Die Heilkraft der Gefühle

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Die bahnbrechenden Entdeckungen der Molekularbiologie

Seit vier Jahrzehnten gibt es im Bereich der Molekularbiologie einen bedeutsamen interdisziplinären Zweig: die Psychoneuroimmunologie. Dieses Forschungsgebiet untersucht die Zusammenhänge zwischen Psyche, Gehirn, Hormon- und Immunsystem. In den vergangenen Jahren kamen Nobelpreisträger für Medizin aus den Reihen jener Wissenschaftler, die sich mit dieser Materie befassen.

Die im Folgenden beschriebenen Erkenntnisse sind stark vereinfachte Darstellungen der hochkomplexen biochemischen Prozesse. Sie sollen vor allem ein bildhaftes Verständnis für die Gefühle in unserem Körper vermitteln und zeigen, wie diese mit Krankheiten in Zusammenhang stehen.

Die Biochemie des Gefühls

Unser Körper besteht aus rund 70 Billionen Zellen. Der gesamte Organismus ist aus diesen Zellen aufgebaut. Ob es uns gut oder schlecht geht, ob wir gesund bleiben oder erkranken – all das hängt vom Zustand und der Funktionsfähigkeit der Zellen ab.

Unsere Lebenskraft und Gesundheit, unser Aussehen und Antrieb, die Fähigkeit, sich zu konzentrieren, zu lernen, sich zu bewegen oder auszudrücken, und noch vieles mehr – all das wird von der Leistungskapazität der Zellen bestimmt. Diese sind unsere elementaren Bausteine. Mit ihnen steht oder fällt alles.

Um uns die Biochemie der Gefühle anschaulich vor Augen zu führen, bedienen wir uns eines einfachen Vergleichs (auf diesen Vergleich kommen wir in diesem Buch noch mehrmals zurück): Stellen Sie sich jede Zelle des Körpers als riesige Chemiefabrik vor. Mehrere Millionen Türen führen von der Außenhülle, den Außenwänden der Fabrik, in das Innere. Hinter jeder dieser Türen beginnt ein Weg, der zur Schaltzentrale, dem Zellkern, führt.

Den ganzen langen Tag über und auch in der Nacht tauchen vor den Türen Botschafter auf. Jeder dieser Botschafter trägt einen Schlüssel bei sich, der eine der Türen aufsperrt. Die Botschafter stecken die Schlüssel ins Schloss, treten ein und machen sich durch die Gänge der Fabrik auf den Weg zur Schaltzentrale. Dort angekommen, überbringen sie ihre Botschaft: Sie teilen der Zentrale mit, was diese zu produzieren hat.

Bringen die Botschafter gute Nachrichten, dann produziert die Chemiefabrik Zelle Gesundheit, Lebendigkeit, Lebensfreude. Bringen sie negative Botschaften, erfüllt die Fabrik ebenso pflichtbewusst ihre Aufgabe und produziert Krankheit, Trägheit, Leere.

Bitte halten Sie sich diese Darstellung gut vor Augen. Die Chemiefabrik ist eine unserer Zellen. Die Türen in die Fabrik sind die sogenannten Rezeptoren auf der Zellmembran. Die Botschafter sind unsere Gefühle in Form von Molekülen, Hormonen, Peptiden und Neurotransmittern.

Jedes Gefühlsmolekül hat einen Schlüssel für einen der Rezeptoren. Sobald es den passenden Rezeptor gefunden hat, betritt es die Zelle und überbringt dem Zellkern seine Botschaft.

Wie bereits oben erwähnt, enthält dieser Vergleich die Basiserklärung für alle weiteren Ausführungen. Vor allem aber lässt sich davon jeder bedeutsame Hintergrund für unseren Gefühlshaushalt ableiten.

Gefühlsmoleküle überbringen der Zelle Botschaften

Endorphine, die allgemein bekannten Glücksmoleküle, sind zum Beispiel solche Gefühlsbotschafter, die besonders gute Informationen für Zelle und Zellkern bereithalten: Sie initiieren unser Glücksgefühl und reduzieren das Schmerzempfinden. Ein anderer Botschafter ist Serotonin, das für Lebensfreude und Motivation zuständig ist. Wann immer uns Wohlgefühle durchfluten, sind diese beiden Hormone im Spiel.

Andere Gefühlshormone sind Cortisol, das sogenannte Stresshormon, Adrenalin, der Angst- und Kampfstoff, oder Dopamin, das in jeder Belohnungssituation zum Einsatz kommt u. v. m.

Der Postverkehr zwischen den Zellen erfolgt durch bestimmte Botenstoffe, Hormone und Neurotransmitter. Diese treffen auf die Rezeptoren der Zellmembran. Die Rezeptoren sind die bereits erwähnten Millionen von Türen in die Zelle. Um den richtigen Rezeptor zu finden, schwingt jeder Botenstoff in einer speziellen Frequenz. Diese Vibration ist sozusagen der Schlüsselcode, um in die Zelle eindringen zu können. Wir nehmen diese Vibration der Botenstoffe und Rezeptoren oft als Kribbeln wahr. Im Magen-Darm-Bereich finden sich beispielsweise gehäuft Zellen, die in Aufregungszuständen Milliarden schwingender Gefühlshormone über die Rezeptoren der Zellmembranen aufnehmen. Genau dort spüren wir dann die berühmten Schmetterlinge im Bauch.

Das Geist-Gefühl-Körper-Netzwerk

Je nach Gefühlslage werden in unseren Drüsen verschiedene Gefühlsmoleküle mit entsprechenden Botschaften produziert. Jedes dieser Moleküle besteht biochemisch aus einem speziellen Hormoncocktail. Sobald wir fühlen, werden die Gefühlshormone an der Wirbelsäule, im Darm, im Herzen und an anderen Stellen ins Blut-Kreislauf-System ausgeschüttet – nahezu zeitgleich mit den neuronalen Abläufen im Gehirn. Gefühlsmuster, Verhaltens-, Sprech- und Denkgewohnheiten sitzen förmlich in unserem Körper und ermöglichen oder verhindern den gesunden biochemischen Fluss der Gefühle.

Geist, Gefühl und Körper bilden somit ein großes, ganzheitliches Gehirn – ein „psychoemosomatisches“ Netzwerk, das wir landläufig als unsere Psyche bezeichnen (ich verwende für dieses Geist-Gefühl-Körper-Netzwerk in weiterer Folge die Abkürzung GGK-Netzwerk).

Der natürliche Fluss der Gefühle und was er verlangt

Die oft „zitierte“ Kampf-oder-Flucht-Situation (fight or flight) veranschaulicht die biochemisch angelegten Abläufe unserer Emotionen. Stellen Sie sich bitte diese Szene vor: Ein Mensch wird in der Wildnis von einem Raubtier angegriffen und erlebt dabei Stress in Form einer Panik – was ihm das Überleben ermöglicht. Er fühlt Todesangst, es bleiben ihm nur zwei Alternativen: Kampf oder Flucht. Entschließt er sich zu kämpfen, muss er zusätzlich zur Angst auch Aggression aufbauen. Entschließt er sich zur Flucht, reicht die Todesangst aus, um mit aller Kraft loszustarten.

In beiden Fällen – Kampf oder Flucht – sind folgende Punkte klar ersichtlich:

 Die negativ erscheinenden Emotionen Angst und Aggression sind zu unserem Schutz da, zur Lebenserhaltung.

 Emotionen produzieren gewaltige Energien.

 Diese Energien dienen dazu, eine starke körperliche Aktivität einzuleiten und auszuagieren.

 Im Falle des Kampfes wird auch ein stimmlicher Ausdruck in Form von Kampfgeschrei zur Machtdemonstration vorbereitet.

 Die intensive Emotion ist für einen kurzen, effektiven Einsatz bestimmt.

Dies hält uns den natürlichen Fluss der Gefühle sehr plastisch vor Augen: Emotionen verlangen immer einen körperlichen Ausdruck von uns. Sie bereiten eine Handlung vor, während der sie dann verarbeitet werden. Sie dienen unserer Selbsterhaltung und geben uns Kraft für Fortschritt und Entwicklung.

Gefühlsgift – die fehlgeleitete Emotion

Gefühle verlangen also danach, durch den Körper ausgedrückt zu werden. Sogenannte negative Gefühle sind nicht von Haus aus negativ, da ihr ursächlicher Sinn die Lebenserhaltung war. Erst der falsche Umgang mit ihnen lässt sie gefährlich werden.

Man kann ganz allgemein feststellen: Erst aus unterdrückten Gefühlen werden negative Gefühle. Und diese verhaltenen negativen Emotionen sind wahres Gift für den Körper und machen krank.

Für den Bestsellerautor, Internisten und Endokrinologen Deepak Chopra ist die Angst die Wurzel von allem, was in Wahrheit verborgen werden soll: Sie versteckt sich unter den Schichten aus Trauer, Wut, Depression.

Der blockierte Fluss der Gefühle

Statistiken belegen, dass Stress, Angst und Ärger in der europäischen Bevölkerung mit jedem Jahr zunehmen. Wir alle erleben immer häufiger belastende Gefühle und folgen dennoch den alten, lebensfeindlichen Gefühlsregeln:

 Verbirg deine Gefühle!

 Zeig nie deine Schwäche!

 Wer stark ist, schweigt!

 Schluck es hinunter!

 Zittere nicht!

 Halt den Mund!

 Schwitz nicht!

 Weine nicht!

 Lach nicht so laut!

 Schrei nicht!

 Fuchtle nicht mit den Händen herum!

 Sei nicht so vorlaut!

 Und vor allem: Sprich nicht über Gefühle!

Diese und viele andere Gesellschaftsregeln unterdrücken unsere Gefühle. Sie sind tief in unserem Denken verankert. Und was noch schlimmer ist: Die verkrusteten Dogmen beherrschen unsere Gefühle. Denn wir können nur mehr fühlen, was diese Regeln uns zu fühlen erlauben.

Ein Beispiel: Sie sind aufgefordert, eine kurze Rede zum runden Geburtstag Ihrer Mutter zu halten. Sie bereiten sich vor, machen sich Notizen, schreiben vielleicht einen Text, lernen ihn auswendig und üben vielleicht sogar vor dem Spiegel. Bei der Feier stehen Sie schließlich auf – und zittern, schwitzen, sind nervös. Ihr Denken sagt Ihnen automatisch: Keine Schwäche zeigen, nicht zittern und hoffentlich halten die Schweißeinsätze unter den Achseln dicht.

Was geschieht in Folge? Die typischen Symptome eines blockierten Gefühlsflusses treten auf: Der vorbereitete Text ist plötzlich aus Ihrem Hirn verschwunden, die Stimme bleibt im Hals stecken, Ihr Herz beginnt zu rasen, die Gedanken entgleiten Ihnen, Sie versprechen sich und ehe Sie sich‘s versehen sitzen Sie wieder auf Ihrem Stuhl, fühlen sich ausgelaugt und als Versager.

Der gesunde und erfolgreiche Weg wäre gewesen, Ihre Nervosität einzugestehen, Ihr Zittern zu akzeptieren, den Text zur Sicherheit in Ihrer Hosentasche parat zu haben und die Rede damit zu beginnen, Ihre Furcht auch anzusprechen: „Ich bin ziemlich nervös, aber das geht Ihnen sicher auch so, wenn Sie eine Rede zu einem so wichtigen Anlass halten sollen. Jedenfalls hab‘ ich den Text auch dabei, damit ich nichts Wichtiges vergesse.“ Und mit einem Lächeln hätten Sie vielleicht ergänzt: „Hoffentlich kann ich ihn, wenn meine Hände so zittern, dann auch lesen.“ Da Sie Ihre Gefühle ehrlich gezeigt und ausgesprochen hätten, wäre es Ihnen schon nach wenigen Augenblicken besser gegangen. Und nebenbei hätten Sie sich zudem Freunde gemacht, weil Sie eine Schwäche eingestanden und Humor bewiesen hätten.

 

Gefühlsmedizin tanken – dem Fluss folgen

Die Kraft der Emotionen als Leben spendende oder zerstörende Energie hat ganz entscheidend mit dem richtigen Ausdruck zu tun. Körper, Gefühl und Geist sind nicht zu trennen und müssen miteinander agieren.

Wer glaubt, dass ein negatives Gefühl keinen Schaden anrichtet, wenn man es nur für sich behält, begeht einen gefährlichen Trugschluss. Seine Moleküle haben längst im Körper zu wirken begonnen. Das Gefühl ist bereits wirksam und verlangt nach einer Handlung.

Treffen Gefühlsmoleküle mit negativer Stimmung auf unsere Zellen, veranlassen die Zellen im Körper eine Bereitschaft für Kampf oder Flucht. Werden nun körperlich entsprechende Verhaltensweisen eingeleitet, kann der Organismus dem biochemisch natürlichen Fluss folgen und dies hat positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden. Bei richtigem und gesundem emotionalen Verhalten werden die Gefühlshormone verwendet und dadurch abgebaut. Werden Gefühlsausdruck oder sogar Gefühlsausbrüche jedoch zurückgehalten, wird das Gefühl zu Gift, weil der Körper dem biochemisch natürlichen Fluss nicht folgen darf.

Positive Gefühle sind von Haus aus leichter auszudrücken. Sie sind von vornherein sympathisch, fühlen sich gut an und haben uns im Lauf des Erwachsenwerdens durchwegs zwischenmenschlichen Erfolg beschert.

Gute Gefühle sind zudem auch ganz allgemein gesünder. Ihre Moleküle sind weniger aggressiv, mindern die Säureproduktion, stärken das Immunsystem, stabilisieren den Energiehaushalt u. v. m. Positive Gefühle stimmen das gesamte Gefühl-Geist-Körper-Netzwerk positiv.

Gefühlsmedizin tanken bedeutet:

  Geben Sie Ihren Gefühlen, wann immer es möglich ist, einen wahrhaftigen Ausdruck.

  Aktivieren Sie regelmäßig so viele positive Gefühle wie möglich.

Glück statt Grippe – Glücksmoleküle blockieren das Virus

Sind Sie schon einmal kurz vor einem Urlaub krank geworden? Natürlich kann das ausnahmsweise vorkommen, zum Beispiel, wenn man lange Zeit enormem Stress ausgesetzt war und dann loslässt. Im Allgemeinen aber ist das Gegenteil der Fall. Studien belegen, dass die Wahrscheinlichkeit, in einem glücklichen oder freudvollen Zustand an einer Erkältung zu erkranken, um rund 70 Prozent geringer ist als im Falle von Stress, Überlastung oder auch Einsamkeit.

Unter den Aspekten der Psychoneuroimmunologie betrachtet, gibt es dafür eine gut nachvollziehbare Erklärung: Um in eine Zelle zu gelangen, benutzt ein Grippevirus zum Beispiel die gleichen Rezeptoren auf der Zellmembran wie manche positiven Gefühlsmoleküle. Wenn nun in der Nähe eines bestimmten Rezeptors eine große Menge solcher Moleküle vorhanden ist, versperren sie den Eingang – das Virus wird abgeblockt.

Diese Erkenntnisse haben der Pharmakologie neue Perspektiven gebracht. Weltweit wird nach Stoffen gesucht, die spezielle Rezeptoren an den Zellen verschließen, sodass Krankheitserreger nicht mehr eindringen können.

Für Sie und die nächste Grippewelle bedeutet das: Sorgen Sie dafür, dass Sie genügend positive Gefühlsbotenstoffe ausschütten. Dann müsste das Grippevirus eigentlich vor verschlossenen Türen Halt machen (weitere nützliche Tipps, wie Sie nachhaltig positive Gefühlsmoleküle aktivieren können, erhalten Sie in den Kapiteln „Wie Sie die Heilkraft Ihrer Gefühle stärken“, ab Seite 56, und „Wie Sie in drei Wochen Ihren Gefühlshaushalt neu auf bauen“, ab Seite 62).

Der dreiwöchige Gewöhnungseffekt der Rezeptoren

Ist ein Mensch über einen langen Zeitraum glücklich, fällt es ihm leichter, auch weiterhin glücklich zu bleiben. Durchlebt er aber beispielsweise eine lange Phase der Einsamkeit, so fällt es ihm immer schwerer, aus der Einsamkeit aufzutauchen und wieder in Beziehung mit anderen zu treten.

Es scheint, als würde sich der Organismus an oft wiederholte Gefühlslagen gewöhnen, selbst wenn das Gefühl unerwünscht ist. Auch bei Streitigkeiten zwischen Ehepartnern ist dieser Effekt zu beobachten: Hat sich der Streit einmal „eingenistet“ und tritt er quasi mit einer gewissen Regelmäßigkeit zutage, wird es immer schwerer, zu Harmonie und gegenseitigem Verständnis zurückzufinden.

Diese Gewöhnung findet biochemisch tatsächlich statt. Schuld daran ist der Gewöhnungseffekt der Rezeptoren. Wenn wir Gefühle häufig und stark erleben, führt das zu einer Art Überflutung des gesamten GGK-Netzwerks mit den entsprechenden Botenstoffen. Diese Überflutung verändert in kurzer Zeit die Anzahl und Verteilung der Rezeptoren auf der Zellmembran: Es werden Millionen mehr jener Rezeptoren bereitgestellt, die häufiger gebraucht werden.

Die Zelle gewöhnt sich einseitig an spezielle Gefühle und entwickelt so eine Art biochemisches Gedächtnis. Für den Organismus wird es dann immer einfacher, dasselbe Gefühl wiederherzustellen, sprich, zu empfinden, und entsprechend zu agieren.

Nach nur drei Wochen – und das ist ein ganz entscheidender Punkt – haben dadurch die Rezeptoren einer Art die Rezeptoren einer anderen Art verdrängt. Die Zelle ist biochemisch umprogrammiert. Und: Sie verlangt täglich nach den Molekülen jener einen Art, für die sie so viele Rezeptoren zur Verfügung gestellt hat.

Ein Beispiel: Cortisol ist das Stressmolekül Nummer eins. Nach nur drei Wochen mit täglich anhaltendem Stress haben alle Zellen des Körpers ein Millionenfaches an Cortisol-Rezeptoren aufgebaut. Die Zellen sind umprogrammiert und verlangen nach ihrer täglichen Dosis. Stress steht für die Zellen nicht mehr zur Diskussion – sie brauchen ihn, wollen ihn, sind süchtig danach. Unser Gehirn folgt dieser Aufforderung der Zellen und setzt uns vermehrt und gezielt stressreichen Situationen aus. Wir sind süchtig geworden nach Problemen, die uns Stress verursachen. Erst eine dreiwöchige Phase mit der täglichen Ausschüttung positiver Gefühlsmoleküle kann in Folge die Zellmembranen wieder umprogrammieren.

Das begründet auch dreiwöchige Kuren oder Urlaube – erst ab der vierten Woche ist eine tatsächliche Umstellung im Hormonhaushalt möglich.

Daraus ergeben sich weitere, wirklich grundlegende Richtlinien:

  Achten Sie darauf, welche Gefühle Sie tagtäglich aktivieren.

  Bemühen Sie sich von heute an, Ihr Netzwerk insgesamt an schöne Gefühle zu gewöhnen.

  Versuchen Sie, täglich zumindest ein kleines Hochgefühl zu erleben.

  Behalten Sie, wenn irgendwie möglich, den guten Gefühlszustand mehr als drei Wochen bei – am besten ein Leben lang.

Body-Feedback-Schleifen dienen der Gefühlssteuerung

Lassen Sie uns einen kleinen Test durchführen, der aus zwei Teilen besteht. Er verdeutlicht Ihnen, was Body-Feedback-Schleifen bedeuten.

Teil 1:

Setzen Sie ein Lächeln auf, ein herzliches Lächeln, bei dem sich die Augenwinkel nach unten und die Mundwinkel nach oben bewegen – Augen- und Mundwinkel also zueinander hin.

Dann atmen Sie noch drei- bis viermal tief ein und aus. Achten Sie darauf, sich beim Ausatmen Zeit zu lassen, und entspannen Sie zusätzlich Ihre Schultern, als würde eine Last von Ihnen abfallen.

Das Lächeln behalten Sie eine gute Minute bei. Dann spüren Sie nach, was Sie empfinden. Lassen Sie ein paar weitere Minuten vergehen.

Ändern Sie bitte Ihre Körperhaltung und probieren Sie danach Teil 2 aus.

Teil 2:

Setzen Sie sich auf die Kante eines Stuhles, stellen Sie die Füße dicht nebeneinander und ziehen Sie die Knie eng zusammen. Nun beugen Sie sich etwas nach vor und stützen Ihre Stirn in Ihren offenen Handflächen ab. Beginnen Sie etwas kürzer und schneller zu atmen, halten Sie zwischendurch den Atem kurz an. Machen Sie zudem eine ernste Miene. Sitzen Sie nun eine gute Minute in dieser Haltung, als ob Sie verzweifelt wären, da.

Die Reaktion in Ihrem Inneren wird nicht lange auf sich warten lassen. Unterbrechen Sie die Übung, sobald Sie ein Missempfinden verspüren.

Sie haben sicher gerade erlebt, worauf dieser Test hinausläuft: Jedes Gefühl ist mit einer speziellen Körperhaltung und damit einer Reihe von zugehörigen Muskelreaktionen verbunden. Jede Emotion hat einen bestimmten Basisausdruck, den unser GGK-Netzwerk kennt.

Der übliche Prozess läuft von innen nach außen: Ein Gefühl wird innen ausgelöst und darauf folgt eine spezielle Form des Ausdrucks. Muskelaktivität, Atemrhythmus, Mimik und Haltung, Gedanken und innere Bilder verändern sich. Durch das veränderte äußere Verhalten steigert sich wiederum die Intensität des innen erlebten Gefühls und weitere Botenstoffe werden ausgeschüttet. Diesen Kreislauf nennt man Body-Feedback-Schleifen.

Allerdings können wir diesen Prozess auch umkehren. Wenn Sie auf Ihr Gesicht ein breites Lächeln setzen und Ihre Schultern entspannen, geht diese äußere Aktivität sofort als Meldung an das innere Netzwerk und veranlasst die Ausschüttung von Glücksmolekülen.

Halten Sie einen lächelnden, lockeren, leichten und lebendigen Körperausdruck über drei bis vier Minuten bei, können Sie aus nahezu jedem negativen Gefühl ein positives machen. Intensive Emotionen lassen sich natürlich nicht so leicht umstimulieren, aber auch dafür gibt es Techniken. Sie werden Sie später noch kennenlernen.

Bei solchen Techniken verdrängen Sie erstmal auch nichts, denn Sie schrauben ja nur die Zahl der positiven Botenstoffe in die Höhe.

Man kann diese Form des emotionalen Programmierens gut mit der Handhabung eines Fernsehgeräts vergleichen: Sie schalten auf ein anderes Programm um, Sie ändern Ihre Einstellung.

Die beste Fernbedienung für Ihre Gefühle ist in jedem Fall Ihr Körper. Damit können Sie gleich hier und jetzt beginnen:

Verändern Sie Ihre Körperhaltung, dann fliegen Ihnen gute Gedanken und Erinnerungen viel leichter zu. Denken Sie einfach an die „Vier-L-Formel“: locker – leicht – lebendig – lächelnd. Richten Sie sich auf, lockern Sie die Schultern, atmen Sie ein paarmal tief durch, lächeln Sie.

Beachten Sie zudem: Wenn Sie eine problematische Situation durchleben, wird Ihr Körper einen entsprechend verhaltenen, verkrampften Ausdruck annehmen. Je länger Sie diesen Ausdruck beibehalten, desto häufiger kommt es zu Body-Feedback-Schleifen, die dem Netzwerk befehlen, den negativen Zustand weiter zu verstärken.

Am besten ziehen Sie sich ein paar Augenblicke zurück und stellen den Körper auf die „Vier-L-Formel“ ein – oder Sie zeigen Ihre Gefühle, sobald sie auftauchen, ehrlich und drücken sie auch aus, damit sie verbraucht werden, bevor sie noch stärker ausschlagen.