Wünsch dich ins Märchen-Wunderland

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Die Sternenprinzessin

Vor langer, langer Zeit … weit weg von unserer Welt und nur schwer zu erreichen, gab es einen Ort in den Sternen. Er war fernab jeglicher Vorstellung. Ein Land, wo die Sterne eigens strahlten und niemals Dunkelheit herrschte. Es war das Land der Träume und Wünsche. Jede Hoffnung konnte sich bewahrheiten und jedes Ding hatte eine Bestimmung und war nicht ohne Grund da.

Zwischen tanzenden Sternen, ganz hoch oben, wohnte ein König, der das Reich regierte. Er regierte voll Liebe und Zuversicht, er war verständnisvoll und sehr weise.

Die Menschen auf der Erde sehnten sich nach dem Licht, welches es doch dort so viel gab. Hier unten konnten sie die Helle nicht verstehen und so verschlossen sich ihre Herzen immer mehr. Ein junger Mann, er war fromm und stets höflich, wollte der Menschheit das Lachen wieder zurückholen. So machte er sich auf den Weg, das Licht zu besorgen und es ins heil’ge Vaterland zu schaffen. Doch wie alle, die dies versuchten, scheiterte auch er.

Ohne Licht in den Händen zurückzukehren, machte dem jungen Mann solche Angst, dass er zornig wurde. Er verfluchte das Königreich der Sterne und hasste es von diesem Tage an abgrundtief. So machte er sich mit dunkler Magie vertraut und nach jahrelangem Üben tötete er schlussendlich den gütigen König und es gelang ihm, alle Sterne am Himmelszelt zu stehlen. Bevor dem König jedoch alles genommen wurde, schickte er seine Tochter in die Welt, zu richten, was er einst geschaffen hatte.

Als der junge Mann und Magier nach Hause kam, die Mutter dachte schon, er hätte mit dem Leben bezahlen müssen, wurde er freudig erwartet. Drei Tage und drei Nächte feierte man und dem jungen Retter wurde großer Wohlstand versprochen. Die Menschen stellten die Sterne bei sich auf und konnten tatsächlich wieder lachen. Aber hatten sie eine Sache vergessen, weshalb ihnen nach und nach das Lächeln vergehen sollte …

Denn wer den Ort der Wünsche und Träume zerstörte, der nahm sich auch die eigene Freude. Doch das konnten die Menschen damals noch nicht wissen und so verblassten die Sterne von Tag zu Tag …

Siebentausend Jahre später, die Menschen wussten schon lange nichts mehr von dem Geschehenen, lebte ein Mädchen auf dieser Welt. Seit vielen, vielen Jahren herrschte dort nun schon Dunkelheit. Kein Mensch konnte sich mehr an den letzten Lichtstrahl erinnern. Doch schlimmer als die Finsternis war nur die Trauer … die Trauer der Frauen und Männer, Mütter und Väter, Großmütter und Großväter. Die Kinder auf dieser Welt litten jedoch am meisten. Keiner lehrte sie das Wünschen und so etwas wie Träume kannten sie nicht. Die Welt war trist und grau.

Das Mädchen war anders. Es erkannte das Gute und das Böse im Menschen. Es wusste, was falsch und was richtig war, und traf es eine aufrichtige Seele, so sah es ein Leuchten in deren Augen. Das Mädchen war ein Waisenkind. In dem Haus, in dem es aufwuchs, herrschten strenge Regeln – kein Lachen oder Kichern, dafür aber viele kraftraubende Hausarbeiten. Das Kind jedoch war immerzu freundlich zu Mensch und Tier, sodass jedermann es gernhaben müsste. Doch war dies nicht so. Die Kinder im Waisenhaus hänselten es ständig und auch die Erwachsenen, die es traf, hielten nicht viel von ihm. Da das Kind obendrein noch so klein und zierlich wie eine Puppe war, nannte man sie nur noch das Dollchen.

„Was stehst du schon wieder vorm Fenster, Dollchen? In fünf Minuten ist Schlafenszeit, mach dich fürs Bett bereit!“, so sprach die Frau vom Waisenhaus.

Das Mädchen antwortete nur: „Der Himmel ist so weit und groß. Wie kann er da so leer sein? Ich glaube, ihm fehlt etwas.“

„Unfug!“, rief da die Frau. „Jetzt mach, dass du ins Bett kommst!“ Zornig verließ sie den Raum und das Dollchen war wieder allein.

Bevor sie sich schlafen legte, erhaschte sie noch einen kurzen Blick auf die schwarze Nacht. Sie sah etwas Kleines, Leuchtendes aufblitzen, doch sie glaubte, es sich eingebildet zu haben, und so schlief seelenruhig ein.

Am nächsten Tage stürmte es und da niemand das Haus verlassen wollte, um die Arbeit zu erledigen, musste Dollchen das tun. Durch Eiseskälte und starken Sturm lief das Mädchen zum Buchbinder. Als sie mit schlotternden Knien vor seiner Tür stand, winkte der alte Mann sie herein. Das Kind mochte den Buchbinder, denn er war warmherzig und weise. Sie kannte keinen sonst, der so aufrichtig zu ihr ist. Der Mann stellte ihr einen wärmenden Tee hin und begann zu erzählen, wie immer, wenn das Dollchen ihn besuchen kam. Diesmal hatte er eine ganz besondere Geschichte für sie dabei. Eine Geschichte, die nicht zufällig ausgewählt wurde. Er erzählte vom Königreich der Sterne und von dem Mann, der der Welt mehr Licht schenken wollte. Er sprach davon, wie dieser Mann böse wurde, sich zum Magier machte und welche Grausamkeiten er vollbracht hatte. Dann sagte er:

Die Sterne wurden vom Himmel geklaut,

man stellte sie auf Erden auf

zu erleuchten die Dunkelheit.

Das Leuchten verschwand so mit der Zeit,

denn König tot auf Ewigkeit?

Kein Wünschen und kein Hoffen mehr.

Er schaute dem Dollchen tief in die Augen.

Ein Mädchen fromm und heiter

führt die Geschichte weiter.

So soll es gehen über sieben Brücken

und finden wird es die letzten Stücke,

soll zum Leuchten sie wieder bringen.

Lange redete der Buchbinder auf sie ein, sie sei das Kind aus der Geschichte und sie soll sich auf den Weg machen, das Sternenreich zu retten.

Das Dollchen glaubte nicht, dass sie es sein konnte. Doch sie wollte den alten Mann nicht kränken und schloss deshalb all ihren Mut zusammen, begab sich auf den Weg, die Sterne zu finden. Der Buchbinder aber wurde von diesem Tag an nie wieder gesehen …

Die Sachen gepackt und den Beutel auf dem Rücken, machte sich das kleine Mädchen auf ins Unbekannte. Nach einer Weile erkannte Dollchen das kleine Leuchten von letzter Nacht wieder. Dieses Mal konnte sie es sich nicht eingebildet haben, denn inmitten des schwarzen Himmels war die kleine Helle deutlich zu sehen und sie begleitete das Kind Tag und Nacht auf dem langen Weg.

Als der erste Tag nun fast vorüber war, sah sie in der Ferne auch schon die erste Brücke. Mit Glück erfüllt, erlaubte sie sich eine kleine Pause und schlief etwas. Träumen konnte sie nicht, denn noch war das Reich der Sterne nicht befreit. So wie das Dollchen erwachte, bemerkte sie, dass ihre Jacke verschwunden war. Verzweifelt sah sich das Mädchen um. Hinter ihr stand ein kleiner Junge, eingehüllt in ihre Jacke, frierend. Er musste ihr nicht erzählen, dass er hier auf der Brücke lebt und ganz einsam war, denn das Dollchen sah ihn liebevoll an und überreichte ihm auch noch ihre Mütze, als sie sah, wie er zitterte.

„Was machst du denn hier?“, fragte der kleine Junge verdutzt.

„Ich werde das Sternenreich retten, damit der alte Buchbinder wieder glücklich wird“, sagte da das Dollchen nur. Und ohne darüber zu reden, folgte ihr der Junge auf dem weiteren Wege.

Die zweite Brücke lag nicht weit entfernt. Bevor die Kinder sie erreichen konnten, kam ein älterer Bettler auf die beiden zu. „Nur etwas Geld, ich habe doch sonst nichts zum Leben.“ Da das Dollchen das Leid des Mannes nicht ertragen konnte, packte sie all ihre Goldtaler aus und überreichte ihm diese mit den Worten: „Ich bin auf großer Reise, du brauchst sie mehr als ich.“

Der Mann war so gerührt von ihr, dass er den Kindern, ohne eine andere Frage zu stellen, folgte. Dem Dollchen könnte schließlich etwas zustoßen und er wollte sie dann schützen können. Zu dritt setzten sie ihre Reise fort.

Auch die dritte Brücke war kaum ein Hindernis. Nur eine junge Mutter saß am Straßenrand, gerade hatte sie ihr Kind verloren. Als das Dollchen das sah, trennte sie sich kurz von ihren Mitreisenden und ging zu der Frau. „Wir finden das Sternenreich und dann wirst du deine Tochter wiedersehen können, das will ich versprechen“, so sprach das Mädchen zu ihr und obwohl die Frau doch eigentlich in tiefster Trauer war, vertraute sie dem Dollchen und begleitete sie.

So ging es weiter durch Berge und Täler, durch Menschenmassen und Totenstille. Das Dollchen, der kleine Junge, der alte Bettler und die junge Mutter, alle waren sie noch mit dabei. Langsam gingen ihnen die Kräfte aus und als sie endlich die vierte Brücke erreichten, legten sie eine lange Pause ein.

Während sie schliefen, kam eine Räuberbande, die ihnen alles nahm, was sie noch besaßen. Wieder erwacht, war die Trauer riesig und man konnte ihre Wut noch bis ins nächste Dorf brodeln hören. Das Dollchen aber setzte sich in ihrem zerfetzten Unterhemd auf und begann zu reden. Sie erzählte eine Geschichte, welche der Buchbinder sie einmal gelehrt hatte. Danach standen sie alle auf und gingen weiter. Niemand stellte eine Frage und keiner hatte nun mehr Bedenken.

Über die Hälfte des Weges war geschafft und nun lagen noch drei weitere Brücken vor ihnen. Als sie die fünfte Brücke fast überschritten hatten, schrie die junge Mutter auf. Eine unsichtbare Wand trennte sie vom Rest. Für alle anderen unsichtbar, konnte die Frau als Einzige nicht hindurchschreiten. Sie musste bitterlich weinen, als sie verstand, dass es für sie ab hier nicht weiterging. Und weil das Dollchen nichts mehr hatte, was die Frau hätte trösten können, versprach sie ihr, zurückzukommen. Mit Schmerz im Herzen gingen sie weiter. Um ihr Leid wegzuwünschen, sah das Dollchen zu dem kleinen leuchtenden Punkt am Himmel, welcher sie immer noch verfolgte. Die anderen beiden konnten den Stern nicht sehen, ihre Herzen waren zu verschlossen. Und außerdem galt er sowieso nur dem Mädchen.

 

Die Leute, an denen sie vorbeikamen, schauten sie mit Abscheu an. Sie sahen ja auch aus wie Lumpenpack. Alle nur leicht bekleidet und sehr abgemagert. Die Haare nicht gekämmt und die Zähne nicht geputzt. Wie auch?

Die sechste Brücke war nur schwer zu erreichen. Ausgehungert kamen sie am sechsten Abend endlich an. Die Nacht brachte in der Gegend, wo sie sich nun befanden, eine solche Finsternis mit sich, dass man sich untereinander nicht mehr erkennen konnte. Auf halber Brücke hören die Kinder eine Stimme.

„Ich kann nicht weiter, ich stecke fest. Geht und bringt der Welt Segen“, sagte der alte Mann.

Kurz darauf hörte man drei Münzen auf den Boden fallen und als das Dollchen danach suchte, waren es die Taler, welche sie ihm gegeben hatte. „Für euer Glück“, so rief der Bettler und somit hatte er in dieser Nacht mehr gesprochen als in den letzten zwölf Jahren seiner Einsamkeit. Etwas traurig, jedoch nicht hoffnungslos gingen die Kinder weiter und als die völlige Finsternis etwas verschwand, bekam nun auch das Dollchen Sorge. Sie war nicht dumm und wusste, was die letzte Brücke von ihr verlangen würde. Doch um den Jungen nicht zu entmutigen, behielt sie es für sich.

Wie erwartet, brachte die siebte Brücke viel Schmerz mit sich. Das Dollchen ergriff die Hand des kleinen Buben und als beide die Mitte erreicht hatten, wurden sie getrennt. Der Junge verstand nicht und begann zu weinen. Immer wieder schmiss er sich gegen die unsichtbare Wand, wollte sie durchbrechen, so lieb hatte er das Dollchen in der kurzen Zeit gewonnen. Sie pflückte eine Blume auf ihrer Seite und überreichte sie ihm zum Dank für alles.

„Wenn ich die Aufgabe des Buchbinders erfüllt habe, werde ich dich wiederfinden.“ Und so vertraute der Junge ihr und blieb zurück. Dies war der schmerzhafteste Abschied für das Mädchen.

Dollchens Bedenken, wie es weitergehen sollte, verflogen schnell. Denn als sie die letzte Brücke überquert hatte, kam das kleine Leuchten vom Himmel hinunter und führte sie.

Nach einem langen Fußmarsch hatte sie ihr Ziel endlich erreicht. Der siebte Tag war noch nicht ganz vergangen und die Welt war noch recht gut zu erkennen. Vor ihr lagen drei große Steine. Nein, sie waren nicht groß, sondern riesig. Fragend sah das Dollchen ihr Licht an und hoffte, es würde ihr den weiteren Weg weisen. Der klitzekleine Stern jedoch schwebte wieder zum Himmel hinauf, denn sie war schon längst angekommen.

„Wo sind die Sterne?“, so rief sie in die Stille hinein, wusste jedoch selbst nicht, was Sterne sind. Niemand antwortete. Sie ging zu den drei Steinen und ließ sich enttäuscht auf den Boden sinken, so niedergeschlagen war sie.

„All das war nur ein Reinfall? Die Sterne gibt es nicht und der Buchbinder erzählte mir Unsinn? Wo bin ich hier? Wie kam ich hierher? Abgemagert und nackt, doch erreicht habe ich nichts?“ Und kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, so verschwand ihr kleiner Begleiter am Himmel und es wurde dunkel, denn sie hatte ihren Glauben verloren und war nun wie alle anderen auch.

Sie wollte nichts mehr. Nicht essen, nicht schlafen, nicht bleiben, doch erst recht nicht gehen. Sie wollte überhaupt nichts mehr. Die ganze Nacht über weinte sie so bitterlich, dass selbst die Kinder in ihrem alten Waisenhaus glaubten, es zu hören. Plötzlich war da eine Stimme, die zu ihr sprach, und so unterbrach sie ihr Schluchzen.

Kind! So bin ich doch hier,

denn du hast mich gefunden.

Nun bleibe ich bei dir.

War jahrelang verschwunden …

Es war die Stimme ihres lieblichen Vaters, noch nie zuvor hatte sie diese gehört und doch wusste sie, dass es seine ist. Der Stern am Himmel fand sein kleines Leuchten wieder. Und erneut hörte man:

Mein liebes Kind!

Gutmütig zu jedermann,

so stolz bin ich auf dich.

Drum Sterne fangt zu Leuchten an!

Der König rechtmäßig – bin ich!

Ein strahlendes Leuchten erhellte die Dunkelheit. Heller als alles, was das Mädchen sich je hätte denken können. Die Steine hinter ihr, die doch in Wahrheit tote Sterne waren, begannen sich zu bewegen. Es war, als hätte jemand den Himmel neu geformt. Tausend Lichter erschienen in der finsteren Nacht und das Königreich der Sterne konnte wieder neu wachsen. Das Dollchen löste sich auf, doch sie starb nicht, sondern zog zu ihrem rechtmäßigen Vater ins Sternenreich, wo sie als Sternenprinzessin noch lange regieren sollte.

Als am nächsten Tage die Leute erwachten, so war die Welt voll Licht erfüllt. Das erste Mal seit Tausenden von Jahren hörte man die Menschen wieder lachen, man sah die Kinder wieder träumen und Wünsche konnten sich wieder erfüllen. Denn jeder Stern nahm seine Aufgabe ernst und kümmerte sich liebevoll um seinen Menschen. Nur ein kleiner Junge bekam seine Träume nicht von den Sternen erfüllt, denn um ihn sorgte sich die Sternenprinzessin selbst. Als Dank für seine Hilfe machte sie jeden seiner Träume wahr. Das Dollchen wurde auf Erden nicht vermisst, denn kaum einer kannte sie und trotzdem hatte sie durch ihre Gutherzigkeit die ganze Welt befreit.

Einige Jahre, nachdem die völlige Dunkelheit verschwunden war, bekam eine nun schon ältere Frau erneut ein Kind. Es war so warmherzig und aufrichtig, dass es die Mutter sehr an das kleine Mädchen von damals erinnerte. Und so taufte sie es Dollchen.

Und wenn sie nicht gestorben ist, so lebt sie auch noch heute in unseren Herzen und bringt uns Freude und Hoffnung. Sie sorgt dafür, dass jeder Stern unser Wünschen und Träumen erhört.

Clara Schnedermann ist 16 Jahre alt und lebt in Tanna. Sie ist Schülerin der 10. Klasse, ihr Lieblingsfach ist Deutsch.

*

Der Wunschstern

Es war einmal ein armer Bauer, der hatte eine Tochter. Sie war ein gütiges und hart arbeitendes Mädchen, dass seinen Eltern stets half. Eines Tages schickte der Bauer seine Tochter in den Wald, um Feuerholz zu sammeln. Bevor sie losging, gab ihre Mutter ihr ein Stück von ihrem letzten Laib Brot. „Passt gut darauf. Das ist dein Mittagessen“, sagte sie. „Sonst musst du den Rest des Tages hungern.“

„Das werde ich“, antwortete die Tochter und ging los.

Der Wald war nicht weit von ihrem Zuhause entfernt. Den ganzen Morgen sammelte sie fleißig Holz und gelangte dabei immer tiefer in den Wald hinein.

Als es Mittag wurde, setzte sie sich an das Ufer des Baches, der durch den Wald lief. Dort wollte sie ihr Brot essen, aber sie konnte etwas im Bach sehen. Ein Fuchs trieb im Wasser. Verzweifelt versuchte das Tier, sich über Wasser zu halten. Das Mädchen sprang in den Bach und rettete ihn. Es nahm Blätter von dem um sie herumstehenden Gestrüpp und rubbelte den Fuchs damit trocken. Dabei fiel ihr auf, wie ausgehungert er war. Er tat ihr so leid, dass sie ihm ihr Stück Brot gab. „Nimm, kleiner Fuchs, du brauchst das mehr als ich“, sagte es.

Als er das Brot aufgegessen hatte, verwandelte sich der Fuchs. Auf einmal saß vor dem Mädchen eine Frau mit feuerrotem Haar. Sie erzählte ihr, dass sie von einer bösen Hexe verwünscht worden war und nur ein Akt wahrer Nächstenliebe sie erlösen konnte. Um sich bei dem Mädchen zu bedanken, riet sie ihr Folgendes: „Komm heute Nacht wieder in den Wald und ich werde dir einen Wunsch erfüllen.“

Auf dem Nachhauseweg dachte das Mädchen darüber nach, was es sich wünschen könnte. Kleider aus feinstem Samt, Schmuck oder ein feines Festmahl. Dann musste es an seine Eltern denken, die ihm schon so viel gegeben hatten, obwohl sie selbst nichts hatten. Es würde sich etwas wünschen, was ihnen allen zugutekommen würde.

Zu Hause erzählte es ihren Eltern nichts von dem, was sie erlebt hatte. So konnte es sie überraschen und sie wären nicht enttäuscht, falls das Kind doch mit leeren Händen zurückkommen würde.

Als es Abend wurde und ihre Eltern schlafen gegangen waren, schlich sich das Mädchen aus dem Haus. Die Frau mit dem feuerroten Haar wartete bereits vor dem Wald auf sie. Sie führte das Mädchen einen fremden Weg entlang. Es war so dunkel und kalt, dass das Mädchen Angst bekam. Es wollte schon nach Hause laufen, da sagte die Frau: „Habe keine Angst. Deine Güte und dein Mut werden belohnt werden.“ Die Frau sprach in einem solch beruhigenden Ton, dass das Mädchen all seine Angst verlor.

Sie kamen zu einer Lichtung, die durch das Mondlicht erleuchtet wurde. Die Frau zeigte hoch in den Nachthimmel. Ein großer Stern, der viel heller als alle anderen Sterne schien, sah auf sie hinab. „Sprich deinen Wunsch zu diesem Stern und er wird ihn dir erfüllen“, sagte die Frau.

Das Mädchen gehorchte ihr. Es sah hoch zum Stern und sprach: „Lieber Stern, bitte gib mir so viel Geld, dass meine Eltern und ich uns nie wieder Sorgen machen müssen.“ Nachdem das Mädchen seinen Wunsch geäußert hatte, fiel ein Sack vom Himmel, der sich von alleine öffnete und sich komplett mit Goldmünzen füllte. Nachdem der Wunsch erfüllt war, verschwand der Stern vom Himmel. Überraschenderweise stellte das Mädchen fest, dass der Sack federleicht war, als sie ihn hochhob.

Die Frau führte es wieder von der Lichtung und warnte es: „Du darfst dich erst wieder umdrehen, wenn du aus dem Wald bist. Sonst wird der Sack mit den Münzen verschwinden.“

„Das werde ich“, antwortete das Mädchen und machte sich auf den Rückweg. Zunächst kam es auch gut voran. Es ging, ohne nur einen Gedanken ans Umdrehen zu verlieren, den Weg zurück. Als es aber die halbe Strecke hinter sich gebracht hatte, blieb es plötzlich stehen. Eine wunderschöne Melodie war auf einmal zu hören, die von ebenso schönem Gesang begleitet wurde.

„Dreh dich um, Bauerstochter. Wir können dir so viel mehr geben. Die schönsten Kleider, den teuersten Schmuck und alles andere, was dein Herz begehrt“, sangen die Stimmen.

Für einen Moment überlegte das Mädchen. Doch die Worte der Frau kamen ihr wieder in den Sinn. Wenn es sich jetzt seiner Neugier hingab, würde es alles verlieren. Ohne noch einmal stehen zu bleiben, lief das Mädchen weiter. Erst als es aus dem Wald heraus war, blieb es wieder stehen.

Die Nacht war vorbei. Alle Sterne waren vom Himmel verschwunden und die Sonne ging bereits auf. Der Sack mit den vielen Goldmünzen war immer noch da.

Bevor es sich auf den Heimweg machte, drehte es sich um und schaute den Wald noch einmal an. Die großen dunklen Bäume wippten friedlichen in der morgendlichen Brise. Kein Gesang. Nur das Zwitschern der frühen Vögel. Es war alles wie an einem ganz normalen Morgen.

Als das Mädchen zu Hause ankam, warteten ihre Eltern bereits. Sie hatten sich große Sorgen gemacht, da sie nur ein leeres Bett vorgefunden hatten.

Das Mädchen erzählten seinen Eltern von alledem, was es erlebt hatte. Natürlich freuten sie sich über das viele Geld, aber am meisten freuten sie sich darüber, dass ihre Tochter heil zurückgekehrt war. Die drei lebten noch lange glücklich bis an ihr Lebensende.

Lina Sommerfeld, 1996 geboren, studiert zurzeit in Saarbrücken. Sie schreibt schon seit der Grundschule eigene Geschichten.