Aromatherapie der Seele

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Das Ziel des Buches

Der tiefere Sinn der Aromatherapie der Seele liegt in der zunehmend bewusster vorgenommenen Kontaktaufnahme mit unserer ureigenen inneren Quelle – die hier über die Duftwahrnehmung als ein Heilungs- und Regulierungsprozess eingeleitet wird. Darin liegt eine intensive Verständigungsmöglichkeit mit dem feinstofflichen Wesen der Pflanze.

Mit diesem Buch liegt mir etwas sehr am Herzen: Ich möchte vor allem zeigen, wie wir das der Pflanze innewohnende Wesen empfinden und uns davon berühren lassen können. Mein Herzenswunsch ist es außerdem, den Hilfe Suchenden aus einer fremdbestimmten Haltung zur eigenständigen Erfahrung von persönlicher Kompetenz im Hinblick auf das eigene Wohlergehen zurückzuführen.

Den inneren Heiler, der in jedem von uns ruht, ihn gilt es zu wecken.

Möge es gelingen.

Ihr

Thomas Kinkele

Alles ist Eins

Von unseren fünf Sinnen ist der Geruchssinn sicher derjenige, der den besten Eindruck der Unsterblichkeit vermittelt.

– Salvatore Dali –

Irgendwann kommen die Dinge zusammen.

Ich werde des öfteren gefragt, was mich dazu gebracht hat, so intensiv in die Aromaarbeit einzusteigen und sie zum Mittelpunkt meines Lebens zu machen.

Als ich während meiner aromatologischen Ausbildung bei Martin Henglein seinen archetypischen Duftkreis als umfassendes Zuordnungsmodell für Aromapflanzen und die dreistufige Pyramide kennen lernte, klingelten bei mir alle Glocken Sturm. Dieses aromatherapeutische Anwendungsmodell, aufbauend auf einer physischen, energetischen und spirituellen Dreiteilung, passte perfekt zu allem, mit dem ich bis dato auf meinem spirituellen Weg in Kontakt gekommen war. Eine Vielzahl von Mosaiksteinchen fiel plötzlich in ein vollkommenes Bild. Jahre der Selbsterfahrung mit dem Enneagramm und die Möglichkeit, über Dufteindrücke dynamisierende Impulse bewusst einzusetzen, verschmolzen in diesem Bild zu einer Vision. Für alle Lebensbereiche gilt das gleiche Gesetz, wie das Leben sich entfaltet, und der Mensch ist aufgerufen, diese Entfaltung mit seinem Bewusstsein zu unterstützen. In diesem Moment, so vermute ich, wurden die Kräfte des Enneagramms in meinem persönlichen Leben entscheidend aktiviert. Die Lehre vom Riechen (Osmologie) hatte mich in ihren Bann geschlagen, und das Enneagramm lieferte mir die Strukturen, um diese Erfahrung ordnen und begreifen zu können.

Die Vision fand eigentlich auf der Ebene der Geometrie statt. Ich war nie ein Zahlenmensch, und als ein spiritueller Freund mir 1981 sagte, man könne Gott mathematisch begreifen, da konnte ich das überhaupt nicht verstehen. Andererseits konnte ich immer gut mit Bildern arbeiten, und das Nachdenken über Symbole und Zeichen hatte mich stets fasziniert.

Über das innere Dreieck im Kreis und eine in der Mitte entspringende Quelle entstand für mich plötzlich ein Instrument, mit dem ich mir ein Bild von der Welt und dem Leben machen konnte.

Alle Fragen schien mir dieses Bild sofort zu beantworten. Drei Punkte, die einen inneren Kreis umschlossen, wurden für mich zu einem Medium, auf das ich unterschiedlichste Fragen zum Sinn des Lebens beziehen konnte. Das Innere oder „Essenzielle“ kommt im Außen zum Ausdruck und wird auf drei Ebenen sichtbar. Die Kreise schließen sich ohne Unterlass und die Dinge nehmen ihren Lauf. Darin offenbart sich die Eigendynamik des Lebens. Die Einheit im Inneren sucht unentwegt nach ihrem Ausdruck im Äußeren, als Grundlage der Fortentwicklung.

Dieses essenzielle Innere befindet sich in einem permanenten dynamischen Schöpfungsprozess.

„ESSENZ – Der Impuls des Lebens –

Bei der Entstehung des Ennearom-Systems hat mich eben diese Eigendynamik einerseits verblüfft und andererseits restlos überzeugt, dass ETWAS sich hier entfalten wollte, dem zu dienen ich mich freudig verpflichten konnte, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Meine Begeisterung mag für manchen nicht leicht nachvollziehbar sein, aber bei mir hat das Bild einen Erdrutsch losgetreten. Ich konnte einen Blick auf das großartige Ganze werfen, danach ergab sich eins aus dem anderen und jeder weitere Schritt schien wie von selbst zu erfolgen. Es wurde mir mit Düften der Brückenschlag von den geistig-philosophischen Sphären zur Magie und Weisheit der Erde erschlossen. Ich danke der großen Mutter, die in den Pflanzenkräften ihren Ausdruck findet, und die uns Menschen hilft, die Trennung zwischen uns und allem, was ist, zu überwinden.

Kraft im großen Kreis des Lebens

Meine Duftarbeit baut auf der Grundlage des Kreises auf, der sich wie eine Torte in bestimmte Sequenzen unterteilen lässt. In der Mitte ist ein Punkt, in dem alle Tortenstücke zusammenkommen. Von diesem Punkt geht alles aus.

Um die Bedeutung des Mittelpunktes als Sinnbild der inneren Einheit zu beschreiben und den Zusammenhang mit der Duftessenz abzuleiten, lade ich zu einem Spaziergang durch den historischen Garten der Kreissymbolik ein.

Die Astrologie ist ein seit mehr als dreitausend Jahre gültiges Konzept über den Aufbau und Ablauf unserer Zeit.


„Der Mensch blickt in den Kosmos“

Ein Lebenszyklus lässt sich am besten in Kreisform darstellen. Der Kreis bildet sich um einen Mittelpunkt herum, der als zentrale Ausgangsposition zu betrachten ist. In der Astrologie ist es der Mensch, der in den Kosmos schaut, um sich als Teil der lebendigen Schöpfung selbst begreifen zu können, die sich um ihn herum in alle vier Himmelsrichtungen erstreckt. Ausgehend von diesem essenziellen Punkt ist er der Schöpfer seiner eigenen Wirklichkeit, denn er besitzt das Potenzial, sich durch die eigene Kreativität in der Welt der Dinge zu verwirklichen. Man bezeichnet die Astrologie auch als „Königliche Kunst“, mit der Prozesse gedeutet und Phänomene erkannt werden können, die im Verlauf der sich entfaltenden Schöpfung auftreten. Die Astrologie dient als Landkarte auf der Reise durch die Welt der Erscheinungen.

Sie ist auch eine klassische Grundlage für die Interpretation von Duftcharakteren im Pflanzenreich. In der sich entfaltenden Pflanze spiegelt sich das ganze Wunder des Lebens. Man hat schon im alten Griechenland die Pflanzen mit Kräften assoziiert, die urbildlich hinter ihrer Erscheinung stehen. Seit dem klassischen Altertum wurden also die Qualitäten und Heilkräfte der Pflanzenwelt nach astrologisch-archetypischer Gewichtung definiert. Die Urbilder wurden von den Griechen und später den Römern als göttliche Autoritäten wie Mars und Merkur, Venus oder Jupiter personifiziert gesehen und bestimmte Pflanzen wurden mit ihnen assoziiert.

In der Astrologie werden sie als Herrscher bezeichnet und den zwölf Häusern zugeordnet. Naturphilosophisch gesehen entfaltet sich die Pflanzenwelt kontinuierlich im Jahreskreis und weist durch den urbildlichen Bezug auf eine Folge bestimmter Qualitäten hin, die zu einem gegebenen Zeitpunkt vorherrschen.

Nachdem der dunkelste Punkt im Jahresverlauf zwischen Tod und Neugeburt durchlaufen wurde, steht das Jahr im Zeichen „Fische“ (Neptun), wo die Lichtenergie aus tiefgründigem Wasser wieder zu steigen beginnt. Das Leben wirft sich in eine neue Runde der Erfahrung. Im Frühling erwachen die Lebensgeister und lassen die Energie mit Macht in die körperliche Verwirklichung drängen. Das ist die feurige Domäne des „Widder“ (Mars). Im erdigen „Stier“ (Venus) treibt die Pflanzenwelt ihre Wurzeln in den Boden, um sich fest am einmal eingenommenen Platz zu verankern. Im „Zwilling“ (Merkur) können sich dann luftige Beweglichkeit und Flexibilität entfalten, die prächtig blühend in die Partnerschaft drängen. Im wässrigen „Krebs“ (Mond) findet die Vereinigung und Befruchtung statt, um dann im feurigen „Löwen“ (Sonne) die Frucht auszubilden. Der Prozess der Reifung findet in der erdigen „Jungfrau“ (Merkur) statt und in der luftigen „Waage“ (Venus) wird die Saat in die Welt getragen. Das Saatkorn sinkt im wässrigen „Skorpion“ (Pluto) in die Erde, um seiner Bestimmung im feurigen „Schützen“ (Jupiter) entgegenzuträumen. Der erdige „Steinbock“ (Saturn) schützt den Rückzug in den tiefen Schlaf des Winters, bevor dann der luftige „Wassermann“ (Uranus) die Ahnung neuer Möglichkeiten des Lebens vorbereitet.

So spiegelt sich der Jahreszyklus mit seinen astrologischen Entsprechungen als ein geschlossener Lebenskreis im Reich der Pflanzen. Rhythmisch erfolgen die Entwicklungsschritte einer nach dem anderen, jeder zu seiner Zeit, und bilden einen kreisförmigen Reigen, in dem das Leben tanzt. Darin lässt sich die kosmologische Grundstruktur des Wachsens und Werdens erkennen, die als Bio-Strategie den Entwicklungsprozess der Natur vorantreibt.2

Wenn also der Zündfunke im Widder überspringt, um im Frühling die Welt explosionsartig zu erobern, dann finden wir im Duft des Rosmarin einen würdigen Vertreter der Urkraft des Feuers. Er steht für das Neue, das es zu erkämpfen gilt, und verkörpert die Energie des Sonnenaufgangs. Er weckt die Lebenskräfte und mobilisiert alle Reserven. Ein Feuerduft aus einer maritimen Pflanze, die man „Tau des Meeres“ nannte. Die anregende Kraft aus diesem Spannungsverhältnis von Feuer und Wasser ist in diesem Falle sprichwörtlich. Wir finden im Rosmarin also auch den Gegensatz von Leben und Tod. Er regt uns an, diesen Gegensatz zu überwinden und ist ein hervorragender Begleiter für den Übergang und die Verwandlung.

 

„Der feinstoffliche Kreis“

Das ätherische Öl der Bergamotte steht für das Element Luft am Punkt der stärksten Sonnenkraft, wenn die feinsten ätherischen Schwingungen das helle Licht des Sommers im Mitsommernachtstraum noch reflektieren.

Luftige Feen, Elfen und Kobolde feiern den Höhepunkt des Jahres und den Moment der Befruchtung in der Pflanzenwelt. Es gibt kaum einen Duft, der das Vertrauen in das Leben stärker unterstützt. Der Duft stärkt den inneren Beobachter, den Freiraum zu erkennen und zu nutzen. Es fördert ganz stark die Lichtaufnahmefähigkeit der Haut. Bergamotte entspricht der stärksten Lichtentfaltung am Mittag, wirkt antidepressiv und öffnet für das Licht. Durch erhöhte Wahrnehmung und Offenheit in alle Richtungen ist dieser Zeitpunkt des Jahresverlaufs typisch für das Luftelement.

Und dann der Herbst, mit seiner überfließenden Großzügigkeit, wie das Element Wasser. Geranium steht für dieses Element, das ausgleichend und harmonisierend wie kein anderes für Kontakt sorgt. Wie viel darf ich nehmen, wie viel geben? Die gesellschaftlichen Anliegen in Proportion zueinander zu setzen, ist die vornehmste Aufgabe dieses Duftes. Geranium vermittelt die Entspannung des Sonnenuntergangs am Abend, wenn die Dunkelheit kommt und das Bewusstsein die Ereignisse des Tages loslassen und seelisch verarbeiten möchte.

Winter ist, wenn sich das pflanzliche Leben in die Erde zurückzieht. Der Duft des Patchouli mit seinem erdigen Charakter besitzt die Schwere der Dunkelheit. In der Mitternacht verdichtet sich die Kraft der Erde. Patchouli ist ein Duft, der mit der Materie verbindet und in die Wurzeln drängt.

Jedes neue Jahr bringt neue Entwicklungen. Permanent passt sich die Pflanzenwelt an die gegebenen Verhältnisse an. Diese Anpassungsreaktion ist als elementar „strategisch“ zu bezeichnen, mit dem Ziel, optimale Voraussetzungen zum Überleben zu schaffen. Über ihren Duft tritt die Pflanze mit dem Umfeld in Kontakt. Demzufolge kann Duft als eine wesenhafte Ausdrucksform interpretiert werden.


„Im Reich der Wurzelkräfte“

Ob territoriale Durchsetzungskraft, Befruchtung oder die Verbreitung der Saat gefordert ist, immer wird uns ein Duft begegnen, der als Lock- oder Abwehrsignal eine wichtige Rolle spielt. Auch die Heilkraft der Pflanze spiegelt sich zumeist in dem Duft, der charakteristisch für einen bestimmten Zeitpunkt des Jahres ist.

So lassen sich im Pflanzenreich Ähnlichkeiten zur entsprechenden Qualität jedes Zeitpunkts finden. Diese bildhaften Interpretationen und die daraus folgende Zuordnung wird von Martin Henglein in seinem „achetypischen Duftkreis“ gelehrt.

Die Astrologie dient also dazu, aromatische Pflanzendüfte urbildlich zuzuordnen, um Wesenskräfte zu erkennen, die helfen können, die natürliche Ordnung wiederherzustellen und zu erhalten. Im Inneren dieses Kreises haben wir wieder die Essenz. Diesmal als Duftpotenzial, das Einfluss auf das Wohlbefinden des Menschen nimmt und aus dem Ruder gelaufene Prozesse regulieren kann.

Der Prozess der Lebensentfaltung

Der Lebenskreis lässt sich auch in der Symbolik des Rades nachvollziehen. Das Rad gilt als das Ur-Prinzip der Bewegung. Schauen wir uns ein klassisches Rad einmal genauer an. Die einzelnen Sequenzen der äußeren Bereifung in ihrer Verbindung zur Nabe werden durch die Speichen hergestellt.


„Die Fortbewegung“

Die Kraft geht von der Nabe aus und diese ist über die einzelnen Speichen mit dem äußeren Umfang des Rades verbunden. Je fester diese Verbindung ist, desto sicherer bringt das Rad das Fahrzeug ans Ziel der Reise. Das Rad dreht sich um sich selbst und erfährt dabei unterschiedliche Belastung in den einzelnen Feldern der Bereifung. Die Antriebskraft, als das Potenzial der Fortbewegung, wirkt über das Zentrum des Rades und ist somit als essenziell für das Vorankommen zu bezeichnen. Essenz drückt sich in diesem Prozess aus.

Auch der Buddhismus weist auf das „Rad des Lebens“ und die sich immer wiederholende Folge von Tod und Neugeburt hin. Der Sinn liegt in dem Wandlungsprozess, der innerhalb eines Kreislaufs stattfinden kann. Es gibt ein Element des Weiterkommens, das davon abhängt, wie unbeirrbar der Blick von der eigenen Mitte her ausgerichtet wird. Aus der eigenen Mitte zu leben, heißt, mit dem tiefen Sinn seines Lebens verbunden zu sein.

Alle diese kosmologischen Modelle setzen voraus, dass wir als Menschen eine Wahl haben. Wenn der Sinn des Lebens in einem Prozess der Erfahrung begründet ist, dann tun wir gut daran, die umfassende Möglichkeit der freien Willensentscheidung zu nutzen, indem wir vom Herzen her die Verbindung zum Essenziellen in uns bewusst herstellen, um im Sinn des Lebens zu reifen und Weisheit zu erlangen.

Ein altes Märchen unbekannter Herkunft erzählt von den Göttern, die zu entscheiden hatten, wo sie die größte Kraft des Universums verstecken sollten, damit der Mensch sie nicht finden könne, bevor er reif dazu sei, sie verantwortungsbewusst zu gebrauchen.

Ein Gott schlug vor, sie auf der Spitze des höchsten Berges zu verstecken, aber sie erkannten, dass der Mensch den höchsten Berg ersteigen und die größte Kraft des Universums finden würde, bevor er reif dazu sei.

Ein anderer Gott sagte: „Lasst uns diese Kraft auf dem Grund des Meeres verstecken.“ Aber wieder erkannten sie, dass der Mensch auch diese Region erforschen und die größte Kraft des Universums finden würde, bevor er reif dazu sei.

Schließlich sagte der weiseste Gott: „Ich weiß, was zu tun ist. Lasst uns die größte Kraft des Universums im Menschen selbst verstecken. Er wird niemals dort danach suchen, bevor er reif genug ist, den Weg nach Innen zu gehen.“

Und so versteckten die Götter die größte Kraft des Universums im Menschen selbst, und dort ist sie noch immer und wartet darauf, dass wir sie in Besitz nehmen und weisen Gebrauch von ihr machen.

Wenn Du bereit bist, dann kann das Abenteuer des eigentlichen Lebens unmittelbar beginnen. IN DIESEM AUGENBLICK!

Sich dem Rhythmus in der Natur anzuvertrauen, heißt Kontakt zum Universum als Ausdruck göttlicher Einheit aufzubauen und daraus die Kraft zu beziehen, die heil und ganz werden lässt. Diese „Göttliche Einheit“ ist vielleicht am besten mit dem Bild zu verdeutlichen, dass alle Gegebenheiten der physischen Welt Ausdruck des ewig EINEN sind, das sich in der sichtbaren Welt der Vielheit spiegelt. Aus dem EINEN ergießt sich ein unermesslicher Strom von Möglichkeiten, sich selbst zu erfahren, in die Vielschichtigkeit des Lebens.

„Vision der Schöpfung“

Pedro de Souza bringt in „Die große Verklärungsrede Christi“ ein wundervolles Gleichnis für die Gegenwart des Göttlichen:

Es war einmal ein Fisch. Der Fisch ist im Wasser und merkt es nicht. Jetzt schwimmt er überall hin und sucht Wasser, denn von anderen Fischen hatte er gehört, dass Wasser für sein Leben wichtig sei. Wir Menschen leben in Gott wie der Fisch im Wasser.

Der neo-platonische Philosoph Plotin (205 – 270) lehrte: „Alles Seiende geht als Emanation (lat.: Ausfluss) aus dem Einen hervor“.

Die moderne Physik hat einen Nullpunkt für die Erschaffung der Welt definiert.

Mit dem Urknall ist man an der Grenze der erforschbaren Welt angelangt und alle physikalischen Gesetze verlieren an diesem Punkt ihre Gültigkeit. Dahinter vermutet Stephen Hawking3 einen Zustand, der wissenschaftlich als „Singularität“ bezeichnet wird. Übersetzt man es mit „die Einheit“ und setzt diesen Begriff mit Gott gleich, so verschmilzt die wissenschaftliche Definition der Schöpfungsgeschichte mit einer uralten Analogie aus der Vorstellungswelt der Sufis:

„GOTT wollte sich selbst erfahren

und stülpte sein Inneres nach außen.“

Einer Blüte gleich entfaltet sich die Schöpfung aus sich selbst heraus von innen nach außen. Wie ein Stein, der ins Wasser fällt und kreisförmige Wellen erzeugt, deren Stärke langsam abnimmt, je weiter sie sich vom Mittelpunkt entfernen. So manifestiert sich die Schöpfung aus dem Nichts und erfährt sich selbst abnehmend, je weiter sie sich vom auslösenden Ursprung entfernt. Stellen wir uns den Geist als das Weltmeer vor, dann wäre die Seele ein individuelles Gewässer, in das zu einem bestimmten Moment der Stein des individuellen Daseins fällt und die Wellen auslöst, die als individuelle Persönlichkeit für einen gegebenen Zeitraum erscheinen.

Wenn wir einen bestimmten Duft riechen, dann kann es sein, dass wir uns in der tiefsten Seele berührt fühlen und mit einer Welt verbunden, die außerhalb von Zeit und Raum besteht. Offenbar sind Düfte wie Agenten der Mutter Erde, die einen ganz besonderen Zugang zum Bereich der Ewigkeit möglich machen. Es ist, als würde dieser Kontakt an eine essenzielle Qualität erinnern, die jenseits der Grenzen dieses Lebens besteht.

Schauen wir uns das Leben an, wie es sich in der Natur entfaltet. Wir können erkennen, wie alles in Zyklen abläuft. Ebbe und Flut sind zwei Aspekte derselben Kraft, die sich in ihrer Dualität gegenseitig bedingen. So wie der Tag auf die Nacht folgt, so folgt der Sommer dem Winter und das Aufwachen dem Einschlafen. Auch Leben und Tod spiegeln dieses kosmische Gesetz. Der Ablauf zwischen Geburt und Tod begründet einen Zyklus. Spannend wird es durch die Möglichkeit, etwas verändern zu können. Wandel macht es möglich, dass Leben sich permanent weiterentwickelt.

Diese Wandlungsfähigkeit wird von einer energetischen Spannung begleitet, die wir Lebensenergie nennen können. Sie erzeugt das Brodeln der alchemistischen Suppe im „Hermetischen Gefäß“4, der Gebärmutter des Lebens. In dieser Spannung kommt die essenzielle Kraft zum Ausdruck, die sich der Polarität bedient, um sich selbst zu erfahren. Mutter Erde bietet den fruchtbaren Boden, auf dem sich die Kräfte eng ineinander verwoben zum Tanz des Lebens zusammenfinden, wo das Alte aufgelöst und das Neue gebildet wird.

Wenn man Düfte als Geschenk der Mutter Erde betrachtet und wie einen Schlüssel zu diesem metaphysischen Raum der Wandlungen versteht, dann ist ihre Anwendung in Form eines Zyklus zur Steigerung der Lebensenergie sehr plausibel.

Für den Menschen hängt die Lebensenergie ganz wesentlich davon ab, wie bewusst die eigene Erfahrung erlebt wird. Düfte bewusst wahrzunehmen macht wach und offen für feine Assoziationen und hilft, die Zeichen am Wegesrand sowie die inneren Zusammenhänge der Geschehnisse deutlicher wahrnehmen zu können. Es erhöht die Lebensfreude, zu spüren, wie viel man selbst mit allen Begegnungen und Ereignissen seiner Lebensreise zu tun hat. Zu erkennen, wie sehr man in die natürlichen Prozesse eingebunden ist, lässt ein tiefes Vertrauen entstehen. Daraus resultiert das Gefühl, vom Leben getragen und Teil des Einen zu sein. Das wirkt sich harmonisierend auf die Lebensenergie aus und führt zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dem eigenen Dasein und dem der Mitwesen.