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Friedrich Arnold Brockhaus - Erster Theil

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Was meine Verhältnisse mit Baggesen selbst betrifft, so sind sie insoweit wiederhergestellt, daß ich alle Kränkungen, die mir widerfahren, längst vergessen habe. Baggesen ist einer der am eigenst organisirten Menschen, die auf der Erde leben, und ich glaube, daß er mehr wie Rousseau von sich sagen könnte, daß Niemand auf der Erde ihm gleiche. Um Baggesen zu messen und zu beurtheilen, muß man einen ganz andern Maßstab haben als für andere Menschen! Ich habe dies zu Zeiten vergessen, daher viele Misverständnisse, Störungen, Unannehmlichkeiten. Doch ich will mich darüber hier nun auch nicht weiter verbreiten. Ich liebe und verehre Baggesen unendlich.

Was Ihre gütige Mittheilung über Baggesen's Verhältnisse betrifft, so sehe ich solche als einen Beweis Ihres Vertrauens gegen mich an. Empfangen Sie dafür meinen herzlichsten Dank. Ich werde Ihnen ganz aufrichtig darauf antworten. Wäre ich reich, so würde, um einen so trefflichen Mann und Freund wie Baggesen zu unterstützen und ihm bis auf bessere Zeiten Vorschüsse zu thun, bei mir keine Secunde Bedenkzeit oder Bedenklichkeit stattfinden. Aber ich bin nicht reich, und bei meiner Unternehmungslust, Thätigkeit und bei meinen jetzigen vielfältigen Verbindungen mit den Koryphäen der Gelehrten-Republik in Deutschland fehlt es mir an genügendem Fonds, als daß ich auch nur etwas davon da gebrauchen könnte, wo Freundes-Gesinnung es mir wie hier gebieten würde, ihn zu theilen. Daß ich als Hausvater und als Vorsteher einer zahlreichen Familie auch in dieser Hinsicht Pflichten habe, kann ich auch noch wol anführen. Indessen ist es auch eine nicht mindere Pflicht, dem wackern und durch Umstände gedrückten Freunde zu helfen, soviel man kann und soweit man darf. Kann unser Baggesen also berechnen, daß er mir in einem gewissen Zeitraum, etwa in 2 à 3 Monaten, das Manuscript zu den mir seit langer Zeit zugesagten »Dichterwanderungen« besorgen kann, so erlaube ich ihm selbst oder Ihnen, dann gleich auf mich die Summe von 50 Louis à 3 Monat dato ziehen zu können, und, wenn ich bis dahin einiges Manuscript erhalten habe, den 15. August nochmalen 50 Louis auf gleiche Weise ziehen zu dürfen. Herr Toberheim oder ein Anderer wird, denke ich, diese Tratten gern nehmen und Baggesen gleich den Betrag dafür auszahlen. Ich lege Ihnen zu diesem Zweck eine Declaration hier bei, von welcher Sie Gebrauch machen können. Fühlt Baggesen aber, daß seine physischen und geistigen Kräfte ihm in diesem Augenblicke die Redaction jenes Werks nicht erlauben, so werden die Tratten unterbleiben. Ich sage »Redaction«, denn der Stoff des Werks liegt da, ist bereits von ihm erschaffen, und es bedarf nur einer Form und Anordnung. Will er, was unser und sein Plan war, aus seiner früher wirklich geführten Correspondenz — und wer schreibt Briefe wie er? — das Werk bereichern, so glaube ich, dürfte Baggesen nur einer kurzen Ermannung und des ernsten Wollens bedürfen, um in kurzer Zeit unsern und den Wunsch seiner zahlreichen Verehrer zu erfüllen, und zugleich sich und seiner Familie, außer dem Danke des Publikums, eine ehrenvolle, wenn auch kleine Unterstützung zu bereiten.

Machen Sie, werthester Herr Fauriel, von diesen Eröffnungen den zartesten und delicatesten Gebrauch. Baggesen ist oft wie die Sensitive: nähert man sich ihr, so zieht sie sich zusammen; so auch Baggesen nicht selten.

Ich habe seit Ihrem Briefe noch nichts von Baggesen gesehen und bin nun wol seit vier Monaten ohne alle Berichte von ihm.

In zwei kurz darauf geschriebenen Briefen ist nichts Wichtiges enthalten.

Brockhaus sagt unterm 25. Juli, daß er beabsichtige, bald nach Paris zu kommen, und sich unendlich freuen würde, Fauriel's persönliche Bekanntschaft zu machen; Baggesen, der Fauriel's Nachrichten zufolge schon längst in Amsterdam hätte angekommen sein müssen, sei übrigens noch nicht erschienen, und rechne er nun also schon nicht mehr auf seine Ankunft. »Dies ist mir aber nicht neu mehr am Dichter der 'Parthenais'«, fügt er lakonisch hinzu.

Der nächste Brief, vom 15. August, handelt ebenfalls nicht näher von den Baggesen'schen Angelegenheiten, sondern im Eingange von dem (später wieder aufgegebenen) Projecte einer französischen Bearbeitung der Massenbach'schen Manuscripte und dann von andern literarischen Dingen, doch lassen wir ihn gleich hier mit folgen. Er lautet:

Meinen herzlichsten Dank für die Eröffnungen Ihres letzten Briefes, den Barometer Ihrer Preßfreiheit betreffend. Ja, man muß gestehen, daß die große Nation ganz rasend frei ist und die Engländer z. B., bei denen man Alles sagen darf, was ein gebildeter Mensch denken mag, in einer schrecklichen Sklaverei leben!

Von Treuttel & Würtz habe ich noch keine nähere Antwort. Aber sie kann nicht bejahend oder einladend sein. Vor der Hand bleibe also das Project suspendirt! Wir werden erst nur einen Theil des Originals bekannt machen. Vielleicht findet sich dann die Sache eher ausführbar. Eine nähere Analyse des Inhalts sende ich Ihnen lieber durch Treuttel & Würtz.

Auch für Frankreich würde ohnstreitig ein Werk dieser Art großes Interesse haben. Haben Thiébault's »Souvenirs«, Mirabeau's »Lettres«, Séguis' »Histoires«, jetzt Lamband's »Matériaux« und die »Caractères prussiens« doch alle mehrere Auflagen erlebt; haben Masson's »Mémoires«, Rulhière's und Carteras' Berichte nicht großen Beifall gefunden? Diese Werke sämmtlich sind aber mit den Memoiren, die wir jetzt herausgeben, in Hinsicht auf Originalität, inneres Interesse und ihre historischen Enthüllungen keineswegs zu vergleichen. Durch coupures und Verschmelzungen von I-II und französischen National-Zuschnitt würde, wir glauben es gewiß zu sein, ein für ganz Europa von höchstem Interesse seiendes Werk daraus geschaffen werden, da die französische Sprache es für ganz Europa lesbar macht. Die individuelle Geschichte der Zernichtung eines Staates wie der preußische, den ganz Europa seit einem halben Jahrhundert als ein hohes Muster innerer und äußerer Vollkommenheit betrachtete oder bewunderte, und durch dessen Fall der ganze Continent in Sklaverei gerathen, diese Geschichte von einem höchst geistvollen und genialen Manne, der Alles zu sehen und zu untersuchen Gelegenheit hatte, der selbst auf dem höchsten Posten stand, in ihren Ursachen und Wirkungen zerlegt und aufgehellt zu sehen, kann nicht anders als für Mit- und Nachwelt das lebendigste Interesse haben. Es gibt hier keine Abstractionen nach geschehenem Factum eines müßigen Scribenten. Es ist hier die lebendige Erzählung eines Augenzeugen, der, mit der reichsten Intelligenz ausgestattet, schon seit einer Reihe von Jahren die Auflösung des für Europas Cultur und Freiheit wichtigsten Staates herannahen sah, der Alles anwendete, ihr zu steuern, der endlich in Augenblicken der höchsten Gefahr mit ans Steuerruder gesetzt wurde, aber, da nichts mehr zu retten war, das Schiff zertrümmern sah. Freilich sind die Werke für Deutschland vom ersten Interesse. Allerdings. Sie werden dies dort auch erwägen, und sind wir einer guten Unternehmung dadurch schon sicher. Wenn die ersten Bände heraus sind, werde ich mir die Freiheit nehmen, sie Ihnen zu senden, und bitte ich mir dann einmal Ihre nähere Meinung aus.

Da ich in Paris noch mancherlei zu besorgen habe, so werde ich, um all' das zusammen zu berichtigen, vielleicht gegen den Herbst oder im Winter mal die im Grunde so kleine und doch in so vieler Hinsicht angenehme Reise machen.

Wenn Ihre »Parthenais«, von der Baggesen mir so unendlich viel Gutes sagt, fertig ist, komme ich vielleicht dann, um den seltsamen Eindruck zu beobachten, den dieser germanische ernste Gesang auf die verweichlichten Nerven der verbildeten Bewohner der europäischen Hauptstadt machen möchte!

Für Ihre gefällige Anerbietung, mein Cicerone sein zu wollen, meinen herzlichsten Dank. Ich werde Sie gewiß daran erinnern.

Baggesen schreibe ich heute recht viel, auch von Ihnen! Er wird es Ihnen schon sagen.

Den »Aladdin« von Oehlenschläger, der bei uns herausgekommen, werden Sie von Herrn Würtz erhalten. Sie wollen gütigst das Exemplar als ein Zeichen meiner Ergebenheit annehmen.

Von Herrn B. Constant habe ich auch Briefe von Coppet. Herr von Villers hat mich schon vor einiger Zeit mit ihm in Verbindung gesetzt, um sowol von ihm selbst einmal irgend ein interessantes Werk in Verlag zu erhalten, als insbesondere durch ihn eins von Madame von Staël.

Hierzu ist auch Hoffnung da. Madame de Staël schreibt Briefe über Deutschland, seine gesellschaftliche und literarische Cultur, und sie ist, wie mir Herr Constant schreibt, nicht abgeneigt, ihre Bekanntmachung meiner Handlung zu übergeben. Dies würde für meine Handlung ein kleines Glück sein! Sollten Sie gelegentlich und füglich bei Herrn Constant zur Beförderung meines Wunsches mitzuwirken thunlich finden, so bitte ich Sie, es zu thun.

Nachschrift. Ich adressire meinen Brief an Baggesen nach Marly. Er ist doch noch da, sodaß der Brief ihn treffen kann?

Der nächste Brief ist aus Leipzig vom 20. October 1808 datirt und also während der ersten Anwesenheit von Brockhaus auf der Buchhändlermesse geschrieben. Brockhaus war wieder lange ohne Nachricht von Baggesen und namentlich ohne Manuscript geblieben, obwol dieser zwei Wechsel auf ihn abgegeben und versprochen hatte, selbst nach Leipzig zu kommen. So wendet er sich denn wieder an Fauriel mit der Bitte um Auskunft über Baggesen. Sein Brief lautet:

Ich schreibe Ihnen, werthester Herr Fauriel, diese Zeilen von der Messe aus im Gedränge meiner sonstigen Geschäfte.

Ihren letzten Brief, den ich noch in Amsterdam erhielt, habe ich nicht gleich zur Hand, und ich behalte mir dessen Beantwortung bis zu einer gelegenern und ruhigen Zeit bevor. Heute will ich mich mit Ihnen blos über unsern Baggesen unterhalten.

 

Baggesen zog im Juli circa 55 Louis auf mich. Im Wechsel stand: »suivant l'avis«. Diesen Avis hatte ich bei der Präsentation nicht erhalten. Ich hätte also die Tratte mit Protest eigentlich zurückweisen müssen, »car il faut faire des affaires comme des affaires«. Ich that das aber doch nicht. Ich acceptirte den Wechsel und ist er auch schon längst bezahlt. Den Avis habe ich nicht erhalten. Ehe dieser erste Wechsel aber verfallen war, kam schon wieder ein zweiter von auch 55 Louis, wieder »suivant l'avis«, aber ich hatte wieder keinen »Avis«. Was hätte ich thun müssen? Denke sich jeder in meine Lage als Geschäftsmann! Ich that das aber wieder nicht, was ich als solcher thun mußte.

Vor einigen Tagen erhalte ich nun aber endlich einen Brief von Baggesen vom 15. September, der über Amsterdam gelaufen und mir von da zugesandt worden. Hier erwähnt denn Baggesen dieser Tratten beiläufig und ersucht mich, daß ich Toberheim vom Accept derselben benachrichtigen möchte. Ich thue dies in der Einlage, die Sie die Güte haben wollen an Herrn Toberheim abzugeben. Baggesen schreibt mir, daß er auf dem Punkte stünde, Paris zu verlassen, daß er über Frankfurt reisen, von dort nach Leipzig kommen und mich hier zur Messe besuchen würde. Seit dem 15. September sind aber jetzt schon über fünf Wochen verflossen, und ich muß also vermuthen, daß aus der Reise entweder gar nichts geworden, oder daß Baggesen eine andere Route genommen. Ich bleibe noch circa 14 Tage hier, eine Zeit, die hinreichend ist, um von Ihnen, wenn Sie mir mit umgehender Post zu antworten die Güte haben, hier noch Ihre Auskunft hierüber zu erhalten.

Sie wissen, werthester Herr Fauriel, daß ich mich auf das bestimmteste erklärt habe, daß, wenn Baggesen die Tratten auf mich machte, ich auch dann schnell in Besitz einiges für den Druck fertigen Manuscripts müßte gesetzt werden, um davon noch für dieses Jahr Gebrauch machen zu können. Ich habe mich ohne Scheu und Scham über meine Verhältnisse erklärt, offen gesagt, daß meine Lage mir durchaus nicht erlaubte, unter andern Bedingungen diese Zahlungen zu leisten und anzunehmen. Jetzt ist aber schon die eine Tratte von 55 Louis bezahlt, und die andere ist acceptirt, was so gut ist als bezahlt. Noch aber habe ich bis heute, Ende October, kein Blatt Manuscript.

Meine Bitte an Sie ist also, daß, wenn Baggesen noch dort ist, Sie ihm den Inhalt dieses Briefes mittheilen und mir mit umgehender Post hierher Auskunft über Baggesen's Intentionen sowol, als über das Gefördertsein des Manuscripts und wann und wie ich solches erhalten soll, geben wollen. Die Pflichten, die ich gegen meine Handlung habe, zwingen mich, daß ich darüber Gewißheit haben müsse. Baggesen kann und wird es mir nicht übelnehmen, daß ich mich darüber an Sie und nicht an ihn direct wende. Er ist nicht pünktlich im Antworten, Sie sind es. Sie kennen aber auch außerdem alle unsere Verhältnisse; Sie sind Baggesen's Freund, Sie sind gegen mich gütig gesinnt, Sie werden meinen Auftrag mit all der Zartheit und Delicatesse, die er erfordert, ausrichten. Sie werden meine Lage und meine Verhältnisse fassen und würdigen.

Ich wiederhole meine Bitte, mir mit umgehender Post darüber hierher nach Leipzig zu schreiben.

Wegen Ihrer »Parthenais« hoffe ich nun bald Ihren und Treuttel's Bericht zu empfangen, daß mit dem Druck begonnen werde. Den mir gütigst im Manuscript versprochenen Gesang werden Sie wol nach Amsterdam gesandt haben.

Die Massenbach'schen Werke sind noch nicht so weit gediehen, daß ich Ihnen solche habe senden können bisjetzt. In Zeit von acht Tagen werde ich Ihnen aber einen Theil derselben zusenden und für die Herren Treuttel und Ihren Freund (Oelsner?) Exemplare beilegen. Was ich Ihnen jetzt sende, ist das zweite und dritte Werk, welches wir angekündigt haben. Von dem interessantesten: den Memoiren in drei oder vier Bänden, erscheint der erste Band erst in vier Wochen, den Sie auch sogleich erhalten sollen.

Soweit auch ich das französische Publikum beurtheilen kann, wird eine Bearbeitung und Ineinander-Verschmelzung dieser Werke in Frankreich ein großes Publikum finden. In Deutschland ist die Erwartung so darauf gespannt, daß wir so viele Bestellungen darauf haben, um gezwungen zu sein, ehe die erste Auflage fertig ist, schon eine zweite drucken zu lassen.

Leben Sie wohl. Wenn Baggesen noch in Paris ist, tausend Empfehlungen an ihn!

Ihr Ihnen von ganzer Seele zugethaner

Brockhaus.
Adr. Herrn Heinr. Graeff in Leipzig.

Fauriel's Vermittelung scheint diesmal ganz ohne Erfolg gewesen zu sein. Brockhaus ging nun die lange mit Baggesen geübte Geduld endlich aus. Er schreibt an Fauriel aus Amsterdam vom 15. Juni 1809:

Es ist beinahe ein ganzes Jahr, daß Sie nichts von mir, ich nichts von Ihnen gehört habe. Sind wir uns auf einmal so fremd geworden? Welch ein böser Genius hat die zarten freundschaftlichen Verhältnisse, womit Sie mich zu beehren schienen, auf einmal so locker gemacht? Ich weiß es nicht, was mich verhindert hat, Ihnen zu schreiben. Ich weiß noch weniger, was allenfalls Sie könnte bewogen haben, gegen mich zu schweigen: es sei denn, daß vielleicht à la lettre Sie mir zuletzt geschrieben hätten. Aber werden Sie dies so streng nehmen? Sie wissen wie geschäftsvoll wir Geschäftsleute oft sind, und wie uns da oft unser Gedächtniß über Brief-Beantwortungen, die nicht unmittelbar in das kaufmännische Verhältniß eingreifen, untreu wird! Sie verdammen mich deshalb gewiß nicht. Ich Sie auch nicht, daß Sie mir nicht geschrieben haben. Wer weiß, was Sie daran verhindert hat? Sie werden mir es sagen, auch wenn ein kleiner Groll die Ursache davon gewesen.

Mit Baggesen bin ich leider ganz zerfallen. Ich möchte darüber ganz gegen Sie schweigen, da es sonst den Anschein erhalten könnte, als suchte ich ihn vielleicht bei Ihnen zu verkleinern, mich zu entschuldigen oder ihn zu beschuldigen. Allein das Alles mag ich nicht und kommt mir nicht in den Sinn. Nur historisch muß ich es Ihnen doch sagen, daß wir zusammen zerfallen und warum wir es sind. Sie erinnern sich, wie Sie mir im vorigen Jahre Baggesen's abattement und die Ursache davon, seine pecuniären Verlegenheiten, schilderten. Sie wünschten, daß ich ihm 50 Louis avanciren möchte; Sie hatten den Edelmuth, solche mit Ihrem künftigen Honorare zu garantiren. Sie wissen, daß ich antwortete: »ich sei für den Augenblick und überhaupt nicht in der Lage, Vorschüsse geben zu können; ich bedürfe jedes Francs meines Capitals für mein laufendes Geschäft«; wenn also Baggesen nicht moralisch und physisch gewiß sei, mir diejenigen Manuscripte, worüber zwischen uns schriftliche Contracte oder mündliche Zusagen existirten, in einer gewissen Zeit (ich glaube, ich setzte drei Monate dazu) zu liefern, so könnte und dürfte ich die verlangten 50 Louis nicht zugestehen; wäre aber, fuhr ich fort, Baggesen dessen gewiß, so könnte er selbst 100 Louis auf mich trassiren. Sie werden sich Alles dessen erinnern. Auch dessen, daß Baggesen die Zusage machte, und daß er 100 Louis auf mich trassirte. Sie werden sich erinnern, daß er seine Arbeiten, worauf diese 100 Louis entnommen, unterbrach, weil ihm ein anderes Gedicht, der »Faust«, in den Sinn gekommen war. Sie werden sich erinnern, wie Sie selbst mir über diese neue Idee Baggesen's schrieben, und wie Sie wünschten, daß ich solche der andern möchte vorgehen lassen. Baggesen selbst sandte mir den ersten Act per reitende Post von Paris zu als Probe und äußerte mit Ihnen gleichförmige Wünsche. Sechs Monate verstrichen indessen und ich erhielt keine Zeile Manuscript irgend einer Art, weder vom »Faust« noch von den mir zuerst zugesagten Manuscripten. In der Zwischenzeit war Baggesen freilich einige Zeit in Frankfurt unpäßlich geworden, und hatte mir dies Gelegenheit gegeben, ihm aufs Neue meinen guten Willen zu zeigen, ihm dienen zu wollen. Die Unpäßlichkeit war aber vorüber, und es fand sich dadurch jeder Grund aufgehoben, das eine oder das andere seiner Versprechen zu erfüllen. Es war dies unbedingt selbst seine Pflicht. Aber ich erhielt immer keine Zeile Manuscript, wol aber beleidigende, ausweichende Briefe. So ließ ich endlich gezwungen die zweiten 50 Louis, die noch nicht bezahlt waren, protestiren (die ersten 50 Louis waren bezahlt), da ich vollends hörte, daß er den mir zugesagten »Faust« an einen andern Buchhändler in D. verhandelt hatte. Ich mag und will die unangenehmen Discussionen, die hierüber zwischen Baggesen und mir vorgefallen, nicht alle entwickeln; ich kann nur sagen, daß ich in mir das Bewußtsein habe, zu jeder Zeit und in jedem Verhältnisse gegen Baggesen als höchst rechtlicher Mann gehandelt zu haben; ich habe vergebens Schiedsrichter aus unsern Freunden vorgeschlagen, im Fall sich wirklich etwas zwischen uns zu erörtern fände (ich habe dazu Villers und Perthes vorgeschlagen; ich schlage noch Sie und Herrn Würtz dazu vor), Alles umsonst. Ich habe keine Zeile Manuscript bis heute! Ich habe keinen Sou Rembours für die bezahlten 50 Louis und noch etwa 300 Louisdor von sonstigen Avancen. Ich habe keine Antwort auf meine Vorschläge: etwaige Differenzen, ob ich gleich im Grunde dergleichen nicht kenne, da seit der Epoche, wo ich ihm auf Ihre Vorsprache das Geld dargeliehen, nichts Anders zwischen uns verhandelt ist. Baggesen will freilich diese 50 Louis anders compensiren: so soll ich von den »Heideblumen«, wie er in seiner Idee glaubt, mehr Exemplare haben drucken lassen als contractmäßig war (indem er annimmt, sonst müsse die erste Auflage schon verkauft sein!!) u. s. w.

Das heißt nun wol leeres Stroh gedroschen, aber was wollen Sie, daß ich anders thun soll, anders thun kann, als zu sagen: »wenn Sie, Baggesen, glauben, daß ich Ihnen zu wehe gethan habe, so entscheide hier Ihr und mein Freund Perthes in Hamburg oder Würtz in Paris als Buchhändler, Villers in Lübeck oder Fauriel in Paris als Gelehrte«? Dann hatte man mit Ehre und Rechtlichkeit die Discussion geführt und sie beendigt, anstatt daß sie jetzt tiefe Spuren der Erbitterung hinterlassen und beide Theile beim neugierigen Publikum compromittiren wird. Ich schweige darüber. Etwas mußte ich Ihnen doch darüber sagen. Vielleicht kommt Baggesen nach Paris zurück, vielleicht auch nicht. Ich weiß nicht, wo er ist und wohin er geht.

Sie haben für die 50 Louis garantirt. Darum schreibe ich Ihnen aber nicht. Ich werde Sie dieser Garantie unbedingt entlassen, wenn nicht ein dritter Freund von uns Beiden (etwa Herr Würtz oder wen Sie wollen) sein erklärtes oder bestimmtes Votum darüber gibt. Ich würde hier gleich unbedingt Verzicht darauf thun, wenn ich nicht überzeugt wäre, daß Ihre Delicatesse dieses nicht erlauben würde. Ich habe Ihnen heute nur die Facta, die zwischen Baggesen und mir stattgehabt, melden wollen: daß ich bis heute keine Zeile Manuscript erhalten, daß Baggesen sich allen Verbindlichkeiten gegen mich zu entziehen sucht, daß er in längst abgemachten Sachen Phrasen aufsucht, um mich damit abzufertigen &c. &c.

Wie leid es mir thut, in Baggesen den Menschen nicht so verehren zu können als den Dichter, werden Sie mir ohne Versicherung glauben. Auch die an Baggesen avancirten 50 und 25 Louis entbehre ich ungern. Ich habe Ihnen und Baggesen oft und ohne Hehl gesagt: ich bin nicht reich; ich kann nicht vorschießen, ich bedarf jedes Louisdor für mein Geschäft und für meine zahlreiche Familie (ich bin Gatte und Vater von sechs Kindern). Mein Geschäft erfordert beständig Fonds, und so entbehre ich diese 75 Louis ebenfalls sehr schmerzlich. Ich habe auch Baggesen das gesagt, aber der gefällt sich in seinen neuen Verbindungen zu gut und ist zu wohl darin, als daß es ihm einfiele, darauf zu achten einmal.

Ob nun noch wol die französische »Parthenais« erscheinen wird in meinem Verlage? Mein Wort ist und bleibt mir heilig darin, unerachtet des nicht zu überwindenden Widerwillens an Allem, was von Baggesen herkommt, solange mein ganzes Verhältniß zu ihm nicht hergestellt ist. Ich werde gewiß Baggesen nicht nachahmen, der alle Verbindlichkeiten für nicht verbindlich hält, wenn kein förmlicher Contract darüber da ist. Sie sind ein zu edler Mann, um gleiche Grundsätze zu haben. Ihnen und mir wird ein einfach gegebenes Wort selbst heiliger sein als ein förmlicher Contract. Also ich bleibe der Verleger der französischen »Parthenais«, und ich bin bereit, auf der Stelle damit anfangen zu lassen, sobald Sie mir melden, daß das Manuscript vollendet sei. Herr Würtz hat mir dies in Leipzig versichert. Ob ihm so ist, sagen Sie mir selbst. Einstweilen bitte ich Sie aber dringend, mir doch irgend eine Episode oder einen Gesang davon per Brief zuzusenden. Sie haben mir dies lange versprochen, und ich mahne Sie daran.

 

Mit dem Werke des Herrn von Massenbach geht es in Deutschland sehr gut. Die »Memoiren« werden unstreitig das wichtigste Werk für die neueste Geschichte Deutschlands. Sie werden dazu weit developpirter als zuerst im Plan vorlag, und es dürften statt drei jetzt vier Bände werden (außer den »Rückerinnerungen« und den »Denkwürdigkeiten«). Der zweite Band ist eben erschienen, und ich schicke Ihnen denselben in acht Tagen zu. Der dritte Band erscheint in sechs Wochen. Sobald Sie diesen dritten Band der »Memoiren« erhalten haben, erbitte ich mir Ihre Meinung darüber; eher nicht.

Herr Würtz sagte mir, daß Sie die Güte haben wollten, eine Anzeige der classischen Geschichte der Botanik, die in meinem Verlage erschien35, für den »Publicisten« zu besorgen. Ich danke Ihnen im voraus dafür. Senden Sie mir die Anzeige aber doch zu, da ich den »Publicisten« nicht mehr lese.

Leben Sie wohl! Ich verbleibe Ihnen mit der innigsten Liebe und Freundschaft zugethan.

Brockhaus.

Fauriel antwortet bald auf diesen Brief, und es kommt nun wenigstens die Angelegenheit über die französische Uebersetzung der »Parthenais« in Ordnung. Brockhaus schreibt an Fauriel aus Amsterdam am 1. August 1809:

Ich erfülle Ihren Wunsch, Ihnen recht bald auf Ihren gütigen Brief vom 22. Juli zu antworten, dadurch, daß ich es gleich auf der Stelle nach seinem Empfange thue. Sie werden dadurch mit mir zufrieden sein.

Das Geschäft, worüber wir nun seit länger als zwei Jahren miteinander correspondiren, muß doch auch endlich zu Ende gebracht werden. Daß es das noch nicht ist, will ich Ihnen gewiß nicht anrechnen, und Sie werden es mir auch nicht thun. Indessen lassen Sie uns jetzt Beide zusammenwirken, daß nicht wieder ein neuer Aufenthalt darin stattfinde. Meine Gesinnungen darüber haben sich im wesentlichen in nichts geändert. Ich habe dazu einmal darin einen Entschluß gefaßt gehabt, und da ich gewohnt bin, zu überlegen, ehe ich einen Entschluß fasse, so bleibt es bei mir auch dabei und ich pflege davon selten oder nie zurückzukommen. Daß meine persönlichen Verhältnisse zum ursprünglichen Verfasser sich verändert, wirkt noch weniger auf mich in Rücksicht meiner Bestimmungen darin. Es bleibt also damit ganz so, wie wir darüber ein für allemal eins geworden. Ich schreibe heute an die Herren Treuttel & Würtz, und gebe diesen die unbeschränkteste Vollmacht, mit Ihnen alle die Maßregeln zu concertiren, welche zur Herausgabe nöthig sind, als ich ihnen auch gleich für die dazu seiner Zeit nöthigen Fonds bereits den erforderlichen Credit eröffne. Die Stärke der Auflage überlasse ich Ihnen und Herrn Würtz zu bestimmen. Für Holland, England, wohin ich Gelegenheit habe, Einiges zu senden, und für Deutschland wünschte ich 4-500 Exemplare zu meiner Disposition zu haben. Da man es für eine Art relativer Unmöglichkeit hält, die »Parthenais« in französischer Sprache darzustellen, so wird schon, abgesehen vom höhern ästhetischen Interesse, eine Art von Neugierde den Verkauf der französischen »Parthenais« ziemlich befördern. Da ich also 4-500 Exemplare für das Ausland hier bedarf, so dürfte vielleicht eine Auflage von 1500 Exemplaren im Ganzen nicht übertrieben sein. Ich überlasse aber, wie gesagt, die Bestimmung derselben Herrn Würtz und Ihnen ...

So wäre denn alles Nöthige von mir besorgt, und ich überlasse es nun Ihrer Sorgfalt, alle weitern Veranstaltungen zur wirklichen Ausführung zu treffen. Benachrichtigen Sie mich bald vom Geschehenen. Werden Sie mir aber nicht böse, wenn ich Sie nochmalen an Ihr altes, altes Versprechen erinnere, mir doch einstweilen irgend ein isolirt zu genießendes morceau aus Ihrer »Parthénéide« mitzutheilen! Ich bitte Sie selbst wiederholt darum, und ich werde es sehr gern sehen, wenn Sie es mit Ihrer gütigen nächsten Antwort mittheilen wollen.

Ich will Ihnen — Sie sehen, daß ich dankbar bin — auch noch etwas mittheilen, das für Sie nicht ohne Interesse sein möchte; und zwar für Ihren Discours préliminaire, auf den Sie ein wenig, wie wir Alle recht viel halten. Sie erinnern sich der interessanten Recension der »Parthenais«, welche vor etwa 1½ Jahr in der »Neuen Leipziger Literatur-Zeitung« befindlich war. Baggesen glaubte, daß solche von Professor Jacobs, damals in Gotha und jetzt in München, herrühre. Es wird Baggesen interessiren zu hören, und ich bitte Sie es ihm zu sagen, daß er sich darin geirrt. Ich habe auf meiner letzten Reise zur leipziger Messe den Verfasser derselben persönlich kennen gelernt und mir sein Vertrauen wie seine Freundschaft erworben. Es ist der Doctor Apel in Leipzig, unstreitig einer der scharfsinnigsten und geistvollsten Kritiker im ästhetischen Fache, den wir jetzt in Deutschland besitzen, und zugleich selbst trefflicher und genialer Dichter, obgleich ziemlich unbekannt und seinen Namen nicht preisgebend, noch nicht von der Nation, sondern nur von den wenigen Vertrauten seiner Muse gefeiert. Nun, von demselben ist auch unlängst eine ganz treffliche und sehr umständliche Recension der »Louise« von Voß erschienen, einem Gedichte, das man in Deutschland immer in eine gewisse Art von Parallele mit Baggesen's »Parthenais« zu setzen pflegt, eine Rezension, die in das Wesen dieser Dichtungsarten, den Geist und das Technische derselben höchst geistvolle Blicke thut, und deren Kenntniß Ihnen, wie ich glaube, recht lieb sein wird, wenn Sie auch nichts besonderes Neues dadurch erfahren möchten. Ich will Ihnen auch noch eine ganz herrliche Recension meines Freundes über Jean Paul's »Vorschule der Aesthetik« mittheilen, die eben in der »Jenaischen Literatur-Zeitung« befindlich, und die Ihnen ebenfalls manche neue Ansicht wird kennen lehren. Das Buch selbst besitzt Baggesen, wie ich weiß. Diese beiden Recensionen sende ich Ihnen mit erster Gelegenheit durch die Herren Treuttel & Würtz.

Ich werde Alles, was Baggesen und meine Verhältnisse mit demselben directe als indirecte seinetwegen mit Ihnen betrifft, nie weiter in meine Briefe an Sie aufnehmen, sondern darüber, so lange Sie einigen Antheil daran nehmen wollen, separate Memoires lieber beilegen. Ich werde dies auch heute thun und übergehe alles hierauf Bezug Habende hier und in meinen weitern Briefen.

Ich danke Ihnen schon vorläufig für Ihren guten Willen, über Sprengel's »Historia rei herbariae« ein bedeutendes Wort im »Mercure« sagen zu wollen. Uebrigens lese ich den »Mercure« ganz regelmäßig, und haben Sie nicht nöthig, sich wegen der Zusendung der Nummern besondere Mühe zu geben; es wäre denn dazu, daß ich sie dem würdigen Verfasser mittheilen möchte.

Von demselben Verfasser ist eben bei mir der erste Theil eines andern vortrefflichen Werkes erschienen: »Institutiones medicae« welches den ersten Theil der Physiologie enthält. Die vorläufige Ankündigung davon lege ich Ihnen hier bei. Den ersten Theil selbst werde ich so frei sein, Ihnen durch Herrn Würtz einhändigen zu lassen. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie Gelegenheit haben möchten, auch für dieses Werk von irgend einem ganz der Wissenschaft gewachsenen Manne für eines der größern Journale eine wahrhaft beurtheilende Recension zu veranstalten ...

Ich höre nicht auf, Sie mit Bitten zu belästigen. Ich habe ihrer noch einige an Sie.

Dem vor etwa 14 Tagen durch Treuttel & Würtz an Sie abgesandten Packete habe ich noch beigelegt ein Cahier Umrisse von Flaxman zu Dante's »Commedia divina« und drei Hefte von Umrissen zu Ossian. Jene bilden blos das erste Heft, und folgen demselben noch zwei Hefte von gleicher Stärke. Es sind Nachstiche nur. Dieses — die Umrisse zum Ossian — bilden aber ein Ganzes und Original und rühren von einem gerühmten deutschen Künstler her mit Namen Rühl. Ich habe die Platten dieser Zeichnungen (les cuivres) von der Handlung, welche solche hat machen lassen, und welche Handlung durch Unglücksfälle zurückgegangen ist, in vergangener leipziger Messe käuflich an mich gebracht; ich lasse solche jetzt completiren, neu abdrucken, elegant cartonniren u. s. w. Zu den deutschen Umrissen gehören zwei Abdrücke des Originals in 4° und in 8°, ganz elegant gedruckt und höchst correct, und zugleich eine deutsche Uebersetzung dieses Dichters von einem der vorzüglichsten deutschen Schriftsteller und Dichter. Alles freilich nach Willkür der Käufer, was sie nehmen wollen. Ueber den artistischen Werth dieser Umrisse will ich mich hier nicht besonders auslassen, sondern diesen Ihrem Urtheil anheimstellen und nur bemerken, daß von Flaxman's Umrissen zu Dante das Original nicht allein im Buchhandel gänzlich fehlt, sondern auch nur ganz wenige Exemplare im Publikum existiren, daß die Platten selbst zernichtet und diese Copien höchst genau sind. Die Frage wäre nur, und dies betrifft mein ganzes Interesse dabei, ob nicht auch für Frankreich von dem einen und andern ein kleiner Vortheil für mich zu ziehen und wie das am besten zu befördern? Meine Wünsche sind darin sehr mäßig, da ich die Platten auch sehr billig angekauft habe und ich in Deutschland meine Kosten gewiß gedeckt erhalten werde; aber ob ich nicht vielleicht 50 à 100 Exemplare per Change gegen andere gute Bücher und Kunstsachen in Paris möchte anbringen können, und ob ich nicht beides leichter bewerkstelligen könne, wenn sowol zum Dante als zum Ossian ein kurzer erklärender französischer Text gegeben würde, wie z. B. die Loudon'schen Umrisse vom »Museo« mit einem solchen Text begleitet sind — dieses ist es, worüber ich wol Ihre Meinung wissen möchte ...

Ich begreife vollkommen, daß im Grunde meine Anfrage und Angelegenheit blos mercantiler Art ist. Sie, werthester Herr Fauriel, frage ich nun darüber, ob Sie die Ausführung der Zeichnungen zum Ossian und zum Dante nicht ohne künstlerisches Verdienst finden, und ob Sie einen kleinen Commentar darüber räthlich und thunlich finden, und wie ich es wol anfangen müsse, mir denselben zu verschaffen?

Es ist und bleibt mein fester Vorsatz, diesen Herbst noch eine kleine Reise nach Paris zu machen. Mancherlei Geschäfte und Verhältnisse zwingen mich dazu. Mein inneres Streben wünscht es ebenfalls. Ich muß und werde suchen mir die Reise zugleich so nützlich als möglich zu machen. Zu diesem Endzwecke möchte ich auch eine Anzahl meiner dazu passenden Artikel de fond, als die beiden Werke von Sprengel und Rudolphi, die beiden schönen 4° und 8° Ausgaben von Dante, die »Umrisse« dazu und zum Ossian, ein paar kleine Schriften von Villers und etwa noch 5 à 6 andere interessante neue Artikel meines Verlags in französischer und lateinischer Sprache gegen andere gute französische Artikel zu changiren suchen, und mein Bestreben muß also sein, diese meine Artikel so passend als möglich für den französischen Buchhandel zu machen.

Der dritte Band der Memoiren des Obersten von Massenbach wird nun auch in einigen Tagen ganz fertig. Ich werde ihn Ihnen gleich zuschicken und Sie bitten, mir aufrichtig Ihre Meinung zu sagen, ob Sie glauben, daß ein »Précis« daraus für Frankreich Interesse haben könne. Das Ganze dieser Memoiren wird sechs Bände betragen, die sich schnell folgen werden. Aus den drei ersten läßt sich aber doch einigermaßen das Interesse dieses Werks übersehen.

Ich schließe meinen langen Brief. Wegen Baggesen wird's mir heute zu spät zu schreiben. Das also ein andermal. Es eilt auch so sehr nicht damit.

Antworten Sie mir bald und vergessen Sie ja nicht mir eine kleine Probe der französischen »Parthenais« beizulegen.

Das hier versprochene »Mémoire« über Baggesen folgt unterm 11. August in Form eines Briefs und enthält eine so eingehende, klare und ruhig gehaltene Auseinandersetzung der Verhältnisse zwischen Brockhaus und Baggesen, daß es keines weitern Commentars bedarf. Das Mémoire lautet:

3535 Sprengel's »Historia rei herbariae«.