Religiöse Bildung am Bayerischen Untermain

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2.2.2. Kompetenzen zum Handeln im sozialen Kontext



Dieses Kompetenzfeld wird unterschieden in soziale Kompetenzen, Werte und Orientierungskompetenz, Fähigkeit und Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme und die Fähigkeit und Bereitschaft zur demokratischen Teilhabe.



Soziale Kompetenzen



Zur Entwicklung sozialer Kompetenzen ist eine gute Beziehung zu Erwachsenen und Kindern notwendig. Dieser Beziehungsaufbau in der Kindertageseinrichtung ist geprägt von Sympathie und gegenseitigem Respekt. Die sozialpädagogischen Fachkräfte verhalten sich darin modellhaft und helfen neuen Kindern bei der Kontaktaufnahme und sprechen mit den Kindern über soziales Verhalten.



Als zweiten Aspekt werden Empathie und Perspektivenübernahme als Lernfelder thematisiert. Darin lernen Kinder die Fähigkeit, sich in andere Personen hineinzuversetzen und ihr Handeln zu verstehen. Durch das angeleitete Gespräch können die Kinder ihre Eindrücke im Gespräch mit dem Gegenüber überprüfen. Insbesondere Konflikte bieten hier ein besonderes Lernfeld, da die beteiligten und die unbeteiligten Kinder sich einüben, ihre Perspektive wahrzunehmen und in Auseinandersetzung mit anderen diese zu relativieren.



Dadurch wird ein dritter Aspekt hervorgehoben: Kommunikationsfähigkeit. Da diese eine der wichtigsten Kompetenzen darstellt, gilt es Kinder darin zu unterstützen, sich angemessen auszudrücken und eine entsprechende Mimik und Gestik zu verwenden. Für die Entwicklung dieser Kompetenz werden den Kindern viele Gelegenheiten geboten.



Neben diesem Kompetenzbereich wird zu den sozialen Kompetenzen die Kooperationsfähigkeit und das Konfliktmanagement gezählt. Neben den alltäglichen Aufgaben in einer Kindertageseinrichtung, die Kooperationsfähigkeit den Kindern entwickeln helfen (Spiele, Tischdecken, ect.), gilt ein besonderes Augenmerk der gezielten Kooperationsmöglichkeit der Kinder mit den Fachkräften. Bei der Gestaltung der Räume, bei der Vorbereitung von Festen und der Planung der alltäglichen Arbeiten ergeben sich eine Fülle von Kooperationsmöglichkeiten. So lernen die Kinder sich abzusprechen, dies durchzuführen und das Ergebnis miteinander zu besprechen.



Der letzte Aspekt, das Konfliktmanagement, verweist darauf, dass im Kleinkindalter zwischenmenschliche Konflikte gehäuft auftreten. So erscheint dieses Alter für das Erlernen von Konfliktlösemöglichkeiten besonders geeignet. Sie üben sich ein in die Fähigkeit, Konflikte nicht zu verschärfen, Kompromisse zu finden, Gefühle, die in Konflikten entstehen, wahrzunehmen und entsprechend einzuordnen. Und sie üben sich darin, anderen Kindern bei ihren Konflikten zu helfen. Soziale Kompetenzen kommen in allen Bildungs- und Erziehungsbereichen zum Tragen. In besonderer Weise:



– Übergänge der Kinder und Konsistenz im Bildungsverlauf



– Emotionalität, soziale Beziehungen und Konflikte



– Sprache und Literacy



– Musik



– Mitwirkung der Kinder am Bildungs- und Einrichtungsgeschehen

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Werte und Orientierungskompetenz



Diese Thematik wird in den Bereichen Werthaltungen, moralische Urteilsbildung, Unvoreingenommenheit, Sensibilität für und Achtung von Anderssein und Solidarität entwickelt. Unter Werthaltung wird zum einen das Bedürfnis des Kindes nach sozialer Zugehörigkeit verstanden und der sich daraus ergebenden Bereitschaft, die Werte der Bezugsgruppe zu übernehmen. Die Fachkräfte „leben den Kindern christliche und andere verfassungskonforme Werte vor und setzen sich mit ihnen darüber auseinander, welche Bedeutung diese Werte für das eigene Verhalten haben.“

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 Diese Auseinandersetzung führt zur moralischen Urteilsbildung. Diese wird unterstützt durch das Vorlesen oder Erzählen von passenden Geschichten und der Ermunterung, eigene Gedanken zu äußern. Interessengegensätze müssen hierbei aufgegriffen und grundlegende ethische Fragen mit den Kindern besprochen werden. Unvoreingenommenheit ist die zu vermittelnde Grundlage, mit der Kinder Personen mit anderen Werten, Einstellungen und Sitten gegenübertreten sollen. Die Kinder sollen die Gelegenheit erhalten, sich für Menschen aus anderen Kulturkreisen zu interessieren und ihnen Wertschätzung entgegenzubringen. Zugleich ist es wichtig, dass sie sich der eigenen Kultur zugehörig fühlen. Um dies zu erreichen, ermöglicht es die Kindertageseinrichtung, sich „Kenntnisse über die Symbole ihrer eigenen Kultur und anderer Kulturen anzueignen.“

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 Mit dieser und ähnlichen Auseinandersetzungen (z. B. auch über Behinderung, Geschlechterbenachteiligung, Rassismus) wird den Kindern Sensibilität für und Achtung von Andersartigkeit und Anderssein vermittelt. Der Grundwert der Solidarität wird über diese Felder vermittelt und: indem die Kinder in der Gruppe zusammenhalten und sich füreinander einsetzen. Die pädagogischen Fachkräfte achten dabei auch die Äußerung der kindlichen Wünsche und Bedürfnisse.



Fähigkeit und Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme



Dieses Kompetenzfeld wird differenziert in die Verantwortung für das eigene Handeln, gegenüber anderen Menschen und der Verantwortung für Umwelt und Natur. Kinder sollen lernen, dass sie selbst für ihr Verhalten und Erleben verantwortlich sind und sie ihr Verhalten anderen gegenüber kontrollieren können. Darüber hinaus sollen Kinder lernen, sich für Schwächere, Benachteiligte, Unterdrückte einzusetzen – egal ob es bekannte oder unbekannte Menschen sind. Die Verantwortung für Umwelt und Natur erlernen Kinder, indem sie Sensibilität für alle Lebewesen entwickeln und ihr eigenes Verhalten überprüfen, inwieweit sie selbst zum Schutz der Umwelt und zum schonenden Umgang mit Ressourcen beitragen können.

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Fähigkeit und Bereitschaft zur demokratischen Teilhabe



Die Tageseinrichtungen stehen in der besonderen Verantwortung, Kinder auf das Leben in einer demokratischen Gesellschaft vorzubereiten. Zwei wesentliche Aufgaben werden in diesem Zusammenhang dargestellt. Das Akzeptieren und Einhalten von Gesprächs- und Abstimmungsregeln und das Einbringen und Überdenken des eigenen Standpunkts. Für den ersteren Bereich sind den Kindern regelmäßig Mitsprache und Mitgestaltung beim Einrichtungsgeschehen einzuräumen und Ergebnisse entsprechend ernst zu nehmen. Die verschiedenen Wege der Entscheidungsfindung werden den Kindern so bewusst. Kinder entwickeln die Kompetenz, sich selbst zu äußern und entsprechende Kompromisse in Beteiligungsgremien zu schließen (z. B. Kinderkonferenz).

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Die beiden nun folgenden Kompetenzbereiche, „lernmethodische Kompetenz“ und „Widerstandsfähigkeit (Resilienz), sind jeweils zusammengesetzte Kompetenzen aus den bisher dargestellten Basiskompetenzen.






2.2.3. Lernmethodische Kompetenz

2.2.3.1. Grundlagen



Lernmethodische Kompetenz ist in der Perspektive des BEP die „Grundlage für einen bewussten Wissens- und Kompetenzerwerb und der Grundstein für schulisches und lebenslanges, selbst gesteuertes Lernen.“

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 Sie ermöglicht, Wissen und Kompetenzen kontinuierlich zu erweitern und zu aktualisieren. Die kompetente Nutzung von Wissen hängt nicht allein von dem erworbenen Wissen, sondern „vor allem von der Art und Weise ab, wie man Wissen erworben hat.“

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 Wissen soll eine Grundlage für Problemlösung im Alltag bereitstellen. Von daher ist mitzulernen, in welchen Kontexten und Situationen Wissen anwendbar ist, weil es sonst „träge“ bleibt und für Transfer und Anwendung wenig brauchbar erscheint. Lernmethodische Kompetenz baut, wie oben erwähnt, auf vielen der bisher genannten Basiskompetenzen auf, bündelt und verknüpft sie zu folgenden

Kompetenzbereichen

:

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– Kompetenzen, neues Wissen bewusst, selbst gesteuert und reflektiert zu erwerben.



Hierzu zählt neue Informationen gezielt beschaffen und verarbeiten, neues Wissen verstehen und begreifen, sich dessen Bedeutung erschließen, es aufbereiten und organisieren. Letzteres verweist auf einen kompetenten und kritischen Umgang mit Medien.



– Kompetenzen, erworbenes Wissen anzuwenden und zu übertragen.



Wissen muss auf unterschiedliche Situationen übertragen und in verschiedenen Situationen flexibel genutzt werden können. Wissen soll zur Problemlösung sachgerecht, kreativ und sozial verantwortlich eingesetzt werden.



– Kompetenzen, die eigenen Lernprozesse wahrzunehmen, zu steuern und zu regulieren (Meta-kognitive Kompetenzen).



Kinder lernen, über das eigene Lernen nachzudenken und sich so das eigene Denken bewusst zu machen. Dadurch wird die Möglichkeit geschaffen, verschiedene Lernwege kennen zu lernen und zu erproben. Dadurch wird das Bewusstsein geschult, wie man eine vorgegebene Lernaufgabe angeht. Die Kinder können sich so auch bewusst machen, wie man einen Text oder eine Geschichte verstehen kann. Im eigenen Tun soll das Kind eigene Fehler entdecken und eigenständig korrigieren. So erwirbt das Kind die Kompetenz, eigene Leistungen zutreffend einzuschätzen und das eigene Lernverhalten mit den je eigenen Planungsschritten bewusst zu machen.



Der Erwerb dieser Kompetenzbereiche ist so zu organisieren, „dass Kinder bewusst erlernen und mit anderen reflektieren, dass sie lernen, was sie lernen und wie sie es gelernt haben.“

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 Wenn Kinder – so die These – ein tiefergehendes Verständnis für die jeweils behandelten Phänomene ihrer Umwelt entwickeln und zugleich bewusst lernen, dann erwerben sie zunehmend meta-kognitive Kompetenzen. Auf diesem Weg zeigt sich auch die Verknüpfung der lernmethodischen Kompetenz mit den anderen Basiskompetenzen. Die vorschulischen Lernprozesse sind so aufzubereiten, dass Kinder bis zur Einschulung folgende Lernziele erreichen können:

 



– Kinder können Bezüge zwischen den Lernsituationen in den Tageseinrichtungen und anderen Situationen, in denen sie das Gelernte abrufen, einsetzen und anwenden. Zur Unterstützung dieses gewünschten Wissens- und Kompetenztransfers sind Lernprozesse mit ihrer Lebenswelt außerhalb der Tageseinrichtung in Verbindung zu bringen. Es gilt, an ihrem Vorwissen und Erfahrungen anzuknüpfen.



– Kinder können die Struktur von Lerninhalten, die sich aus verschiedenen Elementen zusammensetzen, erkennen. Dies ist notwendig, da sie sonst den inneren Zusammenhang – z. B. in einem Projekt – nicht erfassen und die einzelnen Teilaspekte unverbunden nebeneinander stehen.



– Kinder können erkennen, dass Lernen nicht nur Handeln, sondern auch der Erwerb von Wissen ist. Dies gelingt, indem die pädagogischen Fachkräfte die Aufmerksamkeit des Kindes bewusst auf Lernsituationen und deren Bedeutung lenken. Mit der Bedeutung der Lernsituation lernen Kinder, dass sie beim Lernen Wissen erwerben. Dies stellt die Grundlage dar, mit der Kinder verstehen können, dass es möglich ist, auf das eigene Lernen Einfluss zu nehmen. Ansonsten meinen Kinder häufig – so die zugrunde liegende These – dass Lernen gleichbedeutend sei mit „etwas tun“, sich nebenbei einstellen, als Nebenprodukt bestimmter Erfahrungen oder automatisch mit dem Älterwerden verbunden sei. Die Kernthese lautet: „Den Sinn und Zweck von Lernübungen können sie erst dann nachvollziehen, wenn sie um ihre eigenen Leistungen bzw. Lernfortschritte wissen.

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2.2.3.2. Der meta-kognitive Ansatz zum Erwerb lernmethodischer Kompetenz



Der meta-kognitive Ansatz stellt die methodische Grundlage des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplans dar. Er baut auf den im Elementarbereich üblichen Ansätzen und Methoden auf und entwickelt diese weiter. Er kombiniert kooperative, eigenaktive und ganzheitliche Lernformen. Als Grundlage dient ein weiterentwickelter Projektansatz, der bei gezielten Aktivitäten, aber auch bei der gezielten Unterstützung des Freispiels zur Anwendung kommt. Projekte stellen einen wesentlichen Bestandteil der vorschulischen Bildungsarbeit dar, aber nicht den einzigen. Daneben werden Workshops und Arbeitsgemeinschaften mit Kindern benannt.



Der meta-kognitive Ansatz verfolgt die Absicht, lernmethodische Kompetenz und die Auseinandersetzung mit Inhalten effektiver zu ermöglichen. Er ist ein Ansatz, „bei dem die Kinder für sie interessante Inhalte effektiver und nachhaltiger und mit mehr Bewusstsein und Verständnis für ihre Lernprozesse lernen, und der zugleich die Stärkung aller Basiskompetenzen ermöglicht.“

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 In seiner Umsetzung erfordert dieser Ansatz zum einen die gezielte Planung von Lernangeboten und zum anderen Offenheit für die Bedürfnisse, Interessen und Kompetenzen der Kinder. Er baut auf dem Vorverständnis der Kinder auf und bemüht sich um lebensnahe und zugleich komplexe Aufgabenstellungen. Er benennt

fünf Leitprinzipien

, die eine effektive Gestaltung von Lernprozessen mit jüngeren Kindern gewährleisten. Diese Prinzipien repräsentieren eine pädagogische Haltung wie auch Handlungsanleitungen für die Praxis.

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In den Lernprozessen werden die Inhalte wie auch das Lernen selbst betont.



Dieses Prinzip stellt in der Auffassung des BEP das neue Element dar. Kinder befassen sich über den behandelten Inhalt hinaus auch mit der Struktur des Inhalts und den Lernprozessen. „Ausgangspunkt und Ziel des pädagogischen Handelns sind, die Aufmerksamkeit der Kinder darauf zu richten, wie sie über die behandelten Inhalte und ihre eigenen Lernprozesse denken und nachdenken.“

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 Bei jeder Lernaktivität werden inhalts- und lernbezogene Aspekte mit den Kindern thematisiert und reflektiert. Dadurch entwickeln die Kinder ein Bewusstsein, dass sie lernen, was sie lernen und wie sie es lernen.



Der Schwerpunkt des Lernens richtet sich auf jene Lebensweltaspekte, die die Kinder als selbstverständlich betrachten.



Dieses Prinzip zielt darauf ab, dass die Kinder sich der einzelnen Phänomene ihrer Umwelt bewusst werden und deren Sinn begreifen. So nehmen sie manche Alltagsphänomene erst dann bewusst wahr, wenn Erwachsene ihre Aufmerksamkeit darauf lenken. Dies wird am Beispiel der Buchstaben deutlich. Kinder kennen zwar schon einzelne Buchstaben, wissen aber noch nicht, warum es wichtig ist, lesen und schreiben zu können.

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 Hinzu kommt: Kinder thematisieren von sich aus Bewusstwerdungsprozesse, indem sie darüber sprechen, was sie neu hinzugelernt haben.





Reflexion und Gespräch als Methode





Die methodische Durchführung des meta-kognitiven Ansatzes ist mit dem Projektansatz insoweit vergleichbar, als dass die für den Elementarbereich typischen Aktivitäten wie z. B. Spielen, Malen und Singen auch Verwendung finden. „Darüber hinaus aber gibt es Phasen der geistigen Auseinandersetzung durch Gespräche, in denen die Kinder gemeinsam und mit den Erwachsenen ihre Lernprozesse reflektieren.“

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 Dieses bewusste über das Lernen Sprechen, Nachdenken und Reflektieren benötigt moderierte Lernaktivitäten, die dieses Handeln herausfordern. So kann dieser Prozess durch den Einsatz von selbst gedrehten Filmen und die anschließende Besprechung mit den Kindern gut unterstützt werden.





Unterschiede in den Gedanken verschiedener Kinder werden bewusst eingesetzt:





Unter diesem Aspekt besteht die Kernaufgabe der pädagogischen Fachkräfte darin, die kindliche Art und Weise wie sie über bestimmte Dinge denken, darzulegen und sie mit den Kindern zu besprechen. Weil Kinder viel voneinander lernen gilt es, das Augenmerk nicht so sehr auf die Gemeinsamkeiten, sondern mehr auf die Unterschiede in den Gedanken der Kinder zu lenken.



Lernen wird als Bestandteil der gesamten Erfahrungswelt der Kinder aufgefasst.



Die Erfahrungswelt des Kindes und sein Vorwissen fördern oder hindern, wie das Kind neue Erfahrungen aufnimmt. Ziel dieses Ansatzes ist es, dem Kind bewusst zu machen, dass Lernen zur gesamten Erfahrungswelt des Kindes gehört und es so immer wieder neu lernen kann. Dadurch kann das Kind eventuell vorhandene Lernhemmnisse überwinden. Es lernt, dass Lernen nicht etwas Zusätzliches im Leben darstellt, sondern integraler Bestandteil des Lebens ist.

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2.2.3.3. Methodische Kompetenzen des Fachpersonals im metakognitiven Ansatz



Neben den Kenntnissen über den aktuellen Forschungsstand des kindlichen Denkens erlangen vor allem Methodenkompetenzen zentrale Bedeutung:



– Strategisch vorgehen



Drei Aspekte gilt es dabei, wie bereits oben erläutert, zu beachten: Inhalt, Struktur des Themas und Lernprozess. In der Planung sind diese getrennt zu beachten, in der Durchführung sind sie miteinander verwoben. Hierbei ist bei der Themenauswahl das „Prinzip der Gegenseitigkeit“ zu beachten: Das Thema kann von den Kindern und den Erwachsenen kommen. Zum gemeinsamen Thema kann es jedoch nur werden, wenn es die Sichtweisen der Kinder aufgreift und daran anknüpft. Kriterien, dass ein Thema nach dem o. g. Prinzip ausgewählt wurde, sind: interessiertes Aufgreifen der Kinder, sie bringen sich mit vielen Fragen und Ideen ein, sie haben Freude und sind auch dann noch mit Konzentration bei der Sache, wenn es abgebrochen werden muss. Bei neuen Themen sind die Lernangebote sorgfältig zu planen. Worauf soll die Aufmerksamkeit der Kinder gelenkt werden? Welche Verstehensprozesse will die Erzieherin, der Erzieher anstoßen? Von daher ist es von Beginn an wichtig, die Struktur des Themas den Kindern bedeutsam zu machen. Dies gelingt in besonderer Weise durch Methoden der Projektdokumentation, weil dadurch einzelne Teile des Projektes wie in einem Puzzle zusammengefügt werden.



– Lernanregende Atmosphäre und gemeinsame Lernkultur herstellen



Hier gilt es Methoden anzuwenden, die Kinder motivieren, ihre Gedanken mit anderen zu teilen und zu erleben, wie diese ihre Gedanken andere inspirieren.



– Bildungsprozesse moderieren



Das Anliegen des meta-kognitiven Ansatzes ist es, im steten Dialog mit den Kindern zu sein. Dieser Dialog ist so zu führen, dass er die Kinder ermutigt, über ihr Wissen und Denken zu reden. Die Grundlage dafür ist eine geeignete Fragetechnik.

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– Projekte – Kombination von bereichsübergreifenden Bildungsprozessen und ganzheitlicher Kompetenzentwicklung



Das Lernen in Projekten ist ein exemplarisches Lernen. Kinder erwerben darin Wissen und Basiskompetenzen, die sie auf andere Situationen im Alltag immer wieder übertragen können. Dies schließt aber einen fortwährenden Methodenwechsel ein. Je nach Anwendung verschiedener Methoden wie z. B. Diskussion, Besichtigung, Experiment, Rollenspiel, Malen und Zeichnen im Projektverlauf lernen Kinder immer wieder andere Bezüge zum Thema und darin eigene Kompetenzen kennen. Die o. g. Projektdokumentation ermöglicht, dies bewusst wahrzunehmen und in den eigenen Lernprozess zu integrieren.



– Reflexion



Damit wird auch der zentrale Stellenwert der Reflexion in diesem meta-kognitiven Ansatz verdeutlicht. Die Reflexionsphase gilt als die entscheidende Phase und ist integraler Bestandteil der praktischen Arbeit am Thema. „Indem Kinder viele Gelegenheiten erhalten, darüber nachzudenken, wie man etwas herausfinden kann, was man noch nicht weiß, thematisieren sie die Steuerung ihrer Lernprozesse.“

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2.2.4. Kompetenter Umgang mit Veränderungen und Belastungen

2.2.4.1. Begrifflichkeit und Aufgaben der frühen Bildung



Widerstandsfähigkeit (Resilienz) ist nach dem BEP die Grundlage für positive Entwicklung, Gesundheit, Wohlbefinden und hohe Lebensqualität sowie der Grundstein für einen kompetenten Umgang mit individuellen, familiären und gesellschaftlichen Veränderungen und Belastungen. Jedoch stellt die positive Entwicklung eines Kindes noch keinen Ausdruck von Resilienz dar. Es geht um mehr als um die Abwesenheit psychischer Störungen. Resilienz umfasst den „Erwerb und Erhalt altersangemessener Kompetenzen zur konstruktiven Lebensbewältigung (und) zeigt sich erst dann, wenn riskante Lebensumstände vorliegen und es dem Kind gelingt, diesen zu trotzen, besondere Bewältigungs- und Anpassungsleistungen zu erbringen und sie erfolgreich zu meistern.“

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 In Abgrenzung zur Resilienz wird die Vulnerabilität genannt. Darunter wird die „persönliche Verwundbarkeit, Verletzbarkeit oder Empfindlichkeit gegenüber schwierigen Lebensumständen, die Entwicklungsrisiken bergen und damit eine erhöhte Bereitschaft, psychische Störungen und Erkrankungen, Ängste, Depressionen oder psychosomatische Störungen zu entwickeln, verstanden.“

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Als Erscheinungsformen von Resilienz, das ein hochkomplexes und dynamisches Phänomen ist, werden genannt:



– Positive, gesunde Entwicklung trotz andauernd hohem Risikostatus (z. B. Armut, elterliche oder eigene Erkrankungen bzw. Behinderungen)



– Beständige Kompetenz auch unter akuten Stressbedingungen, die kritische Lebensereignisse (z. B. Scheidung der Eltern) oder Lebensphasen erhöhter Vulnerabilität (z. B. Übergänge im Bildungsverlauf) auslösen



– Positive bzw. schnelle Erholung von traumatischen Erlebnissen (z. B. Tod eines Elternteils)



An der Entstehung von Resilienz sind risikoerhöhende und risikomildernde Bedingungen beteiligt. Letzteren kommt im Bewältigungsprozess schwieriger Lebensumstände eine hervorgehobene Bedeutung zu. Sie können diese Lebensumstände positiv bewältigen helfen, sowie den Eintritt bzw. die Manifestation von Störungen erschweren. Als solche risikomildernden Faktoren werden personale und soziale Ressourcen genannt. Unter personalen Ressourcen werden positive Eigenschaften des Kindes, Stärken und ein positives Selbstkonzept subsummiert. Insbesondere:



– „Hohe Problemlösefähigkeit, Kreativität, Lernbegeisterung



– Positive Selbsteinschätzung, Selbstvertrauen, hohes Selbstwertgefühl



– Selbstwirksamkeits- und Kontrollüberzeugung, Selbstregulationsfähigkeit, realistische Ursachenzuschreibung



– Sicheres Bindungsverhalten, hohe Sozialkompetenz (vor allem Empathie und Perspektivenübernahme), Verantwortungsübernahme und Humor



– Aktives, flexibles und kompetentes Bewältigungsverhalten (z. B. hohes Maß an Eigenaktivität, Fähigkeit, eigene Ressourcen und soziale Unterstützung zu mobilisieren)

 



Positives Denken, optimistische Lebenseinstellung



– Talente, Interessen und Hobbys,

Spiritualität und religiöser Glaube

 sowie körperliche Gesundheitsressourcen.“

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Soziale Ressourcen sind Schutzfaktoren in der Familie und im Umfeld des Kindes. Sie entscheiden maßgeblich, inwieweit es Kindern gelingt, sich zu resilienten Persönlichkeiten zu entwickeln. Als solche werden insbesondere benannt:



– „Sichere Bindungen und positive Beziehungen zu seinen erwachsenen Bezugspersonen



– Positive Rollenmodelle



– Offen