Leben aus dem Sein

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Am nächsten Tag machte ich Mundan, eine vollständige Haar- und Bartrasur. Shri Babaji empfahl manchmal Mundan zur Heilung oder um einer Person über eine spirituelle Blockade hinwegzuhelfen, (wie dem Hängen an seinem Aussehen oder seiner Identifizierung damit) oder ganz einfach als Symbol der Hingabe an seinen oder ihren Meister. Ich glaube, es war der letzte Gedanke, der mich zu Moti Bhagwan, dem Ashram-Friseur, führte.

Am späten Nachmittag gingen Margaret und ich zum Garten, wo Babaji die nachmittägliche Arbeit überwachte. Er führte uns ganz lieb zu einem Steinblock und bedeutete uns, darauf Platz zu nehmen, so dass wir in das wunderschöne Tal hinuntersehen konnten. Wenige Tage zuvor hatte Shri Babaji Margaret den Namen Sita Rami gegeben. Rama war die erste große "menschliche" Manifestation des Göttlichen in der Hindu-Tradition und Sita war seine Frau, die so vollkommen und Rama so ergeben war, dass sie noch heute den indischen Frauen und Mädchen als Ideal der Weiblichkeit vorgehalten wird. Der Name Sita Rami verbindet den männlichen und den weiblichen Aspekt Gottes. Shri Babaji fragte dann, ob ich noch einen Wunsch hätte. Ich lachte und meinte, jetzt, wo ich eine neue Frau und Mundan hätte, fehlte mir zu meinem Glück nur noch ein neuer Name. "Dein Name ist Radhe Shyam!" (oder Radheshyam) antwortete er. Ein Schüler er­klärte mir die Bedeutung. Shyam sei einer der vielen Namen von Krishna und Radhe wäre seine ihm am meisten ergebene Schülerin. In vielen Geschichten und Bildern sind Radha und Krishna vereint. So gab Babaji uns gehaltvolle Namen, die die männliche und weibliche Energie des Schöpfers vereinen.

Wir verbrachten noch etwa eine Woche nach unserer Heirat in Haidakhan. Shri Babaji segnete uns in dieser Zeit auf so vielfältige Weise, dass uns davon ganz schwindelig wurde. Wir waren im Himmel. Und dort waren wir schon füreinander bestimmt worden. Die Götter blickten wohlwollend auf unsere Verbindung, sogar die Vögel im Tal jubilierten. Nie gab es ein perfekteres Paar. Und langsam begannen wir zu ahnen, dass es Babaji wirklich ernst mit dieser Heirat gemeint hatte. Anfang Mai schickte uns Shri Babaji in die Staaten zurück. Wir fragten ihn vor unserer Abreise, wann wir nach Haidakhan zurückkehren dürften. Er beauftragte uns, Geld für die restlichen drei Tempel zu schicken, die auf der rechten Flussseite gebaut werden sollten, was ungefähr drei bis vier Lakhs, etwa Hunderttausend Rupies kosten würde, damals etwa 50.000 Dollar. Sobald das Geld überwiesen wäre, könnten wir zurückkehren, aber nur, wenn "Ihr es wünscht!"

Beim Verlassen des Ashrams erwähnte Babaji noch, dass unsere Namen, zusammen gesprochen, also Sita Ram, Radhe Shyam, ein Mantra bildeten. Und seine letzten Worte, bevor wir die 108 Stufen hinuntergingen, waren. "Seid glücklich, Kinder!"

Durch Zufall, oder ist es keiner, verlief alles, was wir in den Staaten anpackten, bestens. Wir verkauften unser Haus gut trotz einer schlechten Marktlage. Die Hypothekenzinsen fielen im Mai von 18/19 Prozent bis auf 11 Prozent im Juli, und nachdem der Vertrag am vierten Juli unterzeichnet worden war, stiegen sie wieder auf 18 Prozent bis zum Jahresende. So konnten wir die 50.000 Dollar für die drei neuen Tempel in weniger als vier Monaten nach unserer Rückkehr überweisen. Ferner gelang es uns in den weiteren vier Wochen, alle Verpflichtungen zu lösen und offiziell meine abgeflauten Bemühungen, ein Beratungsunternehmen zu gründen, zu beenden. Ende August beantragten wir unsere Visa für die Einreise nach Indien. Unser Leben wurde vollständig durch die Begegnung mit Babaji verändert. Unsere Gedanken konzentrierten sich immer mehr auf das Göttliche und den Dienst an der Schöpfung. Fortan hatte Spiritualität oder Religion einen sofortigen, praktischen neuen Einfluss auf unser Leben. Wir fühlten die Anziehung von Shri Babajis Liebe, seine Weisheit und Freude, und wollten diese Erfahrung in seiner Gegenwart und durch seine Lehre vertiefen. Wir hatten viel zu lernen und wollten ihn als unseren Lehrmeister annehmen und wünschten, dass er uns als seine Schüler annähme. Im Dezember 1980, als unsere Visa kamen, flogen wir nach Indien zurück, um wieder zu Füßen unseres Meisters zu sitzen.


"Alter Haidakhan Baba"

"Es gibt einen großen Heiligen, der Ozean aller Eigenschaften. Niemand weiß seinen Anfang noch sein Ende.

"Haidakhan Aarati"

"Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Das­selbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge kamen durch Ihn ins Dasein, und ohne Ihn kam auch nicht ein Ding ins Dasein.

Johannes Evangelium, 1-1,3

Indem Er alles schuf, verströmte Er sich in alles Geschaffene. Schöpfend wurde Er zur Form und auch zum Formlosen; Er wurde zum Bewussten und zum Unbewussten; Er wurde zum Grobstofflichen und zum Feinstofflichen. Er wurde zu allem, was existiert; deshalb nennen Ihn die Weisen Wirklichkeit.

Taittiriya Upanishade

Kapitel 3
Frühere Manifestationen von Shri Babaji

Einige Erfahrungen aus der Yogananda-Linie

Es gibt innerhalb gewisser Traditionen einen Glauben an frühere Manifestationen Babajis, über die Berichte veröffentlicht worden sind. Die Überlieferungen weisen bis in vorgeschichtliche Zeiten zurück; die ersten niedergeschriebenen Zeugnisse erscheinen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts oder gehen zurück in die ersten Jahrhunderte nach Christus, je nachdem, wie man die Prophezeiung in den Schriften deutet.

Überall auf der Welt haben Millionen von Menschen in Paramahansa Yoganandas Buch "Autobiographie eines Yogi"15, das zuerst 1946 in den Vereinigten Staaten erschien, von Babaji gelesen. Der Meister des Meisters von Yogananda, Lahiri Mahasaya, begann in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts über Babaji zu sprechen und zu lehren, und sein Schüler, Shri Yukteswar, der Yoganandas Guru war, schrieb 1894 nach Anweisungen Babajis ein Buch, welches einige Informationen über Babaji enthielt.

Yogananda gab das Wissen weiter, das er von Lahiri Mahasaya und von Shri Yukteswar erhalten hatte, und er selbst stellte nach Unterredungen mit Babaji fest, dass dieser Shri Shankara (788-830 n. Chr.) eine Yoga-Initiation gegeben hatte, ebenso wie dem Dichter-Heiligen Kabir (1440 - 1518 n. Chr.) und auch Lahiri Mahasaya16. Bei keiner seiner Manifestationen deutet irgend etwas auf eine Geburt oder das Vorhandensein einer Familie hin17.

Die Erfahrungen der spirituellen Linie Yoganandas mit Babaji begannen im Jahr 1861, als Shyam Charan Lahiri 33 Jahre alt war18. Damals war dieser Buchhalter in der Abteilung für militärischen Maschinenbau der britischen Regierung in Indien, verheiratet, und hatte vier Kinder. Per Telegramm wurde er vom Hauptquartier von seiner damaligen Stelle in Danapur, einer Stadt in der Nähe von Benares, nach Ranikhet versetzt, ein Ort im Almora-Gebiet des heutigen Bundestaates Uttar Pradesh. Nach einer dreißig-tägigen Reise zu Pferd und per Kutsche erreichte Lahiri seinen neuen Arbeitsplatz. Er war durch seine Pflichten nicht völlig ausgelastet, und so blieben ihm viele Stunden, die er auf Wanderungen in den umliegenden Bergen verbrachte. Diese Gegend war schon seit jeher dafür bekannt gewesen, dass sich Heilige dort aufhielten, und Lahiri fühlte den starken Wunsch in sich, ihnen zu begegnen.

Eines Nachmittags auf dem Berg Dronagiri hörte er, wie eine Stimme, die weit entfernt schien, seinen Namen rief. Er folgte dieser Stimme und fand einen lächelnden jungen Mann, der ihn willkommen hieß und ihn zu einer Höhle führte, in der einige Wolldecken und Wasserkrüge lagen. Der junge Mann fragte Lahiri, ob er sich an diese Gegenstände erinnern könnte. Dann sagte er, dass das Telegramm ganz offensichtlich Wirkung gezeitigt hätte. Als der verblüffte Lahiri fragte, was er denn meine, antwortete der junge Mann, er spräche von dem Telegramm, das Lahiri angewiesen hätte, sich nach Ranikhet zu begeben. Er selber hätte diese Idee Lahiris Vorgesetztem eingegeben. Dann sagte der junge Mann, dass jeder, der sich eins fühlt mit der ganzen Menschheit, durch die Gedanken jedes Menschen hindurch wirken kann.

Da Lahiri von alledem sehr verblüfft war, gab ihm der junge Mann einen leichten Schlag auf die Stirn, und plötzlich erinnerte sich Lahiri an sein vorausgegangenes Leben. Er erkannte Babaji wieder, die Höhle, die Decken und die Wasserkrüge und er erinnerte sich an all die Jahre, die er während seiner letzten Inkarnation in dieser Höhle verbracht hatte.

In dieser Nacht weihte Shri Babaji Lahiri Mahasaya in Kriya Yoga ein, und zwar in einem wundervollen Palast, den Babaji erstehen ließ, um einen Wunsch von Lahiri zu erfüllen, denn alle Wünsche müssen erfüllt sein, bevor jemand sich anschickt, diese letzte Ebene der spirituellen Entwicklung zu verwirklichen. Als die Einweihungsriten beendet waren, verschwand der Palast, aber Babaji und die Schüler, die ihn begleiteten, blieben mit Lahiri auf dem Berg Dronagiri. In den folgen­den Tagen erreichte Lahiri in einem fortdauernden Zustand der Seligkeit das absolute Bewusstsein, die Kenntnis seines Selbst.

Am achten Tag warf sich Lahiri zu Babajis Füßen nieder und bat ihn flehentlich, er möge ihn für immer in dieser Wildnis lassen. Doch Babaji antwortete ihm, dass es seine Pflicht sei, in der Stadt als Vorbild des idealen Yogi-Familienvorstandes zu dienen, so dass die Menschen, die an Arbeit und Familie gebunden sind, von ihm inspiriert würden. Babaji sagte, dass auch der Familienvater nicht von der Erlangung höchster spiritueller Reife ausgeschlossen wäre, dass jeder, der vertrauensvoll einen spirituellen Weg gehe, die Erleuchtung erlangen könne.

 

Am nächsten Morgen, als Lahiri vor Babaji niederkniete, um seinen Segen zu erhalten, sagte Babaji, dass es zwischen ihnen keine Trennung geben würde. Wann immer Lahiri ihn riefe, egal wo er sich befände, würde er, Babaji, zu ihm kommen.

Kurz nachdem Lahiri in sein Büro nach Ranikhet zurückgekehrt war, kam ein Brief seines Vorgesetzten, der ihm mitteilte, dass seine Versetzung nach Ranikhet irrtümlicherweise erfolgt wäre und dass er nach Danapur zurückkehren sollte. Auf dem Rückweg unterbrach Lahiri die Reise in Moradabad, um Freunde zu besuchen. Seine gehobene Stimmung trieb ihn dazu, den Freunden seine wunderbaren Erfahrungen mitzuteilen, doch sie waren ungläubig. In seiner Begeisterung erzählte Lahiri ihnen, dass er nur zu rufen brauche, und sein Meister würde erscheinen. Sofort wurde er auf die Probe gestellt. Lahiri begab sich in einen ruhigen, fensterlosen Raum und wies seine Freunde an, draußen zu warten, bis er sie rufen würde. Lahiri versank in Meditation und bat Babaji, er möge erscheinen. Im Raum breitete sich ein Licht aus, aus dem heraus die Lichtgestalt Babajis trat.

Babaji schalt Lahiri im strengen Ton aus, weil er ihn wegen einer Lappalie gerufen hatte. Die Wahrheit, so sagte er, ist nicht für die Neugierigen da. Die spirituellen Wahrheiten werden von denjenigen entdeckt, die ihre Skepsis überwinden. Babaji erklärte sich einverstanden, dazubleiben, doch er teilte Lahiri mit, dass er von jetzt an nur noch erscheinen würde, wenn Lahiri ihn wirklich bräuchte.

Die Türe wurde geöffnet, und die Freunde starrten ungläubig auf Babaji. Einer lachte und sagte, das müsse ein Fall von Massenhypnose sein, da ja ganz offensichtlich niemand in den Raum hätte gelangen können, ohne dass er von ihnen bemerkt worden wäre. Babaji lächelte und ließ sich von jedem seinen warmen und festen Körper berühren, und alle verbeugten sich vor ihm. Dann verlangte er, dass eine einfache Süßspeise - Halva - zubereitet würde, und unterhielt sich fröhlich mit den Anwesenden, bis sie fertig war. Nachdem sie gegessen hatten, segnete Babaji jeden einzelnen und verschwand dann plötzlich in einem Lichtblitz.

Lahiri Mahasaya wurde nach seiner Initiation durch Babaji zu einem großen Heiligen. Es gibt Aufzeichnungen über wunderbare Heilungen, die ihm zugeschrieben werden; ebenso wie die Auferstehung eines Toten am Tag nach dessen Tod; die Heilung eines Blinden; die Fähigkeit, vor den Augen anderer Menschen plötzlich zu verschwinden; das gleichzeitige Erscheinen an verschiedenen Orten, so die Erscheinung vor drei seiner Schüler an drei verschiedenen Orten zur selben Zeit am Tag nach seinem Tod.

Nach seiner Initiation begegnete Lahiri Mahasaya Babaji verschiedene Male unter unvorhergesehenen Umständen. Eine dieser Begebenheiten illustriert etwas, was bei allen seinen Erscheinungen zu geschehen scheint: Während eines Kumbha Mela19 in Allahabad fand ein erstaunter Lahiri Babaji vor einem Asketen mit verfilzten Haaren knien. Lahiri fragte Babaji, was er da tue, und Babaji antwortete, dass er die Füße des Asketen wasche und gleich anschließend dessen Essgeschirr putzen würde; er fügte noch hinzu, dass er die Tugend der Demut übe.

Shri Yukteswar, der Meister von Yogananda, war wahrscheinlich der Wichtigste von Lahiri Mahasayas Schülern. Auch er vollbrachte Wunder. Er traf Babaji dreimal in seinem Leben.

Beim ersten Mal lenkte Babaji die Aufmerksamkeit von Shri Yukteswar auf eines der Themen, die ihm in neuerer Zeit sehr wichtig geworden waren. Babaji sagte, dass der Osten und der Westen gemeinsam einen Mittelweg zwischen Spiritualität und Aktivität finden sollten. Indien sollte von der materiellen Entwicklung des Westens lernen, und der Westen die Methoden, durch die dieser seine religiösen Glaubenswahrheiten auf das Fundament der Wissenschaft des Yoga stellen könnte. Weiter meinte Babaji, dass in Europa und Amerika potentielle Heilige darauf warten würden, erweckt zu werden.20

Bei einer späteren Gelegenheit wies Babaji Shri Yukteswar an, ein Buch zu schreiben, das die tieferliegende Einheit zwischen den christlichen und den hinduistischen religiösen Schriften aufzeigen würde. So entstand Yukteswars Werk "Die heilige Wissenschaft".21

Shri Yukteswars herausragender und von ihm am meisten geliebter Schüler war Paramahansa Yogananda. Als Yogananda noch ein Wickelkind war, informierte Babaji Shri Yukteswar, dass er ihm einen Schüler schicken würde, um das Wissen des Yoga im Westen zu verbreiten. Als sich Yogananda 1920 dazu verpflichtet hatte, in die Vereinigten Staaten zu gehen, aber darüber besorgt war, sein Heimatland für den materialistischen Westen zu verlassen, klopfte Shri Babaji an seine Tür als Antwort auf die stundenlangen Gebete Yoganandas, und bestätigte ihm, dass er der Schüler wäre, den er für diese Aufgabe zu Shri Yukteswar geschickt hätte, und gab ihm seinen Segen für diese Aufgabe.

Zeugnisse aus heiligen Büchern

Es gibt Anzeichen für Manifestationen von Shri Babaji, die lange vor der oben beschriebenen erfolgten. Es existieren zwei Bücher mit religiösen Prophezeiungen -, ein uraltes und ein moderneres - welche die Erscheinung Shivas in einer "menschlichen" Form zur Zeit der Inkarnation Krishnas voraussagen, am Ende des Dvapara Yuga und zum Beginn des Kali Yuga, mit der Implikation, dass diese Erscheinungsform der Menschheit während des Kali Yuga (dem dunklen oder eisernen Zeitalter, auch übersetzt als Zeitalter des Streites, der Konflikte oder der Dunkelheit) beistehen würde.

Das ältere dieser beiden Bücher ist die "Shiva Purana", die ungefähr im vierten oder fünften Jahrhundert nach Christus in ihre jetzige Form gebracht wurde, und die die schriftlichen Zeugnisse einer viel weiter zurückliegenden Zeit darstellt. Darin steht die folgende Erklärung über die vielen Inkarnationen Shivas, die dazu dienen, sich weltlicher Angelegenheiten anzunehmen.

"Im achtundzwanzigsten Äon des Dvapara, wird...Krishna...geboren werden, als der erste Sohn Vasudevas. Dann werde auch ich [Shiva] im Körper eines Brahmachari und mit der Seele eines Yogi mittels yogischer Kraft geboren werden... Ich werde dann in die heilige göttliche Höhle zusammen mit dir [Brahma] und Vishnu hineingehen. Oh Brahma, dann werde ich als Lakulin bekannt sein. Diese physische Inkarnation und das heilige Siddha-Zentrum werden weitum bekannt sein, solange die Erde besteht."22

Es ist eine historisch erwiesene Tatsache, dass es in Indien eine große religiöse Gestalt namens Lakulish gab (eine Form des Namens Lakulin, was "derjenige, der einen Stock trägt" bedeutet).

Die Überlieferung sagt, dass er zur Zeit Krishnas lebte.23 Lakulish lebte in einer Stadt namens Kayavarohan, im heutigen Bundesstaat Gujarat, und man sagt, dass sie von Maharshi Vishwamitra zur Zeit Ramas errichtet wurde, um als Stätte religiöser Unterweisung zu dienen. Es wird Lakulish zugeschrieben, die Pashupatmat Form des Shivaismus formuliert und verbreitet zu haben, sowie auch die zwölf Jyotirlingams (spezielle phallische Symbole Shivas) überall in Indien auf­gestellt zu haben. Die Pflege der Jyotirlingams und der Schulen, die dazugehörten, sind über ungefähr tausend Jahre hinweg erhalten geblieben. Die Lingams und ihre Tempel existieren heute noch. Haidakhan Baba lief oft mit einem schweren Stab herum, und der Berg Meru ist ein anderer Name für den Berg Kailash, auf dem Shiva während tausender Jahre Tapas ausgeführt hat. Als Babaji 1980 Kayavarohan besuchte, wurde er als Lakulish und Shiva begrüßt und verehrt.

Der vorliegende Text aus dem Shiva Purana stammt aus einer Zeit nach Lakulishs Ära, und es ist jetzt unmöglich, festzustellen, ob diese Prophezeiung schon in früheren Schriften vorhanden war, oder ob sie später geschrieben wurde, um Lakulishs Pashupatmat-Sekte zu etablieren. Ob Lakulish jetzt die erste Erscheinung Babajis in menschlicher Form war oder nicht, die Überlieferung unter Babajis Schülern besagt, dass er sich um weltliche Dinge mindestens seit dem Zeitalter des Gottes Krishna am Ende des Dvapara Yuga gekümmert hat, in und auch außerhalb einer menschlichen Form.

Das modernere Buch, auf das wir Bezug nehmen können, ist das "Shrisadashiv Charitamrit"24, ein vom Göttlichen inspiriertes Werk, geschrieben von Shri Vishnu Datt Shastri, das 1959 zum ersten Mal veröffentlicht wurde. Das erste Kapitel des Buches erzählt die Visionen von Shri Vishnu Datt von dem Gespräch des alten, sagenumwobenen Weisen Narada und den Göttern über die Notwendigkeit, jemanden zur Erde zu schicken, um der Menschheit zu helfen und sie zu führen. Alle Versammelten waren sich darüber einig, dass nur der Gott Samba Sadashiv (eine Form des Göttlichen, von der gesagt wird, dass sie seit Anbeginn der Zeit immer mit der ganzen Schöpfung in Verbindung stand) die nötigen Eigenschaften für diese Aufgabe besäße. Also gingen sie zu ihm und baten ihn, auf die Erde zu gehen, um ihr in ihrem Elend zu helfen. Der Gott antwortete folgendes:

"Bald schon werde ich in die Welt gehen. Im Treta Yuga werde ich mit Rama als Brahmachari kommen und die Welt von der Unwissenheit reinigen. Im Dvapara Yuga werde ich kommen und all denen Wissen geben, die mir ihre Herzen öffnen. Vishnu wird dann als Schwan in mich eingehen und die Leute im Kumaon werden beginnen, mich Paramahansa [den erhabenen Schwan, der Schwan ist ein Symbol für Wissen] und Brahmachari (ein Brahmachari ist ein ergebener, unverheirateter Schüler, einer der Wissen er­langen will) zu nennen."25

Vishnu Datt Shastri verstand das in seiner Vision Gesehene als auf Babaji bezogen. Viele glauben, dass Babaji eine der ersten Erscheinungsformen des gestaltlosen Göttlichen ist (ähnlich "dem Wort" im Johannes-Evangelium) und eng verbunden ist mit der Kumaon-Bergregion in Uttar Pradesh, wo einer seiner vielen Namen Brahmachari Baba ist. "Shrisadashiv Charitamrit" enthält auch Kapitel, die über andere Inkarnationen Shri Babajis Auskunft geben, so die Kapitel V und VI, die sich auf die Epoche Ramas beziehen. In einem späteren Kapitel verherrlicht Shiva Rama vor Vishnu und endet mit der Feststellung: "Mein Herz ist immer erfüllt von Ramas Ruhm. Als Inkarnation der Hingabe ist Rama alles."

Ein anderes Kapitel handelt von Shivas Erscheinen in Vrindaban zur Zeit Vishnus. Es beschreibt, wie Shiva Darshan von Krishna als Baby hat und wie Krishna später Shiva verehrt.

In seiner letzten Inkarnation erwähnte Shri Babaji bei einigen Gelegenheiten, dass er einer von Jesu Christi Lehrern gewesen sei, als dieser im Alter zwischen zwölf und dreißig gewesen sei, in der Zeit also, über die das Neue Testament sich ausschweigt. Und, wie schon weiter vorne erwähnt, sagte Babaji auch, dass er einige Jahrhunderte später Shri Shankara und dem großen Dichter-Heiligen Kabir Initiationen in yogische Praktiken gegeben habe. Anderen erzählte er, dass er im 11. und 12. Jahrhundert als der große buddhistische Heilige Milarepa gelebt habe.

Ein Traum wird bestätigt

Zwei oder drei Quellen zufolge können wir als wahrscheinlich an­nehmen, dass es vor ungefähr fünfhundert Jahren eine Inkarnation Babajis im Tibet gegeben hat. Swami Fakiranand, der Schüler, der Babajis Ashram verwaltete, schrieb Anfang der siebziger Jahre folgende Erfahrungen nieder:

"1972 gab mir Babaji die Zeichnung einer Inkarnation von ihm, die lange Zeit zurücklag. Diese Zeichnung zeigte ihn mit vier Armen... einem typischen Merkmal seiner Göttlichkeit. In einer Hand hielt er eine Conch-Muschel, in der zweiten einen Trishul (Dreizack), in der dritten einen Kamandalu (Wasserkrug) und in der vierten ein Chakrenrad (Symbol für ein spirituelles Energiezentrum im Körper). [Alle diese Symbole sind traditionellerweise dem Gott Shiva zugeordnet.] Irgendwie vergaß ich immer, Babaji da­nach zu fragen, wann und wo diese Zeichnung gemacht worden war.

Im Oktober 1972, während des Navratis, wurde die Shri Jagadamba Yagna Zeremonie in meinem Heimatdorf Dhanyan, District Almora, U.P., durchgeführt. Die Zeremonie wurde in Gegenwart von Babaji abgehalten.

Am vierten Tag des Navratis, ungefähr um drei Uhr früh, träumte ich, dass ich mit einer Gruppe von Lamas im Tibet sei. Ich hatte das Bild von dem vierarmigen Babaji mit mir, und im Traum zeigte ich es jedem Anwesenden mit der Frage, ob sie wüssten, wann es entstanden war und woher es kam.

Dann traf ich... einen Lama, namens Jankshu Lama und dieser erzählte mir, er selbst hätte dieses Bild vor ungefähr sechshundert Jahren gemalt und es käme ursprünglich aus Tibet. Zu jener Zeit hatte Babaji den göttlichen Körper eines Lama angenommen und war bekannt als Lama Baba, und Jankshu Lama war einer seiner ergebensten Schüler. Und Jankshu Baba fuhr mit seiner Erzählung fort:

 

" Ich war ein sehr ergebener Verehrer von Shiva, und es war die größte Sehnsucht meines Lebens, mit dem Darshan meiner verehrten Gottheit gesegnet zu werden. Das war meine ständige Bitte an meinen Meister. Dass mein Meister selber Shiva war, wusste ich damals nicht.

Es war mitten in einem strengen Winter, und ich belästigte meinen Meister dauernd mit der Bitte, er möge ein Chola (ein langes, von Sadhus getragenes Tuch ) tragen, da es so bitter kalt war; denn mein Meister trug niemals etwas außer ein um den Körper geschlungenes Tuch. Eines Tages jedoch gab er mir die Erlaubnis, für ihn eine Chola zu nähen. Ich war sehr erfreut und kaufte sofort ein Stück Stoff, doch wie ich mit der Arbeit anfangen wollte, merkte ich plötzlich, dass ich vergessen hatte, seine Maße zu nehmen. So ging ich geradewegs zu seiner Hütte.

Der Eingang war mit einer Strohmatte verdeckt, und so lugte ich durch die Ritzen. Was ich erblickte, ließ mich vor Verwunderung völlig fassungslos werden. Dort saß in tiefer Meditation versunken Shiva...; in einer Hand hielt er eine Coudi-Muschel, in der zweiten einen Trishul, in der dritten ein Kamandalu und in der vierten ein Chakra.... Ich kniff mich, um festzustellen, ob ich wach war oder träumte, denn ich konnte nicht erfassen, ob das, was ich sah, Wirklichkeit war, oder ob es nur meiner Einbildung entsprang. Dann kam mir in den Sinn, dass mein Meister denken könnte, ich würde ihm nach spionieren, und so lief ich in meinen Raum zurück. Jetzt war ich gewiss, dass mein Meister [Babaji] Shiva selbst war.

Du kannst dir vorstellen, welche Freude ich über die Erfüllung dieses lebenslänglich gehegten Wunsches empfand. Tatsächlich hatte ich all die Jahre mit Shiva verbracht, ohne dies zu bemerken.

Am nächsten Tag brachte ich die Chola, die ich mit vier Armen versehen hatte, zu meinem Meister. Als er das sah, wurde er ärgerlich und sagte: "Was ist das? Hältst du mich für einen Gaukler? Oder spielst du mit mir herum?" Ich er­zählte ihm, was ich in der vergangenen Nacht gesehen hatte, obwohl er das selber sehr genau wusste; das war eben sein Lila (das Spiel Gottes), und er fuhr dann fort, diesmal mit sanfter Stimme: "Da es dein lebenslänglicher Wunsch war, musste ich ihn erfüllen, und so zeigte ich dir, was du letzte Nacht gesehen hast". Jankshu Lama beendete seine Erzählung mit den Worten: "Damals machte ich eine Zeichnung von dem, was ich in der Nacht gesehen hatte."

Im selben Jahr (1972)..., als Babaji in Haidakhan war, kamen fünf oder sechs Lamas, um den Darshan von "Prabhu", dem Herrn, zu haben. Babaji unterhielt sich mit ihnen in ihrer Sprache und erzählte ihnen, dass auch er ein Lama in Tibet gewesen wäre. Das war das erste Mal, dass er das vor jemandem erwähnte. Die Lamas antworteten dar­auf mit der Begrüßung "Lama Baba ki jai!" (Heil dem Lama Baba.)

Diese Begebenheit wurde auch von Gangotri Baba, der auch unter dem Namen Swami Akhananda bekannt ist, bestätigt. Er lebte auf Anweisung von Bhagwan Haidakhan während der letzten fünfzig Jahre... im Himalaja. Das deckt die Zeitspanne von Baba Haidakhans Verschwinden nach 1922 zeitlich ab.

Als Gangotri Baba im Februar 1973 nach Haidakhan kam, hielt ich Satsang (religiöse Unterhaltung) mit ihm ab. Und während unserer Unterhaltung erzählte er mir, dass Jankshu Lama, er selber und ich allesamt in der Zeit des Erscheinens von Lama Baba in Tibet dessen Schüler gewesen sind und dass wir alle schon seit vielen Leben seine Schüler sind."26

Geschichten über den "alten Haidakhan Baba"

Die Manifestation zu Ende des 19. Jahrhunderts bis ins Zwanzigste hinein ist gut dokumentiert und kann von vielen noch lebenden Personen bezeugt werden. Es existieren einige Bücher (vor allem auf Hindi), die die Erfahrungen der Menschen mit dieser Inkarnation erzählen, welche, um das leichter auseinanderzuhalten, von den jetzigen Babaji-Schülern der "Alte Haidakhan Baba" genannt wird.

Mahendra Baba und Hari Dass Baba schrieben, dass diese Inkarnation Babajis in der Kumaon-Gebirgsgegend um 189027 herum ihren Anfang nahm, in einem unbekannten Dorf in den Bergen östlich von Nainital. Die Einwohner dieses Dorfes sahen an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen ein helles Licht (Jyoti), das auf einem nahegelegenen Berg aufflammte, für einige Zeit blieb und schließlich verschwand. Die Dorfbewohner meinten, dass dies ein göttliches Zeichen sei, versammelten sich eines Tages, kurz bevor das Licht normaler­weise erschien, und begannen Bhajans - devotionale Lieder - zu singen. Und wie dieses Mal das Licht erschien, stieg ein göttlicher Jüngling daraus hervor. Die Leute baten ihn, mit ihnen ins Dorf zu kommen. Er blieb im Hause des Waldhüters, Shri Dhan Singh. Dhan Singh, der fürchtete, dass der göttliche Jüngling weggehen könnte, schloss ihn jeden Tag in seinem Zimmer ein, bevor er zur Arbeit ging. Eines Tages, in Dhan Singhs Abwesenheit, brachen die neugierigen Dorfleute das Schloss auf und entdeckten, dass Babaji verschwunden war.

Einige Zeit später erschien Babaji im Dorf Haidakhan, das näher bei Nainital liegt, am Ufer des Gautama Ganga. In den unteren Ab­schnitten, von Haldwani an, ist dieser Fluss als Gola-Fluss bekannt. Er blieb für einige Zeit in Haidakhan und kehrte oftmals dorthin zurück, wenn er durch Nordindien und die Himalajas reiste. Dies gab ihm - neben vielen anderen - den Namen Haidakhan Baba. Er errichtete einen kleinen Ashram in Haidakhan, und in der Mitte der neunziger Jahre plante er den Bau eines einzigartigen achteckigen Tempels im Ashram und half bei dessen Errichtung selber mit.28 Ein interessantes Merkmal dieses Tempels sind die Steinplatten, die zum Bau verwendet wurden, da sie nirgends in der Umgebung des Ashrams zu finden sind. Alte Menschen in Haidakhan erinnern sich an die Erzählungen ihrer Eltern, wonach Babaji die Arbeiter zu einem Berg hinführte und, nachdem er die Steinblöcke markiert hatte, sie anwies, die Platten her­auszuheben. Daraufhin verwandelten sich diese Felsplatten in ein völlig anderes Gestein.29

Babaji war in der ganzen Kumaon und Himalaja Region wohlbekannt, da er sie oft zu Fuß durchstreifte, begleitet von einer kleinen Gruppe Schüler. Seine Wundertaten und sein "Alltagsleben" waren so­gar in dieser Gegend, wo wundertätige Heilige häufig anzutreffen sind, sehr außergewöhnlich. Ebenfalls ungewöhnlich waren seine Essgewohnheiten. Man sagt, dass er niemals Getreidespeisen zu sich genommen habe. Gelegentlich, wenn ein Schüler darauf bestand, aß er Früchte oder trank Milch. Herr Shiromani Pathak, aus Sheetlaket in Almora, wo Babajis Siddhashram steht, war sechs Monate mit Babaji zusammen und berichtet, dass er in der ganzen Zeit niemals Wasser oder Nahrung zu sich nahm. Auch traf er Babaji niemals schlafend an.30

"Eines Tages im Februar trafen einige Heilige ein, die von Shri Munindra Baba (einer von Haidakhan Babas Namen) gehört hatten, um ihn zu sehen. Während ihrer Unterhaltung kamen sie auf die Kaphal-Frucht zu sprechen. Einige der dort in der Gegend ansässigen Leute bemerkten, dass diese Frucht nur im Mai oder Juni erhältlich sei, aber niemals im Winter. Der Wunsch, dass Babaji ihnen Kaphal als Prasad geben sollte, stieg in allen auf. Als Antwort auf ihre Gedanken ging Babaji etwas abseits und brachte - wer weiß woher - einige reife Kaphal-Früchte, die noch immer am Ast hin­gen und verteilte sie als Prasad."31

Babaji führte täglich Yagya oder Havan aus, eine religiöse Feuerzeremonie, bei der dem Feuer Opfergaben der Erde dargebracht wer­den. Feuer gilt als Symbol für den Mund des Göttlichen. Wenn Ghee (geklärte Butter), das wie Öl benutzt wird, nicht verfügbar war, benutzte Babaji Wasser. Einmal, in Ranikhet, berichtete der Sohn von Herrn Ram Datt seinem christlichen Schulvorsteher über diese Praxis von Babaji. Der Vorsteher war neugierig und ging Babaji besuchen, der auf dem Flachdach eines Hauses, das einem Schüler gehörte, ein Yagya ausführte. Immer wenn Babaji Wasser in die Feuergrube goss, schossen die Flammen bis zu einer Höhe von 8 bis 10 Metern hoch. Der Schulvorsteher wurde ein begeisterter Schüler von Shri Babaji.32