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Kapitel 2

„Sie sind alle so schön und doch so schlecht, ich muss es tun, ich muss ihren schmutzigen Körper von ihrer Seele befreien.“

Sanft strich er mit seinen Fingern über die Haarlocken und ließ sie zwischen seine Finger gleiten. Er schloss seine Augen. Seine letzte gütliche Tat lief wie ein Film vor seinem geistigen Auge ab. Er sah sie wimmernd und flehend auf dem Bett liegen. Sie bettelte um ihr Leben, sie bot sich ihm sogar an.

„Oh meine Schöne, genau deswegen bin ich ja bei Dir. Ich weiß das du mich willst, ich habe es in deinen Augen gesehen als wir uns das erste Mal begegnet sind, nun bin ich da“, murmelte er.

Er spürte, wie er immer härter wurde, seine Atmung wurde schneller.

Oh ja, sie wimmerte, sie wollte es, ich hatte es gesehen. Ich zeigte ihr was sie brauchte! Sie brauchte keinen Schwanz, sie brauchte einen richtigen Mann! Sie hatte sich den Männern angeboten. Sie trennte sich von ihrem nichtsnutzigen Mann, um es mit anderen zu treiben.

Kaum hatte sie ihn aus dem Haus gejagt, stand der andere schon im Vorgarten und wartete auf Einlass, ja nicht nur Einlass in ihr Haus, auch Einlass in ihre dreckige Möse! Ich gab ihrer Möse was sie wollte, oh wie sie schrie!

Seine Faust ballte sich um das Haar, er spürte ihn zucken, er sah wie sich der Stock immer tiefer in sie schob, wie sie schrie vor Schmerzen. Sie weinte. Dann stieß er ein letztes Mal zu, sie bäumte sich auf, tanzte geradezu vor Schmerz….

Ja, …das war fantastisch… .

Er spürte die Feuchtigkeit in seiner Hose. Erleichtert und freudig erregt wechselte er seine Kleidung, in Gedanken schon bei seinem nächsten Opfer….

Es war noch früher Morgen, als Jordan und Mike an ihren Schreibtischen saßen, mit jeweils einem starken Kaffee. Sie sprachen über das letzte Opfer, als sie von ihrem Chef in sein Büro gerufen wurden. Captain Frank Spengler hatte seine Fingerspitzen aneinandergelegt und betrachtete sie prüfend.

„Sagt mir, das ihr irgendwas habt, was ich dem Bürgermeister sagen kann. Er tritt mir auf die Füße.“

Er stand vom Stuhl auf, trat zum Fenster und stemmte seine Hände in die Hüfte.

„Das kann die Stadt zur Zeit überhaupt nicht gebrauchen, das ein Wahnsinniger sie unsicher macht. Die Presse hat noch nicht viel davon mitbekommen, wir können das aber nicht mehr lange unter Verschluss halten. Also was habt ihr?“

Er wandte sich den beiden zu. Sein blondes leicht schütteres Haar wirkte im Sonnenlicht wie ein Heiligenschein.

„Um ehrlich zu sein nicht viel, der Täter hinterlässt keine Spuren, wir haben nichts!“

Jordan sprang so abrupt vom Stuhl auf, das die Lehne nach hinten kippte.

„Wir versuchen schon die ganze Zeit den Exmann von Ms. Higgins zu erreichen, leider ohne Erfolg.“

„Der Täter ist wie ein Phantom, keiner hat was gesehen. Wir sprechen heute Nachmittag mit unserem Polizeipsychologen, in der Hoffnung das er uns etwas sagen kann, wo wir anfangen können.“

Jordan fuhr sich mit seinen Händen durchs Haar und stützte sich mit den Händen an der Stuhllehne ab.

Mike griff in den Ordner und zog einige Fotos der zugerichteten Opfer heraus und reichte sie dem Captain.

„Die Vorgehensweise ist fast immer die gleiche, er vergewaltigt, fesselt und knebelt sie. Hinzu kommt, das er seine Opfer nach dem Todeseintritt schminkt und ihre Haare kämmt. Er legt denen eine Perlenkette um und ritzt „Hure“ in die Bauchdecke.“

Captain Spengler trat hinter seinen Tisch während er die Fotos studierte.

„Was meinst du mit - fast?“

„ Nun – beim letzten Opfer konnte Todd nicht mehr feststellen, ob sie vorher vergewaltigt wurde.“

Mike blickte runter auf die Schreibtischplatte und faltete die Hände. Frank stütze sich auf seine Hände ab und beugte sich zu Mike rüber.

„Hättest du bitte die Güte mir genau zu erklären was das heißt – vorher?“

Die Nasenflügel des Captains blähten sich auf und er blickte starr zu ihm runter. Jordan schaltete sich ein, der mittlerweile an der Wand lehnte.

„ Er hat sein letztes Opfer, Kathrin Higgins, mit einem selbstgebauten Gegenstand sexuell missbraucht. Der Pathologe entfernte einen abgesägten Besenstiel, versetzt mit eingeschlagenen Nägeln aus ihrem Unterleib. Sie war innerlich total zerfetzt, er kann nicht sagen, ob er sie selbst vorher vergewaltigte.“

Bei dem Gedanken drehte sich Jordan der Magen um. Er spürte eine unbändige Wut auf diesen Menschen. Wer konnte so grausam sein, so etwas anderen an tun?

„Oh mein Gott“, Frank setzte sich in seinen Stuhl und atmete mehrfach tief ein.

„Was sonst noch? Schlimmer kann es ja nicht mehr kommen.“

Bei diesen Worten blickten sich Mike und Jordan an. Mike räusperte sich.

„Nun, Kathrin Higgins war noch am leben, als er sie mit dem Stiel sexuell missbrauchte. Erst als sie die Besinnung verlor, brachte er sie um.“

Frank schüttelte angewidert den Kopf und gab beiden die Akte zurück.

„Ich kümmere mich um den Bürgermeister. Seht zu was ihr aus dem Psychologen rausholt. Ich spreche mit Rick und Todd. Ich möchte das wir uns morgen früh um 8 Uhr im Büro treffen, damit wir gemeinsam durchgehen können, was wir bisher haben. Ich will diesen Mistkerl haben!“

Mit diesen Worten entließ der Captain Jordan und Mike. Von ihren Schreibtischen her konnten die zwei sehen, wie er zum Telefon griff und anschließend beschwichtigend mit den Händen gestikulierte. Jordan blickte zu seinem Partner rüber.

„Das dürfte jetzt der Bürgermeister sein, wir müssen uns beeilen bevor er nochmal zu schlägt!“ Sie griffen nach ihren Jacketts und verließen das Büro.

Um punkt halb sechs morgens versammelten sich alle im Salon. Vivian kam herein und baute das Frühstücksbuffet auf, es roch augenblicklich nach Rührei, geröstetem Speck, frischen Brötchen und Kaffee.

„Ich hoffe, ihr habt gut geschlafen und großen Hunger. Ich habe immer das Problem das ich zu viel koche, deswegen endschied ich mich eine Pension zu führen, damit ich eine Ausrede habe.“

Taylor ging zu ihr hin und legte ihr eine Hand auf die Schulter, „seien sie unbesorgt, ich denke das werden wir schon schaffen und so himmlisch wie das riecht.“

Taylors Magen fing zu knurren an.

„So, das sagt wohl alles, ich sterbe fast vor Hunger. Darf ich mir schon davon nehmen?“

Vivian lächelte glücklich, nickte und verschwand aus dem Zimmer. Der Kaffee rann Taylors Kehle runter, sie spürte die erste Wirkung des Koffeins. Gott tut das gut….. Sie beschloss nach der Besprechung kurz Ben und Christine anzurufen, oder denen zumindest eine SMS zu schicken das sie gut angekommen war, sonst machten sie sich nachher noch Sorgen.

Zu Taylors Freude war heute auch Angela da, sie war gestern Abend nicht mit anwesend, da sie schon im anderen Stadtteil Ardmores war, um sich einen Überblick zu verschaffen, was noch getan werden musste und wer wie einsetzbar war.

Angela war die Vertretung für Darlene wenn sie nicht da war, so wie gestern. Sie hatte Talent, sie brachte alles wieder zum laufen, egal um was es sich handelte, also von unschätzbaren Wert für die Organisation.

Taylor mochte sie auf Anhieb gut leiden, sie war eine Frohnatur und versuchte in allem das Beste zu sehen, das bewunderte sie insgeheim an ihr. Taylor war schon immer ein Realist, sie konnte nicht alles optimistisch sehen, selbst wenn sie es gekonnt hätte.

Spätestens in der Notaufnahme hätte sie sich das abgewöhnt, sie hatte zu viel gesehen. Kinder mit Schussverletzungen durch Bandenkriege, vernachlässigte, misshandelte Kinder, oder einfach nur schwerkranke Patienten die ein hartes Los mit ihrer Gesundheit gezogen hatten. Es existierte so viel sinnlose Gewalt und hier in Ardmore, eine beschauliche Kleinstadt, kam der Fingerzeig Gottes und vernichtete so viele Existenzen und Leben.

Taylor schüttelte den Kopf um sich aus diesen trübsinnigen Gedanken zu befreien, und spürte jetzt erst das sie von ihren Teammitgliedern beobachtet wurde.

„Geht’s dir gut?“

Santiago beugte sich vor und berührte sie am Unterarm, sein Blick sah besorgt aus.

„Ja danke, mir fehlt nichts, sorry, ich war gerade ganz in Gedanken.“

Das war Taylor sehr unangenehm, bei einer so wichtigen Besprechung einfach gedanklich abzudriften, das sah ihr eigentlich gar nicht ähnlich.

„Ich habe wohl noch nicht genug Kaffee getrunken, möchte noch jemand eine Tasse?“

Mit diesen Worten stand sie auf um sich Kaffee nach zu schütten.

„Also es sieht folgendermaßen hier aus…“ Angela griff nach einigen Papieren, unter anderem Handgeschriebenes und eine Straßenkarte.

„Ich sprach gestern mit der Einsatzleitung der Feuerwehr und auch mit dem Personal der medizinischen Versorgung. Um es kurz zu machen, das städtische Krankenhaus ist vollkommen ruiniert. Das Gebäude wird abgerissen, die instabilen Patienten wurden in die Turnhalle der High School verlegt. Es ist zur Zeit die einzige Möglichkeit die sie haben. Sie versuchen noch Gerätschaften aus dem Krankenhaus zu beschaffen, was nicht sehr einfach sein wird, da es Einsturzgefährdet ist. Hinzu kommt, das es an medizinischem Personal mangelt. Manche sind selber Patienten, zumal Ardmore noch nie so gewaltig von einem Tornado getroffen worden ist. Die Aufräumarbeiten erweisen sich als schwierig. Es sind alle im Einsatz die helfen können, viele Freiwillige. Das Problem ist, das auch Stromleitungen getroffen wurden und es in einigen Straßen keinen Strom gibt. Die Wasserversorgung ist zum Glück gewährleistet, man weiß aber noch nicht, wie viele Menschen verletzt sind und wer sich noch unter Trümmern befindet. Soweit habe ich von unserer Organisation das Personal eingeteilt. Darlene, wenn du da mal bitte drüber guckst, ob das auch so in deinem Interesse ist?“

 

Sie schob ihr eine Liste rüber die Darlene mit einem Kopfnicken absegnete.

„Gut, so machen wir das.“

Darlene stand mit der Liste in der Hand auf, griff zu ihrer Tasse und nahm einen Schluck, bevor sie die Liste vorlas.

Taylor saß mit Santiago und Karen im Wagen, auf dem Weg zum ersten Einsatztag. Sie spürte eine innerliche Unruhe, sie wusste nicht konkret was sie erwartete, sie konnte sich nur von dem ein Bild machen, was Angela heute morgen berichtete und das war alles andere als erfreulich.

Taylor wurde in die medizinische Versorgung eingeteilt, sie sollte sich einen Überblick über die Patienten in der Turnhalle verschaffen und dann draußen an der Front mithelfen, vor allem sollten Menschen geborgen werden.

Sie betete, das sie Menschen lebend wieder fand. Als sie allerdings in dem Bezirk eintrafen sank augenblicklich ihr Optimismus. Bäume lagen entwurzelt in Häuser, persönliches Hab und Gut lag verteilt auf den Straßen. Man fuhr mit Planierraupen die Straßen frei, damit man mit Fahrzeugen durch kam. Viele Anwohner halfen mit, Menschen aus den Trümmern zu bergen. Was ihr Herz zusammen ziehen ließ, war der Anblick eines kleinen Jungen und Mädchens die alleine auf einem umgestürzten Baum saßen, während die Mutter schluchzend in den Trümmern nach etwas suchte. Santiago folgte ihrem Blick und hielt sofort an.

Sie stiegen aus dem Auto und liefen zu der weinenden Frau, die ohne Vorsichtsmaßnahmen in das verfallene Haus einsteigen wollte. Sie befand sich bereits auf dem Vordach des Hauses

„He Madam, warten sie, sie können da nicht einfach rauf, bitte… warten sie….“

Santiago rannte zu ihr hin und war mit wenigen Schritten bei ihr. Er fasste sie bei der Schulter um sie zu sich zu drehen. Ihr Gesicht war vom Weinen gerötet und ganz nass.

„Mein Mann, ich suche meinen Mann. Er ist hier rein um unseren Hund zu holen, dann sackte unser Haus zusammen, seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Oh bitte… helfen sie mir…“

Sie krallte sich hilfesuchend an Santiagos Hemd fest. Er geleitete sie runter zu ihren Kindern, wo sich Karen schon um sie kümmerte, die Kinder schauten mit großen Augen zu ihnen auf. Der kleine Junge, Taylor schätzte ihn nicht viel älter als 5, wendete sich hilfesuchend an Santiago.

„Helfen sie meiner Mum und retten unseren Dad? Bitte .. .“

Er griff nach Santiagos Hemdzipfel und hielt sich daran fest. Taylor ging vor dem Jungen in die Hocke und redete erst mit ihm, als er ihren Blick erwiderte.

„Wie heißt du? Mein Name ist Taylor“, sie hielt ihm die Hand hin, die er nach kurzem Zögern annahm. Santiago war dankbar, das sich Taylor darum kümmerte, er wußte nicht was er tun sollte.

„Ich heiße Brandon.. .“

Es lag eine solche Traurigkeit in seinen Augen, das es ihr die Kehle zuschnürte.

„Okay Brandon, mein Freund Santiago“, sie zeigte auf ihn, „und ich gehen jetzt in das Haus um deinen Vater zu suchen. Karen, unsere Freundin, bleibt solange bei euch. Wenn was ist, sagen wir über unsere Walkie Talkies bescheid, okay? Wie heißt denn dein Dad, damit wir nach ihm rufen können?“

„Michael, mein Dad heißt Michael.“

Brandon ließ während des ganzen Gespräches nicht ihre Hand los, als sei sie ein Rettungsanker für ihn. Die Mutter hatte einen Arm um ihre Tochter gelegt und drückte das Gesicht an ihre Brust. Taylor vernahm ein leises schniefen des Mädchens.

Sie lächelte Brandon aufmunternd an und erhob sich. Santiago war in der zwischenzeit beim Auto gewesen um einiges an Material zu holen, wie Sicherheitsseil, Helme, Taschenlampen und den erste Hilfe Kasten. Sie machten sich auf den Weg zum Haus, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Keiner von beiden wußte, wie es ausging. Taylor betete, das dem Vater nichts ernsthaftes passiert war. Sie taten es der Mutter gleich und gingen über das Vordach rauf, es wirkte am stabilsten.

Santiago brachte die Sicherheitsseile an, während sie sich ein Überblick vom Inneren des Hauses verschaffte, indem sie mit einer Taschenlampe rein leuchtete. Möbel lagen zerborsten und quer in dem Haus, der Fußboden war an manchen Stellen aufgerissen oder ganz weggebrochen, was den Zugang sehr erschwerte. Taylor suchte mit Hilfe der Taschenlampe den sichersten Weg. Sie sicherte sich mit Hilfe eines Seiles und betrat vorsichtig das Haus. Langsam setzte sie ein Fuß vor dem anderen und prüfte mit dem Fuß immer erst an, ob der Boden ihr Gewicht trug.

„Michael, hören sie mich? Mein Name ist Taylor, wir sind hier um ihnen zu helfen! Versuchen sie sich irgendwie bemerkbar zu machen.“

Taylor lauschte angestrengt in die Stille und schaute rüber zu Santiago, der draußen blieb um alles zu sichern. Auf dem Weg zum Haus entschieden sie, das es sinnvoller war, wenn Taylor rein ging da sie weniger wog, kleiner und wendiger war. Santiago stimmte dem zähneknirschend zu, ihm war gar nicht wohl in seiner Haut, Taylor alleine da rein gehen zu lassen. Doch sollte Michael schwer verletzt sein, konnte sie am besten beurteilen was zu tun war. Beide hörten kein Ton.

Taylor ging langsam tiefer in das Haus, der Boden gab ein leises Ächzen von sich, was sofort ihren Puls beschleunigen lies. Bitte lieber Gott, bring uns hier heile wieder raus.. . Taylor rief nochmal, diesmal lauter.

„Michael! Hören sie mich? Michael!“

Ist da nicht ein winseln? Sie hob die Hand um Santiago mitzuteilen, das sie was hörte.

„Michael, hier ist Taylor, wenn sie nicht sprechen können, klopfen sie….“

Da – nochmal ein winseln, diesmal lauter. Der Hund … es war der Hund… . Taylor hielt vor Aufregung den Atem an, sie spürte ihr Herz, es raste geradezu vor Anspannung.

„Santiago, frage mal die Familie, wie ihr Hund heißt.“

Taylor wartete ungeduldig auf die Antwort. Sie hörte die Stimme eines Mädchens, verstand aber nicht was sie sagte. Taylor war nur froh, das sich das Mädchen offenbar etwas beruhigt hatte.

„Buck, der Hund heißt Buck.“

Der Hund schien seinen Namen gehört zu haben, als Santiago ihn ihr zurief, denn sie vernahm ein janken.

„Gib mir mehr Seil. Sie scheinen direkt unter mir zu sein, ich muss durch den Boden durch.“

Taylor legte sich auf den Boden und robbte nach vorne zu einem aufklaffenden Loch und leuchtete nach unten um sich ein Überblick zu verschaffen. Sie spürte wie ihr Schweiß den Rücken runter lief. Unter ihr befand sich die Küche, Küchenutensilien lagen verstreut, Schränke waren umgestürzt und gaben ihren Inhalt preis.

„Buck, mein Junge, wo bist du?“

Taylor leuchtete den Raum aus und versuchte in dem schummrigen Licht irgendwas ausfindig zu machen, was lebendig wirkte. Wieder ein janken, diesmal lauter, es ging in ein Geheul über. Da.. endlich.. sie hatte den Hund gefunden. Taylor griff zum Walkie Talkie und teilte Santiago mit, das sie den Hund gefunden hatte. Langsam ließ sie sich an dem Rand des Lochs runter, überprüfte jeden ihrer Schritte und achtete auf das kleinste Geräusch.

Das Schwierigste wird sein, den Hund hier raus zu kriegen, bedachte sie. Taylor robbte sich zum Hund vor. Sie musste manchmal was zur Seite schieben. Zum Glück versperrten keine großen Möbelstücke den Zugang, so daß sie recht zügig beim Hund war, der Gott sei Dank unter dem Küchentisch Schutz suchte.

Als sie bei ihm ankam, schleckte er ihr vor Freude das Gesicht ab. Sie kraulte ihm vor Erleichterung und zur eigenen Beruhigung den Kopf. Da erst sah sie, das sich hinter ihm eine Person befand. Sofort war sie sie wieder voll konzentriert und durchdachte jeden ihrer weiteren Schritte. Sie schob sich langsam an Buck vorbei und sprach auch leise zu ihm, da sie nicht wusste wie er wohl reagierte, wenn sie auf sein Herrchen zu ging, da Michael anscheinend verletzt war.

"Michael, hören sie mich?“

Keine Reaktion, sie legte ihre Finger an seinem Puls, sie spürte ihn kraftvoll und regelmäßig. Sie krabbelte unter den Tisch, um sich Michael besser anschauen zu können, er hatte einige Schürfwunden im Gesicht. Sie tastete vorsichtig die Extremitäten ab und sprach ihn immer an, in der Hoffnung er reagierte. Sie schaute rüber zum Hund, der sie nicht aus den Augen zu lassen schien, er beobachtete anscheinend jeden ihrer Handgriffe.

„Ok Buck, dann wollen wir mal. Du bist jetzt meine moralische Unterstützung.“

Taylor konnte keinen offensichtlichen Bruch feststellen, sie öffnete ein Lid und leuchtete ins Auge, um die Pupillenreaktion zu untersuchen. Nachdem ein Schock ausgeschlossen werden konnte, tätschelte sie behutsam seine Wange.

„Michael, hey, kommen sie zu sich, ich möchte sie hier raus holen.“

Endlich kam eine Reaktion, er kniff die Augen zusammen und verzog sein Gesicht. Buck sprang bei Michaels Reaktion sofort auf und schnupperte, leckte sein Gesicht und wedelte freudig mit dem Schwanz. Er versuchte den Hund ab zu wehren, was ihm zu Taylors Freude nicht ganz gelang. Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, anhand Michaels Bewegungen konnte sie Brüche zum Glück gänzlich ausschließen.

„Buck - alter Junge – ist ja gut.“

Er kraulte ihn hinter den Ohren und versuchte sich aufzusetzen. Er fasste sich stöhnend am Kopf.

„Haben sie Schmerzen?“

Taylor blickte ihn fragend an, da erst wurde Michael bewußt, wo er war, was passiert war und das noch jemand anwesend war, außer der Hund.

„Wer sind sie?“ Michael schaute sie irritiert an.

„Mein Name ist Taylor Hastings, ich bin hier um sie raus zu holen, ihr Haus wurde vom Tornado zerstört.“

Taylor gab über Walkie Talkie durch, das sie auch Michael gefunden hatte und das sie nun rauskommen. Allem Anschein nach, hatte er sich nur Schürfwunden und Prellungen zugezogen, das grenzte für Taylor an ein Wunder. Sie war heilfroh, als sie sich endlich auf der Straße befanden.

Der Ausstieg war nicht ganz so schwer wie befürchtet und Buck hatte zum Glück still gehalten, als Michael ihn raus trug. Der Krankenwagen stand bereit, damit Michael von einem Arzt untersucht und ärztlich versorgt werden konnte. Der Hund tollte mit den Kindern um die Wette und die Mutter wusste vor Glück gar nicht, wem sie zuerst danken sollte. Taylor spürte wie Tränen in ihre Augen stiegen, als sie das Glück der Familie sah, die sich in den Armen lagen.

Man sah deutlich die Liebe und Achtung die sie ausstrahlten und jedem Familienmitglied zollten.

Sie liebten und ehrten sich und das ist das, was sich Taylor auch für sich wünschte. Sie hielt dieses Geschenk schon in ihren Händen, behütete es kostbar wie einen Schatz, doch dann verlor sie ihn. Und mit diesem Verlust verlor sie auch ein Stück von sich selbst, sie wollte nie wieder so fühlen, das spüren und durchmachen was sie erlebte. …

„Ich gratuliere dir, du hast super Arbeit geleistet.“

Santiago schreckte Taylor aus ihren Erinnerungen, sie brauchte einen kurzen Moment um sich zu sammeln. Sie schaute zu ihm auf und versuchte zu lächeln, was ihr wohl nicht wirklich gelang, da er sie kritisch musterte.

„Ist alles in Ordnung? Ist wohl das Adrenalin was sich jetzt bemerkbar macht, bist ja auch ein ganz schönes Risiko eingegangen.“

Er klopfte ihr auf die Schulter, da spürte sie ein Prickeln im Nacken. Langsam drehte sie sich um und blickte zur Straße. Ein schwarzer Geländewagen kam angefahren. Er machte keine Anstalten bei ihnen anzuhalten, sie konnte den Blick von diesem Wagen aber nicht lassen.

Ihr Blick wurde magisch angezogen, als würde eine äußere Kraft sie steuern. Sie befand sich mit dem Wagen nun auf einer Höhe, sie konnte den Beifahrer ausmachen, da das Fenster runter gelassen war. Sie blickte in ein kantiges, gebräuntes Gesicht mit ernsten leuchtend blauen Augen, umrahmt von dunkelblondem Haar. Es kam ihr vor, als würde die Zeit still stehen. Sie spürte seinen ruhigen und doch intensiven Blick auf ihrem Gesicht. Er nickte ihr zu und schon war dieser Moment vorbei.

Sie blickte dem Wagen nach und wandte sich wieder Santiago und Karen zu, die sie eingehend musterten. Sie winkte lächelnd ab und ging zum Auto rüber um das Gepäck abzuladen, das sie immer noch mit sich rum trug. Ihr nächstes Ziel war die provisorische Krankenstation. Taylor wollte sich selbst ein Bild machen, was zu tun war und wo sie dort helfen konnte.

 

Beim Eintreffen sah sie einige Meter weiter ein Haus, das mit gelbem Absperrband eingezäunt war.

„Was ist denn dort passiert?“

Taylor hatte die Frage noch nicht ganz ausgesprochen, da sah sie den schwarzen Geländewagen, der auf der gegenüberliegenden Seite des Hauses parkte. Leider war nicht auszumachen, wo die Insassen des Wagens waren. Schade …Sie spürte eine gewisse Neugier aufsteigen, war es wirklich Neugier oder wollte sie nur nochmal in dieses tiefe Blau eintauchen.

In Gedanken gab Taylor sich selber einen Klaps auf den Hinterkopf. Du bist hier um zu arbeiten…. Um diesen Gedanken nochmal zu unterstreichen, griff sie zu ihrer Ausrüstung die sie mit brachte. Karen betrachtete Taylor misstrauisch.

„Sag mal, ist was im Haus passiert, du wirkst auf einmal so abwesend?“

„Nein, es ist wirklich alles in Ordnung.“Taylor fühlte sich ertappt.

„Aber ich sage es dir gerne nochmal, da du gerade mit deinen Gedanken woanders warst. Man hat in dem Haus drüben wohl eine Frauenleiche gefunden, man munkelt, das sie ziemlich übel zugerichtet war.“

„Naja“, gab Taylor zu bedenken, „hier wütete ein Tornado, da gibt es leider nicht nur schöne Leichen, falls einer umkommt.“

Karen stellte sich vor sie und beugte sich zu ihr rüber um nicht so laut sprechen zu müssen.

„ Nein, kein Opfer wegen des Tornados, sie soll ermordet worden sein, aber pscht….“

Karen blickte Taylor eindringlich an und ging zur Turnhalle. Santiago war wohl schon drinnen, da sie ihn nicht finden konnte. Ein letztes Mal blickte sie zum Haus, sie spürte eine kalte Hand nach ihr greifen. Kopfschüttelnd streifte sie das Gefühl ab und folgte ihren Kollegen.