Vengeful King

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Sari: Sinners High #2
Loe katkendit
Märgi loetuks
Kuidas lugeda raamatut pärast ostmist
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

Ich schaute mich erneut nervös um, als ich den Klassenraum verließ und in den Flur trat. Es wimmelte nur so vor Schülern. Gut. In der Menge würde ich weniger leicht von den KINGS erkannt werden. Hastig eilte ich durch die Gänge zum Hinterausgang. Als ich ins Freie trat und weit und breit keiner der KINGS zu sehen war, holte ich erleichtert Luft. Doch ich machte mir nichts vor. Ich würde sie nicht für immer meiden können. Früher oder später würde ich einem von ihnen über den Weg laufen. Und wenn sie es tatsächlich auf mich abgesehen haben sollten, dann würden sie mich schon finden. Ich machte mir da keine Illusionen. Doch für heute schien ich Schlimmerem entgangen zu sein. Das kleine Haus, indem ich mit Dad wohnte, versprach Sicherheit. Ich rannte die letzten Schritte und fummelte mit zittrigen Fingern meinen Schlüssel aus der Tasche. Ich brauchte drei Anläufe, um den verdammten Schlüssel in das Schlüsselloch zu stecken. Meine Nerven lagen blank. Verdammt! Ich musste mich in den Griff bekommen. Ich würde den Rest des Schuljahres nicht überstehen, wenn ich nicht stark war. Und dann stand mir noch ein Jahr als Senior bevor. Zumindest würden die KINGS dann weg sein.

Als ich mich im Inneren des Hauses befand und die Tür hinter mir schloss, atmete ich erleichtert durch. Mein Herz raste. Zum einen vor Aufregung und zum anderen, weil ich so gelaufen war. Ja, ich war furchtbar unsportlich. Sport hatte mich nie wirklich interessiert. Mom war sehr sportlich gewesen und das hatte ihr auch nicht geholfen, als der Krebs sie langsam aufgefressen hatte. Gesunde Ernährung und ein gesunder Lebensstil sollten angeblich dafür sorgen, dass man weniger krank wurde. Von wegen. Wenn jemand wie Mom so krank werden konnte, dann war das wohl eine Lüge. Wenn sie noch hier wäre, würde sie mich wahrscheinlich auf Diät setzen und mich ins Fitnesscenter schleifen. Doch sie war nicht hier. Sie hatte mich verlassen. Dad versuchte sein Bestes, Vater und Mutter für mich zu sein, doch seien wir mal ehrlich, es war nicht möglich. Als wenn ich mit meinem Vater über Dinge wie Periode oder Verhütung geredet hätte. Nein, ich war durch all dies allein gegangen und hatte Mr. Google zu allem befragt, was ich wissen musste. Die Gedanken an Mom machten mich wieder depressiv. Mein Geburtstag kam bald. In acht Wochen würde ich siebzehn werden. Mom war an meinem zwölften Geburtstag gestorben. Seitdem hasste ich meinen Geburtstag. Ich schniefte und wischte mir die Tränen fort, die angefangen hatten, über meine Wangen zu laufen. Ich schleuderte meinen Rucksack in die Ecke, schlüpfte aus meinen Schuhen und hing meine Jacke an den Haken. Dann machte ich mich auf den Weg in die Küche. Ich holte einen Becher Ben & Jerry’s Cookie Dough, meine Lieblingseissorte, aus dem Gefrierschrank. Nachdem ich mir einen Löffel aus der Schublade geholt hatte, ging ich ins Wohnzimmer und warf mich auf die Couch. Ich schaltete den Fernseher ein und fand eine Wiederholung von The Nanny und öffnete meinen Eisbecher. Eis war mein Seelenfutter. Wenn ich traurig war, dann gab es nichts Besseres als ein Becher Ben & Jerry’s.

Später am Abend, nachdem Dad und ich eine Portion Lasagne gegessen hatten, saß ich auf meinem Bett und scrollte durch die Fotos auf meinem Handy. Ich vermisste meine alte Schule. Meine Freundin Rose, und natürlich Paul. Ich verließ die Bildergalerie und rief mein Telefonbuch auf. Ich drückte auf Pauls Nummer in der Liste und hielt das Handy an mein Ohr. Es klingelte und klingelte und klingelte. Enttäuschung breitete sich in meinem Inneren aus, dass er das Gespräch nicht annahm. Ich beendete den Anruf und schaute auf die Zeitanzeige. Es war halb zehn. Vielleicht war er unter der Dusche. Ich beschloss, stattdessen Rose anzurufen. Wir könnten den neuesten Tratsch austauschen und ich konnte ihr von meiner Pleite mit den KINGS erzählen. Vielleicht hatte sie einen Rat für mich, was ich tun konnte. Ich drückte ihre Nummer und sie nahm das Gespräch beim vierten Klingeln an.

„Hey“, sagte sie, ein wenig atemlos.

„Hey“, grüßte ich zurück. „Du warst hoffentlich nicht schon im Bett. Ich weiß, es ist schon recht spät, aber...“

„Nein, Dummie!“, wehrte sie lachend ab. „Ich war doch nicht im Bett. Ich war nur auf der Toilette. Was gibt es? Du hörst dich an, als wenn etwas geschehen ist. Spuck es aus!“

„Es ist furchtbar hier“, begann ich mit einem Seufzen. „Die Kids hier sind schrecklich. Die Mädchen laufen rum wie Nutten und dann sind da die KINGS, die hier die...“

„Komm zurück ins Bett, Baby“, war plötzlich eine Stimme im Hintergrund zu hören, und ich brach mitten im Satz ab. Mein Herz zog sich schmerzlich zusammen. Das war doch Pauls Stimme. „Komm schon Baby. Beweg deinen geilen Arsch zurück ins Bett für Runde zwei.“

„Ist das... ist das – Paul bei dir?“, fragte ich mit wild klopfendem Herzen. „Warum ist...?“

„Oh Sam, es tut mir so leid“, sagte Rose. „Ich wollte nicht, dass du es auf diese Weise erfährst. Wir wollten es dir irgendwann...“

„Ich bin erst seit einer Woche weg. Wie lange hat es gedauert, bis ihr beiden miteinander ins Bett gehüpft seid?“

Das Schweigen am anderen Ende sagte mir alles.

„Oh mein Gott! Es... es ist nicht erst seit ich weg bin, oder?“

„Sam... bitte hör mich...“

„Paul hat mich betrogen? Wie lange, Rose? WIE LANGE?!“

„Drei Monate“, erwiderte Rose leise.

Drei Monate. Mein Freund hatte es drei Monate lang hinter meinem Rücken mit meiner besten Freundin getrieben. Konnte es einen größeren Verrat geben als das? Mir war auf einmal speiübel.

„Er ist ein Mann, Sam“, sagte Rose, als gäbe es eine gute Entschuldigung für solch einen Verrat. „Was dachtest du, wie lange du ihn mit ein wenig Rumknutschen halten kannst? Er braucht mehr als das.“

„Und du warst nur allzu bereit, ihm zu geben, was er braucht“, erwiderte ich sarkastisch. „Danke, Rose. Ehrlich. Eine tolle Freundin bist du.“

In meinem ganzen Leben war ich nie so enttäuscht gewesen wie in diesem Moment. Mein Freund, der eine Zukunft mit mir geplant hatte, und meine beste Freundin, der ich mehr als irgendjemanden vertraut hatte. Ich konnte es einfach nicht glauben. Warum? Warum ausgerechnet SIE? Wie konnte sie mir das antun?

„Sam, es hat nichts mit unser...“

Weiter kam sie nicht, denn ich hatte den roten Hörer gepresst und das Gespräch beendet. Fassungslos starrte ich vor mich hin, als ich versuchte, die Informationen zu verarbeiten. Rose und Paul. Paul und Rose. Und nicht nur seit ich weg war. Nein, sie hatten es seit Monaten hinter meinem Rücken getrieben. Nur, weil ich nicht sofort meine Beine breit machte. Und die ganze Zeit war Paul so rücksichtsvoll gewesen. Oder zumindest hatte er so getan. Er hatte mir versichert, dass wir so lange warten konnten, bis ich so weit war. Bis ich entschied, dass ich den nächsten Schritt gehen wollte. Natürlich hatte er es nicht eilig gehabt, mich ins Bett zu bekommen, wenn er bereits jemanden hatte, der für seine Bedürfnisse sorgte. Meine Gefühle fuhren Achterbahn. Ich wusste nicht, ob ich lachen, weinen oder schreien sollte. Oder alles zusammen. Meine Zukunft hatte sich gerade drastisch geändert. Ich hatte davon geträumt, mit Paul zusammen zum College zu gehen und vielleicht zusammen ein kleines Appartement zu mieten. Dann, irgendwann, wenn ich bereit war, würde ich ihm meine Jungfräulichkeit schenken. Und es würde etwas Besonderes sein. Er würde sich viel Zeit nehmen, es ganz romantisch angehen...

NEIN! Das ist NICHT, wie es sein wird, denn es ist aus, du dumme Kuh, warf meine innere Stimme ein. Seifenblase geplatzt. Aus! Vorbei!

Eine Träne quoll aus meinem Auge und rollte über meine Wange. Ich hatte gedacht, die eineinhalb Jahre hier an Sinners High zu überleben, indem ich mich auf meine Collegeerfahrungen mit meinem Freund freute. Doch nun war mir dies grausam entrissen worden und alle meine Pläne waren über den Haufen geworfen.

Kapitel 3


Nate

Zwei Tage waren vergangen, seit wir in Wilsons Büro bestellt worden waren. Nachsitzen war scheiße, doch die Gedanken an unsere Rache machten es erträglich. Nein, nicht unsere Rache. MEINE. Ich war derjenige, der die kleine Verräterin bestrafen würde. Ich konnte es kaum erwarten, Samantha Wilson zu zeigen, was passierte, wenn man sich mit den KINGS anlegte. Seit der Sache mit Beth war es ruhig an Sinner High geworden. Zu ruhig. Und Abby war jetzt ein fester Teil der Gruppe.

Seth, Gregory und Kent kamen über den Schulhof auf mich zu, wo ich gegen meinen Porsche gelehnt stand und auf meine Jungs wartete.

„Wo ist Ian“, fragte ich, als sie bei mir angekommen waren.

„Ian musste noch irgendwo hin“, erklärte Seth.

Ich runzelte die Stirn.

„Wohin?“

„Keine Ahnung, Mann. Er sagte, es sei wichtig.“

„Was kann wichtiger sein als unser Racheplan?“, frage ich verärgert.

Ian benahm sich die letzte Zeit seltsam. Er verbrachte nicht mehr so viel Zeit mit uns wie zuvor, und oft hatte er blaue Flecken und andere Blessuren. Kent ging manchmal zu illegalen Kämpfen. Oder zumindest hatte er das getan, ehe er mit Abby zusammen kam. Ob Ian auch seine Dämonen im Untergrundring austobte? Doch die Kämpfe fanden spät abends statt und nicht mitten am Tag.

Seth zuckte mit den Schultern.

„Er benimmt sich seltsam in letzter Zeit“, sagte ich.

„Ja, du hast recht“, stimmte Kent zu.

„Ich rede mit ihm“, brummte Gregory. „Der Fucker kaut an irgendwas rum. Ich krieg schon aus ihm raus, was los ist.“

 

„Lass seine Fingernägel dran“, warf Seth lachend ein.

Gregory rollte mit den Augen.

„Ich sagte: Ich REDE mit ihm. Denkst du, ich steck ihn zu Hause ins Verlies und lass Yuri mit ihm spielen, bis er alle Antworten ausspuckt?“

Yuri war der Typ, der für Gregorys Familie Vernehmungen vornahm. Mit anderen Worten: Folter. Ich hatte den Typ nur ein paar Mal gesehen und der Kerl verschaffte mir eine verdammte Gänsehaut. Gruseliger Geselle, dieser Russe. Er war nicht besonders groß oder breit gebaut, doch das brauchte er auch nicht zu sein. Er hatte seine Werkzeuge, um Leuten wehzutun. Er brauchte seine Fäuste nicht.

„Okay, was denkt ihr? Hat Bonnie Erfolg oder wird der Hurensohn nicht auf ihre Reize anspringen?“, fragte ich schließlich in die Runde.

„Gregory grinste.“

„Willst du es herausfinden?“

Er zog sein Tablett aus der Tasche und tippte darauf herum. Wir rückten alle näher und sahen zu, wie er eine App öffnete und plötzlich war das Innere von Wilsons Büro auf dem Bildschirm.

„Heilige Scheiße!“, rief Seth, sich näher heran drückend, um zu sehen, was in Wilsons Büro vor sich ging.

Bonnie war auf ihren Knien vor Wilson, der gegen seinen Schreibtisch gelehnt stand. Seine Hosen waren herunter gelassen und Bonnies Kopf bewegte sich hin und her. Die Kameraeinstellung zeigte sie nur von hinten, doch es war mehr als deutlich, was dort vor sich ging.

„Ahhh, gutes Mädchen“, knurrte Wilson, seine große Hand in Bonnies Mähne vergrabend. „Ja, nimm ihn tief. Ahhh. Das ist es.“

Er umfasste Bonnies Kopf mit beiden Händen und begann, hart ihren Mund zu ficken. Bonnies Würgen war zu hören, als er tief in ihre Kehle stieß. Bonnie würde den Job genießen. Sie war eine Nympho und konnte von Sex nie genug bekommen. Und Wilson, auch wenn er älter und ein Arschloch war, sah nicht übel aus für sein Alter. Als ehemaliger Football Star hatte er noch immer einen gut trainierten Körper. Dies war wirklich kein harter Auftrag für unsere Bonnie. Ich grinste, als Wilson seinen Schwanz aus ihren Mund zog und Bonnie aufhalf. Er drehte sie herum, bis sie mit dem Oberkörper über den Schreibtisch gelehnt stand. Dann schob er ihren Rock aufwärts und ihren Slip hinab. Er legte hastig ein Kondom an, dann rammte er sich in Bonnies Pussy. Bonnie schrie.

„Ohhhh, ja, Mr. Wilson. Härter. Fick mich härter.“

Kent stieß einen Pfiff aus.

„Mann, unser guter Schulleiter ist ja ein richtiger Hengst“, sagte er lachend. „Ich wette, Bonnie ist mehr als happy.“

Ich lachte. Wer hätte das von diesem Moralapostel gedacht. Minderjährige Schülerinnen in seinem Büro vögeln. Ich hatte mir ehrlich gesagt ein wenig Sorgen gemacht, dass der Typ nicht anbeißen würde, doch Kent war sich sicher gewesen. Er kannte Bonnie um einiges besser als ich. Immerhin waren sie Fuck-Buddys gewesen, bevor Abby in Kents Leben auftauchte. Er wusste, was die Kleine in ihrer Trickkiste hatte.

„Mit dieser Aufnahme haben wir die Kleine beim Kragen“, sagte ich grinsend. Ich klopfte Gregory auf die Schulter. „Gute Arbeit, Dawg.“

Sam

Es war Donnerstag. Der größte Teil der Woche war vergangen, ohne dass die KINGS irgendetwas getan hatten. Würden sie etwa keine Rache üben? Hatte ich sie falsch eingeschätzt? Nein! Das glaubte ich nicht. Doch vielleicht hatte Dad sie tatsächlich besser im Griff, als ich gehofft hatte. Ich wusste, dass sie Nachsitzen für diese Woche hatten. Doch er konnte nichts weiter gegen sie unternehmen, ohne Beweise, dass sie Drogen dealten. Meine Aussage allein war nicht genug. Es würde Aussage gegen Aussage stehen. Und sie waren zu fünft. Zudem waren ihre Eltern reich und würden ihnen teure Anwälte zur Seite stellen, die mich wahrscheinlich in der Luft zerfetzen würden. Ich würde ohnehin nicht gegen die fünf Jungs aussagen wollen. Nein. Ich würde den Vorfall einfach vergessen. So wie die KINGS die Sache anscheinend vergessen hatten. Voller Hoffnung, dass sich zumindest eines meiner Probleme gelöst zu haben schien, durchquerte ich das kleine Waldstück auf dem Schulgelände. Ich wollte in die Stadt, um mir ein paar neue Bücher zu kaufen. Die Sonne schien heute warm, und die Vögel in den Bäumen über mir sangen so lieblich, dass ich spüren konnte, wie meine Laune sich hob. Der graue Schleier, der seit Tagen auf mir gehangen hatte, flatterte davon und ich sah alles in anderem Licht. Leise vor mich hin summend marschierte ich den schmalen Weg entlang, als plötzlich ein Schatten aus dem Gebüsch brach und sich vor mir aufbaute. Ich schrie erschrocken auf und mein Blick fiel auf die Gestalt vor mir, die sich als niemand anderer als Nate Porter entpuppte. Der Anführer der KINGS. Sie hatten mich also doch nicht vergessen. Sie hatten nur auf eine passende Gelegenheit gewartet. Und die hatte Nate nun bekommen. Wir waren allein im Wald. Weit und breit war niemand zu sehen oder zu hören.

„Wohin des Weges, Rotkäppchen?“, fragte er mit einem gemeinen Grinsen und einem Funkeln in den dunkelgrünen Augen. „Etwa zu Großmutter, huh?“

„Lass mich vorbei“, sagte ich mit einem kaum verborgenen Zittern in der Stimme.

„Das kann ich leider nicht tun, Mouse. Ich denke, wir müssen uns ein wenig unterhalten, denkst du nicht?“

Ich schüttelte den Kopf, seinem Blick ausweichend.

„Oh, doch, Mouse. Wir beide haben einiges zu bereden. Du weißt, was du getan hast. Du hast uns verraten und du wirst dafür bezahlen.“

„Bitte“, wimmerte ich, mich nervös nach einem Fluchtweg umschauend. „L-lass mich gehen.“

Eine Hand packte mich beim Arm und ich schrie auf. Nate rammte mich mit dem Rücken gegen einen Baum und ich schluchzte auf. Die raue Rinde drückte sich in meinen Rücken, trotz meiner Kleidung. Mein Herz raste so schnell, dass ich befürchtete, einen Herzinfarkt zu bekommen. Ich hatte Angst. Wir waren hier allein. Ich hatte keine Ahnung, zu was dieser Bastard fähig war. Ich weinte leise, als ich im Stillen betete, dass jemand vorbeikommen würde, um mich aus dieser Situation zu retten.

„Bitte“, flehte ich erneut. „T-tu mir nicht weh.“

Lange Finger schlossen sich um meinen Hals, drückten zu. Oh nein! Würde der Typ mich wirklich erwürgen? Ich hatte einiges von ihm erwartet, doch Mord? Ich spürte, wie meine Blase nachgab und der Geruch von Urin füllte die Luft zwischen uns. Mein Blick ging panisch zu Nates. Er runzelte die Stirn und ich fragte mich, was in seinem Kopf vor sich ging.

„Bitte“, flehte ich stimmlos.

Nate lachte höhnisch.

„Oh nein, du kleine Verräterin. Erwarte nicht, dass ich dir Gnade zeige. Du wirst dafür bezahlen, dass du uns verraten hast“, knurrte Nate dunkel. „Und denk ja nicht, dass du uns erneut bei Daddy verpetzen kannst. Oder bei irgendjemand anderen. Wir haben ein Video von deinem lieben Dad, wie er eine Schülerin in seinem Büro fickt.“

„Du... du lügst“, flüsterte ich ungläubig. „Daddy würde nie...“

„Ich lüge nicht. Und wenn du auch nur ein falsches Wort sagst, dann werden wir das Video öffentlich machen. Das Mädchen, welches er gefickt hat, ist minderjährig. Was denkst du, was mit deinem Daddy passiert, wenn das herauskommt, hmmm?“

Nate rückte etwas von mir ab und fummelte sein Handy aus der Tasche. Er öffnete die Galerie und drückte Play auf einem Video. Ungläubig starrte ich auf die Aufnahme. Mein Dad mit einem Mädchen. Nate hatte nicht gelogen.

Oh nein. Daddy! Wie konntest du so etwas tun?

„Du siehst – ich hab nicht gelogen. Und wenn du nicht willst, dass dein Daddy in Schwierigkeiten gerät, dann wirst du deine Strafe annehmen wie eine gute kleine Verräterin.“ Sein Griff um meinen Hals verstärkte sich. „Hast! Du! Verstanden?“

„Ja-jaaa“, wimmerte ich. „Bitte – lass mich los. Du... du tust mir weh!“

„Gut! Und nun, zu deiner ersten Strafe.“

Er ließ mich los und trat einen Schritt zurück. Ich wusste, dass ich nicht vor ihm fliehen konnte, also versuchte ich es gar nicht erst. Sein Blick war so grausam und verächtlich. Besonders als er an dem nassen Fleck in meiner Jeans hängen blieb. Hitze schoss mir ins Gesicht. Gott, das war so demütigend. Nate hob sein Handy und machte ein Foto von mir. Tränen der Scham und Verzweiflung rannen mir über das Gesicht.

„Bis zum nächsten Mal, Mouse“, sagte Nate mit einem Grinsen und wandte sich ab, um mich einfach stehen zu lassen.

Erst als er zwischen den Bäumen verschwunden war, wagte ich es, mich zu bewegen. Ich blickte an mir hinab und mehr Tränen liefen über meine Wangen. In die Stadt zu gehen konnte ich jetzt wohl vergessen. Mir war auch die Lust dazu vergangen. Alles, was ich wollte, war, aus diesen ruinierten Klamotten heraus zu kommen, in die Badewanne zu steigen und die Begegnung mit dem Teufel von mir zu waschen.

Nate

Das war besser gelaufen, als ich erwartet hatte. Die Kleine hatte wirkliche Angst vor mir. Gut! Das war genau, was ich von ihr wollte. Ich musste sagen, dass ich überrascht gewesen war, als sie sich eingepisst hatte. Für eine Sekunde hatte ich mich beinahe mies gefühlt. Doch dann hatte ich mich daran erinnert, was sie getan hatte, und jegliches Mitgefühl für sie oder schlechtes Gewissen für mein Verhalten hatte sich in Luft aufgelöst. Ich sandte das Foto von ihr an mein Wegwerf-Handy. Dann sandte ich es von dort anonym zu allen Schülern von Sinners High. Der nasse Fleck auf ihrer Jeans und die Tränen in ihren Augen waren deutlich zu sehen. Dies war die perfekte Demütigung für meine kleine Verräterin.

Gregory wartete bei meinem Porsche, als ich zurück zum Schulparkplatz kam. Er hob sein Handy an, mir ein Grinsen schenkend. Er hatte also das Foto bereits gesehen. Und hoffentlich auch viele andere Schüler.

„Guter Job, Dawg“, sagte er. „Was hast du denn mit der Kleinen angestellt, dass sie sich so nass gemacht hat?“

„Nur eine kleine harmlose Unterhaltung“, erwiderte ich schulterzuckend. „Nicht mein Problem, dass die so schnell eingeschüchtert ist. Aber es spielt mir in die Hände, und das Foto war ein guter Auftakt zu meinem Rachefeldzug.“

„Was kommt als nächstes?“

„Weiß ich noch nicht“, sagte ich. „Doch mir wird schon was einfallen. Keine Angst. Die Kleine wird den Rest des Schuljahrs durch die Hölle gehen.“

Gregory nickte und holte sein Tablett aus der Tasche. Das Tablett war Gregorys Waffe und Werkzeug. Er konnte mit dem Teil so ziemlich alles machen. Immerhin war er unser Computergenius. Er tippte darauf herum, ehe er mir das Teil reichte.

„Weißt du, wer die Kleine auf dem Bild ist?“, fragte er.

Ich runzelte die Stirn, als ich auf das Bild schaute, welches Gregory geöffnet hatte. Es war eine Nachtaufnahme und die Gesichter der Leute auf dem Bild waren schwer zu erkennen. Doch ich erkannte Ian an seiner Jacke und den Haaren. Ein Mädchen hing an seinem Arm. Alles, was ich sehen konnte, war, dass sie lange blonde Locken hatte und sie schien Lederklamotten zu tragen. Sie war klein und zierlich. Das Gesicht lag jedoch zu sehr im Dunklen.

„Kannst du das Gesicht irgendwie klarer bekommen?“

Gregory nahm das Tablett zurück und tippte erneut darauf herum, ehe er es mir zurückgab. Diesmal waren die Züge des Mädchens besser zu erkennen, wenngleich es noch immer furchtbar undeutlich war. Eines konnte ich jedoch mit Sicherheit sagen: Sie war kein Mädchen von Sinners High. Ich hatte sie noch nie zuvor gesehen.

„Ich hab keine Ahnung“, sagte ich schließlich. „Aber eines ist sicher. Sie ist nicht von unserer Schule.“

Gregory nickte und steckte das Tablett wieder weg.

„Wo hast du das Foto her?“

„Ich hab eine Suchmaschine, die nach Personen sucht, die auf Fotos im öffentlichen Netz auftauchen. Ich hab ein Foto von Ian eingegeben, um zu sehen, wo er seine Zeit verbringt, wenn er nicht mit uns ist. Und dieses Foto war bei meinen Ergebnissen.“

„Trotz der schlechten Qualität der Aufnahme? – Erstaunlich.“

„Der Computer geht nach festen Gesichtsmerkmalen, die auch bei einem undeutlichen Foto unverändert bleiben. Wo wir mit bloßem Auge nur Undeutlichkeiten sehen, kann der Computer noch die Merkmale ausmachen, die für jedes Gesicht einzigartig sind.“

„Okay. Und? Kannst du diese Maschine auch umgekehrt benutzen, um herauszufinden, wer das Mädchen ist? Oder wo sonst ihr Bild auftaucht?“

„Die Maschine kann mir nicht sagen, wer sie ist, doch zu schauen, wo sie sonst noch auftaucht, ist eine exzellente Idee. Ich werde mich gleich dran machen, wenn ich zu Hause bin.“

„Okay. Mach das. Wir sehen uns morgen. Ich hab heute Familien-Dinner.“

 

Gregory warf mir einen mitleidigen Blick zu.

„Viel Vergnügen dabei.“

„Herzlichen Dank, Arschloch. Wenn ich einen Weg wüsste, um der Scheiße zu entgehen, dann würde ich.“ Ich seufzte. „Viel Erfolg mit deiner Recherche.“

Ich hasste Familien-Dinner. Warum meine Eltern darauf bestanden, wollte mir nicht in den Kopf gehen. Meine Eltern waren geschieden, seit ich zehn Jahre alt war. Sowohl Dad als auch Mom waren mittlerweile erneut verheiratet und ein Mal im Monat aßen unsere beiden Familien zusammen Dinner. Ich lebte mit Mom und Dan, war aber ein Wochenende im Monat bei Dad. Das war bereits mehr Zeit, als ich mit Chantalle, seiner neuen Frau, und meinen beiden Stiefschwestern verbringen wollte. Ich war froh, dass Dad mit seiner neuen Familie dreißig Kilometer entfernt wohnte. Nicht auszudenken, wenn ich meine beiden Stiefschwestern in der Schule ertragen müsste. Ich wäre nicht in der Lage, sie zu ignorieren. Nach spätestens zwei Wochen würde ich sie erwürgt und im Schulwald verscharrt haben.

„Daddy hat mir ein Auto zu meinem sechszehnten Geburtstag versprochen“, verkündete Kira, eine meiner Stiefschwestern.

Warum sie meinen Vater Daddy nennen musste, war mir schleierhaft. Ich warf Dad einen Blick zu. Ich hatte bis zu meinem siebzehnten Geburtstag warten müssen, um ein Auto zu bekommen. Dad hatte gemeint, dass sechzehn zu jung sei, um auf den Straßenverkehr losgelassen zu werden. Offensichtlich bezog sich das nur auf mich und nicht auf seine Stieftochter. Dad wich meinem Blick aus und schenkte Kira ein seltenes Lächeln. Ich konnte mich nicht erinnern, wann mein alter Herr mich das letzte Mal angelächelt hatte. Kiras Blick ging zu mir und ich sah den Triumph in ihren himmelblauen Augen. Die Kleine sah mit ihren blonden Locken und blauen Augen aus wie ein Engel, doch sie war der Teufel in Person. Ein wenig wie Beth, spielte sie die Unschuld und bekam, was immer sie wollte, während sie in Wahrheit eine manipulative und bösartige Zicke war. Ich ignorierte sie. Es half mir nicht, einen Streit mit ihr vom Zaun zu brechen. Ich konzentrierte mich auf mein Essen und brodelte innerlich vor Zorn. In Rekordzeit hatte ich meinen Teller leer gegessen und erhob mich von meinem Platz.

„Entschuldigt mich. Ich hab noch für einen Test zu lernen“, sagte ich und eilte aus dem Raum.

Es war eine glatte Lüge. Ich hatte keinen Test. Doch wenn ich noch eine Minute länger mit meinen Stiefschwestern an einem Tisch sitzen musste, dann würde ich einen Mord begehen. Kira war die schlimmste der beiden, doch ihre jüngere Schwester Anna war auch nicht viel besser. Sie mochte erst dreizehn Jahre sein, doch sie war eine Hexe wie ihre ältere Schwester. Wahrscheinlich hatten die beiden ihren Charakter von ihrer Mutter geerbt. Chantalle war die Definition eines Gold-Diggers. Sie hatte ihre Schönheit dazu genutzt, um sich meinen Vater zu angeln. Und der war natürlich darauf reingefallen. Manche Männer schalteten ihr Gehirn aus, wenn ihr Schwanz das Denken übernahm. Ich würde niemals so weit gehen. Weiber waren dazu da, mich zu befriedigen und das wars. Meine Pseudo-Beziehung mit Beth hatte auf einen Austausch von Vorteilen beruht und war niemals ernst gewesen. Doch das war ein Geheimnis zwischen mir und Beth gewesen. Nicht einmal die Jungs hatten von der Vereinbarung gewusst, die ich mit Beth hatte. Genauso wenig wussten sie, dass ich mir bei anderen Frauen geholt hatte, was ich brauchte. Ich war nicht so blöd gewesen, es mit Mädchen von der Schule zu treiben. Nein, ich hatte einige gelangweilte Hausfrauen bedient. Ging doch nichts über eine MILF. Diese Frauen wussten, was sie wollten, waren experimentierfreudig im Bett und einhundert Prozent diskret. Schließlich wollten sie nicht riskieren, dass jemand herausfand, dass sie ihre langweiligen Ehemänner mit mir betrogen. Der Gedanke an Beth brachte stets ein wenig Schuldgefühle mit sich. Ich hatte sie nicht geliebt, hatte sie nicht einmal begehrt. Doch zu wissen, dass sie ihr Leben so abrupt beendet hatte, weil sie keinen anderen Ausweg sah, war eine schwere Bürde. Nicht viele hatten gewusst, was in ihrem Inneren vor sich ging. Ich hatte. Und das machte es mir manchmal umso unverständlicher, warum ich sie nicht durchschaut hatte, als sie Abby beschuldigt hatte, sie verletzt zu haben. Wenn es jemanden in Beth’ Umkreis gab, der die Lüge hätte erkennen sollen, dann war ich das. Beth hatte eine Menge Dämonen gehabt. Zum einen der Missbrauch durch ihren Onkel. Der Tod ihres Vaters. Das mangelnde Selbstwertgefühl, welches sie hinter ihrer Zicken-Fassade zu verstecken versuchte. All das fraß sie innerlich auf. Unsere Pseudo Beziehung hatte ihr die Gelegenheit gegeben, vor den anderen dafür beneidet zu werden, dass sie sich den Anführer der KINGS geangelt hatte, wenn sie in Wahrheit nicht in der Lage war, mit einem Typen zu schlafen. Der Missbrauch hatte sie ruiniert. Doch sie wollte die Fassade aufrechterhalten, ein normales Mädchen zu sein. Viele Kerle hatten Geschichten erzählt, dass sie Beth angeblich gefickt hatten. Doch ich wusste, dass dies alles Lügen waren, mit denen die Looser sich wichtig machen wollten. Um die Fassade einer Beziehung aufrecht zu erhalten, hatten wir manchmal ein wenig in der Öffentlichkeit rumgemacht, doch sonst war nie etwas zwischen uns geschehen. Und was mich anbelangte, so hatte ich eine offizielle Freundin, was meinen Dad davon abhielt, mich mit Mädchen verkuppeln zu wollen, die in seine Pläne passten. Seit ich sechzehn war, hatten er versucht, mir einzureden, wie wichtig es war, dass ich die Richtige aussuchte. Ein Mädchen aus guter Familie. Mit Geld wie Heu, natürlich. Verbindungen und Geld waren in unseren Kreisen wichtiger als Gefühle. Nun, ich mochte nicht an Gefühle glauben und war mir sicher, dass ich niemals eine Frau finden würde, die mich in einen Idioten verwandelte, wie Abby es mit Kent angestellt hatte. Doch ich hatte auch nicht vor, jemanden zu heiraten, um meinem alten Herrn zu helfen, mehr Einfluss zu gewinnen und mehr Geld zu scheffeln. Falls ich überhaupt jemals heiraten sollte. Die verheirateten Frauen, die ich fickte, waren Beweis genug, wie wenig solch imaginäre Gefühle wie Liebe mit einer Ehe zu tun hatten. Besonders in unseren Kreisen. Wenn diese Frauen so in ihre Ehemänner verliebt gewesen wären, dann hätten sie nicht mit einem Typen wie mir rumgevögelt. Nein, ich war ein Realist. Liebe. Romantik. Alles Humbug. Weswegen ich auch der beste Kandidat war, um die kleine Verräterin zu knacken. Ian war zu sanft und würde nie in der Lage sein, ein Mädchen zu bestrafen. Seth war zu sehr schwanzgesteuert. Kent war vergeben. Und Gregory? Nun, wenn ich den Fall meinem russischen Freund überließ, dass bestand die Gefahr, dass der Kleinen plötzlich ein Finger oder ein Ohr fehlten. Nein. Ich war der Beste für diesen Job. Ich würde mich nicht erweichen lassen. Ich war auch nicht so schwanzgesteuert, dass ich die graue Maus besteigen würde. Und ich war nicht so sadistisch veranlagt wie Gregory.