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Historische Translationskulturen

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3.2.1 Normbildende Funktion der ESIT

Seleskovitch bemühte sich zunächst um eine berufsorientierte TranslatorInnenausbildung mit klar definierten Regeln, indem sie die ESIT umstrukturierte, um sicherzustellen, dass die Dolmetschlehre ausschließlich durch praktizierende DolmetscherInnen erfolgt. Für die Aufnahme zum Dolmetschstudium wurden strenge Beschränkungen eingeführt, die unter anderem verlangten, dass alle KandidatInnen zwei Fremdsprachen beherrschen und eine licence vorweisen mussten (vgl. Widlund-Fantini 2007: 169). Diese Auflagen sicherten der ESIT einen sich eigendynamisch verstärkenden Kreislauf, in dem marktbewährte Lehrende Ausbildungsnormen an Marktbedürfnisse anpassten, um zukünftigen AbsolventInnen gute Erfolgsaussichten in der Profession zu bieten, was wiederum dem Ruf der Lehrstätte förderlich war, ihre Einflussnahme auf die Normbildung und -stabilisierung in der Dolmetschlehre vergrößerte und letztendlich neue Studierende auf den Plan rief.

Als die Professionalisierung im berufspraktischen Kontext durch entsprechend festgeschriebene Erfolgsbedingungen im Ausbildungsfeld gewährleistet war, setzte an der ESIT eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit translatorischen Fragestellungen ein. Im Jahr 1973 erhielt Seleskovitch für die erste, jemals in Frankreich verfasste Dissertation über das Konferenzdolmetschen den Doktortitel der Universität Sorbonne (vgl. ibid.: 143; Lederer 2015: 296); ein Jahr später wurde der ESIT gestattet, ein Doktoratsstudium in science et techniques de l’interprétation et de la traduction (Wissenschaft und Technik des Dolmetschens und Übersetzens) anzubieten und ein Forschungszentrum zu errichten (vgl. Widlund-Fantini 2007: 155 und 178f.).

Seleskovitch erforschte Möglichkeiten, die Ausbildung an der ESIT zu optimieren und auf ein wissenschaftliches Fundament zu stellen, von dem aus eine Normbildung bzw. -anpassung im Bereich der Dolmetschdidaktik erfolgen konnte. Die wissenschaftliche Fokussierung von Seleskovitch schien stark auf praxisinduzierte Problemlösungen in der Lehre abzuzielen, als sie Mitte der 1960er Jahre mit der Ausarbeitung der théorie du sens (Interpretative Theorie) begann, die auch von ihrer früheren Schülerin und späteren Kollegin Marianne Lederer mitentwickelt wurde (vgl. Widlund-Fantini 2015: 369). Im Jahr 1968 stellte Seleskovitch die Theorie in L’interprète dans les conférences internationales vor (vgl. Pöchhacker 2016: 34), mit der zentralen These, dass es beim Dolmetschen vor allem darum geht, nicht zu transkodieren, sondern den Sinn eines Diskurses zu verstehen und wiederzugeben (vgl. Diriker 2015: 79).

Wie einflussreich die ESIT auf internationaler Ebene als normgebende Institution war, wird deutlich, als der Dolmetschdienst der Europäischen Kommission, heute SCIC genannt, Seleskovitch und Lederer mit einem Projekt im Bereich der Dolmetschpädagogik betraute, das 1989 zur Veröffentlichung von La pédagogie raisonnée de l’interprétation führte (vgl. Widlund-Fantini 2007: 158). Dieses Werk sollte auf Wunsch der Kommission in einer zweiten Auflage ab 2002 als Leitfaden für neue Dolmetschausbildungen in den damals für einen EU-Beitritt kandidierenden Ländern dienen (vgl. Lederer 2015: 297) und ist nach wie vor ein einflussreiches Lehrbuch (vgl. Pöchhacker 2015a: 65). Das beschriebene Lehrkonzept bietet eine umfassende Übersicht über ESIT-Grundsätze in der Dolmetschausbildung, die vor allem darauf ausgerichtet ist, den Studierenden Arbeitsmethoden zu vermitteln (vgl. Seleskovitch/Lederer 1984: 195). Neben Anleitungen zu Hör- und Analyseübungen beinhaltet das Werk auch einen theoretischen Teil, Kriterien für die Studierendenauswahl sowie Richtlinien für einen Aufnahmetest (vgl. Seleskovitch/Lederer 2002).

Die im Laufe mehrerer Jahrzehnte an der ESIT entwickelte Verwissenschaftlichung der Dolmetschdidaktik wirkte dank der offiziellen Beauftragung seitens einer europäischen Institution im praktischen Feld normgebend für weitere Bildungseinrichtungen auf dem Kontinent. ESIT-Normen wurden auf diesem Wege disseminiert und nach dem ESIT-Lehrkonzept ausgebildete AbsolventInnen vermutlich aufgrund ihrer speziellen Ausbildung bevorzugt von den europäischen Instanzen rekrutiert.

3.2.2 Normstabilisierende Funktion der ESIT

Die théorie du sens bildete den Grundstein der einflussreichen Pariser Schule, die fast 30 Jahre lang Anhänger finden sollte (vgl. Widlund-Fantini 2015: 368). Institutionelle Basis dieser Denkschule war die ESIT; ihr theoretischer Rahmen und Ausbildungsansatz „[…] was readily adopted by many interpreters, professional organisations, interpreter trainers, and scholars of interpreting, empowering the profession and shaping the field of INTERPRETING STUDIES in its formative stage“ (Diriker 2015: 79; Hervorh. im Orig.). Pöchhacker (2015a: 64) beschreibt den Einfluss der Pariser Schule folgendermaßen: „[…] the community of professionals and trainers spearheaded by Danica Seleskovitch in Paris asserted itself and managed to establish a paradigm of its own that was to shape the field for one or two decades“. Israël (2002: 6), ehemaliger Leiter der Section Traduction (Fachbereich Übersetzen) an der ESIT und somit an der Dissemination der théorie du sens mitwirkend, unterstreicht die Bedeutung dieser Theorie für Kurse, Pädagogik und Forschungsarbeiten an der ESIT. Auch Déjean, Inhaberin eines ESIT-Doktorats und ESIT-Lehrende, ist offensichtlich eine überzeugte Vertreterin der Pariser Schule, da sie die praxisverbessernde Wirkung der théorie du sens bekräftigt: „[L]a ,théorie du sens’ a été adoptée – du moins dans ses grandes lignes – comme fondement de la pédagogie pratiquée par la plupart des écoles d’interprètes“ (Déjean 2002: 146; Hervorh. im Orig.)1.

Das Paradigma der théorie du sens wurde allerdings in den 1980er Jahren nach dem Triestsymposium (1986) von einer neuen, der kognitiven Psychologie zugewandten ForscherInnen-Generation mit stärker an der Wissenschaft orientierten Ansprüchen und einer anderen methodologischen Ausrichtung in Frage gestellt (vgl. Pöchhacker 2015b: 294). Zum Zankapfel zwischen der Pariser Schule, die vor allem auf Aufnahmen und Transkriptionen von Konferenzreden und -dolmetschungen basierende, beobachtende Untersuchungen anstellte, und der neuen Generation wurde die experimentelle Komponente. Der théorie du sens wurde zur Last gelegt, sich auf mentale Prozesse zu konzentrieren, dabei aber systematische Beschreibungen wissenschaftlicher Experimente zu vernachlässigen (vgl. Pöchhacker 2016: 69). Für Schreiber (2008: 51) war die théorie du sens zwar Exportschlager, aber mehr präskriptive Norm als Theorie.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts verfügt die ESIT2 trotz Paradigmenwechsel nach wie vor über Eigendynamik und internationale Strahlkraft. Sie bildet eine der achtzehn Ausbildungsstätten für ÜbersetzerInnen und DolmetscherInnen, mit denen die UNO im Rahmen ihrer Personalbeschaffung zusammenarbeitet. Um die berufliche Integration ihrer AbsolventInnen generell zu erleichtern, pflegt die ESIT ein Netzwerk für die Zusammenarbeit zwischen Lehrenden und AbsolventInnen bei reellen Dolmetscheinsätzen (vgl. N.N. 2015). Die Rolle der ESIT als Türöffnerin bestätigt ein Alumni-Mitglied, das den Abschluss sogar als Zauberformel à la „Sesam, öffne dich“ lobt (Inside ESIT 2014).

Ein namhafter ESIT-Absolvent, der dies veranschaulicht, ist der 1954 in Frankreich geborene Gilles Ouvrard, der mit den Arbeitssprachen Französisch, Englisch und Chinesisch als Chinesisch-Chefdolmetscher des Außenministeriums für die ehemaligen französischen Staatspräsidenten François Mitterrand und Jacques Chirac arbeitete (vgl. Plassard 2009) und später von 1990 bis 2011 unter anderem als Leiter der Section Traduction an der ESIT lehrte. Danach führte ihn seine Karriere nach Seoul, wo er an der Graduate School of Interpretation and Translation, dem südkoreanischen Pendant zur ESIT, unterrichtete (vgl. Ouvrard 2013). Ouvrard streicht die Sonderstellung der ESIT in der Dolmetschausbildung hervor, indem er sie „accélérateur de maturation“ nennt (ibid.), eine Ausbildungsstätte, die den Reifeprozess von Dolmetschstudierenden hin zur Professionalität beschleunige.

Eine weitere berühmte „Botschafterin“ der ESIT ist die 1949 in Stockholm geborene Anne-Marie Widlund-Fantini, die von 1976 bis 1990 an der ESIT unterrichtete und parallel dazu als Freelance-Dolmetscherin in Paris arbeitete. Ab 1995 war sie europäische Beamtin in Brüssel und leitete von 2001 bis 2009 die französische Dolmetschabteilung des Europäischen Parlaments. Über den Ruf der ESIT, die ihren Studierenden eine von den internationalen Organisationen geschätzte Dolmetschmethode vermittelt, sagt Widlund-Fantini: „C’est vrai qu’en venant de l’ESIT on avait quand même une qualité que beaucoup d’autres n’avaient pas, c’est-à-dire qu’on était très forts en consécutive“3 (De Rioja 2017).

Die ESIT hat Generationen von DolmetscherInnen nach einem auf praxisverbessernder Forschung beruhenden Lehrkonzept geprägt. Auf dem Arbeitsmarkt finden AbgängerInnen der ESIT günstige Bedingungen vor, was dazu beiträgt, dass sie in der ESIT inkorporierte Normen perpetuieren, ob in der Lehre an anderen Ausbildungsstätten oder als praktizierende DolmetscherInnen. Manche dieser ehemaligen ESIT-Studierenden kehren im Laufe ihrer Karriere wieder an die ESIT zurück und bringen praktische Erkenntnisse mit, was zu einer Weiterentwicklung des didaktischen Konzepts beiträgt. Dies macht deutlich, dass die ESIT als normgebend und normstabilisierend auf eine Translationskultur einwirkende Institution wiederum an die Berufsausübung anknüpft und ihre Erwartungen durch die Translationspraxis selbst stabilisiert (vgl. Heller 2013: 65).

 

Es ist somit festzustellen, dass im Zuge der Professionalisierung des Dolmetschberufs in Frankreich die AIIC als berufsvertretende und die ESIT als berufsbildende Institution in kontinuierlicher Wechselwirkung standen, sich gegenseitig zuarbeiteten und eine Translationskultur und ihre Normen wesentlich prägten, die unter anderem für Ausbildungsstätten, deren Aufnahmevoraussetzungen und Lehrmethoden sowie für die Dolmetschpraxis und deren Verwissenschaftlichung galten. Die normbildende Funktion der ESIT, die stark von Einzelpersonen, vor allem Danica Seleskovitch, geprägt war, setzte in Form von strengen Aufnahmebestimmungen und Regeln für eine berufsorientierte Ausbildung ein und ging dann in eine Verwissenschaftlichung dieser praxisbezogenen Normen mit dem Ziel der Ausbildungsoptimierung über. Diese praktischen und theoretischen Normkonstrukte leitete die im Laufe der Zeit nicht nur als Ausbildungs- sondern auch als Forschungszentrum international bekannt gewordene ESIT in eine normstabilisierende Dimension über, die durch einen Prozess der positiven Rückkopplung gekennzeichnet war. In einem sich selbst verstärkenden Kreislauf wurden Normen der ESIT unter anderem von AbsolventInnen und mit der ESIT kooperierenden Institutionen international disseminiert und längerfristig etabliert. An die Lehrstätte zurückkehrende PraktikerInnen trugen im Gegenzug zur Weiterentwicklung und gegebenenfalls notwendigen Anpassung der Normen bei, wodurch das Prestige der Institution erhalten blieb und ihr Einflussbereich vergrößert wurde.

4 Conclusio

Im vorliegenden Beitrag wurde versucht, die Rolle führender französischer Ausbildungseinrichtungen bei der Etablierung von Normen im Bereich der Dolmetschausbildung zu beleuchten. Dabei wurde festgestellt, dass die Normbildung und -stabilisierung an diesen Institutionen sich zwar schleppend, dennoch im zunehmenden Maße von theologischen Wert- und Wissensvorstellungen löste und sich immer stärker an wirtschaftlichen und politischen Anforderungen orientierte. In weiterer Folge verlagerte sich der Fokus französischer Dolmetschausbildungsstätten von philologischen Grundsatzdiskussionen auf die Professionalisierung im berufspraktischen Kontext und dessen Erforschung (z.B. durch die théorie du sens), wobei hierbei zeitweise andere Entitäten (z.B. AIIC) die Normen mitbestimmten.

Durch die zeitlich breit gestreute Darstellung ist deutlich geworden, dass Normbildungsprozesse, die innerhalb einer Translationskultur zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem gewissen Ort stattfinden, auch über die Grenzen derselben Translationskultur hinauswirken können. Nicht nur in der internationalen Verbreitung der von ihnen geprägten Normen lassen sich bei den untersuchten Institutionen gewisse Parallelen erkennen. So sticht am Beispiel Frankreich eine zunehmende Professionalisierung ins Auge, häufig befeuert durch die Leistung von Einzelpersonen. Während hier bis zum 20. Jahrhundert vorwiegend Philologen wie Antoine-Silvestre de Sacy Lehre und „Forschung“ prägten und damit einhergehend Praxis und Theorie immer stärker voneinander getrennt wurden, haben danach praktizierende DolmetscherInnen, allen voran Danica Seleskovitch, die Dolmetschwissenschaft als eigenständige Disziplin erkannt und gefördert. Gemein ist beiden Einflussgruppen, dass die von ihnen geprägten Normen aufgrund ihrer Reputation einem weltweiten Publikum zugänglich gemacht wurden, vor allem durch international tätige AbsolventInnen.

Der vorliegende Beitrag versteht sich als Türöffner zu einer weiterführenden Auseinandersetzung mit Normen und Konventionen per se, die im begrenzten Rahmen des Beitrages nicht anhand von Detailanalysen untersucht werden konnten. Um näheren Aufschluss über konkrete Normierungsprozesse und deren Ergebnisse zu erhalten, wäre beispielsweise die genauere Untersuchung von Studierenden- und Lehrendenbiografien, Lehrplänen, Korrespondenzen und anderen schriftlichen Quellen der jeweiligen Institutionen vonnöten.

Des jeunes de langue aux interprètes de conférence :

l’institutionnalisation des normes dans la culture de traduction en France

Petra Cukier, Alexandra Marics

1 Introduction

Dans sa définition de la culture de traduction1 (Translationskultur), Prunč signale que les normes et conventions jouent un rôle crucial dans la constitution des cultures de traduction (voir Prunč 1997 : 107). Gideon Toury met en rapport le concept de norme avec la traduction dès les années 1970 (voir notamment Toury 1978) ; Prunč l’applique à sa notion de culture de traduction en 1997. En approfondissant cette théorie, Prunč aborde le rôle essentiel des institutions ou personnes qui jouissent d’un grand prestige ou qui ont vocation à établir des normes et des conventions, qui constituent à leur tour la base de création d’une culture de traduction (voir Prunč 2008 : 28). Ces normes et conventions qu’il faut a priori qualifier d’arbitraires sont tributaires des valeurs, et ne sont applicables que si elles sont admises au sein d’une culture de traduction (voir ibid. : 25 sqq.). En fonction des intérêts et des rapports de force, elles peuvent avoir un effet disruptif ou assurer une continuité, et gagnent ainsi en importance dans l’étude des cultures de traduction historiques.

Le rôle des institutions qui établissent des normes2 dans la formation d’interprète n’a pas encore été suffisamment traité dans la traductologie orientée vers l’histoire. Parmi les institutions à haute réputation au sein d’une culture de traduction, certaines écoles forgent les normes et les conventions dans le cadre de leurs activités et favorisent souvent l’émergence d’une culture de traduction par-delà les frontières nationales. La France participe activement au processus d’institutionnalisation et de normalisation des cultures de traduction, car c’est en France que les premières écoles d’interprétation ont vu le jour (ainsi que la première association professionnelle internationale). À l’exemple de ces écoles et d’autres institutions françaises, les chapitres suivants montrent comment la formation d’interprète s’émancipe progressivement de la philologie en créant ses propres normes, pour bientôt passer par un processus de professionnalisation qui entraîne finalement un débat scientifique manifeste sur l’interprétation, aboutissant à son tour à la création de normes. Puisque l’objet du présent article se concentre surtout sur les instituts de formation, les personnages importants ne sont mentionnés qu’incidemment. Ainsi l’article ne porte pas tant sur la définition de normes clairement identifiables que sur la fonction normative des institutions mentionnées, souvent issue de l’échange avec d’autres entités, ainsi que sur les tendances normatives. Les institutions qui ont marqué la formation d’interprète à différentes époques, dans le pays même, mais aussi à l’échelle internationale, ont été choisies pour illustrer la création de normes institutionnelles en France. Il s’agit d’une part des écoles de langues orientales3 fondées à partir de la fin du 17e siècle, les premières de ce genre à former des interprètes sous l’égide de la France pendant une longue période, et d’autre part de l’École Supérieure d’Interprètes et de Traducteurs (ESIT), un établissement de formation toujours influent qui a créé pendant plusieurs décennies au 20e siècle des normes applicables dans la pratique et la théorie de l’interprétation.

2 Orientalisme et formation d’interprète en France : des origines communes

Bien que la traductologie, la théologie et l’orientalisme soient aujourd’hui des disciplines distinctes, celles-ci ont des racines institutionnelles communes à l’échelle de l’Europe (voir Roland 1999 : 41 sqq.). Entre le 16e et le 19e siècle, aux intérêts théologiques portant sur l’acquisition des langues orientales viennent s’ajouter ceux liés aux échanges culturels et économiques entre les espaces culturels européen et ottoman. Par la suite, ces intérêts décroissent progressivement, menant à une diversification des disciplines (voir Bobzin 1998 : 21). Les instituts de langues orientales fondés par la France jouent un rôle particulier à cet égard.

2.1 Contexte historique

Dès le Moyen Âge, la France s’intéresse aux langues orientales en vue de l’exégèse biblique et de l’évangélisation. À partir de 1538, des cours d’arabe accessibles au public1 sont introduits au Collège royal, financé par l’État et donc à vocation séculière (voir Laurens 2004 : 101). Certains apprentis y apprennent les langues orientales pour devenir interprètes et éventuellement plus tard enseignants (voir Messaoudi 2007). Ce concept novateur est précédé en 1536 par l’alliance franco-ottomane contre l’empire des Habsbourg. Parallèlement, la France réussit à renforcer sa position de puissance commerciale et protectorale en Orient (voir Goffman 2004 : 193). Après la guerre franco-espagnole (1635–1659), la France envisage de redresser son économie en renforçant son commerce extérieur avec le Levant (voir INALCO 2014). Le besoin en médiateurs ayant des notions en langues orientales augmente donc particulièrement dans les domaines séculiers tels que l’économie et la diplomatie (voir Laurens 2004 : 104), agissant ainsi sur la distinction, la formation et l’institutionnalisation des groupements professionnels concernés, notamment les interprètes.

Jusqu’au 18e siècle, la langue française remplace de plus en plus le latin et devient la langue diplomatique. Dès le 17e siècle, la langue française joue le rôle d’intermédiaire essentiel pour la traduction de nombreux ouvrages vers d’autres langues européennes, notamment les Mille et une nuits (1703–1717) traduites par Antoine Galland (voir Jankowsky 2001 : 1186). Cette « orientalophilie » se trouve encore amplifiée par la campagne d’Égypte de Napoléon (1799–1801) (voir Beaucour 1970 : 11 sqq.). En 1830, la prise d’Alger en constitue le point culminant temporaire, impliquant cependant un recours substantiel aux interprètes locaux ainsi qu’aux interprètes formés en France (voir Laurens 2004 : 118 sq. ; Skalweit 2018 : 135 sqq.). Au 19e siècle, grâce à l’existence d’établissements de formation en France, Paris répond mieux à la demande en experts en langues que partout ailleurs en Europe, au point que la capitale est décrite vers 1820 comme le vrai centre des études orientales en Europe (voir Carrière 1883 : 25).

Bien que la formation en traduction et en interprétation pour les langues orientales en France au 19e siècle ne soit pas encore perçue comme une discipline à part entière, on peut néanmoins supposer qu’entre le 17e et le 19e siècle, formation et exercice professionnel se sont progressivement détachés des conceptions et des valeurs religieuses et chrétiennes pour s’inscrire dans le laïcisme pragmatique, donnant ainsi lieu à de nouvelles notions de norme. Cela se traduit entre autres par une séparation graduelle de la profession d’interprète de celle du missionnaire et du philologue formé en théologie, et plus tard, de celle de l’orientaliste scientifique. Cette séparation conditionne l’émergence d’un domaine professionnel, celui de la traduction, qui requiert à son tour la création de ses propres normes. Au cours de ce processus d’émancipation, les établissements de formation gérés par la France jouent un rôle particulier.