Zwischen meinen Inseln

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Brisbane, 10. Mai 1923

Der ANZAC-Tag wurde am 25. April begangen, also genau am Tage meiner Operation, mir war folglich nicht zum Feiern zumute. ANZAC steht für Australisches und Neuseeländisches Armee Corp. Der Begriff ist nicht neu, ich habe ihn bestimmt schon einmal während des Krieges erwähnt. Vater hat auch geschrieben, er ist schon in Perth. Mir fällt ein, dass er noch gar nichts von meinem Blinddarm weiß. Der 25. April ist jedenfalls der Tag der Gallipoli-Landung, die ja eigentlich in einer Katastrophe für unsere Soldaten endete. Dies hat aber gerade den Zusammenhalt und den großen Stolz der Nation begründet. Ich zitiere hier natürlich wieder die Presse. Vater hat in seinem Artikel etwas anderes geschrieben. In seinem Fazit bekennt er allerdings, dass er Franzose ist, und dankt abschließend den Männern des ANZACS für ihren aufopferungsvollen Einsatz.

Brisbane, 15. Mai 1923

Ich wurde heute aus dem Krankenhaus entlassen. Es hat jetzt doch etwas länger gedauert, aber ich habe mich dort ganz wohl gefühlt. Ich habe viel gelesen. Tom hat mir fast jeden Tag etwas aus der Bücherei mitgebracht und dann sind da ja noch die Zeitungen. Ich werde heute wieder in meinem eigenen Bett schlafen und darauf freue ich mich schon. Auf die Dauer ist es doch sehr lästig, morgens um halb sechs geweckt zu werden und wenn die Schwester kommt, um Fieber zu messen und das Bett zu machen.

Brisbane, 2. Juni 1923

Ich bin sehr stolz auf Tom. Er bekommt weiterhin gute Noten. Ein Elternsprechtag steht erst im September an, aber auch dann werde ich wohl nichts anderes zu hören bekommen, als es die Zensuren jetzt schon sagen. Tom liebt Physik, Chemie und die Mathematik. Er interessiert sich jetzt nicht mehr nur für Automobile, sondern auch für Eisenbahnen, für die Dampflokomotiven. In seiner Schule gibt es eine Bibliothek und er hat sich Bücher über Dampflokomotiven mit nach Hause genommen. Ich muss mir alles anhören, was er sich erliest. Tom erklärt mir dann die Kraft des Dampfes oder erzählt mir etwas über Schwungräder.

Brisbane, 20. Juni 1923

Ich habe mir heute meine Narbe betrachtet, sie ist schon ganz blass. Der Arzt sagt, es würde nur eine feine Linie bleiben, er sei dafür Spezialist. Ich werde es sehen, obwohl sie mich nicht stört, wer sollte mich denn sehen, ich müsste schon halbnackt auf die Straße gehen. Tom ist allerdings ganz neidisch auf die Narbe. Er hätte auch gerne eine, am besten auf der Stirn oder am Arm. Ich habe gleich gedacht, dass er seine eigenen Narben noch früh genug bekommen wird.

Brisbane, 7. Juli 1923

Die Zeitungen schreiben von der Sommerromanze des letzten Jahres, die jetzt in einer Sommerhochzeit mündete. Die Familie Altsmith gibt bekannt, dass ihr Spross John B. Altsmith die Ehe eingeht, mit einer Patricia Soundso, ich habe den Namen vergessen und keine Lust ihn noch einmal nachzuschlagen. Patricia und John B. haben also geheiratet. Auch wenn ich ihren Nachnamen vergessen habe, so habe ich doch die Geschichte ihrer Liebe nicht vergessen, es wurde ja alles in den Zeitungen ausführlich beschrieben. Patricia ist Krankenschwester, also kein Mädchen aus reichem Hause. Sie hat aber den Mut besessen, die Altsmiths um eine Spende für ein neues Krankenhaus in Newcastle zu bitten. Da John B. seit einigen Jahren in Newcastle residiert, haben sich die beiden getroffen und lieben gelernt. Ich weiß nicht, wie John B. sich bei seiner Familie durchgesetzt hat, wie er diesen Standesunterschied durchgesetzt hat. Plötzlich zweifle ich daran, dass er mich damals abgewiesen hat, weil ich seiner Familie nicht fein genug war. Vielleicht hatte ich aber auch nur Pech und bin dem unreifen John B. begegnet, der sich noch von seiner Familie lenken ließ. In den Jahren in Newcastle ist er eben zu einem richtigen Mann geworden. Ich habe ihn wohl zu früh kennengelernt, obwohl ich doch jetzt ganz froh bin, dass es so gekommen ist. Ich wünsche den Eheleuten viel Glück und hoffe, dass sich Patricia in dieser Familie wohlfühlt, ich könnte es nicht, damals nicht und heute bestimmt auch nicht.

Brisbane, 17. Juli 1923

Ich habe die monatlichen Zahlungen aus Toms Stipendium heute einmal zusammengerechnet. Das Schulgeld wird ja direkt nach Lutwyche überwiesen. Wir bekommen aber auch noch eine weitere Unterstützung. Die Schuluniform wird vollständig bezahlt, ich brauche die Rechnungen nur einzureichen. Neben Hose und Jacke gehören auch die Schuhe zur Uniform, was sehr praktisch ist, denn Tom trägt seine Schuhe ja auch außerhalb der Schule. Dann bekomme ich im Halbjahr noch zwanzig Pfund für sonstige Ausgaben. Dieses Geld spare ich für Tom, denn was er sonst noch so braucht, bezahle ich natürlich.

Brisbane, 3. August 1923

Vater hat viel von Australien gesehen, er hat immer nach einem Ort gesucht, an dem er leben möchte, bleiben möchte. Hatfields Beach ist jetzt sein Zuhause und ich überlege, wie es wäre, wenn Tom und ich auch dorthin ziehen würden. Es ist nur ein Gedanke, den ich aber nicht zum ersten Mal habe. Tom hat seine Schule hier in Brisbane, sein Stipendium, und er hat seine Freunde und auch ich habe meine Freunde hier. Als ich mich damals von Jack getrennt habe, wäre es beinahe soweit gewesen, damals wäre der Zeitpunkt günstig gewesen, heute ist mir aber manchmal das Herz schwerer als damals.

Brisbane, 10. August 1923

Es hat mir keine Ruhe gelassen. Es ist immer so, wenn mir etwas durch den Kopf geht. Ich habe Vater einen Brief geschrieben, ihn wieder einmal um Rat gefragt. Eigentlich habe ich mir verboten, über einen Umzug nach Hatfields Beach nachzudenken. Tom ist so glücklich und erfolgreich in seiner neuen Schule. Vater soll mir jetzt sagen, was ich tun soll.

Brisbane, 8. September 1923

Ich bin an einen sehr gewissenhaften Französischlehrer geraten. Er arbeitet hier in Brisbane an einer der Privatschulen. Er bereitet gerade den neuen Unterricht vor und ich soll alles noch einmal durchsehen. Der Mann ist kein Franzose, war niemals in Frankreich, nur einmal in Indochina. Er spricht sehr gut Französisch und auch das, was ich für ihn durchgesehen habe, war fast schon perfekt. Für seine Schüler hätte es auch ohne meine Korrekturen gereicht. Es war somit leicht verdientes Geld, weil wir vorher ein festes Honorar ausgemacht hatten und ich ja am Ende gar nicht viel zu tun hatte.

Brisbane, 2. Oktober 1923

Ich war heute Nachmittag auf Toms Schule. Ich habe mit dem Direktor gesprochen. Innerhalb Brisbanes, ja sogar innerhalb Queensland könnte Tom die Schule wechseln und dabei sein Stipendium behalten, das ist schon einmal sicher. Wie es dagegen aussieht, wenn wir das Land verlassen, konnte er mir nicht sagen. Der Direktor fragte mich, ob wir daran denken, nach Frankreich zurückzugehen. Ein merkwürdiger Gedanke. Ich erzählte ihm dann, dass Vater in Neuseeland lebt. Er will sich jetzt für mich erkundigen, immerhin gehören Australien und Neuseeland zum Commonwealth. Ich verstehe noch nicht, was dies bedeutet. Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass Tom Brite und nicht einfach nur Australier ist.

Brisbane, 23. Oktober 1923

Tom und ich waren endlich einmal auf dem Güterbahnhof. Keith und Paul haben uns begleitet. Keith Vater kennt einen der Betriebsleiter und so durften die Jungen auf einer Lokomotive fahren, mit der Wagons rangiert werden. Ich hatte es mir zwischenzeitlich in der Bahnhofskantine bei einem Kaffee gemütlich gemacht. Die Lokomotive ist mehrmals an den Fenstern der Kantine vorübergefahren. Paul und Keith haben jedes Mal gewunken, wenn sie mich gesehen haben. Tom dagegen war hochkonzentriert. Er durfte irgendwelche Hebel bedienen und Instrumente ablesen. Er hat außer der Lokomotive nichts um sich herum gesehen. Nur bei der letzten Fahrt stand er vorne an dem Guckfenster und hat an einer Leine gezogen, woraufhin ein Pfeifton erklang und dann hat auch er zu mir herübergesehen und gewunken. Das Pfeifen galt mir.

Brisbane, 3. November 1923

Es hat gut einen Monat gedauert, bis ich Nachricht von der Schule bekommen habe. Tom hat sich seines Stipendiums bisher als würdig erwiesen und so wollen sie sich dafür einsetzen, dass er ein Stipendium bei einer anderen Fördervereinigung erhält, sofern sich diese ebenfalls in einem Commonwealthland befindet. Neuseeland käme dafür also infrage. Ich müsste jetzt nur einen Verein in Auckland finden. Noch ist dies alles nicht entschieden.

Brisbane, 13. November 1923

Das Leben geht seinen gewohnten Gang. Ich bin mit meinen Gedanken zwar weiterhin bei einem Umzug nach Hatfields Beach, aber erst einmal stehen andere Dinge an. In zwei Wochen ist das Schuljahr zu Ende. Tom wird im Januar wieder ins Camp nach Amity Point fahren. Ich besuche Vater. Ich werde mit ihm noch einmal über alles reden.

Brisbane, 13. Dezember 1923

Vor ein paar Monaten habe ich mir große Mühe gegeben, für Joys Marmeladenkreationen klangvolle französische Namen zu finden. Ich habe sogar einige Worte aus dem Spanischen und Portugiesischen entlehnt. Joy schreibt mir jetzt, dass sie wieder von dieser Idee abgekommen ist. Sie will es bei den guten, alten englischen Bezeichnungen lassen, es sind schließlich auch gute englische Marmeladen. Ihr Umsatz hat sich auch auf beinahe dreihundert Gläser im Monat eingependelt. Diese Menge schafft Joy zumeist an vier oder fünf Vormittagen in der Woche. Zweidrittel davon sind die Kirsch-Kräuter-Marmeladen.

 

Brisbane, 27. Dezember 1923

Tom und ich sind heute beide mit Gepäck aus dem Haus gegangen. Tom hat den Regionalzug nach North Stradbroke Island genommen und ich bin anschließend mit dem Taxi gleich zum Hafen gefahren. Diesmal nehme ich von Brisbane aus das Schiff nach Auckland. Wir legen noch am Vormittag ab. Silvester feiern Vater und ich dann schon gemeinsam.

1924
Hatfields Beach, 2. Januar 1924

Silvester haben wir mit Joy und Alan gefeiert. Ich war noch etwas erschöpft von der Reise und habe daher nur bis kurz nach eins durchgehalten. Jetzt genieße ich gerade das herrliche Sommerwetter. Ich habe mit Joy schon darüber gesprochen, dass Tom und ich vielleicht nach Hatfields ziehen werden. Ich habe ihr auch von dem Stipendium erzählt und dass Tom in Neuseeland wieder eine Förderung erhalten könnte. Joy will in den nächsten Tagen mit mir nach Auckland fahren. Vielleicht kann ich schon einmal bei einem Förderverein vorsprechen.

Hatfields Beach, 10. Januar 1924

Gestern habe ich mir in Auckland zwei Adressen aufgeschrieben. Derzeit haben die Büros der Fördervereine geschlossen. Vielleicht versuchen Joy und ich es noch einmal, kurz bevor ich wieder nach Hause fahre.

Hatfields Beach, 23. Januar 1924

Ich habe es heute einfach noch einmal bei einem der Fördervereine versucht. Ich habe in Auckland angerufen und es hat auch tatsächlich jemand abgenommen. Mir wurde angeboten, gleich in den Büros vorbeizuschauen und so sind Joy und ich sofort nach Auckland gefahren. Vor einer Stunde sind wir zurückgekommen und ich habe ganz außergewöhnliche Neuigkeiten. Es war sehr gut, dass ich Toms Stipendiatsvertrag mit nach Hatfields genommen habe und ihn vorlegen konnte. Ich habe meine Situation erklärt und es gibt tatsächlich eine Möglichkeit für Tom, auch in Auckland ein Stipendium zu erhalten. Joy und ich mussten nach dem ersten Gespräch fast eine Stunde warten. Als sie uns wieder ins Büro holten, bekam ich die Auskunft, dass es noch ein einziges freies Schülerstipendium gäbe, aber dass Eile geboten sei. Im ersten Jahr müsse Queensland noch für die Gelder aufkommen, dann würde der Förderverein in Auckland die Verpflichtungen übernehmen. Ich musste mich schnell entscheiden und habe mich entschieden. Es wird jetzt erst einmal der Antrag an den Förderverein in Brisbane gestellt. Wenn ich in den nächsten Tagen zurück bin, muss ich auch dort ganz schnell vorstellig werden und die Unterlagen am besten selbst einreichen. Ich bin jetzt schon aufgeregt, ob ich das Richtige tue, das Richtige für mich und vor allem auch für Tom.

Brisbane, 6. Februar 1924

Tom war diesmal fast fünf Wochen in seinem Camp. Die Schule beginnt bereits am Donnerstag. Ich habe auch schon mit ihm darüber gesprochen, was ich in Auckland unternommen habe. Ich bin mir nicht sicher, ob er sich über das Neue freut oder ob er unglücklich ist, seine Freunde in Brisbane zurücklassen zu müssen. Es ist ja noch nichts entschieden. Ich habe erst am Nachmittag den Antrag des Fördervereins in Auckland bei Toms Schule eingereicht. Es steht jetzt schon fest, dass Tom wohl mitten im Schuljahr wechseln muss, wenn es in diesem Jahr überhaupt dazu kommt. Ich habe auch schon daran gedacht, ganz auf ein Stipendium zu verzichten, aber das wäre Tom gegenüber nicht richtig. Er hat sich das Stipendium schließlich durch gute Leistungen verdient.

Brisbane, 14. Februar 1924

Vater hat mir Blumen geschickt, hierher nach Brisbane, das heißt, die Blumen kommen natürlich schon aus Brisbane, aber Vater hat sie von Auckland aus in Auftrag gegeben. Blumen am Valentinstag hatte ich lange nicht mehr. Mit den Blumen hat Vater aber auch noch das Angebot eines Verlages geschickt. Ich hätte eine Anstellung in Auckland, schon für den kommenden Mai. Ich kann noch nicht entscheiden, ob ich annehme. Wir haben noch keine Antwort, was aus Toms Stipendium wird.

Brisbane, 18. Februar 1924

Ich war heute Nachmittag noch einmal in Toms Schule und das war auch gut so. Es geht mir doch schließlich um eine grundsätzliche Entscheidung. Der Sekretär hat dann sofort einige Telefonate geführt. Ich werfe mir vor, nicht schon früher nachgefragt zu haben. Tom selbst denkt nicht mehr an die Sache, er geht schon wieder voll und ganz im neuen Schuljahr auf.

Brisbane, 20. Februar 1924

Tom hat heute einen Brief aus der Schule mitgebracht. Ich habe gleich morgen einen Termin im Büro des Fördervereins. Ich hoffe, die Sache ist endlich vorangekommen. Eigentlich darf ich mich aber nicht beschweren, es ist kaum einen Monat her, dass ich überhaupt von der Möglichkeit erfahren habe, für Tom auch ein Stipendium in Auckland zu bekommen, was erwarte ich schließlich.

Brisbane, 21. Februar 1924

Ich bin etwas durcheinander. Ich habe nicht mit dieser Wendung gerechnet, plötzlich ist es nicht mehr nur ein Plan, sondern schon Realität. Ein Telegramm aus Auckland hat vorläufig alles bestätigt, die Verträge werden mir und Toms Schule jetzt auf dem Postwege zugestellt. Wir werden nach Hatfields Beach umziehen. Tom hat es gleich seinen besten Freunden erzählt. Mich wundert es, wie nüchtern er damit umgeht. Keith, Paul und Jimmy sind noch auf Toms Zimmer.

Brisbane, 25. Februar 1924

Ich kann annehmen, die Arbeit beim Verlag, die Arbeit, die mir Vater besorgt hat. Ich habe Vater ein Telegramm geschickt und an den Verlag einen Brief. Ich werde Brisbane verlassen, zusammen mit Tom, der schon halb erwachsen ist und der in Brisbane geboren wurde. Für ihn ist es ein Abenteuer, das Abenteuer Neuseeland. Die Freunde wird er zurücklassen, so wie auch ich gute Freunde zurücklasse. Ich freue mich auf Vater und ich freue mich auf Hatfields. Mir wird immer deutlicher, dass ich keine andere Familie haben werde. Vater und Tom sind meine Familie. Alle, die dieser Familie beitreten wollten, haben versagt, Onoo, John B. Altsmith und zuletzt Jack Pollock. Ich überlege, nein, Onoo hat nicht versagt, in seinem Fall war ich es, die versagt hat, die ungerecht war. Es ist fast zwölf Jahre her und ich denke in letzter Zeit oft an Onoo. Ich sehe Tom in ihm, sie sind sich ähnlich. Es sind nicht nur seine Augen, es ist der ganze Mensch, aber Tom hat auch einen gehörigen Teil von mir und sogar von Vater. Tom ist ein richtiger Jasoline und trotzdem lasse ich ihn den Namen seines Vaters tragen, Tom Onoo Ropaati. Es ist ein stolzer Name, von stolzen Vorfahren aus dem Land der Männer, weit von hier, über den fast unendlichen Ozean. Doch Tom ist auch ein Kind dieses Kontinents. Er spricht ein Brisbaner English und dazu noch mein Französisch. Er müsste auch noch Onoos Muttersprache können, das wäre ich Onoo schuldig gewesen. Ich weiß, dass Tom es wohl niemals erlernen wird.

Brisbane, 15. März 1924

Mr. Pembrooke war nicht sehr erfreut. Ich habe ihm versichert, dass ich die Übersetzungen auch von Neuseeland aus machen könnte, aber er hatte dafür kein Ohr. Der Vertrag läuft ja noch bis Ende des Jahres und es spricht alles dafür, dass ich ihn noch erfüllen könnte. Die Übersetzungen bräuchten etwas länger auf dem Postwege von Auckland nach Brisbane, aber darin sehe ich keine Schwierigkeiten. Ganz anders Mr. Pembrooke, er hat mir zum 31. März gekündigt, aber es tut nicht weh, denn ich erhalte eine Abfindung in Höhe von hundert Pfund, um die ich nicht gestritten habe, die ich aber gerne nehme. Ich habe jetzt noch drei Briefe zu schreiben. Außerdem soll ich für einen Nachfolger sorgen, falls ich kann. Ich bin jetzt etwas trotzig, soll Mr. Pembrooke doch selbst jemanden finden, denn ich könnte ja schließlich auch von Auckland aus weiterarbeiten.

Brisbane, 31. März 1924

Jetzt haben wir alles in die Wege geleitet. Es gibt kein Zurück mehr. Meine neue Anstellung in Auckland. Sie haben mir sogar einen Vorschuss für den Umzug geschickt. Ich weiß nicht, was Vater über mich erzählt hat. Ich hoffe nur ich werde niemanden enttäuschen. Es wird schon alles gut gehen. Die Arbeit, die ich im Verlag machen soll, mache ich heute auch schon. Es wird sich nicht viel verändern. Ich hoffe nur auf spannende Projekte. Ich möchte wieder Bellestrik übersetzen und nicht nur die Klassiker in eine moderne Sprache bringen. Es wird sich zeigen. Tom habe ich bereits von der Schule abgemeldet. Er wird den Unterricht noch bis Mitte April besuchen, dann sind Ferien. Es werden seine längsten Ferien sein, denn in Auckland wird er erst zum neuen Schuljahr beginnen. Er verliert auch kein Jahr, wenn er die Aufnahmeprüfung besteht. Tom wird in seinen Ferien lernen müssen, aber er wird es schaffen, er hat den Ehrgeiz. Tom wollte ständig der Beste sein, auch wenn er es nicht immer geschafft hat. Er ist ein braver Junge und ich bin stolz auf ihn. Gestern haben sich die Nachmieter vorgestellt. Sie wären am liebsten sofort eingezogen, so müssen sie aber noch einen Monat warten. Erst Ende April ziehen Tom und ich aus. Noch knapp vier Wochen, dann verlasse ich Brisbane, nach zwölf Jahren, nach guten Jahren. Ich bin hier zur Großstädterin geworden, zumindest ein wenig. Auckland ist auch groß, aber Vater wohnt auf dem Lande. Es wird schon eine Umstellung sein, doch obwohl ich von einer winzigen Insel gekommen bin, habe ich es geschafft, mich in der Großstadt zurechtzufinden, und weil dies so ist, schaffe ich es auch mich erneut umzustellen.

Brisbane, 6. April 1924

Ich habe gestern meinen Geburtstag nachgefeiert und gleichzeitig ein Abschiedsfest gegeben. Ich habe groß eingeladen, Olga und Helen mit den beiden Johns, Mrs. Lovegrove, Tante Maggie und Onkel Louis, der ausnahmsweise nicht kochen musste und dann sind auch noch die Eltern von Jimmy, Keith und Paul gekommen. Wir haben im Garten gegrillt, was auch für die Kinder ein großes Ereignis war. Ein ebenso großes Ereignis war mein Baba au rhum, mein Großmutterkuchen. Das Rezept habe ich natürlich von Onkel Louis und er hat gesagt, dass meine Hefenapfkuchen immer besser gelingen als seine. Ich glaube es liegt daran, dass ich nicht so viel Rum verwende wie Onkel Louis. Meine Gäste waren jedenfalls begeistert.

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