Handbuch der Sprachminderheiten in Deutschland

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3.4 Kulturelle Institutionen, Medien und Literatur

Die kulturellen Institutionen und Organisationen der dänischen Minderheit sind gemeinnützige Vereine; sie sind im deutschen Vereinsregister eingetragen und daher von der Steuerpflicht in Bezug auf zum Beispiel Zuwendungen aus Dänemark befreit. Die kulturellen Hauptorganisationen der Minderheit sind der SSF und der SdU, der als Zusammenschluss diverser sport- und freizeitorientierter Vereine für Kinder und Jugendliche die Dachorganisation der dänischen Sport- und Jugendvereine in Südschleswig bildet. Kindergärten, Grund- und Gesamtschulen sowie Gymnasien sind dem Dansk Skoleforening for Sydslesvig (‚Dänischer Schulverein Südschleswig‘) untergeordnet, und die Dansk Kirke i Sydslesvig (‚Dänische Kirche in Südschleswig‘) gilt organisatorisch ebenfalls als ein Verein. Das trifft auch auf den Dansk Sundhedstjeneste (‚Dänischer Gesundheitsdienst‘) zu, der das Sozial- und Gesundheitswesen der Minderheit konstitutiert, und die Dansk Centralbibliotek for Sydslevig (‚Dänische Zentralbibliothek Südschleswig‘). Hinzu kommt der SSW, die politische Partei der Minderheit, die bereits in Kapitel 3.2 behandelt wurde. Die Minderheit als Ganzes besitzt keine Dachorganisation, doch die genannten Vereine sind in Det sydslesvigske Samråd (gemeinsamer Rat der dänischen und friesischen Minderheitenorganisationen) repräsentiert, dessen Aufgabe es ist, die Aktivitäten der Vereine zu koordinieren und ein Diskussionsforum für Fragen, die von allgemeinem Interesse für die Minderheit sind, zu bieten. Er hat jedoch keine selbstständigen Entscheidungsbefugnisse, sondern ist nur beratendes Gremium (vgl. Ewer 2006).

3.4.1 Sydslesvigsk Forening (SSF; ,Südschleswigscher Verein‘)

Der SSF ist die kulturelle Hauptorganisation der dänischen Minderheit. Ziel des SSF ist es, die dänische Sprache zu fördern, die dänische und nordische Kultur zu bewahren und zu unterstützen, das Verständnis für die schleswigsche Heimat und deren Eigenart zu vertiefen sowie die Verbindung mit Dänemark, dem Norden und den dänischen Schleswigern außerhalb Südschleswigs zu pflegen. Auf der einen Seite ist der SSF als Kulturträger verantwortlich für Kulturangebote, zum Beispiel in Form von klassischer und moderner Musik, zeitgemäßem Theater, Kindertheater und Ballett, sowie auch für kulturelle Kontakte zwischen Südschleswig und Dänemark. Andererseits betreibt der SSF kultur- und minderheitenpolitische Interessenwahrnehmung. Er arbeitet im Koordinationsausschuss DialogForumNorden (DFN) mit, ist Mitglied in der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen (FUEV), dem European Bureau for Lesser Used Languages (EBLUL)1 und ist Förderer des Nordisk Informationskontor i Sønderjylland/Sydslesvig (‚Nordisches Informationsbüro in Südjütland/Südschleswig‘).

Obwohl die Förderung der dänische Sprache zu den Zielen des SSF gehört, handelt es sich bei dem Verein nicht um eine Sprachbewegung, sondern um eine allgemein kulturelle Vereinigung. Eine dezidierte Sprachbewegung stellt dagegen Sprogforeningen i Sydslesvig (‚Sprachverein in Südschleswig‘) dar, einer der gut 20 Vereine, die dem SSF angeschlossen sind. Dessen vorrangiges Ziel ist es, die dänische Sprache und ihre Verwendung zu fördern. Seit seinem Bestehen ist der Sprogforeningen in laufenden Sprachdebatten zwar nicht mit Artikeln und Leserbriefen in Erscheinung getreten, veranstaltet jedoch Vortragsabende für seine Mitglieder und publiziert, neben Büchern und Liedern, Plakate mit der Aufforderung, Dänisch zu verwenden. Im Januar 2019 hatte der Verein 667 Mitglieder in Deutschland und weitere 920 Mitglieder in Dänemark.2

Neben der Bereitstellung eines breiten Spektrums an kulturellen Angeboten in den 72 Ortsverbänden (Stand: Oktober 2019) betätigt sich der SSF – zusammen mit der politischen Partei der Minderheit, dem SSW – aktiv im Bereich der Minderheitenpolitik. Der SSF betreibt 40 Versammlungshäuser, das Danevirke-Museum (bei Schleswig) und das Schullandheim Skipperhuset in Tønning/Tönning.

Der SSF betrachtet die Mitarbeit und Zusammenarbeit mit anderen europäischen Minderheiten als einen unverzichtbaren Aufgabenbereich. In Zusammenarbeit mit den anderen drei autochthonen nationalen Minderheiten in der Bundesrepublik, den Friesen, den deutschen Sinti und Roma und den Lausitzer Sorben, verfügen die vier Minderheiten seit 2003 über ein Minderheitensekretariat in Berlin mit einer Halbtagsstelle. Das Sekretariat wird vom Bundesministerium des Innern finanziert und trägt mit dazu bei, die Kontakte zum Deutschen Bundestag zu pflegen. 2019 war der Vorsitzende des SSF, Jon Hardon Hansen, Vorsitzender des Minderheitenrates im Sekretariat.3 In Dänemark hat der SSF ein Außenreferat mit Büro im Folketing, dem dänischen Parlament und Sitz der dänischen Regierung.4

Zusammenfassend stellt der SSF folgende Strukturen zu Verfügung:

Verbandsstruktur:

 16.000 Mitglieder in zirka 70 Ortsverbänden (distrikter), zusätzlich zirka 23 angeschlossene Vereine mit 13.000 Mitgliedern

 sieben Kreisverbände (amter) inkl. Friisk Foriining (Nordfriesischer Verein, 600 Mitglieder) mit jeweils eigenen Sekretariaten, zusätzlich ein dänisches Generalsekretariat im Kreisverband Flensborg amt/Kreisverband Flensburg-Stadt

 Außenreferat (mit Büro im Folketing in Kopenhagen)

Kulturelle und soziale Einrichtungen:

 40 Versammlungshäuser plus Seniorenwohnanlagen; Danevirke Museum (Museum am Dannewerk); das Schullandheim Skipperhuset in Tønning/Tönning.

 Dansk Generalsekretariat (Dänisches Generalsekretariat) u.a. mit Kulturabteilung (ca. 100 öffentliche Veranstaltungen jährlich mit weit über 15.000 Teilnehmern, jeweils im Mai/Juni traditionelle Jahrestreffen (Årsmøder) mit über 40 Veranstaltungen und zirka 20.000 Teilnehmern)

Medien:

 Pressedienst, Mitgliedszeitung KONTAKT als wöchentliche Beilage der Tageszeitung Flensborg Avis (zusätzliche Auflage: 10.000 Exemplare), Layoutabteilung, Zentralkartei (mit 36.000 Adressen).

3.4.2 Sydslesvigs danske Ungdomsforeninger (SdU; ‚Südschleswigs dänische Jugendvereine’)

Der SdU ist ein Dachverband für 69 Vereine mit 12.000 Mitgliedern im Bereich des Sports und der kulturellen und institutionellen Kinder- und Jugendarbeit. Angeschlossen sind drei Landesverbände: Dansk Spejderkorps for Sydslesvig (DSS; ‚dänische Pfadfinder für Südschleswig‘), Frivilligt Drenge- og Pige-Forbund Sydslesvig (FDF Sydslesvig; christliche Pfadfinder) und Menighedernes Børne- og Ungdomsarbejde (MBU; Kinder- und Jugendarbeit der dänischen Kirchen in Südschleswig). Der SdU betreibt zwölf Freizeitheime mit Jugendclubs, das Aktivitetshuset in Flensborg/Flensburg (ein Projekt- und Kulturhaus zur Förderung der dänischen Kunst- und Kulturentwicklung in der Grenzregion) und das Tagungszentrum und Schullandheim Christianslyst (bei Slesvig/Schleswig). Hinzu kommen Sporthallen, Sportplätze, Bootshäuser und Clubheime.

Ziel des SdU ist es, die dänische Jugendarbeit in Südschleswig zu fördern. Seine Werte basieren auf einem humanistischen Menschenbild und demokratischer Verantwortlichkeit. Besonderes Gewicht wird auf die dänische Sprache und Kultur, auf Gemeinschaft und Entwicklung gelegt. Die Organisation verfolgt eine explizite Sprachpolitik, die jedoch nur als Orientierung dienen kann, da die einzelnen Vereine selbstständig sind. Der SdU befürwortet die Verwendung des Dänischen auf allen administrativen und Leitungsebenen, sowohl mündlich als auch schriftlich, in Training und Unterricht ebenso wie in den Vereinsmitteilungen; es ist erwünscht, dass die einzelnen Vereine die dänische Sprache und ihre Verwendung aktiv unterstützen. Zum SdU gehört u.a. der größte Sportverein der dänischen Minderheit, der Dansk Gymnastikforening Flensborg (DGF; ‚Dänischer Gymnastikverein Flensburg‘). Sein Vorsitzender sprach sich ebenfalls dafür aus, dass die Vereine eine konkrete Sprachpolitik verfolgen sollten; so wies er 2017 explizit auf die Initiativen des DGF hin:

Vi har blandt andet lavet en brochure på dansk og på tysk. Den giver vi til de nye medlemmer. Vi har forsøgt at finde trænere fra de danske skoler, og vi har gjort meget ud af, at vores spillested omtales som Idrætsparken – og ikke som DGF-Sportpark. Lige nu er vi i gang med at lave vores hjemmeside tosproget.1

Diese Positionierung zeigt das Bemühen des DGF, die Minderheitssprache Dänisch durch Zweisprachigkeit zu verankern, nachdem der Verein in den vergangenen Jahren für seine extensive Verwendung des Deutschen kritisiert worden war. Diese ergab sich durch einen hohen Anteil deutscher Mitglieder im Mannschaftssport, wo die Zahl der Minderheitsmitglieder nicht ausreichte, um die erforderlichen Mannschaftsgrößen zu erreichen.

Intern verfolgen der SSF, der SdU und der Dansk Skoleforening eine gemeinsame Sprachpolitik, jedoch gibt es keine offiziell übereinstimmende Sprachregelung in der Minderheit. Bei einem Treffen des Sydslesvigske Samråd (gemeinsamer Rat der dänischen und friesischen Minderheitenorganisationen) im Jahr 2018 wurde der Vorschlag des SSF, eine gemeinsame Sprachpolitik einzuführen, abgelehnt.

3.4.3 Dansk Skoleforening for Sydslesvig (‚Dänischer Schulverein für Südschleswig’)

Der Dansk Skoleforening for Sydslesvig (‚Dänische Schulverein für Südschleswig‘) betreibt ein staatlich anerkanntes Schulsystem in freier Trägerschaft und nimmt eine öffentliche Aufgabe wahr. Die Finanzierung erfolgt aus Mitteln des Landes Schleswig-Holstein, der Landkreise und Gemeinden, des dänischen Staates und aus Elternbeiträgen in Kindertagesstätten. Für den Schulbesuch werden keine separaten Kosten erhoben.

 

Die Schulen unterliegen dem deutschen Schulrecht, d.h. konkret dem schleswig-holsteinischen Schulgesetz; es besteht eine Vollzeitschulpflicht von neun Jahren.1 Die Schulen folgen der schleswig-holsteinischen Schulstruktur mit Grundschule (1.–4. Klasse), Gemeinschaftsschule (5.–9./10. Klasse) und der anschließenden Möglichkeit, ein Gymnasium zu besuchen (11.–13. Klasse).2

Der Schulverein unterhält 57 Betreuungsangebote und 43 Schulen, die über ganz Südschleswig verteilt liegen. Zwei der Schulen haben eine gymnasiale Oberstufe (Duborg-Skolen in Flensborg/Flensburg und A.P. Møller Skolen in Slesvig/Schleswig). Weiterhin betreibt er das Center for Undervisningsmidler (die Lehrmittelzentrale), Pædagogisk-Psykologisk Rådgivning (eine pädagogisch-psychologische Beratungsstelle) und den Voksenundervisningsnævnet (‚Ausschuss für die dänische Erwachsenenbildung in Südschleswig‘). Hinzu kommen die Jaruplund Højskole (eine Einrichtung der Erwachsenenbildung) und das Ungdomskollegiet (ein dänisches Schülerwohnheim) in Flensborg/Flensburg sowie in Dänemark eine Ferieneinrichtung und zwei Schullandheime.

Im Jahr 2018 hatte der Schulverein mehr als 1.500 Beschäftigte und verfügte über einen Etat von zirka 120 Millionen Euro. Davon trug Dänemark einen Anteil von 55,3 Millionen Euro, 37,5 Millionen Euro wurden vom Land Schleswig-Holstein gezahlt, und 17,2 Millionen Euro kamen von den Landkreisen und Gemeinden. Hinzu kommen die Elternbeiträge für Kinderbetreuung.

Im selben Jahr wurden in den Tageseinrichtungen 2.487 Kinder betreut. Der Schulbesuch war 2018 wie folgt: 5.010 Kinder besuchten die Klassen eins bis zehn, 647 Kinder besuchten das Gymnasium (11.–13. Klasse), und 837 Kinder nutzten die Hortbetreuung.3

Die Gremien des Dansk Skoleforening umfassen die Gesamtvertretung, den Vorstand, die Direktion und die Schul- und Kindertagesstättenkonferenzen. Gesamtvertretung und Vorstand sind die leitenden Gremien des Dansk Skoleforening; sie werden von den Mitgliedern gewählt, und die Gesamtvertretung entscheidet über die Satzung, die Ziele und den Betriebshaushalt des Vereins. Der Vorstand bildet die politische Leitung und vertritt die Interessen des Schulvereins; er kontrolliert auch die Arbeit der Direktion. Die Direktion ist verantwortlich für die Verwaltungsleitung und die Geschäftsführung sowie für die Umsetzung der Beschlüsse der Gesamtvertretung. Schul- und Kindertagesstättenkonferenzen stellen die lokalen Entscheidungsgremien an den einzelnen Institutionen dar.4

Die Aufnahme eines Kindes in eine der Kindertagesstätten oder Schulen des Dansk Skoleforening setzt die Mitgliedschaft mindestens eines Elternteils oder Erziehungsberechtigten im Verein voraus. Diese Mitgliedschaft beinhaltet das Bekenntnis zur dänischen Minderheit; die Mitglieder erklären sich damit einverstanden, dass die Sprache im Verein und in seinen Einrichtungen Dänisch ist und dass sie sich bemühen werden, die dänische Sprache verstehen und sprechen zu lernen, sofern sie es nicht bereits können. Erwartet wird auch, dass für alle Kinder der Mitglieder eine dänische Kindertagesstätte bzw. eine dänische Schule gewählt wird.5

Der Kernauftrag des Dansk Skoleforening ist es, nach den Grundsätzen dänischer Pädagogik Kindern und Jugendlichen der dänischen Minderheit Lernen und Bildung sowie Entfaltung und Entwicklung zu ermöglichen. Die Kindertagesstätten und Schulen unterrichten und fördern dänische Sprache und Kultur, wobei Dänisch als Unterrichts- und Kommunikationssprache dient. Sie vermitteln das Bewusstsein, Teil einer dänischen Gemeinschaft zu sein, doch sie bereiten die Kinder dabei gleichzeitig auf ein Leben in einem deutschen Alltag vor. Dabei wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Minderheit keine wertneutralen Sprachschulen betreibt.6 Die Schulabschlüsse sind sowohl in Dänemark als auch in Deutschland voll anerkannt.7

3.4.4 Dansk Kirke i Sydslesvig/Die dänische Kirche in Südschleswig

Das dänische evangelisch-lutherische Kirchenleben in Südschleswig findet innerhalb des Rahmens der Dansk Kirke i Sydslesvig (‚Dänische Kirche in Südschleswig‘) statt. Organisatorisch ist die Dansk Kirke i Sydslesvig ein Verein; die 6.000 Mitglieder zahlen einen Vereinsbeitrag von 14 Euro pro Jahr (Stand: 2019) und können in den Gemeinderat gewählt werden. In Sydslesvig/Südschleswig gibt es 27 Gemeinden mit 22 Pastoraten und zirka 60 Filialgemeinden (prædikesteder).1 Der Kirkedagen (‚Kirchentag‘), bestehend aus Gemeinderatsmitgliedern und PfarrerInnen, ist das oberste Aufsichtsorgan, während ein Kirkeråd (‚Kirchenrat‘) die Arbeit begleitet. Er besteht aus zehn Mitgliedern und dem Probst. Die administrative Leitung liegt beim Kirchenbüro und seinem/r Geschäftsführer/in. Die Kirche wird vom dänischen Staat, der deutschen Nordkirche und den Mitgliedern finanziert, die Pfarrerinnen und Pfarrer werden in Dänemark ausgebildet. Für einen Amtsantritt in Südschleswig wird im Bedarfsfall ein Intensivsprachkurs für Deutsch angeboten.2

Wie bei anderen Vereinigungen in Südschleswig sind Dänischkenntnisse auch hier keine Voraussetzung für die Aufnahme als Gemeindemitglied. Viele Pfarrerinnen und Pfarrer verwenden daher im Gottesdienst sowohl Dänisch als auch Deutsch in dem Umfang, in dem es ihnen in Bezug auf ihre Gemeinde sinnvoll und passend erscheint. Ein zweisprachiges dänisch-deutsches Gesangbuch steht ebenfalls zur Verfügung.3

3.4.5 Dansk Sundhedstjeneste (‚Dänischer Gesundheitsdienst‘)

Der Dansk Sundhedstjeneste (‚Dänischer Gesundheitsdienst‘) ist mit rund 150 MitarbeiterInnen in verschiedenen Bereichen für die Minderheit tätig: in der Vorsorge und gesundheitsbezogenen Beratung für Kinder, Jugendliche und Familien im Schulgesundheitsdienst; in der häuslichen Pflege; im Sozialdienst bzw. der Sozialberatung; in Pflegeheimen und Seniorenwohnheimen. Hinzu kommt ein Sekretariat, das u.a. für die Verwaltung der Immobilien des Gesundheits- und Sozialdienstes zuständig ist.

Der Mitarbeiterstab umfasst GesundheitsberaterInnen, Schulkrankenschwestern/-pfleger, (Schul-)ÄrztInnen, ZahnärztInnen, Zahnpflegepersonal, pädagogische Fachkräfte, Gemeindeschwestern, Fußpflegepersonal und SozialarbeiterInnen, die auf die vier Sozial- und Gesundheitszentren Flensborg/Flensburg, Slesvig/Schleswig, Husum/Husum und Læk/Leck verteilt sind. Desweiteren verfügt der Gesundheits- und Sozialdienst über ein Küstensanatorium für Kinder und ein Erholungsheim für Erwachsene in Dänemark.

Jedes Mitglied eines der Minderheitenvereine kann die angebotenen Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Die Angebote erstrecken sich über den gesamten Lebenslauf, vom ersten bis zum letzten Herzschlag, wie der Dansk Sundhedstjeneste auf seiner Homepage schreibt.1 Häufig findet die erste Begegnung mit diesem Dienst schon im Säuglingsalter durch die Besuche einer Gesundheitsberaterin statt. Die Verbindung wird während der Kindergarten- und Schulzeit durch den Schulgesundheitsdienst aufrechterhalten. Danach liegt es an den Mitgliedern der Minderheit selbst, sich bei Bedarf an den Dansk Sundhedstjeneste zu wenden.

Der Sundhedsrådet (‚Gesundheitsrat‘) ist das oberste Beschlussorgan des Dansk Sundhedstjeneste. Er besteht aus 29 Mitgliedern, die von den anderen dänischen Vereinen benannt werden. Von diesen sind sieben Mitglieder des Dansk Skoleforening und sieben Mitglieder des SSF. Zu der Organisation gehören weiterhin eine Geschäftsstelle, die Leitung und der Betriebsrat. Die Einnahmen des Gesundheits- und Sozialdienstes liegen bei zirka acht Millionen Euro, deren Hauptanteil von Dänemark zur Verfügung gestellt wird. Des Weiteren übernehmen die deutschen Krankenkassen und die Kranken- und Pflegeversicherungen einen Teil der entstehenden Kosten, und die Patienten und Bewohner leisten einen Eigenanteil. In geringerem Umfang stehen weitere öffentliche Zuschüsse zur Verfügung, so u.a. 55.000 Euro pro Jahr von der Stadt Flensborg/Flensburg.

3.4.6 Dansk Centralbibliotek for Sydslesvig (‚Dänische Zentralbibliothek für Südschleswig’)

Die Dansk Centralbibliotek for Sydslesvig (‚Dänische Zentralbibliothek für Südschleswig‘) hat ihren Hauptstandort in Flensborg/Flensburg und Filialbibliotheken in Slesvig/Schleswig und Husum/Husum sowie eine Gemeinschaftsbibliothek in der Jes-Kruse-Schule in Egernførde/Eckernförde. Bücherbusse bedienen darüber hinaus das gesamte übrige Südschleswig, und die Bibliothek stellt Bücher für die in allen Schulen vorhandenen Schulbibliotheken zur Verfügung.

In der Hauptbibliothek befindet sich u.a. Den Slesvigske Samling/Schleswigsche Sammlung mit einem Schwerpunkt in Literatur, Film und Musik aus der Region, vieles davon in digitalisierter Form. Die Bücher- und Materialsammlung deckt rund achthundert Jahre Kultur und Geschichte im Gebiet zwischen dem Kongeå/der Königsau im Norden und der Ejderen/Eider im Süden ab. Weiterhin gehört zur Bibliothek die Forskningsafdelingen (eine selbstständige Forschungs- und Archivabteilung); der Forschungsschwerpunkt liegt auf der Geschichte der Grenzregion und der Sammlung und Bereitstellung von einschlägigen Archivalien der Minderheit (vgl. Stadt Flensburg – Fachbereich Entwicklung & Innovation 2017: 11).

Die Dansk Centralbibliotek erhält vom dänischen Staat einen Zuschuss in Höhe von 85 Prozent der laufenden Kosten, das entspricht zirka 3,7 Millionen Euro. Die öffentlichen Zuschüsse von deutscher Seite machen 11 Prozent bzw. zirka 0,5 Millionen Euro aus. Das oberste Steuerungsorgan der Bibliothek ist der Verwaltungsrat, der neben einer Mitarbeiterrepräsentation auch Mitglieder des SSF, des Sprogforeningen, des SdU, des Dansk Skoleforening und des Grænseforeningen umfasst.1

3.4.7 Medien

Flensborg Avis

Die Zeitung Flensborg Avis (FLA; ‚Flensburg-Zeitung‘) mit dem Slogan ”Vi gør Danmark lidt større” (‚Wir machen Dänemark etwas größer‘) ist eine Tageszeitung, die als Papierausgabe und seit 2009 auch elektronisch erscheint. 2017 richtete die Zeitung außerdem FLA TV ein, einen digitalen TV-Kanal, der sowohl auf Dänisch als auch auf Deutsch sendet und alle Sendungen Dänisch untertitelt. Im Jahr 2017 hatte die Papierausgabe 4.807 Abonnenten und eine Auflage von 5.246 Exemplaren. Die Zeitung ist überwiegend auf Dänisch verfasst; jeder Artikel enthält jedoch eine Zusammenfassung auf Deutsch. Diese Zusammenfassungen traten an die Stelle des deutschen Teils, der bis 2013 Bestandteil der Zeitung war.

Jeden Donnerstag erscheint als Beilage in der Flensborg Avis die Infozeitung KONTAKT für die SSF-Mitglieder; an diesem Tag erhalten alle Mitglieder die Zeitung. Insgesamt zehnmal im Jahr versendet der Dansk Skoleforening die Schulzeitung Fokus, davon achtmal als Sonnabendbeilage zur Flensborg Avis und zweimal digital; die entsprechenden Ausgaben der FLA gehen an alle Mitglieder des Dansk Skoleforening.

Die Flensborg Avis ist in Det sydslesvigske Samråd vertreten. Die Zeitung ist eine Aktiengesellschaft, die über den Südschleswig-Ausschuss hauptsächlich durch Zuschüsse des dänischen Staates finanziert wird. Im Jahr 2017 belief sich der Zuschuss auf 3,45 Millionen Euro.1

Fernsehen und Radio

Die Minderheit hat keine eigenen Radio- und Fernsehkanäle, doch ihre Mitglieder können dänisches Radio und Fernsehen via Streaming und lokal begrenzt auch über Sender empfangen. Die dänischen Regionalsender DR P4 Syd und TV Syd in Kolding sind verpflichtet, Südschleswig abzudecken, senden jedoch nur wenige Programme, die einen Bezug zu dieser Region und zur dänischen Minderheit in Deutschland haben.

Die Untersuchung Dansk Sprog i Sydslesvig (‚Dänische Sprache in Südschleswig‘) zeigt, dass mindestens drei Viertel der Kinder und Jugendlichen im Schulalter überwiegend oder ausschließlich deutsches Radio und Fernsehen hören und sehen (Pedersen 2000/I: 123). In Bezug auf die Medien sind daher die deutschen Angebote als die dominante Sprachquelle der Schüler anzusehen.