Handbuch der podologischen Behandlungsmethoden

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1.1.10 Schuppenflechte (Psoriasis)

Erklärung: Bei der Psoriasis sind häufig die Nägel mit betroffen oder sie kann auch nur an den Nägeln als Symptom auftreten (Abb. 1.69). Durch die Abstoßung von verhornten Zellmaterialien infolge des psoriatischen Befalls der Matrixregion bilden sich Grübchen/Tüpfel. Diese befinden sich immer in der Mehrzahl und meist regellos verstreut an einem Nagel, mehreren oder allen Nägeln. Selten stellen sie eine regelmäßige Anordnung in Querreihen dar. Die Nageloberfläche bei Psoriasisbefall kann matt, rau, getüpfelt und von kleinsten, fest haftenden, weißlich-grauen Schuppen staubartig bedeckt sein. Psoriatische Veränderungen des Nagels können auch dazu führen, dass der Nagelmond (Lunula) nicht mehr sichtbar oder zerstört ist und der Nagel stellenweise verdünnt und löffelartig verformt erscheint (Abb. 1.70).

Befinden sich die Fehlverhornungen von Zellkomplexen in mittleren Schichten der Nagelplatte, so kann es infolge veränderter Lichtbrechung zu einer fleckigen Weißfärbung kommen. Ist die Matrix von Psoriasis befallen, führt das zum Wachstum bröckelnder, zerstörter (dystrophischer) Nägel, die durch ihre phasenweise Störung der Nagelproduktion querlaufende Rillen bilden (Abb. 1.71).

Psoriatische Bläschen (Papeln) im Nagelbett können als unscharf begrenzte helle/rötliche Flecke, auch Ölflecke genannt (Abb. 1.72), durch den Nagel schimmern. Sie führen zu einer Trennung des Nagels von der Nagelplatte und wachsen bei leichten Fällen wieder heraus. Häufige Formen der Nagelbettpsoriasis sind Ablösungen (Onycholysen) vom freien Rand her. Es entsteht meist ein gelblicher Saum zwischen gelöstem Nagel und normalem Nagelbett.

Bei einem massiven Psoriasisbefall des Nagelbetts kann auch die gesamte Nagelplatte abgestoßen werden. Auf dem Nagelbett bildet sich dann ein schuppendes Hornmaterial.

Ist das Keratin des Hyponychiums – Übergang des Hautepithels des Nagelbetts zum Hautepithel des freien Nagelrands – vom psoriatischen Prozess betroffen, kommt es zu einer gesteigerten Hornbildung unter der Nagelplatte am Nagelrand. Es zeigt sich dann ein bröckelig-verdickter Nagel, der die Abhebung von der Nagelplatte zur Folge haben kann.

Die pustulösen Psoriasisformen unter der Nagelplatte führen zur Zerstörung des Nagels (Abb. 1.73).

Selbst bei ausgeprägter Nagelpsoriasis kann es zur Spontanabheilung kommen. Dann wachsen normal gestaltete Nagelplatten nach (Abb. 1.74). Leider kann es jederzeit wieder zu Rezidiven kommen. Eine zuverlässige, wirksame Therapie ist noch nicht bekannt, aber alle lokalen und systemischen Behandlungsmethoden, die auch bei der Psoriasis der Haut wirksam sind.

Behandlung: Kürzen der Nägel und leichtes Abfräsen der eventuell überstehenden Seitenränder in Höhe des seitlichen Nagelwalls und Glätten der Nagelplatte.

Versorgung: Nagelöl kann in die trockenen und rissigen Nägel einmassiert werden. Für kurzzeitige Verbesserung (Urlaub, Feierlichkeiten) kann eine Nagelprothetik angefertigt werden. Leider wird sie meistens nach kurzer Zeit wieder abgestoßen. Patienten können versuchen, mit Rillenfüller (Handel) die Oberfläche zu glätten und darüber Nagellack aufzutragen.

Anmerkung: Abklärung durch den Arzt, mit welchen lokalen oder systemischen Behandlungsmethoden (z. B. mit oralem Methotrexat) die Nägel verbessert werden können.


1.75 Koilonychie des 2. und 3. Nagels


1.76 Koilonychie des 3.Nagels


1.77 Koilonychie des 5. Nagels

1.1.11 Löffelnagelbildung (Koilonychie)

Erklärung: Die Koilonychie ist eine Vertiefung in der Nagelplatte (Abb. 1.75). Bei Kleinkindern ist das oft eine normale und vorübergehende konkave Verbildung der Nagelplatte. Durch Vererbung, Ernährungsstörungen und Mangel an Eisen, Vitamin B2 oder Vitamin C kann die Koilonychie auch bei Erwachsenen auftreten. Häufiger sind die Fußnägel, seltener die Fingernägel betroffen.

Ein unsachgemäßes Aufsetzen bzw. ein zu starker Zug von Nagelkorrektur-(Orthonyxie-)Spangen kann ebenfalls zu dieser Verformung führen. Sie entsteht meist nach einer vorangegangen Nagelwallentzündung (Paronychie). Nach Abklingen der Entzündung und Zurücknahme der zu starken Aktivierung der Spangenschenkel kann sich der Nagel wieder normalisieren.

Behandlung: Kürzen der Nägel, eventuelles Glattfräsen der Nageloberfläche und leichtes Abfräsen mit einem feinkörnigen Fräser der überstehenden Seitenränder in Höhe des seitlichen Nagelwalls.

Versorgung: Bei trockenen und rissigen Nägeln (Abb. 1.76 und 1.77) empfiehlt sich, Nagelöl oder -creme in die Nagelplatte einzumassieren. Der Patient sollte dazu ermuntert werden, das Nagelöl regelmäßig bei der häuslichen Pflege anzuwenden. Dazu eignen sich Nagelöle, die gleichzeitig einen Nagelpilzschutz (antimykotisch) enthalten, wie z. B. Peclavus AntiMYX, Lütticke Mykored, Allpresan Nageltinktur 7, GEHWOL med. Nagel- und Hautschutzöl, Batrafen-, Bifon- oder Lamisil-Creme und ähnliche Produkte.

Anmerkung: Abklärung durch den Arzt, ob Mangelzustände von Mineralien oder Vitaminen vorliegen.


1.78 Unguis convolutus, Seitenfaltung durch Schuh


1.79 Unguis convolutus, Seitenfaltung durch Nachbarzeh


1.80 Unguis convolutus mit starker Verhornung


1.81 Unguis convolutus, Tütenform


1.82 Unguis convolutus beidseitig


1.83 Einlegen der keratolytischen Salbe in den Nagelfalz


1.84 Auflegen eines Vliesstreifens


1.85 Dachziegelartige Verklebung des Rollenpflasters

1.1.12 Der eingerollte Nagel (Unguis convolutus)

Erklärung: Convolutus heißt wörtlich zusammengerollt. Der Nagel wird durch einen ständigen, seitlichen Druck verkrümmt. Meistens ist es ein zu enger Schuh (Abb. 1.78), der auf den Nagel eine verformende Wirkung hat. Aber auch Fehlstellungen der Zehen (Abb. 1.79), z. B. bei Rheumatikern, führen zur Verformung der Nagelplatte. Ein oder beide seitliche Nagelränder werden tief in den Nagelfalz gedrückt. Die häufigste Komplikation ist der eingewachsene Nagel (Unguis incarnatus – Nagel im Fleisch). Beim Unguis convolutus entstehen meist schmerzhafte Verhornungen im Nagelfalz (Abb. 1.80). Um diesen Nagelfalzdruck zu lindern, wird der Nagel oft seitlich zu weit herausgeschnitten. Kleine Ecken am seitlichen Rand des geschnittenen Nagels wachsen mit dem Nagel zum freien Nagelrand heraus und bohren sich in den Nagelfalz, der sich dadurch entzündet. Für das Einrollen des Nagels werden auch Stoffwechselstörungen vermutet (Abb. 1.81 und 1.82). Selbst ein sachgemäßes Ausschneiden der seitlichen Nagelränder bringt auf die Dauer keine Linderung. Im Gegenteil: Der Körper schließt jede Lücke! Der abgeschnittene oder ausgefräste seitliche Nagelrand wird vom Nagelfalz eingeschlossen und verkleinert das Nagelbett. Der nachfolgend wachsende Nagel rollt sich durch das kleinere Nagelbett noch weiter ein und die Beschwerden im Nagelfalzbereich treten immer häufiger auf.

Behandlung: Nach dem Kürzen des Nagels wird die Nagelfalzverhornung zur leichteren Entfernung geweicht. Das wird erreicht mit einem handelsüblichen Hornhautweicher und einer anschließenden Beträufelung mit der 3%-Wasserstoffperoxidlösung, die gleichzeitig die Verhornung weißlich und aufgequollen darstellt und den Nagelfalz desinfiziert. Mit dem Nagelmesser können die losen Hornhautteilchen zum freien Nagelrand herausgeschoben werden und mit einer spitzen Hautzange können die noch leicht festsitzenden Verhornung herausgezogen werden. Tiefer liegende Hornhautreste können mit der Eckenfeile oder auch mit einem feinkörnigen Fissurenfräser (Vorsicht! Verletzungsgefahr!) oder besser mit einem ONYCLEAN (Hartmetallfräser mit abgerundeten Ecken) entfernt werden. Hornhautablösenden Salben (Wirkstoffe mit Salicylsäure und Milchsäure, wie z. B. Hornhaut-Entferner Salbe Balea, SALICYLVASELIN 10% Bombastus) helfen besonders bei tiefliegenden Verhornungen im Nagelfalz (Abb. 1.83). Die Salben erhöhen ihre Wirkung unter einem luftdicht abgeschlossen (Okklusiv-)Verband. Um den Verband wieder schmerzfrei vom Nagel zu lösen, schützt eine Vliesauflage den Nagel (Abb. 1.84). Ein Rollenpflaster wird dachziegelartig über die Zehenkuppe gelegt (Abb. 1.85). Nach mehreren Tagen, je nach Hautbeschaffenheit, kann die Verhornung schmerzfrei entfernt werden.

 

Versorgung: Dort wo die Verhornungen aus dem Nagelfalz herausgelöst wurden, muss immer eine abschließende Desinfektion erfolgen. Kleinste und unscheinbare Verletzungen beim Herausziehen der Verhornung können sich wegen des geringen pH-Werts der Fußhaut sehr schnell entzünden. Es bieten sich Desinfektionssalben wie z. B. Betaisodona/Braunovidon an, die mit einer kleinen Vlieseinlage in den seitlichen Nagelrand hineingelegt werden. Die Einlage polstert den empfindlichen Nagelfalz gegen den seitlichen Nagelrand ab und hebt ihn gleichzeitig leicht an. Dauerhafte Einlagen sind mit Smig zu erreichen. Smig-Einlagen können aber nur eingesetzt werden, wenn keine Verletzung im Nagelfalz stattgefunden hat. Für die dauerhafte Entlastung des Nagelfalzes kann in den meisten Fällen nur eine Nagelkorrektur-(Orthonyxie-)Spange die Verformung des Nagels beheben, wenn gleichzeitig auch die Ursachen des Drucks auf den Nagel verhindert werden.

Anmerkung: Siehe Kapitel 1.3 Spangentechnik, Kapitel 4 Verbandsmaterialien, Kapitel 5 Anfertigung von Smig-Einlagen unter Reibungsschutz und Druckentlastungsmaterialien und Kapitel 7 Medizinische Präparate.


1.86 Unguis inflexus


1.87 Unguis inflexus, gekürzt mit Druckkante


1.88 Unguis retroflexus


1.89 Unguis retroflexus


1.90 Unguis retroflexus nach Behandlung


1.91 Unguis retroflexus nach Behandlung

1.1.13 Der gewölbte Nagel
Unguis inflexus – nach unten gewölbter Nagel, Unguis retroflexus – nach oben gewölbter Nagel

Erklärung: Nagelveränderungen, bei denen die Nagelplatten nach oben oder nach unten gewölbt sind, werden meist durch ein verlangsamtes Nagelwachstum begünstigt. Gleichzeitig wirken über längere Zeit verformende Kräfte auf den Nagel und das Nagelbett, z. B. bei zu stramm gezogenen Strümpfen über die Zehenkuppen oder bei zu kleinen Schuhen. Auch zu kurz geschnittene Nägel brauchen länger, um wieder über die Zehenkuppe zu wachsen. Durch Druck von vorn auf die Zehenkuppe verkürzt sich über den freien Nagelrand das Nagelbett. Der freie vordere Nagelrand wird nach unten oder nach oben gedrückt und der nachwachsende Nagel folgt dieser Richtung. Wächst der Nagel zu langsam, wie z. B. bei arteriellen oder venösen Durchblutungsstörungen, können sich durch den Druck auch Verhornungen bilden. Diese Verhornungen drücken wiederum auf das empfindliche Nagelbett. Wird der Nagel zu lang, wird beim Unguis inflexus (Abb. 1.86 und 1.87) auch die Nagelbildungsstätte (Nagelmatrix) schmerzhaft gestaucht. Beim Unguis retroflexus (Abb. 1.88 und 1.89) wird der hochgewachsene Nagel vom Schuh auf das Nagelbett gedrückt und verursacht dadurch Schmerzen.

Behandlung: Kürzen bzw. Abschleifen der zu langen Nägel. Ein vorsichtiges Ablösen der Verhornungen im vorderen freien Nagelrand wird erreicht durch das vorherige Einweichen mit einem Hornhautweicher und/oder einer 3%-Wasserstoffperoxidlösung, mit der gleichzeitig eine leichte Desinfizierung der Haut erreicht wird. Als Instrumente eignen sich je nach Verhornungsgrad kleine Skalpellklingen, Hautzangen und feinkörnige Fräser (Abb. 1.90 und 1.91).

Versorgung: Ist eine schmerzhafte Verhornung durch ein zu langsames Wachstum des Nagels im freiliegenden Nagelbett entstanden, kann nach Entfernen der Verhornung eine Nagelprothetik das Nagelbett schützen und den sich vorwölbenden vorderen Nagelwall herunterdrücken. Die Therapie dauert so lange, bis der Nagel über das Nagelbett herausgewachsen ist.

Anmerkung: Siehe Kapitel 1.2 Anfertigen einer Nagelprothetik.


1.92 Pachyonychie an den Nägeln 2 bis 5


1.93 Pachyonychie an den Nägeln 2 bis 5 nach Kürzen


1.94 Pachyonychie am 4. Nagel mit grün-brauner Verfärbung


1.95 Pachyonychie mit Hohlraum nach Ausräumung des gutartigen Eiters


1.96 Pachyonychie an den Nägeln 3 bis 5


1.97 Pachyonychie nach der Behandlung


1.98 Pachyonychie


1.99 Pachyonychie mit Clavus durus

1.1.14 Verdickung des Nagels – Pachyonychie

Erklärung: Bei dieser Erkrankung ist der Nagel nur scheinbar verdickt. Es sind massive und kompakte Hornmassen, die den Nagel mit dem Nagelbett verbinden (subunguale Hyperkeratose). Die Nagelplatte selbst ist dünn und glatt. Durch die Wucherungen der Papillen ist die Nagelplatte stark gekrümmt und meist nach vorn zum freien Nagelrand hin schmaler werdend (konisch). Durch die Aufwölbung des Nagels entsteht ein zusätzlicher Druck auf das Nagelbett, das zu Einblutungen im Nagelbett oder zu einem gutartigen Zellverfall (Eiterung) der gedrückten Papillen führt.

Die Ursache der Entwicklungsstörung des Nagelbetts kann erblich (bei allen Nägeln) oder traumatisch (bei einzelnen Nägeln) sein. Meistens sind die kleinen Zehennägel durch eine Drucktraumatisierung betroffen. Aber auch nach Erfrierungen können sich übermäßig wachsende Papillen unter dem Nagelbett bilden.

Behandlung: Die scheinbar verdickten Nägel (Abb. 1.92) vorsichtig kürzen und die verhornten Papillen im vorderen freien Nagelrand mit Hornhautweicher oder 3%-Wasserstoffperoxid einweichen. Deutlich zeigt sich der eigentliche dünne Nagel über dem erhobenen Nagelbett (Abb. 1.93). Grün-bräunliche Verfärbungen (Abb. 1.94) zeigen nach dem Kürzen einen gutartigen Eiter, der einen Hohlraum gebildet hat (Abb. 1.95). Das frische rötliche Granulationsgewebe muss desinfiziert werden. Abbildung 1.96 zeigt vor der Behandlung und Abbildung 1.97 danach. Hier lag nur eine Verhornung im Hohlraum vor und der Zeh musste nicht extra verpflastert werden.

Abbildung 1.98 zeigt einen stark eingerollten Nagel, der in den seitlichen Nagelwall drückt. Nach dem Kürzen zeigen sich das entstandene Hühnerauge (Clavi) im oberen Nagelwall und die starken Wucherungen des Nagelbetts (Abb. 1.99). Therapeutisch ist diese Störung nicht befriedigend zu beeinflussen. Hier kann der Nagel nur so gefräst werden, dass keine Druckstellen mehr im Nagelfalzbereich entstehen können.

Versorgung: Bei sichtbarem Granulationsgewebe (Abb. 1.95) in den sich immer wieder bildenden Hohlräumen unter der Nagelplatte mit 3%iger Wasserstoffperoxidlösung, Octenisept oder 70%igem Isopropylalkohol desinfizieren bzw. mit einer Betaisodona- oder Braunovidon-Salbe abdecken und mit einem Pflaster schützen, das mindestens zwei Tage auf dem Nagel verbleibt.

Anmerkung: Siehe Kapitel 4 Verbandsmaterialien und Kapitel 7 Medizinische Präparate.


1.100 Pterygium am großen Zeh


1.101 Pterygium am kleinen Zeh


1.102 Onychophosis am großen Zeh


1.103 Onychophosis am großen Zeh

1.1.15 Übermäßiges Wachstum des Nagelhäutchens (Pterygium), Nagelfalzverhornung (Onychophosis)

Erklärung: Als Pterygium wird das übermäßige Vorwachsen des Nagelhäutchens bezeichnet (Abb. 1.100 und 1.101). Das normal entwickelte Nagelhäutchen schützt die Matrix vor dem Eindringen von Keimen. Bei übermäßigem Wachstum haftet es so fest an der Nagelplatte, das sich die Nagelplatte darunter teilen bzw. zurückbilden (atrophieren) kann. Eine starke Pterygiumentwicklung kann bei der Hauterkrankung Lichen ruber planus oder bei der Raynaud-Krankheit entstehen. Eine leichte Ausbildung des überwachsenen Nagelhäutchens wird meistens durch das stetige Abschleifen des Häutchens provoziert.

Onychophosis ist eine großflächige, glasige krankhafte Verhornung des Nagelfalzes (Abb. 1.102 und Abb. 103). Sie kann durch mechanische Verletzungen des Nagelfalzes, durch ständiges Aufweichen durch Salicylsäure-, Harnstoffpräparate oder durch den häufigen Kontakt mit Seifen (Laugen) entstehen. Ebenfalls kann ein feucht-warmes Milieu den ständigen Aufweichprozess des Nagelfalzes fördern, der sich dann bei Abdunsten immer mehr verhärtet. Die Verhornungsstruktur am Nagelwall ist anders als die sich bildende Hornhaut am Fuß (Hyperkeratose/Callositas) oder bei Hühneraugen (Clavi). Die Onychophosis bildet sich schon innerhalb weniger Tage nach dem Abtragen neu aus. Der Nagelwall ist überwiegend verhärtet und kann sich im fortgeschrittenen Stadium röten und anschwellen. Es kann sich eine Schmerzempfindlichkeit entwickeln, die keinen Druck mehr auf die Nagelplatte zulässt.

Behandlung: Die Pterygium-Behandlung besteht darin, das Nagelhäutchen nach Erweichung mit Hornhautweicher oder 3%iger Wasserstoffperoxidlösung mit einem Rosenholzstäbchen oder Ähnlichem zurückzuschieben und die losen überstehenden Hautteile mit einer Hautzange nur soweit zu entfernen, dass das Nagelhäutchen nicht weiter einreißen kann.

Die Onychophosis kann nur symptomatisch behandelt werden. Die starke Verhornung wird mit Skalpell oder Fräser abgetragen, bis die Hautelastizität mit der Umgebungshaut übereinstimmt. Zu wenig abgetragene Verhornung neigt zum Einreißen und wird dann zur Eintrittspforte für Bakterien und Pilze.

Versorgung: Pterygium: Ist das Nagelhäutchen völlig von der Nagelmatrix abgelöst, muss die Matrix desinfiziert werden. Sie kann mit einer Octenisept-Lösung ausgespült werden oder bei Entzündungsgefahr mit einem Vliesstreifen und z. B. Betaisodona- oder Braunovidon-Salben austamponiert werden.

Bei der Onychophosis-Versorgung kann bei starker Ausprägung der Nagelfalz nach vorheriger Desinfizierung (z. B. einer Octenisept-Lösung) mit einer mit Bepanthen oder Repair E-Salben benetzten Vlieseinlage austamponiert werden. Diese Salben sind selbst nicht desinfizierend, enthalten aber die Wirkstoffe Vitamin A, E und Linolsäuretriglyceride, die helfen, dass die Hautzellen des Nagelwalls sich wieder normalisieren.

 

Bei weniger starker Ausprägung der Verhornung kann auch eine Tamponierung mit desinfizierender und entzündungshemmender Bepanthen Antiseptische Wundcreme oder Vitawund Salbe erfolgen. Das Abtragen der Verhornung und die Behandlung mit den Salben müssen erst einmal alle 14 Tage bis drei Wochen wiederholt werden, um eine längere Beschwerdefreiheit zu erreichen. Das alleinige Einlegen der Salbe (z. B. vom Patienten zu Hause) genügt nicht, da die schnelle wiederkehrende Verhornung das Eindringen der Wirkstoffe verhindert.

Anmerkung: Siehe Kapitel 4 Vlieseinlagen unter Verbandsmaterialien und Kapitel 7 Medizinische Präparate.


1.104 Paronychie mit eingetrocknetem Eiter


1.105 Paronychie, Abheilungsphase


1.106 Paronychie mit Eiterblase


1.107 Paronychie mit austretendem Eiter


1.108 Paronychie durch Candida-Infektion


1.109 Paronychie mit granulomatöser Wucherung

1.1.16 Nagelwallentzündung – Umlauf (Paronychie)

Erklärung: Die Nagelwallentzündung zeigt sich zuerst als Rötung und Schwellung, woraus sich meist eine schmerzhafte, eitrige Entzündung entwickelt. Der eitrige Prozess kann auf das Nagelbett übergreifen und wildes Fleisch, das seröse Flüssigkeit absondert, bilden (Granulationsgewebe – siehe Kapitel 1.1.17). Diese seröse Flüssigkeit kann kleine Teile der Nagelsubstanz auflösen und es entsteht ein unregelmäßiger, gezackter Nagelrand, der den Nagelwall reizt. Daraus kann sich ein eingewachsener Nagel (Unguis incarnatus – siehe Kapitel 1.1.18) entwickeln. Aber auch umgekehrt kann sich aus einer eingewachsenen Nagelecke eine Paronychie entwickeln. Die Entzündungsursachen an den Füßen können das Tragen von Arbeits- und Gummischuhen sein. Bei den Fingernägeln sind meist Arbeiten im feuchten Milieu der Auslöser. Dabei wird immer wieder der Säureschutzmantel der Haut gestört und es kommt häufig zu Candida-Pilzinfektionen (siehe Kapitel 1.1.9.3). Weiterhin können Druck, Verletzungen des Nagelwalls – häufig des Nagelhäutchens (Kutikula) bei der Nagelpflege – oder des Nagelbetts die Paronychie hervorrufen. Die Infektion entsteht hauptsächlich durch Bakterien und Pilze. Eine nicht infektiöse Paronychie entsteht durch Nebenwirkungen von Medikamenten. Typisch für den nicht infektiösen Vorgang ist es, dass meistens mehrere Nägel betroffen sind.

Behandlung: Abbildung 1.104 zeigt eine bereits abgeklungene Paronychie. Die eitrige Entzündung ist eingetrocknet. Um die abgestorbenen Hautareale zu entfernen, kann mit der ebenfalls desinfizierenden 3%igen Wasserstoffperoxidlösung vorgeweicht werden. Anschließend werden die losen Hautteilchen mit einer Hautzange von der sich darunter gebildeten, gesunden Haut abgelöst. Abbildung 1.105 zeigt die gesunde Haut, aber auch den leicht unregelmäßigen Nagelrand am seitlichen Nagelwall. Die Unebenheiten des Nagelrands würden erneut den seitlichen Nagelfalz reizen und müssen deshalb mit einer Eckenfeile geglättet werden. Abbildungen 1.106 und 1.107 zeigen eine nicht infektiöse Paronychie. Der leichte Druckschmerz wird durch die Eröffnung der Eiterblase mit einem spitzen, sterilen Skalpell genommen. Abbildung 1.108 zeigt eine akute Paronychie mit den typischen Entzündungszeichen: einen geröteten und angeschwollenen Nagelwall. Der Verlust des Nagelhäutchens (Kutikula) zeigt, dass sich dieser Finger schon öfter entzündet haben muss. Es ist eine typische Candida-Infektion (siehe Kapitel 1.1.9.3), deren Eiter bereits abgelaufen ist. Am inneren Nagelwallrand trocknet das abgestorbene Gewebe der Eiterblase bereits ab. Diese abgetrockneten Stellen können aber so hart werden, dass sie wiederum den empfindlichen Nagelwall reizen. Die verhornten Stellen müssen eingeweicht, desinfiziert (z. B. mit 3%igem Wasserstoffperoxid) und vorsichtig abgelöst werden. Abbildung 1.109 zeigt eine Paronychie mit granulomatöser Wucherung (siehe Kapitel 1.1.17). Deutlich zu sehen sind die aufgelöste Eiterblase und die fehlende bzw. eingetrocknete Kutikula an der Nagelmatrix nach der akuten Entzündung.

Versorgung: Zu Abbildung 1.105 und 1.107: Der seitlichen Nagelrand muss desinfiziert werden, um eine erneute Infektion zu vermeiden. Durch das Ablösen der abgestorben Haut ist nicht auszuschließen, dass eine nicht sichtbare, minimale Verletzung stattgefunden hat. Zur großflächigen Hautdesinfizierung eignet sich z. B. Octenisept. Anschließend wird zwischen Nagelrand und Nagelwall eine Desinfektionssalbe, z. B. Betaisodona-/Braunovidon-Salbe, mit dem Salbenspatel eingebracht und eine Nagelfalztamponade zum weiteren Schutz des Nagelwalls eingelegt. Ein anschließender luftdurchlässiger Pflasterverband schützt und polstert zusätzlich. Die Vlieseinlage kann so lange in dem Nagelfalz verbleiben, bis sie von alleine herausgepresst wird – doch mindestens zwei Tage, um eine Neuinfektion zu vermeiden. Zu Abbildung 1.108: Die Salbeneinlage muss bis zum Abklingen der Infektion regelmäßig alle zwei bis drei Tage gewechselt werden (siehe Kapitel 1.1.9.3). Zu Abbildung 1.109: Hier muss das Granulationsgewebe (siehe Kapitel 1.1.17) weiterbehandelt werden, um eine erneute Paronychie zu verhindern.

Anmerkung: Bei immer wiederkehrenden (chronischen) Entzündungen muss ein Arzt abklären, ob ein allergisches Ekzem, z. B. durch eine medikamentöse Behandlung, entstanden ist.


1.110 Granulationsgewebe


1.111 Granulationsgewebe


1.112 Granulationsgewebe mit Albothyl-Touchet


1.113 Granulationsgewebe seitlich abgepolstert


1.114 Granulationsgewebe durch Nagelecke


1.115 Granulationsgrund


1.116 Tamponierter Nagelfalz


1.117 Granuloma am Nagelwall

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