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Reiselust- Reisefrust

Um mal von dem Stress, den wir durch Francos Frau hatten, abzuschalten, buchte ich eine Flugreise nach Gran Canaria. Eine Woche Sonne, Meer und keine nervende Furie vor unserer Haustür, eine verlockende Aussicht.

Ich kannte diese Insel schon sehr gut, weil ich mit Francos Vorgänger schon mehrmals auf den Canaren war, aber für Franco war Spanien natürlich Neuland, weil er, wie alle deutschen Italiener, immer nur in Italien Urlaub gemacht hatte.

Als wir die Tour-Angebote durchsahen, wollte Franco unbedingt auf „Haifischfang“ gehen. „Ich weiß nicht, ich kann doch nicht schwimmen. Und vielleicht werden wir seekrank? Sollen wir nicht einen anderen Ausflug machen?“ meldete ich meine Bedenken an.

Aber Franco prahlte: „Ach, so ein Quatsch. Von so einem bisschen an der Küste lang schippern wird man doch nicht seekrank. Stell dich mal nicht so mädchenhaft an. Dir kann doch nichts passieren, ich ja bei dir. Ich passe schon auf dich auf. Keine Angst.“ Nun ja, als Sizilianer musste er es eigentlich wissen.

Als Franco vor der Fahrt zum Hafen das

Frühstückspaket mit Heißhunger verzehrte, lehnte ich dankend ab: „Nein, danke. Ich kann jetzt noch nichts essen, mein Magen ist wie zugeschnürt. Dass du schon essen kannst, ob das gut ist?“

„Aber du musst was essen, es ist bestimmt nicht gut, mit leerem Magen auf die Schiffstour zu gehen. Hoffentlich verträgt das dein Magen.“ Zweifelte er an meinem Verhalten. Ich war skeptisch.

Das Schiff entpuppte sich als originales Fischerboot und war relativ klein. Nur acht Leute hatten diese Tour gebucht, und alle waren guter Laune. Außer mir. Erstens war ich unausgeschlafen, denn es war morgens sechs Uhr früh, und das fand ich schon schrecklich genug, aber dann kam auch noch hinzu, dass ich diesen stinkenden Fischkutter nicht als sicheres Schiff ansehen konnte. Franco gab sich als seefest, als sei es ein gewohntes Hobby regelmäßig auf Angeltour zu gehen.

Ich war sehr skeptisch, denn je weiter wir auf die offene See hinausfuhren umso mehr schaukelte der Kahn, als sei er nur eine Nussschale. Die See hatte einen sehr bewegten, hohen Wellengang. Ängstlich blieb ich an Deck, auf dem Eckplatz, sitzen und klammerte mich beidseitig an der Reling fest.

Der erste Mann, der mit dem Kopf über der Reling hing und die Fische fütterte, war Franco. Er verteilte das ganze Frühstückspaket an die Fische. Es ging ihm so schlecht, dass er ganz grün im Gesicht war. Dann dachte er wohl das Richtige zu tun, und machte einen entscheidenden Fehler, er ging unter Deck. Dort wurde zu allem Überfluss das Essen zubreitet, Fisch gebraten, was den Leuten gar nicht gut bekam.

Nach und nach gingen alle Tourgäste erst mit dem Kopf über die Reling und anschließend, dummerweise, unter Deck. Dort hingen die ganzen Passagiere mit den Köpfen über Eimern, bis auf mich.

Ich blieb krampfhaft auf meinem Platz sitzen und ließ mir den Wind um die Nase wehen. Ich holte immer tief Luft, und weil mein Magen leer war, konnte auch nichts rauskommen. Also war ich die einzige, die das Abenteuer „Haifischfang“ ohne kotzen überstand. Denn ich nahm auch nichts zu mir. Aber wirklich gut ging es mir auch nicht, denn ein flaues Gefühl hatte ich schon in meinem leeren Magen.

Als wir mittags wieder in den Hafen von Puerto Rico einliefen war mir zwar auch übel, aber ohne dass mein Magen sich gedreht hatte. Schön war der Ausflug nicht. Mein Aufpasser war recht kleinlaut, aber ich klug genug, das Thema nicht mehr zu berühren.

Kaum zurück gab es neue Probleme. Franco erklärte mir, dass er nach Sizilien müsse. „Meine Schwester hat angerufen, sie sagt, dass die Maurer schon seit zwei Wochen nicht mehr aufgeraucht sind. Ich muss mal den Handwerkern den Marsch blasen, wenn ich mich nicht persönlich da sehen lasse, wird mein Haus nie fertig. Und meine Brüder wollen ebenfalls nach dem Rechten sehen, wir haben der Baufirma zu lange nicht auf die Finger gesehen. Es gibt nur ein Problem, die Autos meiner beiden Brüder halten so eine lange Fahrt nicht durch. Kannst du einen Leihwagen für uns mieten?“

Erstaunt fragte ich: „Dir ist schon klar, dass ich dann mitfahren muss? Sonst könnte es für euch unterwegs dicke Probleme geben und für mich hier auch.“

„Ja natürlich sollst du mitkommen. Das ist doch toll, dann lernst du auch meine älteste Schwester kennen, und du siehst mal was für ein großes Haus ich für uns, in unserem schönen Heimatort, baue. Also, fahren wir morgen oder übermorgen?“

Ich war hocherfreut, dass Franco mich in seine Familie einführen wollte, hätte ich jetzt noch Zweifel an seinen ehrlichen Absichten gehabt, wären die spätestens in dem Moment weg gewesen.

Schnell war geklärt wie lange wir bleiben wollten, was ja die Leihwagenfirma wissen musste, und was für ein Fahrzeug wir mieten wollten.

Drei Tage später starteten wir zu Viert, in einem VW-Jetta nach Sizilien.

Gleich am Reisebeginn gab es eine italienische Diskussion, denn Franco wollte auch fahren, was seine Brüder energisch ablehnten, weil Franco keine Fahrerlaubnis hatte. „Was? Das kommt ja überhaupt nicht in Frage! Ohne Führerschein ans Steuer? Aber nicht solange ich im Auto sitze, ich bin doch nicht lebensmüde! Nein Ruth, das dürfen wir nicht erlauben, der Kerl kann nicht Autofahren. Der ist schon zweimal durch die Prüfung gefallen. Der ist zu blöd dazu. Das mache ich nicht mit!“ empörte sich der jüngste Bruder.

Aber auch der zweite, sonst sehr ruhige Domenico sagte entschieden: „Nein Franco, du fährst nicht! Sie Ruth fährt ja auch, dann sind wir drei Personen mit Führerschein, das ist genug zum abwechseln. Der Rino hat Recht, Ruth, das können wir nicht erlauben.“

Erst nachdem ich Franco zugesichert hatte, dass ich ihm das Fahren beibringen würde, sobald wir auf Sizilien sind, gab er klein bei und wir konnten endlich starten.

Es war eine fürchterlich lange Fahrt, über zweiunddreißig Stunden, ohne große Pausen. Zwar wechselten wir alle zwei Stunden, damit kein Fahrer müde wurde, aber ich musste um jede Pinkelpause kämpfen, fast betteln. Denn hauptsächlich der Jüngste, Rino, fand meine „ständige Pinkellei“ unnormal.

„Bei mir ist es normal, dass ich jede Stunde Pipi muss, ob es dir passt oder nicht. Oder soll ich ins Auto pinkeln? Was soll der Quatsch? Wir haben doch Zeit, oder kriegt jemand ein Kind oder liegt jemand im sterben, dass wir pünktlich da sein müssen?“ schimpfte ich.

Als wir endlich angekommen waren, staunte ich nicht schlecht, wie gut situiert die Familie war. Alle Geschwister hatten eigene Häuser, nur Francos und Rinos gemeinsames großes Haus, war im Rohbau. Nur der Innenausbau noch in Arbeit, was allerdings zurzeit stagnierte. Die älteste der sechs Geschwister, Anna, war mittlerweile wieder in der Heimat, und hatte für ihre Familie ein großes Mehrfamilienhaus gebaut, in dessen Erdgeschoss sie einen Supermarkt betrieb. Fast konnte man vor Neid erblassen, wie gut die ganze Familie da lebte, was sie sich alle in jahrelanger Arbeit, in Deutschland, erarbeitet hatten. Alle Achtung, dachte ich im Stillen.

Der Ort lag mitten in Landesinneren, circa dreißig Kilometer vom Strand von Agrigento entfernt, auf halber Höhe, an einem zweitausend Meter hohen Berg. Das tägliche rauf und runter, wenn wir zum Strand fuhren, war gewöhnungsbedürftig für meine Ohren, aber schlimmer war der Fahrunterricht. Es war schon schwer genug, einem so unbegabten und ungeduldigen Menschen wie Franco es war, etwas beizubringen, aber am Berg anfahren, das ging nur auf Kosten der Kupplung. Es kostete mich viel Geduld und ebenso viel Schweiß, bis er endlich Auto fahren konnte. Er war wahnsinnig glücklich darüber und nahm sich vor, in Deutschland den dritten Anlauf zu machen, sobald wir zurück seien.

Auf der Rückfahrt, machten wir einen Zwischenstopp in Rom, denn Franco wollte am nächsten Tag zum Fußballspiel von Inter Mailand. Als wir mitten in der Nacht in Rom ankamen, wurden wir auf der Suche nach einem Hotel von einer Polizei-Zivilstreife verfolgt und dann gestoppt. In recht barschem Ton, mit gezogenen Pistolen forderten die Zivilbeamten uns auf auszusteigen.

„Du sollst sitzen bleiben!“ übersetzte Rino mir. Franco musste sich breitbeinig an eine Wand stellen und mit den Händen abstützen, die Beamten behandelten nur Franco wie einen Verbrecher. Von seinen Brüdern kontrollierten sie nur die Ausweise, so wie von mir auch. Mit Rino und Domenico palaverten die Polizisten eine Weile, dann schien geklärt zu sein, dass wir normale Touristen waren, und die Polizei lotste uns sogar noch zu einem Mittelklasse-Hotel. Was mich zu dem Zeitpunkt noch empörte konnte ich später nur als gute Nase der Polizisten anerkennen.

Den Sonntagnachmittag in Rom hatten die Fußball begeisterten Italiener für den Besuch im Römischen Stadion vorgesehen, denn da spielte Francos Lieblingsverein, Inter Mailand gegen AC Rom. Eine seltene Gelegenheit, die er gerne wahrnehmen wollte.

Die achtzigtausend Plätze waren bis auf den letzten Stehplatz gefüllt, sodass wir Glück hatten, überhaupt noch reinzukommen. Dann saßen drei Intermailand-Fans mitten in den Romfans. Als das erste Tor für Rom fiel, war um uns herum ein Riesenjubel, meine Begleiter zogen saure Gesichter. Aber nach einer halben Stunde fiel das Ausgleichstor. Wir vier sprangen auf und schrien vereint: Tor, Tor, Tor. Eine hektische Diskussion mit den Sitznachbarn entstand, sodass ich ein wenig ängstlich dreinblickte, denn ich verstand ja nichts. Aber alle beruhigten sich schnell wieder. AC Rom gewann das Spiel, zum Glück. Eigentlich hatte ich mich noch nie für Fußball begeistern können, aber dieser Nachmittag in Rom war ein mitreißendes Erlebnis. Eben live.

Aus der Traum

Der Alltag mit all seinen Problemen hatte uns schnell wieder eingeholt. Auch Francos Ehefrau gab nicht auf, uns das Leben schwer zu machen. Wir versuchten die Frau zu ignorieren, was nicht so einfach war. Ich hatte mich schon fast an meine häufige Flucht vor der Verfolgerin gewöhnt, und sah das schon fast als unumgänglich an.

 

Franco meldete sich bei einer Fahrschule an, deren Inhaber häufig bei uns zockte. Entweder er war so mit dem Fahrunterricht beschäftigt, oder etwas Anderes war nicht in Ordnung, denn ich hatte den Eindruck, dass er mir aus dem Weg ging. Dass Franco am Tag immer unterwegs war, fand ich noch normal, aber er kam nach seiner Arbeit oft erst am frühen Morgen nach Hause. Dann war er sehr schlecht gelaunt und müde, drehte mir gleich den Rücken zu und schlief ein. Sexbedürfnis hatte er gar nicht mehr. Langsam vermisste ich das zwar, war aber zu stolz nach dem Grund zu fragen. Als mir des Öfteren seltsam übel war, dachte ich anfangs, was Falsches gegessen zu haben, und beachtete es nicht sonderlich. Dann blieb meine Periode aus.

„Ich glaube ich muss mal zum Frauenarzt gehen, meine Tage sind ausgeblieben. Vielleicht bin ich schwanger. Eigentlich ein Wunder, die ganzen Jahre mit dem Udo ist nichts passiert, obwohl wir nie verhütet haben. Wenn, dann war das vielleicht der Klimawechsel. Ich glaube das ist in Italien passiert, vielleicht in Rom.“ Vertraute ich unserer Kaffeefrau Erika an, mit der ich seit Jahren befreundet war.

Ich bat die Freundin nicht darüber zu reden, speziell nicht mit Franco, denn ich wollte erst sicher sein.

Der Arzt bestätigte mir, dass eine Schwangerschaft circa in der vierten oder fünften Woche bestehen könne. „Es ist noch ganz am Anfang. Sie sollten in vier Wochen noch einmal zur Untersuchung kommen, dann können wir sicher sein.“ schlug mein Arzt vor.

Ich war hin und her gerissen, wusste nicht ob ich mich freuen sollte, denn schließlich war ich schon Mitte Dreißig und der Erzeuger zehn Jahre jünger als ich. Andrerseits hatte ich mir immer ein dunkelhaariges Kind mit braunen Augen gewünscht, und ich hatte zwei blonde Kinder mit grünen Augen.

Bei Franco und mir konnte doch nur mein Wunsch in Erfüllung gehen. Ein Wunschkind also? Was Franco wohl sagen würde? Ich konnte nicht warten, teilte ihm direkt die Neuigkeit mit.

Er reagierte ganz anders als ich erwartet hatte. „Aber das ist doch noch gar nicht sicher? Warte doch mal erst den nächsten Termin ab, ich denke der Arzt war noch am zweifeln? Lass uns nach der nächsten Untersuchung noch mal darüber nachdenken.“ Schob Franco mich desinteressiert auf die Warteposition. Ich war sehr enttäuscht. Keine Freude, keine Zustimmung, eher ein distanzieren. Warum? Da stimmte etwas nicht. In dem Moment zeigte er mir sehr deutlich, dass er seit unserer Sizilien-Reise anders war, dass er mir aus dem Weg ging. Ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte, und er ließ mir auch nicht die Zeit, das zu entscheiden, sondern ging einfach.

Franco hatte mich einfach stehen gelassen und war gegangen. Schon eine Stunde später kam er zurück, und sagte mit finsterer Miene: „Ruth, es tut mir leid, aber ich gehe zu meiner Frau zurück. Wo hast du meinen Koffer hingestellt?“

Ich war wie vor den Kopf geschlagen, konnte gar nicht glauben, was ich gerade gehört hatte, und fragte leise: „Jetzt? Wo ich ein Kind erwarte? Ist dir das egal?“

„Tut mir leid, aber ich muss zu meiner Frau zurück gehen. Ich kann dir das jetzt nicht erklären, aber das hat nichts mit meinen Gefühlen für dich zu tun, glaube mir….“

Ich unterbrach ihn energisch: „Danke verzichte auf eine Erklärung. Warte, ich hole deinen Koffer, ich helfe dir packen. “ Sagte ich hart und holte anschließend alle seine Kleidungsstücke aus den Schränken. Dann warf ich alles in seinen Koffer, und als er den Koffer geschlossen hatte, ging ich zur Tür und forderte: „Komm, ich fahre dich!“

Erstaunt fragte er: „Im Ernst? Du willst mich echt zu meiner Frau fahren?“

„Klar! Reisende soll man nicht aufhalten!“ sagte ich hart. Unterwegs herrschte eisiges Schweigen zwischen uns.

Erst als ich ihn vor dem Wohnhaus seiner Frau raus gelassen hatte, und zurück fuhr, kullerten die Tränen über mein Gesicht.

Im Casino ließ Franco sich die nächsten Tage nicht sehen, da ja seine beiden Brüder bei uns als Croupier und Portier arbeiteten, fehlte er niemanden. Unseren Partnern hatte er nur öfter im Weg gestanden, weil er zu wenig Ahnung von der Materie hatte, und mit seinen ungeduldigen Fragen oft genervt hatte. Deshalb waren die Tage, an denen er in der Disco arbeiten musste, die angenehmsten Arbeitstage für die ganze Casino-Besatzung.

Ich hatte das Gefühl, dass seine Brüder mich beobachteten, aber sie sprachen mich nicht auf das Thema Franco an. Allerdings fragte auch keiner unserer Partner nach Francos Verbleib, entweder sie waren froh, dass er ihnen nicht auf die Nerven ging, oder sie wussten Bescheid. Ich ignorierte das Thema eine ganze Woche, dann hatte ich den Eindruck, ich müsse mich von einem Druck befreien.

Am nächsten Tag ging ich zum Friseur und ließ meine langen Haare abschneiden. Ich ließ mir einen kessen Kurzhaarschnitt verpassen, und anschließend kleidete mich neu ein. Bewusst wählte ich ein auffallend leuchtend rotes enges Kleid und passende Pumps. So gestylt stolzierte ich genau dort hin, wo Francos ganze italienischen Freunde und Bekannten verkehrten. Ich setzte mich in das Eiscafe seiner engsten Freunde, der Brüder Daluto, aß ein Eis und danach trank ich noch einen Espresso. Ich hielt mich bewusst lange dort auf, und die halbe italienische Bevölkerung unserer Stadt sah mich. Ich lächelte allen Bekannten freundlich zu, keiner sprach mich an. Es war mir ein innerer Vorbeimarsch.

Am nächsten Tag ging ich zu meinem Frauenarzt und erklärte diesem entschlossen: „Ich möchte das Kind nicht bekommen. Ich fühle mich zu alt und bin auch sozial nicht genügend abgesichert um noch ein Kind aufzuziehen. Wo kann ich den Abbruch vornehmen lassen? Geht das hier oder muss ich nach Holland fahren?“

Der Arzt beriet mich widerwillig aber ausführlich, klärte mich über Vor- und Nachteile auf, dass ich in Holland keine Sicherheit habe, falls es Komplikationen geben werde, weil man dort nach dem Eingriff keinen längeren Klinikaufenthalt habe, sondern noch am gleichen Tag wieder abreisen müsse. In Deutschland sei besser, weil das besser überwacht sei und auch notfalls eine längere ärztliche Kontrolle möglich sei. Allerdings müsse ich erst zum Beratungsgespräch zu Pro Familia. Ich solle mir das in Ruhe überlegen, sei erst in der siebten Woche, habe also noch fünf Wochen Zeit. Er werde mir ein Attest ausstellen, wenn ich mir sicher wäre.

Als ob er es geahnt hätte, stand Franco am nächsten Vormittag vor meiner Tür. „Was möchtest du?“ fragte ich kalt.

Er gab sich sehr kleinlaut, bat: „Bitte hör mir nur einmal zu, lass mich dir erklären was passiert ist. Du hast allen Grund mir böse zu sein, aber ich möchte das du wenigstens weißt was für Probleme ich habe. Danach kannst du entscheiden ob du mich noch sehen willst. Wenn nicht, dann werde ich aus deinem Leben verschwinden und dich nicht mehr belästigen.“

Dummerweise ließ ich ihn rein. Dann hörte ich das, was jede Frau, vielleicht sogar jeder Mensch, gerne hört: „Ruth, ich liebe dich, ja, glaube mir, aber meine Frau hat mich in der Hand. Sie hat meine Ersparnisse auf ihren Namen auf einem Sparbuch, und weil ich die für mein Haus brauche, zwingt sie mich nach ihrer Pfeife zu tanzen. Du hast ja selbst gesehen, dass die Handwerker die Arbeit eingestellt hatten, ich weiß jetzt warum. Meine Frau hat die monatlichen Zahlungen eingestellt, die vereinbart waren. Sie hat zwei Monate nicht mehr bezahlt. Und sie weigert sich, mir mein Geld zu geben, wenn ich nicht bei ihr bleibe. Die Frau ist verrückt, aber ich bin machtlos, denn ich kann offiziell nichts machen, weil das schwarzes Geld ist, und sie mir droht, dann zu sagen woher es ist. Na ja, du weißt ja auch, wie es in der Disco läuft. Nein? Na wir schaffen natürlich immer beiseite. Für den Hungerlohn den der Knauser uns zahlt, können wir ja nicht arbeiten, der ist reich genug, da beißen wir natürlich immer was ab. Wir sind gut organisiert. Ich habe meiner Frau vertraut, das ist jetzt das Ergebnis. Sie weiß auch noch andere Sachen von mir, mit denen sie mich in der Hand hat, womit sie mich in den Knast bringen kann. Bitte hab Verständnis. Glaube mir, ich schlafe nicht mit ihr, das kann ich nicht. Dann hätte ich das Gefühl dich zu betrügen. Bitte hab Geduld, sobald ich mein Geld habe, komme ich zu dir zurück. Wenn du mich noch liebst, dann musst du mir vertrauen. Bitte, denk an unser Kind, das wolltest du doch auch. Ich habe mich so darauf gefreut, das wird unser Wunschkind sein. Bitte!“

Er weinte sogar, schwor mir ewige Liebe auf den Tod des ungeborenen Kindes, nahm mich in die Arme und küsste mich heiß und leidenschaftlich. Und ich schmolz dahin.

Wir liebten uns leidenschaftlich und wild, und ich war bereit ihm zu glauben, zu verzeihen und zu warten. Und ja, ich wollte unser Wunschkind genauso wie er. Als ich ins Bad ging, traf mich der Schock, ich blutete.

Sofort rief ich meinen Frauenarzt an, erklärte ihm ängstlich weinend von der Blutung, fragte ob das dem Kind schaden könne und was ich tun solle.

„Wieso? Sie haben doch gesagt, dass Sie einen Schwangerschafts-Abbruch wollen. Haben Sie sich das anders überlegt? Wollen Sie das Kind nun doch austragen?“ war der Arzt ganz erstaunt.

Als ich bestätigte, dass ich das Kind haben wollte, beruhigte er mich, sagte, eine kleine Schmierblutung sei nicht schlimm, solange es nicht weiter bluten werde. Wenn die Blutung nicht aufhöre, solle ich sofort zu ihm kommen oder ins Krankenhaus gehen. Erst einmal hinlegen und ruhig liegen bleiben.

Falscher Schwur

So glücklich ich Anfangs war, merkte ich doch bald, dass mir dieser Zustand gar nicht gefiel und ich zweifelte schon an Francos Ehrlichkeit. Denn nun war es ein Versteckspiel vor Francos Ehefrau. Nachts schlich er sich zu mir, heimlich über den kleinen Balkon, der auf der Rückseite meines Wohnhauses, durch dichtes Buschwerk gut versteckt lag. Bis dahin hatte ich die hintere Eingangstür immer als unangenehm empfunden, weil der Balkon über zwei Stufen leicht zu betreten war. Deshalb hielt ich das leichte Kunststoff-Außenrollo ständig geschlossen. Eine wirkliche Sicherheit, zum Beispiel gegen Einbruch, war dieses Rollo jedoch nicht. Es hatte mir immer ein leicht unangenehmes Gefühl im Magen bereitet.

Für unsere heimlichen Treffen jedoch, war das nun eine günstige Einrichtung. Mit der ganzen Konstellation war ich aber dennoch unzufrieden. Sprach ich Franco darauf an, schwor er mir jedes Mal, dass sich das bald ändern werde. Mir blieb nichts übrig als abzuwarten

Der Frauenarzt stellte mir einen Mütterpass aus, meinte, alles sei bestens in Ordnung. Mir ging es tatsächlich sehr gut, denn ich hatte keine der üblichen Schwangerschaftsbeschwerden, lediglich mein Heißhunger auf Erdbeeren war riesengroß. Natürlich freuten wir uns auf das Kind, und wir waren uns einig, dass es ein Junge sei.

Leider wurde meine Freude durch die heftige, negative Reaktion meiner Mutter getrübt. Sie erklärte mich für verrückt, von diesem „Verbrecher“ ein Kind kriegen zu wollen, und stellte mich vor die Wahl, entweder Franco und Kind oder mütterlichen Beistand. Ich entschied mich für mein Glück, sie wies mir die Tür, und ich verlor den Kontakt zu meiner Mutter.

Franco hatte gerade seine Fahrprüfung bestanden und endlich den Führerschein, als wieder eine Brandmeldung aus Italien kam. Er musste dringend dort hin. Während Franco in Italien war, wurde es im Casino unruhig, denn neuerdings parkte oft ein Polizeiwagen vor dem Haus in einer der Parktaschen. Eine dunkle Ahnung beschlich mich, dass irgendetwas im Anmarsch war, aber ich wurde durch ein anderes Ereignis abgelenkt.

Meine Tochter Ramona beklagte sich bei mir, sie sei bei den Großeltern nicht mehr so gerne gesehen. Sie habe ständig Problem mit der Großmutter, deshalb wolle sie gerne zu mir kommen. Ob sie bei mir wohnen könne, denn sie sei sicher, von Franco nicht belästigt zu werden. Zu meinem großen Entsetzen erfuhr ich, dass sie damals zu ihrem Vater gezogen war, weil Udo sie begrabscht hatte. Natürlich bot ihr sofort an, in dem ungenutzten Zimmer ihres Bruders zu wohnen, denn der war ja im Internat und nur ab und an übers Wochenende zu Hause. Noch am gleichen Tag zog Ramona bei mir ein.

Dann überschlugen sich die negativen Ereignisse. Durch Domenico, der als Aufpasser bei uns im Casino beschäftigt war, was er wohl nicht so verstand, wie es gemeint war. Er hatte die Aufgabe, die Tür zu öffnen und schließen, und die Zocker reinzulassen, also bekannte Gesichter. Aber als ein paar unbekannte Männer mehrmals klopften, beantwortete er die Frage seines Bruders Rino, wer das sei, mit einem Schulterzucken. Obwohl ihm die Gesichter unbekannt waren, öffnete er schließlich doch die Tür.

 

Drei Kripo-Beamte fanden so Einlass in ein illegales Spielcasino und waren an dem Geschehen sehr interessiert. Die Beamten hätten sich nicht als solche zu erkennen geben müssen, alle Spieler, sowie die beiden Kölner Veranstalter, waren sich sofort über die Identität der Herren im klaren, und deshalb wie vom Donner gerührt.

Auf die Frage der Beamten, wer der Verantwortliche sei, meldete sich natürlich niemand. Also verlangte die Kripo, alle Anwesenden sofort das Casino zu verlassen. Da Jemand den Raum abschließen musste, meldete die Kaffeefrau, Erika, sich mutig, im Besitz der Schlüsselgewalt zu sein. Erikas Personalien wurden notiert, dann überwachten die Beamten noch die Räumung des Ladens und das Erika den Raum abschloss.

Zum Glück hatten die Beamten sich nicht die Mühe gemacht die Personalien der anderen Personen zu notieren, und auch die Spielanlage blieb unberührt stehen. Die Kölner waren froh, ungeschoren davon gekommen zu sein, sagten Erika, dass sie mich anrufen würden.

Ich war zum Abendessen gewesen, und kam in dem Moment vor dem Casino an, als alle Leute raus kamen. Schon als ich auf der anderen Straßenseite, vor der roten Ampel stand, war mir gleich klar, was da passiert war.

„Die werfen bestimmt das Handtuch!“ vermutete ich sofort, als Rino bei mir von dem Ablauf und dem Verhalten meiner Partner berichtete. „Wie kann dein Bruder denn auch so dämlich sein und die Tür öffnen?“ empörte ich mich.

Rino nahm seinen Bruder sofort in Schutz: „Was sollte er denn tun? Er ist nun mal nicht der Klügste, noch dazu etwas unsicher und er hält Druck nicht stand. Und die Bullen haben richtig Druck gemacht. Die haben heftig hart auf die Tür gebollert. Obwohl wir das Spiel gestoppt und alle direkt ganz leise waren, hat die Kripo nicht aufgehört, wie wild zu klopfen. Das hat der Domenico nervlich nicht ausgehalten. Tja, nun ist es passiert. Was machen wir nun?“ erwartete Rino eine Entscheidung von mir.

„Wir müssen den Franco verständigen. Hast du eine Telefonnummer, wo wir ihn erreichen können?“ fragte ich.

Als Rino nickte, holte ich meinen Ladenschlüssel aus der Tasche und schloss die Tür auf. „Mach kein Licht Rino, hier neben der Tür fällt genug Licht durch das Oberlicht. Da sehen wir genug. Ruf ihn an.“ Wies ich ihn an und wies auf das Telefon, auf dem Schreibtisch, neben dem Eingang.

Mittlerweile war es schon fast Mitternacht, aber unter der Rufnummer nahm nicht Franco den Anruf entgegen. Von Rinos italienischem Satz verstand ich genug um zu wissen mit wem er sprach. Franco nahm den Anruf sofort entgegen, und die beiden palaverten in ihrer Muttersprache eine ganze Weile, bis Rino mir den Hörer gab. „Ruth, lass den Laden zu bis ich in Deutschland bin. Ein paar Tage Pause ist vorsichtshalber besser. Ich fahre spätestens übermorgen los. Dann sprechen wir. Bis dann!“ sagte er, bevor ich etwas fragen konnte, brach das Gespräch ab.

„Wer hat den Anruf angenommen, Rino? Francos Frau? Ist er mit ihr nach Sizilien gefahren? Lüg du mich nicht auch noch an. Sag mir die Wahrheit!“ verlangte ich energisch.

Rino nickte nur Schultern zuckend.

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