbald jedoch kam der Skeptiker wieder zum Vorschein: »Nach Wien, das geschieht nicht, das wäre zu gescheit.«

»Mama!« rief Sieglinde weinerlich, »hörst du? er fährt nach Wien, und ich kann hier sitzen bleiben, an mich denkt niemand.«

»Es bildet ein Talent sich in der Stille, junge Dichterin,« tröstete Bertram. »Sie bleiben, um in Erwartung des eigenen Glückes das unsere zu besingen.«

Sieglinde lächelte unter Thränen. Daß der strenge Kritiker sie Dichterin nannte, war ein heilendes Pflaster auf die Wunde, die man ihr durch eine vermeintliche Zurücksetzung geschlagen hatte.

Am Mittagstische fehlte Herr Meisenmann. Die Baronin deutete auf seinen leeren Platz und sprach:

»Der Professor läßt sich entschuldigen, er ist zu Schiff – nach Böhmen.«

Beim Dessert eine neue Überraschung, ein Telegramm für Herrn Vogel. Er erbat von der Hausfrau die Erlaubniß, es zu lesen. Es lautete:

Artemis Wassiljewna Tschertschaptschikow, Gutsbesitzerin, Just Carolus, Schriftsteller, empfehlen sich als Verlobte.

Bertram brach in Lachen aus: »Ist das eine unmoralische Geschichte! Einem Spitzbuben wird die Bußfahrt, die er antreten soll, zur Brautfahrt.«

Für Bertram und Gertrud folgten wunderschöne Tage. Der unbarmherzige Vogelweid war weich wie ein Kind in der Reconvalenscenz. Das Glück hatte alle Bitterkeit in ihm aufgezehrt. Längst entschlummerte Tugenden: Nachsicht, Geduld, erwachten wieder in seiner Brust und regten schneeweiße Engelsflügelchen. Ohne den leisesten Spott berichtigte er die nicht ganz zutreffenden Schlagworte der Baronin, und lächelte sanftmüthig, wenn sie sich gedrungen fand, ihm die Honneurs der Litteratur zu machen.

Ganz selig und geläutert und über alle irdische Mühsal erhaben, fühlte er sich, wenn Gertrud in einem solchen Augenblicke aufstand, zu ihm trat, seinen vielgeplagten Kopf zwischen ihre Hände nahm, ihn auf die Stirn küßte und sprach:

»Mein Freund, mein geliebter.« Einmal sagte sie auch: »Vielgefürchteter, du bist das Höchste, das es giebt, du bist die Güte selbst.«

Viel, viel zu rasch kam die Stunde der Trennung herbei. Nicht allein, wie er gekommen war, trat Bertram die Rückreise an. Der Herr und der Sohn des Hauses begleiteten ihn; die sämmtliche Dienerschaft folgte und nahm Aufstellung unter dem Thor.

Weißenberg umarmte seine Frau und seine Tochter: »In acht Tagen, sobald der Junge installirt ist, bin ich wieder da.«

»Und ich im Juli,« rief Hagen, und schwang sich flatternd vor Ungeduld neben den Kutscher auf den Bock: »Adieu, adieu.« Ein unterdrücktes Schluchzen der Baronin, Sieglindens, einiger Diener und Dienerinnen machte sich Luft. Gertrud und Bertram standen Hand in Hand. Sie war sehr blaß; über sein Gesicht blitzte das fatale Zucken, das die ganze Zeit hindurch nicht mehr zum Vorschein gekommen war. Traumverloren stieg er in den Wagen, schrie aber, sobald sich der in Bewegung gesetzt hatte:

»Halt! halt! um Gotteswillen halt! ich habe ja vergessen, mich zu empfehlen.« Der Kutscher riß die Pferde zusammen, Bertram sprang zur Erde, eilte auf die Baronin zu und küßte ihre Hand: »Dank für alle Ihre Güte und Gnade. Dank dafür, daß sie mich zu den Ihren zählen. Gnädigste Baronin, verehrte Tante, bewahren, behüten Sie mir mein Glück!«

Die Baronin wollte sprechen, konnte aber nicht, sie war zu bewegt.

Bertram wendete sich zu Sieglinde: »Baronesse« …

»Cousine,« verbesserte sie erröthend.

»Liebe, theure Cousine, leben Sie wohl: außerordentlich wohl! Ich bitte um Ihre Photographie. Und Sie – und du Gertrud, mein Trost, mein Hoffnungsstern, mein Alles, bleib mir treu und gut … übers Jahr, meine, meine Gertrud.« Er breitete die Arme aus, er schloß die Geliebte noch einmal vor der langen Trennung an sein Herz.