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„Nein ich bleibe! Wenn ich jetzt gehe, werde ich es mein Leben lang bereuen.“

Sie schaute ihr fest in die Augen, um dem Gesagten nochmal Nachdruck zu verleihen. „Ok, doch wenn etwas ist, egal was, wir sind für dich da.“

Taylor konnte nur noch nicken, sie hatte einen zu großen Kloß im Hals.

Er saß in seinem Zimmer, niemand wusste was er dort alles hortete. Dies war sein Rückzugsort, dort konnte er so sein wie er war, musste sich nicht verstecken. Hier konnte er seine Heiligtümer bewundern. Liebevoll strich er mit den Fingern über Fotos, Bilder seiner Kunst.

„Ich habe dich gesehen, du bist so schön, du würdest dich gut machen in meiner Sammlung“, gurrte er. Er ging zum Schrank, zog eine Schublade auf und holte eine kleine Tüte heraus. Er setzte sich auf die Couch, holte das Wäschestück aus der Tüte und roch daran. Oh du duftest gut…. Du tust so anständig, doch das bist du nicht, keine Frau ist das, auch du hast ein Geheimnis….Ich werde es dir entlocken. Grinsend rieb er seine Nase an dem Höschen, zufrieden eine neue Aufgabe zu haben. Doch zuerst musste er noch was anderes erledigen, das duldete keinen Aufschub

Kapitel 7

Den ganzen Tag über wählten sich Jordan und Mike die Finger wund, sie durchwühlten die Datenbank und verglichen die Vorbestraften mit ihrem vorübergehenden Profil. Es war ein zermürbender Teil ihrer Arbeit. Jordan kam sich vor, als suche er die Nadel im Heuhaufen. Er hatte das Gefühl, als würde der Stapel an möglichen Tätern immer mehr anwachsen, statt weniger werden. Übermüdet ging er zum Kaffeeautomaten, er rollte die schmerzenden Schultern. Seine Augen brannten und in seinem Kopf hämmerte es, als hätte eine ganze Baustelle dort Platz gefunden. Mit einem zufriedenen Blick zu Mike, stellte er fest das es ihm nicht anders ging.

„Komm, lass uns zum Diner fahren, dort holen wir uns bei Marthas den besten Burger der Stadt. Eine Pause wird uns beiden gut tun und so wie du aussiehst hast du es nötiger als ich.“

Jordan grinste Mike schief an, der es mit einem Grunzen kommentierte, also schnappten sich beide ihre Jacken und verließen das Büro.

Das Diner war ein beliebter Treffunkt, es kamen immer die gleichen Gäste, vorzugsweise Alteingesessene und Polizisten, da sich das Revier in unmittelbarer Nähe befand. Jordan und Mike nahmen an der Theke Platz. Lucy, die Bedienung, nahm ihre Bestellung auf und griff zur Kanne um beiden Kaffee einzuschütten.

„Man munkelt hier, es geht ein Mörder durch unsere Stadt, stimmt das?“ Alle umliegenden Gäste wurden augenblicklich ruhig und warteten gespannt auf die Antwort.

„Du weißt genau, daß das eine laufende Ermittlung ist und solange noch nichts feststeht, werde ich mich nicht dazu äußern.“

Jordan nahm ein Schluck von dem heißen Kaffee, es war ihm bewusst das er sich mit Sicherheit verbrühte, doch das war ihm lieber, als den Gästen dauernd sagen zu müssen, das er dazu nichts sagen konnte. Klar, das alle wissen wollten was los war, doch jetzt eine Panik herauf zu beschwören, brächte auch nichts. Also schwieg er sich aus und blickte Lucy stumm an.

Vor langer Zeit hatten sie mal eine Affäre, für ihn war es nichts von Bedeutung gewesen, er war noch jung und hatte Spaß, er wollte keine Verpflichtungen. Sie hingegen, hatte sich in ihn verliebt, nur, der Fehler war, es ihm zu sagen. Er beendete es, ehe es überhaupt begonnen hatte, das hatte sie ihm nie verziehen. Keine Frage, sie war hübsch, sogar heute noch, doch eine Beziehung? Nein, das war nicht seins, doch dann traf er Carol und er schmiss alle seine Prinzipien über Bord. Bei der Erinnerung an sie kniff er die Augen zusammen und der Kaffee stieß ihm sauer auf.

„So schlecht schmeckt die Brühe doch auch nicht.“ Mike zog grinsend einen Mundwinkel nach oben, „ich war so frei und habe uns beiden einen Burger bestellt. Anscheinend warst du gedanklich gerade woanders.“

Irritiert blickte Jordan zu Mike rüber und nickte kurz.

„Ich weiß nicht, irgendwas stimmt hier nicht, ich bin mir nur noch nicht sicher was es ist…“ Jordan blickte in seine Kaffeetasse und betrachtete die schwarze Flüssigkeit.

„Worauf willst du hinaus? Wenn du das sagst, dann denkst du an was Konkretes.“

„Ich muss immerzu an das denken, was Dr. Foster sagte. Sie sagte doch, das er noch nicht fertig ist und mit mehreren Waffen hantiere, einmal ein Stock, ein Messer und etwas zum Strangulieren.“

Jordan sprach absichtlich leise, damit die umstehenden Gäste nichts von ihrer Unterhaltung mitbekamen. Mike drehte sich jetzt ganz zu ihm rum.

„Jetzt stell dir mal vor ich bin ein Mörder.“

Bei dem Satz konnte sich Mike ein Prusten nicht verkneifen, Jordan verdrehte die Augen und sponn seine Theorie weiter.

„Wenn ich schon mal gemordet habe, oder schon öfter, habe ich dann nicht schon ein gewisses Muster entwickelt? Eine Tatwaffe zumindest die ich bevorzuge? Ich weiß nicht…da passen die Teilchen einfach nicht so zusammen. Ich habe das Gefühl als würden wir etwas Entscheidendes übersehen.“

Mike schaute nach draußen und dachte darüber nach.

„Hier eure Burger“, Lucy stellte die Bestellung auf den Tresen und bedachte Jordan mit einem kalten Blick.

„Sie hat dir immer noch nicht vergeben, was?“

Jordan zuckte mit Schultern, seine Gedanken galten jetzt ganz dem Burger. Sein Magen knurrte, da erst wurde ihm bewusst, das er gestern Abend das letzte mal was gegessen hatte. Naja, bei dem Anblick heute Vormittag war es vielleicht ganz gut so. Denn so etwas wie die letzten Male hatte er noch nie gesehen und er hoffte das es auch so blieb.

Wenn es ihm schon an die Substanz ging, wie mochte sich da erst Ms. Hastings fühlen? Es meldete sich sein schlechtes Gewissen. Mike hatte recht, so wie er mit ihr gesprochen hatte, das war nicht richtig. Er dachte an die Zurechtweisung von Mike und musste sich eingestehen das er sehr taktlos ihr gegenüber war, wenn auch berechtigt, wie er fand.

„Ich fahre nachher mal zu der Zeugin um mich zu entschuldigen.“

Jordan blickte starr auf sein Essen, er konnte sich Mikes verwundertes Gesicht nur zu gut vorstellen, ihn wunderte es ja selbst das er so dachte.

„Aha“, war jedoch das einzige was er von seinem Partner hörte.

Die Dunkelheit war bereits eingebrochen, als Jordan vor der Pension hielt. Die untere Ebene war komplett beleuchtet, oben brannte nur vereinzelt Licht. Der Mond war nicht mehr zu sehen und schwere Wolken zogen am Himmel entlang, sie hatten starke Regenfälle für die Nacht angekündigt. Eine Windböe ließ die Blätter der Bäume rascheln, die Hoffnung das es durch den Regen etwas abkühlte, verstärkte sich.

Jordan brauchte noch nicht einmal anzuklopfen. Er hatte die Hand noch nicht ganz erhoben, da öffnete sich die Türe und ein angenehmes Licht umhüllte ihn. Vor ihm stand eine kleine zierliche Frau die ihn anlächelte und ihn hereinbat. „Guten Abend, mein Name ist Vivian Parks, ich bin die Besitzerin der Pension. Wie kann ich ihnen helfen?“

„Oh hallo, mein Name ist Jordan Paul, ist Ms. Hastings hier?“

Bei dieser Frage wurde Vivian sofort hellhörig. „Arbeiten sie mit Ms. Hastings zusammen?“

„Ja, in gewisser Weise schon.“

„Nun wissen sie Mr. Paul, Ms. Hastings geht es heute nicht allzu gut. Möchten sie nicht lieber morgen wieder kommen?“

Jordan war langsam genervt. Nein, er wollte morgen nicht wieder kommen, er wollte jetzt mit ihr reden. Sein Tag war heute schon beschissen genug, da wollte er jetzt nicht mit einer Pensionsbesitzerin feilschen. Also machte er es kurz und schmerzlos, er zeigte seine Marke und stellte sich als Detective vor.

„Oh entschuldigen sie, ich wusste ja nicht….“

Beschämt ließ sie ihn an der Rezeption stehen und verschwand hinter einer Tür. Er lehnte sich an die Theke und betrachtete die kleine Halle, sie war sehr geschmackvoll wie er fand, auch wenn er nicht viel von Inneneinrichtung verstand. Die Türe durch die sie gerade verschwand wurde geöffnet und Vivian bat Jordan in den Salon.

Drei Augenpaare waren auf ihn gerichtet. Einmal Santiago, den er heute Vormittag schon kennen gelernt hatte, sein Blick war immer noch finster und ein kleine drahtige Frau. Sie verströmte eine unglaubliche Energie, ihre Augen blitzten anerkennend auf, als sie ihn musterte.

„Taylor, du hast mir gar nicht erzählt das der Detective so überaus attraktiv ist. Das hast du absichtlich nicht erwähnt was? Schäm dich!“ Beschwingten Schrittes kam sie auf ihn zu und stellte sich als Darlene vor.

„Sie sind also der leitende Detective? Können sie denn schon irgendwas sagen?“ Ihr Lächeln erstarrte und Sorge lag in ihrem Blick.

„Nein tut mir leid, ich darf darüber keine Auskunft geben, das verstehen sie doch hoffentlich.“ Bittend blickte er zu ihr runter.

Darlene legte eine Hand auf seinem Arm. „Ja natürlich, ich dachte nur an Taylor, vielleicht wäre es dann so leichter für sie damit umzugehen, verstehen sie?“

Jordan nickte und schaute in Taylors Richtung, sie hatte sich mittlerweile von der Couch erhoben. Ihr Gesicht schien immer noch blass. Das schlechte Gewissen das er im Diner verspürte, schien jetzt übermächtig zu werden und sich in Wut auf sich selber zu verwandeln. Wie konnte er so mit ihr umgehen? Sie hatte doch nichts Falsches gemacht. Sie war hier um zu helfen, er hatte sich auf dem Revier über sie erkundigt, naja er musste ja schließlich alle überprüfen und da sie das Opfer fand…. Sei nicht albern, du warst neugierig, schalte er sich selbst.

 

Ihre Blicke trafen sich und Taylor hatte wieder das Gefühl zu versinken. Ihre Knie wurden weich und drohten nach zu geben. Oh nein, reiß dich zusammen! Sie krallte ihre Nägel in die Handflächen und versuchte ihre Atmung zu kontrollieren.

Wie schafft er es nur, mich so durcheinander zu bringen? Warum ist er überhaupt hier? Will er sich an meinem Zustand weiden?

Taylor konnte ihren momentanen Gefühlen nicht trauen, alles wirbelte durcheinander, nichts war mehr greifbar für sie. Taylor räusperte sich.

„Was machen sie zu so später Stunde hier?“ Taylor blickte sich um und alle Anwesenden waren im Begriff den Raum zu verlassen. Santiago drehte sich noch einmal zu ihm um.

„Sein sie bloß nett zu ihr, verstanden?“ Ohne auch nur auf die Antwort zu warten, schloss er die Türe hinter sich. Etwas verlegen näherte sich Jordan Taylor. Was sollte er jetzt sagen, was machte man in so einer Situation? Das war definitiv nicht sein Fahrwasser, doch jetzt war er hier, also musste er es auch durchziehen.

Taylor schaute ihn abwartend an, sie fand es süß, es war ihm anzusehen das er sich unwohl fühlte. Macht nichts, dachte sie sich, da soll er sich jetzt mal raus boxen. Er schaute sich um und wippte auf seinen Füßen. Taylor konnte es nicht mehr mitansehen, wie er sich quälte und warf ihm ein Rettungsseil hin.

„Sagen sie mal, vielleicht habe ich es auch vergessen, oder in der Aufregung heute Vormittag überhört, doch wie ist ihr Name?“ Dankend nahm Jordan an.

„Mein Name ist Jordan Paul und nein, sie haben es nicht überhört. Ich hatte mich nicht vorgestellt und deswegen bin ich hier. Mein Verhalten war heute unangemessen und dafür möchte ich mich bei ihnen entschuldigen.“

Taylor konnte ihn nur anstarren, sie hatte mit allem gerechnet als er den Raum betrat, aber nicht mit einer Entschuldigung. Nachdem sie seinen zweifelnden Blick sah, bemerkte sie erst, das er ihr die Hand hinhielt. Sie spürte wie ihr die Röte ins Gesicht stieg, verlegen schüttelte sie den Kopf und ergriff sie. Sein Händedruck war kraftvoll und sanft zugleich, ihre Hand verschwand in seiner. Sie spürte plötzlich ein Kribbeln in ihrem Bauch, irritiert und verängstigt über ihre plötzliche Reaktion, entzog sie ihm die Hand. Mein Gott was war das, wie kann ich das fühlen nach allem was ich erlebte, nach allem was ich heute gesehen habe?

Sie spürte seinen fragenden Blick. Sie konnte ihm jetzt nicht in die Augen schauen, aus Angst, das er dann sah was sie gerade fühlte. Sie wollte etwas sagen, brachte aber kein Ton heraus.

„Ist alles in Ordnung? Möchten sie etwas trinken?“

Taylor schüttelte nur den Kopf. Jordan sah einen kurzen Moment Angst in Taylors Augen aufflackern, doch so schnell wie sie da war, war sie auch schon wieder verschwunden. Seine Neugier war entfacht, was war der Grund für ihre Angst?

„Nun, da das geklärt ist, können sie ja jetzt wieder gehen.“

Unsicher blickte sie auf, doch Jordan unternahm nicht den kleinsten Versuch aufzubrechen, im Gegenteil, er schien auf einmal alle Zeit der Welt zu haben. Jordan stand ihr direkt gegenüber, er blickte sie offen und direkt an. Sie fühlte sich, als würde er etwas in ihren Augen suchen, mit dem Rücken zur Wand stehen. Taylor wurde langsam sauer, sie hasste es, so intensiv angesehen zu werden.

„Wieso starren sie mich so an?“

„Macht sie das nervös?“

„Nein, sollte es?“ Ja, natürlich macht mich das nervös, du Idiot…. Um sich den wunderbaren blauen Augen zu entziehen, ging sie rüber zur Bar und schenkte sich ein Glas Wein ein. Sie brauchte was zur Beruhigung, ihre Hand zitterte leicht beim eingießen. Taylor drehte sich auf den Absatz um. Jordan stand am Fenster und schaute raus, so hatte sie die Möglichkeit ihn sich mal genauer an zu schauen. Der Mann müsste verboten werden…

Er war groß, durchtrainiert und hatte eine wunderbare Eleganz, wenn er sich bewegte, dachte sie sich.

Jordan konnte im Fenster sehen, das Taylor sich ihm zuwandte und ihn musterte.

„Sind sie bei ihrer Arbeit eigentlich immer so unvorsichtig und gehen einfach in Häuser rein, ohne sich vorher abzusichern? Stellen sie sich mal vor, der Mörder wäre noch da gewesen? Was hätten sie getan?“ Mit diesen Worten drehte er sich um und schaute ihr ins Gesicht.

Trotz der spärlichen Beleuchtung, konnte er sehen wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Taylor stockte der Atem, sie spürte wie das Blut in ihren Kopf schoss, wütend über sich und auch über ihn, stellte sie ihr Weinglas ab und lief zu ihm rüber. Leider vergaß sie in ihrem Zorn, das er sie um einiges überragte. Sie legte ihren Kopf in den Nacken und verschränkte die Arme vor die Brust.

„Hören sie Detective Paul, sie sind hier um sich zu entschuldigen, gut das haben sie getan. Ich bin aber nicht gewillt, mich von ihnen behandeln zu lassen, als wäre ich ein Kind!“

Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Mist, er hält mir das vor sie Nase, was ich mir heute schon selber zum Vorwurf machte, dachte sie sich im Stillen.

„Wenn sie das nächste Mal ein Anliegen haben, welches auch immer, dann möchte ich bitte, das sich ihr Partner darum kümmert. Ich wünsche ihnen einen guten Abend!“

Mit diesen Worten ließ sie ihn stehen und ging rauf ins Zimmer.

Gratuliere Jordan, du bist gerade das größte Arschloch auf Gottes Erden. Er fuhr sich durch die Haare und verließ die Pension. Er wollte nochmal ins Revier und gucken, ob es schon neue Ergebnisse gab.

Es ging langsam auf Mitternacht zu, als Jordan ins Revier kam. Es war recht ruhig die Nacht, er goss sich im vorbei gehen Kaffee ein und ging rüber zu seinem Schreibtisch. Gereizt und übellaunig lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete das Chaos auf seinem Schreibtisch. Er ging die Notizen durch die er sich machte, als er die Datenbank durchforstete. Doch er musste feststellen, das er keinen Schritt weiter kam, er hatte nach wie vor das Gefühl, das sie was übersahen. Er wusste nicht mehr nach was er suchen sollte, also schnappte er sich den Hörer und rief in der Gerichtsmedizin an.

Er war ihm klar das Todd noch da war, er konnte auch erst Feierabend machen, wenn er alles erledigt hatte, zum Leidwesen seiner Frau. Zum Glück war Ardmore eine ruhige Stadt, da waren Auseinandersetzungen die später eskalierten eher eine Seltenheit – bis jetzt. Jordan wurde nicht enttäuscht, nach dem zweiten klingeln hob Todd schon ab.

„Mensch Jordan, was machst du denn noch hier? Solltest du nicht lieber zuhause im Bett liegen?“

„Das könnte ich dich auch fragen, du hast ja noch jemanden zuhause der auf dich wartet, ich nicht. Ich brauche morgen nicht zum Blumenhändler fahren.“

Jordan hörte nur ein Grunzen am anderen Ende der Leitung und er wusste er hatte gewonnen.

„Nein, ich wollte nur mal anfragen, ob du schon irgendwas hast für uns.“

Jordan hörte ein knistern in der Leitung, es endete in einem rascheln und rauschen. „Was machst du da?“ Jordan hielt den Hörer ein wenig auf Abstand.

„Sorry, ich esse gerade mein Abendbrot, es ist leider kalt geworden. Der Burger schmeckt trotzdem, hm lecker…“

Jordan konnte noch nie verstehen, wie Pathologen an ihrem Arbeitsplatz essen konnten, das gehörte wohl zum Berufsbild.

„Und hast du schon was? Tut mir leid das ich nerve, doch der Fall geht mir echt an die Nieren.“

„Kein Problem, doch der Kerl macht mir echt Arbeit. Sie ist übel zugerichtet. Sie ist mittlerweile das vierte Opfer und ich habe das Gefühl das er experimentiert.“

„Er experimentiert?“ Jordan kniff die Augen zusammen, vor seinem geistigen Auge liefen die letzten Minuten des Opfers ab. Er sah ihre Angst in ihren Augen, die Gewissheit das dies ihre letzten Minuten auf Erden waren, es gab kein Entkommen vor diesem Monster. Im Kopf hörte er ihre Schreie.

„Jordan, bist du noch dran?“

„Ja ja, ich bin noch dran.“ Jordan fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht, in der Hoffnung, er könne so seine Gedanken wegwischen. „Was meinst du mit experimentieren?“

„Zum Beispiel die Schnitte die ihr zugefügt wurden, sie waren sehr präzise und verursacht durch einen scharfen Gegenstand. Der Mörder war nicht darauf aus, sie mit dem Messer zu töten, er wollte ihr damit einfach nur Schmerzen zufügen. Die Tat mit dem Stiel hingegen, war mit einer absoluten Brutalität, das war wohl der Moment, wo seine Wut überhand nahm.“

„Kannst du denn feststellen, was er zuerst gemacht hat?“

„Nein kann ich leider nicht, tut mir leid mein Junge.“

„Okay, danke Todd, jetzt fahr nach Hause und lass deine Frau nicht länger warten. Grüße Thelma von mir, okay?“

„Ja mache ich, ich sag schon mal zurück – und Jordan – kriegt den Kerl!“

Nachdenklich legte Jordan den Hörer auf die Gabel. Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar und stützte sein Kinn auf die Faust. Was für ein scheiß Tag das doch heute war…. Er ließ den Tag Revue passieren und immer wieder drifteten seine Gedanken zu Taylor. Immer wieder hatte er ihren entsetzten Gesichtsausdruck vor Augen, als sie zum letzten Opfer fuhren. Er sah ihre Angst und Sorge. Sah ihre nicht geweinten Tränen und er war so manches Mal gewillt, sie in seine Arme zu ziehen und sie fest zu halten, bis sie sich all das Schreckliche von der Seele geweint hatte. Er spürte eine gewisse Distanziertheit in ihrem Blick, doch wo kommt das her? Wieso mache ich mir eigentlich so viele Gedanken um diese Frau, ich kenne sie gar nicht? Taylor rührte etwas in ihm, das spürte er, und dieses Gefühl machte ihm Angst.

Das Klingeln seines Handys riss ihn aus seinen Gedanken. Als er den Anrufer allerdings anhand der Nummer ausmachte, war er gar nicht mehr so erfreut über die willkommene Störung. Zögerlich nahm er das Gespräch entgegen. „Was willst Du?“ fragte er schroff.

„Oh hallo Jordan, ich dachte nicht, das du noch ran gehst.“

„Wieso rufst du dann jetzt an?“ Er spürte seinen Groll wieder aufsteigen, den er doch so mühsam versuchte unter Kontrolle zu bringen. Am anderen Ende wurde es ruhig.

„Entschuldige war ein harter Tag heute, was ist? Wieso rufst du mich an, Carol?“

„Ich wollte wissen, wie es dir geht. Ich habe dir gestern auf dem AB gesprochen, doch du hast dich nicht gemeldet, da machte ich mir Sorgen.“

Beim Klang ihrer Stimme, sah er wieder ihr Gesicht vor sich. Sie hatte ihre Haare mit Sicherheit zu einem Zopf gebunden, so trug sie es am liebsten. Die verschiedensten Erinnerungen schwirrten plötzlich in seinem Kopf herum. Wie sie zusammen die Wohnung einrichteten. Für ihn war es damals alles. Er dachte, er sei am Ziel, Carol war für ihn einfach alles was er sich wünschte. Als sei er aus einem Traum erwacht, schüttelte Jordan den Kopf.

„Nein, mir geht’s gut danke.“

„Na, so hörst du dich aber nicht an.“

„Wenn du mich um diese Zeit angerufen hast um mir zu sagen, das ich mich nicht gut anhöre, dann ist es besser wir legen sofort wieder auf, okay?“ Jordan biss sich auf die Zähne um sich weitere Kommentare zu verkneifen.

„Ich …..ich wollte doch nur deine Stimme hören...“

Durchs Telefon hörte er ihr unterdrücktes Schluchzen. Wieso bringe ich heute jede Frau gegen mich auf? Er atmete tief durch und ließ seine Stimme weicher klingen.

„Ich denke heute ist kein guter Zeitpunkt, um nach meinem Befinden zu fragen, denn augenblicklich bin ich kein guter Gesprächspartner. Hör zu, ich weiß ehrlich nicht wieso du angerufen hast, ich denke es ist besser für uns beide, wenn wir uns nicht mehr sprechen.“

„Bitte Jordan, es tut mir leid, ich vermisse dich.“

Er hörte ein zittern in ihrer Stimme, es machte ihn mürbe.

„ Bitte Carol“, er musste einmal tief durchatmen, es kostete ihn unglaublich viel Kraft.

„Mach es uns nicht schwerer als es schon ist, das bringt uns auch nicht weiter. Ich wünsche dir alles Gute.“ Noch ehe sie etwas erwidern konnte, legte er auf. Jetzt fühlte er sich richtig mies, er musste hier raus.

Jordan schnappte sich seine Jacke, stieg ins Auto und fuhr los. Er war so aufgewühlt. Der Anruf hatte ihn völlig aus der Bahn geworfen. Viel zu spät erkannte er wo er hinfuhr. Als er anhielt, war es schon zu spät.

 

Sie hatte ihn vom Fenster aus gesehen, als er auf dem Parkplatz fuhr. Mit einem Morgenmantel über dem Pyjama bekleidet, verließ sie die Pension und steuerte auf seinen Wagen zu.

„Was machen sie zu so später Stunde hier? Ist es nicht ein bisschen spät für eine Befragung oder sind sie gekommen um mich wieder zurecht zu weisen?“

Jordan saß immer noch im Auto und starrte aus dem Fenster. Er konnte sich selbst nicht erklären, wieso er ausgerechnet hier hin gefahren war. Vielleicht stand er heute auf Folter, er wusste es nicht. Nein, das war gelogen, er wusste es ganz genau. Er hatte sich bei ihr durchweg wie ein Arschloch benommen. Es wunderte ihn, das sie überhaupt nach draußen gekommen war, nachdem er sie so behandelt hatte und das schon zwei mal. Er atmete tief ein und schaute sie an. Er musterte ihr Gesicht, es wirkte so klar. In ihrem Gesicht war nichts mehr von dem Schrecken heute Morgen zu sehen. Sie sah, wie er sie musterte. Ihre Wut, die sie noch verspürte, als sie die Treppe runterkam war wie weggeflogen. Sein Blick war so durchdringend und intensiv das es ihr den Atem raubte. Sie fühlte sich unsicher, sie wusste nicht wie sie damit umgehen sollte, also am besten in die Offensive gehen, oder?

„Detective? Ist irgendwas?“

Taylors Herz raste jedesmal, wenn er sie so anblickte. So lehnte sie sich am Kotflügel an und schaute in den Himmel, nur um seinem Blick zu entkommen. Jordan stieg aus und gesellte sich neben sie. Der Wind frischte auf und ließ Taylor erschauern. Jordan spürte ihr zittern. Er zog seine Jacke aus und legte sie um ihre Schultern. Die Wärme seiner Jacke lullte sie richtig ein, sie zog sie strammer um sich und bei jedem Luftzug roch sie ihn.

„Danke.“

Er stand ihr gegenüber und blickte sie an. Haarsträhnen hatten sich aus ihrem locker hochgesteckten Knoten gelöst und umspielten ihr Gesicht. Dieser Anblick ließ seinen Mund trocken werden, er hätte Stunden hier mit ihr stehen können. „Nun um ehrlich zu sein, weiß ich nicht genau warum ich hier bin.“

Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und zuckte mit den Schultern. Sie sah eine Traurigkeit in seinem Blick aufflackern, die sofort verdrängt wurde, was sie neugierig machte. Zerknirscht lehnte er sich ans Auto und stob mit seinem Fuß im Dreck.

„Nein, ich weiß wieso ich hier bin. Anscheinend haben sie ein Talent an sich, das sie immer meine schlechten Seiten zum Vorschein bringen. Wenn das meine Mutter sehen würde, wie ich mit ihnen umgehe, würde sie mir die Ohren lang ziehen.“

Beim Gedanken an seine Mum, konnte sich Jordan ein Grinsen nicht verkneifen.

„Oh, okay“, Taylor fiel nichts besseres ein, innerlich schellte sie sich dafür. „Nun ...da wir beide heute keinen guten Tag gehabt haben verzeihe ich ihnen, aber auch nur heute.“ Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, was das Gesagte ein wenig entschärfte.

Er hätte nicht gedacht, das es ihn so erleichterte, wenn sie ihm verzieh. Doch der Druck in seinem Brustkorb ebbte langsam ab. Forschend blickte Jordan sie an, sie empfand seinen Blick wie eine Liebkosung auf ihrer Haut.

„Und – wie geht es ihnen wirklich?“

Taylor war auf diese Frage nicht vorbereitet, sie fühlte sich überrannt. Sie sah ihm an, das er sich mit einer einfachen Antwort nicht zufrieden gab. Taylor blickte hoch zu den Bäumen. Sie verspürte wieder die Verzweiflung und Angst in sich aufsteigen und sah die Frau vor sich, mit ihrem zum Schrei geöffneten Mund. Was für Qualen musste sie erduldet haben, bis sie endlich erlöst wurde?

Taylor wickelte sich in seine Jacke ein, nicht um dem Wind zu entfliehen, sie wollte sich am liebsten verstecken. Sie versuchte zu sprechen, es kam aber nur ein räuspern.

Tränen schwammen in ihren Augen. Über sich selber beschämt das sie die Kontrolle verlor, wandte sie sich von ihm ab. Sie atmete mehrfach tief durch. Als sie sicher war, das sie sich wieder unter Kontrolle hatte, reichte sie ihm die Jacke und ging zurück zur Pension. Vor der Türe blieb sie stehen, drehte sich um und bedankte sich. Jordan stand immer noch angelehnt am Auto, als sie schon verschwunden war.

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