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KAPITEL ZWANZIG

Kevin stand zwischen den Fabriken und hörte der Übertragung zu, als sie begann. Er kämpfte, um die Botschaft mitzubekommen. Das war zuerst schwer, schwerer als zuvor und schwerer, als Kevin es erwartet hätte.

Er begann, sich Sorgen zu machen. Was, wenn das, was sich in seinem Gehirn mit der Übertragung verband, sich verändert hatte, sich mit dem schleichenden Fortschritt seiner Krankheit verschoben hatte? Was, wenn es nur ein kurzes Zeitfenster gegeben hatte, in denen sein Gehirn für das empfänglich war und es jetzt begann durchzurutschen? Er versuchte, sich zu konzentrieren, sich auf die Geräusche zu konzentrieren, um einen Sinn darin zu erkennen.

Ein Bild brannte sich in sein Gedächtnis, Zahlen erschienen in ordentlichen Reihen von Koordinaten. Kevin hätte sie nicht als das erkannt, aber er hatte die Zahlenfolgen schon vorher gesehen, als er gewusst hatte, dass man das Teleskop verrücken musste, um die Nachricht aufzunehmen.

„Kevin?“, fragte Luna. „Geht es dir gut?“

Kevin wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Der merkwürdigste Teil war, dass er sich besser fühlte als seit Tagen. Vielleicht bewirkte die Interaktion zwischen seiner Krankheit und der Botschaft, dass sich die Symptome für den Moment weniger schlimm anfühlten.

„Ich weiß es nicht“, sagte er. „Ich glaube … ich glaube, die Außerirdischen wollen, dass wir an einem neuen Ort nach Signalen suchen.“

Das hatten sie auch das letzte Mal gewollt, als sie ein Signal durch sein Gehirn geschickt hatten, mit solcher Kraft, dass es fast nicht auszuhalten gewesen war. Das war der Beginn von all dem gewesen.

„Also, wem sagen wir jetzt Bescheid?“, fragte Luna.

Kevin musste sie zu lange angestarrt haben, denn sie hob ihre Hände.

„Was? Wir müssen es jemandem sagen“, sagte sie.

Kevin wusste, dass sie wahrscheinlich recht hatte. Wenn es eine neue Nachricht gab, würden die Leute das wissen wollen. Das Problem war, dass er nicht sicher war, wie sie reagieren würden. Er hatte all die Reporter gesehen, die immer noch vor seinem Haus warteten. Er hatte den Schmerz gesehen, dem das seiner Mutter zugefügt hatte. Wäre es nicht besser, einfach still zu sein und sie zu beschützen?

„Ich bin mir nicht sicher, ob mir jemand glauben wird“, sagte er. „Sie glauben, ich lüge. Wenn ich es jemandem sage, dann werde sie annehmen, dass ich einfach nur Aufmerksamkeit haben will.“

Die Menschen würden ihm jetzt nicht mehr zuhören, egal, was er sagte. Wenn er mit einer weiteren Reihe von Zahlen aufwarten würde, würden sie nicht annehmen, dass er nur versuchte, wieder von vorne zu beginnen?

„Wir könnten es deiner Mutter sagen“, sagte Luna. „Sie wird dir glauben und sie wird wissen, was zu tun ist.“

Kevin schüttelte seinen Kopf. „Ich bin mir nicht sicher, ob sie es jetzt noch tun würde, nach all dem Ärger, den das verursacht hat. Selbst wenn sie es täte, weiß ich nicht, ob ihr jemand zuhören würde.“

„Wer dann?“, fragte Luna. „Wir müssen es jemanden sagen. Einem Reporter, vielleicht?“

Das würde zumindest die Nachrichten öffentlich machen, aber wieder fühlte es sich nicht richtig an. Wenn er zu den Reportern ging und versuchte, alles zu erklären, würden sie dann nicht darüber herziehen? Er musste in der Lage sein, es zu beweisen. Es gab nur einen einzigen Ort, an dem er das tun konnte, nur einen Ort, an dem sie ein Teleskop neu ausrichten konnten, um das zu erwartende neue Signal aufzunehmen.

„Wir müssen jemanden von NASA kontaktieren“, sagte Kevin.

Schon während er das aussprach, ahnte er, wie schwierig das werden würde. Er nahm sein Handy heraus und versuchte zu überlegen, wie er das am besten anstellte. Es war nicht so, als hätte er die Durchwahlnummern von Leuten, die helfen könnten.

Er entschied sich, bei Dr. Levin zu beginnen, weil die SETI-Direktorin immerhin sympathischer gewesen war, als Professor Brewster. Er fand eine Nummer im Internet für SETI und rief an, hörte, wie es klingelte und kam schließlich zur Rezeption durch.

„Hallo“, sagte die Rezeptionistin. „SETI-Institut. Wie kann ich Ihnen helfen?“

„Ich muss mit Dr. Levin über eine dringende Angelegenheit sprechen“, sagte Kevin und versuchte, so erwachsen wie möglich zu klingen. Vielleicht ließen sie ihn mit ihr sprechen, wenn er sich wie ein Kollege oder so anhörte.

„Wer ist da?“, fragte die Rezeptionistin.

„Nun … hm …“, Kevin sah zu Luna herüber, die die Achseln zuckte. „Hier ist Kevin McKenzie. Aber ich muss direkt mit ihr sprechen. Es gab eine weitere Nachricht und es gibt einen zweiten Satz Koordinaten und …“

Er hörte es klicken, als die Rezeptionistin auflegte.

„Sie hat es mich nicht einmal erklären lassen“, sagte Kevin. Es tat weh, dass sie nach all dem einfach auflegten, ohne ihn irgendetwas sagen zu lassen.

„Wir müssen es weiter versuchen“, sagte Luna. „Lass mich mal. Wir probieren es bei NASA. Sie haben immerhin Teleskope.“

Sie rief an und drückte auf einige Knöpfe. Es schien, dass sie es besser machte und sich älter anhörte, denn als sie sprach, hörte es sich für Kevin mehr wie ihre Mutter an, als nach seiner Freundin.

„Hallo, ich habe mich gefragt, ob Sie mich zu Professor Brewster durchstellen könnten? Es ist sehr dringend, ja. Hier ist Professor Sophie Langford von der University of Wisconsin. Ja, ich warte.“

Kevin hatte nicht gewusst, dass Luna so gut darin war, sich spontan solche Dinge auszudenken. Sie warf ihm ihr Handy zu und Kevin nahm es, gerade noch rechtzeitig, um Professor Brewsters Stimme am anderen Ende der Leitung zu hören.

„Hallo?“, sagte Professor Brewster. „Professor … Langford?“

Kevin nahm einen tiefen Atemzug. „Professor Brewster, ich bin es, Kevin. Bitte legen Sie nicht auf, es ist dringend.“

„Warum rufst du diese Nummer an?“, fragte Professor Brewster. „Und versuchst, unter Vorgabe falscher Tatsachen, zu mir durchzukommen? Denkst du nicht, dass du schon genug Probleme hast, junger Mann?“

„Hören Sie mir zu“, sagte Kevin. „Ich würde nicht anrufen, wenn es nicht wichtig wäre. Es gibt Dinge, die Sie wissen müssen.“

„Ich weiß genug über deine Situation“, sagte Professor Brewster.

„Darum geht es nicht“, sagte Kevin. „Es gab eine neue Nachricht! Eine neue Koordinatenreihe. Die Außerirdischen sagten –“

„Das reicht“, sagte Professor Brewster. „Wir alle haben genug Zeit und Mühe darauf verwendet, diese Scharade zu verfolgen und werden nicht noch einmal darauf hereinfallen. Ich werde jetzt auflegen, Kevin. Wenn du diese Einrichtung erneut kontaktierst, werde ich die Details an die Polizei weiterleiten.“

Er legte auf, genauso resolut wie die Rezeptionistin.

Kevin stand dort und versuchte herauszufinden, was er als Nächstes tun sollte. Er hatte keine anderen Telefonnummern, die er anrufen konnte, außer, er würde einen Journalisten anrufen oder das Weiße Haus. Er vermutete, dass er in beiden Fällen so ziemlich dieselbe Antwort bekommen würde wie eben. Er könnte nach Hause gehen und versuchen mit den Journalisten dort zu sprechen oder er könnte auf seine Mutter warten, aber bei beiden Optionen riskierte er, ignoriert zu werden, und −“

„Also“, sagte Luna und unterbrach seinen Gedankenprozess, „wie kommen wir zu SETI?“

„Was?“, sagte Kevin.

„Es ist die beste Option, die wir haben“, sagte Luna. „Wenn wir zu ihnen gehen, dann werden sie sehen, dass es ernst ist und sie werden die NASA überreden können, ihre Teleskope zu bewegen. Dr. Levin schien weitaus netter als Professor Brewster.“

Als sie es so ausdrückte, schaffte sie es, es so logisch klingen zu lassen, dass es keiner Diskussionen bedurfte. Luna hatte eine Art das zu tun, die ein wenig Angst-einflößend war. Dennoch dachte Kevin, dass er es zumindest versuchen sollte.

„Meine Mutter wird mich umbringen, wenn ich so etwas tue“, sagte er.

„Dafür liebt dich deine Mutter zu sehr“, sagte Luna. „So oder so, sie wird dir für immer Hausarrest geben, weil du weggelaufen bist. Dann kannst du auch gleich die Welt retten, wenn du eh schon Ärger kriegst.“

Du musst aber deswegen keinen Ärger kriegen“, sagte Kevin. „Deine Eltern werden sauer sein, wenn du einfach so nach San Francisco fährst.“

„Denkst du, ich lasse dich das alleine machen?“, fragte Luna. „Denkst du, ich lasse dir die ganze Anerkennung dafür zukommen, dass du die Außerirdischen wiedergefunden hast? Denkst du, ich lasse dich den ganzen Spaß alleine haben?“

„Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich Spaß machen wird“, sagte Kevin.

Luna schüttelte bereits ihren Kopf. „Du bist ohne mich in den Dschungel gefahren, aber du wirst mich dieses Mal nicht zurücklassen, Kevin.“

KAPITEL EINUNDZWANZIG

Sie kauften Bustickets nach San Francisco von einem Angestellten, der sie argwöhnisch ansah. Kevin war sich nicht sicher, ob es daran lag, dass der Mann ihn aus den Nachrichten erkannte, oder weil er dachte, es wären wahrscheinlich Ausreißer, oder beides. Sie schafften es trotzdem, Tickets zu kaufen und setzten sich auf zwei Plätze im hinteren Teil des Busses, der halb voll in die Richtung der Stadt ratterte. Sie versteckten sich in den Sitzen und Kevin merkte, dass er froh war, dass Luna da war. Er war sich nicht sicher, ob er das ohne sie hätte tun können.

Die Busreise schien ewig zu dauern und Kevin verbrachte die meiste Zeit damit, sich zu überlegen, was er sagen könnte, um sie zu überzeugen, dass er die Wahrheit sagte. Er konnte sie nicht einfach bitten, ihm zu vertrauen, nicht nach dem letzten Mal.

„Natürlich kannst du das“, sagte Luna, als er ihr das sagte. „Du bittest sie, die Position des Signals zu überprüfen. Sie können vielleicht nicht herausfinden, was es bedeutet, aber sie werden es trotzdem hören.“

Sie ließ es einfach klingen, aber die Wahrheit war, dass es wahrscheinlich ihre beste Option war. Als der Bus an der Station hielt, stieg Kevin mit Luna aus, fand ein Taxi, dass sie in die richtige Richtung bringen würde, die Art und Weise zu ignorieren, wie sein Körper zu zittern begann.

 

„Geht ihr da wegen der Aufregung hin?“, fragte der Taxifahrer. „Ihr habt das meiste verpasst. Sie haben vor ein paar Tagen aufgehört, von den Aliens zu sprechen.“

„Vielleicht fangen sie bald wieder an“, sagte Luna. „Man kann nie wissen.“

Der Fahrer fuhr sie, so nah es ging, an den Eingang zu SETI heran. Da waren keine Leute, die dort campten, wie beim NASA-Gebäude und Kevin war froh darüber. Es bedeutete, dass er einfach hineingehen konnte, ohne dass die Leute ihn entdeckten oder nach ihm griffen oder –

„Du?“, fragte die Rezeptionistin, sobald er durch die Tür trat. „Hast du die Nachricht nicht verstanden, als ich aufgelegt habe? Du hast hier schon so viel Ärger gemacht. Verschwinde, bevor ich den Sicherheitsdienst rufe.“

Das letzte Mal war es Kevins Mutter gewesen, die sich ein Schrei-Duell mit der Rezeptionistin geliefert hatte. Jetzt schritt Luna nach vorne, offensichtlich streitlustig.

„Es ist okay“, sagte Dr. Levin und trat in die Lobby. „Ich mache das. Kevin, was machst du hier?“

„Er versucht zu Ihnen durchzukommen“, sagte Luna, die immer noch gereizt war, was man leicht in ihrer Stimme hören konnte. „Aber anscheinend sind die Leute, die ihn bereits verraten haben, nicht bereit zuzuhören.“

„Hallo, Luna“, sagte Dr. Levin. „Wissen eure Eltern, dass ihr beide hier seid? Ihr solltet wirklich nicht hier sein.“

„Es gab eine weitere Nachricht“, sagte Kevin und nahm an, dass er nicht viel Zeit hatte. Er hatte nicht das Gefühl, dass er besonders viel Zeit haben würde. Vielleicht war es die Anstrengung, den ganzen Weg hierhergekommen zu sein, aber Kevin konnte fühlen, wie sich der Druck in seinem Kopf aufbaute, zusammen mit dem Schwindelgefühl, das die Welt verschwimmen ließ. Er drängte es zurück. Das hier war wichtig.

„Kevin“, sagte Dr. Levin, „wir alle wissen inzwischen, dass die Nachrichten nicht echt sind. Auch wenn du glaubst, dass sie das sind, du musst damit aufhören.“

„Woher wusste ich dann von Pioneer 11?“, fragte Kevin. Er hatte eine ganze Busfahrt Zeit gehabt, darüber nachzudenken, was er sagen sollte und wie er Dr. Levin überzeugen konnte. „Woher wusste ich, wo das erste Signal sein würde? Sie haben das mit ihren eigenen Augen gesehen, Dr. Levin.“

Die Wissenschaftlerin schüttelte ihren Kopf. „Das spielt keine Rolle.“

„Tut es doch“, sagte Kevin. „Wenn Sie nicht an Beweise glauben, die sie mit eigenen Augen gesehen haben, wofür ist dann die Wissenschaft da?“ Er machte eine Pause. „Wenn Sie es erklären können, dann sagen Sie es mir, denn das hier ist echt und es gibt eine weitere Nachricht.“

Er hätte noch mehr gesagt, aber er konnte den plötzlichen Druck in seinem Kopf nicht mehr zurückhalten.

Plötzlich brach er zusammen.

*

Dunkelheit umgab Kevin. Ausnahmsweise gab es keine Visionen, keine Nachrichten und keine Anzeichen von irgendwas.

Nur Leere.

Er wachte zu grellem Licht auf, blinzelte und versuchte herauszufinden, wo er war.

Luna und Dr. Levin schauten auf ihn.

„Kevin, geht es dir gut?“, fragte Luna.

„Wir sollten einen Arzt für dich kommen lassen“, sagte Dr. Levin.

„Nein“, schaffte Kevin es zu sagen und für einen Moment war nicht einmal er sicher, welche Frage er beantwortete. „Keine Ärzte mehr. Rufen Sie nicht meine Mutter an. Wir müssen das Signal anhören.“

Er erkannte, dass er zusammengebrochen war. Er lag auf dem Boden, auf der Stelle, auf der er nur wenige Momente zuvor gestanden hatte.

Er hörte Dr. Levin seufzen. Er war sich nicht sicher, was er tun würde, wenn sie ihn hinausschmiss. Die Informationen ins Internet stellen? Sie direkt an ein anderes Observatorium schicken, in der Hoffnung, dass sie etwas mit der Information anfangen können? Wahrscheinlich würde er bis dahin schon zu viele Probleme mit seiner Mutter haben. Er musste einfach hier stehen bleiben und hoffen.

Er sah, wie sie ihn mit mehr Mitgefühl als zuvor ansah; er vermutete, dass sein Zusammenbruch etwas in ihr verändert hatte.

„Okay“, sagte Dr. Levin, „okay, ich gebe es zu, ich habe über alles nachgedacht, seit du zum ersten Mal hierhergekommen bist. Wenn du nicht irgendwie die Kontrolle über alle NASA Systeme übernommen hast … nein, es funktioniert einfach nicht. Aber das heißt …“

„Es heißt, Sie glauben mir“, sagte Kevin.

Dr. Levin nickte. „Ja, ich glaube dir. Ich will nicht, aber ich habe wohl keine andere Wahl. Was sagt die neue Nachricht?“

„Koordinaten“, antwortete Kevin. „Wie das letzte Mal, als wir die Teleskopausrichtung geändert haben, nur anders. Sie wollen, dass wir uns auf einen anderen Ort konzentrieren.“

„Für weitere Nachrichten, die aus einer anderen Himmelsrichtung kommen?“, fragte Dr. Levin. Kevin hörte sie seufzen.

„Du weißt, dass niemand ein Teleskop nur auf meine Bitte hin bewegen wird? Nicht nach …“

„Nach allem was ich getan habe?“, riet Kevin.

Dr. Levin nickte.

„Es muss jemanden geben“, sagte Luna neben ihnen. „Professor Brewster muss das nicht wissen. Oder wir können einen Weg finden, uns einzuhacken.“

Es war manchmal überraschend, wie wenig Respekt Luna vor Regeln und Gesetzen haben konnte. Zu Kevins Überraschung schien Dr. Levin ihren Vorschlag ernst zu nehmen.

„Die NASA zu hacken ist schwer“, sagte sie. „Um das zu tun, bräuchten wir jemanden der …“

Dann hellten sich ihre Augen auf bei der Erkenntnis.

„Natürlich“, sagte sie zu sich selbst. „Phil.“

Kevin nickte bei der Erwähnung des Namens des Wissenschaftlers. „Glauben Sie … glauben Sie er würde helfen?“

„Er wird“, sagte Dr. Levin. „Er ist zumindest unsere größte Hoffnung.“

Sie und Luna halfen Kevin, wieder aufzustehen. Es kostete ein wenig Mühe, aber er würde es schaffen.

„Ich kann nicht glauben, dass ich das noch mal mache“, sagte sie, „aber ich schätze … ich schätze, wir müssen eine Fahrt zur NASA machen.“

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

Sie fuhren mit Dr. Levins Auto zum NASA-Gelände. Als sie vorfuhren, warteten immer noch ein paar Leute draußen, aber weniger als vorher. Sie fuhren in Dr. Levins Auto zum Tor. Dort stand ein Wachmann hinter der Schranke.

„Das kann ein wenig schwierig werden“, sagte Dr. Levin. „Ich war nicht mehr hier, seid das passiert ist.“

Sie fuhr darauf zu und der Wachmann hielt eine Hand hoch. „Sie können hier nicht rein. Wenn ich es einen von Ihnen gesagt habe, dann muss ich es auch … Dr. Levin, was machen Sie hier? Sie stehen heute nicht auf der Liste.“

„Wir müssen rein, Neil“, sagte sie. „Ich muss mit Phil sprechen.“

„Wir?“, sagte der Wachmann und schaute ins Auto. „Warten Sie, ist das nicht …“

Kevin ließ sich nicht von dem Blick des Wachmannes einschüchtern. Im Moment war es ihre einzige Hoffnung.

„Du? Du sollst nicht hier sein. Sie haben gesagt –“

„Sie haben wahrscheinlich alles Mögliche gesagt“, sagte Dr. Levin, „aber wir müssen rein. Bitte.“

„Es tut mir leid, Dr. Levin“, sagte der Wachmann. „Aber ich kann Sie nicht einfach so hier hereinlassen, besonders nicht, wenn Sie ihn mitbringen.“

Kevin schaute zu Luna, die nickte.

„Bitte Neil, das ist wichtig“, sagte Dr. Levin.

„Es tut mir leid, bitte drehen Sie um und … Hey!“

Kevin und Luna stiegen fast gleichzeitig aus dem Auto.

Kevin rannte an ihm vorbei fast gleichzeitig mit Luna. Der Mann konnte nicht für beide auf einmal greifen und so schafften sie es, an der Schranke vorbeizukommen und nun rannten sie auf die Türen des Gebäudes zu, während der Wachmann sich umdrehte, um ihnen nachzulaufen. Seine Bemühungen wurden aber von den wenigen Menschen, die noch da waren, um zu protestieren, ausgebremst, als diese entschieden, ihnen nachzulaufen, um zu sehen, was passierte.

Kevin rannte weiter und sprintete zur Tür. Er und Luna waren beide schneller als der Mann und schafften es zu den Türen, ehe der Wachmann die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte. Das hätte wahrscheinlich etwas gebracht, wenn die Türen nicht verschlossen gewesen wären. Kevin hämmerte darauf, aber er hatte nicht die Sicherheitsfreigabe, um hindurch zu kommen, er hatte nie die Freigabe gehabt, um durch sie hier hinein zu kommen, und jetzt kam der Wachmann näher.

„Ihr geht beide direkt zur Polizei!“, versprach er, als er näherkam.

Dann öffnete sich die Tür des Gebäudes und Kevin und Luna stolperten hinein, nur einen Schritt vor dem Wachmann. Die Tür knallte vor ihm zu und Kevin schaute hoch zu der Person, die die Tür geöffnet hatte.

„Ted?“ Er war die letzte Person, die Kevin hier erwartet hatte, aber wahrscheinlich auch die beste Person, die er hatte treffen können. „Sie sind immer noch hier?“

Ted nickte. „Ich musste hierbleiben, um ein paar Fragen zu beantworten. Aber das ist jetzt egal. Was machst du hier, Kevin?“, er schaute zu Luna, „Was macht ihr beide hier?“

„Es gab eine weitere Nachricht“, sagte Kevin.

Wo die anderen aufgelegt oder ihn angeschaut hatten, als wäre er verrückt, warf Ted ihm einen ernsten Blick zu. „Bist du sicher?“

Kevin nickte. „Wir brauchen jemanden, der das Teleskop ausrichten kann. Es gibt einen weiteren Satz von Koordinaten.“

Ted beobachtete, wie Dr. Levin auftauchte und nur ins Gebäude gelangen konnte, nachdem Ted die Wache dazu gebracht hatte, sich zurückzuziehen. „Sind Sie gekommen, um das zu überprüfen?“

Dr. Levin nickte. „Ich hatte gehofft, dass Phil vielleicht gewillt ist, die Dinge leise zu regeln. Der Trick ist, dort hineinzukommen.“

„Dafür kann ich sorgen“, sagte Ted. „Ich bin nur noch hier, um die Dinge abzuwickeln, aber ich habe immer noch vollen Zugang.“

Er nahm eine Schlüsselkarte heraus und ließ sie in das Gebäude. Einige der Leute in der Lobby starrten sie an, als sie hineinkamen, aber niemand sagte etwas. Kevin nahm an, dass das viel mit Teds Anwesenheit und der von Dr. Levin zu tun hatte.

„Wir sollten uns beeilen“, sagte Ted. „Jemand wird Professor Brewster, schneller als uns lieb sein kann, mitteilen, dass ihr hier seid.“

„Dann sollten wir bis dahin die neue Nachricht haben“, sagte Dr. Levin.

Sie ging zu Phils Büro, mit Kevin, Luna und Ted im Schlepptau. Kevin sah die Blicke, die einige der Leute ihm zuwarfen, hörte das Murmeln, als er vorbeikam. Sie hatten nicht vergessen, was passiert war. Kevin hoffte nur, dass Phil bereit sein würde, ihnen zu helfen.

Dr. Levin klopfte an die Tür des Wissenschaftlers und Kevin sah sein Gesicht, als er sie dort stehen sah. Es veränderte sich von Erkennen zu Überraschung und dann zu einer Art besorgtem Begreifen.

„Nein“, sagte er und hielt die Hände hoch. „Was immer es ist, nein.“

„Wir haben noch nicht einmal gesagt, um was es geht“, sagte Dr. Levin.

„Aber du wirst es sagen“, erwiderte Phil, „und Professor Brewster wird davon hören und −“

„Interessiert es dich, was David sagt?“, entgegnete Dr. Levin.

Phil zuckte mit den Achseln und seufzte. „Was braucht ihr?“

„Wir brauchen Sie, um die Teleskope auf einige neue Koordinaten zu richten“, sagte Kevin und antwortete für Dr. Levin. „Ich habe noch eine Nachricht bekommen.“

„Du willst, dass ich … weißt du, worum du mich da bittest?“, fragte Phil.

„Sieh es mal so“, sagte Dr. Levin. „Wenn du das machst, wirst du der Kerl sein, der bewiesen hat, dass Kevin die ganze Zeit recht hatte.“

Phil schluckte und nickte dann. „Okay, aber wir müssen das leise machen. Kommt.“

Er führte sie durch das Gebäude und brachte sie in einen Laborraum, der mit Monitoren und Bildschirmen ausgestattet war. Nach ein paar Klicks von Phil auf der Tastatur begann der Bildschirm, die Daten von einem der Teleskop-Arrays anzuzeigen.

„Okay“, sagte er, „es sieht so aus, als wenn wir hier fertig sind. Wir müssen nur … oh und da geht meine Karriere dahin.“

Kevin drehte sich um. Durch die Türen des Laborraums konnte er Professor Brewster kommen sehen, mit einem wütenden Ausdruck auf seinem Gesicht.

„Was machen die hier?“, fragte er, als er da war. „Hör sofort auf, was immer du da machst!“

Kevin hatte vermutet, dass es unvermeidbar war, dass ihm jemand sagen würde, dass sie hier waren. Er hatte nur gedacht, dass sie vielleicht ein wenig mehr Zeit hätten, ehe er auftauchte.

„Sieht so aus, als wären wir fertig“, sagte Phil.

„Nicht, wenn wir das schnell machen“, antwortete Kevin.

„Nicht einmal so schnell“, sagte Luna. Sie rannte zur Tür, machte sie zu und stellte einen Stuhl unter die Klinke. „Was?“, fragte sie, als die anderen sie anschauten. „Es ist einfach das Offensichtliche, was wir tun können.“

 

„Für dich vielleicht“, sagte Kevin mit einem Lächeln.

Draußen hämmerte Professor Brewster an die Glastür. „Macht auf! Ich rufe die Security! Jeder, der diesem Jungen hilft, wird wie ein Krimineller behandelt!“

Kevin schaute zu Phil hinüber. Ohne ihn wären sie nicht in der Lage, das Teleskop neu auszurichten, also wenn er sich entschließen würde, ihnen nicht zu helfen …

„Okay“, sagte er. „Was sind die Koordinaten?“

Kevin atmete erleichtert aus und wiederholte sie aus dem Gedächtnis. Genau wie bei den ersten Zahlenreihen fühlten diese sich schon fast an, als wären sie in sein Gedächtnis eingebrannt. Sie waren da, wenn er seine Augen schloss, sodass es schon fast eher wie Vorlesen war anstatt sich daran zu erinnern.

„Bist du sicher?“, fragte Phil.

Kevin nickte und öffnete seine Augen. Es waren jetzt mehr Leute vor der Tür, die sich versammelten, um zu beobachten, was geschah, oder versuchten, Professor Brewster zu helfen, in den Raum hineinzukommen.

„Okay, also los“, sagte Phil. Er drückte einen weiteren Knopf und Kevin sah die Zahlen sich auf dem Bildschirm verschieben, als das Radio-Teleskop sich drehte. Sie bewegten sich nach und nach, die Zahlen rückten näher an die, die er sah, und noch näher, bis …

In dem Moment, als sie passten, kam ein Signal durch, klar und stark. Geräusche kamen von dem System. Sie hatten ein vertrautes Gefühl, aber gleichzeitig schienen sie anders zu sein als diejenigen, die Kevin übersetzt hatte. Weniger genau und mechanisch, mehr fließend.

Dennoch übersetzte er sie automatisch.

„Wenn ihr das erhaltet, Achtung“, übersetzte er. „Ihr seid in großer Gefahr. Die letzten Nachrichten, die ihr erhalten habt, waren ein Trick.“

Kevin konnte Professor Brewster weiterhin an der Tür hämmern hören, aber er hörte zu und jetzt kam die Übersetzung fließend von ihm.

„Ihre Übertragungen waren eine Lüge, damit ihr die Kapsel öffnet. Es ist keine Zeitkapsel. Es ist eine Waffe. Sie hat uns komplett zerstört. Das ist unsere letzte Übertragung, um andere zu warnen, nicht denselben Fehler zu machen, den wir gemacht haben.“

Kevin zuckte zusammen, nicht sicher, ob er es richtig übersetzte, aber die Nachrichten waren noch nicht fertig.

Brewster und sein Team platzten durch die Tür.

„Was soll das alles bedeuten?“, fragte er – aber er hielt kurz inne, als er begann zuzuhören.

„Macht nicht den gleichen Fehler wie wir. Öffnet nicht, was sie euch schicken.“

Die Nachrichten hörten auf, dann wiederholten sie sich, als wenn sie in einer Art Schleife geschickt wurden.

„Jemand wollte wohl sichergehen, dass wir das hören“, sagte Luna.

Kevin nickte und versuchte einen Sinn darin zu sehen. Er schaute zu den Erwachsenen.

„Wo ist der Stein?“, fragte Brewster.

„Unten – Labor 3b.

„Ruft sie an!“, schrie Ted. „JETZT!“