Wünsch dich ins Märchen-Wunderland

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Herz aus Gold

Es war einmal ein armes Mädchen, das lebte mit seiner Mutter im Wald. Sie wohnten in einer schiefen Hütte, die aus einem einzigen Kämmerlein bestand. Darin befanden sich ein schmales Bett, zwei klapprige Stühle an einem Tisch sowie ein kleines Schränkchen und ein vom Ruß geschwärzter Ofen. Zu essen gab es das wenige, was der Wald ihnen schenkte. Und auch wenn das Leben allein im Wald beschwerlich war, das Mädchen liebte den Wald und das friedliche Leben darin.

Nun begab es sich in einer eiskalten Winternacht, dass es an der Türe der Hütte klopfte und eine heißere Stimme rief: „Lasst mich herein, ich erfriere.“

Mutter und Tochter schreckten aus dem Schlaf auf. Da klopfte es erneut. „Lasst mich herein, ich erfriere.“

„Was, wenn’s ein Unhold ist?“, flüsterte die Mutter mit schreckgeweiteten Augen. Ihre Worte schwebten unheilvoll in der Kammer.

Da klopfte es zum dritten Mal. „Lasst mich herein, ich erfriere.“

„Was, wenn jemand unsere Hilfe braucht?“ Schnell huschte das Mädchen aus dem Bette und öffnete die Türe.

Draußen im Schnee stand zitternd ein altes Mütterchen mit einem Korb voll Reisig auf dem krummen Rücken. „Bitte, lass mich herein. Ich habe mich im Wald verirrt und es ist so bitterkalt.“

„Komm nur herein, gute Frau. Hier sollst du dich wärmen und die Nacht verbringen. Leg dich ins warme Bett und wärme deine Knochen auf.“

Die Alte tat, wie ihr geheißen. Das Mädchen selbst schlief auf einem der Stühle. Am nächsten Morgen schürte es früh den Ofen, damit es die Alte recht warm habe. Während des Frühstücks ließ es die Alte auf seinem Stuhl sitzen, während es selbst auf dem Boden saß.

Das Mädchen bot an, das Mütterchen in die Stadt zu bringen, und so machten sich die beiden auf den Weg. Dieser war lang und beschwerlich. Doch das Mädchen beschwerte sich nicht und trug sogar den Korb der Alten auf seinem Rücken. Die Sonne war weit vorangeschritten, als die beiden die Stadt erreichten.

„Mein liebes Mädchen, dein Herz ist am rechten Fleck. Zur Belohnung schenke ich dir diesen Haselnusszweig.“ Die Alte reichte dem Mädchen einen knorrigen Zweig, an dem drei prächtige Haselnüsse hingen.

„Wenn du eine Nuss vom Zweige brichst, sprich einen Wunsch und er wird sich erfüllen.“ Mit diesen Worten machte die Alte sich davon und das Mädchen beeilte sich, zu seiner Mutter zurückzukehren. Haselnüsse waren der Mutter das Liebste und so schenkte es seiner Mutter den Zweig und sprach auch die Worte der Alten dazu.

Die Mutter hatte ihre Freude an den Nüssen. Und auch wenn sie nicht an die Worte der Alten glaubte, wollte sie doch einen Wunsch sprechen für jede Haselnuss, die sie vom Zweige brach. Da sie ihre Tochter über alles liebte und sich schon lange einen Mann für diese wünschte, sprach sie bei der ersten Nuss: „Statt des alten roten Kleides soll meine Tochter in teuerstem Samt gekleidet sein.“

Bei der zweiten sprach sie: „Das braune Haar meiner Tochter soll sich in reines Gold verwandeln, das ihr wie ihr echtes Haar das Gesicht einrahmt.“

Und bei der letzten Nuss sprach sie: „Meine Tochter hat wunderschöne blaue Augen, die glitzern wie Saphire. Ich wünsche mir, dass echte Saphire ihren Platz einnehmen, die jeden bezaubern, der sie erblickt.“

Kaum dass die Mutter ihre Wünsche gesprochen hatte, war das Mädchen in teuerem Samt gekleidet, sein Haar hatte sich in Gold und seine Augen in zwei funkelnde blaue Saphire verwandelt. Das Mädchen erschrak: „Mutter, was hast du getan?“

„Kind, es wird Zeit, dass du einen Mann findest. Geh nur in die Stadt hinein, so wird sich ein Mann für dich finden lassen.“

Auch wenn das Mädchen nicht den Wunsch hegte, einen Mann zu finden, so wollte die Tochter doch der Mutter gehorchen und machte sich schweren Herzens früh am nächsten Morgen auf den Weg.

Wie es durch den Wald schritt, verstellte sich ihr plötzlich ein Zwerg den Weg. „Mädchen, wie dein Haar glänzt und strahlt. Als trügest du Gold anstelle von Haar.“

Das Mädchen antwortet ehrlich: „Mein lieber Zwerg, tatsächlich habe ich Haare aus Gold.“

Kaum dass der Zwerg dies hörte, glühte die Habgier in seinen Augen, denn es liegt in der Natur der Zwerge, dass sie nichts so sehr begehren wie Gold. Und so sprang der Zwerg auf das Mädchen zu und riss und zerrte an seinen Haaren. Das Mädchen schrie und versuchte, den Zwerg zu fassen, doch dieser war flink, riss ihr die goldenen Haare vom Kopf und verschwand.

Wie elend war dem Mädchen zumute. „Ach, hätte Mutter mir mein schönes braunes Haar gelassen, dann wäre mir solcher Kummer erspart geblieben“, dachte es. Dennoch machte es sich gehorsam auf in die Stadt. Die Sonne stieg indes immer höher hinauf. Wie es funkelte und glitzerte, wenn einer der Sonnenstrahlen die Augen des Mädchens traf. Angelockt von diesem Lichterspiel flogen ein paar Vögel heran. Sie legten ihre Köpfe schief und stierten die funkelnden Saphire an. Wie von der Mutter gewünscht, bezauberten die Steine selbst die Vögel. Und so flogen sie mit einem Mal hinab und pickten dem Mädchen die Augen aus.

„Ach, hätte Mutter mir meine alten Augen gelassen, dann wäre mir solcher Kummer erspart geblieben“, dachte es. „Nun bin ich blind und finde nicht mehr aus dem Wald heraus.“ Doch so verzweifelt das Mädchen auch war, es wollte das Beste aus seiner Lage machen und so irrte es durch den Wald in der Hoffnung auf Hilfe.

Nach Stunden endlich hörte es Stimmen. Tatsächlich hatte es die Stadt fast erreicht und zwei Bauersfrauen kreuzten vor der Stadtmauer seinen Weg. „Schau nur“, sprach die eine, „keine Haare und keine Augen hat das Ding, aber sieh ihr Gewand! Wie edel und fein.“

So gut das Herz des Mädchens war, so schlecht war das der Bäuerinnen und so lockten sie das Mädchen an den Straßenrand und raubten ihm die Kleidung vom Leib. Eine der beiden, in deren Herz noch ein wenig Mitleid steckte, ließ ihm eine zerschlissene Decke zurück, mit der sich das Mädchen bedecken konnte.

„Ach, hätte Mutter mir mein altes Kleid gelassen, dann wäre mir solcher Kummer erspart geblieben. Nun muss ich bitterlich frieren.“

Und so saß das Mädchen frierend vor den Mauern der Stadt, eingehüllt in eine Decke, ohne Augen, ohne Haar und vom Glück verlassen, wie es schien. Der Sternenhimmel senkte sich herab und das Mädchen spürte die Kälte der Winternacht.

„Mädchen, bist du es?“ Es war die Stimme des alten Mütterchens.

„Liebes Mütterchen, verzeih, dass ich dein Geschenk nicht besser zu nutzen wusste.“

„Sprich, was ist dir widerfahren?“

Und es erzählte der Alten die ganze Geschichte.

Die Alte sah das Mädchen lange an und sprach schließlich. „Es ist nicht deine Schuld, sondern die deiner Mutter.“

„Ach, bitte, sag das nicht. Meine Mutter tat es aus Liebe und wusste es nicht besser.“

Die Alte überlegte.

„Du magst recht haben. Dann tragen die Schuld daran der Zwerg, die Vögel und die Bauernmägde.“

„Ach, liebe Alte, der Zwerg und die Vögel handelten, wie sie handeln mussten. Welchen Vorwurf kann ich ihnen machen? Und wer weiß, was den Frauen widerfahren ist, das sie hat grausam werden lassen.“

Wieder überlegte die Alte.

„Mein liebes Kind, du hast ein Herz aus Gold. Ich kann nicht dulden, dass dir ein solches Unglück widerfährt. Ich will dir abermals ein Geschenk machen.“ Da rief die Alte fremde und kehlige Laute zum Himmel empor. Einer der Sterne wurde größer und größer und seine Strahlen senkten sich auf das Mädchen hinab und gossen es in silbriges Licht. Und da stand es in seinem alten roten Kleid, mit seinem braunen Haar und seinen blauen Augen. „Folge dem Stern, mein Kind. Er wird dich nach Hause leiten.“

Und so kehrte das Mädchen nach Hause zurück und dort im Wald lebte es ohne Mann glücklich bis an sein Ende.

Kerstin Jauer

*

Februar

Der Schnee fällt aus den Wolken

Ich stehe draußen in warmen Socken

Es ist Nacht und das Schweigen ist da

Der Wald ist dunkel und die Tiere schlafen

Ich laufe durch den Schnee, sehe die Sterne

Februar ist mein Leben, mein Herz und meine Seele.

Josefina González Edelhof, 3. Klasse.

*

Das Mädchen auf dem Stern

Noch eine Woche bis zum Vollmond. Es war der Monat Februar. In Glücksstadt hatte es den ganzen Tag geregnet. Die kleine Aylin sah verträumt aus dem Fenster und schaute den Regentropfen zu. Sie war gerade einmal neun Jahre alt. Ihre langen roten Haare hatte sie zu einem Zopf zusammengebunden. Auf der Nase hatte sie kleine süße Sommersprossen. Die Augen hatten ein wunderschönes Grün. Sie war ein sehr schlaues Mädchen. Viele Menschen im Ort aber belächelten sie, nur weil sie den Wunsch hatte, einmal auf dem schönsten Stern am Himmel zu sein. Aylin glaubte daran, dass der Stern mit ihr reden könne.

Die Woche verging und der Mond wurde immer runder. Am Abend des Vollmondes leuchtete der Stern immer am hellsten. Das lag daran, weil er vom Mond angestrahlt wurde. Sie konnte sehen, dass ein Zacken vom Stern fehlte.

„Mama, ich gehe mit meinem Fernglas nach draußen und schaue mir den Stern an“, sagte Aylin.

„Ja, ist gut!“, erwiderte ihre Mama.

Aylin schnappte sich ihr Fernglas und den Fotoapparat und lief schnell nach draußen. Mit dem Fernglas konnte sie erkennen, dass dem Stern immer noch ein Zacken fehlte. Das konnte aber nicht sein. Eigentlich hätte der Stern alle haben müssen.

 

„Stern, warum fehlt dir ein Zacken?“, fragte Aylin.

Der Stern schaute sie mit traurigen Augen an. „Ich habe ein Stück verloren. Es flog ein Himmelskörper an mir vorbei und streifte mich. Dabei brach ein Stück ab.“ Der Stern war so traurig, dass Tränen kullerten und auf die Erde fielen. Dabei krachte es ganz laut und die Bewohner von Glücksstadt erschraken. Sie dachten, es sei ein Erdbeben, und kamen aus ihren Häusern.

Aylin sagte zu dem Stern: „Wenn ich zu dir nach oben kommen könnte, würde ich dir helfen.“

Der Stern nickte.

„Warte, ich muss erst was holen, damit wir deinen Zacken machen können.“ Aylin lief nach drinnen und holte einen großen Eimer mit Knete. Allerdings war diese weiß, sie musste aber gelb sein. „Mama, ich brauche gelbe Knete, meine ist weiß. Dem Stern fehlt ein Zacken und ich möchte ihm helfen, dass er wieder alle hat und leuchten kann.“

„Aber Kind, das geht doch gar nicht. Du kannst nicht einfach so auf den Stern“, sagte Mama.

„Doch, Mama, ich kann und ich habe auch mit dem Stern gesprochen. Er würde sich sehr freuen, wenn ich ihm helfe!“

„Du bist eine Träumerin, Aylin.“

„Aber, Mama, so glaube mir. Ich werde es beweisen!“

„Na gut, ich will dir mal glauben. Gib mir mal deinen Eimer und wir färben mit Lebensmittelfarbe die Knete so lange, bis sie gelb ist.“ Mama gab die ganze Farbe in die Masse und beide kneteten kräftig, bis sie überall gelb war.

Aylin schnappte sich den Eimer und lief mit Mama nach draußen. Mama hielt den Fotoapparat in der Hand und wollte alles aufnehmen.

„Hallo, Stern, holst du mich jetzt nach oben?“, fragte Aylin.

„Oh, hast du was gefunden?“, fragte der Stern.

„Ja, jetzt kann ich dir helfen!“

Der Stern streckte seine langen Arme aus und Aylin setzte sich auf seine Hände. Sie waren groß genug, denn der Stern konnte seine Arme und Hände so groß machen, wie er es wollte.

Die Glücksstädter konnten alles vom Erdboden aus beobachten. Sie kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wie war es möglich, dass ein Stern reden konnte und zudem auch noch so lange Arme hatte? Für die Leute ging es nicht mit rechten Dingen zu. Sie glaubten an Zauberei, wie sonst wäre so etwas möglich.

Aylin war oben auf dem Stern angekommen und fragte ihn: „Wo fehlt denn der Zacken?“

„Du musst nach rechts gehen.“

„Ah, jetzt sehe ich es.“ Sie holte die Knete aus dem Eimer und begann, zu formen. Das war gar nicht so einfach, da es eine sehr große Zacke war. Nach einer halben Stunde war sie fertig.

Der Stern war begeistert. „Danke, Aylin. Das werde ich dir nie vergessen. Und wenn du mich besuchen möchtest, darfst du das jederzeit. Einmal im Monat werde ich am Himmel so hell leuchten, dass du mich sehen kannst. Dann rufst du mich einfach. Ich werde dann wieder meine langen Arme ausstrecken und dich zu mir holen“, lächelte der Stern.

„Ich habe das wirklich gerne getan und du hast mir meinen größten Wunsch erfüllt. Ich wollte zu gerne einmal bei dir sein. Danke, lieber Stern. Nun wird es aber Zeit für mich. Meine Mama wartet sicher auch schon auf mich.“

Der Stern ließ Aylin auf seinen Händen Platz nehmen und hob sie wieder vorsichtig nach unten. Die Leute liefen sofort zu ihr und stellten unzählige Fragen. Sogar ein Fernsehteam war schon vor Ort gekommen. Aylin hatte nicht viel zu erzählen und wollte es auch nicht. Zu oft hatten sie die Leute belächelt. Aber nun war der Zeitpunkt gekommen, dass sie es allen beweisen konnte.

Sie sagte nur: „Jetzt habt ihr es gesehen. Nur wer viel Fantasie besitzt und versucht, seine Träume zu verwirklichen, wird sie vielleicht eines Tages erleben!“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Aylin und ging mit ihrer Mutter nach Hause.

Andrea Fejza

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März


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Das Lächeln

Es war einmal, und so fangen doch alle guten Geschichten an, ein kleines Lächeln. Es war ein lustiges, kleines Lächeln. Nicht zu klein und nicht zu groß. Genau passend, würde man sagen, für dieses Kind mit Namen Romea.

Manchmal wusste Romea gar nicht, warum sie lächelte. Das Lächeln kam einfach daher – man könnte sagen, es war ein sehr eigenwilliges Lächeln. Wenn es neugierig war, konnte man es kaum bremsen, und Sätze wie: „Das gehört sich nicht für ein kleines Lächeln“, hat noch nie das Lächeln abhalten können, all die Dinge zu tun, die man halt als kleines Lächeln zu tun hat.

Wenn die Mama von Romea traurig war, konnte Romeas Lächeln sie trösten. Dann machten sie eine Party, das Lächeln von Romea und das Lachen der Mama. Sie tanzten zusammen durch den ganzen Raum und schaukelten in den Gardinen.

Aber eines Morgens wurde Romea wach, und sie wusste, dass irgendetwas anders war. Sie konnte machen, was sie wollte, die Mama ihr die schönsten Witze erzählen, ihre Schwester sie an den empfindlichsten Stellen kitzeln – Romea blieb ernst. Kein Lächeln, nicht einmal ein Schmunzeln. Wo steckte es nur, dieses Lächeln? Eine dicke Träne rollte bereits die Wange hinunter, und weil es eben so traurig war, so unendlich traurig, kullerten gleich die Tränen der Mama mit durch den Raum.

Eigentlich hätte man damit Murmeln spielen können, aber das Lächeln fehlte, und somit hatte keiner Lust, die Schönheit einer Träne zu entdecken.

Was geschehen war, fragt ihr euch?

Also, nachts war das Lächeln wach geworden. So ein blöder Traum, der Romea Angst machte, hatte es hochschrecken lassen. Nun war es wach und langweilte sich. Da sah das Lächeln die Katze durch den Raum schleichen. Die Katze, ich nenne sie Katze, da sie mir noch nicht vorgestellt wurde, stutzte und dachte, heute habe ich wirklich keine Lust, alleine herumzustreichen.

„Kommst du mit?“, fragte sie das Lächeln.

„Welch ein Abenteuer!“, dachte sich das kleine Lächeln.

In dieser Nacht, wenn ihr die Katze gesehen hättet, lief diese mit dem breitesten Lächeln durch die Wohnung, was jemals ihre langen Katzenbarthaare hervorbrachten. In jeder Ecke der Wohnung spazierten die beiden herum. Sie hatten viel Spaß in dieser Nacht.

Nur langsam bekam die Katze Muskelkater von diesem immerwährenden Lächeln – ganz schön anstrengend! Sie wurde müde und legte sich in ihre Ecke, die soo wohlig warm war.

Die zwei schliefen ein. Doch plötzlich, in dem angenehmsten Traum, den die Katze jemals hatte – sie träumte von kleinen, um sie herumfliegenden Mäusen mit rosa Flügeln –, wurden sie davon geweckt, dass alles um sie herum nass wurde.

Ihr erinnert euch, da waren doch die Tränen!

„Oje“, rief das kleine Lächeln, „die suchen mich schon!“

So schnell die Katze konnte, sie hatte schon etwas Arthritis und die Gelenke schmerzten, sprang sie über den Stuhl und Tisch, sprang direkt in Romeas Arme. Schwuppdiwupp huschte das Lächeln wieder an seinen Platz.

Die Tränen stoppten!

Ich gestehe, es gab ein oder zwei Zusammenstöße bei dieser Vollbremsung der Tränen. Noch Tage später schimpften und beklagten sich die Tränen über dieses Lächeln, was einfach verschwand. Aber du und ich wissen, dass die Tränen echt doof sind, die mosern immer! Wenn du jetzt in Romeas Gesicht schaust, kannst du vielleicht dieses kleine besondere Lächeln entdecken. Ein Lächeln, wie es nur Romea hat.

Heidrun Simon

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Seefee, die Mondelfe

„Habt ihr schon mal von der Seefee gehört?“, fragt die Mutter ihre Kinder, die ihr gespannt zuhören.

„Nein“, flüstert Emma.

„Dann hört mal zu ...“

Weit oben im Himmel, dort, wo der Mond hell leuchtet, gibt es kleine Feen, die dem Mann im Mond helfen. Er nennt sie liebevoll beim Namen. Sie sind seine kleinen Helferlein und sie tun es gern. Doch es ist nicht immer alles voller Mondenschein. Allerdings gibt es eine Fee, deren Antlitz stets mit Traurigkeit erfüllt ist. Als er ihren Trübsinn nicht mehr aushält, geht er zu ihr und fragt sie: „Seefee, meine Kleine, was bedrückt dich denn so?“

„Ich weiß es nicht“, schnieft die Fee.

„Mhm“, macht er und mustert die kleine Fee. Er schiebt ihre blauen Haare hinters Ohr und hebt ihr Kinn. „Du bist aber schon die ganze Zeit so traurig.“

Ihr Blick geht Richtung Erde.

„Willst du auf die Erde?“, will er wissen.

„Nein, eigentlich nicht.“

„Was bedeutet das eigentlich nicht?“, denkt sich der Mann im Mond und sagt: „Dann lass uns herausfinden, was dich traurig macht.“

Ihre blauen Augen fangen an zu leuchten. „Wirklich?“

Er nickt ihr zu, reicht ihr die Hand und legt ihre hinein. Sie schließt ihre Lider und atmet tief ein. Der Mann im Mond lässt seinen Zauber über beide schweben, bis sie menschlich wirken. Der nächste Spruch, den er aufsagt, bringt sie auf eine Wiese auf die Erde.

Als Seefee ihre Augenlider öffnet, staunt sie nicht schlecht. Ein Meer aus duftenden und bunten Blumen und dazwischen ist das satte Grün des Grases zu sehen. Trotzdem strahlen ihre Augen nicht.

„Das ist es wohl nicht“, seufzt ihr Begleiter und spricht einen nächsten Zauber. Sie blinzeln und stehen auf einem Meer aus Sand.

„Wow“, sagt Seefee. „Wo sind wir?“

„Das ist die Sahra.“

„Es ist schön warm hier. Nicht so kühl wie auf dem Mond.“

Er stimmt ihr zu. Doch auch hier scheint sie nicht richtig glücklich zu sein. Da die Sonne langsam untergeht, müssen sie zurück. „Wir probieren es morgen weiter“, sagt der Mann im Mond zu ihr und sie nickt.

Als er die Sterne anzündet, um ein Meer des Universums um sich zu haben, ist er gedanklich noch immer bei der kleinen Fee, die traurig auf seinen Mond sitzt. Viele Möglichkeiten gibt es auf der Erde nicht mehr. Er hat ihr eine Wiese gezeigt und die Wüste. Es bleibt nur noch der Ozean. „Und was ist, wenn es das auch nicht ist?“, fragt er sich nachdenklich. Gerade als er fertig ist, die Sterne zum Leuchten zu bringen, muss er sie auch schon wieder löschen.

„So“, sagt er zur Seefee, als er wieder auf den Mond kommt, „lass uns zurück auf die Erde gehen.“

„Bist du dir sicher?“, fragt sie leise.

„Ja, wir finden schon heraus, was dich glücklich macht.“

Sie lächelt ihn an und streckt ihm die Hand entgegen. Als er sie erfasst, lässt er seinen Zauber wirken und es bringt sie beide in das Meer aus Schnee. Nicht mal eine Sekunde später verspürt er ihr Zittern. Die Zähne klappern. Die glitzernde Pracht erfreut ihn, aber die Fee nicht.

„Jetzt bleibt nur noch eines“, sagt er traurig. Ein Spruch bringt sie auf eine Insel mitten im Meer. Das Wasser mit seinen weißen Schaumkronen schwappt bis zu ihren Füßen und zieht sich zurück. Er traut sich nicht, sie anzusehen. Sie seufzt.

„Wieder ein Fehlschlag“, denkt er sich und will ihre Hand nehmen. Doch sie steht da und strahlt, heller als der größte Stern. „Gefällt es dir hier?“

Nickend streckt sie ihre Zehen in das salzige Nass. „Es kitzelt“, sagt sie und geht einen Schritt weiter. Immer tiefer geht sie, bis der Mann im Mond sie nicht mehr sehen kann. Sie haben zwar kein Wasser auf den Mond, aber er weiß, dass die Feen schwimmen können. Es ist ja fast wie im Weltall.

Die Sonne zieht ihre Kreise und er weiß, dass er wieder zurück zum Mond muss, um seine Arbeit zu erledigen. „Wir sollten langsam wieder heim“, ruft er über die Wellen der Fee zu.

„Schon?“, fragt sie und blickt zu ihm.

Er nickt. Traurig kommt sie aus dem Wasser. Irgendetwas muss er sich einfallen lassen. Doch da kommt ihm eine Idee.

„Willst du hierbleiben?“

Erst strahlt sie ihn wie die Sonne an, doch kurz danach weint sie. „Aber ich kann doch meine Familie ...“, schnieft sie, „und euch nicht im Stich lassen.“

Er lächelt. „Dann kommen wir morgen wieder her.“

„Ja“, ruft sie aus.

So tun sie es auch. Tag für Tag erfüllt er ihr den Wunsch, im Meer baden zu gehen. Ihre Freude steckt andere Feen an, die nun auch dort baden wollen.

 

Wochen und Monate vergehen, bis eine Fee zu ihm meint: „Warum haben wir kein Meer oder See bei uns auf den Mond?“

Die Idee gefällt den Mann im Mond sehr gut und so schaut er nun täglich aus dem Fenster und erblickt lachende Elfen, die sich im Mondmeer vergnügen. Aber keine strahlt heller als Seefee, die kleine Mondfee, die das Wasser in ihrem Namen trägt.

Luna Day wurde 1982 in Wertingen geboren und wuchs in Augsburg auf, wo sie immer noch mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern lebt. Ihre Liebe zum Schreiben entdeckte sie durch Harry Potter und Roll-Play-Games. Sie tippt Kindergeschichten, aber auch Fantasy- und Liebesgeschichten. www.lunadayautorin.com.