VARIATIONslinguistik trifft TEXTlinguistik

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Greift man auf Jolles‘ Erläuterung dieses Begriffs zurück, so wird klar, dass es jedenfalls auch um

(Makro-)Propositionen

 geht. Genauer gesagt, soll

 Sprachgebärde

 offensichtlich den Ausdruck

Motiv

 ersetzen. Das ergibt sich aus einer im historischen Abstand (zumindest für Sprachwissenschaftler) schwer nachvollziehbaren Kritik an „der sogenannten Motivforschung“ (Jolles 1930 / 1999: 268). Im Anschluss an Nietzsches Definition des musikalischen Motivs als ‚einzelner Gebärde des musikalischen Affekts‘ (vgl . ebd.: 45) wird

einzelne Gebärde der Sprache

oder kurz:

Sprachgebärde

 als geeigneter Ersatzbegriff für

Motiv

 bestimmt. So dunkel diese expliziten Hinweise bleiben, so dankbar ist man doch für die damit gegebene Orientierung. Sie bestätigt sich endgültig in der Beispieldiskussion, in der es um den Heiligen Georg geht:



„In unserem Beispiel sind die sprachlichen Einzelgebärden: Rad mit scharfen Klingen, himmlische Stimme, eine Erscheinung im weißen Kleide, die hilfreich die Hand ausstreckt, Götter, die angeredet werden, sich dem Zeichen des Kreuzes unterwerfen, Götterbilder, die zerspringen und so weiter.“ (Jolles 1930 / 1999: 46)



Das Bild vom Heiligen Georg entwickelt sich weiter und es kommen als Sprachgebärden/Motive später vor allem noch

Drachentöter

 und

Befreier der Jungfrau

 hinzu. Inwiefern nun nicht nur der Inhalt, sondern auch die sprachliche Fassung (die allerdings in diversen Sprachen notwendigerweise verschieden ist) relevant für die Identifizierung einer Sprachgebärde ist, kann dahingestellt bleiben. Jedenfalls lässt sich mit Jolles die irritierende Praxis überwinden, viel von der Überlieferung von Mustern, aber kaum von der von Inhalten zu sprechen. Nur wenn beides zusammenkommt, kann die Parallelisierung von Texten mit Wörtern greifen, wenn man also Gattungen auf einer Abstraktionsebene ansiedelt, die etwa der von Wortarten vergleichbar ist, während virtuelle Texte Lexemen entsprechen.



Die Gattung Märchen wird überliefert, indem man einzelne Märchen erzählt, neue erfindet oder überlieferte Märchen neu erzählt, bebildert, aufführt, verfilmt usw. Dabei geht es zunächst um Inhalte. Wenn man das Märchen vom Rotkäppchen aktualisiert, dann muss darin eine Gestalt vorkommen, die man als Rotkäppchen (oder als Wiedergängerin von ihr) identifizieren kann, ferner der Wolf. Varianten könnten sein: eine gelbe oder grüne Kappe, rote Haare, rote Socken, Mensch namens Wolf(gang) usw. Für Rotkäppchen existieren tatsächlich besonders viele „Abweichungstexte“, die das Märchen in diverse Varietäten transponieren und dabei teilweise dem Sprachgestus des Märchens vollständig zuwiderhandeln (vgl. Ritz 2013). Dann haben wir tatsächlich gar keine (echten) Märchen mehr vor uns, d. h. die Geistesbeschäftigung ist eine andere, z. B. das Spiel mit Tradiertem, mit dem man sich davon ironisch distanziert und es doch gleichzeitig ‚sich anverwandelt‘. Man könnte diese Versionen genauer untersuchen, um festzustellen, welche Varianten vorkommen, was nötig, aber auch ausreichend ist, um den virtuellen Text wiederzuerkennen und ihn so im kollektiven Gedächtnis zu befestigen.



Das Gleiche kann man nicht nur mit anderen Reproduziertexten, sondern auch Texten anderer Gruppen durchführen. Dabei ist immer zu beachten, dass Fragmente bzw. einzelne (Makro-)Propositionen, d. h. Bausteine aus der Gesamtstruktur, ausreichen, um Texte in Erinnerung zu halten. Aus dem Kunstmärchen von Andersen ist ein Motiv in das kollektive Gedächtnis eingegangen, das in allen möglichen Texten wiederaufgenommen werden kann, nämlich

das hässliche Entlein, das zum schönen Schwan wird

; es eignet sich hervorragend für die moralische Gattungsfamilie.



Damit können wir zur Gegenüberstellung des Ansatzes von Fix und Luckmann kommen. Fix ist näher bei den abstrakteren Ebenen: In aller wünschenswerten Deutlichkeit kennzeichnet sie sowohl

Dornröschen

 als auch

Vom hässlichen jungen Entlein

 als tokens einer Gattung, eines types. Die potenziell variante Realisierung des Märchens Dornröschen (z. B. von Perrault oder Grimm, aber auch diverse Vorleseakte der Fassung von Grimm) steht nicht im Fokus – in diesem Fall werden die einzelnen Märchen, Fix‘ ,Textexemplare‘, verstanden als type (dazu, dass types und tokens auf verschiedenen Ebenen angesiedelt werden können, vgl. Adamzik 2015: Kap. 2.1).



Luckmann äußert sich nach meinem Kenntnisstand zwar theoretisch nicht sehr klar zu der Frage, auf welcher Abstraktionsebene kommunikative Gattungen anzusiedeln sind. Es müssen aber sicherlich mehrere Niveaus unterschieden werden, die Bearbeitungen sind eben vielschichtig (s. o.). Ob sich diese Niveaus klar gegeneinander abgrenzen lassen, sei dahingestellt: Ich möchte nur einige Beispiele nennen:



Wenn man

Klatsch

 als Gattung definiert, ist in erster Linie die Außenstruktur angesprochen. Inhaltlich können damit eigentlich nur allgemeiner bekannte, insbesondere moralische Topoi gemeint sein. Ein ‚Klatsch-Exemplar‘ im Sinne von Fix besteht dann aus (einer Serie von) Interaktionen, deren

Inhalte

 (insbesondere die gemeinsam bekannten und besprochenen Personen und ihr bedenkliches Verhalten) identifikationsstiftend für ein relativ kleines Kollektiv sind.



Was die nach Luckmann so wichtigen rekonstruktiven Gattungen angeht, so konstituiert die gemeinsame Kenntnis etwa der Gattung

biografische Erzählung

 wohl kaum ein relevantes Kollektiv. Eine Sonderform für das Minimalkollektiv, nämlich ein Paar (

Wie haben wir uns kennengelernt?

), ist allerdings insofern kulturspezifisch, als sie in vergleichbarer Form nicht vorkommen dürfte in Gesellschaften, in denen Eltern oder Verwandte Ehen vereinbaren. Stark identifikationsstiftend für die Paare ist aber auch bei uns nur die jeweilige Geschichte oder die ‚Sprachgebärde‘:

der verpasste Zug, die verlorene Handtasche, der Autounfall

 usw. Das gemeinsame Erinnern an die Erstbegegnung oder auch an andere geteilte Erlebnisse (

Weißt du noch …?

) kann rituellen Charakter annehmen und an Jahrestagen zelebriert werden o. Ä. Außerdem werden diese und andere zentrale Episoden aus der Familiengeschichte wie die Geburt der Kinder, der Tod von nahen Angehörigen, Feiern usw. über die Generationen weitergegeben und bevorzugt beim gemeinsamen Betrachten von Fotoalben (demnächst vielleicht eher Videos) erzählt. Dazu gehören auch familienspezifische Wörter und Wendungen (

Onkel Fritz sagte immer …

), einschließlich der originellen Kreationen sprachlernender Kinder. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass Derartiges auch eine weitere Verbreitung erfährt. Es gibt sogar einen Verlag für Kindermund (kindermund.de).



Um auf die Erstbegegnung von Paaren zurückzukommen, so geht es auf einem mittleren Abstraktionsniveau etwa darum, ob es sich um einen Fall von

Liebe auf den ersten Blick

 handelt oder gerade nicht, ob die Beziehung eigentlich als ,ausgemacht‘ galt, dann aber doch zu einer

unerfüllten Jugendliebe

 wird (wie in

Immensee

) oder anders herum eine eigentlich undenkbare Beziehung doch noch zustande kommt (wie in einer anderen Novelle von Storm,

Pole Poppenspäler

). Schriftsteller verarbeiten Erlebtes oder auch Gehörtes/Gelesenes (wie Goethe im

Erlkönig

, Flaubert in

Madame Bovary

) in literarischen Texten, Interpreten spüren dann den diversen Bezügen nach, bestimmte Figuren werden zu Typen, die Haltungen, Leistungen oder sonst etwas repräsentieren (

Robin Hood, Eulenspiegel, Obelix, Homer Simpson, Einstein, Cassius Clay, Marilyn Monroe, …

) – kurz gesagt: Wenn Personen oder Ereignisse eine Bedeutung für eine Gemeinschaft haben, gehen sie in Texte ein, und wenn Texte für eine Gemeinschaft Bedeutung haben, werden diese in verschiedenster Weise bearbeitet, so dass Bestandteile des gesellschaftlichen Wissensvorrats auf vielerlei Art in Kollektiven zirkulieren. Sie gehen nur dann in deren Gedächtnis ein, wenn sie, um auf Luckmanns Ausdruck zurückzukommen, in kommunikativen Urproduktionen immer wieder aktualisiert werden bzw., um auch Dürscheids Redeweise aufzunehmen, wenn sie Bestandteil der dialogischen Prozesse bleiben, die allein Kollektive konstituieren können. Was Berühmtheiten aus verschiedenen Welten angeht, so geschieht dies nicht zuletzt auf Maskenfesten, in denen man in deren Gestalt schlüpft.



Zu dieser Sichtweise passt natürlich die Auffassung nicht, dass es sich bei Texten (oder gar Gattungen) um statische Gebilde handelt, die fixiert wären. Selbstverständlich gibt es solche Fixierungen, genauer gesagt: virtuelle Texte (und ihre Bestandteile) werden immer wieder neu fixiert, materialisiert, und es ist auch sinnvoll, diese verschiedenen Fixierungen zu studieren, aber der Sprachgebrauch besteht nicht in den Produkten, sondern den Prozessen ihrer Herstellung, Ver- und Weiterbearbeitung.



Zum Abschluss soll noch auf die Gattung der Texte eingegangen werden, die der Vermittlung von Allgemein- und Sonderwissen dienen, speziell auf

wissenschaftliche Texte

, also den Prototyp von ‚Zitiertexten‘ im engeren Sinn. Im Prinzip unterscheiden sie sich hinsichtlich der Überlieferung nicht von anderen Texten (mit Überlieferungswert). Eine Besonderheit besteht allerdings darin, dass die kritische Prüfung und Weiterentwicklung ihrer Inhalte (in unserer Gesellschaft) ausdrücklich vorgesehen sind, sie also immer nur

bis auf Weiteres

 Geltung haben. Darüber, was zitierenswerte Texte sind, ‚entscheiden‘ Kollektive, sie bringen sie nämlich erst als solche hervor. Das geschieht wohl meist über die Unzahl unscheinbarer Akte, deren Ergebnis schließlich als Wirken einer unsichtbaren Hand erscheint, es kann aber auch formalisierte Verfahren umfassen.



Im elementaren Sinne ist es für die Umwandlung eines virtuellen Textes, sei es in ein anerkanntes Kunstwerk, sei es in einen wissenschaftlichen Klassiker, für die

Kanonisierung

also,4 notwendig, dass er veröffentlicht und immer wieder neu materialisiert wird. Ich beziehe mich auf die hier besprochenen Autoren und damit Verwandtes: Jolles (1930) und Berger / Luckmann (1966) sind kontinuierlich (übersetzt und) wieder neu aufgelegt worden, die Aufsatzsammlung von Luckmann (2002), in der auch ältere Texte erstmals (auf Deutsch) publiziert sind, ist dagegen derzeit nicht mehr im Handel. Manche publizierten Werke geraten in Vergessenheit, werden aber später wiederentdeckt. Dazu gehört z. B. die einzige Monografie von Alfred Schütz, die schon zu seinen Lebzeiten (nämlich 1932) erschienen ist und die heute als Klassiker gilt. Dasselbe lässt sich für Ludwik Fleck (1935) feststellen, dessen (höchst lesenswertes) Werk hier schon deshalb erwähnt werden muss, weil er selbst darin den Gedanken ausführt, dass auch (natur-)wissenschaftliche Tatsachen das Produkt von Denkkollektiven darstellen (vgl. dazu weiter Adamzik 2018b: Kap. 5.2.).

 



Die wiederholte Materialisierung des virtuellen Texts (im vollständigen und unangetasteten Wortlaut) und selbst die breite individuelle Rezeption dieses Textes sind aber nicht einmal notwendig, um ihn dem kollektiven Gedächtnis bzw. dem Gedächtnis bestimmter Kollektive einzuverleiben. Das hat besonders Kuhn für die Naturwissenschaften hervorgehoben, in denen Lehrbücher (statt die Originalwerke der Heroen dieser Wissenschaft) eine herausragende Rolle spielen (vgl. Kuhn 1976: 177). Für die Kanonisierung sind viel entscheidender als die Lektüre des Textes durch alle Mitglieder des Kollektivs andere Formen der Weiterbearbeitung, eben das Zitieren, Besprechen, Erwähnen, Zusammenfassen sowie alle Formen, in denen nur einzelne Bausteine aufgegriffen und wieder neu in den kommunikativen Haushalt eingespeist werden, seien es nun (Makro-)Propositionen, Begriffe (wie z. B.

Geistesbeschäftigung, Denkstil, Subsinnwelt, Sprachgebärde, kommunikative Urproduktion

 usw.) oder charakteristische Formulierungen. Besonders wirksam ist es, wenn man das, was früher Sonderwissen war, zu Allgemeinwissen deklariert, indem man es auf (schulische) Lehrpläne setzt und entsprechend in Lehrmaterial aufbereitet. Das betrifft sowohl wissenschaftliche als auch literarische Texte und beide werden dabei, sofern sie einen bestimmten Umfang überschreiten, nicht nur massiv gekürzt, sie können auch bis zur Unkenntlichkeit entstellt werden (für Beispiele vgl. Adamzik 2018b: Kap. 5.2. und 5.5.). Man darf hoffen, dass das dann in kommunikativer Urproduktion, nämlich im Unterrichtsgespräch, wieder korrigiert wird.





5 Fazit



Anliegen des Beitrags war es, den mit der Tagung angestoßenen Austausch zwischen der Variationslinguistik und anderen Subdisziplinen näher zu begründen, und zwar in einer Zeit, in der Interdisziplinarität eigentlich groß geschrieben wird, zugleich aber der Druck zu innovativer Spitzenforschung so stark ist, dass selbst an den ,gleichen Gegenständen‘ arbeitende und traditionell kooperierende Forschungsrichtungen sich leicht zu einer Menge hochspezialisierter Sonderzweige auseinanderentwickeln, denen (verständlicherweise) mehr an der eigenen Profilierung als an gemeinsamen Grundlagen und Zielen gelegen ist. Ein gutes Beispiel dafür ist die getrennte Behandlung von Mündlichkeit und Schriftlichkeit, die in der frühen Textlinguistik ausdrücklich zurückgewiesen wurde.



Von weitem gesehen behandeln auch Variations- und Textlinguistik denselben Gegenstand, nämlich den Sprachgebrauch, ein ausgeprägtes Bewusstsein der (potenziellen) Gemeinsamkeiten hat sich aber nie entwickelt. Wenn man die Untersuchung von Variablen und Varianten als Kern der Variationslinguistik betrachtet, so sind Untersuchungsansätze, die sich auf Texte als fixierte Produkte konzentrieren, von diesem Interessenschwerpunkt allerdings auch relativ weit entfernt.



Hier wurde die Voraussetzung, beide Subdisziplinen wendeten sich gleichermaßen gegen die Systemlinguistik, als nur vordergründige Gemeinsamkeit betrachtet, die einer antagonistischen Betrachtung von Langue vs. Parole entspringt und zu wenig produktiven Extrempositionen verleitet. Die Rück­besinnung auf weitere Nachbardisziplinen und Forschungstraditionen ist hilfreich, wenn nicht notwendig, um allzu verengte methodische Ansätze zu vermeiden. Diesem Vorgehen entsprechen die Arbeiten von Ulla Fix und Thomas Luckmann, die beide mündlich tradierte Gattungen als Paradebeispiel für Texte mit relativ großem Variationsspielraum behandeln und dabei auf die klassische Studie von André Jolles zurückgreifen.



So erhellend die Ausführungen zu Reproduziertexten und kommunikativen Gattungen sind, so problematisch scheint es mir allerdings, sie anderen Arten von Texten scharf entgegenzustellen. Dies entspricht m. E. auch nicht der Absicht Luckmanns, zumal die angestrebte soziologische Sprachtheorie ja unmöglich die wichtigsten Werkzeuge hochentwickelter Gesellschaften außer Acht lassen könnte, mit denen Sinn produziert und tradiert wird, nämlich schriftliche Texte. Ein Desideratum der soziologischen Forschung hatte Luckmann darin gesehen, dass sie sich nicht mit der Frage befasst hat, wie sich diese Sinnerzeugung im Einzelnen vollzieht. Als Antwort auf diese Frage betrachte ich seine Metapher von der kommunikativen Urproduktion. Sie ist zugleich geeignet, der extremen Expansion des Kommunikationsbegriffs entgegenzutreten, die auch diesen sinnlos macht:



„Nicht alles an menschlichen Begegnungen, ja nicht einmal alles, was für den einen oder anderen Beteiligten als sinnvoll erscheint, ist Kommunikation. Gedanken und Gefühle des einen können vor dem anderen verborgen werden. Überdies ist auch nicht jede Kommunikation sogleich kommunikative Interaktion. Gedanken und Gefühle können manchmal nicht vor dem anderen verborgen werden – und manchmal sollen sie das auch nicht. Wann immer menschliche Wesen kopräsent sind, bilden ihre Körper (mögliche) Ausdrucksfelder, und diese Ausdrücke können in vergleichsweise systematischer, wenn auch nicht immer sehr verläßlicher Weise gedeutet werden, und zwar auch dann, wenn sie nicht Teile von mimetischen, gestischen, taktilen oder olfaktorischen Zeichensystemen sind. Die empirisch bedeutsamste Form der Kommunikation ist jedoch die soziale Interaktion.“ (Luckmann 2002: 187)



Zentrale These dieses Beitrags ist, dass zum kollektiven (Sprach-)Gedächtnis bestimmter Gruppen nicht nur Lexeme, feste Wendungen und Muster diverser Ebenen gehören, sondern auch Texte. Diese müssen immer wieder aktualisiert werden, um die Identität des Kollektivs zu bestätigen und fortzuschreiben; dabei treten sie unweigerlich in vielen Varianten auf.



Man könnte allerdings sagen, dass damit nur die Erkenntnis von Humboldt wiederholt wird: Sprache „selbst ist kein Werk (Ergon), sondern eine Tätigkeit (Energeia)“ (vgl. Luckmann 2002: 159).





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