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Kapitel 4: Sechzehn Uhr fünfundvierzig.

Kinder. Kommt schnell runter! Wir müssen jetzt los zu Masons Party… Ok, das Geschenk für Mason habe ich schon im Auto. Die Torte steht noch im Kühlschrank und den Sekt hab ich hier. Alles da!- Alles klar!

Steve tritt ihr mit einer in Geschenkpapier eingewickelten Schachtel entgegen; darum gebunden eine silbern glänzende Schleife.

Sekt?- Mason wird fünf.

Wir haben nicht nur Geburtstag zu feiern. Dina erzählte mir, dass Matt seine eigene Ladenkette eröffnet hätte. Darauf sollen wir anstoßen.

Klingt gut, das mit der eigenen Ladenkette.

Alle Mann aufpassen!

Ein in eine Pappschachtel eingepacktes Tischkicker-Set fällt die Treppe hinunter.

Lucas, was ist das?

Mein Geschenk für Mason. Ich hoffe, es ist nichts kaputtgegangen. Krass, oder? Ich hatte die Idee beim Paint-football!

Paint-football?

Hakt Steve nach.

Ja. Es ist ein Spiel, was meine Freunde an der Schule entwickelt haben. Man spielt Fußball nach ganz normalen Regeln, bis auf die Kleinigkeit, dass man dabei mit Farbe gefüllten Waffen herumläuft. Sobald ein Spieler getroffen wird, ist er raus. Nur bei Elfmeter und Freistößen darf nicht geschossen werden. Allerdings ändern wir die Regeln meistens, wie es uns passt.

Aber ist das nicht ganz schön langweilig? Dann ist das Spiel ja nach kurzer Zeit schon vorbei.

Oh nein: Man hat nur eine begrenzte Anzahl an Schüssen, die man abfeuern darf. Und nur die Stürmer tragen die Waffen mit sich rum. Wenn sie den Torwart treffen, sind sie selber draußen.

Klingt ganz schön bescheuert.

Buku den Kopf schüttelnd.

Was weißt Du denn schon?

Zurück zu meiner Frage… Woher hast Du das Teil eigentlich?

Äh, aus einem Laden?

Vielleicht sollte ich meine Frage präziser formulieren… Wie sollen wir es überhaupt in den Wagen bekommen?

Wir stellen es einfach in den Kofferraum?

Das geht nicht, denn da liegt schon mein Geschenk für Mason. Und falls Du es noch nicht bemerkt hast: Ich fahre einen Mini und keinen BMW X5.

Dann frag doch Deinen Freund.

Welchen Freund?

Zögerlich.

Na, den mit der großen Karre.

Ich weiß nicht, von wem Du sprichst.

Ja klar!- Wie gut, dass Du in Deinen Filmen nie selbst mitgespielt hast bei der Darbietung.

Haha. Anstatt Dich in meine Angelegenheiten einzumischen, wie wäre es, wenn Du selber mal produktiv werden würdest… Wir haben keinen Platz mehr dafür im Auto.

Und wenn wir die Rückbank nach vorne klappten?- Dann würde es noch passen.

Aber im Fußraum wird noch die Torte stehen. Ich will nicht, dass sie von diesem Kicker-Dingsda zerdrückt wird.

Da wird schon nichts passieren. Nur derjenige, der auf der Rückbank sitzen wird, könnte ein wenig gequetscht werden. Ach und übrigens, Steve: Ich sitze vorne.

Hey, warte. Es ist Dein Geschenk.

Aber ich bin zuerst beim Wagen!

Nimmt das Kicker-Set und rennt zur Tür.

Hättest Du es denn nicht wenigstens noch schön verpacken können so wie Dein Bruder?

Dafür war keine Zeit. Ich hatte Dir ja gesagt, dass Du mich für Freitag hättest krankmelden sollen.

Du warst ja nicht einmal krank.

Dein Pech. Jetzt hatte ich eben nur noch Zeit, es zu besorgen.

Geht nach draußen.

Buku atmet laut auf.

Er bekommt einfach viel zu viel Taschengeld von mir.

Ich weiß.

Kapitel 5: Klischees in der Familie

Nur ein paar Straßen weiter bei Familie Torres. Matt und Dina stehen bereit, um die Ankömmlinge in Empfang zu nehmen.

>> Also, das sind Onkel Matt und Tante Dina. Dina ist eine etwas beleibte, immer sehr zufriedene Frau, deren Lächeln kaum wegzudenken ist. Sie ist Brillenträgerin und trägt außerdem oftmals knallroten Lippenstift. Wie üblich hat sie auch heute ihren beliebten Strohhut auf. Dazu trägt sie so gut wie jedes Mal ihr traditionelles Sommerkleid, wenn eben nicht gerade Winter ist. Zu Lucas und mir ist sie immer schon sehr nett gewesen. Fast eher ist sie für uns eine Großmutter als eine Tante. Dieser Eindruck wird auch dadurch geweckt, dass sie unsere Mutter immer wieder bevormundet. Mr. Torres kenne ich dagegen nur aus Erzählungen. Er scheint ebenfalls ein netter Kerl zu sein, allerdings ist er ständig unterwegs; geschäftlich bedingt. Heute lernen wir ihn das erste Mal persönlich kennen. <<

Steve und Lucas steigen aus dem Wagen.

Ach, da sind sie ja, meine lieben Kleinen. Und dabei sind sie doch schon so groß!

Hallo, Tante Dina.

Grüß Dich, Steve. Du wirst ja immer männlicher.

Hey, Tante Dina.

Oh, Lucas. Du bist aber auch ein gutes Stück größer geworden seit unserem letzten Treffen.

Nimmt beide in den Arm.

Also, Kinder. Das ist mein Ehemann Matt.

Hallo, Jungs!

Freut mich, Matt!

Schütteln sich die Hände.

Wenn ich richtig auf gepasst habe, bist Du Steve, wahr?- Der Ältere von Euch beiden.

Nur rein physisch.

Lucas vorlaut.

Witzig, Lucas… Der erste Teil stimmt so weit.

Wusste ich doch. Und Du musst dann Lucas sein.

Reicht ihm die Hand.

Jo, Matt!

Handshake.

Also… wo ist denn nun das Geburtstagskind?

Mason ist draußen im Garten.

Am besten, Ihr geht einfach durch die Wohnung zur Terrasse. Dort müsste er irgendwo sein.

Meint Matt.

Alles klar.

Steve und Lucas folgen seiner Anweisung.

Schwesterherz!

Überschwänglich.

Hallo, Dina.

Lass Dich drücken. Du siehst heute wieder toll aus!

Danke, gleichfalls… Matt. Ich wollte Dich noch beglückwünschen. Wir kennen uns zwar noch nicht so lange, aber das wird uns ja nicht daran hindern, auf Deinen Erfolg anzustoßen.

Überreicht ihm die Flasche Sekt, um welche zusätzlich eine kleine Schleife gebunden ist.

Aber das wäre doch nicht nötig gewesen. Vielen Dank.

Wollen wir schon mal reingehen und die Party so richtig in Stimmung bringen? Ich habe den Grill schon mal angeschmissen. Jetzt müssen wir nur noch das Fleisch auflegen.

Natürlich. Ich hole schnell das Geschenk für Mason und den Kuchen aus dem Auto und dann können wir loslegen.

Steve und Lucas kommen bei der Terrasse an.

Hey, Lucas. Siehst Du Mason irgendwo?

Ja. Da hinten bei den vielen Kindern.

Deutet auf eine Gruppe herumtollender Gäste.

Gut. Dann lass uns ihn mal begrüßen.

Steve, Lucas!

Rennt auf sie zu.

Hey, Großer. Alles Gute zum Geburtstag!

Danke, Steve.

Jetzt bist Du ja schon fünf Jahre alt. Das bedeutet auch länger Fernsehen, nicht wahr?

Ja!

Jubelt Mason.

Ich hab da auch noch etwas für Dich.

Übergibt ihm das Geschenk.

Danke, Steve. Vielen Dank!

Hey, Kumpel. Alles Gute auch von mir. Ich habe hier ebenfalls was für Dich.

Super! Danke, Lucas!

Warte. Ich bringe es für Dich zum Geschenketisch. Da kannst Du ja auch gerade das von Steve auspacken.

Ok!

Die anderen Kinder rennen zu Mason und sehen gespannt zu, wie dieser sein Geschenk auspackt.

Was hast Du denn da?

Fragt ein Mädchen neugierig.

Hey, krass! Das ist ja ein echtes…

Steve lächelt.

>> Es freut mich zu sehen, dass Mason sich über mein Geschenk freut. Er träumte seit seinem dritten Lebensjahr davon, irgendwann mal ein richtiger Astronaut zu werden. Damit er schon mal ein bisschen früher zu den Sternen hinaufblicken kann, habe ich ihm ein kleines Teleskop geschenkt. Ich habe es mithilfe meiner Gabe geschaffen. Das war bei einer Probe mit Mr. O´Neill. Zum ersten Mal konnte ich sie kontrollieren. Meine Mom weiß jedoch gar nichts von der Hilfe meines Heimlehrers. Sie versucht dafür zu sorgen, dass ich meine Fähigkeiten gar nicht erst anwende. Ich denke, sie hat zu große Angst davor, dass diese jemanden verletzen könnten. <<

Und, Buku? Erzähl doch mal! Wie sieht`s neuerdings so bei Dir aus?

Eigentlich ist alles in Ordnung. Nur… Lucas macht ab und zu in der Schule Probleme.

Tatsächlich? Das macht nichts. Er wird später sicher trotzdem einen anständigen Beruf erlernen und kann dann zu seinen Lehrern sagen: „Ich habe es Ihnen ja gleich gesagt; man muss nicht in jedem Fach überragend sein!“

Um seine Noten geht es gar nicht. Was das angeht, ist er wirklich super. Er gerät nur eben öfters in Konflikt mit seinen Mitschülern. Letztens soll er offenbar einen von ihnen geschlagen haben.

Oh nein! Er braucht wohl einfach noch Zeit, um sich an das neue Umfeld zu gewöhnen.

Das hat Steve auch schon gesagt.

Wo wir gerade von ihm reden: Ich finde, Du solltest ihn auch auf eine öffentliche Schule schicken. Zu Hause ist er doch ganz allein und findet keine Freunde.

 

Dina. Das Gespräch hatten wir schon mehrere Male und Steve möchte das so. Wozu ihn auf eine öffentliche Schule schicken, wenn er doch zu Hause alles hat, was er in seinem Leben braucht.

Vielleicht sollte er sich mal eine Schule ansehen. Ich meine ja nur, dass er es erst ausprobieren sollte, bevor er nein sagt.

Das ist aber seine eigene Entscheidung. Von mir aus kann er gerne mal in den Unterricht reinsehen. Aber wenn er sich dann entschließt, weiterhin zu Hause unterrichtet zu werden, dann solltest Du ihm nicht länger dareinreden.

Schon in Ordnung… Matt, sei so lieb und leg schon mal das Fleisch auf.

Natürlich.

Geht nach draußen.

So. Ich gehe dann auch mal in den Garten, um dem Geburtstagskind zu gratulieren.

Mach das!

Im Garten.

Hey, Mason.

Tante Buku!

Na, wie geht’s?

Gut!

Logisch. Du hast ja auch Geburtstag… Ach! Ich habe drinnen Dein Geschenk liegen lassen. Ich gehe es noch schnell holen.

Steve richtet seinen Blick auf Matt und den Grill.

>> Dann geschieht es wieder: Ich nehme wahr, wie alles um mich herum leiser zu werden scheint. Ich höre nur noch die lauten Stimmen der Gäste. Vor mir verschwimmt alles. Nun schließ ich die Augen. Auf einmal sehe ich Bilder von Flammen. Es erscheint mir wie eine Explosion. Ich ahne etwas Schlimmes voraus und will alle Anwesenden warnen. Aber es geht nicht. Irgendetwas in mir hält mich ruhig. Meine Gedanken lassen sich nicht länger kontrollieren. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Ich öffne die Augen wieder… Und plötzlich geht der vor mir stehende Grill in Flammen auf. <<

Matt weicht mit einem Sprung zur Seite. Am Boden liegen die brennenden Einzelteile des Grills.

Steve beobachtet schockiert das Geschehen.

Oh mein Gott, Liebling! Ist Dir was passiert?

Nein. Alles gut! Ich bin ok, Schatz.

Was ist denn überhaupt geschehen?

Ich weiß es nicht, Dina… Ich weiß es nicht.

Als Buku mit ausreichend Tellern und Masons Geschenk obendrein in den Garten kommt und das Feuer sieht, fällt ihr Blick direkt auf Steve, welcher sie ebenfalls geschockt ansieht. Sofort zerrt sie ihn in die Wohnung.

Bitte sag mir nicht, dass Du etwas damit zu tun hast!

Es tut mir leid. Ich kann es nun einmal nicht kontrollieren.

Ich hatte geahnt, dass so etwas passieren würde. Wir gehen jetzt gleich nach Hause.

Denkst Du nicht, die würden Verdacht schöpfen?

Nicht, wenn wir einen guten Vorwand fänden. Außerdem würde sowieso niemand darauf kommen, dass ein siebzehnjähriger Junge oder irgendein anderer Mensch Beherrscher dunkler Fähigkeiten ist. Wir können nicht riskieren, dass noch etwas Schlimmeres geschieht.

Geht wieder nach draußen.

Ich habe die Feuerwehr gerufen, Schatz. Den Kindern geht es allen gut. Sie sind drinnen, sodass sie nichts von dem Rauch abkriegen.

Gut gemacht, Matt.

Hey, Leute.

Buku. Ich weiß, das Ganze ist gerade ein wenig unglücklich gelaufen, aber das soll uns doch nicht daran hindern, die Party fortlaufen zu lassen. Ich meine, es ist schließlich Masons Geburtstag.

Wie bitte, Schatz? So können wir doch beim besten Willen nicht weiterfeiern. Ist Dir etwa entgangen, was gerade vorgefallen ist?

Äh, ja… Deswegen wollte ich gerade Bescheid geben. Ich befürchte, Lucas hat von dem entstandenen Rauch inhaliert, denn er hustet wie verrückt.

Was erzählst Du denn da, Mom?

Spiel einfach mit!

Leise.

---Ja, sie--- Sie hat Recht.

Hustet absichtlich.

Smog…

Daher würde ich lieber heimgehen, sodass ich ihn besser im Auge behalten kann. Schließlich will ich keine Rauchvergiftung riskieren oder so was.

Das ist aber sehr schade.

Ja, ich weiß.

Na ja, das Feiern holen wir nach. Dann vielleicht zu einem anderen Anlass. Es ist natürlich völlig richtig, dass sich Lucas jetzt erst einmal ausruht.

Wir finden schon was, versprochen! Falls ich sonst noch irgendwie helfen kann.

Nein, schon gut. –Geht Ihr nur. Dann bis demnächst. Soll ich Euch noch zur Tür begleiten?

Nein, nein. Passt lieber auf, dass den anderen Gästen nichts passiert.

Ok. Bis dahin.

Tschau!

Gehen zum Auto.

Aber, Mom. Warum müssen wir denn gehen? Das hat doch nichts mit uns zu tun.

Lucas, Schluss jetzt! Wir steigen einfach in den Wagen und fahren nach Hause!

Wieso?

Tu, was ich sage!

Allesamt steigen sie ein. Sofort wird zur Anfahrt angesetzt.

Kapitel 6: Im Garten bei der Villa.

Steve sitzt bei dem dort platzierten Brunnen und zeichnet Vertreter weiterer Vogelarten auf noch freie Seiten in seinem Handbuch.

Steve?

Mom!

Schlägt das Buch zu.

Was ist?

Ich wollte mich wegen gestern bei Dir entschuldigen.

Wieso? Du hast doch nichts falsch gemacht.

Vielleicht habe ich etwas überreagiert. Ich wollte nur nicht, dass…

Schon gut. Du hast ja Recht. Es ist einfach zu gefährlich. Ich kann mich nicht in die Öffentlichkeit begeben. Es passiert immer dann, wenn ich unter Leuten bin. Daher wäre es besser, wenn ich für eine Weile das Grundstück noch nicht verließe.

Ich bin froh, dass Du das einsiehst. Weißt Du: Ich bin davon überzeugt, dass der Tag kommen wird, an dem Du keine Angst mehr vor Deinen Fähigkeiten haben musst. Aber bis dahin wäre es wirklich sicherer, hier zu Hause zu bleiben.

Ja, ich verstehe.

Wenigstens kann ich so mehr Zeit mit einem meiner Söhne verbringen. Und in ein paar Wochen, wenn Lucas Schulferien hat, dann können wir sicher auch das ein oder andere unternehmen, wo Du niemandem bei schaden wirst.

So was wie „Mensch ärgere Dich nicht“?

Natürlich etwas, was auch mehr Spaß macht.

Lächelt.

Wieso? –So `ne lustige Partie Brettspiele kann schon funny werden.

Was hast Du denn da?

Ach, das ist nur mein altes Skizzenbuch.

Darf ich mal sehen?

Eigentlich zeige ich diese Zeichnungen niemandem. ---Ach, was soll`s!

Gibt ihr das Handbuch.

Wow. Wirklich einzigartig, die Anfertigung der Skizzen.

Blättert es durch.

Ich wusste gar nicht, dass Du so sehr für Vögel schwärmst.

Ich habe es Dir ja auch noch nie erzählt.

Na jetzt weiß ich es. Du kannst wirklich toll mit dem Bleistift umgehen. Die Anwendungen sind fantastisch. Du hast großes Talent. Wieso wirst Du nicht Grafikdesigner, wo wir erst kürzlich davon gesprochen haben? Du hast ein Blick fürs Motiv. Das beweisen auch die Fotos, die Du machst.

Das wird sich ja noch rausstellen. Und es gibt viele tolle Zeichner auf dieser Welt.

Aber der Stil ist bei jedem unterschiedlich. Du solltest es zumindest mal im Hinterkopf behalten… Wie auch immer. Ich mache drin Frühstück. Wenn Du magst, kannst Du mit reinkommen.

Ich komme gleich nach.

Ok.

>> Mit neuen Skizzierungen will ich mich im Grunde genommen von dem gestrigen Geschehen ablenken. Aber ich kann einfach nicht aufhören, darüber nachzudenken. Beinahe wäre wirklich jemandem etwas passiert und ich wäre schuld daran gewesen. Ich muss dringend einen Weg finden, meine Fähigkeiten unter Kontrolle zu bringen. <<

Kapitel 7: In Edoardos Appartement.

Setz Dich doch.

Du hast den Tisch wirklich schön dekoriert. Weiße Rosen?

Meine Mutter liebte diese Blumen. Wahrscheinlich habe ich meine Liebe zu dieser Gattung von ihr geerbt. Magst Du sie?

Ja. Ich finde sie toll.

Wann willst Du mich eigentlich endlich mal Deinen Kindern vorstellen?

Oh, ich denke sie wissen längst über Dich Bescheid. Lucas hat gestern auf Deinen Wagen aufmerksam gemacht.

Nun, es wäre doch viel schöner, wenn wir uns alle gegenseitig besser kennenlernen würden, oder?

Vielleicht. Ich will nur nicht, dass…

Ja?

Ach, nichts weiter. Was gibt es denn?

Als Vorspeise Kartoffelcremesuppe und als Hauptgericht Lammbraten.

Wow. Das klingt spitze! Du scheinst ja ein richtiger Meisterkoch zu sein.

Das kannst Du erst beurteilen, wenn Du es gekostet hast.

Nun, ich bin da sehr zuversichtlich.

Höre ich gern. Möchtest Du etwas Rotwein?

Oh ja, bitte. Schließlich brauchen wir etwas zum Anstoßen.

Anstoßen? Worauf denn?

Eigentlich nur um das Ganze ein wenig traditionell zu gestalten. Aber selbstverständlich auch auf unsere gute Freundschaft.

Oder vielleicht auf mehr als das.

Darauf ein langanhaltendes Husten von Bukus Seite.

Ist alles in Ordnung?

Schon. Ich dachte nur gerade… Das Wasser. Ich habe wohl zu hastig getrunken.

Wenn es nur das ist.

… Edoardo, hör zu: Ich mag Dich wirklich sehr. Eventuell werden wir ja auch irgendwann mal eine Beziehung haben. Aber ich fürchte, dass ich noch nicht bereit dazu bin.

Noch nicht bereit? Hattest Du denn je ein Verhältnis mit jemandem gehabt?

Nein. Das Leben hatte mir eben andere Dinge geboten. Zunächst wollte ich mich einfach nur auf meine Karriere konzentrieren. Ich dachte mir, ich würde schon fühlen, wenn ich bereit für eine Partnerschaft wäre. Und zurzeit ist es einfach noch nicht soweit. Versteh mich nicht falsch… Es liegt nicht an Dir.

Das ist schon ok. Nimm Dir so viel Zeit, wie Du brauchst… Ich mache uns dann mal ein wenig von der Suppe auf die Teller. Wir wollen ja schließlich nicht verhungern.

Kapitel 8: Anders anders, als Du denkst…

Die Geschichtsstunde ist nun zu Ende. Schaue Dir bitte bis Mittwoch noch einmal die Aufzeichnungen der heutigen Stunde an und gehe auch am besten nochmal die letzten Seiten aus dem Buch durch.

Mr. O´Neill?

Ja?

Kann ich Sie noch etwas fragen? –Bezüglich meiner Gabe?

Was möchtest Du denn wissen?

Nun ja, am Samstag ist etwas Schreckliches geschehen: Aufgrund meiner Gedanken ist der Gas-Grill meiner Bekannten explodiert. Ich hatte wirklich Glück, dass niemandem etwas passiert ist. Komischerweise bekomme ich solche Bilder immer nur dann zu Gesicht, wenn ich mich unter Leute begebe. Und jetzt will ich wissen, warum dem so ist.

Nun… Vielleicht sollte ich Dir etwas mehr über Deine Gabe erzählen. Unsere Gabe. Du solltest wissen, dass Deine Fähigkeiten von Deinen Gefühlen abhängig sind.

Was bedeutet das?

Dein Unterbewusstsein reagiert auf Dein Verhalten. Fühlst Du Dich wegen irgendetwas unwohl, dann erschafft es Dinge oder lässt welche geschehen, die Deine Laune wieder verbessern.

Aber ich hatte keine schlechte Laune. Es passierte einfach.

Dann kontrollierte er wohl Deine Gedanken.

Wer?

Schweigen.

Bitte, Mr. O´Neill. Ich weiß, dass Sie mehr wissen. Sie müssen mir alles erzählen. Nur so habe ich auch die Chance, stark genug zu werden, um diese Gabe unter Kontrolle zu bringen.

Falsch. Je mehr Du weißt, desto weiter steigertest Du Dich da hinein. Dann wird es nur noch gefährlicher.

Bitte! Ich muss es wissen. Ich will nicht mehr so leben. Ich möchte endlich ein normaler Junge sein, der auf eine öffentliche Schule gehen darf und mehr unternehmen kann, ohne damit rechnen zu müssen, dass er vorhersieht, wie ein Gebäude vor ihm einstürzt oder, was weiß ich was, geschieht.

Gut. Aber Du musst versprechen, mit dem, was ich Dir hier und jetzt erzähle, sorgfältig umzugehen.

Ich verspreche es!

 

Also: Wie Du bereits weißt, bist Du nicht der einzige, der diese besondere Fähigkeit der Illustrationen in sich trägt. Wir beide sind nicht die einzigen. Insgesamt sind wir fünf, auch genannt „die fünf Auserwählten“.

Auserwählten wovon?

Diese Fähigkeit bekamen wir von einem Mann, der lange vor unserer Zeit lebte. Warum und was er erlebt hat, weswegen er uns mit dieser Gabe segnete, ist mir nicht bekannt. Jedoch hatte er einen Wunsch. Dieser Wunsch, oder noch eher eine Botschaft, soll an jeden Menschen gerichtet sein. Es ist eine Art Lektion, die er uns allen erteilen will.

Aber was hat das mit unserer Gabe zu tun?

Das erkläre ich Dir jetzt: Seine Botschaft ist seine eigene Vision.- Sein Traum, wie die Welt zu sein hat. Er wollte die Welt nach seinen Vorstellungen formen. Das Problem war jedoch, dass er zu alt gewesen ist, um mit dieser Gabe, die nun in uns schlummert, sein Bild von der Erde so zu verwirklichen, wie er es sich erträumte. Da er nun doch sein Vermächtnis nicht mit ins Grab nehmen wollte, beschloss er, seine Fähigkeiten weiterzugeben. Dazu blickte er in die Zukunft und wählte fünf noch nicht Geborene aus, denen er seine Gabe übermitteln wollte. Wichtig ist, an dieser Stelle zu erwähnen, dass sich diese Fähigkeiten nicht von Geburt an in uns befinden.

Nicht?

Nein. Wie denn auch? Er hatte unsere Geburt nie selber miterlebt. Aber es mussten Neugeborene sein, die er für seine Aufgabe auserwählte. Drum musste er die Gabe anderswertig weiterreichen. Dazu nahm er sich fünf Gegenstände, die einst in seinem Besitz waren, gar von ihm illustriert wurden und übertrug in diese die Kräfte seiner in ihm herrschenden Macht. Diese Gegenstände musste er nicht persönlich an uns überbringen. Wie er es auch immer anstellte, so fanden diese kurz nach unser aller Geburt von selbst zu uns. Also so eine Art Bestimmung. Sobald wir aus diesen Dingen zum ersten Mal Gebrauch nehmen, wird die Gabe auf uns übertragen und lässt uns Illustrationen ausführen. Wichtig dabei zu beachten ist, dass nur die Auserwählten imstande dazu sind, sie zu benutzen. Noch nicht einmal unter den Auserwählten können die Gegenstände ausgetauscht werden. Denn jeder von ihnen enthält eine andere Ausprägung an Macht von dem Verleiher seiner Gabe. Und nur der, dem dieser Gegenstand bestimmt ist, kann auch damit umgehen.

Und was genau will dieser Mann erreichen?

Die Bezeichnung dieses Mannes lautet „Imaginativator“.

Imaginativator?

Ja. Er wusste, dass genau einer von uns in der Lage sein würde, seine Botschaft zu überbringen und seine Vorstellungen Wirklichkeit werden zu lassen. Das ist derjenige, in dessen Gegenstand, oder auch Machtmittel, am meisten von seiner Gabe übertragen wurde. Die Ernennung erfolgte in direkter Verknüpfung mit dem Schicksal.

Und wieso hat er nicht bloß einem allein die Macht übergeben?

Weil jene Person, die die alleinige Macht erhalten hätte, höchstwahrscheinlich dazu geneigt gewesen wäre, diese zu missbrauchen und eigene Vorstellungen verwirklicht hätte.

Wäre es denn möglich, dass wenn es jemandem gelingen sollte, an alle fünf Gegenstände zu kommen, zu dieser alleinigen Macht zu gelangen?

Allerdings. Sollte es tatsächlich jemand schaffen, seines Gleichen aufzuspüren und all denen ihre Machtmittel wegzunehmen, dann kann er deren Kräfte wieder zu einer gesamten vereinen und ist so mächtig, wie es der Imaginativator gewesen wäre. Ein Glück, dass das mit hoher Wahrscheinlichkeit nie passieren wird. Denn keinem der Auserwählten sind alle Namen der anderen bekannt. Ansonsten könnte der gesamten Welt großes Unheil drohen.

Damit ich das richtig verstehe: Derjenige von uns, der den höchsten Anteil der Macht in sich trägt, aufgrund des magischen Gegenstands mit der höchsten Energie dieses Imaginativators, soll auch gleichzeitig derjenige sein, der dessen Traum in die Realität umsetzen wird?

Genau. Und auch das darf nicht geschehen. Denn wir wissen nicht, wie sein Traum aussieht. Es könnte beispielsweise der Weltuntergang sein oder das Aussterben aller Lebewesen dieser Erde. Tatsache ist, dass der Imaginativator, der Mann mit den Vorstellungen, wenn der Illustrator, derjenige, der seinen Wunsch verbildlichen soll, dies tun wird, wiederauferstehen würde.

Wiederauferstehen?

Ja. Denn dann wäre die Aufgabe erfüllt und er wird mit hoher Wahrscheinlichkeit die Welt, welche seinen Vorstellungen nun entspräche, regieren. Verstehst Du jetzt, warum ich Dir nichts erzählen wollte? Je mehr Gedanken Du Dir über diesen Mann machst, desto mehr wird er sich in Dein Unterbewusstsein schleichen können und Dich Deine Aufgabe ausführen lassen, sofern Du der Illustrator bist.

Wissen Sie denn auch, wer die anderen Auserwählten sind?

Selbst wenn ich es wüsste, dürfte ich es Dir nicht verraten.

Weil Sie denken, dass ich sonst die anderen aufsuchte, um an die ultimative Macht zu gelangen?

Damit ist nicht zu spaßen. Ich würde es Dir zwar nicht zutrauen, aber Du glaubst nicht, wie gierig Menschen werden können, wenn sie glauben, dass ihnen hohe Macht zustehe.

Sagen Sie mir einfach die Namen derer, von denen Sie es auch wissen. Dann wäre ich genauso schlau wie Sie und käme nicht in die Versuchung, über mehr Macht verfügen zu wollen. Sie sagten es ja selbst: Einzelne jener Objekte zu besitzen, sei zwecklos.

Ich kenne nur einen weiteren Namen.

Wer ist es?

Schweigen.

Mr. O´Neill.

Dein Vater.

Mein Vater? Das kann nicht sein. Er ist damals verschwunden. Keiner weiß, ob er überhaupt noch existiert.

Er verschwand, um Dich zu schützen. Er dachte, wenn er Dir nichts von der Gabe erzählte, so wirst Du unmöglich derjenige sein können, der von dem Imaginativator für dessen Zwecke missbraucht werden würde.

Aber wenn ich der Mächtigste von allen bin, dann hätte er das gar nicht verhindern können.

Das ist wahr. Solltest Du wirklich der Illustrator sein, dann bist Du der einzige, der dazu in der Lage sein wird, dies zu unterbinden, indem Du mit Deinen Gedanken fest dagegen hältst.

Und wohin ist mein Vater gegangen?

Ich weiß nicht, was mit ihm nach seinem Verschwinden geschehen ist… Es ist an der Zeit, dass ich mich auf den Heimweg mache.

Nur eine Frage habe ich noch.

Bitte.

Was ist das für ein Gegenstand, der mir die Macht verleiht?

Das musst Du selber herausfinden. Es wird wohl ein Objekt sein, das Du oft bei Dir trägst. Denn nur, wenn Du es am Mann hast, kannst Du die Gabe auch ausführen. Mein Machtmittel…

Nimmt einen Dolch mit vergoldetem Griff und einem darin verarbeiteten Rubin hervor.

Ist dieses hier.

Wow.

Staunt Steve nicht schlecht.

Warten Sie: Sie sagten, dass wenn man zum ersten Mal aus dem entsprechenden Gegenstand einen Nutzen zieht, die Gabe auf einen übertragen würde. Was haben Sie damit gemacht?

Deiner Frage nach zu urteilen, kannst Du Dir ja denken, was ich damit gemacht habe. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu reden. Ich muss nun wirklich los.

Natürlich. Entschuldigen Sie.

Kein Problem. Also wir sehen uns dann morgen. In welchem Fach werde ich Dich da noch gleich lehren?

Literatur.

Ja, richtig! Dann sieh Dir bis dahin nochmal alles aus der letzten Stunde an.

Werde ich. Danke nochmal, dass Sie mich über meine Gabe weiter aufgeklärt haben.

Nun, komplett davon überzeugt, dass das eine gute Idee gewesen ist, bin ich immer noch nicht. Ich hoffe, dass ich damit keinen Fehler gemacht habe.

Bestimmt nicht!

Das wird sich zeigen.

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