Vegane Ernährung

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2.6 Vegane Ernährung bei Frauen in der Menopause

Hintergrund: Im Durchschnitt kommen Frauen im Alter von etwa 50 Jahren in die Wechseljahre (Klimakterium). Diese sind durch eine hormonelle Umstellung charakterisiert: Die Eierstöcke produzieren weniger Sexualhormone, und es kommt seltener zum Eisprung (Prämenopause). Während des Klimakteriums kann es aufgrund des hormonellen Ungleichgewichts zu Beschwerden wie Schlafstörungen, Hitzewallungen, Gefühlsschwankungen, Scheidentrockenheit oder Kreislaufproblemen kommen.


Abb. 2-6: Definition «Phasen der Menopause» (STUTE 2011).

[92] Die Internationale Menopause Gesellschaft teilt die Menopause in drei Phasen ein (vgl. Abb. 2-6). Die Prämenopause ist die Vorstufe der eigentlichen Menopause. Sie umfasst etwa fünf bis sieben Jahre bis zur letzten Monatsblutung. In dieser Zeit verändern sich nach und nach die Konzentration und Wirkung der Hormone. Während der Perimenopause setzt die Menstruation aus. Diese tritt in den westlichen Ländern im Durchschnitt im Alter von 51,4 Jahren ein und umfasst das erste Jahr ohne Menstruation. Darauf folgt die Postmenopause, in der sich der Körper nach der letzten Menstruation an die neue hormonelle Situation gewöhnt (STUTE 2011).

Tab. 2-35: Menopausale Symptome, physiologische Ursachen und Empfehlungen. (1 vgl. DGGG 2009, 2 vgl. LEIDENBERGER, STROWITZKI, ORTMANN 2009, S.526)



[93] Die Produktion von Sexualhormonen, vor allem Östrogen und Gestagen, wird verringert und verursacht zusätzlich zur verminderten Empfängnisbereitschaft körperliche Veränderungen. In der postmenopausalen Phase treten Veränderungen der Konzentrationen der Blutlipide und der Insulinsensitivität auf. Außerdem verlagern sich die Fettdepots zum Abdomen (vgl. RENSING und RIPPE 2014, S. 190).

2.6.1 Nährstoffe

Energie: Im Klimakterium kommt es, unter anderem durch den Rückgang der Östrogenproduktion zu einer Zunahme des abdominellen Fettanteils und einer Verringerung von Muskelmasse und -kraft. Der Grundumsatz sinkt aufgrund der Reduktion der Muskelmasse, wodurch das Risiko für Übergewicht steigt (MALTAIS et al. 2009). Frauen während und nach den Wechseljahren sollten sich entsprechend kalorienbewusst ernähren. Übergewichtige Frauen in der Menopause leiden doppelt so häufig unter Hitzewallungen und Schweißausbrüchen wie normalgewichtige Frauen. Zudem ist das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus Typ 2 erhöht (THURSTON 2009). Eine Gewichtsabnahme innerhalb eines halben Jahres ging in einer Studie bei 338 übergewichtigen und adipösen Frauen entsprechend mit einer Abnahme der Hitzewallungen einher (HUANG et al. 2010). Die vegane Ernährung kann Frauen in der Menopause helfen, Gewicht zu reduzieren oder zu stabilisieren. In einer Interventionsstudie (n = 64) nahmen postmenopausale Frauen mit einer fettarmen veganen Ernährung innerhalb eines Jahres durchschnittlich 4,9 kg ab. Die Gewichtsabnahme war signifikant höher als in der Vergleichsgruppe mit der Diät des amerikanischen National Cholesterol Education Program (TURNER-MCGRIEVY 2007). Wenn schon in den Jahren vor der Menopause eine ausgewogene vegane Ernährung umgesetzt wurde, war das Risiko für Übergewicht zusätzlich reduziert. [94] Nach HUANG et al. wiesen prä- und postmenopausale Vegetarierinnen und Veganerinnen niedrigere HDL-Konzentrationen auf als Mischköstlerinnen. Darüber hinaus war das Verhältnis der Triglyzeride zum HDL-Cholesterin bei prä- und postmenopausalen Veganerinnen signifikant höher als bei Mischköstlerinnen, was mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden ist. Die Autoren der Studie kommen daher zum Schluss, dass eine ovo-lacto-vegetarische Ernährung für prämenopausale Frauen gesundheitlich von größerem Nutzen ist als eine vegane Ernährungsweise (HUANG et al. 2014).

Proteine: Einige Studienergebnisse weisen auf einen möglichen Zusammenhang zwischen einem niedrigen Östrogenspiegel und einer Abnahme der Muskelmasse und -kraft hin (MALTAIS et al. 2009). Eine adäquate Proteinzufuhr und regelmäßige Bewegung sowie gezieltes Muskeltraining kann die Abnahme von Muskelmasse und -kraft, die mit der hormonellen Umstellung während des Klimakteriums einhergehen, verringern bzw. verlangsamen (KOOPMAN und VAN LOON 2009). Die ADA empfiehlt, besonders bezüglich der Knochengesundheit, auf eine moderate und gleichzeitig bedarfsdeckende Proteinzufuhr zu achten (ADA 2009a). Proteine wirken sich positiv auf den Erhalt der Hautstruktur aus (COSGROVE et al. 2007). Die Eiweißzufuhr wird nach den D-A-CH-Empfehlungen jedoch auch für Menschen bis unter 65 Jahren mit 0,8 g Protein/kg Körpergewicht angegeben (vgl. DGE, ÖGE und SGE 2018).

Vitamin B12: Auch Veganerinnen in der Menopause wird eine Supplementation mit Vitamin B12 empfohlen (TURNER-MCGRIEVY et al. 2004). Eine adäquate Vitamin-B12-Versorgung während der Menopause wirkt sich positiv auf die Knochendichte aus. Laut mehreren Studien besteht ein Zusammenhang zwischen einem Vitamin-B12-Mangel und einer verminderten Knochendichte (DHONUKSHE-RUTTEN et al. 2005; MCLEAN et al. 2008). Eine Zufuhr oberhalb des Referenzwertes zur Prävention von Osteoporose ergab jedoch keinen zusätzlichen Nutzen (ZHANG et al. 2014).

Calcium: Östrogen fördert die Aktivität der knochenaufbauenden Osteoblasten und hemmt die Aktivität der knochenabbauenden Osteoklasten. Aufgrund der sinkenden Östrogenkonzentration in der Menopause wird entsprechend der Abbau der Knochensubstanz gefördert, wodurch das Frakturrisiko steigt (RENSING und RIPPE 2014). Calcium ist für die Struktur des Knochens essenziell, weshalb eine ausreichende Aufnahme zur Prävention von Frakturen sinnvoll ist. Der tatsächliche Calciumbedarf für eine Reduktion des Frakturrisikos [95] liegt einem Studienergebnis der EPIC-Oxford-Studie zufolge bei mindestens 525 mg Calcium pro Tag (APPLEBY et al. 2007). In einer vietnamesischen Studie mit postmenopausalen Frauen, die sich überwiegend vegan ernährten, konnte trotz geringerer Calciumzufuhr (300–330 g/Tag gegenüber 590–682 g/ Tag) kein signifikanter Unterschied in der Frakturhäufigkeit und in der Knochendichte im Vergleich zu Mischköstlerinnen festgestellt werden (HO-PHAM et al. 2009; HO-PHAM et al. 2012).

Neben der Calciumzufuhr haben außerdem ein niedriger BMI und eine unzureichende Proteinaufnahme einen negativen Einfluss auf die Knochenstabilität (CHIU 1997). Diese Untersuchung hebt die Bedeutung der adäquaten Nährstoffzufuhr und das Zusammenspiel verschiedener Nährstoffe hervor, welche besonders in der Menopause gesundheitliche Auswirkungen haben können. Eine Supplementation kann bei einer niedrigen alimentären Calciumzufuhr sinnvoll sein. Aufgrund der unterschiedlichen Studienergebnisse sollten menopausale Veganerinnen zur Sicherheit auf ihre Calciumzufuhr achten und sich nach der D-A-CH-Empfehlung von 1000 mg/Tag richten (vgl. DGE, ÖGE und SGE 2018). Ob und in welcher Höhe Calcium supplementiert wird, sollte ärztlicherseits festgelegt werden. Eine Meta-Analyse konnte keinen zusätzlichen präventiven Effekt einer über den empfohlenen 1000 mg pro Tag liegenden Dosis feststellen (BISCHOFF-FERRARI et al. 2007).

Isoflavone: Isoflavone gehören zu den Phytoöstrogenen. Diese haben eine östrogenähnliche Wirkung, da sie mit unterschiedlicher Affinität an körpereigene Östrogenrezeptoren binden können. Sie werden zur Minderung von Wechseljahresbeschwerden eingesetzt und sollen die sinkende Östrogenproduktion ausgleichen (JARGIN 2014; PATISAUL und JEFFERSON 2010). Die mengenmäßig wichtigsten Isoflavone in der Sojabohne sind Genistein und Daidzein. Auch die heimischen Hülsenfrüchte Linsen, Bohnen, Erbsen, Kichererbsen enthalten nennenswerte Mengen (KULLING und WATZL 2003).

Tab. 2-36: Isoflavongehalt von Sojabohnen und Sojaprodukten (FOTH 2003).


Mittelwerte (Daidzein und Genistein) mg Isoflavone /100g Nahrungsmittel
Sojamehl 151,17
Sojaproteinkonzentrat (Wasserextraktion) 102,07
Sojabohnensprossen 40,71
Sojadrink 9,65
Seiden-Tofu 27,91

[96] Asiatinnen leiden seltener an Hitzewallungen und Schweißausbrüchen als europäische und nordamerikanische Frauen. Als Grund wird der hohe Verzehr von Sojaprodukten und der damit verbundene hohe Isoflavongehalt in der Nahrung genannt (NAGATA et al. 1999; NAGATA 2001). In Japan und China werden täglich pro Person etwa 50–60 mg Phytoöstrogene aufgenommen. Mit einer Kost, die reich an Hülsenfrüchten, Sojaprodukten, Leinsamen und Nüssen ist, verzehren Veganer mehr Isoflavone als der Durchschnitt der deutschen Gesamtbevölkerung (MORTENSEN et al. 2009; ELORINNE et al. 2016). Bislang gibt es keine ausreichenden Nachweise der Wirkung von Isoflavon-Präparaten; dementsprechend sind Deklaration und Dosierung rechtlich nicht geregelt (MORTENSEN et al. 2009). Eine Analyse zeigte, dass der Gehalt an Isoflavonen in den untersuchten Supplementen niedriger war, als deklariert wurde (NURMI et al. 2002). Einer früheren Einschätzung zufolge, nach der bei hoch dosierten, isolierten Isoflavonen Nebenwirkungen beobachtet wurden (beschleunigtes Tumorwachstum (Tierversuch), Veränderung von Brustdrüsengewebe, Adenokarzinome der Gebärmutter (Tierversuch), genotoxisches Potenzial (in vitro), Veränderung der Schilddrüse; (KULLING und WATZL 2003), konnte von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) nicht bestätigt werden. Die EFSA kommt zum Schluss:

 

«Aus den ausgewerteten Daten ergeben sich keine Hinweise auf schädliche Auswirkungen auf die drei für diese Bewertung berücksichtigten Organe Brustdrüse, Gebärmutter und Schilddrüse. Dosierungen von Isoflavonen/Extrakten von 100 mg/Tag bei einer Einnahmedauer von bis zu 10 Monaten können als Orientierung für eine als hinreichend sicher anzunehmende Verwendung für Frauen nach der Menopause dienen» (EFSA) EUROPEAN FOOD SAFETY AUTHORITHY (2015).

Die beobachteten Wirkungen von Isoflavonen auf die menopausalen Beschwerden können auf Basis der vorliegenden Studienlage nicht eindeutig belegt werden. Zudem fehlen Studienergebnisse mit Veganerinnen, die Wechselwirkungen mit anderen Stoffen und Bestandteilen der Ernährung ausschließen. Es ist jedoch anzumerken, dass postmenopausale Frauen, die sich vegan ernähren, seltener mit Hormonen behandelt werden (ORLICH et al. 2013). Ob dies auf eine niedrigere Prävalenz von Wechseljahresbeschwerden zurückzuführen ist, wird von den Autoren jedoch nicht erläutert. Auch die positive Wirkung von Isoflavonen auf menopausale Beschwerden kann mithilfe der derzeit vorhandenen Studien weder eindeutig belegt noch widerlegt werden (MORTENSEN et al. 2009). Einen belegbaren positiven Einfluss von Isoflavonen auf die Knochendichte zeigt hingegen die Meta-Analyse von MA et al. (2008). Dabei [97] muss jedoch beachtet werden, dass Sojaprodukte natürlicherweise Protein und Calcium enthalten und zudem oft mit Vitamin D angereichert werden (Sojamilch/-drink). Ob die positive Wirkung auf die Knochendichte also allein auf die Isoflavone zurückzuführen ist oder auch auf die anderen eingenommenen Inhaltsstoffe, bedarf weiterer Untersuchungen (MORTENSEN et al. 2009).

Tab. 2-37: Bewertung verschiedener Institutionen zur Wirkung und zum Einsatz von Isoflavonen (aus natürlicher Quelle oder als Supplement) gegen menopausale Beschwerden.


Institution Wirkung, möglicher Einsatz und Empfehlung von Isoflavonen für menopausale Frauen
The North American Menopause Society (SHIFREN und GASS, 2014) Reduktion menopausaler Beschwerden, Prävention von Brustkrebs, hemmt Fortschreiten von Atherosklerose (mind. 5 Jahre dauernder regelmäßiger Verzehr von Isoflavonen nach der Menopause)
European Food Safety Authority (EFSA, 2012) Nachweise der Wirkung von Isoflavonen auf Knochendichte und menopausale Symptome sind für eine Empfehlung unzureichend
Bundesamt für Risikobewertung (BFR, 2007/2015) Bei Einnahme in und nach den Wechseljahren Orientierungswerte für Dosierung und Anwendungsdauer einhalten Wirkung nicht ausreichend gesichert

2.7 Vegane Ernährung bei Senioren

Hintergrund: Durch den Alterungsprozess verändern sich mehrere physiologische Prozesse im Körper. Die Intensität der Veränderungen und deren Eintreten sind individuell unterschiedlich. Tab. 2-38 listet physiologische und ernährungsabhängige Veränderungen alternder Menschen auf.

Die Empfehlungen für die Zufuhr an Mikronährstoffen unterscheiden sich kaum von den Empfehlungen für Erwachsene unter 65 Jahren. Das Risiko für eine unzureichende Versorgung steigt im Alter dennoch. Mögliche Ursachen sind ein reduzierter Energiebedarf bei gleichbleibendem Nährstoffbedarf. Weitere Ursachen sind ein im Alter nachlassendes Hungergefühl oder die Einnahme von Medikamenten, die sich negativ auf den Appetit auswirken. Daher sollten ältere vegan lebende Menschen regelmäßig Mahlzeiten zu sich zu nehmen und Speisen mit einer hohen Nährstoffdichte bevorzugen.

[98] Tab. 2-38: Altersbedingte physiologische und ernährungsassoziierte Veränderungen; Zunahme; Abnahme (vgl. BIESALSKI und ADOLPH 2010, S. 360).


Körperzusammensetzung Körperfettanteil: (Umverteilung: Peripher)
fettfreie Körpermasse: Muskelmasse
innere Organe
Knochenmasse
Körperwassergehalt
Nahrungsaufnahme Geschmacks- und Geruchsempfinden
Appetit
Wasserhaushalt Durstempfinden
Körperwassergehalt
Konzentrierungsfähigkeit der Nieren
Magen-Darm-Trakt Verdauungsleistung
Absorptionsleistung
Obstipationsneigung
Vitamin D Hautsynthese
Aktivierung von Vitamin D in den Nieren

2.7.1 Nährstoffe

Energie: Der Energiebedarf ist in erster Linie vom Grundumsatz abhängig, der durch Abnahme der fettfreien Körpermasse (Muskelmasse und innere Organe) im Alter sinkt. Durch Bewegung und gezieltes Muskeltraining kann das Ausmaß der altersbedingt abnehmenden Muskelmasse verringert und verlangsamt werden (KOOPMAN und VAN LOON 2009). Neben dem Grundumsatz hat auch die tägliche Bewegung Einfluss auf den Energiebedarf. Sie sollte im Alter dem körperlichen Zustand angepasst werden (vgl. BIESALSKI und ADOLPH 2010, S. 36). Einer Querschnittsstudie zufolge war die Energieaufnahme von chinesischen vegan lebenden Frauen im Alter von 70–89 Jahren signifikant höher als die von lakto-vegetarisch lebenden Frauen (1247 kcal/Tag vs. 1048 kcal/Tag) (LAU et al. 1998). Die Empfehlung nach Recommended Dietary Allowance (RDA, 1980) liegt bei 1400 kcal/Tag; somit erreichten beide Gruppen die Empfehlungen nicht.

[99] Bei einer Aufnahme von ballaststoffreichen pflanzlichen Lebensmitteln muss auf mögliche altersbedingte Kaubeschwerden und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Aufgrund des hohen Sättigungseffekts ballaststoffreicher Kost kann die Energiezufuhr verringert sein. Eine veränderte Zubereitung wie z. B. durch Pürieren, Mixen, Raspeln, Zerkleinern, Ankeimen und Entsaften kann Probleme beim Kauen und bei der Aufspaltung pflanzlicher Speisen verringern. Zusätzlich kann durch Anreicherung mit Ölen die Energiezufuhr erhöht werden. Da viele Veganer im Erwachsenenalter im unteren Bereich des Normalgewichts liegen, sollte besonders ab dem 65. Lebensjahr auf eine ausreichende Energiezufuhr und den Erhalt eines Normalgewichts geachtet werden. Im Falle einer Erkrankung sind dann Energiereserven vorhanden. Sie gelten als Vorteil für die Gesundheit und als Voraussetzung für eine schnelle Heilung.

Essenzielle Fettsäuren: ω-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend und haben einen präventiven Effekt auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine vegane Ernährung enthält ω-3-Fettsäuren mit Ausnahme von EPA und DHA. Der Einfluss von DHA auf neurodegenerative Erkrankungen wird zurzeit kontrovers diskutiert. Dennoch sollten auch ältere Veganer auf eine ausreichende Zufuhr achten, da DHA überwiegend in tierischen Lebensmitteln vorkommt. Nachweislich ist ein hohes Risiko für den Abbau kognitiver Fähigkeit und Alzheimer-Demenz mit einem niedrigen Serum-DHA-Spiegel assoziiert (CUNNANE et al. 2009). Die Framingham Studie belegte, dass ein hoher Plasmaspiegel von DHA das Risiko für Demenz um 47 % senkt. Dies galt jedoch nicht für Alzheimer-Demenz (SCHAEFER et al. 2006). Epidemiologische Metaanalysen weisen jedoch keine oder nur eine sehr geringe statistisch relevante Wirkungen durch die Zufuhr von DHA-Supplementen auf neurodegenerative Erkrankungen auf. Ferner ist bisher nicht eindeutig bewiesen, inwiefern die DHA-Aufnahme über die Ernährung präventiv oder als Therapie bei Alzheimer-Demenz wirken kann (CUNNANE et al. 2009). Die Zufuhrempfehlung für DHA für ältere Menschen unterscheidet sich nicht von denen für jüngere Erwachsene. Eine Supplementation mit DHA wird für ältere Veganer nicht offiziell empfohlen. Von Nachteil ist jedoch dieser Zusatz für die Gesundheit nach heutigen Erkenntnissen nicht. Hierbei sollte jedoch die Höchstmenge von 3g/Tag nicht überschritten werden (vgl. DGE, ÖGE und SGE 2018; SCHAEFER et al. 2006) Zusätzlich sollte ein α-Linolensäure (ALA)- und Linolsäure (LA)-Verhältnis von 1:5 eingehalten werden, um die körpereigene Synthese von DHA zu fördern und den Versorgungsstatus zu verbessern. Zufuhrempfehlung (vgl. DGE, ÖGE und SGE 2018): Linolsäure: 2,5 % der Energie; α-Linolensäure: 0,5 % der Energie.

 

[100] Proteine: Der Proteinbedarf bei älteren Menschen wird derzeit kontrovers diskutiert (BEAUFRÈRE et al. 2000). Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) und die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) bewerten eine erhöhte Zufuhr von 0,9–1,1 g/kg Körpergewicht für gesunde Ältere als günstig und begründen ihre Empfehlungen mit einem positiven Effekt von Protein auf die Erhaltung bzw. die Reduzierung des Abbaus der fettfreien Muskelmasse (VOLKERT 2004). Die empfohlene Zufuhr beträgt für Erwachsene ab 19 Jahren bis unter 65 Jahre 0,8 g/kg Körpergewicht pro Tag. Für Erwachsene ab 65 Jahren gibt die DGE erstmals einen Schätzwert für eine angemessene Zufuhr von 1,0 g/kg Körpergewicht an. (vgl. DGE, ÖGE und SGE 2018). Ein großer Anteil der über 65-jährigen Mischköstler nimmt weniger Protein zu sich, als empfohlen wird (HANLEY und WHITING 2013). Aufgrund der schlechteren Bioverfügbarkeit pflanzlichen Proteins wird daher insbesondere älteren Veganern empfohlen, auf ausreichende Aufnahme und sinnvolle Kombination unterschiedlicher Proteinquellen zu achten. Dabei kann auf Quellen zurückgegriffen werden, bei denen das Protein durch Verarbeitungsprozesse wie Mahlen, Pürieren oder Keimen besser verfügbar ist. Zufuhrempfehlung (vgl. DGE, ÖGE und SGE 2018): 1,0 g/kg KG.

Vitamin B12: Vitamin B12 gehört, unabhängig von der Ernährungsform, im Alter zu den kritischen Nährstoffen. Besonders bei Vorliegen einer häufig vorkommenden atrophischen Gastritis reduziert sich die Bildung von Magensäure und damit die Absorption des Vitamins. Auch der für die Absorption essenzielle Intrinsic-Faktor wird vermindert produziert und freigesetzt (vgl. BIESALSKI und ADOLPH 2010, S. 361f). Ein Mangel kann besonders ab einem Alter von 65 Jahren aufgrund eines ohnehin schon erhöhten Erkrankungsrisikos irreversible Störungen wie Depressionen, Demenz oder Alzheimer hervorrufen. Der Vitamin-B12-Status sollte regelmäßig untersucht werden, um eine schleichend eintretende Störung zu erkennen. Das Auftreten von Symptomen kann bereits irreversible Folgen für die kognitive Leistungsfähigkeit haben und das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen erhöhen (MOORE et al. 2012). Prospektive Beobachtungsstudien zeigen darüber hinaus einen möglichen Zusammenhang zwischen einem Vitamin-B12-Mangel und einer verminderten Knochendichte bei Menschen über 70 Jahren (DHONUKSHE-RUTTEN et al. 2005; MCLEAN et al. 2008; MANGELS 2014). Nach verschiedenen Studienergebnissen beträgt die Prävalenz eines Vitamin-B12-Mangels bei älteren Vegetariern und Veganern zwischen 11 % und 90 %. Dabei werden besonders älteren Veganern höhere Prävalenzen [101] zugewiesen (PAWLAK et al. 2013). Zufuhrempfehlung (vgl. DGE, ÖGE und SGE 2018): 4 µg/Tag.

Vitamin D: Ein Mangel an Vitamin D ist kein spezifisches Problem einer veganen Ernährung, da im Alter die Eigensynthese bei allen Menschen abnimmt. Ursache dafür ist die verringerte Hautdicke und die damit verringerte Aufnahme von Vitamin D3 mithilfe der UV-Strahlen. Zudem ist die Nierenleistung reduziert, wodurch die Aktivierung des Vitamins in der Niere ebenfalls abnimmt (vgl. Tab. 2-38) (vgl. RENSING und RIPPE 2014, S. 77). Älteren Personen wird empfohlen, die Vitamin-D-Bildung durch Sonnenlichtexposition zu optimieren und sich ausreichend im Freien zu bewegen, um die Knochengesundheit zu unterstützen. Eine Aufnahme an Vitamin D mit der Nahrung gewinnt durch die abnehmende Syntheseleistung bei älteren Personen an Bedeutung. Durch eine vegane Ernährung wird nur wenig Vitamin D zugeführt. Daher sollte der Bedarf an Vitamin D bei älteren Veganern vor allem in den Wintermonaten durch Supplemente abgesichert werden. Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D senkt das Frakturrisiko im Alter und verbessert die Funktionalität des Bewegungsapparates (LINSENEISEN et al. 2011). Eine optimale Vitamin-D-Versorgung ist somit ausschlaggebend für die Erhaltung der Mobilität. Zufuhrempfehlung (vgl. DGE, ÖGE und SGE 2018): 20 µg/Tag (Schätzwert).

Calcium: Calcium ist in dieser Lebensphase von besonderer Bedeutung für den Knochenstoffwechsel. Nach Erreichen der maximalen Knochendichte beginnt der Abbau der Knochenmasse ab ungefähr dem 30. Lebensjahr (ca. 1 % pro Jahr). Der altersbedingte Knochenabbau kann zwar nicht verhindert, aber verlangsamt werden. Für den Erhalt der Knochenmasse sind neben einer ausgeglichenen Calciumbilanz Erhalt und Aufbau von Muskulatur wichtig. Daher wird älteren Menschen neben einer optimalen Calciumzufuhr ausreichende Bewegung empfohlen (vgl. DGE, ÖGE und SGE 2018). Vegan lebende Frauen im hohen Alter (70–89 Jahren) wiesen in einer Querschnittstudie im Vergleich zu Frauen mit einer lakto-vegetabilen Kost keinen signifikanten Unterschied in der Knochendichte auf (LAU et al. 1998). Veganer haben im Allgemeinen ein höheres Frakturrisiko als Mischköstler. Dieses lag jedoch nur bei Veganern mit einer unzureichenden Energie- und Calciumaufnahme (<525 mg/Tag) vor (APPLEBY et al. 2007). Die Knochengesundheit kann somit durch eine ausreichende Calcium- und Energiezufuhr unterstützt werden, wobei sich ein hoher Verzehr von Gemüse, Obst und Ballaststoffen positiv auf den Knochenstatus [102] auswirkt (LEVIS und LAGARI 2012). Zufuhrempfehlung (vgl. DGE, ÖGE und SGE 2018): 1000 mg/Tag.

Zink: Mit dem Alter steigt das Risiko für einen Zinkmangel, unabhängig von der Kostform. Zink ist wichtig für die Wundheilung und das Immunsystem. Zudem kann Zinkmangel zu einem beeinträchtigten Geschmacksempfinden und zu verringertem Appetit führen (vgl. DGE, ÖGE und SGE 2018). Die Zinkversorgung älterer Veganer wurde bisher nicht bestimmt, jedoch ist es wahrscheinlich, dass der Zinkbedarf ähnlich wie bei jüngeren Erwachsenen, im Durchschnitt gedeckt wird. Zufuhrempfehlung (vgl. DGE, ÖGE und SGE 2018): Männer: 10 mg/Tag; Frauen: 7 mg/Tag.

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