Venus in echt

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KAPITEL 7

Roberts Sakko fiel auf den Boden und bildete einen schiefergrauen Fleck auf meinem Parkett. Krawatte, Hemd und Gürtel folgten. Robert betrachtete das Durcheinander unserer herumliegenden Kleider. Der Kontrast zwischen dem diskreten Grau und Weiß seiner Sachen und den Rüschchen und Stickereien meiner Londoner Beute schien ihn zu amüsieren, und als er lächelte, leuchteten seine Zähne aus seinem dunkelgrauen Bartschatten. Die Lachfältchen um seine Augen schnitten sich noch tiefer in seine Wangen und brachten mich dazu, noch schneller zu atmen, als ich es ohnehin schon tat. Fast schon quälend langsam öffnete er den Reißverschluss seiner Hose, schien es zu genießen, dass mein Blick an seinen Fingern hing.

»Neugierig?«, fragte er, und Erregung mischte sich unter den kultivierten Klang seiner Stimme.

Ich leckte mir über meine Lippen, und spürte, wie Verlangen und Unsicherheit sich in mir duellierten. »Ich bin schon den ganzen Abend gespannt, was du unter deinem properen Anzug versteckst«, sagte ich.

Wieder schickte sein Lächeln kleine Blitze zwischen meine Schenkel. Robert schien nur meine Erregung zu bemerken, nicht meine Nervosität, und ich war stolz auf mich. Der Abend lief noch besser, als ich es mir erhofft hatte, schon seit er mit einem Abendessen im Café Prückel voll von Lachen und leichtem Geplauder begonnen hatte, und sich zu einem Spaziergang zu meiner Wohnung gesteigert hatte, begleitet von sanften Küssen und heißen Versprechungen.

Ich versuchte, nicht darüber nachzudenken, das alles so schnell lief, fast zu schnell. Es war gut so, sagte ich mir, das Tempo hielt mich davon ab, dass die Erinnerungen an Christian, an den geplatzten Traum mich überwältigten wie eine riesige Horde White Walker die Männer der Nachtwache im Land nördlich der Eismauer.

»Alles in Ordnung?«, fragte Robert.

Er hatte die Hose anbehalten. Seine Hand lag auf meiner Schulter.

»Sicher, warum?«

»Du warst auf einmal so nachdenklich. Und blass. Richtig weggedriftet bist du.«

»Entschuldige. Alte Gedanken.«

Robert nahm mich in die Arme. Ein kleines Zittern durchlief mich, als ich seine nackte Haut an meiner spürte, und ich war nicht ganz sicher, ob es Angst oder Lust war. Ich horchte in mich hinein, verband mich mit dem Zentrum meiner Intuition tief in meinem Bauch. Doch, ich vertraue ihm, dachte ich. Robert hatte die Situation im Griff. Ich war eindeutig nicht die erste Frau, die sein Profil unter all den Sexprotzen auf der Erotikseite ausgewählt hatte, und er wusste, wie man einer Frau das Gefühl gab, gleichzeitig begehrt und geborgen zu sein.

Ich stieß ein paar Rüschen weg, die bei meinen Füßen lagen. »Alles wieder gut«, sagte ich.

Robert senkte langsam den Kopf und küsste mich. Er neckte mich mit seinen Lippen, dann ermutigte er mich mit sanften, lockenden Bewegungen seiner Zunge, mich selbst vorzutasten und die seidige Hitze seines Mundes zu erkunden. Er schluckte mein Seufzen und schmiegte seinen schlanken Körper an meinen runden.

Gefiel ihm die Berührung mit meiner Fülle? Hatte er schon entdeckt, wie ausladend meine Hüften wirklich waren? Was würde er über die kleinen Dellen an meinem Hintern und an den Oberschenkeln sagen?

»Lass mich nur schnell das Licht ausmachen«, flüsterte ich, und wollte mich ihm entwinden.

Er hielt meine Hand fest und führte sie an seine Lippen. »Ich bin neugierig, wie nahe deine Figur meiner Fantasie kommt«, sagte er.

Ich war zuerst überrascht, dann fand ein kokettes kleines Lächeln den Weg auf meine Lippen. »Wie habe ich da ausgesehen?«

Er küsste mich wieder, dann strich er mit seinen Lippen über meine Wange, zu meinem Ohr und meinen Hals entlang. Ich drückte mich der süßen, heißen Reibung seiner Bartstoppeln entgegen, und atmete seinen Duft ein, eine Mischung aus Haut, Hitze und, zu meiner Überraschung, etwas, was nach Räucherkräutern roch und so gar nicht zu meiner Vorstellung von einem Marketingleiter eines großen Versicherungskonzerns passte.

Robert löste seine Lippen von mir. »Ich habe mir vorgestellt, wie dein Busen sich in meiner Hand anfühlt, wenn ich ihn vom BH befreie, und wie deine Haut unter deinem Kleid aussieht. Ob sie überall so hell ist wie in deinem Ausschnitt.«

Ich lächelte ihn an. Das klang doch besser als die grenzwertigen Fettenfantasien meiner anderen beiden Liebhaber. Viel besser.

Robert ließ seine Finger unter einen Träger meines BHs gleiten und zog ihn sanft nach unten. »Ich wusste seit dem Moment, als du ins Café kamst, dass ich dich vögeln will«, sagte er.

Die Lust in seiner Stimme schickte Schauer über meinen Rücken, die sich über meinen Bauch und meine Schenkel ausbreiteten. Wie gut zu wissen, dass mich mein Bauchgefühl nicht täuschte. Robert schien perfekt für meine Mission zu sein. Er war sanft, zärtlich und relativ unpervers. Ihr Göttinnen der Liebe, falls es euch denn gibt, bitte macht, dass es so bleibt, dachte ich.

»Jetzt lass mich machen«, sagte er, trat hinter mich und öffnete meinen BH. Er streichelte über meine Schultern und drückte Küsse auf das weiche Fleisch meines Rückens, sogar auf die kleinen Röllchen unterhalb der Taille. Dann kniete er sich hinter mich, um mit beiden Händen meinen Slip herunterzuziehen. Nicht nervös werden, Romy. Er weiß, dass du dick bist, und er mag es.

Ich hörte mich kichern, als er die tiefe Mulde am Ansatz meines Hinterns kitzelte. Robert strich über meine Pobacken, so sanft, als würde seine Hand über meiner Haut schweben. Ich glaubte zu spüren, wie die hauchfeinen Härchen sich unter seinen Fingern aufrichteten, und seufzte noch einmal, als der letzte Rest an Anspannung meiner Erregung wich.

»Du magst das, ja?«, fragte Robert.

»Und wie«, gurrte ich.

»Dann leg dich aufs Sofa.«

Ich gehorchte. Was hatte er vor?

Robert kniete sich neben mich, und begann, meinen Rücken und meinen Hintern zu kneten und zu streicheln. So passiv kam ich mir ein bisschen egoistisch vor, doch Robert schien Spaß daran zu haben, meine Fülle zu erkunden. Seine Erregung, die warm und prall gegen meine Hüfte drückte, und sein Seufzen zeugten davon, dass es ihm auch Vergnügen bereitete.

Ich lag einfach nur da und genoss den Tanz seiner Finger auf meiner Haut. Genoss den Druck seiner Hände, bis der Punkt kam, an dem sich Ungeduld unter meinem Genuss mischte. Ich richtete mich auf und drückte meine Lippen auf die seinen. Meine Stimme war nur noch ein Flüstern. »Wollen wir ins Schlafzimmer gehen?«

Als Antwort küsste Robert meine Schultern und ließ seine Zunge über den Ansatz meiner Nackenwirbel gleiten. Eine Gänsehaut huschte über meinen Rücken, die er mit seinen warmen Fingern verjagte. Er deutete mit dem Kopf auf Loghain und Leliana. Ich hatte nicht gemerkt, dass die Katzen auf meinem Arbeitstisch saßen und uns aus tiefen Augen beobachteten.

»Kommen die mit?«, fragte er.

»Das hätten sie wohl gern«, sagte ich.

Robert lachte, zog mich zärtlich hoch und führte mich ins Schlafzimmer.

Ich zündete einige der Kerzen an, die in Kerzenleuchtern aus Bronze und Bauernsilber auf meinem Nachttisch und am Fensterbrett steckten. Robert betrachtete währenddessen die Elfenbilder über meinem Schminktisch, die Feenfigurinen, die im Bücherregal die gesammelten Werke Tolkiens bewachten, und den antiken Spiegel, um den sich mehrere Lichterketten wanden. Schließlich deutete er auf mein Himmelbett. »Du bist romantischer, als ich gedacht hätte«, sagte er mit einer Wärme in der Stimme, die mich überraschte. »Entzückend romantisch.«

Er nahm mir die Streichhölzer aus der Hand. Ich kuschelte mich ohne Scham und mit all meiner Fülle an ihn und genoss seine Wärme und seine tiefen Küsse. Sanft rieb ich meinen Bauch an Roberts Unterleib. Er packte meinen Hintern, zog mich an sich und rieb sich genauso leidenschaftlich an meinem Unterkörper. Dann löste er sich mit einem Seufzen von mir, um diesmal wirklich seine Hose zu öffnen. Als er sie und die marineblauen Boxershorts abstreifte, lehnte ich mich an einen der Pfeiler meines Himmelbetts und genoss den Anblick seines sehnigen, schmalen Körpers eines Marathonläufers, der offenbar frisch rasierten Brust und seines Schwanzes, der aus einem kleinen Busch braungrauer Haare ragte, stolz und appetitlich.

»Setz dich aufs Bett«, sagte er.

Ich platzierte mich auf der Kante, die Füße am Boden. Robert stellte sich zwischen meine Beine, ging vor mir in die Knie, küsste meine vollen, schweren Brüste und neckte ihre Spitzen mit seiner Zunge. »Lutschen oder saugen? Was gefällt dir besser?«, fragte er.

Er hatte wirklich Talent im Umgang mit Frauen, die er erst ein paar Stunden kannte, dachte ich. »Beides«, hörte ich mich hauchen, während ich mich seinem Mund entgegenbog. Hauptsache, seine Lippen blieben, wo sie waren.

Roberts Hand bahnte sich den Weg durch das weiche Fleisch meiner Schenkel zwischen meine Beine, langsam, zu langsam. Am liebsten hätte ich ihn angespornt, schneller zu werden und mich nicht zu necken. Seine Hände und sein Blick fanden meinen gut gepolsterten Venushügel und meine Klitoris. »Leg dich zurück«, befahl er, und ich gehorchte auch dieses Mal.

Robert spreizte meine Beine noch weiter und rutschte näher zum Bett. Er senkte den Kopf zu meiner Pussy, wieder ganz langsam, als wollte er mich nur necken. Zwischendurch schaute er immer wieder hoch, und die Erregung in seinem Gesicht lockte noch mehr Feuchtigkeit aus mir hervor.

Mit der Zunge leckte er über meinen innersten Winkel, zuerst vorsichtig, dann energischer. Er erkundete die feuchten, hochsensiblen Stellen und neckte mich, bis ich das Gefühl hatte, in Drachenfeuer zu verglühen. Mit einer Hand knetete er meinen Bauch, mit der anderen spielte er mit meiner Pussy, bis ich drauf und dran war, seine Finger zu nehmen und sie in mich zu schieben.

 

Als hätte er es gespürt, drang er mit dem Mittelfinger in mich ein, dehnte mich und rieb immer wieder über den Eingang und das glitschige Gewebe in meinem Inneren. Ich legte meine Füße auf seine Schultern, damit er noch besser an mich herankam, und gab mich dem Genuss hin. Wer auch immer ihm das beigebracht hatte, eine Frau so zu verwöhnen, verdiente meine ganze Dankbarkeit.

Wieder und wieder fuhr er über meine Schamlippen, jetzt auch mit seiner Zunge, die feucht genug war, um heißes Vergnügen zu bereiten, und trocken genug, um mich mit leichter Reibung zu erregen.

Irgendwann löste ich mich von ihm, weich und erhitzt. Ich deutete ihm aufzustehen und kniete mich vor ihn hin. Eine kleine Stimme flüsterte mir zu, dass ich in dieser Position noch massiger wirkte, aber meine Erregung schaltete das Genörgel auf stumm, und ich konzentrierte mich auf das, was ich vor mir sah.

Meinem zeichnerisch geschulten Auge fiel auf, dass die Haut seiner Lenden eine Nuance heller war als am Rest seines Körpers. Seine Hoden waren ein bisschen asymmetrisch und rasiert wie fast der ganze Rest seines Körpers, und sein Penis hatte einen leichten Rechtsdrall. Ich war mir nicht sicher, warum, aber dieses kleine Detail machte ihn für mich sogar noch appetitlicher. Vorsichtig fuhr ich mit dem Daumen die Naht an der Unterseite entlang, um mich mit dem Gefühl seiner Haut und seinen Reaktionen vertraut zu machen. Robert stöhnte und legte eine Hand auf meinen Kopf. Ich beugte mich vor und nahm seinen Schwanz ziemlich vorsichtig in den Mund.

Hoffentlich glaubte Robert nicht an den Mythos, dass dicke Frauen besser bliesen, dachte ich. In diesem Moment ärgerte ich mich über meine Feigheit und Schüchternheit, dank derer ich in erotischen Dingen nicht besonders erfahren war. Robert schienen meine leicht ungeschickten Versuche nichts auszumachen. Sein Seufzen ermutigte mich, ließ mich meine Ängste vergessen und mich auf unsere Erregung konzentrieren.

Irgendwann löste Robert sich mit einem fast bedauernden Seufzen aus meinem Mund, fischte ein Kondom aus seiner Hose, streifte es sich über und legte sich aufs Bett. »Komm, setz dich auf mich«, sagte er.

Ich zögerte. Obwohl Robert eine gute Handbreite größer war als ich, war ich mindestens dreißig Kilo schwerer als er. Ich dachte an Jeffrey, der beinahe unter mir verschwunden wäre. Robert sah mir mein Grübeln anscheinend an. »Ich mag das«, sagte er. »Ich will dein Gesicht dabei sehen können, und deine wundervollen Brüste.«

Ich kletterte auf ihn, bettete meine Knie neben seinen Hüften und umhüllte ihn damit schon halb mit meinem Fleisch. Er schien die Weichheit, die jetzt überall um ihn war, zu genießen. Langsam ließ ich mich auf ihm nieder und führte seinen Schwanz zu meinem Schoß. Robert sah mir in die Augen, während er in mich glitt und hielt meinem Blick ohne zu blinzeln stand, während er sich Millimeter um Millimeter durch die feuchten Falten meiner Pussy schob. Meine inneren Muskeln weiteten sich und zogen sich dann um ihn zusammen. Robert ächzte. Er keuchte meinen Namen und ein leichter Schweißfilm glitzerte auf seinem Gesicht. Als ich ihn ganz in mir aufgenommen hatte, hielt ich an, beugte mich vor, und küsste ihn. Dann ließ ich langsam meine Hüften kreisen, testete, was sich am besten anfühlte, was die meiste Reibung und Hitze in meinem Inneren schuf.

Er drückte dabei seine Finger in meine Oberschenkel. »Du quälst mich«, sagte er; Worte, die mich noch mehr erregten. Ich bewegte mich auf und ab, und bei jeder Abwärtsbewegung drückte mein Körper Robert schwer in die Matratze. Ich stützte meine Hände auf, damit ich meine Hüften besser bewegen konnte, und experimentierte mit der Stellung, genoss die Reibung und das Ausgefülltsein. Ich hätte gerne ein Kissen unter seinen Hintern geschoben, um ihn noch tiefer in mir spüren zu können, verzichtete aber darauf, um nichts falsch zu machen.

Robert packte mich an den Hüften und ließ die seinen hochschnellen. Er fixierte mich und stieß zu, wieder und wieder und wieder. Meine Oberschenkel verkrampften sich leicht. Ich beugte mich vor, und unsere Zungen verwoben sich ineinander. Dann imitierte er mit seiner Zunge das Spiel seines Penis und stieß sie im gleichen Rhythmus in meinen Mund.

Ich löste mich von ihm, biss mir auf die Lippe, hin- und hergerissen zwischen dem Drang, mich nur auf mein Vergnügen zu konzentrieren, und dem Wunsch, die Lust in seinem Gesicht zu beobachten. Es faszinierte mich, welches Vergnügen mein Körper Robert bereitete. Dann küsste ich ihn wieder, und wurde von seiner Zunge belohnt, die sich tief in meinen Mund bohrte.

Seine Hand wanderte von meinem Knie zu meiner Pussy, und er ließ zwei geschickte Finger über meine Klitoris kreisen, während er weiter zustieß. Mehr brauchte ich nicht. Ich kam, ein kurzes, intensives Zucken und Seufzen, dann war es vorbei. Robert schnellte noch ein paar Mal hoch, drückte sich in mich und presste seine Zunge wieder und wieder in meine Mundhöhle, dann sank er zurück.

Ich stieg von ihm und kuschelte mich an seine Seite, erhitzt, verlegen und aufgewühlt. Ich heiße Romy Morgenstern, bin 33, dachte ich, und hatte eben meinen ersten wirklich guten Sex.

Jetzt, da unser Hunger gestillt war, und Robert über die Röllchen auf meinem Rücken streichelte, konnte ich den Gedanken an den Gewichtsunterschied zwischen uns nicht mehr verdrängen. Ich drehte mich von ihm weg, fischte nach der Decke und wollte mich verkriechen.

Robert hielt mich zurück. »Du musst nicht unsicher sein, Romy«, sagte er. »Ich mag es, wie du dich anfühlst.«

Er nahm mir die Decke aus der Hand, drückte mein Gesicht an seine Brust, deckte unsere Unterkörper zu und drückte sein Gesicht in meine Locken. »Jeder Frauentyp hat seine Qualitäten, und ich mag sie alle«, sagte er. Seine Brust vibrierte unter meiner Wange, als er lachte.

»Du hast wirklich kein Beuteschema?«, fragte ich.

Sein Kinn rieb über meine Kopfhaut, als er den Kopf schüttelte. »Nie gehabt. Meine Frau zum Beispiel ist sehr schlank. Ich liebe ihre Figur, ihre dünnen Beine und die kleinen Brüste. Wenn sie zunehmen würde, würde ich sie trotzdem begehren.«

Ich hob den Kopf. »Du bist verheiratet?«

»Das steht auf meinem Profil«, sagte er. »Wir führen eine offene Beziehung. Wir sind beide ein bisschen Hippies, wenn du so willst.«

»Das habe ich überlesen.«

»Ist es ein Problem für dich?«

»Ich glaube nicht«, sagte ich etwas zögerlich.

Er küsste mich. »Mach dir keine Sorgen«, sagte er. »Meine Frau und ich glauben daran, dass Sex guttut, sogar heilen kann. Das wollen wir einander nicht versagen. Also haben wir uns darauf geeinigt, dass jeder von uns tun kann, was er will, solange wir nicht zusammenleben.«

»Und das funktioniert?«

Er nickte.

»Das ist … schön für euch«, sagte ich.

Wir lagen eine Weile schweigend da. In einem Spiel würde jetzt mit einer Fanfare ein kleines Fenster aufpoppen, dachte ich: »Achievement unlocked: Unverbindliche Affäre«.

KAPITEL 8

Bisher hatte ich über die Theorie, dass guter Sex Menschen verändere, nur lächeln können. Jetzt ertappte ich mich dabei, wie ich unterwegs zur Bauchtanzstunde diskret die Spiegelungen meines Körpers in den Schaufenstern betrachtete. Ging ich anders? Hatten meine Hüften mehr Schwung? Glänzten meine Haare stärker? Ich zwinkerte meinem Spiegelbild zu, zum vermutlich dreißigsten Mal an diesem Tag.

Seit dem vergangenen Abend kreisten meine Gedanken fast ausschließlich um Robert und um den Spaß, den ich mit ihm gehabt hatte. Der Sex hatte sich sogar in meine Träume eingeschlichen. Ich war erregt und erhitzt aufgewacht und hatte mich zu einem Höhepunkt gestreichelt, der so intensiv war, dass meine Schenkel gezittert hatten. Jetzt fühlte ich mich euphorisch und mit meinem Körper verbunden wie schon seit Jahren nicht mehr.

Alles war heute leicht gegangen, die erste Besprechung mit Tamsin via Skype, die Arbeit an der Startseite des Früchtchen-Spiels und sogar die Telefonkonferenz mit Alexa. Zwischendurch hatte ich zum Thema Plus-Size-Liebe weiter recherchiert und mir zwei Tumblr-Blogs angesehen, die Olga gefunden hatte. Auf dem einen outeten sich Amerikaner und ein paar Schweden – die meisten von ihnen durchaus ansehnlich – als Liebhaber fülliger Frauen und gaben ihre Kontaktdaten an. Auf dem anderen Blog präsentierten dünne Männer ihre dicken Freundinnen, von denen viele genauso füllig waren wie ich, wenn nicht sogar noch üppiger.

Ich hatte beide Links auf mein Blog gepostet und einen kleinen Artikel dazu geschrieben. Über das Erlebnis mit Robert wollte ich erst in ein paar Tagen schreiben. Noch war es zu frisch, und es jetzt zu teilen, war, als würde ich mir etwas von der Intimität nehmen.

Dass Robert verheiratet war, machte mir inzwischen nichts mehr aus. Zu wissen, wo ich bei ihm stand, machte die Dinge eigentlich leichter, dachte ich. Wir suchten beide Spaß, neue Erfahrungen, er aus pur hedonistischen Motiven, ich, weil ich mein Selbstvertrauen stärken wollte. Mit Liebe hatte es nichts zu tun, und dass er vergeben war, machte es mir leichter, eine gewisse Distanz zu bewahren. Ich war mir nicht einmal wirklich sicher, ob ich ihn wiedersehen wollte. Trotzdem ließ mich die Erfahrung fast berauscht zurück, und als ich durch die Neubaugasse lief, kam ich mir eher vor, als würde ich durch ein Traumland schweben.

Ich drückte die Klingel des Bauchtanzstudios und öffnete das Haustor. Heute freute ich mich aufs Tanzen wie schon lange nicht mehr, darauf, meine Hüften kreisen und die Münzen auf dem Gürtel um meine Mitte klimpern zu lassen.

»Romy? Hallo! Was machst du denn hier?«

Da stand er. Christian. So oft hatte ich früher vergeblich gehofft, ihn hier zufällig zu treffen, und ausgerechnet jetzt, wo ich ihn nur noch vergessen wollte, lief er mir über den Weg.

Ich deutete auf das Schild des Studios. »Bauchtanzen«, brachte ich hervor. Meine Knie zitterten, als hätten Affendämonen mich stundenlang durch das Labyrinth von Temple Run gehetzt.

»Ich wollte dich schon anrufen«, sagte er. »Hast du Lust, bei einem neuen Projekt mitzumachen? Wir entwickeln ein Punktesammelspiel für ein Einkaufszentrum.«

»Ich dachte, du legst ein Sabbatical ein?«

»Du ahnst nicht, wie sehr einem ein Baby die Lebenspläne durcheinander wirft. Bis auf Weiteres bleibe ich jedenfalls in der Agentur, damit ich ein paar Monate Pause einlegen kann, wenn das Kleine da ist.«

Für einen Moment war ich versucht, zuzusagen, um das dumme Früchtchen-Spiel und vor allem Alexa loszuwerden. Horsts Agentur würde jemand anderen finden, und eher würde Super Mario in World of Warcraft mitspielen, als dass Alexa mir eine Träne nachweinte. Aber wollte ich mir wirklich mehrmals die Woche in Erinnerung rufen, dass ich ihn nicht bekommen hatte? Ich musste das Kapitel Christian abschließen, und dafür musste ich ihm möglichst aus dem Weg gehen. »Tut mir leid, ich bin mitten in einem Projekt«, sagte ich.

»Vielleicht danach?«

»Danach fange ich bei Knights of the Dragon Isle an. Vollzeit.«

Er lächelte. »Damit kann ich natürlich nicht mithalten. Gratuliere, Romy, ich freue mich für dich.« Er nickte mir zu, drehte sich um und ging.

Ich brauchte all meine Energie, um mich zum Tanzstudio ins Dachgeschoss zu schleppen. Zum Glück war Olga schon in der Garderobe. »Was denn? Ist dir ein Gespenst begegnet?«, fragte sie, als sie mich sah.

»So in etwa.« Ich erzählte ihr von meiner Begegnung, während ich mich zwang, gleichmäßig zu atmen und mich so weit zu beruhigen, dass ich mich umziehen konnte.

»Das erklärt zumindest, warum du noch blasser bist als sonst«, sagte Olga.

»Ich weiß nicht, was ich aus dieser Begegnung machen soll. Warum jetzt?«

»Sieh es als Prüfung, ob du wirklich bereit für deine Quest bist.«

»Bin ich. Mehr denn je.«

»Sehr gut. Wie läuft es?« Olga senkte die Stimme, damit die anderen Frauen in der Garderobe ihre nächste Frage nicht hörten. »Gibt es außer Robert noch andere interessante Optionen auf dem Gebiet des Y-Chromosoms?«

»Ich arbeite daran«, sagte ich und band mir den Münzgürtel um die Hüften. Die Zuschriften, die ich in den vergangenen Tagen auf mein Profil auf der Sexseite bekommen hatte, waren wenig verheißungsvoll, und ich hatte noch nicht richtig darüber nachgedacht, was mein nächster Schritt sein sollte. Jetzt, als ich Olga ansah, kam mir eine Idee, so radikal, dass ich erst einmal tief einatmen musste. »Wie viele Follower und Friends hast du eigentlich?«, fragte ich sie.

 

»Fünfzehntausend auf Twitter«, sagte sie. »Knapp viertausend auf Facebook. Warum?«

»Die Männer auf dem Tumblr-Blog, das du mir geschickt hast, verwenden es als Plattform, um Plus-Frauen kennenzulernen. Wenn du mein Blog weiterempfiehlst, bekomme ich mehr Leser, und vielleicht schreibt mich ja jemand an.«

Olga musterte mich skeptisch. »Hast du dir das gut überlegt?«

Hatte ich nicht. »Ja«, sagte ich.

»Du weißt, dass ich deine Quest unterstütze. Trotzdem, ist das nicht etwas radikal?«

»Ich bleibe ja anonym. Niemand weiß, wer sich hinter Venus Abendstern verbirgt«, sagte ich.

»Dir ist aber klar, dass Trolle dein Blog finden und verreißen werden? Ich wette, dass Plus-Bloggerinnen schon viel Hass abbekommen, wenn sie nur über Mode schreiben und nicht über Sex.«

»Tun sie. Fast schon skurril viel.«

»Du bist schon einmal wegen deiner Figur online gemobbt worden. Willst du das wirklich noch einmal durchmachen?«

Das Cosplay-Desaster, dachte ich. »Gut, das war wirklich ärgerlich«.

Vor vier Jahren hatte ich mir in den Kopf gesetzt, mich bei einer Convention in den USA als Anime-Prinzessin zu verkleiden. Wochenlang hatte ich genäht und gebastelt, um jedes Detail von Kostüm und Ausrüstung richtig hinzubekommen. Der Entwickler des Spiels hatte dann ausgerechnet mein Bild auf seinem Blog verwendet, um seine Predigt zu illustrieren, dass fette Frauen – nicht Menschen, sondern explizit Frauen – es nicht wagen sollten, seine schlanken Figuren darzustellen, dass unsere Existenz eine Unverschämtheit wäre, und so weiter. Wochenlang war mein Bild durch diverse Foren und Seiten gegangen und hatte Shitstorms und heftige Debatten ausgelöst.

Ich schluckte beim Gedanken, dass sich so etwas wiederholen könnte. Aber wenn ich jetzt einen Rückzieher machte, ließ ich mich wieder von meinen Ängsten beherrschen, und dieser Gedanke war schlimmer als die Furcht vor dummen Kommentaren.

»Ich weiß, was ich tue, Olga. Von irgendwelchen anonymen Trollen lasse ich mir meine Chance auf neue Erfahrungen nicht versauen. Außerdem schreibe ich auf Deutsch, das könnte helfen, die schlimmsten Trolle fernzuhalten.«

»Was, wenn jemand aus unserer Branche davon erfährt?«

»Wie denn? Außer dir, Cem und mir selbst kennt niemand die geheime Identität von Venus Abendstern.«

»Also gut«, sagte Olga, und umarmte mich. Ihr zierlicher Körper passte fast zweimal in meine Arme. »Ich poste es gleich nach der Tanzstunde. Aber sei bitte vorsichtig. Ich will nicht, dass du verletzt wirst.«

53 ungelesene E-Mails. 89 Kommentare am Blog. Fast hätte ich angesichts des Echos auf meine neuen Online-Aktivitäten meinen morgendlichen Grüntee über die Tastatur geschüttet. Olga zu bitten, mein Blog auf Facebook und Twitter zu posten, hatte noch mehr Reaktionen eingebracht, als ich gehofft hatte.

Viele der Kommentare kamen von Plus-Frauen, die mein Projekt »spannend« und »mutig« fanden und vom »Kampf gegen das Mainstream-Schönheitsideal« schrieben. Ein paar Männer hatten meine Zeichnungen kommentiert. Ihre Bemerkungen reichten von »voll fett« bis »wirklich sexy«. Andere Menschen hatten mir genau die Art von Mails geschickt, vor denen Olga mich gewarnt hatte, anonym natürlich. »Fette Kuh«, »steh vom Sofa auf und leg die Chips weg«, »selbst schuld, wenn du keinen Mann findest, stopf dich nicht so voll« und »das ist echt nur eklig«. All die Dinge eben, die sich unter so vielen Bildern von dicken Frauen im Netz finden. Ich überlegte, ob ich die verletzenden Kommentare löschen oder unter den Einträgen stehenlassen sollte.

Es gab aber auch sechs Männer, die mich kennenlernen wollten. Fünf der Mails waren vulgär, das sechste Schreiben klang dafür richtig interessant:

Von: schmitt.erik@yahoo.de An: venus_abenstern@yahoo.de

»Liebe Venus, ein Freund hat mir den Link zu deinem Blog gemailt. Sehr hübsche Illustrationen, wirklich. Sie haben mich neugierig gemacht, wie du in Wirklichkeit aussiehst, ob du auch so richtig schön rund bist. Ich träume seit Jahren von einer Frau, die so üppig ist wie du und dabei so selbstbewusst. Ich würde gerne deine Rundungen erforschen. Ich gebe eine kleine Zeitschrift für moderne Architektur heraus. Auch wenn es albern klingt, ich sehne mich nach Kurven, als Ausgleich für die vielen geraden Linien. Wir können uns ja mal über Skype oder Facetime kennen lernen.

Erik«

Mein Blick fiel auf einen Flyer, den ich gestern im Bauchtanzstudio mitgenommen hatte.

»Danke für Deine Mail. Ich hätte eine bessere Idee als Facetime … Venus«

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