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Kinderehe

Auf der Suche nach Glück und Liebe kehrte ich doch, nach mehreren kleinen Enttäuschungen, nach eineinhalb Jahren wieder zu Robert zurück und bekam das zweite Kind, einen Sohn. Diesmal bekamen wir im Hause seiner Eltern eine Wohnung und auch diesmal half Roberts Vater uns bei der Einrichtung. Da er in der englischen Militär-Verwaltung tätig war, verfügte er über große Möbellager aus denen er nur auswählen musste.

Unser Kampf um ein vernünftiges Familienleben ging weiter wie bisher, denn Robert, dieser Egoist, ließ allen anderen Menschen keinen Raum zum Glücklichsein.

Mit dem zweiten Kind wurde alles noch viel schwieriger. Robert entschloss sich die Meisterschule zu besuchen, was natürlich einen enormen finanziellen Aufwand mit sich brachte, und den Umstand, dass Robert jeden Vormittag nach Dortmund musste.

Dementsprechend spät kam er nach Hause, oft stockbesoffen. Weil das Geld vorn und hinten nicht reichte, musste ich, nach der Geburtspause wieder arbeiten. Aber selbst die Teilzeit war ein Problem wegen des Säuglings.

Da ich in Schichten arbeitete, mal früh von 4 bis 8 Uhr und mal spät von 16 bis 20 Uhr, musste Robert mithelfen und zumindest seine Ankunft danach richten, damit unser Sohn versorgt wurde. Meist klappte das nicht. Zwar sprang dann immer meine Schwiegermutter ein, aber es gab jedes Mal Theater. Zu Recht. Denn mein Mann hielt sich an keinerlei Vereinbarungen oder Versprechungen, er lebte rücksichtslos so, wie es ihm gerade passte.

Als er dann endlich, nach der zweiten Prüfung, mit Mühe und Not, seinen Meistertitel in Händen hatte, glaubte er, nicht mehr arbeiten zu müssen, schließlich hatte er ja nun die Weisheit der ganzen Welt gefressen. Dass seine Einbildung nicht den Tatsachen entsprach, bewies er schon mit seiner laschen Einstellung zu Arbeit, Genauigkeit und Pünktlichkeit. Sowie mit den Schulden, die Roberts lasche Art uns aufbürdete.

Wie oft ich es bereute, Robert ein zweites Mal geheiratet zu haben, weil es mir in der Trennungszeit doch deutlich besser gegangen war, kann ich nicht an zwei Händen abzählen. Aber das war nicht mehr zu ändern.

Denn, um noch einmal zu meinen Eltern zu flüchten gab es ein Hindernis, nun musste ich zwei Kinder mitnehmen, und dafür war die kleine Wohnung meiner Eltern, weiß Gott, nicht geeignet. Also hieß es für mich: durchhalten.

Verbissen kämpfte ich gegen die Leichtlebigkeit und den Leichtsinn meines Ehemannes. Mit allen möglichen Arbeiten versuchte ich die Familie über Wasser zu halten, denn so schnell, wie Robert das Geld ausgab, konnten wir beide zusammen es nicht verdienen.

Der Zeitpunkt, dass ich mehr verdienen musste, als mit normaler Arbeit zu verdienen war, kam unweigerlich. Aus einer Idee, mit ein paar hübschen Damen eine Begleit-Agentur für Geschäftsmänner zu machen, wurde ein Puff. Und zwangsläufig verkaufte ich auch irgendwann meine Zuneigung gegen Geld, viel Geld.

Wenn ich allerdings gedacht hatte, dass mein Mann mal an die Zukunft seiner Familie denken würde, hatte ich von Robert wohl etwas Unmögliches erwartet. Ganz im Gegenteil, wurden seine Wünsche immer größer, so wie die Autos die er fahren wollte.

Unter Mercedes ging es nicht mehr, und wer arbeitete dafür? Ich! Unser Liebesleben war nicht mehr vorhanden. Denn ich war sexuell so frustriert, dass ich keinerlei Bedürfnisse mehr in dieser Richtung hatte.

Den Mann, der immer Spaßeshalber gesagt hatte: „Wenn du 30 bist nehme ich mir zwei Fünfzehnjährige, dann bist du mir zu alt.“

Diesen Mann verließ ich als ich 30 war endgültig wegen eines Jüngeren, einem Fünfundzwanzigjährigen.

Trotz vieler Streitigkeiten hatte ich zwölf Jahre in meiner Ehe durchgehalten, und versucht, den Kindern den Vater zu erhalten.

Mit mehreren Unterbrechungen bestand die Verbindung insgesamt 15 Jahre und endete endgültig durch einen anderen Mann. Von der ganzen Mühe, und meinem recht beträchtlichen Verdienst, nahm ich nur ein paar Möbelstücke und meine Kleider mit. Das war die Ausbeute meines langjährigen Kampfes gegen die Ausbeutung und Unterdrückung durch einen Egoisten. Aber ich war befreit, und bereit für eine bessere Zukunft.

Fressen oder gefressen werden

Anfangs hing der Himmel voller Geigen, ich war im siebten Himmel, denn Udo zeigte mir eine Welt voller Glanz und Glimmer. Zwar hatte ich ihn schon einige Monate zuvor an der Schweizer Grenze, im Bijou, mehrmals gesehen, aber niemals gesprochen. Nun in der Wuppertaler Disco stand er mir wieder an der Bar gegenüber- sein Glas in der Hand. Nur eines war anders: er lächelte mir zu.

Was für mich erst nur ein kleiner Flirt war, hatte Udo sofort als Beginn einer langfristigen Beziehung erkannt. Wenn er sich gleich in mich verliebt hatte, war es bei mir anders. Ich fühlte mich am Anfang hin- und hergerissen zwischen geschmeichelt, neugierig und zweifelnd. Zuerst konnte ich mich gar nicht festlegen, was aus unserem Zusammentreffen entstehen könne, denn damals in Lörrach, hatte ich ihn eigentlich als arrogant und uninteressant empfunden. Plötzlich stand ein ganz anderer Mann vor mir.

Welch ein attraktiver Mann sich um mich bemühte und welch ausgeprägten Charme Udo ausstrahlte, erstaunte mich anfangs sehr, das hatte ich nicht bei ihm vermutet. Zudem besaß er eine enorme Selbstsicherheit gepaart mit Dominanz, ohne rebellisch zu wirken. Dass der ehemalige Croupier gerade arbeitslos war, weil sein Arbeitgeber verhaftet und dessen ganze Geschäfte geschlossen worden waren, kam mir eigentlich ganz recht, denn so konnte ich Udo mit in meine Tätigkeit einbauen.

Dass er lange im illegalen Glücksspiel tätig gewesen war, machte mir nichts aus, denn ganz korrekt war die Branche, in der ich arbeitete, auch nicht. Als Werbeleiterin einer großen Fassadenbau-Firma wollte ich dann auch den Verkauf selbst übernehmen, weil der Verdienst wesentlich höher war. Dass Udo mit seiner dominanten, selbstsicheren Art ein guter Verkäufer sein könne, schien mir logisch zu sein. Also ergab es sich quasi wie von selbst, dass wir uns gegenseitig ergänzten, und uns zu dem erfolgreichsten Verkaufsteam der Fassaden-Branche entwickelten. Endlich konnte ich auch mal an mich denken, und auf ein sorgenfreies Leben hoffen.

Die Liebesspiele beherrschte Udo genauso gut wie seine Art sich zwischen anderen Menschen zu bewegen und mit ihnen umzugehen. Udo zögerte nicht lange, mir klar zu machen, was er wollte und wie er es wollte. Und ich ließ mich gerne anleiten und verführen, denn er war verdammt gut.

Außerdem roch der Mann am ganzen Körper angenehm und sein Penis sah auch appetitlich aus. Sein Schwanz war lang und dünn und hatte nur wenig Vorhaut, sodass ich mich sogar wagte, einen Kuss darauf zu hauchen. Ich gab ihm alles was er wollte, und ich sollte es nicht bereuen.

Ich schwamm in orgastischen Schüben, konnte gar nicht genug kriegen, und er förderte das. Udo war ein potenter und ausdauernder Mann, der es ohne Mühe schaffte, mich mehrmals nacheinander zum Orgasmus zu bringen. Ich glaubte, endlich die wahre Liebe gefunden zu haben, und deshalb war ich Wachs in seinen Händen.

Schon bald lernte ich seine Freunde kennen, falls man in seinem Bekanntenkreis überhaupt von Freunden reden kann. Sein täglicher Aufenthaltsort, das Sportcafe, war ein Treffpunkt für Gauner und Tagediebe, zu denen Udo natürlich auch gehörte. War er das Eine oder Andere? Egal, auf jeden Fall stellte ich mit Erschrecken fest, dass Recht und Ordnung für Udo keine Bedeutung hatten.

Genau wie für die ganzen Diebe, Betrüger und Ganoven, die in diesem Etablissement ein und ausgingen. Sie alle hatten nur ein Interesse, mit betrügen, stehlen und zocken, dem lieben Gott den Tag zu stehlen, aber nur nicht einer geregelten Arbeit nachzugehen.

Dass mein zweiter Irrtum, der fünf Jahre jüngere Udo, ein eleganter, weltgewandter Blender war, der seine eigenen Gesetze hatte, sollte ich bald feststellen. Auch dass er ein Charakterloser Zocker war, wurde mir bald klar. Denn er benutzte Alles und Jeden, um zocken zu können, dabei vergaß er die Welt und die Menschen um sich herum.

Dass er zudem noch täglich sein Alkohol-Pensum brauchte, also in Mengen Pernod- Cola trank, wovon er eine gehörige Portion vertrug, entdeckte ich als seine zweite negative Leidenschaft. Aber egal wie viel Udo trank, wirklich besoffen war er nie, jedoch kostete es immer ein fettes Sümmchen. Der Mann gab mir Rätsel auf.

Durch seine Zock-Leidenschaft war er ein rücksichtsloser, mitleidloser Betrüger, der jeden Menschen ausnutzte und betrog, um seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Aber seine dominante Selbstsicherheit und seine Erfahrung zeigten mir täglich, wie schön Sex sein konnte, damit fesselte er mich lange Zeit. Deshalb übersah ich Vieles, duldete Dinge, die ich zuvor nie akzeptiert hatte, und machte mich von ihm abhängig. Sexuell abhängig.

Udo hatte das seltene Talent anderen Menschen seinen Willen als den eigenen zu suggerieren. Mit seiner dominanten Art sich auszudrücken, seine Wünsche fast in Befehlston vorzutragen, zwang er schwächeren Menschen seinen Willen auf, ohne dass sie sich darüber klar waren, oder gar dagegen wehren konnten.

Bei mir jedoch verstärkte er seine Wünsche noch damit, dass er mich mit schöner Kleidung und Schmuck verwöhnte, sowie mit sexuellen Zückerchen, was ich aufsog, so wie meine trockene Haut die Bodylotion nach dem Duschen. Und obwohl ich im Unterbewusstsein wusste, dass er viele Dinge nachteilig für mich handhabte, nahm ich es widerspruchslos hin.

So häuften sich meine säumigen Verpflichtungen mit unserer gemeinsamen Tätigkeit, da Udo alle Verträge auf mich abwälzte, mit der Begründung: „Ich kann nichts auf mich machen, das würde nur unnötige Schwierigkeiten bringen.“

 

Anfangs ging es nur um die Rechnungen, die wir ausstellen mussten, wenn wir einen Auftrag abrechnen wollten. Nur der clevere Bert Meier akzeptierte keine Rechnung die ich ausstellte, weil ich bei ihm im Angestellten-Verhältnis arbeitete. „Das geht nicht, Ruth. Das müssten wir gesondert abrechnen und du würdest doppelte Steuer bezahlen. Ist mir zu kompliziert.“ Lehnte er energisch ab. Nur zwangsläufig bot Udo sich sofort als Ersatz an.

Sicher ging es meinem Freund nur darum, uns nicht die Einnahmequelle abzuschneiden, denn es war ihm wirklich egal, dass das Finanzamt das Nachsehen hatte. Allerdings war es auf jeden Fall für mich die bessere Lösung, dass Udo die Rechnungen ausstellte, denn säumige Verpflichtungen hatte ich, durch nicht bezahlte Mieten und Autoraten, im Laufe unseres Zusammenlebens genug.

Als freier Mitarbeiter, auf selbständiger Basis war es ihm selbst überlassen, dem Fiskus die Einnahmen zu melden, oder auch nicht, Udo entschied sich natürlich für nicht! Das konnte unseren Vertragspartnern egal sein, denn sie waren auf der sicheren Seite. Und mich belastete die unterschlagene Umsatzsteuer auch nicht, da das Udos Versäumnis war.

Lange verdienten wir uns eine goldene Nase mit der Vertretertätigkeit, bis in der gesamten Presse diese Schlagzeilen standen:

VORSICHT VOR FASSADENHAIEN!

Seitdem flogen die Türen vor unserer Nase zu, manche Leute schimpften uns sogar noch lauthals aus. Wir standen vor dem Nichts!

Wieder war ich es, die den Ausweg aus der plötzlichen Misere fand. Denn es war eine wirklich schlimme Misere, weil Udo ja leider alles verzockt hatte, was wir verdient hatten.

Und erneut ging der nächste dumme Fehler ebenfalls zu meinen Lasten. Auch dabei hatte Udo sich geschickt raushalten können.

Blut geleckt

Zwar hatte Udo mich auf die Idee gebracht, weil er mir von der früheren „Sub-Geschichte“ erzählt hatte, aber weil wir für den Start Geld brauchten, musste mein Konto dafür her halten. Wessen auch sonst? Udo hatte natürlich kein Konto, dazu war er zu hoch verschuldet. Natürlich war ich dazu bereit.

Wie wir uns von meiner Sparkasse einen Kredit holen konnten, konnte meine Freundin Esther erklären. Mit dem Sparkassen-System kannte sie sich bestens aus, wusste, dass die Filialen bis zu Tausend Mark die Kontoführung nicht anrufen mussten. Deshalb sei es möglich an den Filialen die einen Spät-Nachtschalter hatten, eine Auszahlung von Tausend Mark ohne Probleme zu bekommen.

Also stellte Esther mir einen Verrechnungsscheck über Fünfzehntausend Mark aus, der natürlich nicht gedeckt war, und noch bevor der Schwindel auffallen konnte, holten wir das Geld in einer Wochenend- Blitzaktion in Tausender-Abhebungen ab. Wir schafften an einem Wochenende zwölf Spätschalter, die restlichen Dreitausend bekamen wir nicht mehr.

Mit den undurchsichtigen Fassaden-Verträgen hatten wir schon eine nicht ganz korrekte Tätigkeit betrieben, aber mit dem ungedeckten Scheck begaben Esther und ich uns auf eine ganz heiße Spur, die sich unweigerlich irgendwann zur Mausefalle entwickeln musste. Eigentlich hätte ich das voraus ahnen können, aber ich schob einfach alle Bedenken beiseite. Leichtsinnig verließen wir uns auf das Versprechen unseres Ex-Chefs Meier, uns Rückendeckung zu geben, indem er bezeugte, dass er Esther die Überweisung dieser Fünfzehntausend Mark zugesagt hatte. Auch dass Udo sich auch dabei ganz elegant raus gehalten hatte, sahen wir nicht als Problem an.

Mit der Kurzreise nach Spanien, an die Costa del Sol, versüßte Udo mir den Übergang zu der anderen Arbeit. Er wusste mich von der unangenehmen Ahnung abzulenken.

Bei unserer Rückkehr fielen alle Probleme wie ein Wolkenguss über mich her. Die Sparkasse hatte wegen Betrugs- Anzeige gegen Esther und mich erstattet, die Mahnungen häuften sich und ich wurde zur eidesstattlichen Versicherung vorgeladen. Udo bagatellisierte die Sache, schließlich betraf es ihn ja nicht.

Aber ich hatte auch nicht die Zeit lange über die Folgen unserer illegalen “Kreditaufnahme“ nachzudenken, denn wir waren mit dem Neuaufbau unseres neuen Subunternehmens voll beschäftigt. Zum Glück waren wir so im Aufbau-Stress, das Udo nicht die geringste Zeit hatte unsere Kohle zu verzocken, darüber war ich sehr froh.

Einen ganzen Sommer lang konnten wir nicht so viele Bauarbeiter beschaffen, wie die Bauunternehmen hätten brauchen können, wir waren sehr fleißig und verdienten schneller, viel Geld, als wir es hätten ausgeben können.

Wir waren dauernd im norddeutschen Raum unterwegs, denn wir hatten dort über fünfzig Leute in Arbeit. Unser Büro unterhielten wir in Solingen, mit meiner EX- Schwiegermutter als Bürokraft. Da wir alle möglichen Nationalitäten als Arbeitskräfte beschäftigt hatten, die Nachschub aus der Heimat bestellten, mussten wir meistens Sonntagabends losfahren, um die neuen Arbeiter vom Bahnhof abzuholen. Die Neuen kamen meist in Hannover oder Hamburg aus an. Wenn wir die Leute dort hingebracht hatten, wo sie gebraucht wurden, ergab sich häufig irgendein anderes Problem, sodass wir selten vor Freitags abends wieder zurück nach Hause kamen. Die Besetzung unseres Büros, durch meine Schwiegermutter war Gold wert. Dadurch konnten wir Verbindungen knüpfen, die uns ermöglichten, schnell Lücken zu füllen, ohne Zeit zu verlieren.

Auch die Arbeiter selbst besorgten uns oft neue Arbeitskräfte, weil sie die frisch ankommenden Landsleute am Bahnhof aufgegriffen hatten, die ebenfalls Arbeit suchten. Zu unserem Glück boomte die Baubranche so stark, dass wir allen Leuten sofort Arbeit beschaffen konnten. So wuchs unser Unternehmen teilweise ohne unser Zutun, quasi von selbst.

Um meine Kinder kümmerte sich in dieser Zeit mein Exmann, der sich das natürlich gut bezahlen ließ. Aber das honorierte ich selbstverständlich freiwillig großzügig, denn ich war froh, dass wir normal miteinander umgingen, und dass die Kinder sich nach Laune zwischen unseren Wohnungen bewegen konnten.

Manchmal nahmen wir die beiden Kinder auch übers Wochenende mit in ein schönes Wellness - Hotel, was sie sehr genossen. Aber meistens waren wir alleine unterwegs, denn wir mussten freitags immer die Löhne auszahlen, was schon viel Zeit in Anspruch nahm, weil einige Kilometer zwischen den Städten lagen. Und solch lange Fahrten, wäre kein Vergnügen für Kinder gewesen.

Auch Ester und Holger waren ständig unterwegs, denn mittlerweile war unser Unternehmen recht groß geworden. Alles lief sehr gut, bis eines Tages eine schlechte Nachricht alles veränderte. Mit einem Schlag erhielten wir eines Tages plötzlich von allen Firmen Freimeldungen für alle Leute. Die AOK hatte in Hannover bei ein paar Firmen eine Buchprüfung angeordnet. Die Firmenchefs befürchteten, zu Recht, dass sie als Drittschuldner für die Sozialabgaben ihrer Sub-Unternehmer haftbar gemacht werden würden. Also beugten sie vor, und kündigten unsere Zusammenarbeit fristlos. Von einem Tag auf den Anderen standen unsere Arbeiter auf der Straße.

Die zweite schlechte Nachricht kam fast gleichzeitig auf uns zu. Das Amtsgericht stellte und den Verhandlungstermin zu: in der Betrugssache Ruth Woods/ Esther Berlin zum Nachteil der Stadtsparkasse.

Das war ein Schock, obwohl wir damit hätten rechnen müssen.

„Also braucht ihr einen Anwalt. Ich weiß einen guten Strafverteidiger. Ich mach mal einen Termin bei dem „Dicken“. War Udos gelassene Reaktion. „Aber wir müssen uns auch wegen den Malochern was einfallen lassen. Ich fürchte nur, um diese Jahreszeit können wir die nicht mehr unterbringen.“ Schob er das Geschäftliche in den Vordergrund.

„Na gut, erst mal ist eine neue lukrative Einnahmequelle wichtig. Okay, wir haben einen guten Sommer lang abgesahnt, die Bau-Saison ist sowieso bald vorbei, dann ist eben jetzt Schluss. Dann geben wir halt das Sub-Geschäft auf und widmen uns dem Zock. Du hast mir doch erzählt, dass dein ehemaliger Chef schon wieder ein Casino aufgemacht hat, oder? Wenn der kurz nach der Knast Entlassung gleich wieder da weiter macht, wo die Schmiere ihn rausgeholt hat, was hindert uns dann auch da einzusteigen? Was dein Ex-Chef kann, können wir doch auch, oder?“ Witterte ich schon wieder eine neue Chance, gleich in ein anderes Metier umzusteigen.

Udo reagierte anfangs etwas zögerlich, fuhr aber mit mir nach Bottrop um sich den neuen „Laden“ seines ehemaligen Chefs anzusehen. Es war mir eigentlich klar, dass er neugierig darauf war.

Nach Monaten zum ersten Mal wieder ein Casino zu betreten, war für Udo wie eine Offenbarung. In dem schummerigen Raum stand in einer Dunstglocke von Zigarettenqualm, ein Würfeltisch, der dicht umringt war von vielen Männern. Mit Geldscheinen in der Hand, drängten sie sich um die engen Stehplätze. Wie von Zauberhand hatte auch mein Freund sofort ein Bündel Scheine in der Hand, und beteiligte sich an dem Spiel. Dabei vergaß er mich einfach.

Ich stand im Hintergrund, sah nur Rücken und Köpfe, und verlor Udo irgendwann aus den Augen. Es dauerte eine ganze Weile bis mein Begleiter sich meiner erinnerte. „Hier ist ja was los. Gut dass ich nicht mehr Geld mit hatte, ich bin geputzt!“ sagte Udo, als er sich mir endlich zuwandte.

„Ja, das ist unsere neue Chance. Da müssen wir rein springen!“ war ich sicher.

Dann erkundigte Udo sich nach den diversen Möglichkeiten in der Zockbranche zu starten. Wir erfuhren, dass das BKA die Unbedenklichkeits-Bescheinigung für ein neues 24er-Roulettes erteilt hatte, und dass wir mit der Gründung eines eingetragenen Vereins das Spiel veranstalten könnten, ohne das die örtlichen Ordnungsämter dagegen Einwände haben könnten.

„Na bitte, das ist doch eine super neue Möglichkeit. Einen Verein zu gründen, ist kein Problem, und Geld haben wir auch genug. Also wissen wir schon wie es bei uns weiter geht, dann werden wir uns direkt mal in Solingen nach einem Laden umschauen.“ Bestimmte ich schon unser Vorgehen, als wir auf dem Heimweg waren. Während Udo noch immer zögerte, war ich Feuer und Flamme, drängte ihn, keine Zeit zu verlieren, denn ich hatte mittlerweile eine Nase für lukrative Geschäfte.

Wie es meine Art ist, wollte gleich kurz entschlossen starten. Nach kurzem Zögern gab Udo nach und stimmte zu. Ohne lange Überlegung fuhr ich Richtung Innenstadt, und entdeckte gleich am Schlagbaum zwei leere Läden. „Da sieh mal, Udo, gleich zwei freie Läden nebeneinander. Hauptverkehrsstrasse, große Ampelkreuzung, direkt gegenüber von unserem Stadt- Theater, besser geht’s nicht.“ Rief ich erfreut und fuhr eine Schleife zur anderen Straßenseite.

Bei einem Ladenlokal war nicht zu ermitteln, wer der zuständige Vermieter war, denn auf den vielen Klingeln standen nur ausländische Namen. Aber bei dem Haus daneben hatten wir Glück. Der Besitzer dieses Hauses wohnte gleich über dem freien Laden auf der ersten Etage.

Die Leute waren Holländer und sehr freundlich, die uns gleich die Räume zeigten. Wir erkundigten uns nach der Größe, und dem Mietpreis, der erstaunlich gering war. Aufgrund der positiven Auskünfte vereinbarte Udo einen Besichtigungstermin für den nächsten Nachmittag.

„Warum hast du die Sache auf morgen verschoben? Wir haben doch nichts vor.“ Wunderte ich mich, als wir ins Auto stiegen.

Seine Antwort gefiel mir absolut nicht. „Ich will mir erst noch einen Partner suchen, und mit dem zusammen entscheiden, welchen Laden wir nehmen.“

„Was? Warum das denn? Das brauchen wir doch nicht, wir haben Geld genug, um auf die Einmischung eines Partners verzichten zu können.“ Protestierte ich. „Mir hat die Erfahrung mit unserem letzten Partner gereicht. Ich habe keine Lust mich über die Fehler anderer zu ärgern oder für deren Faulheit mit zu arbeiten. Nee!“

„Red nicht so einen Mist, du hast doch von dem Geschäft keine Ahnung. Ein Spielbetrieb ist doch etwas ganz anderes als der Sub. Man kann kein Casino alleine betreiben. Das ist ein Sieben-Tage-Geschäft, mit sehr langen Öffnungszeiten. Das Spiel kann auch mal über 24 Stunden gehen, dann bist du froh, wenn du Entlastung hast. Also halt dich aus Sachen raus, wovon du null Ahnung hast. Ich weiß schon was ich tue, schließlich habe ich genug Erfahrung in der Branche. Ich weiß auch schon wen ich frage. Den Fransmann, das ist ein wandelnder Geldschrank, und er ist korrekt und zuverlässig.“ Fuhr Udo mich hart an, er duldete keinen Widerspruch. Beleidigt schwieg ich.

Zwar kannte ich den Klaus, genannt Fransmann, wenn auch nur flüchtig aus dem Sportcafe, aber egal um wen es sich handelte, ich war gegen eine Partnerschaft, denn die Erfahrung mit der Letzten hatte mir gereicht.

 

Bei der Besprechung schloss Udo mich aus. Er ging mit dem Fransmann in das Hinterzimmer des Sportcafes, eine Rumpelskammer, wo nur altes Mobiliar und der Würfeltisch standen. Dieser Raum wurde nur für „Sondersitzungen“ benutzt, und dass nicht Jeder Zutritt hatte, zeigte Udo mir deutlich, indem er die Tür hinter sich, vor meiner Nase, schloss. Ich war kotzsauer, empfand das als unverschämt.