Justus Peyrikus

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Diesmal leuchteten sogar drei Farben, die kunstvoll ineinander verschlungen waren. Orange, Dunkelblau und Gelb umhüllten weitere Schüler und deren Umhänge.



Als Symbol waren zwei gekreuzte Lanzen dargestellt, die einander umkreisten. An ihrem Schnittpunkt strahlte ein nebelförmiger Lichtpunkt, und über den Lanzenspitzen tanzte ein mondförmiges Gebilde.



Nachdem alle Klassen eingeteilt und eingekleidet waren, wurden sie auf die Schlafräume verteilt. Jede Klasse bekam einen eigenen Schultrakt zugewiesen. Hier befand sich auch der klasseneigene Aufenthaltsraum.



Justus, Martin und Erik hatten das Glück, gemeinsam in einem Schlafsaal untergebracht zu sein. Pauline war froh, wenigstens in Miriam eine Gefährtin gefunden zu haben.



Wie zur Bestätigung hörten sie wieder ein „Gong, Gong“, und die Namen der Trakte sowie der Räumlichkeiten wurden angezeigt. Kaum leuchteten die Anzeigen auf, erhob Meister Gregorius nochmals seine Stimme. »Ihr könnt nun kurz eure Schlafräume aufsuchen und euer Gepäck, das sich schon dort befindet, einräumen. Danach kommt bitte sofort wieder hierher zurück.«



Ein großes Stühlerücken begann und die verschiedenen Klassen verließen zügig die Aula.



»Wie finden wir die Trakte? Hat einer eine Ahnung?«



Justus schaute die anderen unsicher an.



»Ich denke, am besten folgen wir den anderen«, erwiderte Erik.



Doch kaum hatten sie die Aula verlassen, wurden sie aufs Neue überrascht.



»Nun schaut euch das an, ist ja irre«, ließ Martin einen erstaunten Ausruf vernehmen.



Unmittelbar vor der Aula schwebten Hinweispfeile in den Farben der neuen Klassen über den Köpfen der Schüler. Sie blinkten einladend, um ihnen die Wege in die verschiedenen Trakte zu weisen.



Einige der neuen Schüler blieben erst einmal verdutzt stehen, um sich zu orientieren, denn alles blinkte durcheinander. Nach anfänglicher Verwirrung löste sich das entstandene Schülerknäuel auf, und die Klassen folgten ihren Pfeilen. Einzig die älteren Schüler strömten zügig in ihre Trakte und waren bald aus dem Blickfeld verschwunden.



»Kommt, die Magentapfeile werden uns unseren Weg anzeigen«, stellte Erik sachlich fest und ging seinen Freunden voran.



Schnell erreichten sie auf diese zwar eigenartige, aber sehr effektive Weise ihre Schlafräume. Sie waren recht behaglich eingerichtet. Alle wiesen nicht mehr als sechs Betten auf. Erleichtert stellte Justus fest, dass Edelmund und Ottokar am entgegengesetzten Ende des Ganges ein Zimmer bezogen und damit zum Glück in einiger Entfernung untergebracht waren. So würden sie sich hoffentlich nicht allzu oft über den Weg laufen. Es genügte schon, wenn sie sich jeden Tag in der Klasse begegnen würden.



»Nun seht euch das an, wir haben hier einen eigenen Waschraum mit Dusche und Toilette. Wahnsinn!«



Martin war begeistert. Das hatte er auf einer solch alten Burg nicht erwartet. Das konnte sich sehen lassen. »Ich bin echt baff. Kein Waschraumaufsuchen am frühen Morgen, das ist ja echt ein Angebot«, freute er sich.



Das Gepäck stand wie verheißen vor Ort. Nachdem sie die Betten aufgeteilt und ihre Sachen einigermaßen untergebracht hatten, ging es gleich wieder zurück in die Aula, um die Lehrer kennenzulernen.



Die vier Freunde und auch Miriam nahmen wieder auf ‚ihren‘ Stühlen Platz. Hier und da war aber noch ein vereinzeltes Quietschen und Rumpeln zu hören. Die Schüler mussten sich erst noch daran gewöhnen, dass jeder von ihnen einen persönlichen Stuhl besaß.



»Jetzt, da alle wieder hier versammelt sind«, hob Meister Gregorius an, wobei er seinen Stab mit der Kristallkugel zu Hilfe nahm, »möchte ich euch einige Personen vorstellen, die zu unserem Lehrkörper gehören und die euch in der nächsten Zeit unterrichten werden.«



Dabei deutete er auf die Tischreihe hinter sich, an der inzwischen das Lehrerkollegium Platz genommen hatte.



Ein vereinzeltes Kopfnicken ging durch ihre Reihe; manche verneigten sich höflich, während andere nur ein kurzes Nicken andeuteten.



»Sieh dir die Farben der Kukullen an. Sieht gewaltig aus!« Pauline war überwältigt von dem tollen Farbenspiel und stupste Justus aufgeregt in die Seite.



Rot, blau, türkis, braun, grün, gelb-orange und magenta waren in allen möglichen Nuancen zu sehen.



»Und die verschiedenen turbanähnlichen Hüte. Alle mit Pfauenfedern.« Einer der Lehrer hatte einen richtigen Busch extra langer Federn an seinem Hut. Das Aussehen dieses Lehrers stand in einem eigentümlichen Gegensatz zu seinen Kollegen.



Er war mehr als einen ganzen Kopf kleiner als die anderen. Und die langen Federn erweckten den Eindruck, als müssten sie seine geringe Körpergröße ausgleichen.



Lustig wippten sie unentwegt auf und ab, weil sein Kopf ständig in Bewegung war.



»Du, die haben alle solche Stäbe, guck‘ mal«, flüsterte Martin seinem Bruder zu, der wie immer still da saß und alles, so gut es aus der Ferne ging, sehr aufmerksam beobachtete.



Die Kukullen sahen einfach genial aus. Die Farben besaßen alle die unterschiedlichsten Schattierungen, die teilweise bis ins Tiefschwarze reichten. Wie bei den Schülern konnte man Symbole wahrnehmen, die sich auf den Umhängen bewegten. Das alles wirkte schon sehr mysteriös.



»Nun«, fuhr Meister Gregorius fort, »hier ist zunächst einmal meine Stellvertreterin, die ihr ja schon vor der Tür gesehen habt. Madame Griseldis von den weisen Steinen.«



Madame Griseldis verneigte sich huldvoll und lächelte freundlich, wobei der Eindruck einer liebenswürdigen und hellwachen Fürsorgerin entstand. Das satte Dunkelgrün ihrer Kukulle verlieh ihr etwas Sanftmütiges, das Vertrauen erweckte.



»Sie hat die Oberleitung unserer großen Bibliothek, die das Zentrum unserer Schule bildet, sie kennt jedes Buch und auch jeden Winkel in der Bibliothek. Zudem ist sie zugleich für die magische Formel- und Wörterkunde zuständig.«



Justus drehte sich ruckartig zu seinen Tischnachbarn um. »Was war das? Magische Formeln und Wörter? Hört sich ja spannend an. Wenn das so weitergeht, kann es ja noch heiter werden.«



»Madame Griseldis,« setzte Meister Gregorius hinzu, »führt morgen in der ersten Stunde die Klasse „Metatron“ in die Bibliothek ein.«



Ein weiterer Lehrer, der auf der anderen Seite der Reihe stand, räusperte sich, was allerdings etwas ungehalten klang. Meister Gregorius nahm das zum Anlass, um ihn gleich vorzustellen.



»Meister Joselin Ivarius de Bourgogne. Er ist zuständig für magische Kräfte, besonders für Telekinese. Einige von euch wissen sicher schon, was das ist. Die anderen werden es spätestens in den nächsten Tagen erfahren.«



Joselin Ivarius de Bourgogne machte keinen sehr anziehenden Eindruck. Seine Physiognomie, die spitze Nase und sein vorstehendes Kinn sahen nicht sonderlich vertrauenerweckend aus. Zudem erzeugten seine stechenden grünen Augen bei den meisten Schülern ein Frösteln.



Die tiefbraune Kukulle, in die er eingehüllt war, unterstrich diesen Eindruck nachhaltig. Einen eigenartigen Kontrast dazu stellten seine fahlgrauen Haare dar, die zu einer Stoppelfrisur geschnitten waren. Seine Finger zwirbelten unruhig an den langen Pfauenfedern seines Biretts herum, das vor ihm auf dem Tisch lag.



»Dann haben wir auf dieser Seite unseren Meister Sumerus von den alten Lettern, der sich in allen alten Sprachen auskennt.« Meister Gregorius wies auf den Lehrer, der die vielen Federn auf seinem Hut trug, und lächelte Meister Sumerus freundlich zu. »Bei ihm seid ihr immer gut aufgehoben, wenn ihr mit den alten Büchern, von denen wir eine ungeheure Menge haben, nicht zurechtkommt. Er ist jederzeit bereit, euch mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.«



Meister Sumerus verneigte sich tief, wobei der Federbusch seiner Bewegung durch starkes Wippen Nachdruck verlieh. Er sah verschmitzt von seinem Platz auf die Schüler hinunter und schlenkerte mit seiner Kukulle, die in einem schönen vollen Türkiston erstrahlte. Sein Birett schimmerte in den gleichen Farben.



»Nicht zu vergessen Master Ethan von Eagleshead. Er ist für Telepathie zuständig. Neben Master Ethan von Eagleshead steht Madame Zetha Zethissima aus dem Elfenlande. Madame Zetha Zethissima kennt sich bestens mit den verschiedenen Phänomenen der Zwischenräume aus. Was das ist, erfahrt ihr von Madame Zetha in ihren Unterrichtsstunden.«



Master Ethan von Eagleshead, gänzlich in gelb-orange gehüllt, nickte unwillig in den Saal hinein und raschelte mit seiner Kukulle, weil er nur kurz vorgestellt wurde. Alle Augen richteten sich auf Madame Zetha Zethissima. Sie war von einer lichten, eigenartig hellblauen Aura umgeben, die sie von den anderen Lehrern auf besondere Weise abhob. Zudem war sie von äußerst zierlicher Gestalt, was die Wirkung der Aura noch unterstrich.



»Zwischenräume - was soll das denn schon wieder sein?« Pauline sah die Jungs fragend an, doch sie hatten ebenfalls keine Vorstellung davon, was Meister Gregorius damit meinen könnte.



»Das Ganze hier ist schon absolut schräg. Ich glaub‘, ich bin im falschen Film«, raunzte Justus einigermaßen ratlos.



»Madame Zetha Zethissima wird die Schüler der Klasse „Muriel“ morgen in „Interspatium“ unterrichten«, fuhr Meister Gregorius ungerührt fort.



»Des Weiteren möchte ich unseren Meister Froderik von den gläsernen Hütten vorstellen. Er ist Herr über unsere Kräuterküche und führt euch in die Kunst aller notwendigen Mixturen ein.«



Meister Froderik machte, wie er dort vorne stand, einen sehr zerstreuten Eindruck, wuselig und nervös. Seine Hände strichen unablässig über seine magentafarbene Kukulle. Die Pfauenfedern auf seinem Birett wippten gefährlich hin und her, da sein Körper unablässig in Bewegung war.



Natürlich blieben Meister Gregorius die vielen Fragezeichen, die sich in den Gesichtern der Schüler gebildet hatten, nicht verborgen. Doch er schien Spaß daran zu haben, die Kinder ein wenig zu verwirren.

 



»Master Ethan wird morgen in den beiden ersten Stunden die Anael-Klasse unterrichten. Der Unterricht findet im Raum „Epistmologium“ statt.«



Master Ethan von Eagleshead machte immer noch eine unzufriedene Miene. Die Prozedur der Vorstellung schien ihm zu missfallen und lästig zu sein. Er raffte seine Kukulle zusammen und verbeugte sich nochmals steif. Sein Gesichtsausdruck ließ für die nächste Unterrichtsstunde nichts Gutes erwarten.



Oberhalb des Lehrertisches schwebten die Namen der drei neuen Klassen in den jeweiligen Farben säuberlich aufgelistet untereinander. In der ersten Reihe war „Metatron“ und “Bibliothek“ zu lesen, in der zweiten Reihe „Muriel“ und „Interspatium“, gefolgt von „Anael“ und „Epistemologium“ in der dritten Reihe.



»Das sind ja schon ziemlich sonderliche Gestalten, diese Lehrer«, meinte Justus zu Pauline. »Einige scheinen enorm von sich eingenommen zu sein, findest du nicht auch?«



»Sie sind so anders als die Lehrer an unserer alten Schule. Dieser Master Ethan von Eagleshead macht auf mich den Eindruck, als wäre er was Besonderes. Wie der guckt und wie er so steif da steht.«



»Bei dem darf man bestimmt keinen falschen Ton sagen, geschweige denn irgendeinen Blödsinn machen, sonst ist man direkt unten durch«, mutmaßte Martin.



»Bei einigen wird es im Unterricht sicher ganz locker. Aber mit dem von Eagleshead ist nicht gut Kirschenessen, hab‘ ich stark den Eindruck.« Aus Justus‘ Worten konnte man eine leichte Frustration heraushören. »Mal sehen, wie‘s wird. So richtig wohl fühle ich mich noch nicht.«



»Mir geht‘s ähnlich.« In Paulines Blick konnte Justus einen leichten Zweifel über den zukünftigen Unterricht an dieser doch etwas merkwürdigen Schule feststellen. Doch wollte sie sich davon nicht unterkriegen lassen. »Sie werden uns schon nicht den Kopf abreißen, wenn wir mal was falsch machen.«



»Aber es sind ja nicht alle so wie dieser Master Ethan von Eagleshead oder dieser Joselin Ivarius de Bourgogne«, stellte Erik fest.



»Ich bin nur froh, dass Madame Griseldis für uns zuständig ist und nicht dieser Ethan.« Aus Justus Worten war die Erleichterung, dass Madame Griseldis ihre Klassenleiterin würde, herauszuhören.



Mit der Vorstellung der Lehrer neigte sich der erste Tag seinem Ende zu. Für den Anfang war alles reichlich aufregend gewesen. Es folgte noch ein gemeinsames Abendessen, bevor die Schülerinnen und Schüler sich erschöpft auf ihre Zimmer zurückziehen konnten.





Zum Frühstück brummte es in der Aula wie in einem Bienenstock. Neben lauten Rufen waren wie am Vortag noch vereinzelt quietschende Stühle zu hören. Einige der neuen Schüler wurden unsanft daran erinnert, dass sie auf den falschen Plätzen saßen. Unter den Neulingen herrschte jedenfalls große Aufregung.



Alle Schüler hatten sich, wie es hier üblich war, in ihre Kukullen gehüllt, die ein tolles Farbenmeer hervorriefen.



Auf den Emporen tummelten sich die älteren aus den anderen Stufen und standen zum Teil in Gruppen zusammen. Unzählige Augenpaare schauten auf das Treiben im Saal.



Unter ihnen gab es eine kleine Gruppe von Schülern, die sich über die Neulinge lustig machten. Einer von ihnen deutete in Paulines Richtung. Als Martin die Geste bemerkte, stupste er sie an. »Sieh mal, meint der dich?« Pauline schaute zu den älteren Schülern hinauf und merkte, dass der Junge neben ihr gemeint war.



»Du, schau mal da oben, da scheint dich einer zu kennen«, wandte sie sich an ihren Nachbarn und zeigte auf die kleine Gruppe. Der winkte hinauf, als er die Schüler sah und lachte über das ganze Gesicht.



»Kennst du sie?«



»Ja, das ist mein Cousin. Er ist zwei Klassen über uns.«



»Und wer bist du?«, wollte Pauline wissen.



»Ich bin der Joseph. Und der da oben ist Nicolas. Ich bin der Zweite aus unserer Familie hier auf Greifenstein.«



Die meisten Schüler hatten inzwischen Platz genommen und begannen mit dem reichhaltigen Frühstück. Den Neulingen fiel es noch schwer, sich zurechtzufinden.



»Da soll einer durchblicken.« Martin fühlte sich von der Situation überfordert. »Das hält man ja im Kopf nicht aus.« Mit einem Blick hinauf zu den Emporen meinte er zu Justus: »Hast du übrigens schon rausgekriegt, wie die da raufgekommen sind?«



Justus schüttelte den Kopf und zuckte nur mit den Schultern.



»Ist mir doch egal. Ich habe nur einen Riesenhunger. Lasst uns endlich was essen.«



Joseph hatte Martins Frage gehört. »Es gibt verschiedene kleine Temploctore, die zu diesen Emporen führen.« Martin sah ihn verwirrt an. Schon wieder diese Temploctore, die auch der Busfahrer erwähnt hatte.



Justus hatte sich inzwischen ein knuspriges Brötchen gepackt und bestrich es dick mit Marmelade. Alles, was das Herz begehrte, war zum Frühstück aufgefahren worden.



Aber mindestens so eindrucksvoll war die leuchtende Schrift, die unter seinem Teller zu sehen war. Auf dem Tisch vor ihm stand in großen Lettern:



»Guten Morgen, Justus« und darunter war zu lesen: »Wünsche wohl zu speisen!«.



»Nun seht euch das an«, entfuhr es ihm und deutete auf die Zeilen. »Steht bei euch auch so was?«



An den anderen Plätzen prangte derselbe Spruch mit den jeweiligen Namen.



»Das hat jeder von uns auf seinem Platz stehen. Scheint hier nichts Besonderes zu sein«, zeigte sich Pauline unbeeindruckt und schüttete sich dampfenden Kaffee in ihre Tasse.



Die Freunde genossen sichtlich das üppige Frühstück und die gute Übersicht über den gesamten Saal, die sie von ihren Plätzen aus hatten.



Miriams Stuhl, den Pauline zu sich herangezogen hatte, war jedoch noch leer.



»Hast du die andere nicht gesehen?«, fragte Justus und blickte verwundert auf den leeren Stuhl.



»Ich weiß nicht, wo sie steckt. Hab‘ nicht gesehen, wo sie hin ist. Sie liegt bei uns zwei Betten weiter.«



Doch kaum hatte sie es gesagt, kam Miriam schon zielstrebig auf ihren Tisch zu. »Ich musste noch einen geeigneten Platz für meine Geige finden«, sagte sie und ließ sich auf ihrem Platz nieder.



»Du spielst Geige?« Martin sah sie mit großen Augen an. »Super! Kannst uns ja mal was vorspielen.« Dabei grinste er Miriam kess an, so als wäre es schon beschlossene Sache.



Miriam sah ihn nachdenklich mit ihren blauen Augen an. Martin geriet in Verlegenheit. Sein Vorschlag war wohl etwas zu forsch gewesen.



Nach und nach betraten auch die Lehrer durch zwei Seiteneingänge neben der Empore den Saal. Fast unbemerkt war Meister Gregorius auf der Empore erschienen. Mit lauter Stimme bat er um Ruhe.



»Meine lieben Schülerinnen und Schüler«, schallte es durch den Saal. Wieder schien die Stimme von überall herzukommen. »Die neuen Klassen werden heute nach dem Frühstück zunächst die einzelnen Räumlichkeiten des Gebäudes kennen lernen, wie ich gestern schon mitgeteilt habe. Für die anderen geht der Unterricht dort weiter, wo er im letzten Schuljahr geendet hat.«



Die anderen Lehrer saßen inzwischen auf ihren Plätzen, tranken Kaffee oder Tee und ließen sich das Frühstück schmecken. Einige von ihnen blickten interessiert auf die große Schar der neuen Schüler und tuschelten vereinzelt miteinander.



Kurz darauf, das Frühstück neigte sich seinem Ende zu, erhob sich Madame Griseldis. »Ich bitte um kurze Aufmerksamkeit«, richtete sie sich an die Schüler. Auch sie war bis in den letzten Winkel des Saals zu verstehen.



»Wie ihr gestern schon erfahren habt, geht die Klasse Metatron heute zuerst mit mir in die Bibliothek, um dort alles kennen zu lernen, was für die Schüler wichtig ist. Die Klasse Muriel geht zusammen mit Madame Zetha Zethissima nach Interspatium und die Anaelianer haben ihre ersten Stunden in Epistemologium bei Meister Ethan.«



Augenblicklich legte sich bei der Ankündigung eine gespannte Stille über den Saal. Jetzt wurde es Ernst.



»Meine Klasse folgt mir bitte in das Eingangsfoyer.« Während sie noch sprach, hatten die Schüler der höheren Stufen die Emporen bereits verlassen.



Ein großes Geschiebe und Stühlerücken begann. Kurz darauf war Justus‘ Klasse im Foyer der Schule versammelt.



»Ich bin mächtig gespannt auf die Bibliothek. Sie soll Bücher zu allen nur erdenklichen Themen beinhalten«, wandte sich Justus an Erik, während sie sich ihr durch weite, hohe Gänge und breite Treppen näherten.



»Ich habe gehört, dass sie sogar zwei Ebenen haben soll. Und über der oberen Ebene soll eine mächtige gläserne Kuppel thronen«, schaltete sich Pauline ein. »Das hat mir eine Schülerin aus der Raphael-Klasse erzählt. Die sprach auch von verborgenen Räumen und langen Gängen, die nicht auf den ersten Blick zu sehen sind. Diese Bibliothek muss etwas ganz Besonderes zu sein. So klang es jedenfalls.«



Wenig später standen sie vor einer großen zweiflügeligen Holztür, über der sich ein schmuckvolles Schild mit der Aufschrift „Bibliothek“ befand. Rechts und links flankierten zwei unglaublich große Engel den Eingang. Sie schauten auf die Schar der quirligen Schüler herab, als wüssten sie nicht recht, ob sie diese Meute überhaupt einlassen sollten.