Sie sind durchschaut, Mr. Bond!

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Was macht eigentlich einen Bond Film aus?

Nun, im Laufe der Zeit schraubt man seine Ansprüche ja immer mehr zurück. Das habe ich bei Bond inzwischen auch getan. Ich erwarte also keine clevere Handlung, keinen klugen Schurken, keinen brutalen Helfershelfer und keine schönen Frauen.

Hm, was ist mit den Figuren? Da gibt es doch bestimmt ein paar, die immer dabei waren, oder? Gute Frage: Welche Figuren tauchen in allen Filmen auf? Bond und M? Q? Moneypenny? Felix Leiter? Der Beisser? Nein.

Es gibt tatsächlich nur eine Figur, die in allen Bond Filmen auftaucht:

James Bond!

Selbst M ist nicht in allen Filmen vertreten (durch den überraschenden Tod des ersten M Darstellers, Bernard Lee, verzichtete man in „Moonraker“ auf die Figur und gab ihr „Urlaub“, durch einen neuen Schauspieler ersetzt wurde er erst im nächsten Film).

Wenn wir uns also auf die absoluten Mindestanforderungen beschränken wollen, die wenigen Formalien, die ein Film erfüllen muss, damit er ein BONDfilm ist, dann bleiben – neben der Hauptfigur – 4 Dinge übrig:

 Gunbarrel-Sequenz am Anfang

 Vortitelsequenz (Teaser)

 Titel (am besten gesungen)

 Bond Thema in der Musik während des Films

Klingt eigentlich nicht allzu kompliziert – scheint es aber zu sein. Umso schwerer ist es da zu verstehen, warum man diese wenigen Kriterien nicht einhalten möchte. Über die Musik und das Bond Thema hatten wir ja schon eingehend gesprochen, den Teil überspringe ich also mal.

Bleibt das Anfangstrio: Gunbarrel / Teaser / Titellied

Es gibt Bondfilme, die ohne auskommen und doch wie ein Bond Film wirken („Sag niemals nie“ – aber das liegt hauptsächlich an Connery) und es gibt welche, die alle diese Elemente beinhalten und doch kein Bond Film sind („Lizenz zum Töten“). Und es gibt die Craig Filme.

Die Gunbarrel-Sequenz

Aber, bevor wir gehässig werden, wieso könnte jemand (ich!) das als Problem ansehen? Ich meine, gerade die Gunbarrel-Sequenz ergibt, bei näherer Betrachtung, überhaupt keinen Sinn.

Weiße Punkte (sollen Kugeleinschläge andeuten) hüpfen über einen schwarzen Hintergrund, dann sehen wir durch den Lauf (nicht das Zielfernrohr!) eines Gewehrs auf einen hellen Hintergrund, vor dem ein Kerl entlangläuft, der sich plötzlich zu uns dreht, schießt und dann läuft Blut (???) über/durch den Gewehrlauf…

Ganz ehrlich, völliger Schwachsinn! Und doch ist es eine der besten und bekanntesten Eröffnungssequenzen, ähnlich wie die Augen und Hände beim „Tatort“. Sie signalisiert uns: Das ist Bond.

Seit „Dr. No“ wurde jeder (offizielle) Bond so begonnen, es ist ein Intro, eine Einführung, der Jingle bevor es losgeht. Diese Sequenz wegzulassen ist, als würde man „All you need is love“ von den Beatles ohne die französische Nationalhymne als Intro spielen. Manche Dinge gehören einfach zusammen – und werden nach einer gewissen Zeit auch erwartet.

Dass man die Sequenz bei „Casino Royale“ weggelassen hat, ist durch die Struktur des Films begründet und in diesem Rahmen halbwegs sinnvoll. Der Film soll Bonds Anfang zeigen, eine Anspielung auf diese Sequenz erfolgt in dem Moment, als er seinen zweiten Menschen tötet und sich damit seinen Doppelnullstatus verdient. So gesehen ist das eine schöne rückwirkende „Rechtfertigung“ für die Szene bei den anderen Filmen, da sie wiederum unterstreicht, dass es um 007 mit der Lizenz zum Töten geht. Diese Szene aber bei den folgenden beiden Filmen ans Ende zu setzen… kann ich nur mit einem ausufernden Seufzen kommentieren (wir werden im Laufe der Filmbesprechungen auch noch intensiv darauf eingehen, auch auf das Seufzen).

Aber was ist mit dem Teaser? Und dem Titellied? Und überhaupt? Nun, das berühmte Anfangstrio „Gunbarrel / Teaser / Titellied“ existiert in dieser Form eigentlich erst seit dem dritten Film („Goldfinger“, für alle, die es genau wissen wollen). Es wird in dieser Form aber auch nicht bei allen Filmen durchgehalten (z.B. bei „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“, wie wir im letzten Kapitel gesehen haben).

Nun, stellen wir die Frage: Wie sehen wir James Bond das erste Mal? Auf dem Klo in schwarz/weiß… wo er jemanden zusammenschlägt? Nein, das war „Casino Royale“. Wir sehen ihn durch den Lauf eines Gewehrs. Aber hören wir dazu das Bond Thema? Nein! Denn beim ersten James Bond Kinofilm war man noch ein bisschen am Experimentieren. (Ich schreibe KINOfilm, weil es ja vorher schon eine Bond-Verfilmung fürs Fernsehen gab, „Casino Royale“… aber ein anderes „Casino Royale“ als das oben genannte – eins von drei, um genau zu sein.)

Aber kommen wir zurück zu „Dr. No“. (Ich bin mir nicht ganz sicher, wie der Film bei uns nun eigentlich heißt, „James Bond jagt Dr. No“ oder „James Bond 007 jagt Dr. No“? Naja…) Wie gesagt, es war der erste Film und man experimentierte noch ein bisschen herum. So ließ man Maurice Binder ein bisschen herumspielen und die berühmte Gunbarrel-Sequenz entstand… allerdings ist der Mann, den man hier sieht, nicht Sean Connery sondern Stuntman Bob Simmons. Dazu hört man ein paar dissonale Klänge (oder wie würden Sie das bezeichnen?), die dann in das Bond Thema übergehen, so wie die Gunbarrel-Sequenz direkt in den Vorspann übergeht.

Beim zweiten Film, „Liebesgrüße aus Moskau“, kam es dann zum ersten Mal dazu, dass nach der Gunbarrel und vor dem eigentlichen Vorspann eine Vortitelsequenz, kurz Teaser eingeführt wurde (etwas, das z.B. bei vielen amerikanischen Fernsehserien üblich ist). Aber so ganz hatte man seine Erfolgsformel noch nicht gefunden, denn obwohl es ein gesungenes Lied namens „From Russia with Love“ gibt, so baute man das erst am Ende des Films ein und unterlegte den von Maurice Binder gestalteten Vorspann nur mit einer Instrumentalversion des Songs. Danach schuf man dann mit „Goldfinger“ die Vorlage, die man viele Jahre weitestgehend konsequent durchhielt.

Natürlich wollen wir die beiden „Ausreißer“ nicht unerwähnt lassen, inoffizielle Bond Filme (d.h. nicht von EON und der Broccoli-Familie produziert). Einer davon ist, wie könnte es auch anders sein, „Casino Royale“! (Der dritte, na ja, eigentlich der zweite; als Parodie angelegt, aber eher anstrengend als witzig. Über diesen Film würde ich dann doch lieber den Mantel des Schweigens ausbreiten.)

Der andere ist Connerys Rückkehr zu Bond: „Sag niemals nie“, der aus rechtlichen Gründen sowohl auf Gunbarrel als auch auf das Bond Thema verzichten muss. „Sag niemals nie“ ist ein Remake von „Feuerball“, das ist offiziell (und rechtlich abgesichert). „Moonraker“ ist ein Remake von „Der Spion, der mich liebte“, aber das ist inoffiziell (und auch nicht rechtlich abgesichert). Auf die Geschichte von „Sag niemals nie“ muss ich hier sicher nicht eingehen, da Sie sich ja auskennen. (Fleming entwickelt zusammen mit anderen Drehbuch, benutzt Handlung ohne zu fragen für Roman, die anderen bekommen die Filmrechte zugesprochen, was Kevin McClory später die Möglichkeit zu einem eigenen Bond Film gibt.)

Dieser Film hat zwar einen gesungenen Titelsong, aber es gibt weder Gunbarrel noch Teaser noch Bond Thema – und doch wirkt er für mich mehr wie ein Bond Film als es jeder von Daniel Craig tut. Gut, dafür gibt es bei diesem Film einen besonderen Grund: Sean Connery! Es hilft auch, dass man sich nicht zu ernst nimmt und sogar das gesteigerte Alter des Agenten zum Thema macht. Es scheint einige zu geben, die ihn nicht mögen, aber unterm Strich fühlt sich dieser Film für mich aber einfach richtig an.

Anders „Lizenz zum Töten“, der zweite (und letzte!) Film von Timothy Dalton. Er erfüllt alle Formalien, Michael Kamen liefert einen angemessenen Soundtrack – und doch will es sich irgendwie nicht wie ein Bond Film anfühlen. Bond gegen einen Drogenbaron scheint nicht ganz ins Bild zu passen. Dass es sich um eine Rachegeschichte handelt auch nicht. Und dass der Drogenboss einer der uncharismatischsten Gegner ist, hilft der Sache auch nicht gerade. Als ich den Film das erste Mal gesehen habe, war das mit einem Freund zusammen in einem klassisch-schönen Kino in Holland. Unser beider Meinung war: Tolles Kino, schlechter Film.

Ähnliches kann man über „Ein Quantum Toast“ sagen – in meinen Augen weder ein guter Bond noch ein guter Film. Aber wie sieht es mit dem hoch gelobten „Skyfall“ aus? Nun, das erfahren wir später…

Den Leiter hoch fallen

Bonds bester Freund

Wenn es um die Frage geht, wie viele Freundinnen James Bond im Laufe seiner Karriere gehabt hat, dann wird das Bild schnell unübersichtlich. Stellt man aber die Frage, wie es mit einem Freund aussieht, einer guten alten Männerfreundschaft, dann fallen da nicht viele Namen. M, der Admiral und Vorgesetzte? Eher väterlicher Freund, später mütterliche Freundin. Q? Bill Tanner? Nein, der einzige Freund den Bond wirklich hat, d.h., der in mehreren Filmen auftaucht, ist sein CIA-Kollege Felix Leiter. Felix ist blond und er unterscheidet sich im Buch stark vom Felix Leiter im Film. Oder von den Leitern, um genau zu sein.

Aber greifen wir nicht vorweg. In den Büchern, besonders den frühen, ist Bond eher anders als im Film. Er ist kalt und hart und irgendwie auch humorlos. Hier ist es Leiter, der locker drauf ist und ein bisschen für Stimmung sorgt. Wo Bond im Buch eher der düstere Langweiler ist, ist Leiter der, mit dem man gerne mal einen trinken gehen würde. Für die Filme (vor Daniel Craig!) hat man Bond dann etwas mehr Charme und Humor verliehen. Aber was bleibt dann noch für Leiter? Nun… jede Menge Schauspieler.

 

Wie wir alle wissen ist Q die erste Figur, bei der es einen Wechsel des Darstellers gab. (Wenn „wir“ es vorher nicht wussten, dann wissen „wir“ es jetzt!) Wobei man hinzufügen muss, dass die von Peter Burton gespielte Figur in „Dr. No“ noch als Major Boothroyd angesprochen wurde, ein Name, der später, glaube ich, nur noch einmal in einem Film erwähnt wird. „Der Spion, der mich liebte“, möglicherweise? Ab „Liebesgrüße aus Moskau“ übernimmt dann Desmond Llewellyn die Rolle – und spielt sie bis Pierce Brosnans Einsatz in „Die Welt ist nicht genug“ (wobei er in „Leben und sterben lassen“ aussetzt und bei „Sag niemals nie“ zwangsläufig auch nicht mitspielt). Damit sollte er eigentlich der Schauspieler sein, der in 17(!) Filmen mitspielt und die meisten Einsätze im Bonduniversum hat, wahrscheinlich gefolgt von Lois Maxwell (Miss Moneypenny), die es auf 14 bringen müsste.

Aber kommen wir zurück zu Felix Leiter. Bei dem lief das… ein wenig anders. In „Dr. No“ war in dieser Rolle Jack Lord zu sehen, der später in „Hawaii 5-0“ eine wohl ähnliche Rolle übernahm. Ob es am Geld lag oder an etwas anderem sei dahingestellt, er kehrte nie wieder zu dieser Rolle zurück – wie eigentlich fast alle Leiter Darsteller. Bei „Goldfinger“ übernahm Cec Linder den Part, in „Feuerball“ war es Rik van Nutter und für „Diamantenfieber“ ging die Rolle an Norman Burton. Mit Roger Moore begann dann eine neue Ära, also gab es auch einen neuen Felix Leiter. Okay, das mochte auch andere Gründe haben. Oder gar keine. Jedenfalls drehte sich das Karussell wieder und diesmal wurde David Hedison der Mann von der CIA. Er ist später auch in Moores fast schon als Parodie auf seine Bond Zeit anzusehendem Film „Sprengkommando Atlantik“ mit von der Partie und dürfte dem Fachpublikum wahrscheinlich durch seine Rolle in „Die Fliege“ mit Vincent Price bekannt sein.

Dann verzichtete man erstmal auf Leiter. Außer beim Remake von „Feuerball“, natürlich. So taucht der blonde Agent auch in „Sag niemals nie“ auf und wird hier von dem schwarzen Schauspieler Bernie Casey gespielt – allerdings nicht ganz so blond.

In Timothy Daltons ersten Film „Der Hauch des Todes“ wird auch Leiter durch den Schauspieler John Terry wieder ein wenig jünger. Der wiederum dürfte dem Fachpublikum als „Christian Shepard“ aus „Lost“ bekannt sein. Bei Daltons zweiten Film, „Lizenz zum Töten“, kam aus irgendeinem Grund nicht wieder Terry zum Zuge, sondern… David Hedison! Womit er der erste ist, der die Rolle des Felix Leiter ein zweites Mal spielen durfte – und zwar in Moores erstem und Daltons letztem Film! Dafür muss er dann aber auch bezahlen, denn in einer Szene, die man aus dem Buch „Leben und sterben lassen“ entnommen hat, wird er den Haien zum Fraß vorgeworfen. (Das Buch zum Film, das offenbar versucht, Buch- und Filmreihe irgendwie unter einen Hut zu bringen, spricht dann auch davon, dass dem gleichen Mann dasselbe zum zweiten Mal passiert… wahrscheinlich war seine Dienstwaffe schon auf dem Weg nach Cleveland.)

Bei Brosnan taucht Felix Leiter gar nicht erst auf. Nebenbei bemerkt hat Brosnan noch nicht mal einen Filmtitel vorzuweisen, der auf einem Werk von Fleming basiert. Dafür gibt es zum ersten Mal Kontinuität bei Figuren, Schauspielern (und sogar Synchronsprechern). M wird in allen Filmen von Judy Dench gespielt, Moneypenny von Samantha Bond und auch Michael Kitchen hat zwei Auftritte als Bill Tanner. Bond bekommt mit Colin Salmon einen Kollegen namens Charles Robinson und statt Felix Leiter übernimmt die Verbindung zum CIA Jack Wade, dargestellt von Joe Don Baker.

Und dann kam… Craig. Und ein neuer Felix Leiter. Jeffrey Wright übernimmt die Rolle und darf sogar für „Ein Quantum Trost“ zurückkehren – keine Premiere für einen Leiter Darsteller, aber immerhin äußerst selten. Was die Zukunft von Leiter und Bond angeht… nun, wir werden sehen.

Im Schauspiel Ihrer Majestät

Die Bond Darsteller

Irgendwie scheint es unumgänglich, auch kurz auf die Darsteller des bekanntesten aller Geheimagenten einzugehen. Also widmen wir ihnen ein kleines Kapitel, nur um zu zeigen, dass wir sie nicht vergessen haben und dass wir ihre Arbeit sehr schätzen.

Sean Connery

Der erste aller Bonds… war streng genommen

Barry Nelson

Wir kennen ihn aus Filmen wie Stanley Kubricks „Shining“ und… das dürfte es auch so ziemlich gewesen sein, oder? Was lässt sich groß über ihn sagen, als… dass er in „Shining“ von Joachim Kerzel synchronisiert wurde, der später die Stimme von Jack Nicholson werden würde, welcher wiederum in diesem Film von Jörg Pleva gesprochen wurde, weil der deutsche Synchronregisseur bei Kubricks „Uhrwerk Orange“ ihn für Malcolm McDowell besetzt hatte und das ziemlich super war und er ihn deswegen auch noch für „Barry Lyndon“ holte… aber das hat mit Bond nicht so irrsinnig viel (gar nichts!) zu tun. Nun, Nelson spielte James „Jimmy“ Bond in der 50er Jahre Fernsehversion von „Casino Royale“ und war zu sehen in „Airport“, „Kampfstern Galactica“, „Love Boat“ und, das wird Sie überraschen, „Shining“. Aber kommen wir zurück zum ersten „wahren“ James Bond…

Sean Connery

Connery ist auch bekannt unter dem Namen „Thomas Connery“, aber nicht besonders. Sein Sohn heißt Jason Connery und trat in mehrfacher Hinsicht in die Schuhe seines Vaters. U.a. spielte er nämlich in zwei späteren „Harry Palmer“-TV-Filmen an der Seite von Michael Caine. Womit er nicht nur, wie sein Vater, in zwei Filmen mit Caine auftrat, sondern auch in der Agentenreihe, die damals als „intellektuelles Gegenstück“ zu Bond angedacht war und es auf drei Filme mit Caine in der Hauptrolle brachte. Darüber hinaus spielte Jason auch Robin Hood, was ihn ebenfalls näher an seinen Vater heranbringt. Denn Sean Connery gibt sich in drei Filmen die Ehre, in denen auch Robin Hood auftaucht. In „Robin und Marian“ spielt er ihn selbst, in „Time Bandits“ ist es John Cleese, während er Agamemnon darstellt, in „Robin Hood – König der Diebe“ dann spielt er Richard Löwenherz, während Kevin Costner Robin ist.

Bei einem seiner ersten Filmauftritte, nämlich als Schweißer in „Zwölf Sekunden bis zur Ewigkeit“, muss man schon sehr aufpassen, sonst kann es sein, dass man ihn verpasst – oder schlicht nicht erkennt. Bevor es mit Bond losging, tritt er noch in dem Kriegsfilm „Der längste Tag“ auf, in dem… fast jeder Schauspieler der damaligen Zeit zu finden ist. Eine größere Rolle in einem Kriegsepos hat er dann später in „Die Brücke von Arnheim“, wo wiederum auch jeder mitspielt, der zu jener Zeit Rang und Namen hatte, inklusive Michael Caine, der dann auch in „Der Mann, der König sein wollte“ an seiner Seite zu sehen ist. Connery ist mit dabei, in, wie ich finde, Hitchcocks schlicht langweiligem „Marnie“, er spielt an der Seite des späteren Bond-Gegners Christopher Walken in „Der Anderson-Clan“, ist Verdächtiger in „Mord im Orient-Express“ und begeht mit Donald Sutherland zusammen den „großen Eisenbahnraub“. Einer meiner Lieblingsfilme mit ihm ist jedoch die weit ihrer Zeit voraus seiende böse Satire „Flammen am Horizont“. In „Highlander“ spielt der Schotte einen spanischen Ägypter, während der Franzose einen Schotten spielt und der Amerikaner einen Russen – und trotzdem ist es ein netter Film. Sein Comeback dürfte er aber als ermittelnder Mönch in „Der Name der Rose“ und als grimmiger Ire in „The Untouchables – Die Unbestechlichen“ gehabt haben, für den er, wenn ich nicht irre, auch einen Oscar bekam. Herrlich ironisch wird er dann als Vater des Abenteurers und Grabräubers Indy in „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ – was doppelt ironisch ist, hatte Steven Spielberg doch nur deswegen mit den „Indiana Jones“-Filmen angefangen, weil man ihm nicht erlaubte, einen Bond-Film zu machen. Gute Leistungen bringt Connery dann auch in „Jagd auf Roter Oktober“ und „Das Rußland-Haus“, die man durchaus auch beide als Spionagefilme bezeichnen könnte. Einer der Tiefpunkte dürfte dann der zutiefst langweilige „Der erste Ritter“ sein, an den sich der zutiefst grauenvolle „The Rock“ anschloss… gefolgt von dem zutiefst furchtbaren „Mit Schirm, Charme und Melone“. Nach „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ hat sich Connery dann zurückgezogen. Er wäre eine schöne Bereicherung für „Skyfall“ gewesen… aber dazu kommen wir zu gegebener Zeit.

George Lazenby

Wir kennen ihn aus Filmen wie… okay, das ist dann ja schon fast ein zweiter Barry Nelson, so eine Art Doppelnelson. Tatsächlich war James Bond in „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ Lazenbys erste große Rolle – und mehr oder weniger auch seine einzige. Wer erinnert sich nicht noch an „Der Mann von Hongkong“ oder „Stoner“? Nein, im Ernst, wer erinnert sich noch daran? Da war er nämlich drin. Und, wie auch Donald Sutherland, in „Kentucky Fried Movie“. Er hatte einen Gastauftritt in „Hotel“ und gab sich die Ehre in „Lance – Stirb niemals jung“ – sowie in „Thunderball“, der späten Rückkehr von „Solo für O.N.K.E.L.“, in der er wohl als jemand namens „JB“ zu sehen ist. Zu seinen letzten bekannten Taten zählt seine Gastrolle in der Serie „Pretender“.

David Niven

Okay, streng genommen zähle ich den nicht zu den „echten“ Bond Darstellern – und noch strenger genommen müsste man dann auch noch Peter Sellers und wer noch alles den Namen James Bond in „Casino Royale“ aus den 60ern tragen darf, anführen, aber das erspar ich uns mal. Dennoch kurz zu Niven, seine Karriere begann bereits in den 30ern, wo er u.a. in „Blaubarts achte Frau“ an der Seite von Gary Cooper zu sehen war. An der Seite von Cary Grant sah man ihn in „Jede Frau braucht einen Engel“ und an der des späteren Bonds Roger Moore in „Des Königs Dieb“ – sowie in „Flucht nach Athena“, „Die Seewölfe kommen“ und seinem letzten Film „Der Fluch des rosaroten Panthers“. Niven reiste „In 80 Tagen um die Welt“, bewohnte „Die kleine Hütte“ und gewann die „Meisterschaft im Seitensprung“ – oder verlor sie, „Immer die verflixten Frauen“. Er sprengte „Die Kanonen von Navarone“, hatte „Ehegeheimnisse“, war „Getrennt von Tisch und Bett“, bevor er den „rosaroten Panther“ stahl. In der schönen Serie „Gauner gegen Gauner“ taucht er leider kaum auf, dafür gibt er in „Eine Leiche zum Dessert“ seine Version eines „dünnen Mannes“. In einem anderen Film ermittelt dann auch endlich der Mann, der eigentlich für die Rolle des Inspektor Clouseau vorgesehen war: Peter Ustinov in „Tod auf dem Nil“. Ein besonderer Genuss ist es, David Niven in einer deutschen Fassung zu hören, wenn er von dem großartigen, inzwischen leider auch verstorbenen Friedrich Schoenfelder gesprochen wird, der mehr Edles in der Stimme hat, als der gesamte deutsche Adel vorweisen kann. Wer mehr über David Nivens Leben erfahren möchte, kann das in seinen autobiographischen Büchern „The Moon’s a Baloon“ und „Bring on the Empty Horses“ tun.

Roger Moore

In den 70ern gab es eine neue Veränderung für Bond. Connery hatte zum zweiten Mal das Handtuch geworfen und würde wohl diesmal nicht zurückkehren (ähem), jedenfalls nicht in einem offziellen Bond (ach so). Also wurde ein Nachfolger gesucht und gefunden, ein Mann mit jeder Menge Fernseh- und Filmerfahrung: Roger Moore. In den 50ern war er bereits David Niven in „Des Königs Dieb“ begegnet, Ende der 50er spielte er „Ivanhoe“ im Fernsehen. Danach folgte so eine Art Bondähnliche Figur, „Simon Templar“, „der Heilige“, nach einer Buchreihe und hier ebenfalls im Fernsehen. Sein letzter größerer Ausflug ins Fernsehen war dann die in Deutschland sehr erfolgreiche Serie „Die 2“ – und dann kam auch schon der erste Bond. „Die 2“ ist übrigens nicht nur eine Fundgrube für lockere Sprüche aus der Feder von Rainer Brandt und Karlheinz Brunnemann, sie ist auch eine für Darsteller, die sich auch in Bond-Filmen die Ehre gaben. Neben Shane Rimmer, dem Amerikaner in England, der in so ziemlich jeder britischen Produktion (und 3 Bond-Filmen) auftaucht, die einen Amerikaner braucht, kann man hier auch Bernard Lee (M), Lois Maxwell (Moneypenny) und George Baker (Sir Hilary Bray, Cpt. Benson) sehen… sowie Carol Cleveland von „Monty Python“. Doch zurück zu seiner Lordschaft Roger Moore. Seine anderen Filme dieser Zeit klingen wenig begeisternd (oder bekannt), „Bleib mir ja vom Leib“, „Brüll den Teufel an“, „Zwei wie Hund und Katz“, „Abrechnung in San Francisco“, dann war er als „Sherlock Holmes in New York“ und besuchte die „Muppet-Show“. Anschließend kam die Action-Phase mit „Die Wildgänse kommen“, „Die Seewölfe kommen“, „Flucht nach Athena“ und „Sprengkommando Atlantik“, in dem er ein wenig sein Bond-Image karikierte… was er in „Auf dem Highway ist die Hölle los“ gleich wieder tat. Auf die andere Seite, die der Parodie, wechselte er auch, indem er in „Der Fluch des rosaroten Panthers“ in die Schuhe von Peter Sellers trat. Seinen letzten Auftritt im Agenten-Millieu hatte er in der Serie „Alias – Die Agentin“ und seit seiner Werbung für das Fernsehprogramm „Das Vierte“ scheint er sich aus der Schauspielerei zurückgezogen zu haben.

 

Timothy Dalton

Zum ersten Mal wurde Bond nicht nur ersetzt, er wurde auch signifikant jünger. Waren Connery und Moore etwa gleich alt, trat nun der weit jüngere Timothy Dalton an, um für Ihre Majestät Leute zu ermorden. Er wurde groß angekündigt als „Shakespeare-Darsteller“, auch wenn er bislang in keiner Produktion die Rolle des Shakespeare gespielt hat. Sagen wollte man damit, dass man nun andere Wege ging, ernstere Wege – oder so. Dass er in einem Film namens „Maria Stuart, Königin von Schottland“ mitgespielt hatte, könnte diese Aussage noch untermauern, seine Auftritte in „Das Geheimnis der Agatha Christie“ und vor allem „Flash Gordon“ aber wohl weniger. Später sah man ihn in „Die Falken“, ein Remake des Til Schweiger-Films „Knocking on Heaven’s Door“. In „Rocketeer“ versuchte er durch starkes Overacting zu sein wie Klaus Maria Brandauer, in „Ken Follets Roter Adler“ kehrte er ins Agentenfach zurück, in „Scarlett“ in die Vergessenheit. Seine größten Erfolge nach Bond dürften wahrscheinlich „Hot Fuzz“ und sein Gastauftritt bei „Doctor Who“ sein – aber da ist ja immer die Bühne, auf die man als Shakespeare-Darsteller zurückkehren kann.

Pierce Brosnan

Er begann mit Agatha Christie – doch in „Mord im Spiegel“ hat er nicht viel (nichts) zu sagen – genau wie in „Rififi am Karfreitag“ mit Bob Hoskins. Doch dann zieht es den Iren nach Amerika, wo er für viele Jahre Star der Fernsehserie „Remington Steele“ wird – eine Serie, die ihn nicht nur zum Erfolg führt, sondern auch erstmal verhindert, dass er Bond wird. Zwischenzeitlich besucht er das Agenten-Genre an der Seite von Michael Caine in „Das vierte Protokoll“ und reist, wie einst David Niven, „In 80 Tagen um die Welt“. Dann stagniert die Karriere ein wenig, Tiefpunkte wie „Der Rasenmähermann“ (uargh!) und Nebenrollen wie in „Mrs. Doubtfire“ sind die Folge. Statt Fleming wird Alistair MacLean verfilmt: „Death Train” (mit Landsmann und „Star Trek: The Next Generation“-Star Patrick Stewart) und „Die Rembrandt-Connection“ tauchen da auf, wo Bond hätte sein sollen. Ab Bond wird es abwechslungsreich: Katastrophenmist („Dante’s Peak“), SciFi-Komödie („Mars Attacks!“) und Remake („Die Thomas Crown Affaire“) reihen sich aneinander. Die übliche Auseinandersetzung mit Bond in einem anderen Agentenfilm darf natürlich auch nicht fehlen: „Der Schneider von Panama“. Nach dem Vertragsende bei Bond wird es dann schwierig, was zu Auftritten in „Mama Mia“ führt und in einem verschenkten Gastauftritt in „The World’s End“ mündet. Einer der Glanzpunkte war jedoch der Roman Polanski Film „Der Ghostwriter“ an der Seite von fast-Bond-aber-leider-dann-doch-nicht-weil-er-vorher-Star-Wars-gemacht-und-kein-Bock-mehr-auf-Franchise-Mist-hatte Ewan McGregor. Wäre es nicht Zeit für einen weiteren Gegen-Bond?

Daniel Craig

Zu seinen Arbeiten vor Bond gehört u.a. ein Gastauftritt in „Die Abenteuer des jungen Indiana Jones“, in dem Film „Elizabeth“ und nicht zu vergessen als Gespiele von Angelina Jolie in dem grauenvollen „Tomb Raider“, in dem er so viel Charme versprüht, dass man keine Ahnung hat, warum sie ihm am Ende hilft – die perfekte Grundlage für einen neuen James Bond! Aufmerksamkeit erregte er in Guy Richies „Layer Cake” und Steven Spielbergs „München“, wo der große, blonde Mann, wie später in „Defiance“, einen Juden spielt. Paul Newmans Sohn spielte er unter der Regie des späteren „Skyfall“-Regisseurs Sam Mendes in „Road to Perdition“. Er war bei einer weiteren Variante der „Invasion of the Body Snatchers“ unter dem schlichten Titel „Invasion“ (und an der Seite „seines“ Felix Leiters Jeffrey Wright) dabei, er startete die neuen Serien „Der goldene Kompass“ und das Remake der skandinavischen „Millenium“-Trilogie „The Girl with the Dragon Tattoo“… bei denen bislang weitere Teile ausgeblieben sind.

Sony’s Next Bond Model

Irgendwann wird auch Daniel Craigs Zeit im Geheimdienst Ihrer Majestät abgelaufen sein. Wer nach ihm der neue Bond wird… nun, das werden wir abwarten müssen. Hoffen wir nur, dass er mehr Charme besitzt!