Passion between us

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Sari: Between us #1
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3

In der letzten Nacht habe ich nicht sehr viel getrunken. Ich hatte nur zwei Cocktails und habe mich den Rest des Abends von Wasser ernährt. Das ist auch der Grund dafür, dass ich fit bin, als ich am nächsten Morgen wach werde. Dennoch genieße ich nach dem Lärm der lauten Musik die Ruhe, die in meinem Schlafzimmer herrscht und nehme mir noch ein wenig Zeit, bevor ich mich fertig mache.

Dann stehe ich auf, ziehe mir meinen Bikini an. Da ich aber nicht sagen kann, ob Mason und Jax da sind und ich mir nicht schon wieder Kommentare von Jax anhören will, ziehe ich mir noch ein Kleid über. Von hier aus kann ich leider keinen Blick auf den Hof werfen um zu überprüfen, ob eines der Autos verschwunden ist. Und selbst das würde nicht bedeuten, dass beide weg sind.

Mit einem Handtuch, Buch und Sonnencreme bewaffnet, gehe ich nach unten und hoffe, dass ich den Jungs nicht über den Weg laufe. Vor allem Jax möchte ich gerne aus dem Weg gehen. Auch, wenn mein Vorhaben dann wahrscheinlich nicht der beste Weg ist.

Ich habe noch nicht die Küche betreten, als ich schon die Stimme meiner Mutter hören kann. Seufzend bleibe ich in der Tür stehen. In mir macht sich die Befürchtung breit, dass sie mich auf Jax ansprechen wird. Und nachdem meine Freundinnen mir gestern schon mit ihm auf die Nerven gegangen sind, habe ich keine Lust, mich erneut über ihn zu unterhalten.

„Cady“, ruft sie mich, ehe ich schnell wieder verschwinden kann.

Einen Moment überlege ich, ob ich einfach wieder rückwärts durch die Tür gehen soll.

Ich könnte so tun, als hätte ich sie nicht gehört.

Mir ist bewusst, dass das lächerlich wäre. Und wenn sie sich wirklich über den Freund von Mason unterhalten will, habe ich es so wenigstens hinter mir. Auch wenn ich nicht so ganz einordnen kann, ob das gut ist oder nicht.

„Hi“, sage ich und drehe mich in ihre Richtung.

„Ich weiß, dass ich in den letzten Tagen nur selten zu Hause war und wir uns deswegen nicht so oft gesehen haben. Genauso wie dein Dad, der schon wieder unterwegs ist und ich muss auch gleich los. Zurzeit ist einfach die Hölle los.“

Ich kenne den Ausdruck in ihren Augen und weiß daher, dass sie ein schlechtes Gewissen hat. Allerdings habe ich keine Ahnung warum. Schließlich ist es ja nicht so, als hätten wir in den letzten Monaten uns jeden Tag gesehen. Außerdem bin ich kein kleines Kind mehr. Ich komme auch alleine zurecht und bin froh darüber, dass sie nicht immer um mich herum tänzelt.

Normalerweise ist sie aber auch nicht so. Deswegen muss ich zugeben, dass mich ihr Verhalten ein wenig verwundert.

„Ist etwas passiert?“, frage ich sie.

„Die Jungs sind unterwegs. Ich habe keine Ahnung, wann sie wieder kommen und sie sind ja auch alt genug, dass ich da nicht mehr hinterherrennen muss“, redet sie weiter.

Ein blödes Gefühl macht sich in mir breit. Ich kann es nicht genau benennen. Doch ich werde es auch nicht los. Ganz im Gegenteil. Je länger sie schweigt, umso größer wird es. Aus Erfahrung weiß ich nämlich, dass sie etwas auf dem Herzen hat. Genauso weiß ich, dass es meistens nichts Gutes ist.

„Spuck es schon aus“, fordere ich sie deswegen auf.

„Na gut. Ich wollte dich nur darum bitten, dass ihr euch nicht in die Haare bekommt.“

„Ihr? Ich wüsste nicht, wann ich mich richtig mit meinem Bruder gestritten habe.“

„Mit ihr meine ich Jax und dich. Ich weiß ja, dass du dich nicht so gut mit den Freunden deines Bruders verstehst. Aber Jax wird ein wenig hier bleiben und zur Abwechslung scheint er nicht so zu sein, wie die anderen. Ich glaube, dass ich dir nicht erst sagen muss, wie froh ich darüber bin.“

Beinahe eindringlich sieht sie mich an. In diesem Moment bin ich nur froh, dass ich mich im Griff habe. Wie ich nämlich bereits in der letzten Nacht wieder gemerkt habe, ist das nicht selbstverständlich, wenn es um Jax geht. So kann ich es mir nämlich gerade noch verkneifen, leise zu seufzen.

Ich weiß nichts über diesen Mann und er nichts über mich. Und dennoch kommt es mir so vor, als würde es etwas zwischen uns sein. Etwas, was ich nicht genau einordnen kann. Etwas, was ich nicht beschreiben kann. Um genau zu sein kenne ich ihn erst seit gestern und habe nur ein paar Worte mit ihm gewechselt.

Ob ich deswegen wohl meinen Bruder zu verfluchen darf?, überlege ich. Schließlich war er es, der Jax hier angeschleppt hat. Und mich gewissermaßen in diese Zwickmühle gebracht hat.

„Keine Sorge, wir werden uns schon nicht streiten. Ich werde mir einfach Mühe geben, ihm aus dem Weg zu gehen. Dann laufen wir alle nicht Gefahr, dass wir uns in die Haare bekommen und die Wochen sind schnell wieder vorbei.“

Um ehrlich zu sein ist es nämlich genau das, was ich will. Dass die beiden schnell wieder verschwinden, auch wenn ich mich darüber freue, Mason hier zu haben.

Ein wenig skeptisch betrachtet meine Mom mich. Und als würde das nicht reichen, zieht sie auch noch die Augenbrauen ein wenig nach oben. Diesen Blick habe ich als kleines Kind schon gehasst und ich hasse ihn noch immer. Früher hat sie mich immer so angesehen, wenn sie genau wusste, dass ich nicht die Wahrheit sage. Doch ich weiß nicht, wieso sie mich jetzt so betrachtet. Schließlich habe ich nicht gelogen.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass das funktionieren wird“, wirft sie ein und gibt somit den Grund für ihr merkwürdiges Verhalten preis.

„Dann werde ich halt abhauen, sobald er mir über den Weg läuft. Es ist ja nur für ein paar Wochen. Da werde ich mir jetzt bestimmt keine Sorgen machen. Wir sehen uns später.“ Mehr sage ich nicht. Ich warte auch nicht darauf, ob sie dem noch etwas hinzufügen will.

Schnell drehe ich mich um und verlasse das Haus, bevor ich Gefahr laufe, dass diese Unterhaltung über Jax weiter geht. Ehrlich gesagt habe ich keine Lust, mich weiter über ihn zu unterhalten.

Ich höre ihr leises Lachen, noch bevor die Tür hinter mir ins Schloss gefallen ist. Auf diese Weise zeigt sie mir, dass sie dieses Thema wieder aufnehmen wird. Auch wenn ich nicht genau sagen kann, wann das sein wird. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es Morgen sein kann oder auch erst in ein paar Wochen.

Langsam öffne ich meine Augen ein Stück, sodass die Sonne mich nicht so sehr blendet. Erst dann schaue ich nach oben. Es dauert einen Moment bis ich merke, dass jemand einen langen Schatten auf mich wirft. Und dann brauche ich noch etwas um festzustellen, dass es Jax ist, der neben meinem Liegestuhl steht und mich beobachtet. Aufgrund der Sonne kann ich seinen Gesichtsausdruck nicht richtig deuten. Dennoch weiß ich, dass ihn etwas beschäftigt.

Ich richte mich ein Stück auf, wobei ich aber auch Ausschau nach meinem Bruder halte. Es kommt mir vor, als könnte ich ihn wie eine Art Schutzschild vor mich stellen und Jax so ausweichen. Doch von ihm ist weit und breit leider nichts zu entdecken.

Die nächsten Sekunden kommen mir wie eine Ewigkeit vor. Ich werde immer nervöser. Vor allem deswegen, weil ich nicht weiß, was er von mir will.

„Wo ist Mason?“, frage ich ihn also.

Mich über ihn zu unterhalten scheint mir einfacher zu sein, als mich mit dem eigentlichen Grund dafür zu unterhalten, dass er hier steht. Und wenn er schon nicht hier ist, will ich ihn auf diese Weise zwischen uns stellen.

„Ich gehe davon aus, dass er noch immer beim Tätowierer ist. Ich hatte keine Lust mehr danebenzusitzen und ihm das Händchen zu halten. Er ist ja schließlich erwachsen und wird es deshalb auch alleine schaffen.“ Jax zuckt mit den Schultern. Dann lässt er sich auf den Stuhl sinken, der sich hinter ihm befindet.

Ich lasse ihn nicht aus den Augen. Genauso, wie es auch gestern schon der Fall war, sind seine Bewegungen geschmeidig und seine Stimme sanft. Es passt so überhaupt nicht zu seinem Auftreten geschweige denn zu seinem äußerlichen Erscheinungsbild. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mich das nicht irritiert.

Gelassen sitzt er dort und beobachtet mich. Ich weiß es nicht genau, doch es scheint so, als würde es ihm nichts ausmachen, dass wir hier alleine sind. Und es gibt keinen Grund, wieso es nicht so sein sollte. Denn genauso wie Mason erwachsen ist, so bin ich das auch und ich kann sehr wohl auf mich alleine aufpassen.

Dennoch kann ich das von mir nicht gerade behaupten. Die Ruhe, die er anscheinend hat, fehlt mir. Ich bin mir mehr als nur etwas darüber bewusst, dass wir alleine sind. Und das reicht aus, um mein Herz wieder schneller schlagen zu lassen. Ich werde nervös und sehe keinen Ausweg.

Das einzige, was ich machen kann, ist zu hoffen, dass er es nicht merkt. Da Jax mich nicht aus den Augen lässt, stehen meine Chancen nicht so gut. Vor allem deswegen, weil ich nicht gerade die beste Schauspielerin bin. Deswegen versuche ich mich auf etwas anderes zu konzentrieren, doch auch das scheint nicht zu funktionieren.

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich in der Vergangenheit die Anwesenheit einer anderen Person so wahrgenommen habe, wie es bei Jax der Fall ist.

Ich kann nicht sagen, wieso er mich so einnimmt. Und ich will mir darüber auch nicht den Kopf zerbrechen. Ich gebe zu, dass ich Angst davor habe, dass es Licht auf etwas bringt, mit dem ich mich besser nicht so genau beschäftige.

„Und du willst dir kein neues machen lassen?“, erkundige ich mich. Ich deute auf seine Arme, die von Tattoos übersät sind. Mein Gefühl sagt mir, dass der Rest seines Oberkörpers genauso aussieht.

Doch es ist nicht nur die Neugierde, die mich dazu bewegt, dass ich diese Frage stelle. Nein, es ist auch so, dass ich hoffe, auf diese Weise die Unterhaltung auf ein neutrales Gebiet lenken zu können.

 

„Ich wüsste nicht was“, antwortet er und verzieht ein wenig das Gesicht. „Oder hast du vielleicht eine Idee?“ Jax lehnt sich ein Stück nach vorne. So verhindert er es, dass ich ihm ausweichen kann.

„Ich habe keine Ahnung, was zu deinen noch passen würde. Bis jetzt habe ich mich aber auch noch nie damit auseinandergesetzt.“

„Meinst du, dass es darum geht?“

„Worum?“ Ich verheimliche nicht, dass ich keine Ahnung habe, wovon er spricht. Was aber vor allem daran liegt, dass es mir vorkommt, als wäre meine Entscheidung für dieses Thema nicht die beste gewesen.

„Das eines zum anderen passt oder passen muss.“ Neugierde hat sich in seine Augen geschlichen.

„Du hältst mich wahrscheinlich für doof. Ich finde, dass sie schon zueinander passen sollten“, erwidere ich und zucke mit den Schultern.

Jax lacht leise. Sein Blick ist durchdringend, beinahe beschwörend. Auch wenn die Gläser meiner Sonnenbrille stark getönt sind und er meine Augen deswegen nicht sehen kann, kommt es mir so vor, als wäre genau das der Fall. Er kann in mein Inneres sehen und ich habe keine Möglichkeit, mich davor zu schützen.

Ich muss mir in Erinnerung rufen, dass er ein Freund meines Bruders ist. Alleine deswegen darf ich mich von ihm schon nicht aus der Ruhe bringen lassen. Da ist aber auch noch der Punkt, dass er nicht unbedingt zu den Männern gehört, mit denen ich sonst etwas anfangen würde. Ich würde um ihn einen riesigen Bogen machen. Doch ich kann es nicht. Da ist etwas, was mich daran hindert.

„Nein, ich würde dich nicht als doof bezeichnen. Es ist jedem selber überlassen, was er sich stechen lässt.“ Jax zuckt mit den Schultern. „Aber ich komme noch auf deine Feststellung zurück. Ich bin sogar der Meinung, dass du ziemlich schlau bist.“

„Du meinst, ich wäre schlau? Wenn ich mich richtig erinnere, kennst du mich überhaupt nicht“, werfe ich schnell ein.

„Dein Bruder hat genug erzählt, damit ich das sagen kann. Ich muss aber zugeben, dass es da noch ein paar andere Begriffe gibt, mit denen ich dich beschreiben würde.“

Ein schiefes Grinsen erscheint auf seinem Gesicht. Ich bin mir sicher, dass es den meisten Frauen alleine deswegen schon schwerfällt, sich von ihm fernzuhalten. Er braucht es nicht zu sagen, ich weiß auch so, dass er mit seiner Art schon der einen und anderen das Herz gebrochen hat. Mich würde es wundern, wenn es nicht so wäre.

„Und welche wären das?“ Ich kann nicht einschätzen, ob ich wirklich eine Antwort auf diese Frage haben will. Doch er hat mich neugierig gemacht. Auch wenn ich das Risiko damit eingehe, dass ich ihn zu nah an mich heranlasse.

„Du bist frech, hast eine gute Bindung zu Mason und müsste ich raten, würde ich sagen, mit deinen Eltern verstehst du dich auch blendend.“

„Woher willst du das wissen? Ich meine, du hast mich mit meinen Eltern noch nicht erlebt.“

„Und wieder kann ich dir nur sagen, dass Mason es mir erzählt hat. Aber es gibt auch Eigenschaften an dir, für die ich deinen Bruder nicht brauche, um es festzustellen“, spricht er weiter. Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. „Eigenschaften, die du nicht verheimlichst. Wobei ich glaube, dass du sie selber nicht wirklich wahrnimmst.“

„Und die wären?“, fordere ich ihn heraus. Sogar ich merke, dass meine Stimme viel zu leise ist.

Ich will es wissen. Egal, welches Risiko ich damit eingehe.

„Du bist süß, vorlaut, gutaussehend und sexy. Aber vor allem hast du das schönste Lächeln, das ich gesehen habe.“

Mein Mund öffnet sich, da ich das Gefühl habe, ich würde nicht genug Luft bekommen. Mein Herz setzt für einen Augenblick aus, nur um dann in doppelter Geschwindigkeit weiterzuschlagen. Seine Worte sorgen dafür, dass ich rot werde. Auch wenn ich mir darüber bewusst bin, dass ich nicht die erste bin, die das aus seinem Mund zu hören bekommen hat.

Er hat mich damit eiskalt erwischt. Dieses Wissen ändert nichts daran, dass ich gar nicht weiß, wann ich so viele Komplimente auf einmal bekommen habe.

Falls ich dies überhaupt bis jetzt der Fall war.

Und es ändert auch nichts daran, dass ich zugeben muss, dass er mich anscheinend genauer beobachtet habe, als ich es erwartet habe.

Verzweifelt suche ich nach etwas, was ich zurückgeben kann. Doch es ist egal, was mir in den Kopf kommt, alles scheint total idiotisch zu sein. Dabei bin ich sonst nicht auf den Mund gefallen.

Ich lasse ihn nicht aus den Augen. Während dieser Zeit merke ich, dass er seine Worte ernst meint. Ich kann nicht sagen, woher ich das genau weiß, doch ich weiß es.

Als ich auch nach einer kurzen Zeit nichts gesagt habe, lacht Jax leise.

„Das ist nicht lustig“, murmle ich, obwohl ich nicht weiß, was ich damit meine.

„Ich habe nicht gedacht, dass man dich mit der Wahrheit so leicht aus dem Konzept bringen kann.“

„Aus dem Konzept bringen?“ Gerade war ich noch sprachlos. Nun weiß ich sehr wohl, was ich sagen soll.

„Mein Gefühl sagt mir, dass man es dir noch nie so offen ins Gesicht gesagt hat. Und das bringt mich zu dem Entschluss, dass die letzten Männer, mit denen du zusammen warst, Idioten sind. Aber vielleicht haben sie es auch nie versucht es dir so offen zu sagen. Was sie aber auch zu Idioten macht. Ich bin nämlich der Meinung, dass man das einer Frau wie dir ständig sagen sollte.“

Ich schlucke. Etwas anderes kann ich gerade nicht machen. Er hat mir die Worte, die ich gerade noch sagen wollte, aus dem Mund genommen.

„Welches Tattoo hast du denn?“, erkundigt er sich als Nächstes und wechselt damit das Thema. Zumindest gehe ich davon aus, dass er das macht.

„Ehrlich gesagt habe ich nicht ein einziges“, erwidere ich.

Überrascht über meine Antwort sieht Jax mich an. Er braucht es nicht zu sagen, ich weiß auch so, dass er es mir nicht glaubt. Aber das tun die wenigsten, denn mein Bruder ist übersät mit Tattoos.

„Warum?“

„Ich habe mir bis jetzt noch nie Gedanken darüber gemacht, ob es etwas gibt, was ich gerne auf der Haut tragen würde.“ Während ich spreche, zucke ich mit den Schultern.

„Ich wette, dass ich ein passendes für dich finden würde“, fordert er mich heraus.

„Oh nein“, rufe ich und schüttle entschieden den Kopf. „Ich habe nicht vor, mir in nächster Zukunft eines stechen zu lassen.“

Ich lasse nicht den geringsten Zweifel daran, dass ich es so meine, wie ich es gesagt habe. Er braucht gar nicht erst denken, dass er mich dazu überreden kann.

„Das werden wir noch sehen“, raunt er verschwörerisch.

Der dunkle Ton bereitet mir eine Gänsehaut. Und wieder bin ich mir sicher, dass er es genau bemerkt hat. Schließlich ist es heiß und ich sitze mitten in der Sonne. Da ist es schon nicht zu übersehen.

„Was werden wir sehen?“, ertönt in der nächsten Sekunde die Stimme meines Bruders, noch bevor ich Jax sagen kann, dass er es erst gar nicht versuchen muss.

Erschrocken zucke ich zusammen. Ich war so sehr auf seinen Freund konzentriert, dass ich überhaupt nicht gemerkt habe, wie Mason ebenfalls dazu gekommen ist. Langsam, um mich nicht zu verraten, drehe ich meinen Kopf in seine Richtung und stelle fest, dass er nur wenige Meter von uns entfernt steht.

Ich kenne meinen Bruder gut genug um zu wissen, dass er wissen will, worüber Jax und ich uns unterhalten haben. Unter jeder anderen Voraussetzung würde ich ihm das auch sagen. In diesem Fall mache ich aber gerne eine Ausnahme. Ich weiß nicht, ob Jax es ihm sagen wird, doch ich werde es nicht machen. Vor allem, weil ich die Befürchtung habe, dass die Unterhaltung dann auch auf die Komplimente fallen wird, die Jax mir vorhin gemacht hat. Und das ist etwas, was Mason nun wirklich nicht wissen muss.

„Wann du wieder nach Hause kommst“, erwidere ich schnell, noch bevor Jax überhaupt Luft holen kann. Ich habe die Befürchtung, dass Jax meine Lüge auffliegen lässt. Auf sein Gesicht hat sich nämlich ein freches Grinsen gelegt. Zu meiner Überraschung gibt er aber keinen Ton von sich.

Mason will gerade den Mund aufmachen, als ich sehe, wie noch jemand hinter ihm auftaucht, mit dem ich so früh nicht gerechnet habe.

„Hi“, begrüßt Lana uns und strahlt mich von einem Ohr bis zum anderen an. Ihr scheint überhaupt nicht bewusst zu sein, dass Mason direkt neben ihr steht.

Aber vielleicht verdrängt sie das auch einfach nur, denke ich.

So genau kann ich das nicht beurteilen.

Es dauert nur den Bruchteil einer Sekunde, bis sie mich vom Gegenteil überzeugt. Ihr Blick wandert nach rechts. Ich kann ihr förmlich zusehen, wie die gute Laune ein wenig verschwindet. Ich bin sogar der Meinung, dass sie genervt aussieht. Schnell macht sie sogar einen Schritt zur Seite, um etwas mehr Abstand zwischen sich und Mason zu bringen.

Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Jax fragend die Augenbrauen nach oben zieht. Ich bin viel zu sehr damit beschäftigt, meinem Bruder einen mahnenden Blick zuzuwerfen, sodass ich nicht darauf eingehen kann. Außerdem soll Mason ihm das schön selber erklären. Ich bin ja schließlich nicht seine Privatsekretärin.

Das ist eine Geschichte zwischen Lana und ihm. In die wollte ich schon damals nicht hineingezogen werden und das will ich noch immer nicht. Ich kann auch nicht sagen, dass man es wirklich so nennen kann.

Um zu verhindern, dass die beiden sich vielleicht doch noch in die Haare bekommen, stehe ich auf und streife mir mein Kleid über. Ohne ein weiteres Wort von mir zu geben oder die Jungs zu beachten, gehe ich an ihnen vorbei. Ich greife nach Lanas Handgelenk und ziehe sie hinter mir her, während ich das Haus betrete.

„Seitdem er hier ist, war ich zweimal hier. Und immer bin ich Mason über den Weg gelaufen“, erklärt Lana. Sie sieht mich so an, als würde sie von mir eine Antwort darauf verlangen.

Ich kann verstehen, dass es nicht leicht für sie ist, nachdem beide sich ziemlich unschöne Dinge an den Kopf geworfen und nie darüber gesprochen haben. Gerade deswegen bin ich froh darüber, dass sie sich zurückhält und sich nicht weiter mit ihm streitet. Zumindest war das bis jetzt der Fall und ich kann nur hoffen, dass es auch so bleibt.

„Ich kann also davon ausgehen, dass du nicht gekommen bist, um meinen Bruder zu sehen“, stelle ich nüchtern fest. Ich hoffe, dass sie es mit dem Humor sieht, mit dem ich es meine.

„Nein“, antwortet sie nur, ohne auf meinen kleinen Scherz einzugehen. „Ich bin wegen einem Mann hier.“

Eigentlich wollte ich gerade nach oben gehen. Nun halte ich mitten in der Bewegung inne. Langsam, und vielleicht auch ein wenig vorsichtig, drehe ich mich zu ihr um.

„Was?“ Ich kann nicht für mich behalten, dass ich ein wenig Angst vor dem habe, was als Nächstes aus ihrem Mund kommen wird. Gleichzeitig macht sich aber auch ein Bild von Jax vor meinem inneren Auge breit.

„Ich war heute Morgen unterwegs und habe ein paar Besorgungen für meine Mom gemacht. Du weißt ja, dass sie seit ihrem Unfall nur noch ungern Auto fährt.“

„Und?“, hake ich nach.

„Mir ist da dieser Typ über den Weg gelaufen“, fügt sie schließlich hinzu. „Wir haben uns ein wenig unterhalten. Beinahe hätte ich sogar vergessen, wieso ich unterwegs war. Auf jeden Fall haben wir uns von Anfang an super verstanden und da hat er mich für heute Abend eingeladen.“

„Du hast einen Typen kennengelernt?“, frage ich nach, um mich davon zu überzeugen, dass ich sie richtig verstanden habe. An ihrer Aussage gibt es nichts, was man falsch verstehen könnte. Dennoch macht sich ein merkwürdiges Gefühl in mir breit.

„Und deswegen bin ich hier. Ich wollte dich fragen, ob du mir vielleicht dein Kleid leihst, was du gestern getragen hast.“ Bittend sieht sie mich an. „Nicht jeder von uns hat das Glück und wohnt die nächste Zeit mit einem heißen Typen wie Jax zusammen“, fügt sie noch hinzu, nachdem ich nach einer Ewigkeit nichts gesagt habe. Wahrscheinlich geht sie davon aus, dass ich es für eine schwachsinnige Idee halte, dass sie sich mit ihm trifft.

„Oh Mann“, seufze ich, nachdem sie ihn ins Spiel gebracht hat.

Ich gehe weiter nach oben, bevor ich Gefahr laufe und noch etwas dazu sage. Oder noch schlimmer, dass die Jungs etwas von unserer Unterhaltung mitbekommen.

„Hier ist es.“ Mit diesen Worten reiche ich es ihr, nachdem wir mein Schlafzimmer betreten haben.

„Danke, ich verspreche dir, dass du es morgen wieder bekommen wirst. Und dann werde ich dir auch berichten, wie es gelaufen ist.“

 

Lana scheint sich auf das Date zu freuen. Deswegen beschließe ich, dass ich ihr nichts von meinen Zweifeln sagen werde. Vor allem, weil ich nicht einordnen kann, woher sie kommen.

„Falls etwas sein sollte, kannst du mich jederzeit anrufen“, erkläre ich ihr dennoch.

„Ich weiß.“ Sie zwinkert mir zu, bevor sie genauso schnell verschwindet, wie sie aufgetaucht ist. Ich habe nicht mehr die Zeit, mich vernünftig von ihr zu verabschieden, oder mich nach näheren Infos über diesen Typen zu erkundigen.