Die Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten

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1.2Rechte und Pflichten

Wissenschaftlich zu arbeiten bedeutet vor allem auch, verantwortlich zu arbeiten. Dazu zählen Ehrlichkeit, klare Begriffsverwendung, Übersichtlichkeit, Allgemeingültigkeit und Überprüfbarkeit.

1.2.1Zitat vs. Plagiat

Eine besondere Aufgabe bei der Abfassung einer wissenschaftlichen Arbeit ist das Zitieren. Übernommenes fremdes Gedankengut ist in jedem Fall – egal ob als wörtliches oder sinngemäßes Zitat – als solches kenntlich zu machen.

Dies begründet sich zum einen im Urheberrecht, das Werke als Ganzes und in seinen Teilen als „eigentümliche geistige Schöpfungen auf den Gebieten der Literatur, der Tonkunst, der bildenden Künste und der Filmkunst“ schützt.6 Damit u. a. verbunden ist das Recht auf Urheberbezeichnung.

So wie die Urheberin ein Recht auf eine entsprechende Urheberbezeichnung hat, ist es andererseits Ihre wissenschaftliche Pflicht, dass Sie kein fremdes Gedankengut in Ihrer Arbeit als eigene geistige Leistung „verkaufen“. Andernfalls handelt es sich um ein Plagiat.[19]


Plagiate haben bereits zur Aberkennung von akademischen Titeln geführt. Wichtig: Das bloße Umformulieren von fremden Aussagen und Textpassagen, das Paraphrasieren, schützt Sie nicht vor einem Plagiatsvorwurf!

Kurz: Eigene Erkenntnisse und jene anderer Autor*innen müssen also jeweils erkennbar und nachvollziehbar sein.

1.2.2Gesetzliche Grundlagen

Nun folgend finden Sie einen thematischen Auszug aus gängigen Bestimmungen über rechtliche Grundlagen zum Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten auf Basis von Hochschulordnungen bzw. Studiengesetzen im deutschsprachigen Raum.

Bitte klären Sie bei Bedarf die für Sie gültigen rechtlichen Grundlagen in dem für Sie zuständigen Studienreferat Ihrer Bildungseinrichtung ab. Wesentliche Bestimmungen sind:

•Sollte eine gemeinsame Bearbeitung eines Themas durch mehrere Studierende angestrebt werden, so ist das nur dann zulässig, wenn die Leistungen der einzelnen Studierenden gesondert beurteilbar bleiben.

•Erfordert die Bearbeitung einer Abschlussarbeit die Verwendung von Geld- oder Sachmitteln von Einrichtungen der Bildungseinrichtung (z. B. Labor), so ist die Leiterin bzw. der Leiter dieser Einrichtung über die beabsichtigte Verwendung zu informieren.

•Der oder dem Studierenden ist (innerhalb einer Frist) Einsicht in die Beurteilungsunterlagen zu gewähren.

•Wissenschaftliche Arbeiten, die an einer anerkannten inländischen oder ausländischen Bildungseinrichtung positiv beurteilt wurden, sind von dem für die studienrechtlichen Angelegenheiten zuständigen Organ anzuerkennen, wenn sie den Anforderungen einer wissenschaftlichen Arbeit der anerkennenden Stelle entsprechen.

•Positiv beurteilte Abschlussarbeiten unterliegen in der Regel der Veröffentlichungspflicht. Ausgenommen sind wissenschaftliche Arbeiten oder deren Teile, die einer Massenvervielfältigung nicht zugänglich sind (z. B. künstlerische Abschlussarbeiten).

•Anlässlich der Ablieferung einer wissenschaftlichen Arbeit ist die Verfasserin oder der Verfasser durchaus berechtigt, den Ausschluss der Benützung der abgelieferten Exemplare für einen[20] bestimmten Zeitraum (in der Regel längstens fünf Jahre) zu beantragen. Dazu hat die oder der Studierende glaubhaft zu machen, dass wichtige rechtliche oder wirtschaftliche Interessen gefährdet sind (etwa bei der Verwertung aktuell sensibler Daten oder bei einer Auftragsarbeit für eine öffentliche Stelle oder ein Unternehmen).

1.3Thema und Betreuer*in/Begutachter*in

Der thematische Schwerpunkt der Facharbeit bzw. der Vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA) ist frei wählbar, da sie keinem spezifischen Fach zugeordnet ist. Vorausgesetzt ist jedoch, dass Thema und forschungsleitende Frage den Bildungszielen der jeweiligen Schulform sowie der Sach- und Fachkompetenz der Betreuungsperson entsprechen.

Für Haus- und Seminararbeiten sind Themen bzw. Forschungsfragen meist vorgegeben oder ergeben sich schlüssig aus den Seminarinhalten oder aus der entsprechenden Lehrveranstaltung.

Bei Bachelor-Arbeiten werden häufig praktische Problemstellungen angeboten, die in der Arbeit zu behandeln sind.

Bei Master-Thesis bzw. Magisterarbeiten und Dissertationen entwickeln sich Themenstellungen großteils aus dem Lehrbetrieb oder dem eigenen Umfeld. Interesse, berufliche Relevanz sowie Schwerpunkte im Studium fließen dabei ein.

Vereinzelt bieten Institute (eventuell in Zusammenarbeit mit externen Auftraggeber*innen) Themen an. Eine weitere Möglichkeit liefern etwa Firmen oder öffentliche Organisationen in Form einer Vergabe von „Forschungsprojekten“.

Sollten Sie nebenberuflich studieren, bietet sich eventuell ein Thema an, das Sie mit Ihrem Job verbinden können. Gegebenenfalls wollen Sie sich beruflich verändern und machen sich mit Ihrer Arbeit auch inhaltlich fit für neue Aufgaben.

Das gewählte Thema „abklären“


Unabhängig davon, wie Sie zu Ihrem „Thema für die Arbeit“ kommen, klären Sie jedenfalls, ob es bereits eine wissenschaftliche Arbeit mit demselben Thema und derselben Herangehensweise gibt. Es ist schon vorgekommen, dass eine Arbeit aus diesem Grunde wieder verworfen werden musste.[21]

Inhaltlich können sich wissenschaftliche Arbeiten zum selben Thema – je nach Aufgabenstellung und Forschungsfrage – aber auch ausreichend unterscheiden, um jeweils als eigenständige Arbeit zu bestehen.7

Eine „Recherche zum Thema“ ist jedenfalls sinnvoll. So erhalten Sie beispielsweise bei einer Titel- bzw. Stichwortrecherche zum Thema: „Frauen in der Politik“ im Online-Katalog des österreichischen Bibliothekenverbundes obvsg folgendes Ergebnis zu bereits vorhandenen wissenschaftlichen Arbeiten:8


Abbildung 1: Abfrage zu einem Thema im Online-Katalog[22]

Daraus ist ersichtlich, dass es bereits einige Publikationen mit demselben Haupttitel und zahlreiche andere mit ähnlichen Titeln gibt. Zu den einzelnen Einträgen können dann weitere Informationen wie Standort oder Institut, bei dem die wissenschaftliche Arbeit eingereicht wurde, abgerufen werden.

Gleichermaßen können Sie diese Abfragen auch in den Online-Katalogen der deutschen oder schweizerischen Bibliothekenverbünde durchführen. Eine umfassende Recherche ermöglicht der Karlsruher Virtuelle Katalog (https://kvk.bibliothek.kit.edu/), der neben deutschsprachigen Bibliothekenverbünden auch mehrere internationale Bibliotheken erfasst.9

Finden von Betreuer*in/Begutachter*in

Wenn Sie zu einer bestimmten Themenidee keine geeignete Betreuungsperson kennen, die dieses Forschungsgebiet betreut, ist es hilfreich, sich über die jeweiligen Forschungsgebiete des wissenschaftlichen Personals zu informieren. Die meisten (Hoch-)Schulen bieten Abfragen der Forschungsschwerpunkte des wissenschaftlichen Personals über die Website.10 Um eine Betreuungsperson für sich zu gewinnen, ist ein persönliches Gespräch mit entsprechender Vorbereitung zielführend. Ein „professioneller Eindruck“ wird entscheidend für den Ausgang der Unterhaltung sein. Abgesehen von der Vermittlung Ihrer Motivation, warum Sie sich für das eine oder andere Thema interessieren, sollten Sie der Betreuungsperson eine Disposition – zumindest ein grobes Inhaltsverzeichnis mit Kommentaren – vorlegen.11

Zusammenarbeit mit der Betreuungsperson

Für eine möglichst zielorientierte und effiziente Zusammenarbeit mit der Betreuungsperson empfehlen wir, folgende Punkte schon zu Beginn der Kooperation zu besprechen:

Klärung der beidseitigen Erwartungen: Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit ergeben sich meist durch Missverständnisse über die Erwartungen an den Prozess. Sprechen Sie das aktiv an. Falls es sich bei der Betreuungsperson auch um die Gutachterin handelt, können Sie auch ansprechen, ob bzw. in welcher Form[23] Bewertungskriterien für die Benotung Ihrer Arbeit zur Verfügung stehen.

Art und Häufigkeit der Kommunikation: Setzen Sie Intervalle und Fristen für E-Mail-Kommunikation oder persönliche Treffen fest.

•Versuchen Sie herauszufinden, ob die von Ihnen schon angedachte Literatur passend ist und ob die Betreuungsperson ihre „Favoriten“ hier auch wiederfindet. Bloß die Frage zu stellen: „Welche Literatur soll ich bitte verwenden?“, ohne selbst Vorschläge gemacht zu haben, ist kein Beweis eigenständiger Leistung. Dieser Anspruch beginnt bereits hier.

•Klären Sie, ob und in welchem Umfang ein Praxisbezug erwünscht ist und welche Methoden für empirische Untersuchungen anzuwenden sind.

•Fragen Sie nach etwaigen formalen Vorgaben wie Schriftgröße, Zitierweise etc.

Zeitplan: Legen Sie Arbeitsschritte und Meilensteine in einem Kalender fest. Seien Sie aber nicht zu ambitioniert mit Ihrem Zeitplan und planen Sie auch den einen oder anderen Puffer ein.

 

Protokolle: Verfassen Sie kurze Memos über gemeinsam getroffene Vereinbarungen und schicken Sie diese Ihrer Betreuungsperson.

Je nach akademischem Grad und Vorgabe in der für Sie geltenden Studien- bzw. Prüfungsordnung handelt es sich bei der Betreuungsperson in der Regel auch um die oder eine der Gutachterinnen Ihrer Arbeit. Gegebenenfalls sind laut Prüfungsordnung zwei Gutachter*innen (Erst- und Zweitgutachter* in) namhaft zu machen.

Am Ende drängt sich die Frage auf: Schreiben Sie die Arbeit also so, damit sie der Betreuungsperson bzw. der Gutachterin gefällt? Nun gut: Wer beurteilt, sitzt letztlich – was die Benotung betrifft – am längeren Ast.

Jedoch geht es im wissenschaftlichen Diskurs auch darum, ob Sie die Erkenntnisse und Ergebnisse Ihrer Arbeit „verteidigen“ können, indem Sie argumentieren, wie Sie zu dem einen oder anderen Ergebnis gekommen sind. Nicht umsonst ist die sogenannte Defensio der eigenen Arbeit in vielen Studiengängen Teil einer Abschlussprüfung.[24]


Trotzdem – oder gerade deswegen – ist eine gute Dosis Pragmatismus hilfreich, um zum einen zu seinen eigenständig erarbeiteten Ergebnissen zu stehen und zum anderen im selben Ausmaß die Meinung und Einschätzung von Betreuer*in/Begutachter*in entsprechend zu berücksichtigen.

1.4Forschungsfrage

Wissenschaftliche Arbeiten drohen besonders dann zu scheitern, wenn das Thema zu allgemein gehalten ist. Arbeiten zu Themen wie: „Die politischen Parteien seit 1945“, „Das Qualitätsmanagement“ oder „Neue Medien und ihr Einfluss auf die Gesellschaft“ werden – wenn überhaupt – kaum in einer annehmbaren Zeit zu bewältigen sein. Somit ein zentraler Punkt gleich vorweg:

Das Thema ist „nur“ Titel Ihrer wissenschaftlichen Arbeit.

Ein ausführliches Elaborat zu einem Thema ist für sich noch kein Beitrag zum Fortschritt des Fachbereiches und der Wissenschaft. Nur die Beantwortung einer konkreten Forschungsfrage liefert einen Erkenntniszuwachs:


Das Ergebnis Ihrer wissenschaftlichen Arbeit soll eine Antwort liefern, und zwar die Antwort auf eine Forschungsfrage!

1.4.1Formulieren der Forschungsfrage

Versuchen Sie, den Forschungsschwerpunkt Ihrer Arbeit in einer einzigen Frage zu formulieren. Sie werden feststellen, dass Sie damit Ziel und Zweck Ihrer Arbeit besser und klarer definieren können.

Das Formulieren einer guten Forschungsfrage ist ein notwendiger Prozessschritt am Beginn des Verfassens einer wissenschaftlichen Arbeit. Einige nützliche Tipps zur Formulierung der Forschungsfrage:

Gute Fragen:

•Fragestellung als Leitdifferenz (insbesondere die Unterscheidbarkeit von ähnlichen, bereits geschriebenen Arbeiten)

•Die Frage soll als „W-Frage“ formuliert sein (Was?, Wie?, Warum?)[25]

Schlechte Fragen:

•Vorannahme: „Warum stimmt es, dass …?“

•Zu unkonkret: „Welchen Nutzen hat die Menschheit vom Internet?“

•Beeinflussende, tendenziöse Frage: „Wie unterscheiden sich Männer und Frauen in ihrem Interesse für Politik?“

Die Forschungsfrage wird wiederum in Unterfragen unterteilt. Die Unterfragen und -kapitel tragen gemeinsam dazu bei, die Forschungsfrage zu beantworten, und liefern Ihnen damit Ansatzpunkte, welche Informationen Sie zur Beantwortung der unterschiedlichen Fragen recherchieren müssen.

Um die Forschungsfrage zu beantworten, muss ich:

•in Kapitel 1 „abc“ beantworten

•in Kapitel 2 „xyz“ beantworten

•in Kapitel 3 …


Bedenken Sie: Die Formulierung von Forschungs- und Unterfragen entscheidet letztlich auch über den Stoffumfang.

1.4.2Grundtypen verschiedener Fragestellungen

In der Regel beantworten wissenschaftliche Abschlussarbeiten eine Forschungsfrage aus den Bereichen Beschreibung und Erklärung, wobei die Unterfragen auch in Form der weiteren Fragetypen wie Prognose, Gestaltung und Kritik/Bewertung gestellt werden können.

Versuchen Sie, die Gliederung Ihres Konzepts in Fragestellungen zu formulieren, und Sie werden sehen, wie hilfreich dies für Ihre Arbeit sein wird. Zur besseren Übersicht sind die fünf Typen wissenschaftlicher Fragestellungen wie folgt dargestellt:12[26]


Fragetyp Leitfrage Beispiel
Beschreibung Was ist der Fall? Wie sieht die „Realität“ aus? (oder auch: Sieht die Realität wirklich so aus?) Wie hat sich die Arbeitskräftemobilität in der EU seit 2004 verändert?
Erklärung Warum ist etwas der Fall? Warum hat sich die Arbeitskräftemobilität in der EU seit 2004 in bestimmter Art und Weise (nicht) verändert?
Prognose Wie wird etwas künftig aussehen? Welche Veränderungen werden eintreten? Wie wird sich die Arbeitskräftemobilität in der EU künftig verändern?
Gestaltung Welche Maßnahmen sind geeignet, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen? Wie kann die Arbeitskräftemobilität in der EU gefördert werden?
Kritik/Bewertung Wie ist ein bestimmter Zustand vor dem Hintergrund explizit genannter Kriterien zu bewerten? Wie sind die Maßnahmen der EU bezüglich der Arbeitskräftemobilität im Hinblick auf Chancengleichheit zu bewerten?

Abbildung 2: Grundtypen verschiedener Fragestellungen

Versuchen Sie, eine möglichst konkrete Forschungsfrage zu entwickeln und mit Ihrer Betreuungsperson abzustimmen.

Zum breiten Themenbereich „Arbeitskräftemobilität in der EU“ könnte man mit der Ausgangsfrage: „Wie hat sich die Arbeitskräftemobilität in der Europäischen Union seit 2004 verändert?“ etwa wie folgt konkretisieren:[27]

•am Beispiel einzelner Mitgliedsländer

•am Beispiel eines konkreten Unternehmens mit Niederlassungen in mehreren EU-Ländern

•am Beispiel eines konkreten EU-Förderprogramms

•am Beispiel der EU-Grundfreiheiten: „Niederlassungsfreiheit“ oder „Dienstleistungsfreiheit“

•in einem konkreteren Zeitraum

Konkretere Forschungsfragen bzw. Unterfragen wären zum Beispiel: „Welche Auswirkungen hatten die EU-Grundfreiheiten ‚Niederlassungsfreiheit“ und ‚Dienstleistungsfreiheit‘ auf die Arbeitskräftemobilität innerhalb der Europäischen Union von 2004 bis 2019?“

oder

„Welche Auswirkungen hatten der EU-Beitritt Ungarns 2004 sowie die uneingeschränkte Arbeitsmarktöffnung im Mai 2011 auf die Arbeitskräftemobilität aus Ungarn nach Deutschland und Österreich im kurz- und langfristigen Vergleich?“

oder

„Wie begründeten die deutsche und die österreichische Bundespolitik die nur für ihre Nationalstaaten gültigen Übergangsfristen zur Arbeitskräftemobilität von sieben Jahren ab EU-Beitritt Ungarns 2004 bis hin zur vollkommenen Arbeitsmarktöffnung 2011 und wie gingen die Arbeitgeberverbände in Deutschland und Österreich mit diesen Begründungen um?“

oder

„Mit welchen Programmen und mit welchen Auswirkungen förderte die Europäische Union die Arbeitskräftemobilität der neuen EU-Mitgliedsstaaten von 2004 bis 2019 am Beispiel Ungarn?“

Dazu lassen sich weitere passende Unterfragen entwickeln:

•„Was sind die (vier) Grundfreiheiten der Europäischen Union?“

•„Welche Kompetenzen hat die EU im Bereich Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik und wo sind ihre Grenzen?“

•„Welche prinzipiellen Zielrichtungen verfolgt die EU-Kommission in der Arbeitsmarktpolitik?“

•…[28]


Die Forschungsfrage und deren Unterfragen sind die Leitlinie für Ihre wissenschaftliche Arbeit. Behalten Sie dazu folgende Aspekte im Gedächtnis:

•Aufbau und Inhalt der Arbeit orientieren sich an der Forschungsfrage und den Unterfragen.

•Erkenntnis und deren Begründungen sind Ziele der Wissenschaft und somit Ziel Ihrer Arbeit.

•Mit der Beantwortung der Forschungsfrage und den dazugehörigen Erläuterungen liefern Sie Ihren wissenschaftlichen Beitrag.

1.5Exkurs: Die Wissenschaftsbereiche

An dieser Stelle wollen wir Sie kurz in die Wissenschaftstheorie „entführen“, bevor wir im nächsten Kapitel mit der Gestaltung der Disposition weitermachen. Für einige Leser*innen mag es vielleicht gedanklich hilfreich sein, den eigenen Fachbereich im Rahmen der Wissenschaftsbereiche einzuordnen.

Wissenschaftliche Disziplinen lassen sich nach dem aktuellen Stand der Wissenschaftstheorie aus verschiedensten Perspektiven definieren und abgrenzen: etwa nach ihrer paradigmatischen Grundposition oder ihrem erkenntnistheoretischen Kern, nach ihrem Objektbereich und ihrem Methodenset, ihrem Erkenntnisinteresse etc.13

Während in den Formalwissenschaften wie Logik und Mathematik die Argumentation formal aufgebaut werden kann, steht in den Realwissenschaften das Abbilden der Welt im Vordergrund. Die Tabelle auf der nächsten Seite gibt dazu einen Überblick.14

Die Naturwissenschaften haben die belebte oder unbelebte Natur zum Gegenstand, diese wird untersucht und als Teil eines abstrakten allgemeinen Gesetzes aufgefasst. Naturwissenschaftliche Erklärungen beruhen zumeist auf Beobachtungen (Biologie, Astronomie) oder können durch Experimente (Physik, Chemie) bestätigt bzw. widerlegt werden.

Die Geisteswissenschaften haben die Erzeugnisse des menschlichen Geistes zum Gegenstand, wobei die Kulturwissenschaften Sinn und Wert[29] menschlichen Handelns in verschiedenen Lebenswelten untersuchen und die Sozialwissenschaften mit qualitativen wie quantitativen Methoden die Handlungen, Motive, Ziele in der Beziehungswelt Mensch und Gesellschaft ergründen oder diese in Beziehung zu einem gesellschaftspolitischen Modell untersuchen, wie etwa die Wirtschaftswissenschaften.


Abbildung 3: Einteilung der Wissenschaften

Interdisziplinäre Wissenschaften untersuchen etwa die Anwendung der Formal- oder Naturwissenschaften in der realen Welt. Dazu gehören beispielhaft die Medizin oder die Ingenieurwissenschaften.15[30]