Perry Rhodan - Die Chronik

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Die Erde stirbt

Wir schreiben den 10. Mai 1984. Die Gefahr durch die Springer ist vorerst abgewendet, und nach langen Anlaufschwierigkeiten ist seit zwei Jahren auch die Terranische Weltregierung etabliert: Perry Rhodan, der Administrator der Erde, entschließt sich, sein Crest und Thora gegebenes Versprechen, die beiden nach Hause zu bringen, endlich einzulösen. Mit der vollbesetzten GANYMED geht es durch den Hyperraum nach Arkon …

In Heft 38 schildert Kurt Mahr, wie für die Arkoniden der Traum von der glorreichen Heimat urplötzlich zerschellt. Sie materialisierten mitten in einer Schlacht zwischen Motunern, einem hoch entwickelten Volk von Methanatmern, und dem arkonidischen Imperium. Das Imperium gewinnt, die Schiffe der Motuner ziehen sich zurück, und äußerst bedrückt fliegen die Terraner durch die Raumschlacht weiter, bis an den Rand des Arkons-Systems. Und dort erwartet alle Beteiligten eine Fülle von Überraschungen!

Crest und Thora hatten bislang verschwiegen, dass die Zentralwelt des Großen Imperiums eigentlich aus drei Planeten besteht – der Kristallwelt Arkon I, der Handelswelt Arkon II und Arkon III, dem Kriegsplaneten, einer künstlich geschaffenen Struktur von drei Synchronwelten, die Arkons Sonne in Form eines gleichseitigen Dreiecks umkreisen. Die beiden Arkoniden stellen nun mit Entsetzen fest, dass aufgrund der Dekadenz ihres Volkes das größte Positronengehirn der bekannten Galaxis, der Robotregent, aktiviert wurde und Tai Moas Zoltral XII. abgesetzt hat. Die wahre Macht liegt nun bei einer Maschine, die vorausschauende Wissenschaftler vor Jahrtausenden erbauten …

Unnachgiebig und voller Härte geht der Robotregent gegen alle Feinde des Imperiums vor und schlägt Rebellionen gnadenlos nieder. Als er von der Existenz Terras erfährt, versucht er deshalb sofort, die Position des Sonnensystems herauszufinden. Rhodan ist klar, dass Terra noch viel zu schwach ist, um sich gegen die Robotflotten des wieder erstarkten Großen Imperiums zu behaupten, und entwickelt, nachdem es auch noch zu ersten unerfreulichen Kontakten des Expeditionskorps mit den Aras, den Galaktischen Medizinern, gekommen ist, einen Masterplan, den Clark Darlton in einem Doppelband schildert.

So findet der erste Zyklus der Serie mit dem Titel »Die Dritte Macht« seinen atemberaubenden Abschluss: Perry Rhodan spielt den Springern mit Hilfe Guckys, der sich gegen Rhodans Wunsch heimlich in den Einsatz begeben hat, falsche Positionsdaten des Sonnensystems zu und lässt an Stelle Terras den dritten Planeten des Beteigeuze-Systems von den Überschweren, der Kampftruppe der Springer, angreifen. Die Erde wird scheinbar vernichtet und versinkt im Meer des Vergessens – und Rhodan und die Terraner erhalten die dringend benötigte Zeit, sich für eine ungewisse Zukunft zu rüsten.

Ahasver im Herzen

Im April 1962, als Kurt Brands erster Roman erschien, besuchte das Ehepaar Scheer gerade Clark Darlton und Gattin in Irschenberg. Auf dem Programm stand natürlich vor allem PERRY RHODAN: Es hatte bereits kleinere Zeitsprünge gegeben, der erste nach Heft 9, aber mit Heft 50 sollte ein neuer Handlungsabschnitt beginnen. Ein Zeitsprung von 36 Jahren war vorgesehen, der sich später zu 56 Jahren mausern sollte. Die Hefte 50 bis 99 gingen als zweiter Zyklus in die Geschichte PERRY RHODANS ein.

Scheer notierte nach dieser Begegnung am 28. April: »Alte Arkoniden, die vor zehntausend Jahren auf Venus verschollen sind, haben einige ihrer Leute biologisch konserviert, um Zeugen ihrer Vergangenheit in die Zukunft zu retten. Einer wachte zur Zeit des Römischen Imperiums auf. (…) Sein erstes Erscheinen erfolgte auf dem Grund des Atlantischen Ozeans, wo er konserviert im untergegangen Landgebiet von Atlantis liegt. Von dort sorgte er für den technischen und kulturellen Fortgang der Menschheit, da er daran interessiert ist, möglichst bald wieder nach Hause zu kommen. Dies geht nur, wenn die Menschheit die Raumfahrt begreift.«

Rhodan erfährt, dass der Fremde unter Germanicus Caligula erwachte, als normannischer Ritter an den Kreuzzügen teilnahm, mit Kolumbus befreundet war, sich Leonardo da Vinci nannte, unter Kublai Khan in Asien kämpfte und die Chinesische Mauer erbaute. Das erscheint ihm nur dann möglich, wenn er eine Zelldusche des Planeten Wanderer erhalten hatte – die Rhodan auch für Thora und Crest erwirken will, die Arkoniden, deren technische Wunderwerke ihm auf dem Erdmond zur Gründung der Dritten Macht verhalfen.

Das erste Ergebnis des neuen Konzepts war Jubiläumsheft 50: Der Arkonide Ahasver, dessen Namen Scheer später im Exposé handschriftlich in »Atlan« geändert hatte, erwacht nach einer langen Tiefschlafperiode in seiner Unterwasserkuppel – und mit ihm war der neben Perry Rhodan erfolgreichste Protagonist der Serie geboren.

Info zur Romanserie: Atlan

Sein arkonidisches Geburtsdatum entspricht dem 9. Oktober 8045 vor Beginn der christlichen Zeitrechnung. Als 28-Jähriger tritt er in die Raumflotte ein und wird elf Jahre später zum Admiral befördert, verliert jedoch 8004 v. Chr. im Kampf gegen die Maahks seine Flotte. Mit 43 Jahren erhält er von ES seinen Zellaktivator und die Konstruktionsunterlagen einer Waffe, die den Methan-Krieg für Arkon entscheidet. Er übernimmt den Aufbau einer Kolonie auf Larsaf III, die nach ihm Atlantis benannt wird, doch ihr Untergang beraubt ihn jeder Hoffnung, aus eigener Kraft in die Heimat zurückzukehren. 8000 v. Chr. zieht er sich in eine Schutzkuppel am Grund des Meeres zurück, um dort im Tiefschlaf ein arkonidisches Suchkommando abzuwarten, das nie eintrifft. Er erwacht sporadisch, um die Entwicklung der Menschheit zu einer raumfahrenden Rasse zu unterstützen, und wird dabei – später von Autor Hans Kneifel geschildert – zum Freund und Berater legendärer Persönlichkeiten der Zeitgeschichte. Zehn Jahrtausende verbringt er auf diese Weise fern seiner Heimat unter irdischen Barbaren, die er als Mentor und Helfer begleitet, geplagt von Sehnsucht und Heimweh.

Drei Serien in einer …

Im ersten Jahr der Serie trafen sich K. H. Scheer und Clark Darlton noch beinahe monatlich in Irschenberg oder Friedrichsdorf, um gemeinsam die Handlungsvorgaben zu entwickeln, die Scheer anschließend zu Papier brachte und an den Verlag nach München schickte. Dann erkrankte er im Januar 1962 an einer Thrombose, die eine Lungenentzündung nach sich zog. Sein Freund Heinz Bingenheimer, Gründer des noch heute existierenden Buchversands Transgalaxis, brachte ihm ein Tonbandgerät ins Krankenhaus, seine Frau Heidrun transkribierte die Aufnahmen und verschickte sie für ihn. Drei Monate später kam es zu einer erneuten Besprechung, bei der Scheer und Darlton den Kurs für den zweiten Fünfziger-Block der Serie festlegten.

An dem Wochenende in Irschenberg stellte Scheer klar, dass er wohl kaum jede Woche ein im Durchschnitt siebenseitiges Exposé ausarbeiten könne, wenn er noch in nennenswertem Umfang als Autor in Erscheinung treten solle. Damit warf ein Problem seine Schatten voraus, das sich beinahe fünfzig Jahre später auch Uwe Anton stellt, der heute für die Handlungsvorgaben zuständig ist. Scheers Lösung sah vor, nur noch eine grobe Linie vorzugeben, die seine Kollegen mit ihren Ideen ausfüllten.

Als er Ende April diesen Vorschlag dem Verlag unterbreitete, war Cheflektor Bernhard außer sich: An der Exposé-Arbeit werde nicht gerüttelt! Scheer gab nach, suchte aber nach Möglichkeiten, den Arbeitsaufwand zu verringern. Er verlegte sich darauf, die Exposés auf Band zu sprechen und ebenso wie seine diktierten Romane von seiner Frau Heidrun tippen zu lassen. Außerdem verfiel er auf eine Dreiteilung der Serie:

 Clark Darlton und Kurt Brand sollten den roten Faden der Serie bestreiten, den Scheer die »Nullserie« nannte.

 Die Atlan-Story wollte er vorerst selber verfassen, in Ich-Form und mit gelegentlichen Rückblenden in die Vergangenheit.

 Kurt Mahr sollte eine Handlungsebene mit der Besatzung eines Auswandererschiffs übernehmen, deren Ausgestaltung ihm allein überlassen blieb.

Damit war die Logistik gerettet, und am 17. August begann mit dem Heft »Atlan und Arkon« (so der Titel des Exposés) der zweite Zyklus der Serie. Schon das erste Abenteuer des heimlichen Förderers der Menschheit auf ihrem Weg ins All war bei den Lesern ein Riesenerfolg, und die Person des Arkoniden ist seitdem aus der Serie nicht mehr wegzudenken. In den folgenden zwei Jahren sollten bis zur Gründung der United Stars Organisation (USO) noch elf weitere Romane mit Atlan aus K. H. Scheers Feder folgen, der für ihn persönlich und in den Augen der Leser eine ähnliche Bedeutung wie Gucky für Clark Darlton erlangte.

Kurt Mahrs fünf Kolonistenabenteuer, die in Heft 57 starteten, handelten von den »Asozialen Freien Siedlern«, die in Perry Rhodan einen Diktator sehen und nach einem versuchten Attentat auf ihn zur Deportation auf einen anderen Planeten verurteilt werden. Nach einer Notlandung auf der Welt eines blauen Riesensterns und Abenteuern mit den einheimischen Blauen Zwergen und Invasoren namens Peepsies evakuieren die Terraner sie schließlich vor einer drohenden Gefahr auf die Venus. Der Siedler-Zyklus wurde übrigens nicht in die SILBERBÄNDE aufgenommen, obwohl er parallel zu den Ereignissen in den Büchern acht bis zehn spielt. Er erschien 2001 gesammelt unter dem Titel »Kolonisten Terras« als Band zwei der Hardcover-Reihe PERRY RHODAN EXTRA beim HJB Verlag.

Die »Nullserie« brachte das in Heft 7 gegründete Mutantenkorps stärker ins Spiel. Durch seine kosmischen Agenten, die auf einigen hundert von Arkoniden oder Springern besiedelten Planeten operieren, lässt der Großadministrator die Aktionen des Robotregenten von Arkon überwachen, während sich am Horizont eine neue Gefahr abzeichnet, die auch die Evakuierung der Kolonisten von Gray Beast erforderlich macht: eine Zeitüberlappung mit dem Roten Universum der Druuf.

 

Essay: Hans Kneifel über kriegerische Auseinandersetzungen

Wir sehen gerade, daß Ost und West große Anstrengungen unternehmen, um dem ewigen Ziel der Menschheit – den Weg zu den Sternen zu beschreiten – näherzukommen.

Immer wieder wird der Mensch versuchen, Dinge möglich zu machen, die noch vor kurzer Zeit als restlos unmöglich angesehen wurden. So ist es auch mit der Eroberung des Mondes. Es ist die erste Stufe jener gigantisch hohen Leiter, die uns eines Tages mit den anderen Sonnen und deren Planeten verbinden soll. Wie auf vielen anderen Gebieten menschlichen Strebens ist es auch hier: Nicht die scheinbare Unmöglichkeit, nicht die immensen Kosten, nicht der Verlust von Menschen und Material entscheiden, sondern der stählerne Wille, den Weg zum Ziel zu beschreiten.

Ich persönlich verneine dabei die Wahrscheinlichkeit bewaffneter Auseinandersetzungen. Ich vermag mir nicht vorzustellen, daß intelligente Rassen, die Atomzerfall und Raumschiffsmotoren zu kontrollieren vermögen, sich riesige Materialschlachten im Raum liefern. Natürlich ist es möglich, aber unwahrscheinlich. Jedenfalls wird sich jede dieser Rassen überlegen, was sinnvoller ist – der Überfall auf ein anderes System oder die weitere Eroberung der Galaxis.

Krieg führen Barbaren und Unreife. Rassen, die den Sternenflug beherrschen, können nicht mehr unreif sein, wenigstens nicht in ihrer Gesamtheit. Übergriffe von Einzelpersonen oder Machtgruppen sind denkbar, jedoch kein Krieg der Weltanschauungen.

Hans Kneifel in TERRA-Heft 384 (April 1965)

… und vier Karrieren

Der Erfolg von PERRY RHODAN steigerte die Beliebtheit der vier Stammautoren enorm, die Leser wollten mehr von Scheer, Darlton & Co – nur arbeiteten die bereits an der Kapazitätsgrenze. Also mussten Neuausgaben ihrer älteren Romane her. Unter der Betreuung Günter M. Schelwokats brachte Moewig die Nachdruckreihe TERRA EXTRA heraus. Sie startete genau ein Jahr nach PERRY RHODAN und erschien anfangs sogar wöchentlich. In den ersten 22 Ausgaben präsentierte sie ausschließlich Romane von K. H. Scheer und Clark Darlton, später auch von Kurt Mahr und Kurt Brand und in den folgenden Jahren verschiedene angloamerikanische Klassiker.

Besonders Scheers Werke erlebten einen wahren Boom. Seit er 1959 für »Octavian III« mit dem deutschen »Hugo« geehrt worden war, der nach dem amerikanischen »Vater der Science Fiction« Hugo Gernsback so benannt wurde, eilte er von Erfolg zu Erfolg. Die ersten Romane seiner Zukunftsagenten-Serie ZUR BESONDEREN VERWENDUNG erlebten in TERRA EXTRA bereits ihren zweiten Heftnachdruck.

Und im Sommer 1962 kaufte der Wilhelm Heyne Verlag ein Paket mit sage und schreibe 25 seiner Bücher, von denen leider nur vier erscheinen sollten – noch dazu in jährlichen Abständen. Den Anfang machte »Die Großen in der Tiefe«, ein Roman, der ursprünglich 1961 als Leihbuch im Balowa Verlag erschienen war. Scheer beantwortet darin die Frage: Was wäre, wenn die Welt 1971 nicht von Perry Rhodan gerettet worden wäre? Er wählt die gleiche Ausgangssituation wie in »Unternehmen Stardust« und führt so genannte Gliederlasttransporter ein. Sie hatten ein reales Vorbild in den »Overland Trains« der US Army, wahren Ungetümen von 174 Meter Länge und 150 Tonnen Nutzlast, für die um 1962 herum Erprobungsfahrten liefen.

Und mit einem unglaublichen Riecher für Technik sah Scheer mit der Fragment-Bombe auch noch die amerikanischen MIRVs voraus, Interkontinentalraketen mit nuklearen Mehrfachsprengköpfen, die es ermöglichen, mit einer einzigen Trägerrakete mehrere Ziele gleichzeitig anzugreifen. Die ersten Raketen mit MIRVs wurden zwar erst Anfang der Siebzigerjahre von den USA stationiert, aber die Quittung für eine derart realitätsnahe Phantasie folgte auf den Fuß.

Nach einem Geschäftstermin wurde Scheer in einem Braunschweiger Café vom Militärischen Abschirmdienst zur Rede gestellt: Woher er die Konstruktionsunterlagen für den darin beschriebenen Atombunker habe? Vielleicht hatte er die Reaktion des MAD ja durch seine Aussage in dem Roman provoziert: »Die größte Gefahr für die Menschheit ist ein einziger Neurotiker an einem Kommandogerät.« Jedenfalls konnte er klarstellen, dass er als Science Fiction-Autor lediglich seine Hausaufgaben gemacht und frei zugängliche Unterlagen zu Grunde gelegt hatte.

Clark Darlton, der 1962 seine zweite Frau Ursula Kaiser heiratete, erlebte das produktivste Jahr seiner Autorenlaufbahn. Zwanzig Serienbeiträge für PERRY RHODAN und neun weitere SF-Romane sowie – als seltenes Vergnügen – ein Western erschienen aus seiner Feder. Schon 1959, als er seine zweite Frau kennen gelernt hatte, waren die ersten beiden Folgen seiner insgesamt elf Bände umfassenden SF-Serie »Hurricane« erschienen, die er in diesem Jahr fortsetzte und 1968 abschließen sollte.

Kurt Mahr, der seine schriftstellerische Laufbahn 1959 begonnen hatte, um sein Physikstudium an der Technischen Hochschule Darmstadt zu finanzieren, startete neben PERRY RHODAN eigene Mehrteiler: Er veröffentlichte im TERRA SONDERBAND einen Doppelband über ein Generationenraumschiff sowie in TERRA neben einem Einzelroman den sechsbändigen Zyklus »Krieg zwischen den Milchstraßen«, in dem es um den Kampf der Erde gegen außergalaktische Aggressoren geht. Und im November 1962 schloss er auch noch – »mit Hängen und Würgen«, wie er sagt – sein Studium mit dem akademischen Grad eines Diplomphysikers ab.

Jetzt zog es Mahr beruflich in die USA, und der Moewig Verlag geriet in helle Aufregung. Würden die langen Postlaufzeiten seine weitere Mitarbeit an PERRY RHODAN nicht unmöglich machen? Auch aus diesem Grund, nicht nur der eigenen Arbeitsersparnis wegen, überließ Exposé-Autor Scheer ihm den Handlungsfaden der Kolonisten auf Gray Beast – damit Mahr für diese Romane nicht erst auf Exposés aus Deutschland warten musste.

Die Zeiten überlappen sich

Das neue Konzept der parallel laufenden Handlungsfäden, jeweils von bestimmten Autoren betreut, sorgte für atemlose Spannung.

Serienintern ist das Solare Imperium der Menschheit im zweiten Zyklus »Atlan und Arkon« zu einem kleinen Sternenreich angewachsen, und zwei abtrünnige Mutanten – der Telepath Nomo Yatuhin und der Hypno Gregor Tropnow – wollen die Positionsdaten der Erde verraten, weil sie keine Zelldusche erhalten haben. Rhodan und seine Gefährten hindern sie daran, aber dabei wird dem Robotregenten auf Arkon bekannt, dass Rhodan nicht tot ist. Und als wäre das nicht genug, lässt eine unsichtbare Kraft die Menschen von mehreren Planeten einfach verschwinden …

Zunächst – in Darltons Heft 58 – ist es nur eine primitive Rakete, die beim Start von einem Planeten langsam unsichtbar wird, ohne dass jemand etwas dagegen tun kann. Aber schon im Folgeheft von Kurt Mahr wird deutlich, dass differierende Eigenzeiten in unterschiedlichen Universen der Grund für dieses Phänomen sind, und weil die Gefahr so groß ist, erhält Perry Rhodan im Bündnis mit dem Robotregenten die Befehlsgewalt über drei Viertel der arkonidischen Kriegsflotte.

Das Positronengehirn, immerhin das größte der Galaxis, versteht den Prozess der Verschmelzung zweier Universen nämlich nicht und setzt nun darauf, dass menschliche Intuition die Erforschung der fremden Dimension ermöglicht – immer mit dem Hintergedanken, doch noch die Position der Erde in Erfahrung zu bringen und Terra dem Großen Imperium mit Gewalt einzugliedern.

Einen vorläufigen Höhepunkt erfährt die Handlung in einem Doppelband von Clark Darlton, dem Zeit-Spezialisten im Autorenteam. Als die Überlappungsfront sich immer mehr nähert, stoßen die Terraner erstmals in die fremde Dimension vor und begegnen dort raupenähnlichen Wesen, die ein dumpfes Grollen von sich geben, das so ähnlich wie »Druu-uh-uuff« klingt. Bei Versetzung der Raupen in die für die Terraner maßstäbliche Eigenzeit entpuppt sich dieses Geräusch als hohes Zirpen.

Zwar handelt es sich bei diesen Wesen nicht um höhere Intelligenzen, aber durch sie begreifen die Terraner das ganze Ausmaß der Überlappung.

Das Standarduniversum wird allmählich vom Roten Universum der Druuf verschlungen, in dem die Zeit 72.000 Mal langsamer abläuft – ein Wert, der sich bis zur Trennung der beiden Universen auf den Faktor eins zu zwei reduzieren wird. Die davon ausgehende Gefahr ist enorm, zumal nun die intelligenten Bewohner des Roten Universums auftauchen – und eine Gefahr in den Terranern sehen. Heft 65, die zweite Hälfte des Doppelbandes, ist eine faszinierende Erforschung der Implikationen einer Zeitüberlappung, die ganz einzigartige Phänome hervorruft.

Bei diesem Stand der Dinge wendet die Serie sich wieder anderen Handlungen zu …

Herausforderungen durch Kurt Mahr

Anscheinend hatte sich Kurt Bernhardt mit einer Dreiteilung der Serie abgefunden, um Scheer den Arbeitsaufwand zu verringern. Aber kaum hatte er dieses Problem im Griff, stellte ihn ein anderer Autor vor eine neue Herausforderung.

Wie aus der Korrespondenz hervorgeht, die Inge Mahn in einem Begleitbuch zum PERRY RHODAN-Con 2003 vorlegte, wandte Bernhardt sich am 14. Juni 1962 in einem Schreiben an Kurt Mahr: »Ich bekam heute bei einem Telefongespräch mit Herrn Scheer die Hiobsbotschaft, daß Sie angeblich im August dieses Jahres für ca. 4 Jahre mit Ihrer Familie nach Amerika gehen. Ich weiß natürlich nicht, wieweit das stimmt, und ich bitte Sie daher, mir hierüber etwas Konkretes mitzuteilen. Ich bin natürlich nach wie vor, auch wenn Sie in Amerika sind, an einer Zusammenarbeit interessiert. Wir müssten uns aber, bevor die Abreise von Ihnen nach Amerika erfolgt, nochmals treffen. Am günstigsten wäre es, wenn Sie und Ihre Frau eine Reise nach München machen würden – selbstverständlich zu Lasten des Verlages.«

Im weiteren Verlauf des Schreibens wurde deutlich, dass Bernhardt sich aufrichtig Sorgen um PERRY RHODAN machte. »Außerdem habe ich erfahren, daß Ihnen Herr Scheer den ersten Band der Siedler-Serie, die innerhalb der PERRY RHODAN-Serie veröffentlicht werden soll, in Auftrag gegeben hat. Herr Scheer teilte mir mit, daß er dieses Manuskript als PERRY RHODAN-Band Nr. 57 eingeplant hat. Dementsprechend müssen Sie auch disponieren, damit das fertiggestellte Manuskript zum gegebenen Zeitpunkt beim Verlag abgeliefert wird.« Und: »Außerdem habe ich heute mit Herrn Scheer telefonisch abgesprochen, daß als PERRY RHODAN Nr. 61 der zweite Siedler-Roman, der von Ihnen geschrieben wird, eingeplant ist.«

Mahr reichte postwendend mit Datum vom 17. Juni 1962 das Manuskript des ersten Kolonisten-Abenteuers beim Verlag ein. »Daß Sie Herrn Scheers Information über meine Auswanderungspläne als Hiobsbotschaft betrachten, hat mir nicht wenig geschmeichelt«, führte er in seinem Begleitschreiben aus. »Sehr gefreut hat mich, daß Sie gegen eine Fortsetzung der Zusammenarbeit in geeigneter Form auch während meines Amerika-Aufenthaltes nichts einzuwenden haben. Mittlerweile ist mir das Schreiben nämlich ans Herz gewachsen, und ich gedenke keinesfalls, es aufzugeben, sobald ich mein Studium beendet habe.«

Anschließend erläuterte Mahr seine Pläne. Er hatte noch fünf Prüfungen zu bestehen und wollte dann »gegen Ende August oder Anfang September dieses Jahres dem Angebot einer amerikanischen Firma in Connecticut folgen und nach Amerika gehen. Ich habe fest vor, nach vier Jahren wieder nach Deutschland zurückzukehren.«

Die Sache hatte nur einen Haken: die Prüfungen! Deshalb hatte er seine Pläne noch weitgehend für sich behalten – und gut daran getan, denn wie er am 27. Juni schrieb: »Es hat in der gestrigen Prüfung einen Lapsus gegeben – das heißt: ich bin durchgefallen.« Der nächste Versuch wurde für den November angesetzt.

Und dann geschah gleich noch ein Malheur. Das zweite Kolonistenabenteuer geriet Mahr aus dem Ruder!

»Um es kurz zu sagen«, wandte er sich am 1. August an Günter M. Schelwokat, weil Bernhardt krankheitsbedingt nicht erreichbar war, »ich habe mich an Herrn Scheers Exposé des PERRY RHODAN-Bandes Nr. 61 nicht besonders fest gehalten. Ich habe auch Herrn Scheer schon gesagt, daß ich einfach nicht den Mut hatte, einen ganzen Roman über die Suche nach einem Spion an Bord eines Raumschiffs zu schreiben. Ich schilderte also den Einsatz des Agenten Jost Kulman auf der Welt Swoofon.«

Mahr schreibt, dass er schon zur Hälfte fertig war, als ihn ein Brief Scheers erreichte, »in dem er darauf hinwies, daß über Kulmans Einsatz auf Swoofon überhaupt nichts geschrieben werden dürfe, damit Herr Ernsting sich bei der Ausarbeitung des Exposés Nr. 63 durch nichts gehemmt fühlte. Ich habe Herrn Ernsting sofort die bereits fertiggestellten Seiten des Bandes 61 im Durchschlag geschickt, damit er sich orientieren konnte, und sandte ihm ein paar Tage später noch einmal weitere zwanzig Seiten. Daraufhin kam ein Brief von Herrn Ernsting, in dem er meinte, ich sei ihm ganz schön in die Parade gefahren und entweder müsse mein oder sein Manuskript von Grund auf geändert werden. Er machte mir den Vorschlag, anstatt der achtzig Schreibmaschinenseiten, die mein Manuskript im allgemeinen lang ist, nun hundert zu schreiben, so daß gestrichen werden könne.«

 

Mahr entschuldigte sich, dass die Arbeit des Streichens nun bei Schelwokat lag, und machte entsprechende Vorschläge. Schelwokat setzte sich mit Darlton in Verbindung, worauf die Reihenfolge der Romane geändert wurde. Am 12. August schickte Darlton dem Lektor seine endgültige Fassung von Heft 61 mit den begleitenden Worten: »Wie ich Ihnen schon am Telefon sagte, übernahm ich einige Episoden aus Mahns Manuskript, die mir gut erschienen und die auch nicht vom Exposé abweichen. Insgesamt habe ich 25 Seiten von Mahn abschreiben lassen, um Zeit zu gewinnen. Außerdem ist nun der finanzielle Verlust für Mahn nicht mehr so bedeutend, da er vom Verlag eine Entschädigung und von mir eine Beteiligung erhält.«

Bei dieser Gelegenheit schrieb Darlton auch einen gesonderten Brief an Mahr: »Zwar erhielt ich noch keine Antwort von Ihnen, aber ich setze doch voraus, daß Sie mit meinem Vorschlag einverstanden sind. Warum soll Ihre Arbeit völlig umsonst gewesen sein? Außerdem gefallen mir Ihre Passagen. Natürlich war es nicht einfach, zusammenhängende Episoden in den neuen Roman zu übernehmen, ohne Zwischenstücke einzuschieben und einzelne Sätze zu verändern. Aber es hat geklappt. Eigentlich gehört der Roman zu einem Drittel Ihnen.« Dem Brief lag ein Scheck über 150 DM bei – für fünfundzwanzig übernommene Seiten und fünf veränderte.

Als Autor von Band 61 firmierte nun Darlton, und das von Mahr gründlich überarbeitete zweite Kolonistenabenteuer enthielt kein Wort mehr über den Agenten Jost Kulman. »Ich denke«, schrieb Darlton ebenfalls am 12. August an Schelwokat, »in der vorliegenden Form passt sich der Roman seinem Nachfolger genau an, und es gibt keine Differenzen mehr. Hoffentlich können in der Zukunft derartige Pannen vermieden werden. Ich werde mich eingehend mit Herrn Scheer unterhalten, der ja Ende dieser Woche bei mir vorbeikommt. Wir machen ja Urlaub in Unterwössen und werden bei der Gelegenheit insbesondere die Exposé-Verteilung durchhecheln.«

Das Ergebnis war, dass Darlton – möglicherweise zu Scheers Entlastung – gleich im Anschluss daran noch einen Doppelroman zugeteilt bekam, so dass gleich drei Romane von Darlton in Folge erschienen – zur großen Freude seiner Leser.

Für Mahr ergaben sich keine weiteren Konsequenzen, die Kollegialität im Team hatte das Malheur aufgefangen. Dennoch sprach eine gewisse Ängstlichkeit aus seinen Worten, als er am 23. Oktober 1962 erstmals von der Existenz eines neuen Serienautors erfuhr, der das bisherige Team ergänzen sollte. »Gestern bekam ich den Durchschlag eines Manuskripts von einem Herrn Voltz – oder auch so ähnlich – aus Offenbach zugesandt«, schrieb er an Schelwokat. »Es war kein Begleitbrief dabei; aber oben auf dem Rand stand: siehe Rundschreiben von Herrn Scheer. Ich habe angefangen zu lesen, bin aber nicht weiter gediehen als bis zu der Erkenntnis, daß das Manuskript zur Perry-Rhodan-Serie gehören soll. Was ist das? Ein neues Team-Mitglied? «

Seine Ängstlichkeit und eine gewisse Schroffheit waren sicher verständlich angesichts der Situation, dass er in wenigen Wochen nach Amerika aussiedeln würde und beabsichtigte, der Serie weiter als Autor erhalten zu bleiben. Noch wies nichts darauf hin, dass Kurt Mahr und Willi Voltz einmal sehr enge Freunde werden sollten.

Und im Herbst 1962 war es dann so weit: Mahr bestand die Prüfung. Er hatte jetzt sein Diplom in der Tasche. Aber eines hinderte ihn noch am Aufbruch in die Vereinigten Staaten: der fehlende Job. »Ich schrieb an Wernher von Braun und bat ihn um Auskunft, wie man als Deutscher in Amerika eine Anstellung als Physiker finden könne.« Der emigrierte Raketenwissenschaftler riet ihm, sich an ein von der amerikanischen Armee unterhaltenes Büro in Frankfurt zu wenden, das deutsche Wissenschaftler in die USA vermittelte. Und so reiste Kurt Mahr am 5. Dezember 1962 mit Frau, zwei Kindern und Schwiegermutter in die Vereinigten Staaten ab, um fortan dort zu arbeiten.

Später sagte er einmal: »Meine Teilnahme am amerikanischen Raumfahrtprogramm beschränkte sich darauf, dass ich in den Jahren 1962 bis 1966 an Hochenergie-Brennstoffzellen vom Bacon-Typ gearbeitet habe.« Sie wurden an Bord der Apollo-Kapseln verwendet.

Kurzbiografie: Wernher von Braun

Der amerikanische Raketenkonstrukteur deutscher Herkunft (1912 bis 1977) entwickelte seit seinem zwanzigsten Lebensjahr im Auftrag des Heereswaffenamts Flüssigkeitsraketen und wurde 1937 technischer Direktor an der Heeresversuchsanstalt in Peenemünde, wo er die Entwicklung der A4-/V2-Raketen leitete. Nach dem Krieg setzte er seine Arbeit in den USA fort, wurde 1955 eingebürgert und trieb ab 1959 als leitender Mitarbeiter der NASA, zuletzt als Direktor des Raumfahrtzentrums in Huntsville, Alabama, die Entwicklung großer Trägerraketen voran – darunter die »Jupiter C«, mit der im Januar 1958 der Satellit »Explorer I« in seine Umlaufbahn gebracht wurde. Dadurch wurde die Vorherrschaft der Sowjetunion im All gebrochen, und Wernher von Braun wurde eine Symbolfigur für die Zukunft der westlichen Raumfahrt.

Im September 1958 suchte ihn während eines dreitägigen Besuchs bei seinen Eltern im oberbayerischen Kreis Rosenheim auch eine Abordnung des Science Fiction Club Europa unter Leitung von Clark Darlton auf, der ihn danach in einem Artikel als »menschliche Verkörperung unserer Ziele« idealistisch verklärte. Auch Kurt Mahr stand mit von Braun in Verbindung. Die Ehrfurcht vor dessen Leistungen war damals sehr groß. Seine Verwicklung in die Verbrechen des Dritten Reiches, darunter der Einsatz von Arbeitskräften aus dem Konzentrationslager Dora-Mittelwerk, war zu jener Zeit noch nicht allgemein bekannt.

Der vierte Stammautor der Serie, Kurt Brand, hatte gerade wegen sinkender Einnahmen seine Leihbücherei aufgeben müssen und schrieb jetzt, um existieren zu können, verstärkt Western. 1962 erschienen unter den Pseudonymen Buster Brack, Conny Cuba, Cherry Moss und John Rifle gleich fünfzehn davon. Seine wichtigsten SF-Leihbuchromane waren bereits als Heftausgaben bei Moewig und Pabel neu aufgelegt worden, jetzt publizierte er neben sechs PERRY RHODAN-Heften in der Reihe TERRA die Erstdrucke »Der Sternenjäger« und »Der Galaxant«, in dem ein rätselhaftes Wesen die erstarrten Machtstrukturen eines galaktischen Imperiums bedroht – für viele sein bestes und reifstes Werk.

1963 sollte in TERRA seine noch heute überaus beliebte zehnbändige SF-Serie um den Weltraumreporter Yarl starten, für die er in späten Jahren noch das Fragment einer unveröffentlichten Fortsetzung schrieb. Doch dieses Jahr sah mit »Denn der Potomac erzählt«, der unter dem Namen Harry S. Kingston erschien, vor allem noch Brands einzigen Ausflug in den Bereich des Gesellschaftsromans.

Die erste Buchausgabe

Schon Anfang 1962 waren die Vorarbeiten für eine erste deutsche Buchausgabe der PERRY RHODAN-Serie angelaufen. Die Gebrüder Zimmermann hatten damals mit ihren Verlagen Balowa, Hönne und Widukind eine führende Rolle auf dem Leihbuchmarkt inne, und hier speziell auf dem Gebiet der Science Fiction.