Briefe über den Yoga

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Was nun das seelische Wesen anbelangt, so tritt es in die Evolution ein, gelangt bei der Geburt in den Körper und verlässt ihn bei seinem Tod; doch der Jivatman, wie ich ihn verstehe, ist ungeboren und ewig, obwohl er die manifestierte Persönlichkeit von oben her aufrechterhält. Das seelische Wesen kann, wenn du so willst, als ein Jivatman beschrieben werden, der in die Geburt eintritt, doch wird diese Unterscheidung nicht gemacht, dann verzerrt sich das Bild des Atman, und es entsteht ein Durcheinander. Es ist eine notwendige Unterscheidung für metaphysisches Wissen und für etwas, das in spiritueller Erfahrung sehr wichtig ist. Das Wort Atman wird ähnlich wie Spirit im Englischen auf alle möglichen Arten gebraucht, doch sowohl für spirituelles als auch für philosophisches Wissen ist es notwendig, im Gebrauch der Ausdrücke klar und genau zu sein, um Verwechslungen von Gedanken und innerer Schau durch das Durcheinander der benutzten Worte zu vermeiden.

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Der Jiva wird als das individuelle Selbst, als Atman, verwirklicht, als das zentrale Wesen über der Natur, ruhig, von ihren Bewegungen unberührt, doch ihre Evolution aufrechterhaltend, obwohl er nicht in sie verstrickt ist. Durch diese Verwirklichung werden Stille, Freiheit und Weite, die Meisterung und Reinheit zur normalen Erfahrung sowie ein Gefühl der Universalität im Individuum als ein Zentrum der göttlichen Universalität. Die Seele wird als der Purusha hinter dem Herzen erkannt. Sie ist nicht universal wie der Jivatman, sondern stützt als individuelle Seele von ihrem Sitz hinter dem Herz-Zentrum die mentale, vitale, physische Evolution des Wesens in der Natur. Ihre Verwirklichung bringt bhakti, Selbstgeben, Hingabe und lenkt alle Regungen zu Gott; sie bringt die Unterscheidung sowie das Wählen von allem, was der Göttlichen Wahrheit, dem Guten, der Schönheit angehört, und die Zurückweisung von allem, was falsch und übel, hässlich und misstönend ist; sie bringt die Einung durch Liebe und Hinwendung zum ganzen Dasein, das Offensein für die Wahrheit des Selbstes und die Wahrheit des Göttlichen.

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Im Bewusstsein des Atman zu leben, heißt in der Ruhe zu leben, im Einssein und in jenem Frieden, der über den Dingen und von der Welt getrennt ist, selbst wenn er diese durchdringt. Doch für das seelische Bewusstsein gibt es zwei Dinge, die Welt und sein eigenes Wirken in der Welt. Der Jivatman ist nicht in die Welt herabgekommen, er steht darüber, immer unverändert, die verschiedenen hier wirkenden Wesen, das mentale usw., aufrechterhaltend. Die Seele dagegen ist herabgekommen – ihre Aufgabe ist es, alle Dinge dem Göttlichen zur Umwandlung darzubieten.

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Das wahre Wesen kann in einem der zwei Aspekte oder in beiden verwirklicht werden – dem Selbst oder Atman und der Seele oder Antaratman, dem seelischen Wesen oder Chaitya Purusha. Der Unterschied besteht darin, dass das eine als universal gefühlt wird, das andere als individuell, Mental, Leben und Körper stützend. Verwirklicht man zuerst den Atman, dann empfindet man ihn als von allen Dingen verschieden, in sich selbst bestehend und losgelöst – für diese Verwirklichung mag das Bild der ausgetrockneten Kokosnuss zutreffen; verwirklicht man das seelische Wesen, dann ist es anders, denn dies bringt das Gefühl der Einung mit dem Göttlichen, der Abhängigkeit von Ihm und der ausschließlichen Weihung an das Göttliche allein; es bringt ferner die Macht, die menschliche Natur zu ändern und das wahre mentale, das wahre vitale und das wahre physische Wesen in sich zu entdecken. Beide Verwirklichungen sind in diesem Yoga notwendig.

Das „Ich“ oder das kleine Ego wird von der Natur geformt und ist gleicherweise ein mentales, vitales und physisches Gebilde, dazu bestimmt, das nach außen gerichtete Bewusstsein und die nach außen gerichtete Tat zu zentralisieren und zu individualisieren. Sobald das wahre Wesen entdeckt wird, ist der Zweck des Egos erfüllt, und dieses Gebilde muss verschwinden – an seiner Stelle wird das wahre Wesen gefühlt.

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Der Spirit ist das Bewusstsein über dem Mental, der Atman oder das Selbst, das sich immer im Einssein mit dem Göttlichen befindet – ein spirituelles Bewusstsein ist jenes, das immer in der Einung mit dem Göttlichen oder zumindest immer in Kontakt mit ihm ist.

Die Seele ist ein Funke, der vom Göttlichen stammt und der sich in allen Dingen befindet, und in dem Maße, wie die Individualität sich entfaltet, wächst er in ihr und manifestiert sich als seelisches Wesen – als Seele, die immer das Göttliche, die Wahrheit sucht, und auf sie reagiert, wann immer sie dem Göttlichen und der Wahrheit begegnet.

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Der Spirit ist Atman. Brahman, das Essentielle Göttliche. Wenn das Eine Göttliche seine ihm ewig innewohnende Vielheit manifestiert, wird dieses essentielle Selbst, dieser Atman für die Manifestation das zentrale Wesen, das von oben die Evolution seiner Personalitäten und Erdenleben hier lenkt, das als solches jedoch ein ewiger Teil des Göttlichen ist und vor der Manifestation auf Erden bestand – para prakrtir jivabhuta.

In der niederen Schöpfung, apara prakriti, erscheint dieser ewige Teil des Göttlichen als Seele, ein Funke Göttlichen Feuers, der die individuelle Evolution, das mentale, vitale und physische Wesen stützt. Das seelische Wesen ist der Funke, der zu einem Feuer wird und sich mit dem wachsenden Bewusstsein entfaltet. Das seelische Wesen ist daher evolutionär und geht nicht wie der Jivatman der Evolution voraus.

Der Mensch aber ist sich des Selbstes oder Jivatman nicht bewusst, er kennt nur sein Ego oder sein mentales Wesen, die Leben und Körper beherrschen. Doch wenn er sich tiefer nach innen wendet, erkennt er seine Seele, das seelische Wesen als seinen eigentlichen Mittelpunkt, den Purusha im Herzen; die Seele ist das zentrale Wesen in der Evolution sie geht aus dem Jivatman hervor, der ein ewiger Teil des Göttlichen ist, und verkörpert ihn hier. Ist einmal das volle Bewusstsein erreicht, dann werden Jivatman und seelisches Wesen eins.

Das Ego ist ein Gebilde der Natur; doch ist es kein Gebilde der stofflichen Natur allein und endet daher nicht mit dem Körper. Es gibt ebenfalls ein mentales und vitales Ego.

Die Grundlage des stofflichen Bewusstseins hier ist nicht allein die Unwissenheit, sondern auch die Unbewusstheit – das bedeutet, dass Bewusstsein in der Form der Materie und der Energie der Materie involviert ist. Nicht nur das stoffliche Bewusstsein, sondern ebenfalls das vitale und mentale sind durch die Unwissenheit von der Wahrheit getrennt.

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Meist wirkt der Höchste durch den Jiva und seine menschliche Natur; der Jiva und die Natur wirken durch das Ego, und das Ego wirkt durch die äußeren Instrumente – das ist das Spiel der Unwissenheit.

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Es besteht kein Unterschied zwischen Jiva und Jivatman in dieser Sprache, daher kann eine Unterscheidung nicht getroffen werden. Die Apara Prakriti ist die Natur, die diese Vielheit von Mental, Leben und Körper manifestiert. Para Prakriti ist die eigentliche Natur des Göttlichen – eine höchste Bewusstseins-Kraft, die das mannigfache Göttliche als die Vielen manifestiert.

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Der Körper ist nicht das individuelle Selbst – er ist die Grundlage der äußeren Persönlichkeit oder des physischen Selbstes, wenn du es so ausdrücken willst; doch dies ist nicht das individuelle Selbst. Das individuelle Selbst ist das zentrale Wesen (Jivatman), das sich in der niederen Natur als seelisches Wesen manifestiert – es ist ein unmittelbarer Teil des Göttlichen.

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Der Jivatman befindet sich über allen Ebenen. Er hat keine bestimmte Gestalt oder Farbe; er kann sich jedoch in einer Gestalt darstellen.

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a) Er [jeder Jivatman] ist gleich und dennoch verschieden von anderen Jivatmans. Die Gita gebraucht die Formulierung, der Jiva sei ein amsasa sanatanah, ein ewiger Teil des Einen. Man könnte ihn ebenfalls als eines der vielen Zentren des Universalen Seins und Bewusstseins bezeichnen.

b) Im wesentlichen hat jeder einzelne Jiva die gleiche Natur wie alle anderen, doch in der Manifestation folgt jeder der ihm eigenen Linie seines svabhava.

c) Nein, Kutastha ist der aksara purusa – es ist nicht der Jivatman.

d) Der Jivatman befindet sich immer auf der spirituellen Ebene über der Mental-Ebene. Er ist dort jedoch nicht auf eine bestimmte Ebene festgelegt.

e) Nein. [Ein seelisches Wesen kann sich mit einem anderen nicht einen]. Affinität, Gleichklang, Sympathie, doch keine Einung. Die Einung findet mit dem Göttlichen statt.

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Der Jivatman, der Seelen-Funke und das seelische Wesen sind drei verschiedene Formen der gleichen Wirklichkeit und dürfen nicht miteinander verwechselt werden, da dies die Klarheit der inneren Erfahrung trüben würde.

Der Jivatman oder Spirit besteht selbständig über dem manifestierten oder dem instrumentalen Wesen – er steht über Geburt und Tod und ist immer der gleiche, er ist das individuelle Selbst, der Atman, das ewig wahre Wesen des einzelnen.

Die Seele ist ein Funke des Göttlichen im Herzen der lebenden Geschöpfe der Natur. Sie befindet sich nicht über dem manifestierten Wesen, sondern tritt in die Manifestation des Selbstes ein, sie nimmt an seinem natürlichen, äußeren Werden teil und stützt seine Evolution in der Welt der stofflichen Natur. Zu Beginn bringt sie eine ungeformte Macht göttlichen Bewusstseins mit und mit dieser alle Möglichkeiten, die bislang noch nicht geformt wurden und denen Form zu geben Aufgabe der Evolution ist. Dieser Göttliche Funke besteht in allen lebenden Wesen der Erde, von ihren höchsten bis zu ihren niedersten Geschöpfen.

Das seelische Wesen ist eine spirituelle Persönlichkeit, die von der Seele in ihrer Evolution hervorgebracht wird; seine Entwicklungsphase bezeichnet dasjenige Stadium, das die spirituelle Evolution des Individuums erreicht hat mit seinen unmittelbaren Möglichkeiten für die Zukunft. Es steht hinter der mentalen, vitalen und physischen Natur, es wächst durch deren Erfahrungen und trägt das Bewusstsein von Leben zu Leben. Es ist die seelische Person, caitya purusa. Zu Beginn ist es durch die mentalen, vitalen und physischen Teile verhüllt, in seinem Ausdruck durch deren Begrenzungen eingeschränkt und an die Reaktionen der Natur gebunden; doch in dem Maße, wie es wächst, wird es fähig hervorzutreten und Mental, Leben und Körper zu beherrschen. Von diesen ist es, um sich Ausdruck zu verleihen, im gewöhnlichen Menschen noch abhängig und ist nicht fähig, sie zu ergreifen und frei zu gebrauchen. Das Leben des [Menschen-] Wesens ist tierisch und menschlich, nicht göttlich. Sobald jedoch das seelische Wesen mit Hilfe der Sadhana das Übergewicht gewinnen und seine Instrumente frei gebrauchen kann, wird das Streben nach dem Göttlichen vorherrschend und die Umwandlung von Mental, Vital und Körper – nicht nur ihre Befreiung – möglich.

 

Da das Selbst oder der Atman frei ist und über Geburt und Tod steht, genügt die Erfahrung des Jivatman und seines Einsseins mit dem höchsten oder universalen Selbst, um das Gefühl der Befreiung hervorzurufen; doch für die Umwandlung des Daseins und der Natur ist ebenso das volle Gewahrsein und Erwachen unseres seelischen Wesens unerlässlich.

Das seelische Wesen erkennt in diesem Stadium sein Einssein mit dem wahren Wesen, dem Selbst, doch löst es sich weder darin auf, noch wandelt es sich darin um; es bleibt als dessen Instrument für den seelischen und spirituellen Ausdruck bestehen, eine göttliche Manifestation in der Natur.

Der bindu, den du über dir sahst, mag als eine symbolische Art gelten, den Jivatman zu sehen – das individuelle Selbst als einen Tropfen im Ozean, als individuellen Teil des universalen Göttlichen; das Streben auf jener Ebene wäre natürlich auf das Sich-Öffnen des höheren Bewusstseins gerichtet, damit das Wesen dort und nicht in der Unwissenheit weile. Der Jivatman ist in Wirklichkeit bereits eins mit dem Göttlichen, doch besteht vielleicht sein spirituelles Anliegen darin, dass das übrige Bewusstsein dies ebenfalls verwirklicht.

Das Streben des seelischen Wesens hingegen würde sich in einem Sich-Öffnen der gesamten niederen Natur, dem Mental, Vital und Körper, zum Göttlichen hin ausdrücken, in einem Streben nach Liebe und Einung mit dem Göttlichen, nach seiner Gegenwart und Macht im Herzen, nach der Umwandlung von Mental, Leben und Körper durch das Herabkommen des höheren Bewusstseins in dieses instrumentale Wesen, diese instrumentale Natur.

Für die Fülle dieses Yoga sind beide Arten der Aspiration notwendig, die Forderung des Selbstes an die menschliche Natur von oben und das seelische Streben der menschlichen Natur von unten. Sobald die Seele ihr Streben dem Mental, Vital und Körper auferlegt, werden auch diese mit Aspiration erfüllt, und dies ist es, was du als das Streben auf der Ebene des niederen Wesens fühlst. Die Aspiration, die darüber empfunden wird, ist die des Jivatman nach dem höheren Bewusstsein mit seiner Verwirklichung des Einen, sich im ganzen Wesen zu manifestieren. Beide Arten der Aspiration sind notwendig und bedürfen einander. Doch das Suchen des niederen Wesens wird zu Beginn immer wieder unterbrochen und durch die Dunkelheit und Begrenzungen des gewöhnlichen Bewusstseins unterdrückt. Es muss sich in der Sadhana läutern, es muss beständig, stark und ausdauernd werden, erst dann vermag es die Verwirklichung zu erzwingen und sie unumgänglich zu machen.

Deine Empfindung von Frieden, Reinheit und Ruhe wird durch eine Einung oder einen intensiven Kontakt des niederen mit dem höheren Bewusstsein herbeigeführt. Sie kann zu Beginn nicht beständig sein, erst durch das immer häufigere Andauern der Ruhe und des Friedens wird sie es werden, und am Ende durch das volle Herabkommen des höheren Bewusstseins in die niedere Natur mit seinem ewigen Frieden, seiner ewigen Ruhe und seinem ewigen Schweigen.

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3Der Jivatman, der Seelen-Funke und das seelische Wesen sind drei verschiedene Formen der gleichen Wirklichkeit und dürfen nicht miteinander verwechselt werden, da dies die Klarheit der inneren Erfahrung trüben würde.

Der Jivatman oder der Spirit, wie er gewöhnlich im Englischen genannt wird, besteht selbständig über dem manifestierten oder instrumentalen Wesen – er steht über Geburt und Tod und ist immer derselbe, das individuelle Selbst oder der Atman. Er ist das ewig wahre Wesen des Individuums.

Die Seele ist ein Funke des Göttlichen und befindet sich nicht über dem manifestierten Wesen, sondern kommt in die Schöpfung herab, um deren Evolution in der stofflichen Welt zu stützen. Zu Beginn ist sie eine ungeformte Macht des Göttlichen Bewusstseins, die alle Möglichkeiten enthält, die bislang noch nicht geformt wurden, denen eine Form zu geben jedoch Aufgabe der Evolution ist. Dieser Funke besteht in allen lebenden Wesen der Erde, vom niedersten bis zum höchsten.

Das seelische Wesen wird in seiner Evolution von der Seele geformt. Es stützt Mental, Vital, Körper, es wächst durch deren Erfahrungen und trägt die Natur von Leben zu Leben. Es ist der seelische oder der caitya purusa. Zu Beginn ist es von Mental, Vital und Körper verhüllt, doch in dem Maße seines Wachsens wird es fähig hervorzutreten und Mental, Leben und Körper zu beherrschen; von diesen ist es, um sich Ausdruck zu verleihen, im gewöhnlichen Menschen abhängig, es ist nicht fähig, sie zu ergreifen und frei zu gebrauchen. Das Leben des [Menschen-] Wesens ist tierisch oder menschlich, doch nicht göttlich. Wenn jedoch das seelische Wesen durch die Sadhana das Übergewicht gewinnen und seine Instrumente frei gebrauchen kann, wird der Impuls zum Göttlichen vorherrschend und die Umwandlung von Mental, Vital und Körper – und nicht nur ihre Befreiung – möglich.

Das Selbst oder der Atman ist frei und steht über Geburt und Tod; die Erfahrung des Jivatman und seines Einsseins mit dem höchsten oder universalen Selbst ruft das Gefühl der Befreiung hervor, und dies ist es, was für die höchste spirituelle Erlösung notwendig ist. Doch für die Umwandlung des Daseins und der menschlichen Natur ist das Erwachen des seelischen Wesens und seine Herrschaft über die Natur unerlässlich.

Das seelische Wesen erkennt sein Einssein mit dem wahren Wesen, dem Jivatman, doch es wandelt sich nicht in diesem um.

Der bindu, den du über dir sahst, kann eine symbolische Art sein, den Jivatman, der ein Teil des Göttlichen ist, zu sehen; das Streben dort (auf dieser Ebene) wäre natürlich auf das Sich-Öffnen des höheren Bewusstseins gerichtet, damit das Wesen dort und nicht in der Unwissenheit weilt. Der Jivatman ist in Wirklichkeit bereits eins mit dem Göttlichen, doch ist es notwendig, dass das übrige Bewusstsein dies verwirklicht.

Das Streben des seelischen Wesens ist auf ein Sich-Öffnen der gesamten niederen Natur – von Mental, Vital und Körper – zum Göttlichen hin gerichtet, auf die Liebe zum Göttlichen und die Einung mit ihm, auf seine Gegenwart und Macht im Herzen, auf die Umwandlung von Mental, Leben und Körper durch das Herabkommen des höheren Bewusstseins in dieses instrumentale Wesen, diese instrumentale Natur.

Für die Fülle dieses Yoga sind beide Arten der Aspiration notwendig und unerlässlich. Sobald die Seele ihr Streben dem Mental, Vital und Körper auferlegt, werden auch diese mit Aspiration erfüllt, und dies wird dann als Aspiration auf der Ebene des niederen Wesens gefühlt. Das Streben, das darüber empfunden wird, ist das des Jivatman nach dem höheren Bewusstsein mit seiner Verwirklichung des Einen, sich im Wesen zu manifestieren. Beide Arten der Aspiration stützen sich daher gegenseitig. Das Suchen des niederen Wesens wird notwendigerweise zu Beginn immer wieder unterbrochen und vom gewöhnlichen Bewusstsein unterdrückt. Es muss durch die Sadhana geläutert und beständig, stark und ausdauernd werden.

Das Gefühl des Friedens, der Reinheit und Ruhe wird durch die Einung des niedrigeren mit dem höheren Bewusstsein erreicht. Dieses Gefühl ist meist nicht andauernd oder bleibt in einer tieferen Bewusstseinsschicht, die häufig an der Oberfläche durch Stürme und Gemütserregungen verhüllt wird. Es ist zu Beginn selten beständig; doch kann es beständig werden, wenn Ruhe und Frieden immer häufiger verweilen, und schließlich durch das volle Herabkommen des höheren Bewusstseins in die niedere Natur mit seinem ewigen Frieden, seiner ewigen Ruhe, seinem ewigen Schweigen.

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In der Erfahrung des Yoga ist das Selbst oder Wesen essentiell eins mit dem Göttlichen oder zumindest ein Teil des Göttlichen und im Besitz aller göttlichen Möglichkeiten. Doch in der Manifestation nimmt es zwei Aspekte an, den des Purusha und den der Prakriti, das bewusste Wesen und die Natur. Hier in der Natur ist das Göttliche verhüllt und das individuelle Wesen der Natur unterworfen, die als die niedere Prakriti wirkt, als eine Kraft der Unwissenheit, Avidya. Der Purusha als solcher ist göttlich, doch in seiner äußeren Gestalt in der Unwissenheit der Natur ist er die scheinbare Individualität, unvollkommen durch ihre Unvollkommenheit. Daher birgt die Seele oder seelische Essenz – die der Purusha ist, der in die Evolution eintritt und diese stützt – in sich alle göttlichen Möglichkeiten; doch das individuelle seelische Wesen, das die Seele vertritt, nimmt die Unvollkommenheit der Natur an und entfaltet sich in ihr, bis es seine volle seelische Essenz wiedergefunden und sich mit dem Selbst darüber, dessen individuelle Projektion in der Evolution es ist, geeint hat. Diese Dualität im Wesen auf all seinen Ebenen – denn dies trifft auf andere Art und Weise nicht nur für das Selbst und die Seele zu, sondern auch für den mentalen, vitalen und physischen Purusha – muss erkannt und angenommen werden, bevor die Erfahrungen des Yoga voll verstanden werden können.

Das Wesen ist durch und durch eins, doch auf jeder Ebene der Natur wird es durch eine Form seiner selbst vertreten, welche jener Ebene entspricht, durch den mentalen Purusha auf der mentalen Ebene, durch den vitalen Purusha auf der vitalen Ebene, durch den physischen Purusha auf der physischen Ebene. Die Taittiriya-Upanishad spricht von zwei weiteren Ebenen des Wesens, der Ebene des Wissens oder der Wahrheit und der Ananda-Ebene, jede mit ihrem Purusha; diese sind jedoch, obwohl Einflüsse von ihnen herabkommen können, für das menschliche Mental überbewusst, und ihre Natur ist bislang hier noch nicht geformt.

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Das individuelle Selbst wird meist als Teil des Transzendenten und des kosmischen Selbstes beschrieben; in den höheren und feineren Bereichen des Bewusstseins erkennt es sich als solches, doch auf den niederen Ebenen, auf denen das Bewusstsein sich mehr und mehr verhüllt, identifiziert es sich mit den Oberflächenformen der Persönlichkeit, den Gebilden der Prakriti, und nimmt seinen göttlichen Ursprung nicht mehr wahr. Das Selbst, sobald man seiner gewahr wird, wird als etwas selbständig Bestehendes und Ewiges erkannt, das sich mit den Formen der mentalen, vitalen und physischen Personalität nicht identifiziert, denn diese sind nichts anderes als geringe Ausdrucksformen seiner Möglichkeiten in der Natur. Was der Mensch als sein Selbst bezeichnet, ist nur sein Ego oder sein Mental, die Lebenskraft, sein Körper; der Grund hierfür ist, dass er allein die Gestaltungen der Prakriti wahrnimmt und nicht sieht, was dahinter steht.

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Sowohl das zentrale Wesen als auch die Seele sind auf verschiedene Weise Teile des Göttlichen. Tatsächlich sind sie zwei Aspekte der gleichen Wesenheit, doch befindet sich der eine, ohne sich zu entwickeln, über der Natur, der andere entwickelt ein seelisches Wesen in der Natur.

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Es ist das individuelle Wesen, das ein Teil des Göttlichen ist. Das universale Selbst oder der Atman, der in allen gleich ist, ist kein Teil, sondern ein Aspekt des Göttlichen.

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Das Selbst ist das Göttliche als solches in einem essentiellen Aspekt; es ist kein Teil von ihm. Die Formulierung „nicht einmal ein Teil“ oder „nur ein Aspekt“ hat keine Bedeutung. Ein Aspekt ist nichts Geringeres als ein Teil.

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Weißt du, was „essentiell“ bedeutet? Es besteht ein Unterschied zwischen der Essenz einer Sache, die immer die gleiche ist, und ihren Gestaltungen und Entwicklungen, die verschieden sind. Es gibt zum Beispiel die Essenz des Goldes, und es gibt viele verschiedene Formen, die das Gold annehmen kann.

 

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Eine Essenz kann nicht definiert werden – sie ist einfach.

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Das Göttliche ist mehr als der Atman. Es ist ebenfalls die Natur. Es enthält alles in Sich.

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Um die dynamische Verwirklichung zu erlangen, reicht es nicht aus, den Purusha von der Unterwerfung an die Prakriti zu befreien; man muss die Ergebenheit des Purusha gegenüber der niederen Prakriti mit ihrem Spiel unwissender Kräfte auf die Höchste Göttliche Shakti übertragen, auf die Mutter.

Es ist ein Fehler, die Mutter mit der niederen Prakriti und ihrem Mechanismus der Kräfte zu identifizieren. Die Prakriti hier ist lediglich ein Mechanismus, der für das Wirken der evolutionären Unwissenheit in Gang gesetzt wurde. Genauso wie das unwissende mentale, vitale oder physische Wesen nicht das Göttliche ist, obwohl es vom Göttlichen stammt, so ist auch der Mechanismus der Prakriti nicht die Göttliche Mutter. Kein Zweifel, etwas von ihr ist in diesem Mechanismus enthalten und steht dahinter, um ihn für das evolutionäre Ziel aufrechtzuerhalten; doch in sich ist sie nicht eine Shakti der Unwissenheit, Avidya, sondern das Göttliche Bewusstsein, die Macht, das Licht, Para Prakriti, an die wir uns um Befreiung und die göttliche Erfüllung wenden.

Die Verwirklichung des Purusha-Bewusstseins, ruhig, frei, das Spiel der Kräfte beobachtend, doch ihm weder verhaftet noch darin verstrickt, ist ein Weg der Befreiung. Die Ruhe, die Loslösung, eine friedvolle Starke und Freude (atmarati) müssen in das Vital und Physische herabgebracht werden und ebenso in das Mental. Ist dies gefestigt, dann ist man nicht länger eine Beute für die Stürme vitaler Kräfte. Doch diese Ruhe, dieser Friede, die verhaltene Stärke und Freude sind nichts als ein erstes Herabkommen der Macht der Mutter in das menschliche System; den adhara. Dahinter steht ein Wissen, eine ausführende Macht, ein dynamischer Ananda, die nicht von der gewöhnlichen Prakriti, auch nicht von ihrer besten und lichtvollsten Seite stammen, sondern die ihrem Wesen nach Göttlich sind.

Zuerst jedoch bedarf man der Ruhe, des Friedens, der Befreiung. Zu versuchen, die dynamische Seite zu früh herabzubringen, ist nicht ratsam, denn dies würde ein Herabkommen in eine unruhige und ungeläuterte Natur sein, die unfähig wäre, dies zu verarbeiten, was ernste Störungen zur Folge haben könnte.

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Was ich mit Prakriti oder Natur meine, ist die äußere oder ausführende Seite der Shakti oder Bewusstseins-Kraft, welche die Welten bewegt. Diese äußere Seite scheint mechanisch zu sein, ein Spiel der Kräfte, gunas usw. Dahinter steht das lebendige Bewusstsein und die Kraft des Göttlichen, die göttliche Shakti. Die Prakriti als solche ist in eine niedere und höhere geteilt, die niedere ist die Prakriti der Unwissenheit, die Prakriti des Mentals, Lebens und der Materie, in ihrem Bewusstsein vom Göttlichen getrennt; die höhere ist die Göttliche Prakriti des Sachchidananda mit ihrer manifestierenden Kraft des Supramentals, immer des Göttlichen bewusst und frei von der Unwissenheit und ihren Folgen. Der Mensch, solange er sich in der Unwissenheit befindet, ist der niederen Prakriti unterworfen doch mit Hilfe der spirituellen Evolution wird er sich der höheren Natur bewusst und versucht, mit ihr in Berührung zu kommen. Er kann in sie aufsteigen, und sie kann in ihn herabkommen – und ein derartiges Aufsteigen und Herabkommen vermag die niedere Natur von Mental, Leben und Materie umzuwandeln.

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