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Person, Persona, Persönlichkeit

I

hr Talent bestimmt Ihren persönlichen Erfolg. Die Persönlichkeit bestimmt die Ziele. Die Persönlichkeit ändert sich oft, wenn man durch eine tiefe Krise geht - wie das obige Beispiel zeigt.

In einer Krise begegnet man seinem Selbstbetrug und entdeckt, was man im tiefsten Inneren seines Unterbewusstseins für richtig hält. Viele Menschen haben eine Dichotomie in sich, die sie ihr Leben lang begleitet und viel zu sehr beschäftigt, ohne dass sie es merken. Da gibt es den einen, der immer andere ausfragt, ihr Handeln kritisiert und kommentiert - und nie etwas von sich preisgibt. Er weiß nämlich wie kein anderer um die Gefahr darum und muss bittere Erfahrungen damit gemacht haben. Nun zahlt er es anderen heim, indem er sie ausquetscht und nach den Gründen für ihr Tun und Lassen fragt - ohne es selbst zu merken. Er hat ein besonderes Talent darin, immer nach den Fehlern zu suchen und noch mehr Salz in die Wunde zu streuen. Die Gesprächspartner in seinem Leben sind auf diese Weise ständig zur Rechenschaft gezwungen, und es erweckt den Anschein, dass sie das falsche Leben führen und er das Richtige. Viele ziehen sich von ihm zurück - nicht zuletzt, weil er sich ihnen gegenüber niemals öffnet, also genau das nicht zulässt, was er von seinen Mitmenschen verlangt.

Ein Kunde von uns erzählte von seinem Kunden, der einen hochseriösen, hochdeutschen Geschäftsjargon pflegte, um im Außergeschäftlichen in die wildesten sprachlichen Ausschweifungen abzustürzen - es konnte gar nicht vulgär genug zugehen.

Als er sich nach einem bierseligen, schulterklopfenden Duz-Abend in der nächsten E-Mail sprachlich auf diesen Jargon einließ, war sein Kunde fassungslos über seine Lockerheit und fand seinen persönlichen Stil vulgär und anbiedernd. Es war das Letzte, was er von ihm hörte.

Dies ist die pathologische Seite der Werte. Solche Leute sind wahrlich nicht ganz bei sich. Sie vereinen Widersprüche, ohne sie zu bemerken. Die inneren Spaltungen in Menschen müssen erst einmal entdeckt werden, um sie entweder zu analysieren und eliminieren - die Aufgabe eines Psychoanalytikers - oder um auf sie zu stoßen, ohne davon zu wissen und sie möglichst fruchtbar zu machen - der Job eines Coaches. Normalerweise geht man immer davon aus, dass man Recht hat und jeder andere Unrecht. Dies ist ein sehr kostspieliges Argument. In Amerika gibt es das Sprichwort „You can be right or you can be rich“. Sie sind entweder reich, oder Sie haben Recht.

Persönlichkeits-Werte sind meistens besonders hartnäckig, weil unsere Dickköpfe uns lieber so erscheinen lassen, wie wir gerne wären. Sie sind überzeugt, ein netter Mensch zu sein und schenken ihrer eigenen Presse großes Vertrauen. Unbewusst erwarten Sie, dass andere Menschen Sie deshalb auch gut behandeln und toll finden. Sie wissen aber nicht, wie andere Leute über Sie denken und reden. Die wenigsten Leute geben sich Mühe, das herauszufinden, sondern verlieben sich lieber in ihr Spiegelbild. Es wird dann unangenehm, wenn eine „Persönlichkeit“, die sich gibt wie Ludwig XIV., jedoch in Wirklichkeit total unbeliebt ist, seine Mannschaft aus einer Krise führen soll. Dann kommen erst die wahren Werte zum Vorschein, die sich hinter der Maske des Egos verbergen.

„Public virtue, private vice“, benannte der Arzt und Philosoph Bernhard Mandeville im 18. Jahrhundert das Phänomen, dass selbst die Bösartigsten im Rampenlicht der Gesellschaft als Gutmenschen erscheinen wollen. Diese Ego-Werte glänzen auf der Oberfläche und verbergen das Innere der Person. Sie basieren auf Eitelkeit, auf falschem Stolz oder falscher Selbsteinschätzung. Natürlich macht es auch Spaß, sich chic zu machen und auszugehen, um Männer um den Verstand zu bringen. Oder Geschichten zu erzählen, in denen wir ganz zufällig als charakterfeste Helden hervorgehen. Aber andere Ego-Werte sind einfach ätzend. Grundsätzlich ist das Ego immer bemüht, Leute um sich zu scharen, die denken wie wir und eine Fangemeinde zu bilden und gleichzeitig Leute auszuschließen, die nicht so denken wie wir. Diese Denkweise kann eine Karriere zugrunde richten.

Die Griechen nannten die Masken, die in den Tragödien vorgehalten wurden, „personae“. Sie täuschen einen Charakter vor, der im ursprünglichen Gesicht nicht zu finden ist. Manche Kulturen waren in der Lage, an solche Masken zu glauben. Es gibt melanesische Völker, die kennen keinen Tod, weil ihre Verstorbenen in Dämonen weiterleben, kleinen geschnitzten Figuren, die im Dämonenhaus liegen. Sie stellen nicht den Ahnen dar. Sie sind der Ahne.

In unserer Kultur kommt es nur darauf an, ob wir die Maskerade durchschauen oder nicht. Wir alle tragen in der Gesellschaft oberflächliche Werte vor uns her und stellen uns dar, wie wir gerne sein würden: Tolle Typen, gute Menschen, „the social mask“, unser Image. Viele Leute nutzen die Gesetze des Marketings, um eine andere Persönlichkeit aus sich aufsteigen zu lassen, durch überzogene Darstellung einer Kunstfigur jemand zu sein, der ständig auf der Bühne steht. Wenn die „persona“ die Maske ist, die wir in der Gesellschaft zeigen, dann ist das Ego das Make-Up. Wir streichen uns nette Farben ins Gesicht, um interessanter und wichtiger zu erscheinen und unser wahres Gesicht zu verbergen. Es ist die kindischste Art, auf sich aufmerksam zu machen. Um zur Person zu reifen, braucht man sich die Charakter-Kosmetik nur von der Backe streichen und sich einmal die Blöße geben, sich zu sehen, wie die anderen Sie sehen. Der Spiegel, der Sie zeigt, wie Sie wirklich sind, ist die Gesellschaft.

Man braucht Mut, um seine eigenen Werte zu finden und auszudrücken. Denn oftmals sind es andere Werte, nach denen wir unser Leben ausrichten. Möglicherweise haben wir ein Studium eingeschlagen, auf das unsere Eltern stolz sind - aber nicht wir selbst. Vielleicht haben wir einmal in einem Fach geglänzt, so dass wir gefördert wurden, ohne es wirklich zu wollen. In dem Moment, in dem man mit seinen eigentlichen Werten und Zielen herauskommt - oftmals nach einer Tragödie - werden viele Umstehende schockiert reagieren. Aber wenn dieses Puzzleteil einmal passt, beginnt Ihr Traum. Sie haben die ersten Wurzeln im Baum der „Performance Scale“ geschlagen. Dann kann es eigentlich nur weiter nach oben gehen.

Geldwerte Partner

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enn Sie ein Netzwerk von Leuten aufbauen, schauen Sie sich nach Leuten um, die die gleichen Werte vertreten wie Sie selbst - was nicht zu verwechseln ist mit einer „peer group“, die Ihnen nach dem Munde redet und alle anderen ausschließt. Die gleichen Werte zu teilen, bedeutet, die gleichen Wünsche und Vorstellungen zu haben.

Daran erkennt man die zwischenmenschliche Kompatibilität. Wenn Ihre Werte, Wünsche, Vorstellungen nicht mit denen von potenziellen Partnern zusammenpassen, passen Sie grundsätzlich nicht zusammen. Sympathie hat viel mehr Kraft, als man denkt. Die Zusammenarbeit geht in der Regel nicht lange gut, wenn man nicht auf der gleichen Wellenlänge liegt.

Um die richtigen Leute zu finden, müssen Sie Ihre wahren Werte kommunizieren - die Werte Ihrer Persönlichkeit! Erklären Sie, was für Sie wichtig ist - ohne dabei zu heucheln. Lassen Sie jeden wissen, wo Sie stehen, oder Sie riskieren es, andere tief zu enttäuschen. Mit den falschen Leuten um Sie herum - Leute, die andere Werte vertreten als Sie selbst - können Sie keine erfolgreiche Karriere aufbauen oder ein zufriedenes Leben führen.

Eine gute Methode, zu untersuchen, mit wem Sie es bei einem Geschäftspartner oder neuen Mitglied in der Mannschaft zu tun haben, ist der sprichwörtliche Wert: Geld. Die Art, wie Leute mit Geld umgehen, verrät extrem viel über ihren Charakter. Geschäftsgebaren, Zahlungsmoral und Generosität sind Gradmesser der Unternehmenskultur, und je nachdem werden sie es entweder schwer mit Kunden und Kollegen haben, oder mit ihnen auf einer Welle surfen.

Gerade, wenn neue Spieler in die Mannschaft kommen, ist deren Charakter ausschlaggebend für die Aufstellung. Da kommt jemand, der das Kaufmännische erledigen soll und gleichzeitig der Meinung ist, man müsse mit einem 7er BMW beim Kunden vorfahren, um Eindruck zu schinden - lange bevor man das Geld für ein solches Fahrzeug erwirtschaftet hat. Erst mal muss der schicke Anzug her, weil man erst dann Kunden gewinnt. Im Restaurant geht er kurz vor dem Zahlen zur Toilette und taucht wieder auf, wenn die Rechnung beglichen ist. Andere halten das Geld zurück, bis es nicht mehr geht - zum Leidwesen ihrer Lieferanten.

Andere wiederum sind so großzügig, dass sie nicht merken, wie sie sich darüber ruinieren... Meistens handelt es sich dabei um eine Form, andere für sich zu gewinnen. So gibt es unzählige Möglichkeiten, die vom handgreiflichen Wert Geld auf die inneren Werte eines Menschen schließen zu können. Machen Sie den Test.

Schützen Sie sich auf diese Weise vor großen Enttäuschungen. Und auch vor sich selbst. Mit den richtigen Leuten an Ihrer Seite bauen Sie automatisch einen Schutzwall um sich herum auf, der Sie vor äußeren und inneren Bedrohungen bewahrt.

Wenn Sie gerne spendabel sind, können Sie froh sein, einen Kassenwart zu haben, der Ihnen sagt, was man von der Steuer absetzen kann und was nicht. Andere Teamplayer sagen Ihnen, wenn Ihr potenzieller Geschäftspartner ihnen windig vorkommt. Wenn Ihr größter Wert Ihre Familie ist, für die Sie sich tagtäglich aufreiben, und Sie abends zu müde sind, um noch mit ihren Kindern zu spielen, müssen Sie den Job auf verlässliche Schultern delegieren. Wenn Sie früh genug und bewusst Ihre Prioritäten kennen, entwickeln Sie langsam einen Lebensstil, der zu Ihnen passt und schützt, was Ihnen wichtig ist.

 

Universelle Werte: Vertrauen und Sympathie

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wei Werte stehen ganz am Anfang einer erfolgreichen Karriere: Vertrauen und Sympathie. Bevor Sie Geld verdienen, müssen Sie das Vertrauen Ihrer Kunden verdienen. Vertrauen im Business bedeutet Zuverlässigkeit.

Niemand gibt jemandem Geld, dem er nicht vertraut. Jeder Kunde muss als erstes spüren, dass er sich auf Sie verlassen kann.

Sobald Geld fließt, investiert jemand Vertrauen in Sie. Aufrichtigkeit und Zuverlässigkeit sind die Grundlagen von Integrität. Korrupte oder betrügerische Unternehmen sind wesentlich mehr davon bedroht, böse den Bach herunterzugehen.

Wer privat unaufrichtig ist, wird auch ein unaufrichtiges Unternehmen führen. Wer sich nicht gewisse Regeln hält, die die Märkte von Dörfern, Stämmen, Basaren und Börsen über Jahrtausende hinweg entwickelt haben, hat schlechte Karten. „Business is sympathy“, eine Regel, die leider immer wieder ignoriert wird. Sympathie bedeutet, sich an die Stelle eines anderen versetzen zu können.

Allzu gerne folgt man der neoliberalen Vulgärthese, dass Kapitalanhäufung mit allen Mitteln zu rechtfertigen sei, weil das gesamt Erwirtschaftete durch Steuern wieder dem Wohl aller zukommt - aber das kann jemand glauben, der Adam Smiths „Wohlstand der Nationen“ nur von fern kennt. In Wirklichkeit muss man den Markt mit den Augen des „unparteiischen Zuschauers“ sehen, der genau die Moral vertritt, die vor den Augen der Gesellschaft Stand hält. Sie funktioniert nach der guten, alten Goldenen Regel: „Was du nicht willst, das man dir tu’, das füg’ auch keinem anderen zu.“

Wer seine Mitmenschen so behandelt, wie man auch selbst behandelt werden möchte, vertritt nicht nur eine gute Philosophie, sondern auch ein gutes Unternehmen. Wie die Leute Ihr Unternehmen und Ihr Team wahrnehmen, entscheidet darüber, ob Ihr Produkt oder Service in Anspruch genommen wird. Noch nie zuvor war der Sympathiefaktor so entscheidend für wirtschaftlichen Erfolg.

Keiner hat es in der modernen Ökonomie mehr nötig, jemandem Geld zu geben, den man nicht leiden kann. Das trifft für den Gemüsehändler an der Ecke genauso zu wie für den Autohersteller. Beide sind nur Attraktoren für Leute, die die gleichen Werte vertreten. Wir alle wollen gute Produkte und etwas Sympathie.

Wenn unsere elementarsten Bedürfnisse befriedigt sind, ist die Seele dran. Dann sind wir wie Babys: Dann brauchen wir Anerkennung, Zuwendung und Streicheleinheiten. Der Mensch ist nun mal ein durch und durch soziales Wesen. Fiese Menschen bekommen die Quittung meistens dadurch, dass sie am Ende allein dastehen - die größte Strafe, die es gibt.

Menschen, die wirklich gut dastehen, ohne es behaupten zu müssen, gehen für andere in den Service und ernten dafür mehr, als man tragen kann.

Menschen brauchen fühlbare Geschenke und gefühlte Wirklichkeiten wie die Luft zum Atmen. Deshalb gibt es so viele Hollywood-Filme. Sie basieren einzig und allein auf dem Mitfühlen: Sympathie. Und Unterhaltung ist immer gut für die Seele.

Höhere Werte: Qualität und Service

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nsere moderne Kultur ist endlich nicht mehr von dem Gedanken der Ausbeutung bestimmt, sondern von dem Gedanken von Qualität und Service: Unternehmer von heute beschäftigen sich tagaus, tagein mit der Frage, was anderen Menschen fehlt und welchen Service sie dafür in die Welt setzen können. Statt anderen zu erzählen, was wir wollen, lernen wir, größere Werte für andere zu schaffen.

Bessere Lebensqualität erhöht unsere Lebenswerte. Wir führen ein gesünderes, bewussteres und würdigeres Leben als unsere Vorfahren. Wenn Sie Ihre Werte ermittelt haben, erkennen Sie, welchen Service oder welches Produkt Sie anbieten können, auf das die Menschen oder die Menschheit gewartet haben.

Um an diesen Punkt zu gelangen, müssen Sie sich ein paar harte Fragen gefallen lassen: Die Frage nach dem Tod, was andere über Sie sagen sollen, und wie es sich mit Ihrer wahren und nicht Ihrer konstruierten Wirklichkeit verhält.

In diesem neuen, positiven Umfeld streben wir nach Perfektion. Wir erwarten überall perfekten Service, sonst gehen wir woanders hin. Wir suchen nach Qualität und zahlen dafür auch gerne einen höheren Preis. Humanität in dem Sinne, sich in die Situation anderer zu versetzen, setzt einen neuen Standard an Exzellenz.

Nur der beste Service zählt. In Japan ist beispielsweise der Service wesentlich höher als in der „Servicewüste Deutschland“. Bei uns fühlen sich Japaner oder auch Amerikaner etwa so wie wir früher in manchem Balkanland. Die Service-Ideen liegen auf der Straße. Es gibt viel zu tun. Packen Sie’s an.

Wer nach seinen höchsten Werten lebt, kennt keine Furcht. Man mag zwar noch Momente der Angst erleben, aber man kann ihr ins Auge sehen. Sie stehen nicht vor einem gähnenden Loch.

Werte sind das Drahtseil, auf dem man alle Konflikte, Gefahren und Hindernisse im Leben traumwandlerisch übergehen kann. Man sagt, wenn wir an der Schwelle zum Tod stehen, läuft ein innerer Lebensfilm vor uns ab. Sie können der Regisseur sein. Es muss ja nicht immer gleich der Tod sein. Existenzangst reicht vollkommen aus. Mittelmäßige Nöte wie finanzielle Engpässe sind allerdings nicht zugelassen. Sie sind auch mit Übergangslösungen zu beheben und fordern nicht heraus, zu überlegen, worauf es Ihnen im Leben wirklich ankommt.

Not macht erfinderisch. Unsere Mutter am Anfang des Kapitels ist am Ende. In diesem Moment steht sie am Anfang. In dem Moment, als sie eine Geschichte zu erzählen begann, entdeckte sie das größte Talent, das das Leben ihr geschickt hat. Diese Geschichte setzt sich bis heute fort und hat sie zur einer der reichsten Frauen der Welt gemacht. Es handelt sich um Joanne K. Rowling. Sie schreibt angeblich heute noch gerne in Cafés.

Quellen:

Marriott, J.W. Jr. & Brown, Kathi Ann. The Spirit to Serve.

Marriott’s Way.

Smith, Adam. Der Wohlstand der Nationen.

Smith, Adam. The Theory of Moral Sentiments.

Mandeville, Bernard de. Die Bienenfabel.

IHRE MISSION

„Roll out your guns, let’s pretend, it’s fun to lose.“

(Nirvana, „Smells like teen spirit“)

Meine sehr geehrten Damen, wenn wir eines können, dann ist es reden. Während Männer täglich etwa 2000 Worte verwenden und versuchen, sich dabei kurz zu fassen, bringen wir es spielend, fließend und schnatternd auf lockere 9000. Sicherlich kann man dafür wieder evolutionsbiologische Gründe finden.

Wir finden aber, wir sollten diese Fähigkeit und noch ein paar andere genießen und kapitalisieren. Wie sang Lisa Stansfield doch so nett? „I’m no classy lady, but I’m all woman.“ Im modernen Business kann man Lady oder auch ganz Frau sein. Warum das so ist und wie das funktioniert, das stellt sich in dieser etwas pragmatischeren Phase heraus, in der Sie Ihre Mission finden werden.

Was ist eine Mission? Das hat die Engländerin Anita Roddick vermutlich am Anfang ihrer Karriere auch nicht genau gewusst. Aber sie hatte eine nette, kleine Idee, die zunächst amüsante Konsequenzen hatte: Kaum eröffnete sie ihr erstes eigenes Geschäft, zog sie sich den energischen Protest der zahlreichen in der gleichen Straße ansässigen Bestatterunternehmen zu.

Dabei hatte ihr Laden nicht das Geringste mit Leichen zu tun, eher im Gegenteil: Sie hatte ihn „The Body Shop“ genannt, weil es hier um lebendige Körper gehen sollte. Das allein wäre nicht neu. Sie brachte zwei Dinge zusammen: Ihre Vorstellung von einer mit der Natur vollkommen harmonierenden Welt, was damals recht revolutionär und avantgardistisch war, kombiniert mit dem Naturwesen Mensch, zu allen Produkten, die ihm und ihr auf alle möglichen Weisen gut tun.

Das nennen wir eine Mission. Diese hat sich bekanntlich nicht nur erfüllt, sondern auch Frau Roddick zu einer der reichsten Frauen Großbritanniens gemacht.

Wieso Mission? Gerade erst die Werte ermittelt, die für einen persönlich entscheidend sind, und schon soll man wieder eine „Mission“ erfüllen? Und... ist das nicht ein bisschen viel Pathos? Fragen wir einmal jemand, der sich damit auskennt: den Missionar Albert Schweitzer.

Seiner Meinung nach führt man ein glückliches Leben, wenn man eine bestimmte Absicht in seinem Leben verfolgen will. Wenn Sie Ihre Werte auf eine herausfordernde Absicht umlenken und konzentrieren, dann erscheint Ihre Mission. Und dann sind Sie glücklich, schon während sich Ihre Mission erfüllt.

Mission und Melancholie

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ber wie die meisten Menschen verleugnen wir oft, was wir gerne wirklich hätten. Das „Ich will das“ unserer Kindheit ist uns ausgetrieben, dabei würde es Entscheidungen zum Beispiel viel leichter machen.

Bevor Sie nicht Ihren fundamentalen Antrieb kennen, können Sie nicht in das Spiel einsteigen. Langweilig wäre allein, wenn Sie versuchen würden, gegen diese Regungen menschlicher Natur anzukämpfen.

Versuchen Sie lieber, sie in den Griff zu bekommen. Ehrgeiz ist der Antrieb, der die Größe Ihres Ziels bestimmt. Falsche Demut unterdrückt diesen Ehrgeiz. Wer sich vor diesen Herausforderungen wegduckt, wird es daran merken, wie sich die Sinne vernebeln und Sie in eine merkwürdige Form der Lethargie geraten - jene Melancholie, die entsteht, wenn man es im tiefsten Inneren bereut, ein Ziel nicht in Angriff genommen zu haben, und deshalb nun mehr oder weniger ziellos umherdümpelt.

Das sieht dann etwa so aus: Sie wissen nach dem Aufstehen nicht, was Sie tun sollen. Aber Sie kommen schon über die Runden. Jede Ablenkung kommt Ihnen recht. Und sei es das Frühstücksfernsehen. Sie verabreden sich mit Ihren gleichgesinnten Freunden zum Frühstück, um sich gemeinsam ins Jammertal hineinzureden. Es dauert nicht lang, bis es diskursiv auch keinen Ausweg daraus gibt. Darauf erst mal einen Prosecco. Einen kleinen. Derart geschwächt, und auch, um nicht an vergangene, ruhmreiche Zeiten erinnert zu werden, legen Sie sich nach dem Mittagessen erst einmal kurz hin. Schließlich waren es dann doch drei „kleine“ Prosecco.

Danach schleppen Sie sich an den Computer, um nach E-Mails zu schauen. Selbst wenn der Typ von neulich wieder solch eine schwärmerische Mail geschickt hat, werden Sie niemals mit Ihrer Post zufrieden sein. Eher sind Sie ein E-Mail-Junkie. In den Abend hinein kommen Ihnen ein paar tolle Gedanken, besonders, was den Sinn Ihres Lebens ausmacht. Sie machen sich ein paar Notizen dazu, und schon ist die Energie wieder verschwunden. Sie entstand auch eigentlich mehr aus dem schlechten Gewissen heraus, dass Sie sonst den ganzen Tag nichts Vernünftiges gemacht haben! So aber schmeckt das erste Bier in der anbrechenden Dämmerung schon wieder herrlich. Sie treffen sich erneut mit ihren „peers“, weil Sie dort sicher sein können, dass Ihnen alle zu Munde reden. Was für ein anstrengender, ermüdender Tag. Obwohl Sie nichts getan haben.

In seiner Doktorarbeit zu „Melancholie und Gesellschaft“ beschreibt der Autor Wolf Lepenies das Phänomen der Melancholie dergestalt, dass sie nicht von innen, sondern von außen kommt: Melancholie, die wie Liebeskummer oder andere mentale Symptome bis ins neunzehnte Jahrhundert hinein medizinisch behandelt wurde (meistens durch Aderlass), ist für Lepenies eine Erscheinung in Gesellschaften, deren beste Zeit hinter ihnen liegt. Allen voran sind es gescheiterte Revolutionäre, verarmter Adel und andere, die sich nutzlos in den Salons des späten 19. Jahrhunderts herumfläzen, ohne wirklich eine Aufgabe zu haben. Denn diese Aufgabe haben sie, sprichwörtlich, aufgegeben, oder sie wurde ihnen entzogen.

 

Im modernen Sinne ist diese Art von Melancholie anderer Natur: Ein Ereignis in Ihrem Leben, das in Ihnen nachwirkt, wie eine Trennung oder eine Scheidung, das Gefühl, von jemandem oder einem Mann schlecht oder ungerecht behandelt worden zu sein. Das schüchtert ein. Es raubt Ihnen die Kraft, nach vorne zu schauen. Aus dieser dunklen Ecke des schläfrigen Salons müssen Sie heraus.