Handbuch der podologischen Behandlungsmethoden

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1.1.5 Schichtweises Aufsplittern (Onychoschisis)

Erklärung: Das schichtweise Aufsplittern des Nagels vom freien Nagelrand und parallel zur Nageloberfläche (Abb. 1.27) kann mehrere Ursachen haben. Zur Auflösung der Zementsubstanz zwischen den Zellschichten führt meist eine gesteigerte Austrocknung. Das geschieht z. B. bei wiederholter reichlicher Wasseraufnahme und Abdunstung oder nach Einwirkungen von Lösungsmitteln (z. B. Nagellackentferner). Das Aufsplittern (Abb. 1.28) kann auch durch unsachgemäße Maniküre oder durch die Einwirkung starker Druckkräfte passieren. Von der Onychoschisis sind meistens die Fingernägel betroffen. Ist sie auch an den Fußnägeln vorhanden, liegen, außer den bereits genannten Ursachen, meistens eine Erkrankungen des Nagelbetts (z. B. bei Ekzemen, Psoriasis), arterielle und/oder venöse Durchblutungsstörungen – meist bei einem Altersnagel (Abb. 1.29) –, Grunderkrankungen mit Stoffwechselstörungen oder ein Mangel an Mineralstoffen vor.

Behandlung: Abklärung der Druckverhältnisse am Fuß. Eventuell stoßen Krallenzehen immer wieder beim Abrollvorgang auf die Nagelkante. Auch Zehen mit Überlänge stoßen an die Schuhspitze. Die Nägel kurz schneiden, da jeder Druck auf die freie Nagelkante wieder zur Aufsplitterung führen kann. Mit einem besonders feinkörnigen Fräser oder einer Glasfeile wird der freie Nagelrand nachgeschliffen. Der Patient sollte eine häufige Durchfeuchtung der Nägel vermeiden und sie abends mit einem Nagelöl behandeln.

Versorgung: Druckentlastungsmöglichkeiten sollten geprüft werden. Nach dem Kürzen und Feilen wird der Nagel mit Nagelöl eingerieben. Eine Zufuhr von cystinhaltigen Medikamenten, Biotin oder Gelatine kann die verminderte Quellfähigkeit der Nagelzellen steigern.

Anmerkung: Der Arzt kann einen Nährstoffmangel feststellen und dementsprechende Medikamente verordnen. Bei Grunderkrankungen kann die Aufsplitterung mit den genannten Maßnahmen nicht verhindert werden. Zum Ausgleichen des Nagelverlusts (Abb. 1.30) und zur Stärkung des Nagels eignet sich die in Kapitel 1.2 beschriebene Nagelprothetik. Für den Schutz und die Entlastung der Nägel stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung (siehe Kapitel 5 Reibungsschutz und Druckentlastung sowie Kapitel 6 Orthosen).


1.31 Onychorrhexis


1.32 Onychorrhexis


1.33 Onychorrhexis beim Altersnagel


1.34 Onychorrhexis nach Behandlung


1.35 Onychorrhexis


1.36 Onychorrhexis nach Behandlung

1.1.6 Aufsplitterung in Längsrichtung (Onychorrhexis)

Erklärung: Infolge einer massiven Hohlkehlenbildung (Abb. 1.31, 1.32, 1.33 und 1.35) splittern die stark brüchigen Nägel in länglicher Richtung des Nagels auf. Die Ursachen können traumatische Schädigungen, vorangegangene Nagelextraktion, zu häufiges Waschen oder Einwirkungen von alkalischen (Seifenlaugen) und/oder fettlösenden (Nagellackentferner) Substanzen sein. Oft tritt Onychorrhexis bei arteriellen und/oder venösen Durchblutungsstörung wie bei dem senilen Altersnagel auf oder ist eine Begleiterscheinung der Gichterkrankung. Selten liegt die Ursache in einer Schilddrüsenerkrankung oder in einem Mangel von Vitamin B.

Behandlung: Nach der Kürzung des Nagels wird der freie Nagelrand vorsichtig beschliffen. Dazu eignen sich besonders ein feinkörniger Fräser oder eine Glasnagelfeile. Die Nageloberfläche wird ebenfalls mit einem feinkörnigen Fräser geglättet (Abb. 1.34 und 1.36).

Versorgung: In die trockene Nagelplatte wird Nagelöl oder -creme einmassiert, um den Feuchtigkeitsgehalt des Nagels zu verbessern. Der Patient sollte seine Nägel damit auch regelmäßig zu Hause behandeln.

Eine Verschönerung der Nagelplatte kann mit einer Nagelprothetik erreicht werden.

Anmerkung: Siehe Kapitel 1.2 Möglichkeiten der Nagelprothetik.


1.37 Onychauxis


1.38 Onychauxis nach Behandlung


1.39 Onychauxis von oben


1.40 Onychauxis nach Behandlung


1.41 Onychauxis 2. Zehe


1.42 Onychauxis nach Behandlung

1.1.7 Verdickte Nagelplatte (Onychauxis)

Erklärung: Eine verdickte Nagelplatte (Abb. 1.37) zeigt sich meist in Verbindung mit einer erhöhten Hornhautbildung (Hyperkeratosen). Bei jüngeren Patienten können traumatische Bedingungen die Ursache sein. Bei älteren Patienten liegt meist eine verminderte Blutzirkulation oder eine Störung der nervalen Versorgung vor. Häufig wird durch den Schuh der verdickte Nagel so stark auf das Nagelbett gedrückt, dass es zur Erweichung der unteren Nagelsubstanz und/oder zu Splittereinblutungen in den Nagel kommt.

Behandlung: Dicke Nagelplatten haben durch ihre vielen übereinanderliegenden Nagelzellschichten oft eine trübe, milchige Verfärbung (Abb. 1.39) ohne sichtbaren Nagelhalbmond (Lunula). Die dicke Nagelsubstanz kann erst mit einem groben Fräser abgetragen und dann mit einem feinkörnigen Fräser glatt gefräst werden (Abb. 1.38). Bei kleineren Nägeln (Abb. 1.41) empfiehlt es sich, nur feinkörnige Fräser einzusetzen, damit der Nagelwall ringsum nicht verletzt wird. Die untere Nagelplatte kann durch den lang anhaltenden Druck und dem feucht-warmen Milieu am Fuß erweicht sein (Abb. 1.40) und ist dadurch besonders anfällig für eine Infektion mit Nagelpilz (Onychomykose). Gleichzeitig können ebenfalls durch den Druck erzeugte Splittereinblutungen im Nagel sichtbar werden (Abb. 1.42).

Versorgung: Nach dem Beschleifen sollten die Nägel mit antimykotischen Lösungen, die schnell abtrocknen, behandelt werden. Antimykotische Salben eignen sich zu dieser Zeit nicht, wegen der schon bereits bestehenden Erweichung des Nagels. Ist die Erweichung zurückgegangen, kann dem Patienten ein desinfizierendes Nagelöl empfohlen werden, um seine sich wieder verdickende Nagelplatte vor Trockenheit, Unelastizität und Infektionen zu schützen. Dazu eignen sich z. B. Peclavus AntiMYX, Lütticke Mykored, Allpresan Nageltinktur 7, GEHWOL med. Nagel- und Hautschutzöl, Batrafen-, Bifon- oder Lamisil-Creme und ähnliche Produkte.

Anmerkung: Das verdickende Wachstum des Nagels kann mit Medikamenten nicht verhindert werden. Eine operative Entfernung des Nagels und eine anschließende Verödung des Nagelbetts kommen sicher nur in Extremfällen in Frage.


1.43 Onychogryposis quer zur Zehenachse


1.44 Onychogryposis quergekrümmt


1.45 Onychogryposis mit Onycholyse


1.46 Onychogryposis stark gekürzt


1.47 Onychogryposis mykotisch


1.48 Onychogryposis nach Abtrag der Mykose

1.1.8 Verdickter und verkrümmter Nagel (Onychogryposis)

Erklärung: Onychogryposen können bei Kindern erblich bedingt auftreten, bilden sich aber meistens im höheren Lebensalter durch arterielle und venöse Durchblutungsstörungen aus. Die Nägel wachsen langsamer, verdicken, wachsen quer zur Zehenachse (Abb. 1.43) und werden bei mangelnder Fußpflege krallenförmig. Die Nagelplatte erscheint zwar durchsichtig, ist aber oft gelblich-grau-braun verfärbt und quergekrümmt (Abb. 1.44). Gleichzeitig bilden sich auf der Nageloberfläche Wülste und Querrillen aus aufgeworfener Hornsubstanz. Durch gleichzeitige Ablösung des Nagels vom Nagelbett (Onycholyse) entsteht eine vermehrte Hornhautbildung auf dem frei gewordenen Nagelbett (Abb. 1.45). Wegen der Schwierigkeit, diese verdickten und schräg wachsenden Nägel zu schneiden, lassen viele Patienten sie einfach wachsen. Durch den Druck im Schuh und der Nachbarzehen kommt es zu weiterer Verformung und Verdrehung des immer länger werdenden Nagels. Das führt wiederum zu Druckschäden am Fuß und an den Nachbarzehen.

 

Behandlung: Der verdickte Nagel kann erst dünner gefräst werden, bevor mit einer Nagelzange der freie Nagelrand gekürzt wird (Abb. 1.46). Bei überlangen und verformten Nägeln kann der Nagel nicht dünn gefräst werden und das Kürzen mit der Nagelzange verursacht meist Schmerzen. In solch einer Situation muss erst festgestellt werden, wie weit die Papillen des Nagelbetts unter dem freien Nagelrand reichen. Bis zu ihnen kann dann mit einem kleinen Rosenfräser eine Schneise in die Nageloberfläche gefräst werden, um dann mit der Nagelzange innerhalb der Schneise die Nägel zu kürzen. Die festsitzenden Verhornungen im freiliegenden Nagelbett müssen erst geweicht werden, bevor man sie schmerzlos abtragen kann. Dazu eignen sich handelsübliche hornhautweichende Lösungen der Fußpflegeprodukthersteller oder eine 30%ige Lösung Seifenlauge (siehe Kapitel 7 Medizinische Präparate). Bei dem zusätzlichen Beträufeln der zu erweichenden Verhornungsstellen mit einer 3%igen Wasserstoffperoxidlösung bekommen die Verhornungen einen weißlichen Ton. Gut sichtbar können sie nun von einem gesunden Nagelbett unterschieden und schmerzfrei entfernt werden. Gleichzeitig desinfiziert die 3%ige Wasserstoffperoxidlösung leicht das zu bearbeitende Hautareal.

Versorgung: Wegen des stark verlangsamten Wachstums besteht immer eine Gefahr der Infektion mit einem Nagelpilz (Abb. 1.47). Darum sollte der Nagel vorbeugend mit pilzhemmenden Mitteln (Antimykotika), z. B. Peclavus AntiMYX, Lütticke Mykored, Allpresan Nageltinktur 7, GEHWOL med. Nagel- und Hautschutzöl, Batrafen-, Bifon- oder Lamisil-Creme oder ähnlichen Produkten behandelt werden.

Der abgelöste, aber noch über dem Nagelbett liegende Nagel kann mit einem zugeschnittenen kleinen Teilchen aus Smig (ein Gebisskissen der Firma Schäfer Pharma GmbH), das mit Aceton angelöst und damit erweicht wird, in den Nagelfalz eingebracht werden, um ihn zu schützen, oder mit Silikoneinlagen, um eine physiologische Einheit zwischen Nagel und Nagelbett zu erreichen, unterfüttert werden.

Anmerkung: Zur Unterfütterung des abgelösten Nagels mit Smig oder Silikon siehe Kapitel 5 Reibungsschutz und Druckentlastung.

Für ein kosmetisch befriedigendes Ergebnis bleibt nach dem In-Form-Schleifen des Nagels (Abb. 1.48), meist nur die nagelprothetische Ergänzung. Siehe Kapitel 1.2 Möglichkeiten der Nagelprothetik.


1.49 Onychomykose


1.50 Onychomykose am Fingernagel


1.51 Onychomykose nach Abfräsen


1.52 Onychomykose nach Tabletteneinnahme sechs Monate später


1.53 Onychomykose nach Tabletteneinnahme sechs Monate später


1.54 Onychomykose, zerstörter und verdickter Nagel


1.55 Onychomykose, zerstörte Nagelplatte


1.56 Onychomykose, Nagelplatte nach Abfräsen

1.1.9 Nagelpilz
1.1.9.1 Onychomykosen – allgemeine Erklärung

Erklärung: Die Behandlung von Onychomykosen ist langwierig, weil äußerliche und innerliche Faktoren maßgebend sein können, und sie ist auch nicht immer erfolgreich. Anfänglich kann sich der Nagelpilz unter der meist intakten oberen Nagelschicht in feuchtwarmen Spalten gut entwickeln (Abb. 1.49). Durch seine Ausbreitung wird die Nagelplatte immer mehr zerstört. Fußnägel sind häufiger betroffen als Fingernägel (Abb. 1.50). Kinder sind fast nie betroffen, dafür Männer häufiger als Frauen. Ältere Menschen haben generell ein erhöhtes Risiko an Nagelpilz zu erkranken. In der Regel bereitet der Nagelpilz keinen Schmerzen (außer bei pilztypischer verdickter Nagelplatte). Dadurch sehen einige Patienten den Nagelpilz nicht als behandlungswürdig an. Für eine andere Gruppe von Patienten ist die verfärbte und/oder verdickte (Abb. 1.54) und/oder zerstörte (Abb. 1.55) Nagelplatte ein ästhetisches Problem und sie schämen sich, ihre befallenen Zehennägel zu zeigen. Doch die frühzeitige Abklärung durch den Arzt und eine darauffolgende Therapie erhöhen die Heilungschancen. Der Arzt kann eine genaue Diagnose durch einen kulturellen Pilznachweis stellen und dann über eine spezifische Therapiemethode entscheiden. Entweder ist eine lokale Anwendung mit Lösungen, Salben oder medizinischen Nagellacken ausreichend oder eine systemische Therapie in Form von Tabletteneinnahmen wird notwendig. Chirurgische Nagelextraktionen werden heute als Therapieform abgelehnt, da die Gefahr der Verletzung des Nagelbetts und einer bleibenden Nagelwachstumsstörung besteht.

Eine Pilzinfektion der Nägel findet meist durch Dermatophyten statt. Die so verursachten Formen von Nagelpilzerkrankungen werden Tinea unguium genannt. Die häufigste Unterart der Dermaphytose ist der Fußpilz (Tinea pedis), der hauptsächlich in den Zehenzwischenräumen anzutreffen ist. Seltener entsteht der Nagelpilz durch Hefepilze (Candida albicans) und Schimmelpilze (Scopulariopsis- und Aspergillus-Arten).

Die Entwicklung eines Nagelpilzes wird begünstigt durch das Tragen von Gummischuhen oder zu engen Schuhen, Nageltraumen sowie Pediküreverletzungen, Onycholysen (Nagelablösungen), Hyperhidrose (übermäßige Schweißabsonderungen), Durchblutungsstörungen, Neuropathien (Nervenschädigungen), Stoffwechselstörungen wie z. B. Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und erhöhte Medikamenteneinnahme von Kortison und Antibiotika.

Behandlung: Zuerst müssen alle mykotisch befallenen Stellen des Nagels herausgefräst oder -geschnitten werden. Sie zeigen sich als verfärbte, verdickte, teilweise zersetzte und brüchige Nagelteile und setzen bei ihrer Bearbeitung einen unangenehmen Geruch frei. Es geht dabei nicht nur um eine Druckentlastung des Nagelbetts von verdickten Nägeln oder eine optische Verbesserung. Die erkrankten Nagelteile müssen entfernt werden, damit die einzusetzenden Medikamente am Infektionsherd besser einwirken können und die befallene Nagelsubstanz nicht selbst wieder zur Infektionsquelle wird. Auch bei verordneter Medikamenteneinnahme sollten die erkrankten Nagelteile entfernt werden, um die Erfolgsaussichten deutlich zu erhöhen (Abb. 1.51 und 1.56).

Versorgung: Restliche Nagelauflösung mit einer Harnstoff- und Bifonazol enthaltenden Salbe, z. B. Myospor-Nagelset und anschließende weitere Lokalbebehandlung mit den Wirksubstanzen Ciclopirox in Nagel-Batrafen oder Amorolfin in Loceryl-Nagellack.

Weiterhin können auch Medikamente (z. B. mit den Wirkstoffen Itraconazol oder Terbinafin) vom Arzt verschrieben werden, die verhältnismäßig schnell bei den Patienten zur Abheilung ihrer Nagelinfektion führen (Abb. 1.52).

Anmerkung: Strümpfe und Handtücher müssen bei 60 °C gewaschen werden, um Pilzsporen abzutöten.


1.57 Distale subunguale Onychomykose


1.58 Proximale subunguale Onychomykose


1.59 Übereinanderliegende Zehen


1.60 Weiße, oberflächliche Onychomykose


1.61 Onychomykose nach dem Abfräsen


1.62 Verschiedene Onychomykosearten


1.63 Verschiedene Onychomykosearten


1.64 Dystrophische Onychomykose

1.1.9.2 Onychomykosen durch Dermatophyten und Schimmelpilze

Erklärung: Am häufigsten tritt die Onychomykose durch Dermatophyten als distale subunguale Onychomykose (Abb. 1.57) auf. Das heißt, die Dermatophyten infizieren den Nagel unter dem vorderen freien seitlichen Rand, weil dort die Feuchtigkeit im Nagelwallgebiet am größten ist. Die Pilzinfektion breitet sich erst im Verlauf entgegen der Wachstumsrichtung im Nagelbett sowie den unteren und mittleren Nagelschichten aus. Danach auch in quer verlaufender (transversaler) Richtung. Der Erreger führt zu einer gelblichen Verfärbung und löst die Verhaftung von Nagelplatte und Nagelbett. Zunehmend zerbröckelt der Nagel und es kommt schließlich zur vollständigen Zerstörung des Nagelorgans. Typisch sind ganz unterschiedliche Erscheinungsbilder beim Befall mehrerer Nägel eines Patienten. Sie stellen die zeitlich unterschiedlichen Phasen der Pilzinfektion dar, weil die Nägel nicht gleichzeitig infiziert wurden.

Seltener infizieren die Dermatophyten bei der proximalen subungualen Onychomykose (Abb. 1.58) von der Nagelmatrix aus. Die Infektion kann von einer kleinen Verletzung des Nagelhäutchens (Cuticula) ausgehen. Oft bildet sich bei übereinanderliegenden Zehen (Abb. 1.59) eine weiße, oberflächliche Onychomykose (Abb. 1.60). Der Pilz infiziert zunächst nur die oberen Schichten der Nagelplatte und lässt sich in diesem Stadium noch leicht abfräsen (Abb. 1.61). Häufig sind auf den Nägeln verschiedene Onychomykosen zu finden (Abb. 1.62 und 1.63). Die dystrophische Onychomykose (Abb. 1.64) ist gekennzeichnet von einer farbveränderten und zerstörten Nagelplatte..

Onychomykosen durch Schimmel- und Hefepilze sind ohne Kulturnachweis nicht von dermatophytenbedingten Onychomykosen zu unterscheiden. Darum müssen sie immer von einem Hautarzt abgeklärt werden, damit die passende Therapie festgelegt werden kann. Mischinfektionen von Schimmel- und Hefepilzen sind möglich.

Behandlung: Vor der Behandlung alle Nägel desinfizieren (z. B. mit Kodan-Hautdesinfektion)! Dann werden die verdickten Nägel zur Druckentlastung des Nagelbetts mit einem groben Fräser flacher gefräst. Anschließend werden alle kleineren mykotischen Nagelteile mit einem Rosen- oder Turbinenfräser herausgefräst oder lose Teile mit einer feinen Nagelzange herausgeschnitten. Die mykotischen Nagelteile sind verfärbt, verdickt, teilweise zersetzt und brüchig. Kennzeichnend ist der unangenehme Geruch, der beim Abfräsen der Nägel entsteht.

 

Nicht alle erkrankte Nagelteile lassen sich schmerzlos und ohne Verletzung aus dem unebenen Nagelbett entfernen. Um sie trotzdem abzulösen, kann man für ein bis drei Tage einen luftdichten Verband (Okklusivverband) mit einer pilzabtötenden (fungiziden/antimykotischen) Salbe oder hochprozentigen Harnstoffsalbe anlegen. Eventuell muss der Okklusivverband mehrmals wiederholt werden. Danach können die verbliebenen mykotischen Nagelreste leichter entfernen werden.

Versorgung: Mit fungiziden, antimykotischen Tinkturen oder Salben die Nägel einreiben, z. B. Peclavus AntiMYX, Lütticke Mykored, Allpresan Nageltinktur 7, GEHWOL med. Nagel- und Hautschutzöl, Batrafen-, Bifon- oder Lamisil-Creme, um nur einige Produkte zu nennen. Der Patient sollte die Desinfektion regelmäßig zu Hause weiterführen.

Ist ein Okklusivverband nötig, eignet sich das fertige Präparat CANESTEN Extra Nagelset. Der Okklusivverband sollte alle 24 Stunden erneuert werden.

Anmerkung: Wichtig ist, dass anschließend der Patient selbst zur täglichen Desinfektion mit antimykotischen Tinkturen, Salben oder Cremes seine befallenen Nägel weiterbehandelt.


1.65 Chronischer Nagelumlauf, Paronychie


1.66 Onychomykose mit Candida-Entzündung


1.67 Onychomykose, verheilt mit Querkerben


1.68 Onychomykose mit grünlich-braunen Verfärbungen

1.1.9.3 Onychomykosen durch Hefepilze

Erklärung: Onychomykosen durch Hefen werden begünstigt bei Arbeiten im feuchten Milieu, Durchblutungsstörungen und bei einem chronischen Nagelumlauf, der Paronychie (Abb. 1.65). Sie kommen häufiger an den Fingernägeln als an den Fußnägeln vor. Dabei können Relief- und Farbveränderungen am Nagel auftreten. Die Candida-Paronychie beginnt akut mit starker Schwellung, Rötung und Druckempfindlichkeit der Nagelmatrix. Im chronischen Stadium zeigt sich eine mehr oder weniger ausgeprägte Schwellung der Nagelwälle mit blau-roter, unscharf verfließender Verfärbung der Haut und meist seitlich im Nagelwall liegende schwarz-bräunliche Verfärbungen (Abb. 1.66) durch Hefepilze. Typisch ist der Verlust des hornigen Nagelhäutchens (Kutikula). Durch die langanhaltende Pilzinfektion haben sich als Folge der entzündlichen Veränderungen im Bereich der Nagelmatrix Querkerben in der Nagelplatte entwickelt, oft in großer Zahl und ungefähr parallel angeordnet (Abb. 1.67). Meist sind sie oberflächlich und reichen nicht über die ganze Breite des Nagels. Sehr charakteristisch bei gemischten Pilzinfektionen zeigen sich Hefepilze mit ihren tief liegenden grünlich-braunen Verfärbungen (meistens in den seitlichen Nagelanteilen) durch die mikrobiellen Farbstoffe in der Nagelplatte (Abb. 1.68).

Bei Säuglingen und Kindern mit Immundefekten und gestörter Infektabwehr kann bei einer Candida-Infektion die Paronychie an verschiedenen Finger- und Fußnägeln mit krallenartiger Verdickung der Nagelplatten auftreten. Die seitlichen Nagelränder können schwarz-grünlich erscheinen, als ein Zeichen der Pilzinfektion mit Candida albicans. Die Hornmassen sind dabei weich und brüchig, während die Nageloberfläche aufgeraut ist.

Behandlung: Die Querkerben auf der Nagelplatte können mit einem feinkörnigen Fräser geglättet werden. Bei einer Pilzinfektion (Mykose) müssen die mykotischen Nagelteile an den Nagelwällen vorsichtig herausgefräst werden. Dazu eignen sich Fissuren- oder schmale Turbinenfräser. Ist das Entfernen der verfärbten Nagelteile durch den entzündlichen Nagelwall nicht vollständig möglich, darf kein Okklusivverband wie bei der Behandlung von Dermatophyten (siehe Kapitel 1.1.9.2) angelegt werden! Durch das Einweichen der Nagelwallhaut breitet sich die Entzündung noch tiefer im Gewebe aus.

Versorgung: Den Nagelwall so weit wie möglich dünn mit bakteriziden Salben wie Betaisodona-, Braunovidon- und Ichtholan-Salben und/oder mit pilzabtötenden Salben austamponieren, z. B. mit PeclavusAntiMYX, Lütticke Mykored, Allpresan Nageltinktur 7, GEHWOL med. Nagel- und Hautschutzöl, Batrafen-, Bifon- oder Lamisil-Creme, um nur einige Produkte zu nennen.

Den Patienten ermutigen, dies auch zu Hause, nach dem letzten Waschen, zu tun. Nagelplatte mit den vom Arzt verschriebenen pilzabtötenden (fungiziden/antimykotischen) Tinkturen oder Nagellacken weiter vom Patienten behandeln lassen.

Anmerkung: Onychomykosen immer vom Hautarzt abklären lassen, damit die richtige Therapie, wie z. B. Tabletten, Salben oder medizinische Nagellacke, angewendet werden kann.


1.69 Psoriatische Nägel


1.70 Psoriatischer Nagel mit zerstörtem Nagelmond


1.71 Psoriatische, bröcklige Nägel mit Querrillen


1.72 Psoriatischer Ölfleck


1.73 Psoriatischer Nagel, pustulöse Form


1.74 Psoriatische Nägel mit gesundem Nachwuchs