Autoimmunerkrankungen erfolgreich behandeln

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Teil 1

KAPITEL 2
Nahrung als Medizin

Wussten Sie eigentlich, dass die in Ihrer Nahrung enthaltenen Substanzen Ihren Zellen „mitteilen“, wie sie sich zu verhalten haben? Sollen die Zellen eine Entzündung hervorrufen? Sollen die Immunzellen eine Infektion in Ihrem Körper abwehren? Dieser Prozess der Identifikation und Instruktion wird Nutrigenomik genannt und zeigt, wie eng die Ernährungsweise mit der Gesundheit zusammenhängen. Nahrung ist also Information, sie kommuniziert mit dem Körper auf der Zellebene und vermittelt ihm, was er ebenso gut oder besser kann als die Medizin. Die meisten Menschen wissen gar nicht, dass verschreibungspflichtige Medikamente nur bei etwa 50–60 Prozent der Menschen optimal anschlagen. Obwohl wir gerade erst richtig zu verstehen beginnen, warum ein Arzneimittel bei einem Menschen wirkt und bei einem anderen nicht, ist uns natürlich klar, dass jeder Mensch biochemisch und genetisch unterschiedlich ausgestattet ist. Dies gilt auch für Nahrungsmittel und Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Deshalb reagieren wir auf das gleiche Nahrungsmittel nicht alle auf dieselbe Weise.

In diesem Kapitel werden Sie entdecken, warum es auf die Nahrung ankommt. Sie werden lernen, wie die Ursache Ihrer biochemischen Individualität zu bewerten und zu verstehen ist, und ich werde Ihnen zeigen, wie Sie diese Informationen nutzen können, um Ihren ganz persönlichen Ernährungsplan zu kreieren. Dazu werden wir Ihre Familiengeschichte und Ihre genetische Ausstattung erforschen und Nahrungsmittellisten erstellen, mit denen sich Ihre biochemischen Prozesse und die Gene positiv beeinflussen lassen. Wir werden feststellen, welche Nahrungsmittel eventuell Ihre Autoimmunerkrankung auslösen, und Möglichkeiten finden, sie aus dem Speiseplan zu streichen.

Dieses Prozedere hat in Bezug auf Autoimmunerkrankungen und auch hinsichtlich ihrer allgemeinen Gesundheit bei meinen Patienten eine Menge bewirkt. Durch eine Umstellung der Ernährung konnten wir zum Beispiel eine Patientin, Ilise, von ihrer rheumatoiden Arthritis befreien. Als erstes wurde Gluten aus ihrer Ernährung gestrichen. Sie werden feststellen, dass ich das bei den meisten meiner Patienten so mache, und zwar aus gutem Grund. Innerhalb von Tagen verschwanden dadurch Ilises Gelenk- und Muskelschmerzen; innerhalb von sechs Monaten nach Beginn der glutenfreien Ernährung waren alle ihre Laborwerte normal (d.h. sie hatte keine krankheitsspezifischen Rheumafaktoren mehr). Das Gluten war ganz klar der Übeltäter (oder zumindest der hauptsächliche), denn jedes Mal, wenn sie etwas Glutenhaltiges aß, konnte sie am nächsten Morgen kaum laufen.

Die meisten Menschen betrachten Nahrung entweder als „gut“ oder „schlecht“. Sätze wie „heute ging es mir gut“ oder „heute ging es mir schlecht“ haben Sie ganz sicher schon gehört oder im Zusammenhang mit etwas, das Sie gegessen haben, sogar selbst gesagt. Viele Menschen glauben, dass sich der Einfluss unserer Nahrung lediglich auf das Gewicht beschränkt, darauf, ob wir zu- oder abnehmen. Aber weiter von der Wahrheit entfernt könnte man gar nicht sein. Nahrung ist wesentlich mehr als die enthaltenen Kalorien. Was Sie essen, wirkt sich gewaltig auf Ihre Gesundheit aus und darauf, wie es Ihnen jeden Tag geht. Auch der Einfluss darauf, wie viele Entzündungsprozesses im Körper ablaufen, ist nicht zu unterschätzen.

Was ist eine Entzündung?

Diesen Begriff benutze ich in diesem Buch häufig, denn wir erkennen zunehmend wie eng Entzündungen und viele schwerwiegende Erkrankungen miteinander verbunden sind. Was also ist eine Entzündung? Hat sie einen Zweck? Irgendeinen Nutzen? Mit Entzündung wird die Freisetzung chemischer Stoffe und Botenstoffe im Körper beschrieben, die innerliche Reizungen und Schwellungen hervorrufen. Normalerweise ist das ein guter Prozess, der die Reaktion des Körpers auf einen Keim oder eine Verletzung unterstützt. Dauert er jedoch zu lange oder gerät durch einen sehr hohen Spiegel dieser sogenannten Entzündungsmediatoren außer Kontrolle, kann dadurch die normale Zellfunktion beeinträchtigt und Gewebe geschädigt werden. Solche Botenstoffe können beispielsweise Ihre Fettzellen davon abhalten, ihre Speicher zu leeren. Das ist ganz offenbar nicht gut und verhindert, dass Sie abnehmen. Entzündungsmediatoren können auch die Wände Ihrer Blutgefäße beschädigen und damit das Risiko von Plaques, Atherosklerose, Herzkrankheiten und Bluthochdruck erhöhen. Und sie können das Immunsystem stimulieren, sodass die Immunzellen immer mehr Substanzen ausschütten.

Das ist einer der Gründe, warum es so wichtig ist herauszufinden, welche Nahrungsmittel für Ihre individuellen biochemischen Prozesse am besten geeignet sind. Wir müssen sicherstellen, dass Sie nichts Entzündungsförderndes zu sich nehmen. Sobald Sie sich daran halten, geht es Ihnen besser und Sie stärken Ihr Immunsystem, Sie tun ihm also einen Gefallen. Es kommt zu weniger Entzündungsherden im Körper und das kann weniger Gelenkschmerzen, weniger Kopfschmerzen und die Befreiung von lästigen Magenproblemen bedeuten. Und auch wenn es in diesem Buch nicht ums Abnehmen geht, wenn Sie Ihre idealen Nahrungsmittel herausfinden, unterstützen Sie die optimale Funktion Ihres Stoffwechsels und werden wahrscheinlich ganz nebenbei einige Pfunde verlieren.

Nahrung hat eine Funktion

Diesen Ernährungsansatz nennt man „Nahrung als Medizin“. Und tatsächlich reicht die Funktion, die die Nahrung im Körper hat, weit über die reine Kalorienaufnahme hinaus. Zum Beispiel glauben manche Menschen, dass 100 Kalorien immer dieselbe Wirkung haben, egal von welchem Nahrungsmittel sie stammen. Doch 100 Kalorien eines Apfels und 100 Kalorien eines Gebäcks verhalten sich völlig unterschiedlich, sobald sie in Ihr System gelangen. Der Apfel enthält Nährstoffe, die Ihre Zellen zum Sprühen bringen, zum Beispiel viel Quercetin. Es gehört zu den Flavonoiden, die sich unter anderem als entzündungshemmend und antiallergisch erwiesen haben. Das Gebäck ist jedoch voller Zucker und Fett, die eine Kaskade an Reaktionen hervorrufen, an deren Ende eine Entzündung steht – und wenn Zucker in Ihrer Ernährung einen wesentlichen Stellenwert hat, können schwerwiegende Krankheiten die Folge sein. Wir haben also hier einen Apfel mit entzündungshemmendem Quercetin, dort ein Gebäck mit entzündungsförderndem Zucker. Wofür sollten Sie sich entscheiden? Auch wenn Sie die Antwort schon vorher kannten, hoffe ich, dass Sie verstehen, worauf ich hinaus will: Sie sollten Ihre Nahrung danach auswählen, welchen Einfluss sie auf Ihre Zellen ausübt und nicht nur danach, wie viele Kalorien sie hat.

In diesem Kapitel erkläre ich Ihnen die Gedanken und Konzepte, die hinter „Nahrung als Medizin“ stehen und was wir über den Zusammenhang zwischen Nahrung und Autoimmunerkrankungen wissen. In den beiden folgenden Kapiteln, dem Praxis- und dem Rezeptteil, helfe ich Ihnen zu entdecken, was die Einzigartigkeit Ihres Körpers ausmacht, und leite Sie bei der Auswahl der für Ihr Immunsystem richtigen Nahrungsmittel an.

Meine Patientin Ilise erwähnte ich schon. Nachdem sie Gluten von ihrem Speiseplan strich, konnte sie zum ersten Mal seit fünf Jahren jeden Morgen ohne Schmerzen aufstehen. Doch immer, wenn sie Glutenhaltiges aß, bekam sie extreme Schmerzen und konnte sich nicht bewegen. Zweifellos hat das Gluten in ihrem Körper etwas bewirkt, das weit über die Kalorien hinausgeht! Und nicht nur bei ihr. Empfindlichkeiten, Unverträglichkeiten und Allergien auf Gluten sind heutzutage mehr denn je auf dem Vormarsch. An dieser Stelle wäre eine sehr gute Gelegenheit, Ihnen eine entsprechende Statistik zu präsentieren, die diesen Vormarsch veranschaulicht, doch gegenwärtig gibt es keine anerkannten Verfahren, um solche Werte zu bestimmen. Dennoch sprechen die Regale der Lebensmittelgeschäfte eine eindeutige Sprache, denn immer mehr Produkte werden mit dem Hinweis „glutenfrei“ beworben. Tatsächlich wurden Schätzungen zufolge 2010 weltweit glutenfreie Produkte für mehr als 2,5 Milliarden Dollar (knapp 2 Milliarden Euro) verkauft.1

Entzündungsfördernde Nahrungsmittel

Es gibt viele Nahrungsmittel, die Entzündungen im Körper verursachen können. Im Laufe dieses Kapitels werden die Auswirkungen von Zucker und Fetten beschrieben und die Unverträglichkeiten gegenüber Nahrungsmitteln erklärt. Behalten Sie vorläufig bitte im Gedächtnis, dass jedes Nahrungsmittel, nicht nur Gluten, potenziell eine Immunreaktion auslösen kann, Gluten ist jedoch bei Autoimmunerkrankungen besonders wichtig. Es sind die einzelnen Bestandteile der Nahrungsmittel, die wie eine Information für den Körper fungieren und auf die er reagiert. Bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten ist es das Protein, das im Nahrungsmittel enthaltene Eiweiß, das Ihrem Immunsystem die Informationen liefert. Wenn Sie die Produkte mit den problematischen Inhaltsstoffen aus Ihrem Speiseplan streichen, kann das oft schon zu einer Beruhigung mancher oder sogar aller Ihre Symptome führen, egal welche es sind. Ich beobachte das in meiner Praxis laufend und ein besseres Beispiel dafür, Nahrung (oder das Weglassen bestimmter Nahrungsmittel) als Medizin zu nutzen, kann es gar nicht geben. Natürlich bietet die Nahrung dem Körper auch nützliche Informationen, zum Beispiel wie er seine Heil- und Reparaturkräfte einsetzen und wie er optimal funktionieren kann.

Im Praxiskapitel, das auf dieses Kapitel folgt, zeige ich Ihnen, wie Sie herausfinden, auf welche Nahrungsmittel Sie reagieren. Das ist der allererste Schritt, um eine Autoimmunerkrankung zum Stillstand zu bringen. Das Spannende daran ist, dass Sie das ganz einfach selbst tun können, der Einfluss auf Ihre Gesundheit und darauf, wie Sie sich fühlen, kann enorm sein.

 

„Diät“ ist ein Schimpfwort

Was das Abnehmen betrifft, so gibt es eine schier endlose Palette von Programmen und Diäten auf dem Markt. Manche klingen trendig und schick, funktionieren aber gar nicht, andere dagegen sind erfolgreich. In Bezug auf diese Programme müssen Sie sich unbedingt klarmachen, dass Sie zwar vielleicht abnehmen, dass sich dadurch aber Ihre biochemischen Prozesse nicht unbedingt ändern und auch die Entzündungen im Inneren nicht gehemmt werden. Verstehen Sie mich nicht falsch, Abnehmen hat enorm positive Auswirkungen und senkt Ihr Risiko für viele chronische Krankheiten wie Krebs, Diabetes und Herzkrankheiten erheblich. Es gibt auch einige Abnehmprogramme, die tatsächlich gut für Ihr Inneres sind, obwohl das gar nicht ihr eigentliches Ziel ist. Wenn Sie also eine Diät oder ein Ernährungsprogramm gefunden haben, das bei Ihnen funktioniert, dann ist das großartig. Sie können die Informationen, die Sie von mir bekommen, mit dem kombinieren, was Sie bereits tun.

Der dauerhafte Erfolg aller Diät- oder Ernährungsprogramme – und darin ähneln sie sich alle – hängt davon ab, wie aufmerksam Sie gegenüber der Wahl Ihrer täglichen Nahrungsmittel (und Ihres Bewegungsprogramms) werden. Die meisten Menschen essen gedankenlos, schütten literweise Limonade in sich hinein, knabbern bei Besprechungen an Donuts und besorgen sich eine komplette Mahlzeit beim Drive-in des nächsten Fast-Food-Restaurants, ohne aus dem Auto auszusteigen. Viele sind sich dessen überhaupt nicht bewusst, als litten sie unter Nahrungsmittelamnesie, und so essen Sie einfach den ganzen Tag immer irgendwas. Das führt nicht nur dazu, dass Sie zunehmen, das kann Sie auch krank machen. Sobald Sie darauf achten, werden Ihnen alle Ihre schlechten Angewohnheiten bewusst – und das ist der erste Schritt zu einer Änderung der Lebensweise. Wenn Sie zum Beispiel beginnen, sich zu beobachten, fällt es Ihnen vielleicht auf, dass Sie zu viel Zuckerhaltiges trinken, spät abends noch zu viel Gebäck essen und fast ins Brotkörbchen hineinfallen. Erst wenn Sie diese Gewohnheiten feststellen, können Sie etwas tun, um das zu ändern. (Eine hilfreiche Übung zum aufmerksamen Essen gibt es im Praxiskapitel.)

Ich bitte alle meine Patienten beim Erstbesuch, mir zu sagen, was sie am Tag zuvor gegessen haben. Ob Sie es glauben oder nicht, von allen Dingen, die wir während der ganzen Zeit besprechen, ist das in der Regel für die meisten Menschen die schwierigste Frage! Probieren Sie es selbst aus. Können Sie sich daran erinnern, was Sie gestern gegessen haben? Und vor zwei Tagen? Bewusstheit und achtsames Essen sind der erste Schritt eines jeden Ernährungsprogramms, ganz egal, was Sie erreichen wollen. Um abzunehmen, ist dieser Schritt wichtig, für Ihre Autoimmunerkrankung und für die Gesundheit im Allgemeinen ist er sogar von entscheidender Bedeutung.

Nahrung ist Information

Was meine ich damit, wenn ich sage, Nahrung sei Information? Wie bereits erwähnt, steuern die Nahrungsmittel, die Sie zu sich nehmen, das Verhalten Ihrer Zellen, indem sie die Art und Weise der Enzymtätigkeit in den Zellen verändern. Zucker zum Beispiel macht eine ganze Menge mehr als nur Kalorien zu liefern – und zwar leere Kalorien ohne jegliche Nährstoffe. Er lässt den Blutzuckerspiegel (die Blutglukose oder einfach nur Glukose), nach oben schießen. Das führt zu einem spürbaren Energiehoch – auf das aber ein heftiger Energieabfall folgt. Außerdem bindet sich der Zucker an die Körperzellen und leitet Veränderungen ein, die tief innen in diesen Zellen, im Zellkern, ihren Anfang nehmen. Dort werden nämlich die Gene zur Bildung von mehr entzündungsfördernden Enzymen aktiviert.

Ganz tief in jeder Zelle Ihres Körpers befindet sich das vollständige „Buch Ihres Lebens“, Ihr gesamter genetischer Code. In jeder einzelnen Zelle befindet sich ein kompletter Satz Ihrer Gene. Stellen Sie sich Ihre Gene als ein Buch mit sehr vielen Kapiteln vor, aus dem immer nur einige Kapitel gelesen werden. In Ihrer Leber wird das Leberkapitel gelesen, in Ihrer Zunge das Zungenkapitel und in Ihrem Herzen dasjenige über das Herz. Die Gene, die für diese Zellen codieren, werden aktiviert und steuern die gesamte Aktivität der entsprechenden Zellen, damit diese ihre Arbeit richtig machen. Während Sie sich noch im Mutterleib entwickeln, sind manche dieser Kapitel aktiviert, andere sind abgeschaltet, zum Beispiel damit eine bestimmte Zelle zu einer Leber- oder einer Herzzelle wird. Später gibt es viele Kapitel, die nicht derart festgelegt sind, sie können vielmehr geöffnet und gelesen oder geschlossen und ignoriert werden. Ein großartiges Beispiel ist, wie Ihre Zellen auf Resveratrol, einem Inhaltsstoff des Rotweins bzw. roter Trauben, reagieren. Studien haben ergeben, dass Resveratrol direkt in Ihre Zellen und zwar geradewegs in den Zellkern wandert, um dort ein sogenanntes „Langlebigkeitsgen“ anzuschalten. Daraufhin werden Enzyme gebildet, die das Leben der Zelle verlängern. Sie können sich dieses Gen als eines der Kapitel der Zelle vorstellen, das ohne Resveratrol ungelesen bliebe.

Daher ist Nahrung Information, die Ihr Immunsystem hochwirksam aktivieren kann – auf eine Weise, die seine Arbeit optimiert, oder auf eine Weise, die Autoimmunerkrankungen fördert. Kehren wir zu meinem Beispiel vom Zuckerkonsum zurück. Wenn Zucker an die Oberfläche einer beliebigen Körperzelle bindet, setzt er eine Kettenreaktion in Gang, die zu Enzymveränderungen in der Zelle führt und sie zur Bildung von allen möglichen Entzündungsmediatoren veranlasst. Passiert das täglich und über einen langen Zeitraum, kann Sie das krank machen, etwa wenn Sie jeden Tag zum Frühstück Donuts essen und zwei Teelöffel Zucker in Ihren Kaffee rühren. „Sündigen“ Sie nur gelegentlich auf diese Weise, verschwindet die Entzündung rasch wieder.

Dieses Konzept wird Nutrigenomik genannt. Inzwischen gibt es wissenschaftliche Fachzeitschriften, die sich ganz diesem Forschungsgebiet verschrieben haben. Wenn Sie den Begriff aufschlüsseln, können Sie sehen, dass er tatsächlich ein Kunstwort ist, um den Gedanken zu transportieren, dass die Nahrung, die Sie zu sich nehmen (Nutri-), die Aktivität Ihrer Gene (-genomik) beeinflusst. Die Nahrung nimmt demnach Einfluss darauf, welche Gene aktiviert werden, die Gene steuern die Enzymaktivität und die Enzyme wiederum bestimmen, wie eine Zelle, ein Gewebe oder ein Organ funktioniert. Ich bin jedes Mal frustriert, wenn mir jemand erklärt, er ernähre sich „gut“, weil er auf kalorienreduzierte Kekse in extra kleinen Packungen zurückgreift. Damit mag er tatsächlich weniger Kalorien zu sich nehmen, aber die Zutaten, einschließlich Zucker und trans-Fette, fordern die Zellen zu Entzündungen auf und lassen den Körper an Gewicht zulegen. Wenn Sie stattdessen eine Handvoll Mandeln essen, sorgen die enthaltenen nützlichen Fette dafür, dass Ihre Zellen die Entzündungen eindämmen. (Und wir wissen, dass Entzündungen die treibende Kraft hinter allen chronischen Krankheiten, auch den Autoimmunerkrankungen, sind.)

All das beweist eindrucksvoll, dass das Sprichwort „du bist, was du isst“ der Wahrheit sehr nahe kommt. Alles, was Sie essen, wird verdaut, resorbiert und mit dem Blut umhertransportiert, bis es schließlich sein Ziel, die Zellen zu ernähren, erreicht. Daher wird jede einzelne Körperzelle durch Ihre Art der Ernährung beeinflusst. Im Falle des Immunsystems haben dessen Zellen regelrecht die Aufgabe, mit allem in Kontakt zu treten, was in den Körper gelangt, daher hat die Ernährung einen so wichtigen Einfluss auf alle Menschen mit einer Immunstörung.

Befassen wir uns nun mit den Nahrungsmitteln, die aus Ihrem Speiseplan gestrichen werden müssen, weil sie Ihrem Immunsystem potenziell schaden. Danach sehen wir uns diejenigen an, die Ihnen wirklich guttun, bei denen es wissenschaftlich erwiesen ist, dass sie die Immunfunktion und das immunologische Gleichgewicht unterstützen, insbesondere bei Menschen mit Autoimmunerkrankungen.

Vom Speiseplan zu streichende Nahrungsmittel
Welche Nahrungsmittelbestandteile verursachen Probleme?

Jedes Nahrungsmittel besteht aus Proteinen, Kohlenhydraten und Fetten, dazu kommen Vitamine und Mineralstoffe in unterschiedlichen Mengen. Pflanzen enthalten zudem sogenannten Phytonährstoffe, das sind hochwirksame Stimulanzien der Zellfunktionen. Oft sind auch noch ein paar „böse Jungs“ per Anhalter in unserer Nahrung unterwegs, zum Beispiel Schimmel, Bakterien, Parasiten, Rückstände von Pestiziden im Obst und Gemüse sowie Antibiotika und Hormone in tierischen Nahrungsmitteln; davon wird in Kapitel 11 noch die Rede sein.

Befassen wir uns zuerst mit den Proteinen, denn die haben einen erheblichen Einfluss auf unser Immunsystem. Proteine kommen in jedem Nahrungsmittel vor, im Obst und Gemüse weniger, in tierischen Produkten wie Eiern und Fleisch mehr. Viele Ihrer Körpergewebe bestehen ebenfalls zum Großteil aus Proteinen, deshalb müssen Sie genügend mit der Nahrung aufnehmen, um das „Rohmaterial“ für die täglichen Reparaturarbeiten Ihres Körpers parat zu haben. (Eine Faustregel für die empfohlene tägliche Proteinmenge ist ein Gramm pro Kilogramm Körpergewicht.)

Die Bausteine des Proteins sind die miteinander verknüpften Aminosäuren. Es gibt insgesamt 20 Aminosäuren, von denen neun als essenziell gelten, weil sie mit der Nahrung aufgenommen werden müssen – im Gegensatz zu denjenigen, die der Körper selbst bildet. Ein Protein wird aber nicht nur durch die Zusammensetzung seiner Aminosäuren charakterisiert, sondern auch durch die dreidimensionale Struktur, die diese Aminosäuren bilden. Anhand dieser Erkennungsmerkmale bemühen sich Ihre Immunzellen zu bestimmen, ob es sich bei einem Protein um „Freund oder Feind“ handelt. Mit anderen Worten, Ihre Immunzellen sind ständig damit beschäftigt, die Proteine zu analysieren, aus denen Ihre Körpergewebe bestehen und die Sie mit der Nahrung zu sich nehmen.

Jedes Bakterium, jedes Virus hat ein bestimmtes Aminosäuremuster auf seiner äußeren Oberfläche, das wie ein „Namensschild“ fungiert. Ihre Immunzellen lesen diese Namensschilder, speichern die Erinnerung daran und halten immer aufmerksam Ausschau nach bekannten Fremdlingen. Genau dieses Überwachungssystem hält uns gesund. Auch alle körpereigenen Gewebe haben solche Namensschilder, denn auch sie enthalten Proteine. Wie Sie bereits wissen, sollte Ihr Immunsystem das eigene Gewebe nicht angreifen, Bakterien, Pilze, Viren und andere Krankheitserreger aber erkennen und bekämpfen. Die Probleme beginnen, wenn Ihr Immunsystem einen Fehler macht und die Namensschilder falsch liest. Dann kann es passieren, dass ein an sich harmloses Nahrungsmittel als Eindringling bewertet wird und einen Fehlalarm auslöst. So entstehen Unverträglichkeiten oder gar Allergien.