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Wichtige Begriffe sind mit einem Pfeil gekennzeichnet und werden im Glossar erklärt.


Nachhaltigkeit in Zahlen


Dieses Kapitel gibt anhand von einigen Grafiken und Statistiken einen ersten Einblick in das Thema.

Was sind die wichtigsten Zahlen und Fakten zum Thema Nachhaltigkeit?

Das Leitbild nachhaltige Entwicklung wurde 1992 auf der Konferenz in Rio de Janeiro als neues globales Leitbild von der Völkergemeinschaft angenommen. Bisher ist das Leitbild jedoch auch in Deutschland nur bedingt verankert, obwohl eine ambitionierte nationale Nachhaltigkeitsstrategie vorliegt. Dabei steht schon in dem Aktionsprogramm →„Agenda 21“, das auf der Rio Konferenz beschlossen wurde, dass die Bevölkerung jedes Landes, aber auch die verschiedenen gesellschaftlichen Akteure wie Unternehmen, Schulen und Hochschulen, Kirchen und Verbände bei der Ausgestaltung und Umsetzung in einem partizipativen Prozess verantwortlich mitwirken sollen. Daher stellt sich zunächst auch für Deutschland die Frage nach dem Bekanntheitsgrad des Begriffs nachhaltige Entwicklung. Dabei zeigt sich, dass in den vergangenen Jahren zwei Auffälligkeiten festzustellen sind:

Der Begriff Nachhaltigkeit ist etwas mehr als einem Drittel der Bevölkerung gut bekannt. Zwischen 45 und 47 Prozent der Befragten kommt der Begriff bekannt vor. Ob und in welchem Maße ihnen die Anforderungen der nachhaltigen Entwicklung bekannt sind, d.h. was damit wirklich angestrebt und erreicht werden soll, wird aus der Befragung nicht deutlich. Etwa 15 Prozent haben zu dem Begriff keinen Bezug.

Fast 85 Prozent der Befragten ist der Begriff schon „einmal begegnet“. Es lässt sich jedoch eine gewisse Stagnation feststellen. Mit zunehmendem Alter der Befragten bis 50 Jahre nimmt die Bekanntheit zu und sinkt dann wieder ab. Der Bekanntheitsgrad hat sich sowohl geschlechtsspezifisch als auch regional (Ost – West) weitgehend angeglichen.

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Die Bekanntheit des Begriffs Nachhaltigkeit stagniert

Quelle: GfK 2015

In einer neueren Befragung des Umweltbundesamts sieht die Bevölkerung in einer nachhaltigen Entwicklung große Chancen. Etwa 80 Prozent sind der Ansicht, dass nachhaltige Entwicklung ihre Lebensqualität verbessert und mehr Naturverbundenheit ermöglicht. Mehr als 50 Prozent erwartet von einer nachhaltigen Entwicklung, dass sie zu mehr Gemeinschaft unter den Menschen führt und mehr Zeit für selbstbestimmte Lebensgestaltung lässt. Schließlich erhofft sich die Mehrheit, dass sich die Wirtschaft mehr an den Bedürfnissen der Menschen ausrichtet.

Aus der folgenden Abbildung wird deutlich, wie die Befragten die einzelnen Kategorien einschätzen: sie reichen grundsätzlich von sehr wahrscheinlich bis überhaupt nicht wahrscheinlich. Bei der Kategorie „Mehr Gesundheit für die Menschen“ sind die Erwartungen mit „sehr wahrscheinlich“ 38 Prozent und „eher wahrscheinlich“ 46 Prozent am höchsten. Bei der Kategorie „Die Verbreitung von Lebensweisen, in denen EinkommenEinkommen, Konsum und Besitz weniger wichtig sind“ fällt dagegen deutlich ab: 36 Prozent der Befragten schätzen das als „eher nicht wahrscheinlich“ bzw. 9 Prozent als „überhaupt nicht wahrscheinlich“ ein. Fazit: Die Auswirkungen nachhaltiger Entwicklung auf wichtige Lebensbereiche sind bisher noch nicht „überschwänglich“.

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Die Bedeutung einzelner Lebensbereiche im Rahmen nachhaltiger Entwicklung

Quelle: Umweltbundesamt 2019

2015 wurde auf dem UN-Sondergipfel die →Agenda 2030Agenda 2030 mit den 17 Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development GoalsSustainable Development Goals SDGs) von der Völkergemeinschaft angenommen. Durch die SDGs bekam die nachhaltige Entwicklung eine weitere Konkretisierung. Daher konzentriert sich die Frage der Bekanntheit ab 2015 auf die →Agenda 2030. Die Agenda gilt für alle Länder, d.h. für Entwicklungs- und Industrieländer. Dadurch wurde weltweit ein gemeinsames Grundverständnis von nachhaltiger Entwicklung angestrebt und alle Länder haben durch die SDGs die gleiche Ausgangssituation: Alle Länder haben sich dazu verpflichtet auf der Grundlage der 17 Ziele eine nationale NachhaltigkeitsstrategieNachhaltigkeitsstrategienationale zu entwickeln.

Insofern sollte heute also die →Agenda 2030 im Mittelpunkt des Interesses stehen. Bisher wird jedoch in den meisten Ländern vernachlässigt die Bevölkerung in den Prozess der Ausgestaltung und Umsetzung ausreichend mit einzubeziehen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass in Deutschland weniger als 10 Prozent der Befragten angaben, dass sie von der Agenda 2030 schon gehört hätten und auch eine Vorstellung haben, was damit angestrebt wird. 23 Prozent haben den Begriff schon einmal gehört, aber wissen nicht, worum es geht. Zwei Drittel haben davon noch nichts gehört. (Gleser, Schneider, Buder 2018, S. 50) Auffällig dabei ist, dass in dem Zeitraum zwischen 2015 und 2017 keine Veränderung hinsichtlich der Bekanntheit stattfand.

Nachhaltigkeit: Der Status quo


Nun geht es richtig los: der Begriff „Nachhaltigkeit“ wird erklärt, seine Bedeutung und Ziele erläutert und der aktuelle Stand in Punkto nachhaltige Entwicklung dargestellt.

Wofür steht Nachhaltigkeit?

Auf der Konferenz in Rio de Janeiro (United Nations Conference on Environment and Development/UNCED) verpflichteten sich 178 Nationen zu dem Leitbild nachhaltiger Entwicklung. Besondere Beachtung verdient das Programm zur Umsetzung des Leitbildes: die →Agenda 21 als Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert. Obwohl das Leitbild zunächst international eine große Popularität erfuhr, ist es – wie schon aufgezeigt wurde – bis heute in der Bevölkerung nur in relativ geringem Maße bekannt. Um die Frage beantworten zu können, wofür steht Nachhaltigkeit, müssen zunächst einige grundlegende Zusammenhänge geklärt werden. Dabei geht es auch um die Fragen, ob sich der Begriff inhaltlich verändert hat, wie er heute inhaltlich verwendet wird und wie es zu diesem neuen Leitbild kam.

Woher kommt der Begriff?

Das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung hatte viele Vorläufer. Seinen Ursprung hat der Begriff jedoch in der Wald- bzw. ForstwirtschaftForstwirtschaft. Die damaligen Erkenntnisse haben heute wieder eine große Bedeutung. Es war der Freiberger Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz der den Begriff nachhaltig prägte (v. Hauff 2014, S. 2). Er fügte ihn in seiner Abhandlung „Sylvicultura Oeconomica“ aus dem Jahr 1713, also vor über 300 Jahren ein. Er forderte in seiner Abhandlung eine „continuierliche und beständig nachhaltende Nutzung“ von Holz. Hierzu ein wörtliches Zitat von ihm:

„Denn je mehr Jahr vergehen, in welchem nichts gepflanzet und gesaet wird, je langsamer hat man den Nutzen zugewarten, und um so viel tausend leidet man von Zeit zu Zeit Schaden, ja um so viel mehr geschickt weitere Verwüstung, daß endlich die annoch vorhandenen Gehöltze angegriffen, vollends consumiret und sich je mehr und mehr vermindern müssen. … Wo Schaden aus unterbliebener Arbeit kommt, da wächst der Menschen Armuth und Dürfftigkeit. Es lässet sich auch der Anbau des Holtzes nicht so schleunig wie der Acker-Bau tractiren (von Carlowitz 1713, S. 105).“

 

Seine Überlegungen basierten darauf, dass der Bergbau und die Verhüttung einen hohen Holzbedarf verursachten. Dadurch kam es zu einer zunehmenden Entwaldung und das Holz musste über immer größere Entfernungen transportiert werden. Dadurch stieg der Preis für Holz und es wurde eine wachsende Holzknappheit befürchtet. Hinzu kam, dass die Menschen in diesen Regionen befürchteten, dass sie aufgrund des Holzmangels ihre Arbeit verlieren. Das wurde im Prinzip vielfach als Vorläufer des ersten Berichts an den Club of RomeClub of Rome mit dem Titel „Grenzen des Wachstums“ gesehen.

Von Carlowitz beschränkte sich jedoch nicht nur auf die Darstellung des Problems, sondern entwickelte neue Grundsätze wie die Holzknappheit für immer überwunden werden kann. Sein Grundgedanke war: in der Forstwirtschaft muss ökonomisches Handeln mit den Erfordernissen der Natur in Einklang gebracht werden. Heute würde man sagen: Forstwirtschaft aber auch andere Bereiche wirtschaftlichen Handelns müssen mit den Grenzen oder Leitplanken der Natur harmonieren. Seine Maxime, die dann 1775 in die Weimarische Forst-Ordnung einging, war: Pro Jahr darf nicht mehr Holz geschlagen werden, als nachwächst.

Hat sich der Begriff in seiner Bedeutung verändert?

Es konnte gezeigt werden, dass die Idee der Nachhaltigkeit im Kontext der Forstwirtschaft eingeführt wurde und hier sehr stark in die Bedingungen der Natur eingebunden wurde. Dieses Verständnis wurde weiterentwickelt. Das begründet sich daraus, dass viele Probleme bzw. Konflikte komplexer wurden wie beispielsweise der Klimawandel. Eine wichtige Entscheidung der Vereinten Nationen in diesem Zusammenhang war 1980 die Bildung der „World Commission on Environment and Development (WCED)“.

Die Kommission setzte 1983 die Brundtland-KommissionBrundtland-Kommission unter dem Vorsitz der damaligen norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland ein. Die Kommission sollte im Rahmen der wachsenden ökologischen, ökonomischen und sozialen Probleme Handlungsempfehlungen zur Erreichung einer dauerhaften Entwicklung erarbeiten. 1987 legte die Kommission ihren Bericht, den sogenannten Brundtland-BerichtBrundtland-Bericht vor. Er enthielt die berühmt gewordene Definition für nachhaltige Entwicklung, die bis heute ein wichtiger Ausgangspunkt für die inhaltliche Konkretisierung ist:

„Dauerhafte Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können (Hauff 1987, S. 46).“

Worauf zielt nachhaltige Entwicklung heute ab?

Seit der Konferenz von Rio de Janeiro besteht ein internationaler Konsens, dass nachhaltige Entwicklung zu einem Gleichgewicht zwischen den drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales innerhalb der ökologischen Grenzen führen soll. Die drei Dimensionen sind in vielfältiger Form miteinander verbunden, was sich in dem Nachhaltigkeitsdreieck ganz allgemein darstellen lässt. Jede Ecke im Dreieck steht zunächst für eine der drei Dimensionen: ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit. Je mehr man sich auf die Mitte des Dreiecks zu bewegt, umso stärker sind die drei Dimensionen miteinander verbunden. Alle Bereiche in dem Nachhaltigkeitsdreieck lassen sich konkretisieren. Betrachtet man beispielsweise das Feld „ökologisch/ökonomisch“, so lässt sich dort die Ökoeffizienz zuordnen. Damit ist gemeint, dass eine Maßnahme ökologisch und ökonomisch effizient ist. Spart ein Unternehmen bei der Produktion Strom ein, so können damit die CO2-Emissionen gesenkt werden, soweit der Strom nicht regenerativ erzeugt wird (ökologische Effizienz) und das Unternehmen verringert seine Stromkosten (ökonomische Effizienz).

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Das Integrierende Nachhaltigkeitsdreieck

Quelle: v. Hauff 2014, S. 170

Sind mit diesen drei Dimensionen alle Aspekte der Nachhaltigkeit abgedeckt?

In der Literatur wurde teilweise eine vierte Dimension eingeführt: die kulturelle NachhaltigkeitNachhaltigkeitkulturelle. Da jedoch jede Gesellschaft, die durch die soziale Dimension abgebildet wird, auch kulturelle Merkmale aufweist, wird auf diese Erweiterung hier verzichtet. Dagegen ist die Gerechtigkeit ein weiteres konstitutives Merkmal nachhaltiger Entwicklung. Um die nachhaltige Entwicklung weltweit zu fördern und international eine gewisse Vereinheitlichung anzustreben, fand vom 25. bis 27. September 2015 der UN-Sondergipfel zur →Agenda 2030 unter dem Titel „Transforming our World: the 2030 Agenda for Sustainable Development“ statt. Das Kernstück der Agenda 2030 sind die 17 NachhaltigkeitszieleNachhaltigkeitsziele, die von allen Ländern weltweit bis zum Jahr 2030 erreicht werden sollen. (v. Hauff, Schulz, Wagner 2018, S. 33) Die →Agenda 2030 wird zu einem späteren Zeitpunkt noch ausführlich vorgestellt und kommentiert.

Gibt es Unterschiede zwischen der wissenschaftlichen und der alltäglichen Verwendung des Begriffs?

Bei der wissenschaftlichen Zuwendung zu dem Begriff geht es um die theoretische Begründung →nachhaltiger Entwicklung. Ausgehend von der Definition des Brundtland-Berichts sollen zukünftige Generationen ihre Bedürfnisse in gleichem Maße befriedigen können wie die heute lebenden Generationen. Zukünftige Generationen sollen also zumindest nicht schlechter gestellt werden. Hierzu gibt es einen breiten Konsens. Aber es stellt sich natürlich die Frage, welche Bedürfnisse hier im Mittelpunkt stehen. Hier scheiden sich die Geister.

Einige Wirtschaftswissenschaftlern stellen fest, dass es zwei Arten von Kapital gibt: das materielle oder SachkapitalSachkapital und das NaturkapitalNaturkapital. Das lässt sich zu einem gesamtwirtschaftlichen Kapital zusammenführen. Nach der Definition sollen zukünftige Generationen also mindestens den gleichen Kapitalbestand haben wie die heute lebende Generation.

Nimmt beispielsweise das Naturkapital ab, muss das Sachkapital zunehmen, um den Verlust auszugleichen (Kompensationsregel). Müssen also z. B. für den Bau neuer Produktionsstätten oder Straßen (Sachkapital) landwirtschaftliche Flächen oder Waldflächen weichen, wird das Naturkapitel verringert und das Sachkapital steigt. Im besten Fall kommt es zu einer Kompensation der beiden Kapitalarten und das Gesamtkapital bleibt konstant. In diesem Zusammenhang spricht man von→ schwacher Nachhaltigkeit. (Neumayer 2013) Diese Position spiegelt oft die Realität wider.

Beispiel:

Eine Kommune möchte wegen Lärm- und Luftbelastung eine Umgehungsstraße. Das bedeutet jedoch in der Regel, dass Felder, Wiesen oder ein Waldstück dafür „geopfert“ werden muss.

Die entgegengesetzte Position wird von Vertretern der Ökologischen Ökonomie vertreten. Die beliebige Substitution von Natur- durch Sachkapital, d.h. der Verlust an Naturkapitel, der durch Sachkapitel aufgestockt werden soll, führt zu wachsenden Umweltschäden wie Luftbelastung, Klimawandel, Abnahme der →Biodiversität, Abnahme der Rohstoffe und wachsende Lärmbelästigung.

Gibt es ein anschauliches Beispiel von Natur- durch Sachkapital?

Die zunehmende Belastung von Ökosystemen erfordert ökologische Leitplanken, wie z. B. die Begrenzung von Emissionen, die einzuhalten sind. Nur so lässt sich die natürliche Tragfähigkeit der Erde bzw. des Planeten erhalten. Daraus begründet sich die →starke Nachhaltigkeit. Einer der maßgeblichen Mitbegründer und Protagonisten der Ökologischen Ökonomie, Hermann Daly, führt hierzu ein einfaches Beispiel an:

Ein Fischerboot (Sachkapital) ohne Fische (Naturkapital) in Seen oder Flüssen ist nutzlos. Daher hält er die Kompensationshypothese für falsch und auch gefährlich.

Die starke Nachhaltigkeit wurde von Vertretern der Ökologischen Ökonomie durch Operationalisierungskriterien konkretisiert. Daly stellte in diesem Zusammenhang drei Managementregeln auf (Daly 1990, S. 2)

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Handlungsregeln für eine nachhaltige Entwicklung

Quelle: in Anlehnung an Daly 1990, S. 2

Linktipp:

Auf www.exploring-economics.org/de/ werden ökonomische Themen von Studierenden und Lehrenden erklärt, unter anderem auch Ökologische Ökonomie. Unter dem Menüpunkt „Entdecken“ kann man gezielt nach Artikeln suchen.

Wie lautet dazu die Erläuterung der Handlungsregeln?

 Erneuerbare Ressourcen wie Holz dürfen nur in dem Maße abgebaut werden, wie sie sich erneuern können (dies entspricht der klassischen Nachhaltigkeitsregel nach von Carlowitz 1713);

 Nicht-erneuerbare Ressourcen wie seltene Erdenseltene Erden und Metalle dürfen nur dann abgebaut und verbraucht werden, wenn die Substitutionsmöglichkeiten durch künstlich geschaffene Materialien zur Verminderung des weiteren Abbaus von seltenen Erden und Metallen geschaffen werden sowie

 Emissionen dürfen nicht die Grenzen der Aufnahmefähigkeit der Natur als Senke für Emissionen überschreiten. Ein Beispiel sind CO2-Emissionen, die die Grenzen überschritten haben und ganz wesentlich den Klimawandel verursachen.

Gibt es Schwächen bei den beiden Ansätzen?

Auffällig bei den Ansätzen der schwachen und starken Nachhaltigkeit ist, dass die ökologische und ökonomische Dimension Beachtung finden, während die soziale Dimension vernachlässigt wird. Die soziale Dimension findet in der neueren wissenschaftlichen Diskussion zur →nachhaltigen Entwicklung jedoch in zunehmendem Maße Beachtung, wie später noch gezeigt wird.

Im Rahmen der aufgezeigten Kontroverse geht es noch um die Frage, ob der Gegensatz zwischen schwacher und starker Nachhaltigkeit aufgelöst werden kann. In der neueren wissenschaftlichen Diskussion wurde die ausgewogene NachhaltigkeitNachhaltigkeitausgewogene entwickelt. (v. Hauff 2014, S. 56 ff)

Wie wird die ausgewogene Nachhaltigkeit begründet?

Grundsätzlich geht es den Vertretern der ausgewogenen Nachhaltigkeit zunächst darum, eine weltweite Befriedigung der Grundbedürfnisse und die Verbesserung der Lebensqualität der heutigen und zukünftigen Generationen zu erreichen. Das lässt sich an der Kontroverse um wirtschaftliches Wachstum, die zwischen Wachstumsbefürwortern und Wachstumsgegnern zunehmend heftiger ausgetragen wird, aufzeigen.

Die Vertreter der ausgewogenen Nachhaltigkeit stellen hierzu fest, dass für eine Harmonisierung von Wachstum und Umweltqualität einzig die Art des Wirtschaftswachstums ausschlaggebend ist. Wachstum muss dementsprechend eine umweltschonende Qualität annehmen. Das lässt sich durch eine konsequente Verringerung und Veränderung des Material- und Energieeinsatzes, durch Sparsamkeit, Reparaturfähigkeit von Gütern, Recycling, Effizienzverbesserung und Materialsubstitution aber auch durch regenerative Energie und eine nachhaltige Mobilität realisieren. (v. Hauff 2014, S. 59) Es geht also darum durch ein Maßnahmenbündel die Ökosysteme in einem stabilen Zustand zu erhalten. Dabei gilt festzustellen, dass sich einige Ökosysteme bereits in einem übernutzten bzw. irreparablen Zustand befinden.

Gibt es Beispiele für übernutzte Ökosysteme?

Neben dem KlimawandelKlimawandel gibt es eine Reihe von Gewässern und insbesondere Meere, die sich durch eine Überfischung oder durch einen zunehmenden Grad an Verschmutzung auszeichnen. Bisher findet bei Ökosystemen, die sich in prekärem Zustand befinden, oft noch keine wirksame bzw. ausreichende Gegensteuerung statt. Ein weiteres Problem, das bisher viel zu wenig Beachtung gefunden hat, ist die Abnahme der BiodiversitätBiodiversität mit all ihren negativen Folgen, die später noch dargestellt werden.

 

Es gibt aber auch viele Rohstoffe wie seltene Erden und Metalle, die auf Grund der steigenden weltweiten Nachfrage immer knapper werden. Diese Metalle werden besonders für die Hardware der →Digitalisierung aber auch für regenerative Energieträger wie Windräder und Photovoltaikanlagen benötigt. Es gibt Prognosen, dass bis zum Jahr 2030 weniger von diesen Metallen abgebaut als nachgefragt werden. Entsprechend der Definition des Brundtland-Berichts können zukünftige Generationen dann ihre Bedürfnisse nicht mehr in gleichem Maße befriedigen wie die heute lebende.