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IHRE WERTE

„Live your life, as if you’re gonna die.“

William Shatner (Sänger, Schauspieler („Raumschiff Enterprise“)

Eine Frau sitzt vor einer Tasse Kaffee und hat nichts mehr zu verlieren. Geschieden, allein erziehend, kein Job, keine Unterstützung vom Ex-Mann, keine Kinderbetreuung. Sie bezieht jede Woche 69 englische Pfund von der Sozialhilfe. Sie betrachtet ihre schlafende Tochter. Sie kann ihr nichts geben. Sie kann gerade noch den Kaffee bezahlen.

Der Beginn einer einzigartigen Karriere. Sie ist heute eine der reichsten Frauen der Welt.

Was sind Werte?

Hier geht es weder um Blutzucker noch um Ihren Wert als „nützliches Glied der Gesellschaft“. „Werte“ im hier gemeinten Sinne sind die Motive für unser Handeln. Wir alle leben in einem System von Werten, die uns mehr oder minder bewusst sind. Unsere Eltern und Lehrer, aber auch unsere Vorfahren und die Kultur, in der wir leben, haben Werte geschaffen, aus denen sich unsere Lebensführung ergibt. Kulturen sind komplexe Wertesysteme, die ein Handeln innerhalb eines sozialen Raumes überhaupt erst möglich machen. Alles, was aus diesem Rahmen herausfällt, ist das Ursprüngliche, Wilde in uns.

Es gibt absolute Werte und persönliche Werte. Absolute Werte sind diejenigen, die Generationen überdauern. Persönliche Werte sind die Gründe, aus denen Ihr Leben lebenswert erscheint. Sie sind die Ursprünge unseres Handelns. Man muss sehr tief schürfen, um sich dieser persönlichen Werte bewusst zu werden. Oder auch tief fallen.

Da wären wir. Im Auge eines Mahlstroms, der um Sie herum tost, während hier drinnen alles seelenruhig erscheint, während Sie von einer unsichtbaren Kraft unweigerlich nach unten gezogen werden. Denn die persönlichen Werte findet man nicht irgendwo da draußen, sondern nur tief in sich selbst. Wer die Werte gefunden hat, die einen im tiefsten Inneren bewegen, hat die Anleitung geborgen, mit der man höchste Zufriedenheit erlangen kann.

Am Anfang einer Wertefindung steht, wie das Beispiel oben zeigt, meistens eine große Krise. Erst in ihr werden wir uns unserer tiefsten Interessen bewusst. Dann aber finden wir die Richtschnur, nach der wir uns für den Rest unseres Lebens orientieren können.

Wann auch immer die alten Befürchtungen und Ängste auftreten: An unseren Werten können wir festhalten. Deshalb sind Werte der erste Schritt in die Aktion und der Beginn dessen, was man eine Karriere nennen kann.

Persönliche Werte sind die Wegmarken Ihrer Karriere

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er rein allgemeine Werte als die eigenen ausgibt, ist ein Heuchler. Natürlich wollen wir alle den Frieden, finden Krieg böse und Hunger gemein. Selbstverständlich wollen wir, dass es allen auf der Welt gut geht und sich alle prima verstehen. Es gibt nichts Schlimmeres und Geheuchelteres, als wenn jemand diese Werte als seine persönlichen ausgibt - wenn man sie nicht gerade als Papst vertreten muss.

Der Tod ist ein guter Maßstab, um seine persönlichen Werte kennen zu lernen. Nicht irgendein Tod - sondern Ihr eigener. Der Fundamentalontologe Martin Heidegger hat darauf hingewiesen, dass wir den Tod niemals als unseren eigenen erleben, sondern immer nur den anderer. Wenn wir uns jedoch unseren Tod einmal vergegenwärtigen, stoßen wir in eine andere Sphäre vor.

Wir lassen die gesamte Alltäglichkeit und Allgemeinheit mit ihren Ritualen, Konventionen und Floskeln hinter uns - was Heidegger die „Uneigentlichkeit des Man“ nennt - und betreten das Eigentliche unserer Person, erkennen, das was uns wirklich erscheint und wofür wir leben: unsere Werte.

Nicht zufällig steht oft eine tiefe, persönliche Erfahrung am Beginn einer vollkommenen Besinnung auf den Wert des Lebens. Eine schwere Krankheit, eine plötzliche Entlassung, die schwerwiegende Trennung von einem Partner, eine finanzielle Pleite können dazu führen, dass man sich erstmals über die wahren Werte im Leben Gedanken macht. Man fühlt sich möglicherweise enttäuscht, gelinkt, verlassen, bestraft. Aber wozu das Geheule? Dies ist der Beginn vom Rest Ihres Lebens. Und möglicherweise der eigentliche Beginn Ihres Erfolgs. Was sollen die Leute einmal über mich sagen, wenn sie an meinem Grab stehen? Die Antwort ist synonym mit dem Beitrag, den Sie für die Menschheit leisten wollen: Ihr Wert, die Attribute dessen, wofür Sie von Ihren Mitmenschen Dank und Anerkennung haben wollen.

Erst seit kurzer Zeit, möglicherweise seit Ende des Industrie- und zu Beginn des Service-Zeitalters, darf Arbeit sogar Freude bereiten. Wir müssen nicht mehr so hart arbeiten wie früher. Und wir können uns aussuchen, was wir tun wollen. Wer seinen eigenen Weg verfolgt, hat nicht das Gefühl, zu arbeiten. Man fühlt sich getragen von seiner Neugier. Sie beschäftigen sich nicht mit etwas, sondern etwas beschäftigt Sie. Besteht das „Hintergrundprogramm“ aus den eigenen Werten, haben Sie Ihr Muster. Verbinden Sie dieses Muster mit Ihrer Neugier, zahlt sich Ihr Leben auch in barer Münze aus.

In unseren Breitengraden ist es nicht üblich, wirtschaftlichen Erfolg mit diesen Werten zu verbinden. Nein, es gilt geradezu als verwerflich, mit seinen persönlichen und sozialen Interessen Geld verdienen zu wollen. Harte Arbeit ist im Sinne der Protestantischen Ethik - eines der tragenden Hintergrundprogramme der westlichen Zivilisation - der einzige Weg, um nach dem Tod erlöst zu werden und das ewige Leben zu empfangen. Arbeit in diesem Sinne ist mehr eine Strafe oder Bewährung: Die Vertreibung aus dem Paradies ist der Beginn der Notwendigkeit zur Arbeit, die Arbeit ist der einzige Weg zurück in den Himmel. „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“, heißt eine berühmte Formel unseres gesellschaftlichen Wertesystems, die dieses Prinzip vulgarisiert. Oder auch „Dienst ist Dienst, Schnaps ist Schnaps“. Arbeit im klassischen Sinne ist Martyrium: Es bereitet Schmerzen. Und es soll Schmerzen bereiten. Arbeit, das wusste schließlich schon Karl Marx im 19. Jahrhundert, ist Entfremdung vom eigenen Ich.

Die Frage ist nicht, wovon man lebt. Sondern wofür.

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n unserer modernen Ökonomie ist es zum ersten Mal möglich, die historische Trennung von „Arbeit“ und „Vergnügen“, „9 to 5“ und „5 to 9“, Arbeitszeit und Urlaubszeit aufzuheben. Es gibt immer mehr Menschen, die die deutschen Ladenöffnungszeiten auch tatsächlich nutzen können, weil sie selbst nicht mehr in dieser Zeit gezwungen sind, zu arbeiten.

Aber Sie „arbeiten“ gerne, wann immer Sie wollen, auch am Wochenende, oder in der Nacht, wenn Sie Ihren Weg gehen. Sie tun das, was Sie trägt. Und das machen Sie permanent und gerne. Wer ganz bei sich ist, kennt seinen Wert, seine Werte und seinen Preis, mit dem er sich verkaufen kann.

Um dorthin zu gelangen, müssen wir noch einmal zurück zum Sterben. Wie fühle ich mich beim Gedanken daran? Habe ich Angst davor? Warum widerstrebt es mir, zu sterben? Gibt es etwas, wofür ich mein Leben hingeben würde? Solche Fragen innerlich zu beantworten, ist alles andere als tödlich. Es veranlasst einen dazu, sich Gedanken über das Leben und seinen Wert zu machen. Wenn es etwas gibt, wofür man sterben würde, dann ist es auch wert, dafür zu leben.

Was beschäftigt Sie so sehr, dass Sie dem Ihr ganzes Leben widmen würden? Und warum tun Sie es nicht? Weil wir alle immer lieber auf Nummer sicher gehen.

Durch die klassische Trennung von Job und Vergnügen landen wir nach der Ausbildung in einem Job, der uns mehr oder weniger liegt, bekommen eine Entschädigung für die Zeit, die wir dort verbringen, anstatt Arbeit und Vergnügen miteinander zu verbinden. Wir müssten weniger leiden und würden uns nicht teilweise sinnlosem Zeitvertreib, Hobbys oder chronischem Partyrausch hingeben. Worauf warten Sie - auf Ihre Rente?

Benutzen Sie Fragen nach dem Tod, um die Möglichkeiten zu entdecken. Nehmen Sie sich dafür Zeit, ein bisschen Einsamkeit, einen Block und einen Stift. Keine Ablenkung, kein E-Mail in der Nähe, kein Mobiltelefon, nicht einmal ein normales Telefon. Mieten Sie eine Hütte auf der Alm. Nehmen Sie nicht Ihren Partner mit. Wenn ich noch ein Jahr zu leben hätte, was würde ich mit der verbleibenden Zeit anfangen? Was hätte Priorität? Wenn der Arzt sagt, Sie hätten noch dreißig Tage, worauf würden Sie sich konzentrieren? Was, wenn es ein Tag wäre? Eine Stunde? Und wie viel Zeit würden Sie damit verbringen, sich selbst zu bedauern?

Die Beantwortung dieser Fragen ist der Beginn einer lebenslangen Recherche nach dem wirklich Wichtigen in ihrem Leben - Ihrem viel zitierten „Sinn des Lebens“: Ihrem Sinn, Ihren Werten.

Das Geheimnis: Hätten wir den Tod nicht, würden wir uns keine Gedanken um unser Leben machen. Wir haben den Tod, um unser Leben zu verstehen. Ein reiches, sinnvolles Leben erfordert deshalb eine Auseinandersetzung mit unserem eigenen Tod.

Dann spüren wir uns selbst. Je näher wir unseren eigenen, eigentlichen Werten kommen, umso lebendiger fühlen wir uns. Man kann seine Werte an der eigenen Lebendigkeit und Energie ermessen, die in uns hervorgerufen wird. Sie wird sich auch auf ihre gesamte Umgebung übertragen, inklusive auf Ihre Angestellten und Kunden, sobald diese Werte „gelebt“ werden.

 

Sie sind tiefer und deshalb überdauernder als alles andere. Eine der größten und erfolgreichsten Hotelketten dieser Welt ist das Hyatt Regency Hotel. In seiner Autobiographie erklärt der Hotelerbe das Grundprinzip des langfristigen Hyatt-Erfolges: Die „core values“ des Gründervaters werden von Generation zu Generation weitergegeben und von allen Teilnehmern gelebt. Es handelt sich dabei nicht um Reißbrettvisionen aus Wochenendtagungen, sondern um tiefe menschliche Werte, die nach Ansicht der Hyatt-Familie echt und dauerhaft sind. Allen voran: Der „spirit to serve“.

Die Möglichkeit, immer danach zu schauen, was den Gästen fehlt und was sie erwarten, sich voll und ganz in ihre Person und deren Wünsche zu versetzen, steigert automatisch die Qualität und befördert den Fortschritt, so dass bei gleich bleibenden Werten in der über 70jährigen Geschichte der Hyatt-Kette eigentlich kein Stein auf dem anderen geblieben ist.

Ihr Renomée als eine der führenden internationalen Hotelketten gibt diesen „core values“ recht, ganz nach dem Lampedusa-Motto „Es muss sich alles verändern, damit alles bleibt, wie es ist.“

Werte-Paradigma: Die „Performance Scale“

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ie folgenden sieben Kapitel beschreiben alle Stadien des Wachstums eines Geschäftes bis zu dem Moment, wenn aus einer ursprünglichen Beschäftigung ein Unternehmen wird. Über diese „sieben Brücken“ muss man gehen - es führt kein Weg daran vorbei.

Die einzige Alternative ist Stillstand oder Rückgang. Das ist kein Zwang: Man wird sich automatisch auf einer höheren Stufe wiederfinden. Das erkennt man an dem mentalen Wachstum des Unternehmens, der Verfasstheit und der eigenen Verfassung. Wenn man jedoch einmal den Weg zu einer selbständigen Karriere eingeschlagen hat, wäre es traurig, einen Rückzieher zu machen.

Betrachten Sie es als Ihre Vorbereitungszeit zu Ihrem persönlichen Big Bang, nach dem Sie in der Welt der Wirtschaft mitmischen und dabei Ihre persönlichen Ziele verwirklichen und immer zufriedener werden.

Die „Performance Scale“ (Abbildung 1) skizziert Ihr Leistungsspektrum. Die folgende Entwicklung bis zum Launch ist nicht nur der Planung gewidmet, sondern auch um Ihre Mission zu entdecken, sich Ziele zu setzen, das Verkaufen zu lernen und eine Reihe Projekte auszuprobieren, um zu testen, wie Ihre Träume in der wirklichen Welt da draußen ankommen.

Man könnte diese untere Hälfte der „Performance Scale“ auch Theorie, die obere Praxis nennen. Wir sprechen lieber von der Konzeptions- und der Aktionsphase.

Bei unserem Ansatz geht es nicht um Zahlen. Wenn Sie einen Businessplan erfüllen wollen, werden Sie hier nicht fündig. Obwohl wir dringend dazu raten, einen zu erstellen.

Ein großes Missverständnis in unserem modernen Diskurs liegt darin, dass zum Beispiel Künstler und andere „Traumtänzer“ unserer Gesellschaft keine Geschäfte machen dürfen. Im Falle der Künstler, Schriftsteller oder Theaterleute macht sie kommerzieller Erfolg, etwa durch Entertainment, regelrecht fragwürdig. Dabei haben sich gute Künstler immer für Geld interessiert:


Abbildung 1: Performance Scale Nr. 7 - Sage-Lernmethode ©

Andy Warhol hat Dollarscheine gemalt und meinte, er stelle eben das dar, was er am liebsten hat.

Heute ändert sich das Paradigma zum Glück: Sie müssen Ihre Ideen mit Geschäft verbinden, sonst werden Sie auf dem Markt nicht ernst genommen. Ihre Ideen, Pläne, Träume verenden als „Hobby“ in Ihrem Hinterzimmer, oder Ihre Verwandtschaft finanziert Sie, den „großen Künstler“ durch, indem sie einen Teil der Miete und die Supermarktrechnung begleicht. Kann das zufrieden machen? Nicht nur das.

Es folgt diesem sehr merkwürdigen Leitbild in unserer Kultur, in dem kreativ schaffende Leute und alle, die ihren Träumen und ihrer Neugier folgen, gefälligst darben sollen, um glaubwürdig zu erscheinen.

Dass Sie keine „Traumtänzerin“ sind, können Sie an Projekten beweisen. Es wäre fatal, seinen Träumen zugunsten alles fahren zu lassen und sich nur noch diesem Ideal zu widmen. Sie verwandeln Ihre Ideen in Projekte, die zeigen werden, wie viel Energie man wirklich investiert und wie viel Tragweite diese Idee wirklich hat. Mit Projekten nehmen Sie Tuchfühlung mit der Wirklichkeit auf. Sie sind zeitlich limitiert und ergeben ein konkretes Resultat - möglicherweise auch schon echtes Geld ohne großartige Investition.

Diese Projekte sind echte Erfahrungswerte und geben Ihnen Feedback, ob Ihre Idee oder Ihr Business in die richtige Richtung geht.

Die „Performance Scale“ hat keine dunkle oder helle Seite. Man muss sie sich wie einen Baum vorstellen. Jede Pflanze wächst nach oben, aber auch nach unten. Das Wurzelwerk, aus dem die Mineralien gezogen werden, ist genauso wichtig wie die Äste und Blätter. An ihnen kann man sehen, wie der Baum nach allen Seiten wächst und gedeiht.

So verhält es sich auch mit den Performance-Stadien. Sie sind Zeichen des Wachstums und der Gesundheit.

Die „Performance Scale“ stellt den Weg von Individuen, Organisationen, Mustern und Systemen dar, indem er die in bestimmten Stadien auftretenden Phänomene skizziert. Bevor Sie damit beginnen, müssen Sie tief in sich hineinschauen, um die Gründe zu verstehen, warum Sie diesen bestimmten Weg einschlagen wollen.

Diese Gründe sind Ihre Werte. Von ihnen werden alle weiteren Stadien geprägt. Wir beginnen von unten. Jeder Begriff findet sich im Folgenden als Kapitelüberschrift wieder. Jedes Kapitel ist einem speziellen Stadium gewidmet. Sie werden sich in einem dieser Stadien wiedererkennen. Möglicherweise ist es das erste, es kann aber auch ein anderes, weiteres sein, wenn Sie Ihre Geschäftsidee bereits weiter entwickelt haben. Dann ist es amüsant zu lesen, was Sie bereits hinter sich gebracht haben - und spannend, was noch vor Ihnen liegt.

Wir sind in dem Medium Buch gezwungen, die Business-Stadien in linearer Reihenfolge darzustellen. Das entspricht nicht der „Wahrheit“ dieser Einzelstadien - in Wirklichkeit existieren sie nicht getrennt, sondern gehen ineinander über. Alles, was Sie „hinter sich gebracht“ haben, verschwindet nicht. Viele Momente der Enttäuschung kehren wieder. Oft vergisst man, wofür man sich einmal auf diesen langen Weg gemacht hat. Momente der Überraschung, kleiner Erfolge und großer Dinge, die sich ergeben, lassen Sie das Ziel wieder erkennen und bringen Sie einen Schritt weiter, nach dem Sie die Dinge vollkommen neu ordnen müssen und Ihr System verändern.

Sie müssen sich die „Performance Scale“ also als Hologramm vorstellen, in dessen Tiefendimensionen andere Prozesse wabern, die aus den einzelnen Stadien nach oben und nach unten bestehen.

Werte sind die Grundlage klarer Wahrnehmungen und Entscheidungen

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erte geben die Richtung Ihrer emotionalen und kreativen Intelligenz an. „Erkenne dich selbst!“ steht über dem Orakel von Delphi. „Sei du selbst! Das bist du alles nicht, was du tust, meinst, begehrst!“, ist das berühmte Zitat von Friedrich Nietzsche, das ein sehr guter Maßstab ist, sich selbst immer wieder aus den Angeln seiner Illusionen zu hebeln.

Nach welchem Maßstab, unter welchem Blickwinkel handeln und entscheiden Sie? Sich selbst zu erkennen, bedeutet weniger, zu wissen, wer man ist. Das führt in die Psychoanalyse. Sich selbst zu erkennen und zu kennen, bedeutet zu wissen, was einem wirklich am Herzen liegt und was man wirklich tun will.

Sie sind genau in dem Maße glücklich und zufrieden, wie Sie im Einklang mit Ihren Werten sind. Wer ganz bei sich ist und sich mit seinen Werten lebt, erlebt keine Enttäuschungen und ist der zufriedenste Mensch auf Erden, egal, wie viel Geld er hat.

Wenn Sie sich mit ihrer eigenen inneren Wahrheit perfekt arrangieren, also das tun, was Sie sind, wird Ihre Stimmung leicht und fröhlich sein - „Heiterkeit“ nannte Nietzsche diesen Zustand, zu dem man nicht aus purer Naivität, sondern durch die Überwindung von Dogmen und Diktaten gelangt.

Um noch ein Tabu zu knacken: Viele moderne neurowissenschaftlichen Erkenntnisse kommen zu dem Schluss, dass die meisten Entscheidungen emotionaler Art sind. Ihre Gefühle entscheiden.

Dann kommen mentale Prozesse in Gang, die nach logischen Gründen für Ihre Entscheidungen suchen. Das ist der innere Dialog, den man mit sich führt: Manchmal hört man sie, die innere Stimme, die einem Recht oder Unrecht gibt. Platon spricht in diesem Zusammenhang vom Denken, dem „schweigenden Dialog der Seele mit sich selbst“; Sigmund Freud spricht vom „Über-Ich“, Adam Smith vom „Impartial Spectator“, dem „inneren Schiedsrichter“.

Wenn Sie sich über Ihre Werte nicht im Klaren sind, begleiten unvorhergesehene Gefühle Ihr Leben.

Wenn Sie für sich klare, beständige Werte skizzieren, sind Sie wahrnehmungs- und damit entscheidungsfähig. Ihre Handlungen stehen dann im Einklang mit Ihrem Wesen. Erfolg entsteht immer auf der Basis von Klarheit. Solange Sie keine klare Wahrnehmung der Wirklichkeit haben, bleibt Ihr Business in Fantasie oder Pessimismus stecken.

Wer dagegen seine wahren Werte in sich findet, hat auf der konzeptionellen Seite der „Performance Scale“ schon gefunden, was er auf der Aktionsseite ganz oben findet: Die Motive, aus denen Sie für andere Menschen in den Service gehen und für sich absolute Zufriedenheit finden. Aus diesem Grund ist die Überlagerung von totalem Scheitern und großer Selbsterkenntnis eine grandiose Erfahrung - oft der Anfang vom einzig wahren Leben.

Wie findet man Werte?

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m im Alltag zu bestehen, entwickeln wir gerne Taktiken, mit denen wir uns selbst ein bisschen hereinlegen. Wir finden Notlösungen oder - lügen, wir spielen auf Zeit oder stellen uns dumm, obwohl wir es besser könnten. Im Urlaub, auf einer einsamen Hütte, oder auch nach einer desaströsen Geschäftserfahrung gibt es oft Momente, in denen es damit vorbei ist, sich etwas vorzumachen. In denen man zur Klarheit geführt oder gezwungen wird.

Hinter der grauen Tapete des Alltags erscheinen dann wieder die Gründe, warum Sie dieses oder jenes tun oder tun wollen. Oft erscheint uns am Morgen alles noch so klar und einfach. Wenig später gehen die Motive unseres Handelns wieder in die Pflichten des Alltags ein. Um sich seiner Werte zu besinnen, braucht man absolute Ruhe.

Was ist das Wichtigste im Leben? Was findet man am wünschenswertesten? Wofür leben Sie, und wofür lohnt es sich zu leben? Was ist für Sie begehrenswert? Oft kommen zunächst die einfachsten Antworten: Geld oder Liebe, ein erfülltes Sexleben, Ruhm und Ehre et cetera. Das sind abstrakte Werte ohne Inhalt. Sie haben nichts mit Ihrem konkreten Leben zu tun. Setzt man sich Geld als Wert, muss man reich einheiraten oder Lotto spielen. Ist das Ihr Leben? Ihre Werte zu erkennen, bedeutet, jenseits von Kosten oder Return-On-Investment zu denken. Viele Leute der Mittelschicht halten Wohlstand für einen echten Wert in ihrem Leben, nur um dann festzustellen, dass es mit ihrem eigenen Leben dann doch nichts zu tun hat, wenn sie sich mit viel Zeitinvestment und vielerlei Entbehrungen ihr Geld verdient haben. Das Leben zu genießen, dafür bleibt wenig Zeit.

Werte sind das Maß für Dinge, die für Sie bedeutender sind als Geld. Welche Werte sind für Sie bedeutend?

Welchen Wert messen Sie der Gesundheit zu? Wenn Sie eine Krankheit haben, erkennen Sie plötzlich Werte, auf die es ankommt. Dann ist Ihnen alles Geld der Welt egal, Hauptsache, Sie können wieder gesund werden. Menschen sind keine Serienwagen. Jeder Mensch hat ein eingebautes Temperament. Es gibt große Unterschiede in Sensibilität, Charakter und dem Aktiv-Level. Aktive Menschen finden ihr Heil in Bewegung, passive Menschen lieben die Ruhe und Kontemplation. Aber allen gleich ist die Disposition. Hoffnungen und Ängste formen unsere Persönlichkeit. Unser Bedürfnis zu wachsen und mit anderen Menschen verbunden zu sein, ist ein fester Bestandteil unseres Systems. Unbewusste Gefühle steuern unser Bewusstsein. Viele Leute, die in Armut aufgewachsen sind, werden zum Beispiel nie ihre Verlustängste los, egal, wie viel Geld sie besitzen.

 

Persönliche Werte sind das geheime Gewürz in der Rezeptur des Wohlstands. Wer sich darin trainieren kann, Mut, Demut und Aufgewecktheit zu entwickeln, ist in der Lage, auf die Gewinnerseite zu wechseln.

Viele Menschen, die in erfolgreichen Unternehmerfamilien aufgewachsen sind, saugen gewisse Werte mit der Muttermilch auf. Andere - die meisten von uns - suchen sich Vorbilder, die uns helfen, Perspektiven zu entwickeln. Aber die meisten Menschen trainieren ihr Gehirn, Entschuldigungen für ihr Dasein zu finden oder einen Schuldigen für ihre Situation zu finden, wie etwa Politiker oder den Chef. Wenn sie nur die Hälfte der Zeit, die sie zum Bedauern und Gründe-Fürs-Scheitern-Suchen brauchen, versuchen würden, Ergebnisse zu produzieren, wären sie reich.

Jedes Mal, wenn Sie einen persönlichen Erfolg erzielen, droht immer wieder ein Fehler in Ihrem persönlichen System, Ihre besten Pläne kaputtzumachen: Eitelkeit, Stolz, Arroganz, Überheblichkeit, Hochmut kommen vor. Ihre Macken kommen spätestens heraus, sobald Sie mit anderen Leuten enger umgehen. Die Lebenszeit reicht einfach nicht aus, um alle Macken glatt zu bügeln. Das macht nichts. Die Herausforderung besteht darin, dass Sie Ihre charakterlichen Vorteile und Nachteile kennen. Es handelt sich um Ihre positiven wie negativen Werte. Daraus ergibt sich Ihr Talent. Sie können sie in Ihre Charakterstruktur einbauen, während Sie Geld verdienen.

Oft sind es sogar die negativen Seiten, die zu einem Geschäft führen. Ein Mandant von uns war privat ein Loser, aber öffentlich ein Sieger. Wo immer er auftrat, riss er die Klappe auf, um zu zeigen, dass er der Größte war - zum Leidwesen seiner Mitmenschen, die ihn besser kannten. Für sie war er ein reiner „Showtyp“, der so lange nervte, bis alle Augen auf ihn gerichtet waren - mit allen Mitteln und jeder Menge Mogelei. Er scheiterte regelmäßig bei Bewerbungen, weil er sich bitten ließ und Forderungen stellte, die in keiner Relation zu seinen vorzeigbaren Leistungen standen.

Die Coache wussten davon natürlich nichts. Aus der Sitzung ging hervor, dass er in seinem Metier - die Medien - auf der falschen Seite stand: Er war ein totaler Schauspieler, der nicht hinter, sondern vor die Kamera gehört - eine Rampensau! Kaum hatte er dies selbst erkannt, fand er nach vielen Jahren wieder eine ehrliche, tiefe Beziehung. Nun arbeitet er an einem persönlichen Projekt, das er eines Tages auf der Bühne aufführen wird und für das er hart und gerne arbeitet, um seinen verdienten Applaus zu bekommen.