Gute Nachricht Bibel - Leseausgabe

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David gewinnt einen Vorsprung

17Jonatan und Ahimaaz warteten bei der Rogel-Quelle, weil sie sich in der Stadt nicht sehen lassen durften. Eine Magd ging zu ihnen und brachte ihnen die Nachricht, die sie König David weitermelden sollten. 18Aber ein junger Mann sah die beiden und sagte es Abschalom.

Jonatan und Ahimaaz liefen los, so schnell sie konnten. In Bahurim kannten sie einen Mann, der in seinem Hof eine Zisterne hatte; in der versteckten sie sich. 19Seine Frau legte eine Decke über die Öffnung und breitete Gerstenkörner darauf aus.

20Als die Männer Abschaloms an das Haus kamen, fragten sie die Frau: »Wo sind Ahimaaz und Jonatan?«

Sie antwortete: »Die sind dort über den Bach weitergegangen!« Die Männer durchsuchten alles, und als sie niemand fanden, kehrten sie wieder nach Jerusalem zurück.

21Sobald sie fort waren, stiegen die beiden aus der Zisterne und brachten David die Nachricht. »Schnell über den Fluss!«, sagten sie, und sie berichteten, was für einen gefährlichen Rat Ahitofel gegeben hatte. 22Sofort brach David mit allen seinen Leuten auf und sie überquerten den Jordan. Bei Tagesanbruch waren alle bis zum letzten Mann auf der anderen Seite.

23Als Ahitofel sah, dass Abschalom seinen Rat nicht befolgen wollte, sattelte er seinen Esel und kehrte in seine Heimatstadt zurück. Er gab seiner Familie letzte Anweisungen und hängte sich auf. So starb er und wurde in der Grabstätte seines Vaters bestattet.

24David hatte schon Mahanajim erreicht, als Abschalom schließlich mit dem gesamten Heer Israels den Jordan überschritt. 25Für Joab hatte Abschalom Amasa als Heerführer eingesetzt. Er war der Sohn des Ismaëliten Jeter, seine Mutter war Abigal, eine Tochter von Isai und Schwester von Joabs Mutter Zeruja. 26Das Heer Israels mit Abschalom schlug im Gebiet von Gilead sein Lager auf.

27Als David in Mahanajim ankam, erwarteten ihn dort Schobi, der Sohn von Nahasch, aus dem ammonitischen Rabba sowie Machir, der Sohn von Ammiël, aus Lo-Dabar und Barsillai aus Roglim in Gilead. 28-29Sie hatten vorausgesehen, dass David und seine Leute vom Weg durch die Wüste hungrig, durstig und müde sein würden. Deshalb brachten sie Schlafmatten, Metallgefäße und Tongeschirr, Weizen und Gerste, Mehl, geröstete Körner, Bohnen und Linsen, Honig, Butter, Käse und Schafe.

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Die Entscheidungsschlacht

2 Sam 18

David musterte sein Heer, teilte es in Abteilungen zu je tausend und Unterabteilungen zu je hundert Mann ein und bestimmte die Anführer der einzelnen Abteilungen. 2Dann bildete er drei Gruppen, die erste unter Joab, die zweite unter Joabs Bruder Abischai und die dritte unter Ittai aus Gat.

»Ich bin fest entschlossen, selbst mit euch in den Kampf zu ziehen«, erklärte David vor dem ganzen Heer. 3Aber die Männer sagten: »Du darfst auf keinen Fall mit uns in den Kampf ziehen! Wenn uns etwas zustößt, hat das nichts zu bedeuten, selbst wenn wir fliehen müssen oder die Hälfte von uns den Tod findet. Aber du bedeutest so viel wie zehntausend von uns. Außerdem wäre es gut, wenn du uns notfalls von der Stadt aus Verstärkung bringen könntest.«

4Der König willigte ein und sagte: »Ich will tun, was ihr für richtig haltet.« Er trat neben das Stadttor und ließ seine Soldaten abteilungsweise an sich vorbeiziehen. 5Alle konnten es hören, wie er den drei Heerführern Joab, Abischai und Ittai den Befehl gab: »Schont mir mein Kind, den Abschalom!«

6So zogen Davids Truppen ins Feld, dem Heer Israels entgegen. Im Waldland von Efraïm kam es zum Kampf. 7Die Kriegsleute Davids brachten dem Heer Israels eine schwere Niederlage bei; 20000 Israeliten fanden den Tod. 8Der Kampf breitete sich über die ganze Gegend aus, und durch das gefährliche Gelände kamen mehr Menschen ums Leben als durch feindliche Waffen.

Abschaloms Ende

9Abschalom geriet in die Nähe von Kriegsleuten Davids. Er ritt auf einem Maultier und kam unter einer großen Eiche durch; da verfing er sich mit seinen Haaren in dem dichten Geäst. Das Maultier lief unter ihm weg und er blieb zwischen Himmel und Erde in der Luft hängen.

10Einer von den Männern Davids hatte es beobachtet und meldete Joab: »Abschalom hängt dort drüben an einer Eiche!«

11»Was?«, rief Joab. »Du hast ihn gesehen? Warum hast du ihn nicht auf der Stelle umgebracht? Ich hätte dir zur Belohnung zehn Silberstücke und einen Gürtel geschenkt!«

12Aber der Mann erwiderte: »Auch für tausend Silberstücke hätte ich es nicht getan! Wie könnte ich mich am Sohn des Königs vergreifen? Wir haben doch alle gehört, wie der König dir, Abischai und Ittai befohlen hat: ›Gebt mir Acht auf mein Kind! Dass nur keiner ihm etwas antut!‹ 13Wenn ich ihn umgebracht hätte und der König hätte es erfahren – er erfährt alles –, dann hättest du ja doch nicht zu mir gestanden.«

14»Was hältst du mich auf!«, rief Joab, nahm drei Speere und stieß sie Abschalom, der immer noch lebend an der Eiche hing, in die Brust. 15Die zehn Waffenträger Joabs umringten Abschalom und schlugen ihn vollends tot.

16Joab ließ die Widderhörner blasen und hielt damit seine Kriegsleute von der weiteren Verfolgung der Israeliten ab. 17Das Heer Israels löste sich auf und jeder ging nach Hause. Die Männer Joabs warfen den Leichnam Abschaloms im Wald in eine tiefe Grube und schichteten darüber einen großen Steinhaufen auf.

18Schon zu seinen Lebzeiten hatte sich Abschalom im Königstal bei Jerusalem einen Gedenkstein errichten lassen. Er hatte gesagt: »Ich habe keinen Sohn, in dem mein Name fortleben könnte.« Darum gab er dem Stein seinen Namen und bis heute nennt man ihn Abschalom-Stein.

Zwei Boten mit derselben Nachricht

19Ahimaaz, der Sohn Zadoks, bot sich an: »Ich will zum König laufen und ihm die Nachricht bringen, dass der HERR ihm den Sieg über seine Feinde gegeben hat!«

20Aber Joab erwiderte: »Ein andermal kannst du Bote sein, heute nicht! Du wirst ihm keine gute Nachricht bringen. Bedenk doch: Sein Sohn ist tot!«

21Joab befahl dem Schwarzen, der bei ihm in Sold stand: »Lauf zum König und melde ihm, was du gesehen hast!« Der Bote verneigte sich und lief los.

22Aber Ahimaaz ließ nicht locker: »Mag kommen, was will – ich möchte doch noch selbst hinter dem Schwarzen herlaufen!«

»Warum bist du so darauf versessen?«, erwiderte Joab. »Für diese Nachricht bekommst du bestimmt keinen Botenlohn!«

23»Ganz gleich, ich laufe!«, rief Ahimaaz und Joab sagte: »Dann lauf eben!« Ahimaaz nahm den Weg durch die Jordanebene und überholte den andern.

24David wartete im Torgang. Auf dem Dach der Toranlage hielt ein Späher Ausschau. Er sah, wie ein einzelner Mann sich in schnellem Lauf der Stadt näherte, 25und meldete es dem König.

David sagte: »Wenn es nur einer ist, bringt er gute Nachricht.«

Während der Mann näher kam, 26bemerkte der Späher noch einen zweiten, der hinter ihm herlief. »Da kommt noch einer; auch der läuft allein!«, rief er zum Torwächter hinab.

»Auch der bringt gute Nachricht«, sagte der König.

27Jetzt erkannte der Späher den ersten. »Es ist Ahimaaz, der Sohn Zadoks!«, rief er hinunter. »Ich sehe es an der Art, wie er läuft.«

»Das ist ein guter Mann«, sagte der König, »er kommt gewiss mit einer guten Nachricht!«

28Ahimaaz rief: »Sei gegrüßt«, warf sich vor David nieder und sagte: »Mein König, gepriesen sei der HERR, dein Gott! Er hat alle in deine Hand gegeben, die sich gegen dich erhoben haben.«

29»Und was ist mit meinem Kind, mit Abschalom?«, fragte David. »Ist er unversehrt?«

Ahimaaz erwiderte: »Ich sah ein großes Gedränge um ihn, als Joab uns beide, deine ergebenen Diener, auf den Weg schickte. Ich weiß aber nicht, was vorging.«

30»Stell dich hier neben mich«, sagte David.

31Da kam auch schon der Schwarze angelaufen und rief: »Mein König, ich bringe gute Nachricht. Der HERR hat dir heute den Sieg gegeben über alle, die sich gegen dich erhoben haben.«

32»Und was ist mit meinem Kind, mit Abschalom?«, fragte ihn David. »Ist er unversehrt?«

»Mein König«, sagte der Schwarze, »so wie ihm müsste es allen deinen Feinden ergehen, jedem, der sich böswillig gegen dich erhebt!«

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Joab mahnt König David zur Vernunft

2 Sam 19

Der König war tief getroffen. Er stieg zur Wachstube über dem Tor hinauf und klagte: »Mein Sohn, mein Abschalom! Mein Sohn, mein Sohn, mein Abschalom! Wäre ich doch an deiner Stelle gestorben! Mein Abschalom, mein Sohn, mein Sohn!«

2Man meldete Joab: »Der König weint; er trauert um Abschalom!«

3Auch unter den Kriegsleuten sprach es sich herum: »Der König trägt Leid um Abschalom!«, und ihre Siegesfreude schlug in Niedergeschlagenheit um. 4Sie schlichen durch das Tor in die Stadt wie Männer, die sich schämen, weil sie vor dem Feind davongelaufen sind.

5Mit verhülltem Gesicht saß der König da und klagte laut: »Mein Sohn, mein Abschalom! Abschalom, mein Sohn, mein Sohn!«

6Da ging Joab zum König hinein und sagte: »Du beleidigst deine Getreuen, die zu dir gehalten haben. Sie haben heute dir, deinen Söhnen und Töchtern, deinen Frauen und Nebenfrauen das Leben gerettet. 7Du aber verachtest deine treuesten Freunde und liebst stattdessen deine Feinde. Dein Verhalten zeigt, dass deine Truppenführer und Kriegsleute dir nichts bedeuten. Ich sehe, es wäre dir ganz recht, wenn Abschalom noch lebte und wir alle tot wären.

 

8Fasse dich! Steh auf, geh hinaus und sag deinen Leuten ein anerkennendes Wort! Ich schwöre dir beim HERRN: Wenn du nicht kommst, laufen sie dir noch in dieser Nacht alle davon. Das wird schlimmer für dich sein als alles, was du seit deiner Jugend durchgemacht hast.«

9a Da stand König David auf und setzte sich neben das Tor. Die Kriegsleute erfuhren es: »Der König sitzt am Tor!« Da kamen sie alle und zogen an ihm vorbei.

David bereitet seine Rückkehr vor

9bDas Heer Israels hatte sich aufgelöst und alle waren nach Hause zurückgekehrt. 10In allen Stämmen machten sich die Leute gegenseitig Vorwürfe. Es hieß: »König David hat uns vor den Philistern gerettet und von allen unseren Feinden befreit. Und dann musste er vor Abschalom fliehen und das Land verlassen. 11Jetzt ist Abschalom, den wir an seiner Stelle als König eingesetzt hatten, gefallen. Worauf wartet ihr noch, warum holt ihr König David nicht zurück?«

12David aber schickte Boten zu den Priestern Zadok und Abjatar und ließ ihnen sagen: »Ruft die Ältesten des Stammes Juda zusammen und richtet ihnen aus:

›Wollt ihr die Letzten sein, die daran denken, den König in seinen Palast zurückzuholen? Von ganz Israel wird der Wunsch an den König herangetragen! 13Ihr seid doch meine Stammesgenossen, mein eigen Fleisch und Blut! Warum lasst ihr zu, dass die anderen euch zuvorkommen?‹

14Amasa aber sollt ihr von mir ausrichten: ›Bist du nicht mit mir verwandt, mein eigen Fleisch und Blut? Du sollst von jetzt ab an Joabs Stelle mein Heerführer sein. Gott soll mich strafen, wenn ich mein Wort breche.‹«

15Damit brachte David die Männer des Stammes Juda wieder geschlossen auf seine Seite. Sie ließen dem König sagen: »Komm zu uns zurück und bring alle deine Leute mit!«

David verzeiht seinen Feinden

16Der König machte sich auf den Rückweg nach Jerusalem und kam an den Jordan. Die Männer von Juda waren ihm bis nach Gilgal entgegengekommen, um ihn über den Fluss zu geleiten.

17Zusammen mit ihnen eilte auch der Benjaminit Schimi aus Bahurim, der Sohn von Gera, zum Empfang des Königs herbei. 18Er hatte tausend Mann aus dem Stamm Benjamin bei sich, darunter auch Ziba, den Hausverwalter von Sauls Enkel Merib-Baal, mit seinen fünfzehn Söhnen und zwanzig Knechten. Sie alle hatten den Jordan noch vor dem König erreicht 19und waren über die Furt zum anderen Ufer gegangen, um dem König und seinem Hofstaat beim Übergang über den Fluss zu helfen und ihm ihre Dienste anzubieten.

Als David gerade den Fluss überqueren wollte, warf sich Schimi vor ihm nieder 20und bat: »Mein Herr und König, strafe mich nicht für das, was ich dir angetan habe, als du aus Jerusalem fliehen musstest! Trage es mir nicht nach! 21Ich weiß, dass ich ein schweres Unrecht begangen habe. Halte es mir zugute, dass ich dir heute als Erster aus den Josefsstämmen entgegengekommen bin, um dich als meinen königlichen Herrn zu empfangen!«

22Bevor der König antworten konnte, rief Abischai, der Sohn der Zeruja: »Er hat den Tod verdient; denn er hat den gesalbten König des HERRN beschimpft!«

23Aber David sagte zu Abischai und zu seinem Bruder Joab: »Was mischt ihr euch in meine Angelegenheiten, ihr Söhne der Zeruja? Was fällt euch ein, an einem solchen Tag als Ankläger aufzutreten? Ich bin doch heute wieder König über Israel geworden, da wird kein Israelit getötet!«

24Und zu Schimi sagte er: »Du musst nicht sterben, ich schwöre es dir.«

25Auch Sauls Enkel Merib-Baal kam dem König entgegen. Seit dem Tag, an dem David aus Jerusalem fliehen musste, bis zum Tag seiner Rückkehr hatte er seine Füße nicht gewaschen, den Bart nicht gepflegt und die Kleider nicht gewechselt. 26Als er zum König kam, fragte ihn der: »Warum bist du nicht mit mir gekommen, Merib-Baal?«

27Sauls Enkel antwortete: »Mein Herr und König! Mein Hausverwalter ist schuld, er hat mich hintergangen. Ich hatte befohlen: ›Man soll meinen Esel satteln, damit ich den König begleiten kann!‹ Du weißt ja, dass ich gelähmt bin. 28Doch er hat mich bei dir, meinem Herrn und König, verleumdet. Aber du bist ja so unbestechlich wie der Engel Gottes. Tu mit mir, was du für richtig hältst. 29Alle Angehörigen meines Vaters mussten damit rechnen, dass du sie töten lässt; aber stattdessen hast du mir erlaubt, an der königlichen Tafel zu essen. Ich habe kein Recht, dich noch einmal um eine Gunst zu bitten.«

30»Genug der Worte!«, sagte David. »Ich bestimme, dass ihr beide, du und dein Verwalter Ziba, den Landbesitz Sauls untereinander teilt.«

31»Er kann ruhig alles haben!«, erwiderte Merib-Baal. »Das Wichtigste ist, dass du, mein Herr und König, wohlbehalten wieder nach Hause gekommen bist.«

Abschied von einem treuen Gefolgsmann

32Barsillai war aus Roglim in Gilead gekommen, um den König bis zum Jordan zu begleiten und ihn dort zu verabschieden. 33Er war sehr wohlhabend und hatte David während seines Aufenthalts in Mahanajim mit Lebensmitteln versorgt. Mit seinen 80 Jahren war Barsillai schon ein sehr alter Mann. 34Nun sagte der König zu ihm: »Komm zu mir an den Hof nach Jerusalem; ich werde dort für dich und deine Familie sorgen.«

35Aber Barsillai erwiderte: »Ich habe nicht mehr lange zu leben; warum sollte ich mit dir nach Jerusalem übersiedeln? 36Ich bin nun 80 Jahre alt und es macht für mich keinen Unterschied mehr, ob etwas gut ist oder schlecht. Ich kann nicht mehr schmecken, was ich esse und trinke, und ich kann die Stimmen der Sänger und Sängerinnen nicht mehr hören. Ich würde dir nur zur Last fallen, mein Herr und König!

37Eine so große Belohnung habe ich auch gar nicht verdient. Ich wollte dich, mein Herr und König, nur die kurze Strecke bis zum Jordan begleiten. 38Lass mich jetzt umkehren und in meiner Heimatstadt sterben, wo mein Vater und meine Mutter begraben sind. Mein Sohn Kimham kann mit dir ziehen und dir dienen. Tu an ihm, was du für richtig hältst!«

39»Gut«, sagte der König, »dann soll Kimham mitkommen. Ich werde alles für ihn tun, was du wünschst. Und wenn du für dich selbst einmal einen Wunsch hast, werde ich ihn dir gerne erfüllen.«

40Dann gingen Davids Truppen durch die Furt über den Jordan. Bevor der König selbst den Fluss durchschritt, küsste er Barsillai zum Abschied und segnete ihn. Barsillai kehrte nach Hause zurück, 41während David nach Gilgal weiterzog; Kimham ging mit ihm. Alle Männer von Juda und die Hälfte der Männer von Israel gaben dem König das Geleit.

Rivalität zwischen Israel und Juda

42Alle Männer von Israel kamen zum König und beschwerten sich. »Wie kommt es«, sagten sie, »dass unsere Brüder, die Männer von Juda, sich das Recht angemaßt haben, dich, deine Familie und alle deine Leute über den Jordan zu bringen?«

43Alle Männer von Juda rechtfertigten sich und sagten zu den Männern von Israel: »Der König steht uns näher, er ist doch unser Stammesgenosse! Warum regt ihr euch so auf? Haben wir euch etwa den König weggenommen oder hat er uns irgendein Vorrecht gewährt?«

44Die Männer von Israel antworteten denen von Juda: »Wir haben zehn Anteile am König, nicht nur einen wie ihr! Darum steht uns das erste Recht zu. Warum habt ihr uns nicht die Ehre gelassen? Und hatten wir denn nicht als Erste davon gesprochen, den König zurückzuholen?«

Aber die Männer von Juda gaben ihnen eine Antwort, die noch schärfer war als die Vorwürfe der Männer von Israel.

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Der Aufstand Schebas wird niedergeworfen

2 Sam 20

Dort in Gilgal war auch ein niederträchtiger Mann aus dem Stamm Benjamin, Scheba, der Sohn von Bichri. Er blies das Widderhorn und rief:

»Was geht uns alle dieser David an?

Seit wann gehört der Isai-Sohn zu uns?

Ihr Männer Israels, auf und nach Hause!«

2Da ließen die Männer von Israel David im Stich und zogen mit Scheba, dem Sohn von Bichri, davon. Nur die Männer von Juda blieben ihrem König treu und geleiteten ihn vom Jordan bis nach Jerusalem.

3Als David nach Jerusalem in seinen Königspalast kam, befahl er als Erstes, die zehn Nebenfrauen, die er als Hüterinnen des Palastes zurückgelassen hatte, in ein verschlossenes Haus zu bringen. Er sorgte für ihren Lebensunterhalt, hatte jedoch keinen Verkehr mehr mit ihnen. Sie lebten bis zu ihrem Tod völlig abgeschlossen, als Witwen auf Lebenszeit.

4Dann sagte der König zu Amasa: »Biete alle Männer von Juda auf! Übermorgen bist du mit ihnen hier!« 5Amasa ging, um die Männer von Juda zusammenzurufen, war jedoch zur gesetzten Frist nicht zurück.

6Da sagte der König zu Abischai: »Scheba wird uns noch gefährlicher als Abschalom! Nimm meine Leute und jag ihm nach, bevor er befestigte Städte in seine Hand bringt und wir das Nachsehen haben.«

7Die Kriegsleute Joabs zogen also unter Abischais Führung von Jerusalem aus los, um Scheba nachzujagen, dazu auch Davids Leibgarde und die »Dreißig Helden«. 8Als sie den großen Felsen bei Gibeon erreichten, war Amasa kurz zuvor dort eingetroffen. Joab trug sein übliches Gewand und darüber einen breiten Gürtel, unter dem ein Dolch verborgen war. Er war durch den Gürtel waagrecht an der Seite gehalten, und wenn Joab sich leicht vorbeugte, glitt er unbemerkt aus seiner Scheide.

9Joab begrüßte Amasa: »Wie geht es dir, mein Freund?« Dabei fasste er mit der rechten Hand Amasa beim Bart, als wollte er ihn küssen. 10Amasa bemerkte nicht, dass Joab den Dolch in der anderen Hand hielt. Joab stieß ihn damit in den Bauch, dass die Eingeweide auf die Erde quollen. Es brauchte keinen zweiten Stoß, Amasa war auf der Stelle tot.

Joab und sein Bruder Abischai jagten weiter hinter Scheba her. 11Einer von Joabs Männern stellte sich neben Amasas Leichnam und rief: »Joab nach, wer's mit Joab hält und für David ist.« 12Er merkte aber, dass alle Kriegsleute stehen blieben, weil Amasa blutüberströmt mitten auf der Straße lag. So schaffte er Amasas Leiche von der Straße weg ins Feld und warf einen Mantel darüber, damit nicht jeder, der vorbeikam, bei ihr stehen blieb. 13Als die Leiche aus dem Weg geschafft war, folgten alle Joab und nahmen die Verfolgung Schebas auf.

14Joab zog durch alle Stämme Israels bis nach Abel-Bet-Maacha. Alle wurden seine Verbündeten, sammelten sich und folgten ihm.

15Als Joab mit seinem Heer die Stadt erreicht hatte, schlossen sie Scheba darin ein und schütteten eine Angriffsrampe auf. Als die Rampe die Höhe der Vormauer erreicht hatte, drang das Heer Joabs bis zur Hauptmauer vor und versuchte, sie zum Einsturz zu bringen.

16Nun lebte in der Stadt eine weise Frau. Die rief den Belagerern von der Mauer aus zu: »Leute, hört her, hört her! Sagt Joab, er soll kommen; ich muss mit ihm reden.«

17Als Joab kam, fragte sie: »Bist du Joab?«

»Ja«, sagte er und sie fuhr fort: »Ich bitte dich, hör mich an!«

»Ich höre«, erwiderte Joab.

18Sie begann: »Seit alter Zeit sagen die Leute: ›Holt euch doch Rat in Abel, dann kommt alles in Ordnung!‹ 19Unsere Stadt gehört zu den friedlichsten und treuesten in Israel. Sie trägt den Ehrentitel ›Mutter in Israel‹. Und die willst du zerstören? Wie kannst du dich an einem Stück Land vergreifen, das dem HERRN gehört?«

20-21»Nein, nein!«, erwiderte Joab. »Ich will mich doch nicht daran vergreifen! Ich denke nicht daran, sie zu zerstören! Aber ihr habt einen Mann aus dem Bergland Efraïm bei euch, Scheba, den Sohn von Bichri, der hat sich gegen König David erhoben. Nur auf den habe ich es abgesehen. Gebt ihn heraus und ich ziehe von der Stadt ab!«

»Wir werden dir seinen Kopf über die Mauer werfen«, sagte die Frau. 22Mit ihrer Weisheit überzeugte sie die Leute in der Stadt. Sie schlugen Scheba den Kopf ab und warfen ihn zu Joab über die Mauer. Da ließ Joab das Widderhorn blasen und die Belagerung abbrechen. Die Männer von Juda kehrten nach Hause zurück und Joab begab sich zum König nach Jerusalem.