Gute Nachricht Bibel - Leseausgabe

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Jonatans Freundschaftsdienst

1 Sam 20

David floh aus der Prophetensiedlung in Rama und kam zu Jonatan. »Was habe ich deinem Vater getan?«, fragte er ihn. »Was wirft er mir denn vor, dass er mich umbringen will?«

2»Nie und nimmer musst du sterben!«, erwiderte Jonatan. »Mein Vater sagt mir doch immer, was er vorhat, ob es nun etwas Wichtiges oder etwas Unwichtiges ist. Warum sollte er mir ausgerechnet dies verheimlichen? Glaub mir, es ist nichts daran!«

3»Aber dein Vater weiß doch genau, dass ich deine Gunst gewonnen habe«, wandte David ein. »Er will dich schonen, deshalb sagt er dir nichts. So gewiss der HERR lebt und so gewiss du selbst lebst: Ich stehe schon mit einem Fuß im Grab.«

4»Was ist dein Wunsch, was kann ich für dich tun?«, fragte Jonatan.

5Da sagte David: »Morgen ist Neumondstag, da erwartet der König mich zum Essen an seiner Tafel. Wenn es dir recht ist, will ich fernbleiben und mich bis übermorgen in der Umgebung verstecken. 6Wenn dein Vater nach mir fragt, dann sag zu ihm: ›David hat mich dringend gebeten, ihn schnell in seine Vaterstadt Betlehem gehen zu lassen, wo seine gesamte Sippe das jährliche Opferfest feiert.‹ 7Sagt dein Vater: ›Es ist gut‹, so droht mir keine Gefahr. Wenn er aber zornig wird, weißt du, dass er das Schlimmste beschlossen hat. 8Bitte, tu mir diesen Gefallen! Denk an den Freundschaftsbund, den du mir gewährt und den du vor dem HERRN besiegelt hast. Wenn ich aber wirklich schuldig bin, dann töte du mich! Liefere mich nicht deinem Vater aus!«

9Jonatan erwiderte: »Wie kannst du mir so etwas zutrauen? Wenn ich merke, dass mein Vater das Schlimmste über dich beschlossen hat, werde ich es dir bestimmt sagen.«

10David fragte weiter: »Wer soll mir Bescheid geben, was dein Vater gesagt hat und ob er zornig geworden ist?«

11»Lass uns ins freie Feld hinausgehen«, schlug Jonatan vor. Während sie nebeneinander gingen, 12sagte er zu David: »Ich verspreche dir beim HERRN, dem Gott Israels: Übermorgen um diese Zeit werde ich meinen Vater auf die Probe stellen. Ich bin ganz sicher, dass du nichts zu fürchten hast. Wenn es anders ist, gebe ich dir Nachricht. 13Der HERR soll mich strafen, wenn ich dich nicht warne! Hat mein Vater wirklich deinen Tod beschlossen, so lasse ich dich gehen, damit du dich in Sicherheit bringen kannst. Der HERR stehe dir dann bei, wie er meinem Vater beigestanden hat. 14Wenn ich es noch erlebe, dass du König wirst, dann denk an die Güte, die der HERR dir erwiesen hat, und schenke mir das Leben. 15Schone auch meine Nachkommen! Entzieh ihnen nicht deine Gunst, selbst dann nicht, wenn der HERR alle deine Feinde beseitigt.«

16Jonatan schloss einen Bund mit David und dessen Familie und sagte: »Der HERR wird deine Nachkommen zur Rechenschaft ziehen, wenn sie sich nicht an unseren Bund halten!« 17Dann fügte er noch hinzu: »Schwöre mir, dass du dich daran hältst! Du liebst mich doch. Denk daran, dass ich dich liebe wie mich selbst!«

18Jonatan sagte weiter: »Morgen am Neumondstag wird man dich vermissen, weil dein Platz leer bleibt. 19Warte bis übermorgen und komm dann schnell herunter an die Stelle, wo du dich schon einmal verborgen hattest, und versteck dich hinter dem Stein Ezel (Abschiedsstein). 20Ich werde drei Pfeile in dieser Richtung abschießen, als ob ich ein Ziel treffen wollte.

21Und nun pass gut auf! Ich werde meinen Diener losschicken mit den Worten: ›Los, suche die Pfeile!‹ Wenn ich ihm dann zurufe: ›Die Pfeile liegen näher bei mir‹, dann kannst du hervorkommen; es steht gut für dich, du bist nicht in Gefahr, so gewiss der HERR lebt. 22Wenn ich dem Jungen aber zurufe: ›Die Pfeile liegen weiter weg‹, dann geh, denn der HERR selbst schickt dich fort.

23Denk aber an das, was wir einander versprochen haben! Der HERR ist unser Zeuge für alle Zeiten!«

David muss vor Saul fliehen

24David versteckte sich draußen im Gelände wie verabredet. Am Neumondstag setzte sich der König zum Festmahl an die Tafel. 25Er saß auf seinem Platz an der Wand, wo er jedes Mal zu sitzen pflegte. Sein Heerführer Abner saß neben ihm, Jonatan ihm gegenüber; Davids Platz blieb leer. 26Saul sagte nichts, denn er dachte: »Es wird irgendetwas vorgefallen sein, sodass er den Reinheitsvorschriften nicht genügt. Ja, bestimmt ist er nicht rein.«

27Als aber der Platz auch am zweiten Festtag leer war, fragte Saul seinen Sohn Jonatan: »Warum ist dieser Kerl, der Sohn von Isai, weder gestern noch heute zum Festmahl erschienen?«

28Jonatan antwortete: »David hat mich dringend gebeten, ihn zu entschuldigen, weil er nach Betlehem musste. 29Er sagte: ›Lass mich doch gehen! Wir feiern daheim ein Opferfest mit der ganzen Sippe und mein Bruder hat darauf bestanden, dass ich komme. Wenn ich deine Gunst gefunden habe, dann lass mich doch gehen, damit ich meine Verwandten besuchen kann.‹ Deshalb ist er nicht an die Tafel des Königs gekommen.«

30Da packte Saul der Zorn über Jonatan; er schrie ihn an: »Du Bastard! Ich weiß genau, dass du zu diesem hergelaufenen Kerl hältst – zur Schande für dich und deine Mutter, die dich geboren hat! 31Solange der Sohn von Isai noch lebt, musst du um dein Leben fürchten und hast keine Aussicht, jemals König zu werden. Schick also hin und lass ihn festnehmen; er muss sterben!«

32»Warum soll er getötet werden?«, fragte Jonatan. »Was hat er denn getan?«

33Da schleuderte Saul seinen Speer nach ihm und wollte ihn damit treffen. Nun wusste Jonatan, dass sein Vater fest entschlossen war, David umzubringen. 34Glühend vor Zorn stand er von der Tafel auf. Er rührte an diesem zweiten Tag des Neumondfestes keinen Bissen mehr an, denn er machte sich Sorgen um David, über den sein Vater so voller Hass gesprochen hatte.

35Am nächsten Morgen ging Jonatan hinaus zu dem Platz, an dem er sich mit David verabredet hatte. Er hatte einen jungen Diener bei sich. 36»Lauf«, befahl er ihm, »du musst die Pfeile wieder finden, die ich abschieße!«

Der Junge lief los und Jonatan schoss einen Pfeil über ihn hinweg. 37Als der Junge an die Stelle kam, wo der Pfeil niedergegangen war, rief Jonatan ihm nach: »Liegt der Pfeil nicht weiter von dir weg? 38Schnell, beeile dich, bleib nicht stehen!«

Der Junge hob den Pfeil auf und kam zu seinem Herrn zurück. 39Er ahnte nichts; nur Jonatan und David wussten, worum es ging.

40Dann gab Jonatan seine Waffen dem Diener und befahl ihm: »Geh, bring das in die Stadt!« 41Als er gegangen war, kam David aus seinem Versteck hinter dem Steinhaufen hervor. Er kniete vor Jonatan nieder und beugte sich dreimal zur Erde. Dann küssten sie sich und beide weinten.

42»Geh in Frieden!«, sagte Jonatan. »Vergiss nicht, was wir einander vor dem HERRN geschworen haben. Der HERR wird zwischen uns beiden und zwischen unseren beiderseitigen Nachkommen für alle Zeiten Zeuge sein!«

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1 Sam 21

David machte sich rasch auf den Weg und Jonatan kehrte in die Stadt zurück.

DAVID AUF DER FLUCHT VOR SAUL (21,1–28,2)
David wird für seinen Weg ausgerüstet

2Auf seiner Flucht kam David zum Priester Ahimelech nach Nob. Der Priester trat ihm besorgt entgegen: »Warum kommst du allein? Weshalb hast du keine Begleitung bei dir?«

3David antwortete: »Der König hat mir einen Auftrag gegeben, von dem niemand etwas erfahren darf. Mit meinen Männern habe ich einen geheimen Treffpunkt verabredet. 4Gib mir schnell etwas Proviant, vielleicht fünf Brote oder was sich sonst auftreiben lässt!«

5»Ich habe kein gewöhnliches Brot da, nur solches, das Gott geweiht ist«, wandte der Priester ein, »das kann ich dir nur geben, wenn deine Männer sich von Frauen fern gehalten haben.«

6»Wir sind wirklich seit vorgestern mit keiner Frau in Berührung gekommen«, erwiderte David. »Schon als wir aufbrachen, waren die Waffen der Männer rein, obwohl es sich nur um ein gewöhnliches Unternehmen handelt. Also werden sie heute erst recht rein sein.«

7Da gab ihm der Priester die geweihten Brote, die man vom Tisch im Heiligtum abgeräumt hatte, um frisches Brot aufzulegen.

8An diesem Tag hielt sich auch einer aus dem Gefolge Sauls im Heiligtum des HERRN auf; es war der Edomiter Doëg, der Aufseher über die Hirten Sauls.

9David fragte Ahimelech: »Hast du nicht einen Speer oder ein Schwert für mich? Ich konnte meine Waffen nicht mehr holen, weil der Befehl des Königs mir dazu keine Zeit ließ.«

10»Doch«, antwortete der Priester, »wir haben hier das Schwert des Philisters Goliat, den du im Eichental getötet hast. Dort hinten liegt es, in einen Mantel gewickelt. Wenn du willst, kannst du es haben; eine andere Waffe ist nicht hier.«

»Ja, gib es mir!«, sagte David. »Ein besseres bekomme ich nirgends.«

David überlistet den Philisterkönig

11Am selben Tag noch setzte David seine Flucht vor Saul fort. Er kam zu Achisch, dem König von Gat. 12Die Hofleute erkannten ihn und sagten zu Achisch: »Das ist doch David, der König von Israel! Das ist doch der, dem sie im Reigen zujubeln:

›Tausend Feinde hat Saul erschlagen,

doch zehntausend waren's, die David erschlug!‹«

13David war sich im Klaren, was diese Worte bedeuteten, und geriet in große Furcht vor Achisch, dem König von Gat. 14Darum stellte er sich wahnsinnig und tobte, als sie ihn festhalten wollten. Er kritzelte auf die Torflügel und ließ Speichel in seinen Bart laufen.

15Da sagte Achisch zu seinen Leuten: »Ihr seht doch, dass der Mann wahnsinnig ist! Warum bringt ihr ihn zu mir? 16Habe ich nicht schon Verrückte genug hier? Der soll sich anderswo austoben. Was hat er in meinem Haus zu suchen?«

 

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David findet Schicksalsgenossen

1 Sam 22

David floh aus Gat in eine Höhle in der Nähe der Stadt Adullam. Als seine Brüder und seine ganze Sippe davon erfuhren, kamen sie zu ihm dorthin. 2Auch alle möglichen Leute, die verfolgt, verschuldet oder verbittert waren, schlossen sich ihm an, insgesamt etwa 400 Mann. David wurde ihr Anführer.

3Von dort aus ging er nach Mizpe im Land Moab und bat den König der Moabiter: »Erlaube, dass mein Vater und meine Mutter hierher kommen und bei dir bleiben, bis ich weiß, was Gott mit mir vorhat.« 4So brachte er die beiden an den moabitischen Königshof, und sie blieben dort, solange sich David in der Bergfestung versteckt hielt.

5Der Prophet Gad aber forderte David auf: »Bleib nicht hier im Versteck! Kehr in deine Heimat Juda zurück!« David gehorchte und zog nach Jaar-Heret.

Sauls Rache an den Priestern von Nob

6Saul erfuhr, dass das Versteck Davids und seiner Männer aufgespürt worden war. Der König saß gerade auf der Anhöhe bei Gibea unter der Tamariske und hielt seinen Speer in der Hand; sein ganzes Gefolge stand um ihn herum.

7»Ich will euch etwas sagen«, fuhr Saul sie an. »Ihr bildet euch wohl ein, dieser Judäer wird ausgerechnet euch vom Stamm Benjamin Äcker und Weinberge schenken und euch zu Hauptleuten und Obersten machen! 8Ihr habt euch doch alle gegen mich verschworen! Keiner hat mir gesagt, dass mein Sohn sich mit dem Sohn von Isai zusammengetan hat. Keiner hat mir die Augen dafür geöffnet, dass der eigene Sohn meinen Knecht gegen mich aufhetzt, damit er mir nachstellt, wie es jetzt der Fall ist. Keinem von euch macht es etwas aus, dass mir so schändlich mitgespielt wird!«

9Beim Gefolge Sauls stand auch der Edomiter Doëg. Er sagte: »Ich habe ihn gesehen, wie er zum Priester Ahimelech, dem Sohn Ahitubs, nach Nob kam. 10Der Priester hat eine Weisung von Gott für ihn eingeholt und ihm zu essen gegeben, er hat ihm sogar das Schwert des Philisters Goliat überlassen.«

11Darauf ließ König Saul den Priester Ahimelech und alle seine Verwandten, die ganze Priesterschaft von Nob, holen.

12»Hör mir gut zu, Sohn Ahitubs«, fuhr Saul ihn an.

»Ich höre, mein Herr«, erwiderte Ahimelech.

13»Warum habt ihr euch gegen mich verschworen, du und dieser Sohn von Isai?«, fragte Saul. »Du hast ihm doch Proviant und ein Schwert gegeben und du hast Weisung von Gott für ihn eingeholt. Deshalb kann er sich jetzt gegen mich erheben und mir auflauern.«

14Ahimelech erwiderte dem König: »Aber David ist doch der treueste Gefolgsmann, den du hast! Er ist dein Schwiegersohn und der Anführer deiner Elitetruppe. Alle an deinem Hof erweisen ihm Ehre. 15Es war doch nicht das erste Mal, dass ich eine Weisung von Gott für ihn eingeholt habe! Du verdächtigst mich und meine Verwandten zu Unrecht; ich habe von alldem nicht das Geringste gewusst.«

16Aber Saul sagte: »Du musst sterben, du und deine ganze Sippe.« 17Er befahl den Wachen, die bei ihm standen: »Umstellt die Priester des HERRN und tötet sie! Sie haben mit David gemeinsame Sache gemacht. Sie wussten genau, dass er auf der Flucht war, und haben es mir nicht gesagt.«

Aber die Männer weigerten sich, gegen die Priester des HERRN Gewalt anzuwenden. 18Deshalb sagte Saul zu dem Edomiter Doëg: »Komm her, schlag du sie tot!«

Doëg trat heran und machte die Priester mit dem Schwert nieder; 85 Mann, die den leinenen Priesterschurz trugen, tötete er an diesem Tag. 19Außerdem ließ Saul alle Einwohner der Priesterstadt Nob, Männer, Frauen, Kinder und Säuglinge, mit dem Schwert umbringen, auch die Rinder, Esel, Schafe und Ziegen ließ er töten.

20Nur ein einziger Sohn Ahimelechs und Enkel Ahitubs, nämlich Abjatar, konnte sich retten. Er floh zu David 21und berichtete ihm, dass Saul alle Priester des HERRN umgebracht hatte.

22David klagte sich selbst an und sagte zu Abjatar: »Als ich damals Doëg in Nob sah, wusste ich gleich, dass er es Saul verraten würde. Ich bin schuld, ich habe deine ganze Familie auf dem Gewissen! 23Bleib jetzt bei mir und hab keine Angst! Bei mir bist du am sichersten; denn auf mich hat Saul es genauso abgesehen wie auf dich.«

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David befreit Keïla und muss weiterfliehen

1 Sam 23

David wurde berichtet: »Die Philister sind gegen die Stadt Keïla gezogen und rauben das Getreide von den Tennen weg.«

2Da fragte er den HERRN: »Soll ich angreifen? Werde ich die Philister vertreiben?«

Er erhielt die Antwort: »Geh, du wirst sie vertreiben und die Stadt befreien.«

3Aber seine Männer hielten ihm entgegen: »Wir haben schon hier in Juda Angst genug. Wie wird es erst sein, wenn wir nach Keïla gehen und gegen die Truppen der Philister kämpfen sollen?«

4David fragte den HERRN ein zweites Mal und er erhielt die Antwort: »Auf, zieh nach Keïla! Ich werde die Philister in deine Hand geben.«

5David zog mit seinen Männern nach Keïla und griff die Philister an. Er trieb ihr Vieh weg und brachte ihnen eine schwere Niederlage bei. So befreite er die Bewohner der Stadt. 6Dort in Keïla war es übrigens, dass der Priester Abjatar, der Sohn Ahimelechs, auf seiner Flucht vor Saul zu David stieß. Er brachte die Orakeltasche mit.

7Als Saul die Nachricht bekam, dass David nach Keïla gekommen war, freute er sich und sagte: »Jetzt hat Gott ihn aufgegeben und mir ausgeliefert! Er sitzt in der Falle, denn er hat sich in eine Stadt mit Mauern und Toren eingeschlossen.« 8Saul rief ganz Israel zu den Waffen, um nach Keïla zu ziehen und David und seine Leute zu belagern.

9Als David merkte, dass die Kriegsvorbereitungen Sauls sich gegen ihn richteten, befahl er dem Priester Abjatar, die Orakeltasche herzubringen. 10Dann sagte er: »HERR, du Gott Israels! Ich, dein ergebener Diener, habe zuverlässige Nachricht, dass Saul hierher kommen und die Stadt vernichten will, nur weil ich hier bin. 11Ich fürchte, die Bürger von Keïla werden mich an ihn ausliefern. Wird Saul tatsächlich herkommen? Ich bitte dich, HERR, du Gott Israels, gib mir Antwort!«

Der HERR gab David den Bescheid: »Er wird kommen.«

12David fragte weiter: »Werden dann die Bürger der Stadt mich und meine Leute an ihn ausliefern?«

»Sie werden es tun«, lautete die Antwort. 13Da verließen David und seine Leute, an die 600 Mann, die Stadt und durchzogen das Land von einem Schlupfwinkel zum andern. Als Saul erfuhr, dass David aus Keïla entkommen war, blies er seinen Feldzug wieder ab.

David wird verraten und im letzten Augenblick gerettet

14David hielt sich in der Einöde in Bergverstecken auf, besonders im Bergland bei der Stadt Sif. Saul war die ganze Zeit hinter ihm her, konnte ihn aber nicht fassen, weil Gott ihn schützte. 15David wusste genau, dass Saul ausgezogen war, um ihn umzubringen.

Damals, als David in Horescha in der Steppe bei Sif war, 16ging Sauls Sohn Jonatan hin und suchte ihn auf. Er ermutigte David, auf die Hilfe Gottes zu vertrauen, 17und sagte zu ihm: »Hab keine Angst! Mein Vater wird dich nicht in seine Gewalt bringen. Du wirst König über Israel werden und ich werde der zweite Mann nach dir sein. Das weiß auch mein Vater ganz genau.«

18Die beiden schlossen einen Freundschaftsbund und riefen den HERRN als Zeugen dafür an. Dann kehrte Jonatan nach Hause zurück, während David in Horescha blieb.

19Ein paar Männer aus Sif gingen zu Saul nach Gibea und verrieten ihm: »David hält sich bei uns im Bergversteck in der Nähe von Horescha verborgen, auf dem Hügel Hachila südlich von Jeschimon. 20Du musst nur kommen, König, dann sorgen wir dafür, dass er dir in die Hände fällt.«

21Saul sagte: »Der HERR segne euch dafür, dass ihr mir helfen wollt. 22Geht und erkundet alles noch genauer, stellt fest, wo er sich aufhält und wer ihn dort gesehen hat. Ich habe sagen hören, dass er sehr listig ist. 23Erkundet alle Schlupfwinkel, in denen er sich versteckt halten könnte, und wenn ihr ganz sicher seid, dann kommt wieder. Dann will ich mit euch gehen. Wenn er noch im Land ist, werde ich ihn aufspüren, und wenn ich ganz Juda absuchen muss.«

24Die Männer kehrten nach Sif zurück und Saul folgte ihnen. David und seine Männer waren inzwischen in der Wüste bei Maon, in der Senke südlich von Jeschimon. 25Als David erfuhr, dass Saul mit seinen Leuten hinter ihm her war, wollte er sich ins Felsenversteck zurückziehen, immer noch in der Wüste bei Maon. Saul hörte davon und folgte ihm in die Wüste hinein.

26Nur noch ein Bergzug trennte die beiden. Saul ging an dem einen Abhang entlang und David mit seinen Männern am andern. David machte die größten Anstrengungen, um seinem Verfolger zu entkommen; aber Saul und seine Leute hatten ihn schon so gut wie eingeschlossen. 27Da kam im letzten Augenblick ein Bote zu Saul und meldete ihm: »Die Philister sind ins Land eingefallen und plündern alles aus. Schnell, komm uns zu Hilfe!«

28Sofort brach Saul die Verfolgung ab und zog gegen die Philister. Daher bekam der felsige Bergzug den Namen »Trennungsfels«.

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David beschämt Saul

1 Sam 24

Von dort aus zog sich David in die schwer zugänglichen Berge bei En-Gedi zurück.2Saul schlug inzwischen die Philister in die Flucht und verfolgte sie. Als er heimkehrte, wurde ihm gemeldet: »David ist jetzt in der Bergwüste bei En-Gedi!«

3Saul nahm 3000 der besten Kriegsleute aus ganz Israel mit. Östlich der Steinbockfelsen machte er sich auf die Suche nach David und seinen Männern. 4Als er an den Schafhürden vorbeikam, ging er in die nahe gelegene Höhle, um seine Notdurft zu verrichten.

Hinten in dieser Höhle saß David mit seinen Männern. 5Die flüsterten ihm zu: »Heute ist der Tag, von dem der HERR zu dir gesagt hat: ›Ich gebe deinen Feind in deine Hand. Du kannst mit ihm machen, was du willst.‹«

David stand auf und schnitt heimlich einen Zipfel von Sauls Gewand ab. 6Hinterher schlug ihm aber doch das Gewissen, weil er das gewagt hatte. 7Er sagte zu seinen Leuten: »Der HERR bewahre mich davor, dass ich Hand an meinen Gebieter lege, an den gesalbten König des HERRN! Denn das ist und bleibt er.«8Er wies seine Männer zurecht und verbot ihnen, sich an Saul zu vergreifen.

Als Saul die Höhle verlassen hatte, um seinen Weg fortzusetzen, 9kam David heraus und rief ihm nach: »Mein Herr und König!«

Saul drehte sich um und David warf sich ehrerbietig vor ihm nieder. 10Er sagte: »Warum lässt du dir einreden, dass ich dich ins Verderben stürzen will? 11Heute kannst du dich mit eigenen Augen vom Gegenteil überzeugen. Hier in der Höhle hatte der HERR dich in meine Hand gegeben; meine Leute haben mir zugesetzt, dass ich dich umbringen soll. Aber ich habe dich geschont, weil ich dachte: ›Ich werde nicht Hand an meinen Gebieter legen; denn er ist der gesalbte König des HERRN.‹

12Mein Vater, sieh diesen Zipfel deines Gewandes hier in meiner Hand! Ich hätte dich töten können, aber ich habe nur dieses Stück von deinem Gewand abgeschnitten. Daran musst du doch erkennen, dass ich kein Verräter bin und dir nichts Böses antun will. Ich habe dir nichts getan, und doch stellst du mir nach und willst mich umbringen.

13Der HERR soll Richter zwischen uns sein! Er soll dich strafen für das Unrecht, das du mir antust; aber ich selbst werde meine Hand nicht gegen dich erheben. 14Du kennst das Sprichwort: ›Nur Verbrecher begehen Verbrechen.‹ Ich werde mich nicht an dir vergreifen. 15Hinter wem jagst du denn her? Der König von Israel jagt einen toten Hund, ja einen einzigen Floh! 16Der HERR soll Richter sein und zwischen dir und mir entscheiden. Er soll meinen Streit gegen dich führen und mir zu meinem Recht verhelfen.«

17Als David ausgeredet hatte, fragte Saul: »Ist das wirklich deine Stimme, mein Sohn David?« Und er brach in lautes Weinen aus.

 

18Dann sagte er zu David: »Du bist im Recht gegen mich. Du bist gut zu mir gewesen, obwohl ich dir Böses angetan habe. 19Heute hast du es bewiesen; denn du hast mich verschont. Der HERR hatte mich in deine Hand gegeben, aber du hast mich nicht getötet.

20Wo kommt so etwas vor, dass einer seinen Feind in der Hand hat und ihn unbehelligt laufen lässt? Der HERR wird dich dafür belohnen. 21Ich weiß ja, du wirst König werden und in deiner Hand wird das Königtum in Israel festen Bestand haben. 22Darum schwöre mir beim HERRN, dass du meine Nachkommen nicht ausrottest, damit mein Andenken in meiner Sippe erhalten bleibt!«

23David schwor es. Dann kehrte Saul nach Hause zurück, aber David und seine Männer gingen wieder hinauf in ihr Bergversteck.