Transkulturelle Kommunikation

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Kommunikation ist etwas sehr Persönliches, auch für internationale Unternehmen oder „gesichtslose“ Großorganisationen. Letztlich geht es ja um das eigene Image: wie man gesehen wird, wie man verstanden wird.

Professionell kommunizieren zu können setzt demnach voraus, dass wir auch in Bezug auf uns selbst über explizites Wissen verfügen und analysieren, steuern, gestalten, was wir aussagen und wie wir wirken wollen. (Dieser Aspekt der Kommunikation wird in Teil IV näher behandelt.)

In professioneller Kommunikation treten wir einerseits selbst – als professionelle Kommunikator*innen, als Journalist*innen, Kommunikationsberater*innen oder als Translator*innen – in Erscheinung, andererseits vertreten wir jene, die uns ihre kommunikativen Anliegen anvertraut haben. Wenn wir anderen bei der Kommunikation helfen, übernehmen wir Verantwortung dafür, dass die Kommunikation so gestaltet wird, dass sie ihr Kommunikationsziel erreichen können. Das Vertrauen unserer Auftraggeber*innen basiert darauf, dass sie uns professionelle Kommunikation zutrauen: Sie vertrauen also darauf, dass wir verstehen, was in der Kommunikationssituation geschieht, damit wir die Kommunikation bewusst steuern und gestalten können.

Die Analyse der Kommunikationssituation und ihrer Dimensionen dient als Grundlage dafür, das kommunikative Handeln auf diese Situation auszurichten: Dazu gehört auch, die Wirkung von sprachlichen Mitteln in Kommunikationssituationen einschätzen zu können und zu verstehen, wie Sprache in der Kommunikationssituation wirkt und funktioniert. Für professionelle Kommunikation ist es notwendig, Sprach- und Kommunikationskompetenz zu verbinden.

Dafür müssen wir auch wissen, an wen sich ein Text richtet, also welche Adressat*innen angesprochen werden sollen und in welchen Diskursgemeinschaften diese Adressat*innen zu verorten sind. Adressat*innen sind jene Menschen, für die der jeweilige Text gestaltet wird. Sie sind die unmittelbare Zielgruppe, aber auch als Teil größerer Diskursgemeinschaften zu sehen. Diskursgemeinschaften sind Gruppen, in denen ähnlich über ähnliche Themen kommuniziert wird. (Auf Diskurse und ihre gesellschaftliche Einbettung werden wir in Teil II noch genauer eingehen.)

Ein Beispiel für eine solche Diskursgemeinschaft sind Wissenschaftler*innen einer bestimmten Fachrichtung. Wenn etwa ein wissenschaftlicher Fachartikel für eine bestimmte internationale Zeitschrift, etwa Hermes – Journal of Language and Communication in Business oder M&K – Medien und Kommunikationswissenschaft oder das Journal of Advertising Research verfasst wird, dann sind die Leser*innen dieser Zeitschriften die Adressat*innen, die Zielgruppe. Sie können darüber hinaus aber auch als Teil einer größeren „scientific community“ gesehen werden, die sich mit verschiedenen Bereichen der Kommunikationswisssenschaft beschäftigt.

Wenn wir Erfahrungen in diesen Diskursgemeinschaften gesammelt, bewusst reflektiert und dadurch eine Vorstellung entwickelt haben, wie kommuniziert wird, gibt uns dies wichtige Anhaltspunkte für die Gestaltung von Texten. Einerseits geht es dabei um das Vorwissen, mit dem wir in der Diskursgemeinschaft – und damit auch bei unseren Adressat*innen (der Zielgruppe) – rechnen können. Andererseits sehen wir auch, wie andere Texte für diese oder ähnliche Zielgruppen gestaltet sind, und können daraus bestimmte übliche Formen, Merkmale und „Regeln“ (Konventionen) ableiten.

Konventionen spielen eine wichtige Rolle in professioneller Kommunikation.

Wenn in der Kommunikation der Eindruck erweckt wird, dass die Person, die spricht oder schreibt, die Konventionen nicht kennt, dann wirkt das in der Regel unprofessionell. Das bedeutet aber nicht, dass es in professioneller Kommunikation immer darum geht, Konventionen zu erfüllen.

Manchmal wird auch bewusst nach einer unkonventionellen Lösung gesucht, etwa wenn damit besondere Aufmerksamkeit erregt werden soll. Ein Beispiel dafür ist das „Virgin America Safety Video“. Wahrscheinlich kennen Sie die Situation: Vor dem Abflug stehen Flugbegleiter*innen im Mittelgang des Flugzeugs, während viele Fluggäste aus dem Fenster schauen oder gelangweilt in einer Zeitschrift blättern. Die wenigsten schauen zu. Um neues Interesse an den Instruktionen zu wecken, hat man versucht, sie einmal anders zu gestalten – und einen Video-Clip mit Tanz und Musik gedreht. Und auf einmal schauen sich Menschen die „Instruktionen“ aus Neugier an – sogar freiwillig, zu Hause, ganz ohne in ein Flugzeug zu steigen: Auf YouTube hat das Video schnell Millionen Klicks erreicht.

Professionelle Kommunikation bedeutet also bewusste, verantwortungsvolle Gestaltung, die auf ein Kommunikationsziel ausgerichtet ist. Um entscheiden zu können, wie wir in einer Situation professionell kommunizieren und die erwünschte Wirkung erreichen können, müssen wir ziemlich gut über die Situation Bescheid wissen. Nur so können wir uns darüber klar werden, worauf es ankommt. Deshalb ist es so wichtig, sich mit den Dimensionen der Kommunikationssituation auseinanderzusetzen.

Wenn Kommunikationsangebote professionell gestaltet und Kommunikationsprobleme gelöst werden sollen, müssen Adressat*innen, Diskursgemeinschaften und Konventionen berücksichtigt und – mündliche wie schriftliche – Texte auf ganz bestimmte Situationen und Intentionen ausgerichtet werden. In diesem Sinne bildet die Analyse professioneller Kommunikation die Basis für Translation. Darüber erfahren Sie im nächsten Kapitel mehr.

Auf den Punkt gebracht

1 Professionelle Kommunikation ist bewusste, reflektierte Kommunikation.

2 Sie erfordert explizites Wissen, also die Analyse von durch implizites Wissen gesteuerten Handlungen und Annahmen.

3 Professionell kommunizieren bedeutet daher auch bereit und fähig zu sein, den eigenen Kommunikationsstil kritisch zu beobachten.

4 Professionelle Kommunikation bedeutet, Verantwortung für die Gestaltung von mündlichen und schriftlichen Texten zu übernehmen.

5 Dafür ist es notwendig, Kommunikationssituationen in ihrer Mehrdimensionalität zu begreifen und insbesondere Intentionen und Adressat*innen zu berücksichtigen.

6 Auftraggeber*innen möchten darauf vertrauen können, dass wir wissen, was wir tun, dass wir Kommunikation analysieren, steuern und gestalten können.

7 Für andere Menschen die Kommunikation zu übernehmen ist eine verantwortungsvolle Tätigkeit und setzt ein Vertrauensverhältnis voraus. Dieses Vertrauen wird unter anderem durch den eigenen Kommunikationsstil gefördert.

Zum Weiterdenken und Vertiefen

1 Stellen Sie sich vor, Sie gehen zu einer Ärztin und bekommen das Gefühl, sie hätte Ihre Symptome nicht ganz ernst genommen und Sie mit unverständlichem Fachjargon eingeschüchtert.a. Wie viel Vertrauen haben Sie zu dieser Ärztin?b. Wie fühlen Sie sich, wenn Sie nicht verstehen, was man mit Ihnen vorhat?c. Was hätte die Situation für Sie angenehmer gestalten können?

2 Stellen Sie sich vor, jemand erteilt Ihnen den Auftrag, eine Rede auf einer Feier zu halten. Welche Fragen würden Sie noch stellen, um an die Informationen kommen, die Sie brauchen, damit Sie den Auftrag professionell erfüllen können?

3 Betrachten Sie die folgende Todesanzeige:

Abb. 15:

Unkonventionell gestaltete Todesanzeige (inspiriert von „Ulli, tschüß“ aus Linke 2001:217; Gestaltung und Grafik: ME)

 a. Wie wirkt die Textgestaltung auf Sie?

 b. Sehen Sie sich andere Todesanzeigen im Internet oder in einer Zeitung an: Was haben sie gemeinsam? Können Sie aus den Beispielen auf Konventionen bei der Textgestaltung schließen?

 c. Überlegen Sie, was die Gründe gewesen sein könnten, dass Franzls Freund*innen die Todesanzeige anders gestaltet haben als die meisten anderen. Welche Intentionen könnten dabei eine Rolle gespielt haben?

5 Was ist Translation?

Eine besondere Form der (professionellen) Transkulturellen Kommunikation ist Translation. Translation ist eine hochkomplexe Tätigkeit, die viele Gestalten annehmen kann. Translation kann eine Form von Übersetzen oder Dolmetschen sein, die viele mehrsprachige Menschen ohne formale Ausbildung im Alltag ausführen: Sie erklären, was jemand in einer anderen Sprache gesagt oder geschrieben hat. Dies kann unterschiedliche Situationen betreffen: von der informellen Dolmetschung einer Begrüßung der Großeltern über die spontane Übersetzung eines Zeitungsartikels oder Fansubbing bis zur Dolmetschung der Diagnose einer Ärztin für Familienmitglieder, die eine andere Sprache sprechen. In diesen und ähnlichen Fällen kann die nicht-professionelle Translation als Spontanlösung ganz gut, manchmal sehr gut funktionieren. Das ist auch gut so.

Manchmal aber brauchen wir mehr Einblick in die Abläufe der translatorischen Kommunikation. Oft ist es sehr wichtig, genau abschätzen zu können, wie unsere sprachlichen und sonstigen kommunikativen Handlungen auf die Menschen wirken, für die wir übersetzen oder dolmetschen.

In solchen Fällen reicht eine intuitiv gewonnene, meist unreflektierte Translationsfähigkeit nicht aus. Wir können zwar davon ausgehen, dass alle Menschen grundsätzlich mit dem Potenzial ausgestattet sind, Translation betreiben zu können. Aber für die Ausübung einer seriösen, verlässlichen und vertrauenswürdigen professionellen Tätigkeit muss diese Grundfähigkeit reflektiert und bewusst entwickelt werden. Wie beim Singen, Schwimmen, Zeichnen oder Nachdenken beruht auch die Professionalisierung der Translationsfähigkeit auf der Analyse und der Bewusstmachung der Vorgänge, die sie ausmachen. Nur so können wir unsere Handlungen steuern und zielgerichtet einsetzen.

 

Das deutsche Wort Translation umfasst sowohl die traditionellen Tätigkeiten wie Übersetzen (schriftlich) und Dolmetschen (mündlich) wie auch eine ganze Reihe von verwandten und benachbarten Tätigkeiten. Manche davon werden wir in diesem Buch vorstellen.

Translation, von dem lateinischen transferre abgeleitet, bedeutet laut Wörterbuch: hinübertragen oder hinübersetzen. Wir sehen hier sofort, wie missverständlich eine sogenannte „wörtliche Übersetzung“ sein kann. Denn nach dieser Wörterbucherklärung klingt es, also ob etwas von einem Ort zu einem anderen gebracht würde.

Viele Menschen, die sich nicht näher damit auseinandergesetzt haben, glauben auch, dass wir tatsächlich etwas von einer Sprache zu einer anderen hinüberbringen. Sie glauben, dass dieses „etwas“ unverändert bleibt und „nur“ in einer anderen Sprache ausgedrückt wird. Als würde der „gleiche Inhalt“ lediglich mit einem neuen sprachlichen Etikett versehen.

Nun, Translation, wie jede Kommunikation, ist ein Prozess. Und Prozess heißt immer auch Veränderung.

Wenn Sie zum Beispiel Freund*innen erzählen, was Sie gestern Abend gemacht haben, erzählen Sie ihnen bestimmt nicht alles. Sie schildern nicht den ganzen Abend. Sie überlegen, welche Aspekte des Abends für Ihre Freund*innen interessant sein könnten. Sie betonen manche Ereignisse, lassen andere weg, je nachdem, was für Sie wichtig ist, ob Sie eine humorvolle Anekdote oder ein ärgerliches Ereignis schildern wollen. Was Sie sagen und wie Sie es sagen, wird davon abhängen, ob Sie beim Publikum Lachen oder Mitgefühl erzeugen wollen. Und wenn jemand aus der Gruppe weitererzählt, was Sie erzählt haben, wird sich die Geschichte wieder verändern, je nachdem, zu welchen Personen er*sie spricht und welche Gefühle oder Gedanken erweckt werden sollen. Wir alle kennen das Spiel „Stille Post“, dessen Spaß darin besteht, festzustellen, wie sehr sich eine Botschaft beim Weitererzählen verändert. Wir wissen auch, dass wir Dinge anders darstellen, wenn wir sie schriftlich mitteilen, anstatt sie spontan im Gespräch zu erzählen.

Eine erste Antwort auf die Frage Was ist Translation? könnte also lauten:

Translation ist der Ausdruck dessen, was jemand sagen will.

Wohlgemerkt: Was jemand sagen will. Nicht: Was er*sie „tatsächlich“ sagt.

Denn, wie wir alle wissen, sagen (oder schreiben) wir nicht immer das, was wir „eigentlich“ meinen. Wie oft am Tag fragen wir unsere Gesprächspartner*innen, ob sie wissen, was wir gemeint haben:

Du weißt schon, was ich meine …? Das sagen oder denken wir, wenn uns Zweifel kommen, ob wir uns klar ausgedrückt haben, wenn wir das Gefühl bekommen, nicht „das richtige Wort“ verwendet zu haben etc. Dies ist ein Merkmal der menschlichen Kommunikation: Wir drücken uns ziemlich ungenau aus. Dazu kommt, dass ohnehin alles von unserem Gegenüber interpretiert wird. (So gesehen ist es erstaunlich, dass wir einander je verstehen!)

Wenn wir also als professionelle Kommunikationsexpert*innen Translation betreiben, versuchen wir, zu analysieren, was jemand sagen will. Was der*die Sprecher*in oder die Person, die einen Text schriftlich verfasst hat, (der*die Textproduzent*in oder Textverfasser*in) gemeint hat.

Die wissenschaftliche Disziplin, die sich mit der systematischen Beobachtung von Translationsvorgängen und Translationsformen beschäftigt, ist die Translationwissenschaft. Auf Englisch: Translation Studies. (Der Großteil der wissenschaftlichen Werke wird in der Translationswissenschaft, wie heute auch in allen anderen Disziplinen, in englischer Sprache verfasst. Auch in Ländern, die nicht so stark in der sogenannten „westlichen“ Tradition verankert sind, wie zum Beispiel in China oder in Japan, macht sich zunehmend der Einfluss des Englischen als internationaler Wissenschaftssprache spürbar.)

Die Translationswissenschaft entwickelt durch die Untersuchung des Phänomens „Translation“ eine theoretische Basis für die Erklärung einer Reihe wichtiger Prozesse der Transkulturellen Kommunikation. Durch die Analyse der Arbeitsprozesse, die mit der professionellen Translationstätigkeit einhergehen, wird also nicht nur die Effizienz dieser Tätigkeiten sichtbar gemacht, sondern auch deren Relevanz in der heutigen Kommunikations- und Informationsgesellschaft.

Translation ohne „Original“?

Gibt es das? Ja. Denn es ist nicht immer der Fall, dass eine mündliche oder schriftliche sprachliche Äußerung vorliegt, die übersetzt oder gedolmetscht werden soll.

Es könnte zum Beispiel vorkommen, dass eine Künstlerin eine Ausstellung plant und jemanden damit beauftragen will, dafür die Bildbeschreibungen zu gestalten. Dann wird die Translationsaufgabe darin bestehen, das Verhältnis der Künstlerin zu ihren Bildern in Worte zu fassen oder die Aufmerksamkeit der Zuschauer*innen auf besondere Nuancen oder Aussagen der Bilder zu lenken. Die Translationsarbeit erfolgt in einem solchen Fall nicht zwischen Sprache A und Sprache B und auch nicht zwischen einer sprachlichen Äußerung und einer zweiten. Die Translation drückt etwas aus, was linguistisch noch nicht ganz erfasst worden ist.

Was gemeint ist, wird von einem Medium (dem Bild, dem Gefühl der Künstlerin) in einem anderen (der schriftlichen Bildbeschreibung) umgesetzt.

Das folgende Beispiel zeigt ein Bild von Markus Guschelbauer und Beschreibungen des Übersetzers Georg Raslagg.

Abb. 16:

„Raster Buch Decke“ (mit freundlicher Genehmigung von Markus Guschelbauer)

Das Buch als Sinnbild für das Poetische, die stille Versunkenheit in Literatur und Muße, umrahmt von einer kolossalen und beeindruckenden Naturlandschaft. Romantische Elemente treffen auf biedermeierliche Assoziationen zur Flucht ins Idyll und zur Suche nach Stille. Kontrastiert werden diese Assoziationen durch das zentrale geometrische Raster im Bild, das dem Betrachter einen abrupten und beinahe krassen Wahrnehmungs- und Perspektivenwechsel abverlangt: Jede Betrachtung kann immer wieder zwischen drei zentralen Themen wandern und bringt neue Aspekte der Bildkomposition zutage: Im Hintergrund die Darstellung unberührter Natur als großartige Kulisse der Romantik, im Vordergrund ein Hinweis auf Kontemplation und friedlicher Zurückgezogenheit in sich selbst. Zentral ist jedoch das in der Bildmitte platzierte Objekt, das in Anlehnung an die Verrasterung der US-amerikanischen Landschaft – wie sie gut aus der Vogelperspektive zu erkennen ist – die Wahrnehmung des sich verdunkelnden Himmels und der Weite der Landschaft anscheinend sehr nüchtern und klar strukturiert. Doch ist dem aber wirklich so? Seine geometrische Struktur wird selbst von einem Hauch Romantik umspielt. Das Licht der Sonne macht sein Material zum metallgoldenen Rahmen einer Szenerie, die den Betrachter nur langsam wieder freigeben möchte.

The book as a symbol of the poetic and the serene immersion in literature and leisure, framed by a monumental and impressive natural landscape. Romantic elements meet with Biedermeier associations to escape into the idyll and to search for silence. These associations are contrasted by the central geometric grid in the picture, which demands an abrupt and almost blatant change of perception and perspective from the viewer: Each contemplation can time and again wander among three central themes, revealing new aspects of image composition: in the background, the depiction of untouched nature as a magnificent backdrop of romanticism, in the foreground, a reference to contemplation and peaceful solitude within oneself. The central point, however, is the object placed in the middle of the picture, which seems to structure the perception of the darkening sky and the vastness of the landscape in a very sober and clear manner, similar to the rasterization of the US-American landscape – as can be seen from a bird’s eye view. But is this really true? Its geometric structure is itself surrounded by a touch of romance, because the sunlight transforms the material into a metal-golden frame of a mesmerizing scenery.

Wir sehen hier, wie die künstlerische Intention in poetischer Sprache zum Ausdruck gebracht wird. Was der Künstler „sagen“ wollte, wird interpretiert und in einem neuen Medium (Sprache) formuliert.

Die jahrhundertealte Tradition der Ekphrasis (auch Ekphrase genannt), also die Beschreibung eines Kunstwerks in Form eines anderen Kunstwerks, können wir daher auch als eine Form von Translation bezeichnen. Bekannte Translationen im Sinne der Ekphrasis wären zum Beispiel die Kunstrezensionen von Charles Baudelaire oder die Ausführungen Goethes zur Gartenkunst. Die sinnliche Erfahrung eines Kunstwerks kommt in einem neuen Medium zum Ausdruck, das andere sinnliche Erfahrungen emöglicht.

Der Sprach- und Translationswissenschaftler Roman Jakobson und andere (Translations-)Wissenschaftler*innen sprechen in diesem Kontext von intersemiotischer Translation oder synästhetischer Translation.

Wir können also ergänzen:

Translation ist die kommunikative Umgestaltung dessen, was jemand zum Ausdruck bringen will.

Bevor wir zum Ausdruck bringen können, was eine andere Person meint, müssen wir klarerweise auch eine Vorstellung davon haben, was dieses „Gemeinte“ sein könnte. Mit anderen Worten, wir müssen verstehen. Es liegt auf der Hand, dass niemand sagen kann, was jemand meint, ohne es selbst zu wissen.

Auch hier wollen wir nicht vergessen, dass es nicht um die bloße Übertragung von Wörtern oder Inhalten geht. Es handelt sich nicht um den Austausch von Wörtern oder die Etikettierung von „Inhalten“. Ein sogenannter „Inhalt“ ist, wie wir in den Ausführungen über Kommunikation gesehen haben, auch eine Interpretation, die auf der Basis vieler emotionaler, sachlicher und pragmatischer Faktoren stattfindet. Wir verstehen nie „ganz“ oder zu 100 Prozent, also die Gesamtheit dessen, was jemand kommuniziert; wir verstehen hauptsächlich das, was für uns selbst relevant und wichtig ist. Verstehen ist also nicht nur eine Interpretation, sondern immer ein Selektionsprozess. Jedes Verstehen als Interpretation ist eine Auswahl von wichtigen und relevanten Aspekten einer Äußerung. Eine einzige, eine einzig richtige Interpretation gibt es nicht. Ein einziges „Original“, von dem wir bei der Translation ausgehen können, gibt es nicht.

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