Olli und die Hundefänger

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Wo ist Gisbert? - Meike erzählt



Ich war froh, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Segeln war zwar cool, aber im Hafen war es cooler. Da wackelte es nicht dauernd und man hatte mehr Auslauf. Gisbert fand das auch, denn er zog an der Leine wie ein Verrückter.



„Wo will der hin?“, wollte Lara wissen.



„Wahrscheinlich so weit wie möglich von der Anna Lena weg“, vermutete ich.



„Kann ich gut verstehen, denn ich hatte während der Fahrt dauernd ein mulmiges Gefühl im Magen. Aber wenn dir jetzt schon komisch ist, wie ist das denn bei richtigem Sauwetter?“



Ich antwortete lieber nicht.



Langsam liefen wir an den vielen Schiffen vorbei, die hintereinander am Ufer des Kanals lagen. Fast bei jedem blieb Gisbert einmal stehen, um sein Bein zu heben. Die Jungs lachten sich immer halb tot, aber mir war das peinlich.



„Jetzt hört mal auf mit eurem doofen Lachen. Das ist eben ein Hund.“



Vor allem Olli kriegte sich gar nicht mehr ein. „Gisbert ist ein Pisser! Gisbert ist ein Pisser!“ Er krähte herum wie ein Irrer.



Das ging auch Lara auf die Nerven. „Halt’s Maul, Olli!“, schnauzte sie ihn mal wieder an.



„Genau!“, sagte ich. „Jetzt hältst du mal die Leine, bei dir macht er das nämlich bestimmt genauso.“



Zu meiner Überraschung übernahm er Gisberts Leine ohne Widerspruch und beruhigte sich sogar. Und Gisbert hob weiter alle paar Meter sein Bein, um mit seinem Hundestrahl die Gegend zu markieren.



Ich quatschte gerade mit Paula, als Olli schon wieder anfing, auszuflippen. „Gisbert, bleib hier, stopp, verflixt noch mal, du sollst stehen bleiben!“ Er schrie, was seine Lungen hergaben.



Ich bekam gerade noch mit, wie mein Hund mit seiner Leine hinter einer Häuserecke verschwand. Ich war echt sauer auf Olli. „Kannst du nicht aufpassen, warum lässt du Gisbert denn einfach los?“, blaffte ich ihn an.



„Hab ich doch gar nicht. Die Leine ist mir weggerutscht. Ich kann auch nichts dafür, dass dein Hund dann sofort abhaut!“



„Hört auf, den holen wir zurück“, beruhigte uns Hannah.



Ich zuckte mit den Schultern, aber bestimmt hatte meine Schwester recht. So schnell wir konnten, rannten wir hinter Gisbert her. Als wir die Ecke erreichten, an der wir ihn aus den Augen verloren hatten, war aber nichts von ihm zu sehen. Wir standen am Eingang des Marktplatzes, direkt in der Stadtmitte.



„Da hinten ist er, da!“, rief Olli auf einmal und zeigte auf ein weißes Haus. Tatsächlich. Mein Gisbert bettelte vor einer Caféterrasse mit wedelndem Schwanz zwei ältere Ehepaare an. Sie hatten Kuchenteller und Getränke vor sich stehen. Leise und vorsichtig schlichen wir uns an.



„Bleibt stehen, sonst läuft er wieder weg“, flüsterte ich den anderen zu. Dann sprang ich nach vorne und trat auf seine Leine. „Jetzt habe ich dich, du Ausreißer!“, rief ich.



Keine Ahnung wieso, aber plötzlich geriet ich ins Straucheln. Sekunden später lag ich mich mitten auf dem Tisch der Leute, bei denen Gisbert gerade gebettelt hatte. Oh, war das peinlich! Ich merkte, wie ich den Kuchen platt drückte. Fette Sahnetorte, denn es fühlte sich kalt und klebrig an. Und dann diese ekelige Mischung aus heißem Kaffee und kaltem Bier. Die Leute waren mit einem Aufschrei aufgesprungen, bekamen aber trotzdem noch eine Menge ab.



Als ich mich aus dem Chaos hochgekämpft hatte, waren die beiden Frauen gerade dabei, ihre Hosen und Pullover abzuwischen. Die Männer starrten mich zuerst entgeistert an, fingen dann aber an zu lachen. Auch die Frauen konnten sich nicht mehr halten.



„Meine Güte, Kind, wie hast du das denn gemacht?“, prustete einer der beiden Männer.



„Tut mir leid“, stammelte ich, „mein Hund, der war weggelaufen, wirklich ... ich ...“ Weiter kam ich nicht, ich merkte, wie mir Tränen in die Augen schossen. Ich bekam kein Wort mehr heraus. Hannah nahm mich schnell in die Arme.



„Aber wo ist denn jetzt dein Hund?“, fragten die Frauen.



Ich trocknete mir die Augen. Gisbert war tatsächlich schon wieder verschwunden.



„Der hat sich bestimmt auch total erschreckt“, meinte Hannah.



Plötzlich hörten wir die Jungs rufen. „Hier ist er, hier, Meike, komm schnell!“



Fragend sahen wir die beiden älteren Ehepaare an. „Lauft los“, sagte einer der beiden Männer, „für den Schaden kommen wir auf. Macht euch keine Gedanken.“



„Das ist total nett von Ihnen“, schniefte ich, „es tut mir wirklich leid.“ Dann rannten Hannah und ich in die Richtung, aus der die Jungs gerufen hatten.



Gisbert war quer über den Marktplatz genau den Weg zurückgelaufen, auf dem er gekommen war. Olli, Pit und Hanjo hatten sich ihm bis auf ein paar Schritte genähert.



„Wartet, nicht weitergehen!“, rief ich. „Für ihn ist das ein Spiel, das einzige, was jetzt hilft, ist ein Leckerchen!“ Ich wühlte in meiner Hosentasche nach einem Hundekeks, denn wenn er einmal Spaß am Weglaufen hatte, konnte man ihn nur damit überzeugen, stehen zu bleiben.



„Keine Angst, der entwischt mir nicht noch einmal, ich bin der beste Hundefänger der Welt.“



„Stopp, nein, nicht!“, schrie ich, aber es war zu spät.



Olli machte zwar einen echt eleganten Torwartsatz, aber Gisbert war eben Gisbert und kein Ball. Als Olli landete, war mein Hund längst wieder über alle Berge. Ich hätte dem Supertorwart die Augen auskratzen können, jetzt hatte er die Sache schon zum zweiten Mal verpatzt.



„Warum hast du nicht gewartet? Jetzt ist er endgültig weg!“ Ich war nicht mehr nur sauer, sondern richtig sauer.



„Typisch mein Bruder“, zischte Lara, „macht immer den dicken Max.“



Olli sagte nichts.



„Jetzt hört auf, zu meckern“, meinte Hanjo, „er hat doch alles gegeben. Gisbert kann nur am Kanal weitergeflitzt sein. Am besten fragen wir die Leute auf den Booten, vielleicht hat jemand ihn gesehen oder sogar eingefangen.“



„Ist wohl das beste“, seufzte ich.



Dann gingen wir von Schiff zu Schiff. Wir sprachen bestimmt mit allen Seglern in Enkhuizen, aber keiner hatte meinen Hund gesehen. Auch Leute, die uns unterwegs entgegenkamen, fragten wir. Jedes Mal Fehlanzeige. Olli rannte voraus und quatschte die Leute als Erster an. Man merkte, dass er etwas gutmachen wollte. Er tat mir sogar ein bisschen leid, denn wenn ich ehrlich war, hätte mir das mit der Leine auch passieren können. Gisbert war eben ein ziemlich frecher Hund. Er war auch nicht das erste Mal weggelaufen. Aber Ollis große Sprüche waren eben einfach oft ziemlich daneben.



„So finden wir ihn nie“, seufzte ich, „am besten wir gehen zurück zur Anna Lena.“ Die anderen nickten.



„Moment, am anderen Ufer liegt noch ein Schiff, da haben wir noch nicht gefragt.“



Bevor jemand etwas sagen konnte, war Olli schon unterwegs und rannte über die Brücke zur anderen Kanalseite.



„Da drüben ist er bestimmt nicht“, meinte Paula.



Ich zuckte mit den Schultern. Meine letzte Hoffnung war, dass Gisbert zur Anna Lena gelaufen war, manchmal kam er nämlich einfach von alleine zurück.



„Kommt rüber, schnell, die Leute hier haben ihn gesehen!“ Das war Olli. Mein Herz schlug wie verrückt. Während wir alle zu dem Schiff auf die andere Kanalseite rannten, schwor ich, Gisbert nie mehr aus der Hand zu geben und mich zu Hause als Erstes mit ihm in einer Hundeschule anzumelden. Er musste endlich gehorchen lernen.





*










*






Besuch auf der Marijke - Olli erzählt



Ich konnte wirklich nichts dafür, dass Gisbert weggelaufen war. Er hatte so überraschend an der Leine gezogen, na ja, und als wir ihn dann gefunden hatten, war ich tausendprozentig sicher, ihn zu kriegen. Sonst klappte mein Torwartsprung immer. Diesmal hatte ich mir sogar wehgetan, aber ich ließ mir lieber nichts anmerken, denn der doofe Hund war ja schon wieder verschwunden. Beim Suchen hatte ich alles gegeben.



Nachdem ich die anderen zu dem Schiff gerufen hatte, kamen sie sofort herüber. „Gisbert hat hier am Ufer herumgeschnüffelt“, erklärte ich Meike.



„Ja, stimmt“, sagte der Skipper, „ich habe mich noch gewundert, weil der Hund seine Leine hinter sich herzog.“



„Und dann? Wo ist er hin?“, fragte Meike atemlos.



Am liebsten hätte ich mir die Ohren zugehalten, denn ich wusste ja, was der Mann antworten würde. „Eine Frau hat ihn eingefangen. Ich glaube, es war eine Hundefängerin, sie hatte nämlich einen großen Kescher dabei.“



„Was? Das glaub ich jetzt nicht. Das gibt’s doch nur im Film. Warum haben Sie ihm nicht geholfen?“



Der Skipper zuckte mit den Schultern. „Was hätte ich tun sollen? Es gibt so viele herrenlose Hunde.“



„Haben Sie wenigstens gesehen, wo sie Gisbert hingebracht hat?“ Meike war völlig fertig – logisch. Sie fing an zu weinen.



„Wo sie deinen Hund hingebracht hat, weiß ich nicht. Ich kann nur sagen, dass sie mit ihm in Richtung Drommedaris gegangen ist“, antwortete der Skipper.



„Also los, dann hinterher“, meinte Pit, aber Hanjo war dagegen.



„Stopp. Mich würde erst mal interessieren, wie die Frau ausgesehen hat“, sagte er.



Der Skipper kratzte sich am Kopf. „Schon auffällig. Sie erinnerte mich ein bisschen an eine Seeräuberbraut. Sie trug ein schwarzes Kopftuch und darunter lange, rote Haare. Außerdem kaute sie ziemlich laut Kaugummi. Ihr Schmatzen konnte ich bis zu mir an Bord hören.“

 



Hanjo nickte. „Vielen Dank für Ihre Auskunft, Sie haben uns sehr geholfen. Paula, kannst du ihm deine Handynummer geben?“ An den Skipper gewandt, sagte er noch: „Wäre nett, wenn Sie uns Bescheid geben würden, falls Sie die Frau noch mal sehen. Wir sind nämlich auch mit einem Boot unterwegs und bleiben wahrscheinlich noch eine Weile im Hafen.“



Hanjo hatte alles im Griff. Das mit dem Handy wäre mir jetzt nicht eingefallen. Paula gab dem Skipper ihre Nummer.



„Okay, kein Problem, wenn ich sie sehe, sage ich Bescheid. Viel Glück noch bei der Suche“, sagte der Skipper.



Wir bedankten uns und rannten in Richtung Drommedaris. Aber von dieser Frau oder Gisbert war weit und breit nichts zu sehen.



„Und jetzt?“, fragte Meike, die sich beruhigt hatte.



„Am besten zurück zur Anna Lena“, meinte Paula. „Mama hat mir schon zweimal eine SMS geschickt. Wir sollen essen kommen.“



Das war gut, denn ich hatte wirklich wahnsinnigen Hunger. Egal, was passierte, essen konnte ich immer.



Auf dem Tisch der Anna Lena standen dampfende Schüsseln mit Spaghetti und Bolognese-Soße. Da könnte ich mich reinsetzen. Zum Glück musste ich nichts erklären, das übernahm Hannah.



Meike weinte erneut, deshalb konnte sie nicht selbst erzählen, was passiert war. Peinlich war es mir schon, denn Hannah verschwieg natürlich nicht, dass Gisbert eigentlich mir weggelaufen war. Ich war froh, dass ich meine Nase in den Spaghettiteller stecken konnte. Aber sie stellte die ganze Sache fair dar.



„Hat der Skipper wirklich gesagt, die Frau hätte ausgesehen wie eine Seeräuberbraut?“, fragte Cornelis noch einmal, nachdem Hannah alles berichtet hatte. Sie nickte. „Dann wird mir einiges klar. Das ist Elli, die Matrosin von Henk.“



„Wer ist Elli?“ Meike hatte natürlich noch gar nichts gegessen.



„Elli Smit und Henk Bosman fahren zusammen auf der Marijke. Sie verdienen ihr Geld tatsächlich als Hundefänger“, erklärte Cornelis.



„Auf der Marijke?“, riefen wir alle fast wie aus einem Mund.



„Ja, auf der Marijke. Kennt ihr das Schiff?“, fragte Cornelis überrascht.



„Nein, das nicht“, erklärte ihm Hanjo, „aber den Namen kennen wir gut. Auf Ameland haben wir mal geholfen, eine gestohlene Galionsfigur wiederzufinden. Die hieß auch Marijke.“



„Ja und? Was machen die mit den Hunden? Jetzt sag schon!“, ging Meike dazwischen.



„Nun mal langsam, Kind.“ Beate, Meikes Mutter, legte beruhigend die Hand auf ihren Arm.



„Ganz genau weiß ich das auch nicht. Vermutlich verkaufen sie die Tiere an Versuchsanstalten. Sie sind ziemlich oft in Amsterdam. Aber eins weiß ich, mit Henk und Elli ist nicht zu spaßen“, erklärte Cornelis.



„Dann schalten wir eben die Polizei ein“, schlug Mama vor.



„Hm. Ich habe eine bessere Idee. Es gibt hier in Enkhuizen eine Kneipe, da gehen die beiden oft hin. Auch Thijs, der Dritte an Bord. Am besten ist, ich versuche, sie heute Abend dort zu treffen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Vielleicht lässt sich ja was machen.“



„Warum gehen wir nicht sofort zu dieser Marijke? Ich kann nicht mehr warten, ich will meinen Gisbert zurück!“, schrie Meike.



„Bleib ruhig, du hast doch gehört, mit denen ist nicht zu spaßen. Cornelis, deine Idee klingt vernünftig. Wenn du ihnen erklärst, dass Gisbert uns gehört, dann geben sie ihn bestimmt heraus.“



„Ich hoffe es.“ Cornelis klang nicht wirklich überzeugt, obwohl er es vorgeschlagen hatte.



„Wie wäre es, wenn wir dich begleiten?“, schlug Papa vor. „So eine richtige Seemannskneipe ist doch ganz was Feines, oder?“



„Lieber nicht, Henk kann schnell ungemütlich werden. Ich kann euch De Klimop empfehlen. Da ist es nett. Außerdem lenkt das Meike ein bisschen ab. Da kommt sie auf andere Gedanken. Später treffen wir uns dann wieder auf der Anna Lena.“



Ich hatte eine Idee. „Wo liegt denn die Marijke normalerweise, Cornelis?“



„Meist im Buitenhaven. Da haben sie es nicht so weit zu ihrer Kneipe. Ich mach mich dann mal auf den Weg.“ Cornelis stand auf und kletterte auf Deck.



Wir mussten noch aufräumen. Pit, Hanjo und ich waren an der Reihe. Drei Abende Spüldienst, echt nervig.



„Bin gespannt, ob Cornelis was rausbekommt. Was machen wir heute Abend?“, fragte Hanjo. „Gehen wir mit oder bleiben wir hier?“



„Geht mit. Ich habe Bauchschmerzen und will mich lieber hinlegen“, sagte ich.



„Hast wohl zu viel gefuttert?“, grinste Pit.



„Kann schon sein.“



Mama und Papa wunderten sich zwar, aber sie glaubten mir. „Am besten gehst du ins Bett und legst dir eine Wärmeflasche auf den Bauch, hörst du?“, meinte Mama, dann ging sie mit den anderen von Bord.



Als alle weg waren und nur noch das Klappern der Seile und Fahnen an den Masten zu hören war, stand ich auf und schlich vorsichtig an Deck. Man konnte ja nie wissen, vielleicht hatte irgendjemand was vergessen und kam zurück. Wäre nicht das erste Mal. Vor allem Mama passierte das oft.



Oben wartete ich noch ein bisschen. Aber es kam niemand. Jetzt konnte ich meinen Plan zu Gisberts Befreiung starten. Leise überquerte ich die anderen Schiffe Richtung Ufer. Meine Vorsicht wäre eigentlich gar nicht nötig gewesen. Entweder waren die Besatzungen an Land oder es war so ein Trubel an Bord, dass mich auch dann niemand bemerkt hätte, wenn ich wie ein Elefant über die Decks getrampelt wäre. Aber so konnte ich wenigstens schon mal das Schleichen üben.



Dann war ich am Ufer. Auf zum Buitenhaven. Wo war der noch mal? Ach ja, irgendwie zurück bis zur Zugbrücke und dann links. Mann, waren heute Abend viele Leute unterwegs. Am alten Hafen war es eng wie auf einem Kirmesplatz. Klar, hier gab es ja auch eine Kneipe neben der anderen. Erst als ich an der Zugbrücke vorbeikam und in den Buitenhaven einbog, wurde es ruhiger. Aber wie sollte ich jetzt die Marijke finden? Ich wusste nur, dass sie auch ein Plattbodenschiff war. Nur lagen da so viele, alle im Päckchen. Wenn die Marijke ganz hinten ankerte, war es bestimmt nicht leicht, sie zu sehen.



Ich ging langsam um das Hafenbecken herum. Wonach sollte ich jetzt Ausschau halten? Am besten nach einem Schiff mit Käfigen. Nichts zu sehen. Was jetzt? Es blieb mir nichts anderes übrig, als jedes einzelne Päckchen genau zu untersuchen. Blöd irgendwie, weil ich dann von Schiff zu Schiff musste. Und wo sollte ich anfangen? Am besten direkt an der Hafeneinfahrt. Hier lagen fünf Schiffe nebeneinander. Leider konnte ich den Namen des ganz hinten liegenden Schiffes nicht erkennen. Also schlich ich achtern, ihr wisst schon, hinten, von Deck zu Deck.



Keine Menschenseele. Ob hier auch alle unterwegs waren? Oder schliefen die Leute schon? Dann durchzuckte es mich – das letzte Schiff im Päckchen war tatsächlich die Marijke. Da hatte ich echt Schwein gehabt. Das Holzschild mit den goldenen Buchstaben war groß und gut lesbar. Ich hatte sie also wirklich gefunden.



Schnell duckte ich mich hinter die Reling, erst mal die Situation checken. Das Hundefängerschiff sah ziemlich heruntergekommen aus. Überall lag Dreck, an den Bordwänden blätterte die schmutzigbraune Farbe ab, nicht mal das Hauptsegel war richtig eingepackt. Achtern und vorne war die Marijke beladen. Ich konnte nicht erkennen, was es war, weil die Ladung mit einer Plane bedeckt war. Aber ab und zu hörte ich ein Schmatzen und Jaulen. Das mussten die Hunde sein.



Ansonsten war alles ruhig. Jetzt nur noch Gisbert finden. Meike würde Augen machen. Ich war Olli, der Tierbefreier. Ihren Hund retten? Eine meiner leichtesten Übungen. Auf allen vieren schlich ich auf die Marijke und entschied mich, zunächst hinten zu suchen. Ich zog die Plane zur Seite.



Tatsächlich, Hundekäfige. Die Tiere hatten mich natürlich längst gerochen, denn sie standen fast alle in ihren Drahtverhauen, bellten oder winselten und sahen mich mit traurigen Augen an. Ob die nicht mal was zu fressen und zu saufen bekamen? Am liebsten hätte ich sie sofort freigelassen. Drei Schäferhunde, ein Dackel, sogar zwei Golden Retriever waren dabei, aber leider kein Gisbert. Ich schlich nach vorne – auch nichts.



„Ich komme gleich zurück, keine Angst“, flüsterte ich.



Was jetzt? Mir blieb nur, unter Deck nachzugucken. Vorausgesetzt, die Kajütentür war nicht abgeschlossen, und vorausgesetzt, diese Hundefänger waren wirklich in der Kneipe. Vorsichtig versuchte ich, die Lukenklappe aufzuschieben. Wow, sie ließ sich tatsächlich öffnen. Sie quietschte, bestimmt nicht laut, aber trotzdem fielen mir vor Schreck beinahe die Ohren ab. Ich sprang zurück und versteckte mich hinter dem Segelbaum. Wenn jetzt jemand hochkam, konnte ich ihm vielleicht noch entwischen. Mein Herz raste, aber es blieb alles ruhig.



Ich zählte leise bis zehn, dann kroch ich wieder zu der Luke und tastete mich auf der steilen Treppe in den Bauch des Schiffes. Puh, hier stank es wie Hulle. Nach Hunden und allem möglichen Anderen, worauf ich besser nicht eingehe. Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, war mir klar, warum. Es war irre schmutzig, die Fenster der Kajüte ware

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