Lexikon der Gewebe

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B

Babycord, engl. = baby cord; → Cordsamt (Waschsamt/Waschcord).

Bäckerkaro, typisches Berufskleidungsdessin in Form eines ca. 2–3 cm großen Karos, eine vergrößerte Form des → Pepita, bei festen Geweben in Leinwand-, bei etwas weicheren in Köperbindung. Durch die Schär- und Schussfolge entstehen hier immer zwei Volltöne (Schwarz und Weiß) und ein Zwischenton (Grau).

Bactekiller®, Polyesterfaser (Filament), in die ein permanenter, anorganischer Stoff eingelagert wird, der in der Lage ist, Bakterienentwicklungen zu stoppen, in Japan von Kanebo entwickelt. Der Wirkstoff ist → Zeolith, ein Mineral, das auch in der Natur vorkommt, an dessen Molekularstruktur Edelmetalle angelagert werden, und zwar die antibakteriellen Substanzen Silber und Kupfer. Diese Art der „Veredlung“ wirkt keimtötend, d. h., sie entzieht den Bakterien den Nährboden und verhindert so deren Vermehrung. Zum einen zerstören die Metallionen die Zellwände der Bakterien, zum anderen entsteht aktiver Sauerstoff, der im Zeolith in großen Mengen vorhanden ist und der die Bakterienvermehrung hemmt. Diese antibakterielle PES-Faser ist gut hautverträglich, da keine Chemikalien aufgetragen werden; zudem treten keine schädlichen Abstrahlungseffekte auf.

Bactekiller® kann als Faser, als Filament oder in Mischung verarbeitet werden.

Einsatz: Berufsbekleidung für Krankenhäuser, Hotels, Küchen usw., Sportschuhe und -kleidung, Hotelwäsche, Socken, Strümpfe und Unterwäsche.

Bactenet, antibakterielles Textilprogramm für Heim- und Haustextilien sowie für den Bekleidungsbereich, in Frankreich von Multiplast entwickelt, verfügbar als Web-, Maschen- und Vliesstoffe.

Wie bei → Bactekiller® werden → Zeolithe in die Polyesterspinnmasse eingebunden (ähnelt einem Sand-Honig-Gemisch) und erzeugen eine über 90 %ige Bakterienreduzierung. In untrennbarer Form enthält Bactenet ein anorganisches Synthese-Bakterizid, welches mit mikroskopischen, metallischen Partikeln vermischt ist. Unter dem Einfluss von Feuchtigkeit – selbst Umgebungsfeuchtigkeit reicht aus – wird aktiver Sauerstoff erzeugt, der die infektiösen Pilze und Keime zerstört. Es entsteht ein hygienisches textiles Erzeugnis ohne jegliches Reizrisiko für die Haut. Es werden weder der Griff noch die Optik des Produkts verändert, ebenso entwickelt dieses Material keinen spezifischen Geruch. Außer Chlorwasser können alle Reinigungs- oder Desinfektionsmittel benutzt werden. Bactenet gibt es sowohl in 100 %igem PES als auch in Mischungen aus 51 % Polyester, 29 % in der Masse gefärbter blauer Viskose und 20 % Polypropylen. Bactenet wird als Faser- und Filamentgarn angeboten.

Einsatz: Bekleidungstextilien, Putz-, Scheuer- und Reinigungstücher.

Bagdad, gazeähnliches Gewebe mit farbigen → Broché- oder Lancéschüssen (die lose Einstellung bewirkt die hohe Transparenz). Die Grundbindung ist Leinwand. Der nach der Hauptstadt des heutigen Irak benannte Bagdad wird überwiegend für den Deko-/Gardinenbereich verwendet und stellt eine günstigere Variante zur Madrasgardine dar (→ Madras). Er hat keine hohe Schiebefestigkeit, eignet sich aber für sommerliche Blusenstoffe. Bagdadgardinen werden nur noch sehr selten produziert. Abb. siehe S. 32.

Baggings, engl. bagging = Sackleinwand, Sackgewebe; grobes, leinwandbindiges Jutegewebe, das als Verpackungsmaterial eingesetzt wird. Im Modedesignbereich gut geeignet für experimentelles Arbeiten. Baggings sind auch unter dem Namen „Sackings“ bekannt.

Abb.: Bagdad (Lancé)

Bajadere, engl. = bayadère; Bezeichnung für indische Tempel- oder Berufstänzerinnen und zugleich für die von ihnen getragenen webgemusterten Stoffe; im textilen Bereich zumeist klarfarbige Querstreifenmusterungen in Rapporten von mindestens 10 cm. Für diese Effekte werden verschiedene Bindungsarten verwendet, die Streifen können z. B. wechselweise in Leinwand und Atlas binden.

Einsatz: Kleider-, Trachten- und Dekostoffe.


Abb.: Bajadere

Bakteriostatisch, das Wachstum und die Vermehrung von Bakterien hemmend (textile Ausrüstung).

Balance Project; dieses Umweltprojekt der Firma W. L. Gore & Associates GmbH (→ Gore-Tex®) steht für die Selbstverpflichtung von Gore und den Konfektionären, Produkte ökologisch zu optimieren. Abgetragene Gore-Tex®-Bekleidung (Tragedauer ca. 6–8 Jahre) wird wieder zurückgenommen, z. B. von Gore-Tex-Firmen Bugatti, Schöffel, Mammut usw. Da entsprechend der Beanspruchung unterschiedliche Materialien (sortenreine Komponenten) zum Einsatz kommen, werden diese zunächst getrennt und den entsprechenden Recyclingverfahren zugeführt. Die Gore-Tex®-Membran (PTFE) wird pulverisiert, zu Pellets geformt, erhitzt, wieder zur Membran extrudiert und gereckt (thermomechanisches Verfahren); → Ecolog Recycling Network.

Ballonseide,→ Fallschirmseide.

Bambusfaser, engl. = bamboo fiber;

1. Die vorwiegend aus China stammende „Bambusfaser“ ist keine Naturfaser, sondern eine klassische Viskosefaser (Naturprodukt), die im Nassspinnverfahren gewonnen wird. Dabei wird Bambus in reiner Form sowohl chemisch aufbereitet als auch mit anderen Weichhölzern gemischt (z. B. mit Buchenholz) und ausgesponnen. Laut TKG muss Bambus deshalb als Viskose (CV) ausgewiesen werden. Die Bambusfaser nimmt viel Feuchtigkeit auf, ohne sich nass anzufühlen. Sie ist sehr kühl sowohl in der Haptik als auch in der Taktilität. Für den laut Hersteller in der Faser enthaltenen antibakteriellen Wirkstoff mit der Bezeichnung „bamboo kun“ gibt es keinen Nachweis durch ein Prüfinstitut (Hohenstein, Testex). Selbst wenn die lebende Bambuspflanze antibakterielle Eigenschaften hätte, wie dies viele lebende Pflanzen natürlicherweise haben, so würden diese durch die Auflösung im Cellulosebad vernichtet werden. Ebenso anzuzweifeln sind angeblich in der Faser enthaltene Anteile von Honigpektin, die sich positiv auf die Haut auswirken sollen. Laboranalysen zeigen, dass Viskosefasern (Filamente) solche Eigenschaften nur durch Additive haben können, wenn diese im Extrusionsprozess beigefügt werden. Der irreführende Name Bambusfaser stellt somit ein marketingstrategisches Instrument dar, das den Kunden glauben machen möchte, es handele sich hier um eine „neue“ Naturfaser. Seit 2011 werden jedoch die sogenannten Bambustextilien mit dem Hinweis ausgezeichnet, dass es sich um Viskose-Produkte handelt, die auf Basis Bambuszellstoff produziert wurden.

2. Von der Schweizer Firma Litrax wird (in Taiwan, China) durch einen aufwändigen mechanischen, enzymatischen Prozess aus dem Stammmaterial eine Bambusbastfaser gewonnen, mit einer Stapellänge von 70–150 mm. Diese kann auf 88 mm, 65 mm oder durch einen Cottonisierungsprozess auf 38 mm eingekürzt werden. Dabei spielen die Selektion und das Alter der Spezies eine bedeutende Rolle. Da das Endprodukt mit ca. 5,8 dtex relativ steif ist, mischt man es mit Baumwolle, Wolle, Seide oder Lyocell (Tencel von Lenzing). Das Produkt wird unter dem Namen Litrax L1 geführt.


Abb.: Bambusfaser

Litrax versucht die bisherige Forschung nach Europa zu bringen, da die Asiaten eher nicht an Naturfaser-Engineering interessiert sind, sondern nur existierende Waldbestände (Bambus) für die Industrie fördern wollen. Die Firma Litrax will deshalb eine weitere Entwicklung mit geeigneten Partnern in der EU vorantreiben, nicht nur im Bereich Bambus. Allerdings sind Forschungslabors noch sehr zurückhaltend, da der Massenmarkt im Textilbereich Fasern mit feineren Titern bevorzugt. Gemäß Litrax könnten die Fasern bedeutend feiner sein, wenn die Auswahlkriterien enger spezifiziert sind, wie dies auch bei Lyocell-Fasern der Fall ist (Lenzing hat sehr enge Kriterien).

Für die Bereiche Möbel und Fußböden wird das mechanisch extrahierte Bambusfaserbündel mit Hochdruck und Resin (Kunstharz) wieder zu holzähnlichen Strukturen zusammengepresst, die sich gut verarbeiten lassen, aber, je nach Klima, starke Schwankungen in Stabilität und Endform aufweisen.

Quelle: www.litrax.com

Bandhani, Ableitung aus dem Hindi-Wort baandh = Abbinden; diese Handelsbezeichnung weist sowohl auf die Technik als auch auf das fertige Gewebe hin. → Plangi, → Adire, → Shibori.

Bandstreifengewebe, engl. = rayé fabric; Musterungsart, bei der schärungsbedingt breite, verschiedenfarbige Längsstreifen entstehen. Der Schusseintrag ist uni. Die optische Wirkung kann durch Bindungseffekte verstärkt werden. Dieser Köper wird unterschiedlich aneinandergelegt, sodass die Streifen auch durch die Bindung gekennzeichnet sind.

 

Barchent, engl. = dimity, barchent, barchant, fustian; der Begriff kommt aus dem Arab. und bedeutet grobes, gerautes (Woll-)Gewebe; er bezeichnet jedoch kein Wollgewebe, sondern ein immer linksseitig gerautes Baumwollgewebe in Köperbindung, mit einer dichten Faserdecke. Er hat Ähnlichkeit mit dem → Flanell (jedoch ist dieser immer rechtsseitig geraut und hat einen kürzeren gleichmäßigeren Faserflor). Um einen guten Raueffekt zu erzielen, verwendet man für den Schuss häufig gröbere, kurzfaserige, weich gedrehte Zweizylindergarne (Vigogne-Imitatgarne) und in der Kette feine, fest gedrehte Garne (Watergarne). Der Barchent ist dicht gewebt mit einer klarfädigen Diagonalstruktur auf der rechten Seite. Er ist fester im Griff als ein Baumwoll-Flanell, sehr strapazierfähig und weniger schmutzanfällig.

Der Begriff umfasst verschiedene Gewebetypen: den gewöhnlichen Köper (K 3/1) nennt man Croisé-Barchent (→ Croisé), mit feinerem Grat (K 2/1) heißt er Finette-Barchent (→ Finette). Der Finette wird heute überwiegend als gleichseitiger Köper gewebt (K 2/2). Der Atlas-Barchent (5-bindig) ist eine sehr kräftige Gewebeausführung und wurde früher als Futterstoff für die Schwerkonfektion eingesetzt (z. B. Wintermäntel), → Satinette. Der Rauprozess führt aber zu Festigkeitseinbußen. Früher war der Barchent auch unter den Namen Schlosserhemden-Barchent, Kleiderbarchent und Futterbarchent bekannt.

Der Name Barchent ist heute nur noch selten zu finden, stattdessen ist die Bezeichnung „Wintercotton“, oder Finette üblich geworden.

Einsatz: Arbeitskleidung, Bettwäsche, Hemden, Winterhosen und Mäntel.

Anmerkung: Im Mittelalter war Barchent ein Mischgewebe aus Leinen und Baumwolle (Baumwolle allein konnte man noch nicht verspinnen) und konnte sich im 14. Jahrhundert vor allem in Deutschland neben den einheimischen Woll- und Leinengeweben durchsetzen.

Barège, nach der gleichnamigen Stadt in den Pyrenäen benanntes, leichtes, gazeartiges Seidengewebe; überwiegend in Dreherbindung gewebt und damit weniger schiebeanfällig als der vergleichbare → Chiffon.

Barré, frz. barre = Stab, Querstange, Querleiste; Bezeichnung für eine Querstreifenmusterung, die bindungstechnisch oder über Farbeffekte konstruiert wird. Teilweise wird auch eine plastische Querrippenmusterung als Barré bezeichnet. „Tarvers“ ist eine andere Bezeichnung für „Barré“, der Gegensatz ist Rayé (→ Zusatzbezeichnungen zu Handelsnamen).

Basin (Bazin), etwas veraltete Bezeichnung für streifengemusterte Gewebe in Atlas- und Köperbindung, links geraut, ähnlich dem → Dimity und → Barchent. Ein klassisches Tisch- und Bettwäschegewebe aus Baumwolle oder Leinen.

Basische Farbstoffe (Kationische Farbstoffe), engl. = basic dyestuff; → Farbstoffe Unterpunkt 8.

Basselisse, engl. = low warp loom, basse-lisse; Begriff aus der Bildteppichweberei. Bei der Basselisse-Technik liegt die Kette waagrecht (Gegensatz: Hautelisse-Technik); → Gobelin.

Bastfasern, engl. = bast fibers; Weidfasern, Stängelfasern, cellulosische Pflanzenfasern, die im Gegensatz zu Samenfasern (Baumwolle) nicht aus Einzelfasern bestehen, sondern aus Bastfaserbündeln, die durch Pektine verklebt sind. Zu den Bastfasern gehören u. a. → Flachs (Leinen), → Hanf, → Jute.

Abb.: Bastfasern

Bastseide, engl. = bast silk, raw silk, ecru silk, unboiled silk, gummed silk; Name nach ind. und chin. Rohseiden des Tussahspinners, die im Handel als → Honan und → Shantung bezeichnet werden. Gemeint sind naturfarbige, aber auch bedruckte Rohseidengewebe in Taftbindung mit krachendem Griff und unregelmäßiger Fadenstruktur. Meist zeigt Bastseide Titerschwankungen in Schussrichtung. Die Bastseide kann auch aus Viskosefaserstoff und Polyester imitiert werden.

Einsatz: Kostüme, Kleider, Jacken sowie Deko- und Möbelstoffe.

Batavia, engl. = batavia silk; lat. Name für die Niederlande, bis 1950 Name von Djakarta (Hauptstadt von Indonesien); im Textilbereich eine alte Bezeichnung für ein dichtes Seiden- oder Chemiefasergewebe in 4-bindigem Gleichgratköper, bei dem der Grat auf beiden Seiten klar zum Ausdruck kommt. Batavia zeichnet sich durch einen weichen Griff und einen fließenden Fall aus. Die Ware ähnelt dem → Seidentwill.

Einsatz: Kleider, Kostüme und Jacken.

Batik, engl. = batic style; javan. „mbatik“ = mit Wachs schreiben; aus Java stammende Kunstgewerbetechnik, die besser als Malreserve oder Musterungs- und Färbeverfahren bezeichnet werden müsste, bei uns aber als Handelsbezeichnung verwendet wird. Das Muster wird mit heißem Wachs auf das Gewebe gezeichnet (Wachsreserve). Beim späteren Kaltfärben bleiben die reservierten Stellen weiß. Wird der Stoff vor dem Färben gestaucht oder gepresst, entstehen mehr oder weniger feine Risse oder Knickstellen, die nach dem Färben die typischen aderförmigen Effekte zeigen. Ist der Farbstoff fixiert, wird der Stoff gekocht, um das Wachs herauszulösen. Die Batik ist immer eine Gewebereserve und keine Faden- oder Garnreserve wie der lkat. Als „falsche Batik“ wird die mechanisierte Knüpfbatik (→ Plangi und → Tritik) oder Wickelreserve bezeichnet.

Einsatz: ursprünglich bei den Zeremonialtüchern Indonesiens, die starke Verwandtschaft zum Ikat aufzeigen, heute für Kleider, Hosen, Jacken, Tischwäsche, Deko- und Möbelstoffe sowie Accessoires.

Literatur: B. Khan Majlis: Indonesische Textilien, Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln, 1984.

Batist, engl. = lawn, batiste; ind. baftas = Dichte; Baumwollgewebe von unterschiedlicher Feinheit (feine Kattune), werden importiert und in England oder Holland veredelt. Andere Herkunftsbedeutung: feinste Leinengewebe aus langstapeligem Flachs. Abgeleitet von dem flandrischen Weber Jean-Baptiste Chambrey (13. Jahrhundert).

Batiste werden in drei Gruppen eingeteilt: – leichter oder offener Batist, auch „Batist claire“ genannt; Einstellung: ca. 36 × 28 Fd/cm, Nm 85 × 85

– mittlerer Batist oder „demi claire“; Einstellung: 32–45 Fd/cm in Kette und Schuss, Garnfeinheit: ca. Nm 85–100

– dichter Batist, auch „Batiste hollandée“ genannt; Einstellung: 31–47 Fd/cm in Kette und Schuss, je nach Qualität schwanken auch die Feinheiten zwischen Nm 70 und 80.

Weitere Konstruktionen:→ Einstellungsgewebe.

Je nach Einsatz von Kett- und Schussmaterial unterscheidet man einfache Baumwollbatiste aus kardierten Garnen und → Makobatist aus gekämmten Mako-/Ashmouni-Qualitäten. Batiste sind immer leinwandbindig, weich und geschmeidig und werden weiß, stückgefärbt oder bedruckt und kahlappretiert in den Handel gebracht. Aus preislichen Gründen haben sie häufig eine höhere Kett- als Schussdichte (gutes Erkennungszeichen für Kett- und Schussrichtung).

Zu den Batistarten gehört eine große Gruppe von Geweben wie: Seidenbatist, Noppenbatist, → Glasbatist, → Organdy, → Voile, → Opal und → Zefir.

Einsatz: Blusen, Kleider, Nachtwäsche, Bettwäsche, Taschentücher, Hemden usw.

Baumégrad, Maßeinheit nach dem französischen Chemiker A. Baumé für das spezifische Gewicht von Flüssigkeiten, das Zeichen ist Bé.

Baumfärben (Stückbaumfärben), engl. = beam dyeing; Stückfärbeverfahren (→ Stückfärben), bei dem die textilen Flächen auf perforierten Bäumen breit aufgewickelt werden und bei ruhender Ware die Farbflotte durch den Baum und somit das Textil gepumpt wird. Wie bei der Kreuzspulfärbung wird auch hier die Färbeflotte im Wechsel von außen nach innen und umgekehrt geführt.

Baumrindenkrepp,→ Borkenkrepp.

Baumwolle (CO), engl. = cotton; Samenhaare mehrerer Arten von Baumwollpflanzen (Gossypium) aus der Familie der Malvengewächse. Das arab. Wort qutun (Baumwolle) blieb modifiziert noch im veralteten deutschen Begriff „Kattun“ sowie in Katoen (niederl.), cotton (engl./amerik.), coton (frz.) und in il cotone (ital.) erhalten. Obwohl die Baumwolle schon vor fast 4.000 Jahren in Asien angebaut wurde, wurde sie in Europa erst im 13. Jahrhundert bekannt.

Baumwolle wird in tropischen und subtropischen Gebieten, dem sog. Cotton Belt (43° nördl. Breite und 33° südl. Breite), angebaut. Während der Wachstumsperiode braucht 1 kg Baumwolle im Sudan und in Ägypten ca. 20.000–27.000 l Wasser, in Israel dagegen ca. 7.000 l.

Mit der Erfindung der Egreniermaschine durch den Amerikaner E. Withney 1793, die mechanisch die Samenhaare von den Samenkernen trennt, trat die Baumwolle als billiger Faserrohstoff ihren Siegeszug um die Welt an.

Baumwollhaare sind ursprünglich zylindrisch und dickwandig und bestehen jeweils aus einer einzigen Zelle. Während des Wachstums wird die Zellwand gestreckt, wobei ihre Dicke zunimmt. Mit fortschreitender Reife trocknet das schleimig-klebrige Protoplasma im Innern ein, sodass die zylindrische Form verloren geht. Infolge des Zusammenfallens der Seitenwände entsteht ein gebundenes, platt gedrücktes Band mit wulstartig erhöhten Rändern. Zum Schutz gegen Witterungseinflüsse ist jedes Haar mit einem gummiartigen Häutchen, der Cuticula, umgeben. Man geht davon aus, dass das Vorhandensein der Cuticula Ursache für die korkenzieherartigen Windungen ist. Diese Windungen verleihen der Faser ein gutes Haftvermögen, durch das das Verspinnen, trotz einer Stapellänge der Einzelfasern von 15–55 mm, sehr begünstigt wird. Nicht verspinnbare Faseranteile (unter 10 mm) werden als → Linters bezeichnet und zur Herstellung von Acetat- und Cupro-Fasern verwendet. Chemisch setzt sich die Baumwolle aus 80–90 % Cellulose, 4–5 % Hemicellulose, 0,5–1 % Wachsen und Fetten, 1,5 % Eiweiß, 1–8 % Asche (Mineralbestandteil) und 6–8 % hygroskopisch gebundenem Wasser zusammen.

Die Qualitätsmerkmale sind Reinheit, Glanz, Seidigkeit und Weichheit. Der natürliche Farbton ist hellcreme über beige bis dunkelbraun. Von Natur aus wirkt die Baumwolle matt, hochwertigen Sorten ist ein seidiger Glanz zu eigen.

Ihre weiteren Eigenschaften sind: Stapellänge: 15–55 mm; Feinheit: 1,25–4 dtex; Festigkeit: im trockenen Zustand gut, nass sehr gut (20–50 cN/tex); guter Scheuerwiderstand; Dehnbarkeit, Elastizität und Knitterwiderstand sind gering; keine Formbarkeit; sehr gute Feuchtigkeitsaufnahme (Feuchtfühlgrenze bei 20 %); gute bis sehr gute Hitzeverträglichkeit (bis ca. 200 °C). Die Baumwolle als native, d. h., gewachsene Cellulosefaser zeigt gegenüber Säuren nur sehr geringen Widerstand, gegenüber Laugen allerdings ist sie sehr unempfindlich (z. B. Natronlaugenbehandlung bei der Mercerisation). Bei feuchter Lagerung kann es zur Bildung von Stockflecken kommen. Waschmittel, auch Vollwaschmittel, verträgt Baumwolle sehr gut; weiß kann sie bis 95 °C, bunt bis 60 °C gewaschen werden. Die Bügeltemperatur liegt bei 200 °C (Stufe 3). Sie verbrennt ähnlich wie Papier mit leicht stechendem Geruch und Flugasche als Rückstand.

 

Die folgende Liste enthält Baumwollvarietäten unterschiedlicher Herkunftsländer mit Angabe der Stapellänge, des Griffs und der Farbigkeit, wobei die letzten beiden Kriterien durch die Produktion und Veredlung erheblich verändert werden können. Man spricht bei Baumwolle nach ISO bei weniger als 23,81 mm Stapellänge von kurzstapelig (short) bei 24,61– 27,78 mm von mittelstapelig (medium); bei 28,85–30,96 mm von mittellang (medium to long); bei 31,75–43,93 mm von lang (long) und bei 35,72–44,45 mm von extra lang (extra long).

– Peru: Tanguis: 28,5–30,1 mm, grob, cremefarbig; Pima: mit 38,1–41,2 mm extra langstapelig, hervorragende Qualität, weich, seidig glänzend, hellfarbig

– USA (Neu Mexiko, Kalifornien): Acala: Upland-Baumwolle, 28,5–30,1 mm

– USA (Südosten: Alabama, Florida, Georgia): Deltapine: Upland-Baumwolle, 26 mm, mittlere Feinheit, relativ große Zugfestigkeit, weißhellgrau

– USA (Mississippi-Staaten, Nordmexiko): Deltapine: 26,2–27,7 mm, relativ gute Zugfestigkeit und Weichheit; Pima: 34,9–36,5 mm

– Dominikanische Republik: Sea Island: 38,1 mm, sehr gute Zugfestigkeit, seidig glänzend, weiß (ohne Weltmarktbedeutung)

– Ägypten: z. B. Giza 45: handgepflückt, diverse Varietäten, 33,3–34,9 mm, fein, weich, geschmeidig, cremefarbig; Ashmouni/Ashmuni, auch Mako oder Jumel genannt: 29 mm, kein Anbau mehr, vergleichbar mit Giza 45

– Sudan: Barakat: 33–45 mm, weich, zugfest, cremefarbig

– Côte d’Ivoire: Isa: 100 % handgepflückt, 27,7–29,3 mm; Stam: 100 % handgepflückt, 27–29,3 mm

– China: Zhongmian: 95 % hand-, 5 % maschinengepflückt, 30,2 mm, weich und geschmeidig; Lumian: 30,9 mm

– Indien: Bengal Deshi: handgepflückt, 15–18 mm, billige Sorte, grob, kräftig, gelblich bis bräunlich, stumpf, evtl. problematisch in der Verarbeitung und Veredlung, Einsatz: Einlagen und Schulterpolster