Tasuta

Der Eroberer

Tekst
iOSAndroidWindows Phone
Kuhu peaksime rakenduse lingi saatma?
Ärge sulgege akent, kuni olete sisestanud mobiilseadmesse saadetud koodi
Proovi uuestiLink saadetud

Autoriõiguse omaniku taotlusel ei saa seda raamatut failina alla laadida.

Sellegipoolest saate seda raamatut lugeda meie mobiilirakendusest (isegi ilma internetiühenduseta) ja LitResi veebielehel.

Märgi loetuks
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

Brief

Lusian an seinen Freund

Bruder, wir haben Krieg. Unser Eduard beginnt seine Regierung damit, daß er von seinen wilden Nachbarn die Länder zurückfodert, die sie unter der schlafsüchtigen Herrschaft der wollüstigen Emilie gewaltsam an sich rissen. Die feindlichen Könige hören mit Verachtung seine gerechten Foderungen, behandeln ihn wie einen unweisen Jüngling, verspotten dreist seine Gesandten, und senden ihm einige Kriegsgefangene schändlich verstümmelt zurück. Der Krieg ist erklärt. Wir fliegen an die feindliche Gränze, und stehen vielleicht schon auf fremder Erde, wenn unsere Feinde erst unsere Kriegserklärung lesen. Eduard ist lauter Leben und Tätigkeit. Ich folge seinen hastigen Schritten, und umarme dich in Gedanken, u. s. w.

Scene

Eine Ebne. Eduard, Lusian, viele Krieger, hernach Ritter Piron

Edu. Mein lieber Lusian, unsere Geschwader werden durch Freywillige bevölkert, die sich von allen Seiten zu unserer Fahne drängen.

Lus. Ich finde wackere Leute darunter. Betrachten Eure Majestät nur jene muntere Jugend von Edelleuten, es ist lauter Feuer und Seele in ihnen! Man muß sie mit gedienten Leuten vermischen.

Edu. In der That, sie entzücken mein Auge! – Warum lächelst du?

Lus. Dort eilt auf einem Klepper ein wunderbares Geschöpf; welch ein Kontrast!

Edu. Die Natur hat das arme bucklichte Männchen sehr mißhandelt. Er drängt sich zu uns durch die Haufen. Was muß er wollen?

Piron. Ich lege mich Eurer Majestät zu Füssen –

Edu. Was suchst du, mein Freund?

Piron. Kriegsdienste —

Edu. Du bist ein wenig übel gebaut —

Pir. O sehr übel; aber ich bin kein Parlament, daß ich mir selbst Glieder wählen könnte. Die Natur macht den Körper; aber ich habe meinen Kopf und mein Herz gebildet!

Edu. Wie heissest du?

Pir. Piron —

Lus. Der Name ist gnug! – Er ist mein Landsmann, aus einer Familie, die Helden zeugte, und ich nehme ihn mit Eurer Majestät Erlaubniß unter meine Geschwader. Bruder Piron, laß uns zeigen, daß nur der Kopf und das Herz tapfre Krieger macht!

Bardiet

Arnold, Dietrich, Gotmayer, und andere Hauptleute. Hedwig Arnolds Gattin, viele Jungfrauen, Krieger, Druiden, Barden, hernach Adelreich und Gefolge.5

(Die Scene ist ein Schlachtfeld und die benachbarten Gegenden.)

Arnold. Lassen wir die Cherusker im Hinterhalt! – Mäßiget eure voreilige Hitze! – Erwartet das Zeichen des Angriffs! – Wir fallen den Feinden in den Rücken!

Dietr. Kühn sind unsre Anschläge, noch kühner mein Vorsatz! – Bruder, wenn ich falle; so laß mich mit meinen Waffen begraben!

Arn. Der Prüfungskampf weissaget uns Sieg.6 Mein jüngster Sohn hat den Römer besieget!

Dietr. Sind es nicht erst zwey Monden, daß du ihm feyerlich die Waffen reichtest?

Arn. Der Nämliche!

Dietr. Welche Hofnung reifet für Deutschland heran! Freund, meinen Glückwunsch! – Du bist Vater edler Söhne! – Ha! Gotmeyer! – Priester unserer Götter sey uns gegrüßt! – Was weissagen die Opfer?

Gotm. Sieg! – Das Blut floß rein wie eine Quelle!

Arn. Bleib mit deinem Gefolge im Rückzug! Ich gebe Euch tapfere Haufen zum Schutze. Verdoppelt eure Opfer, es ist heut ein entscheidender Tag! – Ihr Barden befeuert mit Kriegsgesängen die Herzen der Streiter! – Die sichersten Gräben und die Wagenburg umringen die Freystäte der Weiber und Kinder. – Hedwig, meine theure Hedwig, mein Lebewohl! – Ich lasse dich von Söhnen und Töchtern umringet!

Hedw. Der Segen der Götter begleite dich, Freund meines Herzens! Das ist ein Tag wie mein Brauttag! Ich sehe den Gatten und die Söhne für das Vaterland streiten! – O mein Sohn Adolph, Segen auf dich! – Die mütterliche Thräne ist mein wärmster Glückwunsch! – Götter, lasset seinen Sieg zum allgemeinen Siege werden! – Junger Adler, flieg den raschen Fittigen deines Vaters nach!

Arn. Dank Weib für diesen Segen! – Meinen Abschiedskuß! – Der Führer kömmt!

Adelr. Willkommen, meine theuren Freunde! – Der warme brüderliche Handschlag sey unsere Loosung! – Der Feind nähert; unsere ersten Haufen beunruhigen seinen Zug! – Freymund, wende dich links in das Eichenthal! – Tuder, zieh dich gegen das Harzgebüsche! Vangio, behaupte die Spitze des Mondhügels! – Ihr andern bedeckt die Wagenburg und den Altar! – Gotmayer —

Gotm. Wie soll ich die Verbrecher strafen?

Adelr. Verräther hänget auf die Bäume; Verzagte ersäufet in den Pfützen! – So wird der schwarze Frevel an das Licht gebracht, und die Schande begraben! – Ich höre Schlachtgeschrey – Dort blinken die Adler der Römer! – Zur Schlacht!

(Er geht ab mit seinen Kriegern.)

Gotm. Druiden beginnet das Schlachtopfer! – Ihr Jungfrauen befeuert mit euren Kriegesgesängen die Krieger!

Chor der Jungfrauen
 
Sehet die dräuenden Schaaren! Sie wanken daher
Wie die goldenen Aerndten im Felde,
Furchtbar den Feinden, uns aber hochzeitlich schön!
Seht, sie bevölkern das schreckliche Todesthal,
Das die Besiegten verschlingt!
 
 
Auf, ihr Cherusker, Gelonen, ihr Heruler auf!
Katten, ihr Ubier, ihr Markomannen,
Auf ihr Gothonen, ihr Sueven, ihr Hirrier eilt!
Ha! Schon brüllet das Schlachtgeschrey fürchterlich;
Häufiges Feindeblut fliesst!
 
 
Sehet, sie klettern auf Leichen und Schedeln empor!
Und die zermalmten Iberier röcheln,7
Unter dem Hufe des schnaubenden Rosses! O jauchzt
Freudengesänge dem siegenden Helden zu,
Der unser Vaterland liebt!
 
 
Wodan, durchmähe mit grimmigem Schwerte das Feld;
Schrecke die staunenden Schaaren der Feinde,
Mit dem Donnergebrülle der Räder; laß sie
Eilen mit Schande zur ewigen Todesnacht,
Die nie Vallhalla bewohnt.
 

Gotm. Unsere feurigen Katten stürmen schon unter die Feinde! – Opferknabe, steig dort auf die höchste Eiche! – Was siehst du?

Der Jüngling. Die Römer weichen! – Nein, es sind ihre Bundesgenossen –

Gotm. Wo ist Adelreich?

Jüngl. Er wirft ganze Geschwader zu Boden! – Alles weicht seiner Tapferkeit!

Gotm. Segen auf sein Haupt! Wie geht es am rechten Flügel?

Jüngl. Da fechten die Römer hartnäckig!

Gotm. Barden, wendet Euch dahin! Beginnet ein feuriges Schlachtlied!

Chor der Barden
 
Fasset die goldenen Saiten, ihr Barden;
Lockt feurige Töne hervor!
Röchelt ihr Hörner den Feinden zum Schrecken!
Vaterlandsliebe befeuert
Uns, und das schlachtenbegierige Heer!
 
 
Die Alrunen8 weissagten uns Siege;
Der silberne Vollmond ruft uns!9
Suchet ihr Kämpfer das winkende Schlachtfeld,
Das eure Väter verewigt,
Und die Römer mit Schande bedeckt!
 
 
Hier faulen sklavische Zeichen des Liktors,
Die goldenen Adler sind in
Morschen Ruinen der Schlösser begraben;
Römergebeine bedecket
Auf der Fläche der blutige Sand!
 
 
Da fand einst Caßius dräuende Sieger;10
Der rühmliche Bojorix schlug
Scaurus den Führer der Römerchohorten;11
Die Ambrionen verhöhnten
Vor dem Antlitz des Marius Rom.12
 
 
Denket zurück auf die blutigen Tage,
Da Deutschland den Führer verlor!
Mitten im feurigsten Treffen erhoben
Unsere Brüder den Kühnsten
Auf den eichenen Schilden empor!
 
 
Sehet die Schatten des Brennus, des Hermanns13
Sind Zeugen des ewigen Ruhms,
Zeugen des Lorbeers, der Euch izt erwartet!
Fechtet ihr Brüder, um Freyheit,
Löwen, zermalmet die Adler von Rom!
 

Der Jüngl. Unsere Cherusker stürzen hastig aus dem Hinterhalt! – Welch ein Metzeln! – Alles sinkt unter ihren Streichen! Die Römer fliehn von allen Seiten!

 

Gotm. Sieg! – O Brüder, umarmet mich! – Sieg! – Es lebe Held Adelreich, es lebe Deutschland! – Dank unsern Göttern! – Singet das Siegeslied Skalden! Rüstet den Othinsbecher!14

Adelreich. Die Römer hielten minder Stand! Ihre Bundesgenossen wichen die Ersten! – Dank meine Freunde, ihr habt als Helden für das Vaterland gefochten! – Ein Lorbeer mehr für Deutschland und Euch! – Die Feinde fliehen; man verfolge die Flüchtlinge! – Ein schöner Tag! Lasset uns den Göttern die Erstlinge der Beute opfern! – Eilet deutsche Sieger zum festlichen Siegesmahle!

Chor der Skalden
 
Der Donnerer Manna schuf Wetter,
Sie wälzten sich über die Häupter
Der Römer und Deutschen hin;
Die zischenden Blitze durcheilten die Welt;
Der Donner traf Rom!
 
 
Izt lächelt für Deutschland die Sonne;
Izt höhnen die Enkel Tuiskons
Die Welteneroberer;
Dort werden die Römermanipel vertilgt,
Und füllen das Grab!
 
Alle Krieger
 
Bringet das Urushorn jauchzend zum Mahle;
Leeret den Othinskelch, Sieger!
Trinket den Feinden Verderben,
Trinket Germaniens Heil!
 

Scene

In einem Gezelt Lusian, ein Soldat, hernach der König Eduard

Lus. Eil! Ruf mir den Wundarzt! (Der Soldat geht. Lusian setzt sich auf einen Feldstuhl.) Mein Bein schmerzt mich, die Mähre traf mich gewaltig! – Eure Majestät sind Meister vom Schlachtfelde! Adler fangen keine Fliegen!

Edu. Da ist mein Lusian! Willkommen! – Mann, du hast gefochten wie ein Löwe! – Ich habe dich metzeln gesehn. Der Sieg ist unser! Dank, warmer Dank! (Er schüttelt ihm die Hand.) Begehr izt eine Gnade! Fodre ein Königreich! Ich bin in der Freude meines Herzens! – Sag, was wünschest du?

Lus. Ich? Wunderbar! – Mir fehlt izt nichts als ein Stiefelknecht, denn mein Pferd schlug aus, und streifte meinen Schenkel –

Edu. Du brauchst eine Kleinigkeit. Heb deinen Fuß! – Die Nachwelt wird sagen, nie hat man von einem Könige weniger begehrt! –

(Er zieht ihm den Stiefel aus.)

Lus. Und nie hat ein König mehr geleistet! – Izt erkenne ich, daß du ein großer König bist, weil du sogar Stiefel ausziehen kannst. Laß diesen Stiefel in deine Wappen setzen, und heisse dich kühn den Grossen, denn du hast mehr als alle Könige gethan! – Wenn alle Menschen einst über deine Härte schreyen; soll mein Stiefel dein edles Herz vertheidigen!

Edu. (indem er sich den Schweiß von der Stirne wischt) Das ist heut ein heisser Tag! Schweiß auf Schweiß! – Aber mir ist izt so wohl um das Herz. Wie die Feinde davon flohen! Freund, welch ein Sieg!

Lus. Freue Dich Held aller Helden, der Stiefel ist Deine gröste Heldenthat! Dort blutet, hier jauchzet die Menschlichkeit! – Dieß Siegeszeichen soll Deine Schatzkammer schmücken!

Scene

Ein Vorhof. Eduard, Gefolge, ein Pferdjude

Edu. Die feindliche Reuterey hat uns den Sieg zu leicht gemacht. Sie wich beym ersten Angriff. Es ist Schande! Die Verräther verdienen Strafe! Das tapfre Fußvolk des Feindes hat Wunder gethan, und würde uns die Wahlstatt streitig gemacht haben. Man halte die Gefangnen gut! Es sind wackere Leute; aber ihre Reuter sind Schurken! – Was bringst du Ephraim?

Der Pferdjude. Eure Majestät ich habe Pferde; so wahr ich lebe, vortrefliche Stücke! – Dieser Hengst lauft wie der Wind! Er kömmt aus der Schlacht –

Edu. (lächelnd) Das Pferd ist gekauft, wenn es in der Schlacht war, denn so flüchtige Pferde sah ich nicht in meinem Leben.

Brief
Marsis an seinen Freund Alsin

Kann ich genug eilen dir die Thaten deines Eduards zu erzählen? Er kam, sah, und siegte! Er überraschte seine Feinde. Lusian ist seine rechte Hand, und Piron seine Linke. Welche Genien umringen unsern König! Ich wünschte, du wärest Zeuge von der blutigen Hauptschlacht gewesen. Eduard wirkte Wunder. Nichts widerstand ihm. Lusian und Piron mußten das feindliche Lager beschleichen, und machten beyde feindliche Könige zu Kriegsgefangenen. Eduard zieht als Sieger in ihren Staaten herum. Du liebst Anekdoten, die den edlen Charakter deines Durchlauchtigen Zöglings entwickeln. Hör ein Pärchen in Eile, denn tausend andere soll er dir selbst erzählen.

Die Gattinn eines Königes hatte sich in eine Festung geflüchtet. Wir zogen vorbey. Eduard hielt nicht Stand. Unsere Obersten erinnerten ihn, daß es nicht gut sey, eine uneroberte Festung im Rücken zu lassen. Ich weiß es, sprach er gelassen; aber ich führe nicht Krieg mit den Weibern.

Er eilte vor die nächste Stadt, um sie zu belagern. Man rüstete schon das schwere Geschütze. Der Magistrat flehte um Aufschub, bis sie von ihrem Könige Befehl hätten, die Stadt zu übergeben, und baten unsern Helden, er möchte indeß ihre kostbaren Büchersäle und Kunstgebäude verschonen. Sie boten ihm Brandschatzungen. Eduard gab alles zurück, ließ die Stadt unberührt, und gab den Rathsgliedern gütig zur Antwort: Ich bekriege nicht die Musen!

Geschäfte zwingen mich zu schliessen. Ich sehne mich, dich wieder zu umarmen, und bin u. s. w.

Scene

König Theodor, König Friederich, Gefolge, Eduard, hernach ein Dichter

(König Theodor sitzt in einem Kefig, Friederich auf einem Scheiterhaufen.)

Theod. Soll ich dem Sieger zum Gespötte dienen?

Fried. Will er mein Blut vergiessen?

Edu. Tyrannen, redlich kann ich mein Auge an eurer Strafe weiden! – Wie oft habt ihr meine Güte verhöhnt, meine Friedensvorschläge verworfen, und das heilige Völkerrecht durch eure Grausamkeit entehrt! Ihr habt meine Gesandten mit Schande und Hohngelächter zurückgesandt, und meine gefangenen Krieger verstümmelt. – Kann der Thron solche Unmenschen schmücken? – Sprecht selbsten, wie soll ich nach so viel Unbilden Euch behandeln?

Theod. Tödte mich!

Fried. Laß mich sterben!

Edu. Man mache sie frey! – Ich habe Euch gedemüthiget! Lernet, daß Könige Menschen sind! – Kehret in eure Staaten, nehmet eure Kronen zurück, und löschet das Gedächtniß eurer vorigen Missethaten durch glänzende Tugenden aus. Ich bin euer Freund!

Theod. Deine Großmuth ist grösser als alle Siege!

Fried. Ich erröthe nicht mehr über meine Niederlage; es ist rühmlich unter königlichen Löwen zu fallen!

Edu. (indem er sie umarmt) Brüder, ich empfehle euch die Menschlichkeit!

(Indem Eduard sich entfernet, überreicht ihm ein Dichter eine Schrift. Eduard liest, zieht einen Ring vom Finger, und überreicht ihn dem Dichter.)

Edu. Ich vermähle mich mit den Musen!

Ode

 
Welchen der Götter, und welchen der Helden
Singet ihr leyerbeherrschenden Lieder?
Nicht Macedoniens stolzem Eroberer,
Auch nicht dem weiseren Kämpfer am Rubikon
Tönet mein Siegespäan.
 
 
Ich will zu meinen erhabnen Gesängen
Meine Grundfeste unsterblich erbauen;
Wie auf zeittrotzendem Marmor erheben sie
Sicher das Haupt auf dir rühmlichste Tugend, und
Lächeln der Ewigkeit zu.
 
 
Viele denkwürdige Thaten entschlummern,
Weil sie des rühmlichen Dichters beraubt sind.
Aber Mnemosine, du überreichest mir
Arbeitbelohnende Lorbeern; ich kröne den
Grösten der Helden, der lebt!
 
 
Auf mein Geist! Spanne den goldenen Bogen;
Laß mich die Schönsten der Pfeile verschiessen,
Und mit beflügelter Eile die rauschendsten
Töne der Leyer entlocken, die göttliche
Thaten der Nachwelt posaunt.
 
 
Laß uns die heilige Rede beginnen!
Eduard, welcher von Königen stammet,
Liebet die Länderbeschützende Tapferkeit;
Ehret die Weisheit stets als die Erhalterinn
Eines aufblühenden Staats.
 
 
Lang hat sein weltenerschütternder Donner
Feindliche Städte bekriegt und zermalmet.
Staunend erzitterten ringsumher wohnende
Völker bey seiner herkulischen Tapferkeit,
Welche die Heere verschlingt.
 
 
Alle verehrten den Löwenbekämpfer,
Flehten mit Zittern die mächtige Huld an,
Und sie entflohn dem alles besiegenden
Schwerte durch Demuth. Er schonte die Reuigen,
Die er mit Füssen zertrat.
 
 
Angenehmlächelnder Friede, du Sohn der
Ewiggepriesenen Gerechtigkeit, bringe
Den diamantenen Schlüssel zum Thore der
Süssesten Eintracht, und lade gastfreundliche
Nachbarn an unser Gestad.
 
 
O laß den völkerernährenden Pflug, das
Weberschiff, und den kunstliebenden Meissel
Sichere Mauern bewohnen, und huldige
Unserm Eroberer, der dich verherrlichet,
Und dir den Tempel erbaut.
 
 
Aber ich schweige. Von Thaten zu singen,
Die selbst die göttliche Muse bewundert,
Ist für mich Kühnheit. Wer preist nicht die Heldenhand,
Die kein unschuldiges Blut noch entheiliget,
Weil es dem Vaterland floß.
 

Brief
Eduard, an Alsin

Die wenigen Augenblicke, welche mir meine häufigen Geschäfte frey lassen, kann ich nicht besser verwenden, als wenn ich sie dem theuersten meiner Freunde schenke. Aber was soll ich Dir sagen? Wenn ich Dir wiederhole, wie sehr ich Dich liebe, sage ich Dir eine gewöhnliche Sache. Von was soll also mein Brief handeln? Du liebst den Krieg nicht, und ich bin mitten unter Feinden. Ein so gutherziger Philosoph wie Du, hasset die blutige Zerstörung der Menschen. Es ist traurig genug für mich Deinen Zögling, daß mich barbarische Feinde zwingen, Menschenblut zu vergiessen.

Wir hatten wieder einen heissen Tag. Wir fochten mit Männern, denen ich zum Ruhme nachsagen muß, daß sie tapfere Krieger sind, die Kenntniß und Muth besitzen. Meine theuren Mitbrüder und Kriegsgenossen haben Wunder gethan. Schade ist es, wenn einige Tropfen von so edlem vaterländischen Blut vergossen werden! Welche Entschlossenheit, welche Treue, welcher Gehorsam! Freund, so ein edler Krieger überwiegt hundert feile Lohnbuben, die beym Anblick der ersten Gefahr zittern und entlaufen.

 

Ich sehe mich sehr oft in der traurigen Nothwendigkeit, die wackersten Streiter wegen übertriebenem Eifer zu strafen. Zu einer solchen Schlacht wünschte ich viele Könige einzuladen, damit sie lernten, was es ist, von seinem Volke geliebt zu seyn. Wenn ich einst im Treffen falle; so sey gewiß, daß kein Mann lebendig vom Schlachtfelde kömmt. Wenn ich winke; so stürzen die Geschwader unter die Feinde. Meine vortreflichen Kriegsleute rauben mir alles Verdienst. Von der tiefen Einsicht, Erfahrenheit und Gegenwart des Geistes meiner Anführer kann ich nicht rühmlich genug sprechen. Glückliches Vaterland, das so viele würdige Helden hervorbringt, welche ihren König beschämen, und mich täglich überzeugen, wie leicht mein Platz durch zehntausend Würdigere kann ersetzt werden.

Das freywillige Geschenk, womit meine geliebten Unterthanen mich überraschen, hat mich entzückt, es ist ein redender Beweis ihrer Liebe. Ich habe die Bothen belohnt, und das Geschenk mit dem dritten Theile der Beute zurückgesandt. Du sollst es meinen theuren Bürgern mit dem regesten Dank austheilen, und sie alle in meinem Namen mit dem väterlichen Gruß segnen. Es ist süß König über ein dankbares Volk zu seyn.

Noch etwas für dich und deine Weltweisen! – Ich habe den besiegten Feinden den Frieden wie ein Bruder den Brüdern angeboten, und wünsche, daß sie weise genug sind, meine redlichen Absichten einzusehen. Mit dieser frohen Nachricht, wobey du gewiß lächelst, schliesse ich meinen Brief, indem ich Dich tausendmal umarme, und Dich versichere, daß Dich ewig liebt –

Dein Eduard.

Brief
Lusian an Marsis

Zwey Worte in Eile! Bald treff’ ich dich im Lager. Der König verläßt schon das Winterquartier, und will zeitig den Feldzug beginnen. Es wird ein Stückchen Arbeit geben. Eduard hat sich schon von seinen Freunden und Freundinnen gelezt. Gelegentlich muß ich dir ein artiges Histörchen beyfügen. Er besuchte die schöne Salinia; sie unterhielt ihn mit Gesprächen, indeß ihr liebkosendes Schooßhündchen zu Eduard schlich, und unter dem sanften Streicheln seiner Hände entschlief. Er hatte dringende Geschäfte, weil er eben Briefe erhielt. Er verweilte um den kleinen Schläfer nicht zu erwecken. O! rief Salinia, du giebst den Thieren Ruhe, und machst den Menschen so viele schlaflose Nächte! – Eine schöne Bemerkung für die würdige Tochter eines Philosophen –

Bald mehr! Ich habe dir noch tausend Dinge zu erzählen. Izt meinen Bruderkuß! u. s. w.

Scene

Ein Kabinet. Eduard, zu ihm Alsin

Edu. O Salinia, du Perle deines Geschlechts, überall verfolget mich dein Bild! – Du lehrest mein Herz die siegende Gewalt der reizenden Liebe! – Unwiderstehlich sind deine bezaubernden Züge, du hemmest den schönsten Lauf meiner Siege! – Ach! Umsonst locken mich die blühenden Lorbeern, du fässelst mich hier an! – Eduard, erwache! Wie lang schläfst du! – Welche feige Ruhe, welche Leidenschaft hält dich hier zurück! – Weichling, wie niedere Plane schmiedest du! – Was hoffest du von Salinia? – Willst du sie ihrem Bräutigam entreissen? Kannst du sie zur Königinn erheben? Gehörest du nicht deinem Volke; bist du nicht an höhere Pflichten gebunden; können Fürsten nach ihrem Herzen wählen? – Oder willst du den würdigsten Gegenstand deiner Liebe abwürdigen; willst du die reine Unschuld schlachten? – Könntest du gegen deinen Busenfreund, gegen deinen Lehrer so undankbar handeln, seine Tochter, die Wollust seiner Tage, zu entehren, sein graues Haupt mit Schande zu überdecken? – Eduard, wo bist du? steh auf! Sey groß! Sey tugendhaft! – Ich habe gesiegt! – Salinia ist vergessen! Ich eile, im Geräusche der Waffen meine Liebe zu vergessen; ich will Salinia nicht mehr sehen. Ich werde bey nächtlichen Schatten von ihrem Vater mich letzen.

Alsin. Die kriegerischen Schaaren ziehen mit freudigem Jauchzen und mit fliegenden Fahnen auf das Schlachtfeld der Ehre –

Edu. Ich will sie begrüssen, und an ihrer Spitze dem Feinde entgegen eilen.

5Den Musen sey Dank! Ich hasche mit Begierde diese gewünschte Gelegenheit mein bischen Belesenheit in der Nationalgeschichte glänzen zu lassen. In der ersten Hitze wollte ich einen ganzen Band von den Sitten und Gebräuchen der Deutschen schreiben; aber endlich habe ich bey kälterm Blut meine Leser begnadigt, und mich auf einige Kleinigkeiten beschränkt. Welche großmüthige Gefälligkeit von einem Kommentar! Oft bin ich willens meine Leser fühlen zu lassen, was es ist, ein Kommentar zu heissen. Der Dichter geht hier mit einem magischen Sprunge von einer modernen Schlacht in eine Altdeutsche über, und verändert nach seinem Belieben die Namen selbst. Adelreich ist Eduard, und die übrigen sind seine Obersten.
6Sie liessen einen Deutschen und einen gefangenen Römer fechten, und der Ausschlag des Zweykampfes war ihre Weissagung.
7Iberier, Spanier als Bundesgenossen Roms vertreten hier auch einen Theil der Feinde.
8Alrunen sind Weissagerinnen, und kluge Weiber, die sie bey Krankheiten und Staatsgeschäften zu Rath zogen.
9Der Vollmond war die gewöhnliche Zeit ihrer Schlachten.
10Caßius Longinus ward von dem Führer der Tiguriner geschlagen.
11Der Feldherr der Cimbrer schlug den Aurelius Scaurus.
12Marius vermied eine Schlacht. Die Ambrionen wurden so dreist, daß sie gegen Rom zogen, und die Römer spöttisch fragten, ob sie nichts an ihre Weiber zu bestellen hätten?
13Die beiden Brenner und Hermann sind berühmte Helden der Deutschen.
14Der Othinsbecher ward beym Siegesmahle getrunken.