Lexikon der Gewebe

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C

Cable-Cord (Möbelcord), → Cordsamt Unterpunkt 6.

Cachemire, franz. Begriff für → Kaschmir.

Caddy, engl. = caddy; typisches Wollkammgarngewebe ohne „Bild“, d. h. ohne bindungsbetonte Optik. Die leichte Horizontalbetonung wird durch den Einsatz kleiner Köperableitungen erreicht. In der Kahlausrüstung sehr tief ausgeschoren, wirkt er glatt und elegant und ist wenig schmutzanfällig.

Einsatz: Anzüge, Blazer und Kostüme.

Caffas, ostindische (ab 1605) bunt bemalte leinwandbindige Baumwollgewebe, wie Sheeting, Shirting oder Calicot. In Deutschland wurden unter dieser Bezeichnung Möbelstoffe gehandelt. Es waren blumengemusterte Plüsche und Samte. Man fertigte aus Caffas z. B. Kissen und Bezüge für Kutschen. Neben bedruckten Caffas gab es auch gebatikte Samte, bei denen die Muster mit Wachs reserviert und anschließend gefärbt wurden, → Batik.

Calicot, engl. = calico, plain cotton cloth;

1. Stark appretierter, überwiegend zweiseitig beschichteter und einseitig gefärbter → Kattun, wie z. B. Buchbindercalicot.

2. Nach der im südwestlichen Indien gelegenen Stadt Culicut benanntes, glattes, leichtes Baumwollnesselgewebe in Leinwandbindung (Einstellung z. B. 22 × 17 Fd/cm, Nm 50 × 50) wird ebenfalls als Kattun bezeichnet. Calicot wird als Druckgrund für Hosen, Kittel und Schürzen verwendet und, wenn appretiert, als Futterstoff (→ Bougram) eingesetzt. In etwas gröberer Fadenfeinheit hergestellt, wird Calicot auch als Buchbinderei-Shirting verwendet. Calmuc, → Kalmuck.

Camaieux, frz. en camaïeu = in sich gemustert; auch Camaien, Gewebedruck, der von der Abschattierung einer Farbe seine interessante Wirkung bekommt. Der Effekt wird nur durch das Auftreten einer Farbe in unterschiedlicher Intensität erzielt (z. B. blau-blau schattiert, rot-rot schattiert usw.) → Faux Camaieux.

Cambric, engl. = cotton cambric; der Begriff leitet sich von der Herkunft, der Stadt Cambrai in Frankreich, ab. In historischen Büchern wird Cambric auch als → Kammertuch bezeichnet. Es ist eine dichte, feinfädige, leinwandbindige Baumwollware. Die Gewebekonstruktion kann mit einem Makotuch, einem feinen Kattun oder mit dem leicht stärkeren → Jaconet verglichen werden. Einstellungsbeispiel: Meist gleichmäßig in Kette und Schuss zwischen 40 und 60 Fd/cm bei Fadenfeinheiten von Nm 65–85 in Kette und Schuss (→ Einstellungsgewebe). Hochfädiger wird der Cambric → Perkal genannt und als Einschütte verwendet. Der Cambric hat ein klares Warenbild und eine geschlossene Struktur. Er kommt naturfarben, gebleicht oder stückgefärbt auf den Markt. Für den Einsatz als Futterstoff wird er mit einer Weichausrüstung versehen.

Einsatz: Damenwäsche, Einschütte, Kissen und Stickereigrund, Futterstoff.

Caméléon, anderer Name für → Changeant.

Camina, feines Kammgarngewebe (Merinowolle) aus figurierten Cordbindungen (Hohlschussbindung). Die Bindungen können unterschiedliche Musterungen zeigen, wie z. B. Rauten, Spitzköper (Querzickzack) oder Schrägstreifen. Camina wird überwiegend für Kleiderstoffe verwendet.


Abb.: Camina

Canevas (Kanevas),→ Canvas.

Cannelé, engl. = cannelé rep, frz. canneler = auskehlen, riffeln; auch Cannelérips, wird vorwiegend aus Seide oder Chemiefasern gewebt und ist in der Einstellung, wie beispielsweise der → Épinglé, nicht so dicht wie ein Rips. Daraus ergibt sich eine weiche und fließende Ware mit leicht ausgeprägter Querrippe. Gewebt wird in abgeleiteten Kettripsbindungen.→ Haircord.

Einsatz: Kostüme, Kleider und Röcke.

Canvas (Canevas, Kanevas), engl. = canvas; ursprünglich ein Hanfgewebe, abgeleitet aus lat. cannabis = Hanf.

1. Bezeichnung für ein weitmaschiges, offenes Gewebe aus Leinen, Halbleinen, Hanf oder Baumwolle, das für den Einsatz als Futterstoff stark appretiert wird. Lose gewebte Canvastypen (geringe Einstellung) werden als Stickereigrund verwendet, ähnlich wie → Stramin. So werden unter der Schreibweise „Kanevas“ überwiegend stark appretierte steife Handarbeitsgewebe in Leinwand- und Scheindreherbindung (→ Scheindreher) gewebt und gehandelt.

2. Importbezeichnung für feste, etwas gröbere Baumwollgewebe. Canvaskonstruktionen sind leinwand- und panamabindig. Die Gewebe werden als Garn- und als Zwirnware angeboten und stellen eine sehr strapazierfähige Ware dar.

Einstellungsbeispiele: 72 × 44 Fd/cm, Nm 10 × 10 (Garnware) und 44 × 32 Fd/cm, Nm 10/2 × 10/2 (Zwirnware). Beim Zwirn können sehr schöne Naturmelangen entwickelt werden, indem man zwei verschiedenfarbige Baumwollgarne verzwirnt. Garnware wird in Naturtönen und als Stückfärber angeboten. Die erste Jeans von Levi Strauss war eine leinwandbindige Canvashose aus Hanf und nicht etwa aus Baumwolle.

Feste, kräftige, leinwandbindige Chambray-Gewebe werden auch als Canvas bezeichnet. Wird Canvas in Panamabindung konstruiert, dann ist die Einstellung des Gewebes sehr dicht oder es wird mit entsprechend stärkeren Garnen (Zwirnen) gewebt, sodass hier im Gegensatz zum offenen, luftporösen Panama eine sehr strapazierfähige Ware entsteht.

Einsatz: Jacken, Hosen, Röcke und Jeans (DOB, HAKA, KIKO) im Freizeitmodenbereich.


Abb. 1: Canvas in Panamabindung. Sehr geschlossene Oberfläche, die keine Porösität aufweist, so wie es die Panamakonstruktion verlangt (10-0202-02-00).


Abb. 2: Hier sieht man, dass die dichte Einstellung der Ware zu einer robusten, abriebfesten Ware verändert wurde.

Carbonisieren, engl. = carbonate; Vorgang, der für die Verarbeitung von Wolle typisch ist. Je nach Verunreinigungsgrad der Rohwolle reicht eine Wäsche oder das Kämmen der Wolle nicht aus, um die pflanzlichen Verunreinigungen (z. B. Kletten, Blätter) zu entfernen. Die Cellulosebestandteile stören jedoch beim späteren Färbeprozess, da sie z. B. helle und dunklere Farbstreifen in der Fertigware hervorrufen. Um diese Fehler zu vermeiden, wird die fertig gewebte oder vermaschte Textilie mit verdünnter Schwefelsäure (Wolle ist säureunempfindlich), bzw. Ammoniumchloridlösung benetzt. Anschließend wird sie in der sogenannten Brennkammer bei ca. 100 °C getrocknet und die zu Hydrocellulose abgebauten Bestandteile werden ausgeklopft.

CaregoraTM, der Begriff bedeutet so viel wie: Schutz und Fürsorge für Angorakaninchen. Diese Qualität wurde 2014 von Michael dal Grande (Firma „Naturfasern“), dem Spezialisten für Angorafasern, vorgestellt. Die Zertifizierung steht für einen verantwortungsbewussten und sozialen Umgang mit dieser Kaninchenrasse. Diese Art der Zucht erlaubt nur ein Scheren der Tiere (kein Herausreißen der Haare). Die Herkunft von Caregora entspricht nicht nur dem Europäischen Standard für Tierhaltung, sondern auch dem Animal Welfare Code des englischen Landwirtschaftsministeriums DEFRA. Caregora ist sehr leicht (spez. Gewicht liegt zwischen 1,23 und 1,27 g/cm3), leichter als Wolle (spez. Gewicht ca. 1,28–1,32 g/cm3), feiner als Kaschmir, antirheumatisch und warm aufgrund der hohen Lufteinschlüsse in den Markkanälen. Sie hat somit die gleichen Eigenschaften wie das klassische → Angorakanin.

Carré, engl. = square, frz. carrer = viereckig machen; die Bezeichnung wird für eine dezente Karomusterung verwendet, die überwiegend durch Bindungseffekte oder Ton-in-Ton-Musterungen erzielt wird; → Zusatzbezeichnung zu Handelsnamen, z. B. → Kammgarn-Carré.

Cashgora, Haar einer Ziege, die aus der Kreuzung eines Kaschmirbocks und einer Mohairziege (Angoraziege) stammt. Die Arten wurden gekreuzt, um den Wollertrag zu steigern und eine weiche, geschmeidige Wolle mit guter Widerstandsfähigkeit, höherer Qualität in einem helleren und damit wertvolleren Farbton zu erzielen. Ursprünglich war Cashgora ein „Zwischenprodukt“ bei dem Versuch australischer und neuseeländischer Ziegenzüchter Anfang der 1980er Jahre, Austral-Kaschmir heranzuzüchten.

Tatsächlich gab es diese Wollart, jedoch nicht unter diesem Namen, bereits viel früher im Iran, in Kirgisien und Kasachstan durch gewollte oder zufällige Kreuzung der dort lebenden Ziegen. Auch in Europa (Frankreich) hat es zu Beginn des 19. Jahrhundert Kreuzungsversuche mit nachlassendem Erfolg gegeben.

 

Cashmere wool, engl. Schreibweise für → Kaschmir.

Cassinet, engl. = cassinet; sowohl englische als auch deutsche Handels- und Qualitätsbezeichnung; veraltete Bezeichnung ist „Kasimir“. Es ist ein halbwollener Sommerbuckskin, meist in Köpergrundbindung gewebt, mit einer Kette aus Baumwollmouliné (Zwirn) oder Watergarn und einem Schuss aus Streichgarn. Es wird überwiegend in schwarz-weißer und olivgrüner Färbung im Handel angeboten. Ausrüstung: leicht meltoniert (gewalkt). Baumwollcassinets haben im Schuss weich gedrehte Baumwollimitatgarne. Schwerere Ausführungen werden als Doppelcassinets angeboten und sind dann mit Ober- und Unterschuss gewebt (Schussdoublé).

Einsatz: Hosen, leichte Jacken und Mäntel (→ Buckskin).

Cattun,→ Kattun.

Cellenik, Fantasiename, früher unter Célénic von Rodier, Paris, gesetzlich geschützt, der ein relativ grobfädiges Gewebe aus Viskosefilament oder -faserstoff bezeichnet. Dieses Gewebe weist überwiegend Taft- oder Panamabindungen auf. Für eine leinenähnliche Optik werden Flammenzwirne mit starker Titerschwankung verwendet. Eine körnige Struktur wird durch den Einsatz von gemusterten Panamabindungen erreicht. Um die Oberflächenstruktur noch mehr zu betonen, setzt man auch → Ondé- oder Frisézwirne ein.

Einsatz: Sommerblusen, Kleider und auch als Handarbeitsstoff.

Cellulose Gap, die Entwicklung der → Weltfaserproduktion ist nur richtig zu beurteilen, wenn man sie ins Verhältnis zum landwirtschaftlichen Flächenbedarf setzt und dabei die Populationsentwicklung im Blick hat. Experten erwarten ab 2020 eine steigende Nachfrage nach hochqualitativen, saugfähigen cellulosischen Fasern. Diese kann von Baumwolle allein nicht gedeckt werden, da aufgrund der steigenden Bevölkerungszahlen (z. B. in Afrika) die landwirtschaftlichen Nutzflächen für den Nahrungsmittelanbau vorgesehen sind. Die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage nennt man den „Cellulose Gap“. Die Celluloseproduktion von Viskose, Modal und Lyocell trägt einen großen Teil dazu bei, diesen Mangel auszugleichen. Im Fokus dieser Betrachtungen stehen nicht die Synthesefasern, die jetzt schon über 70 % der Weltfaserproduktion ausmachen, sondern ausschließlich Celluloseregenerate.

Quellen: Lenzing AG; Johanna Weise: Man Made Cellulosefasern – Die Fasern der Zukunft, Bachelorarbeit, AMD, Hamburg, 2014; ICAC, CIRFS, Fiber Economics Bureau, National Statistics, The Fiber Year; Lenzing Schätzungen.

Chambray, engl. = chambray; nach der französischen Stadt auch Cambrai genannt; leichtes Baumwollgewebe, keine Jeans im klassischen Sinn (→ Jeans). Es wird nicht in Köper-, sondern in Leinwandbindung, seltener in Panamabindung gewebt, meist blaue Kette und weißer Schuss. Das Gewebe ähnelt dem Denim, ist jedoch leichter, feinfädiger und weicher. Es ist nicht zu verwechseln mit dem leinwandbindigen → Oxford, für deren Unterscheidung der Griff entscheidend ist. Im Jeansbereich spielt der Chambray eine wichtige Rolle. Als Ergänzung oder Ersatz für den schweren Denim findet dieses Gewebe im Leisure-Bereich (Freizeit) sowohl im DOB- und HAKA- als auch im Young-Fashion-Bereich Verwendung.

Einstellungsbeispiel: feiner Blusen-Chambray, blaue Kette, weißer Schuss: Kettfäden/cm 46 x Schussfäden/cm 36; Kettfadenfeinheit Nm 118 x Schussfadenfeinheit Nm 118 (70 bis 75 g/m2). Wird der Chambray in blau-weiß sehr dicht gewebt, um eine strapazierfähige Ware herzustellen, dann wird diese auch als → Canvas bezeichnet, z. B. kräftiger: Kettfäden/cm 36 x Schussfäden/cm 24; Kettfadenfeinheit Nm 40 x Schussfadenfeinheit Nm 40 (150 g/m2) für Hosen und Jacken.

Einsatz: Hemden, Blusen, Röcke und Leisure.


Abb.1: Die blau-weiße Farbigkeit des Chambray erinnert an ein Jeansgewebe, darf jedoch nur als jeanslookartige Ware gehandelt werden, da hier keine Köper-, sondern eine Leinwandbindung vorliegt.


Abb. 2 (Detail): Diese Ware ist für ein typisches Chambré-Gewebe zu stark, sodass es mehr im canvasartigen Sektor eingesetzt wird und nicht wie üblich als feine Chambray-Hemdenware.

Chanel-Tweed®, Bezeichnung, die durch das Pariser Couture-Haus Chanel geschützt ist. Man versteht unter dieser Gewebebezeichnung einen weichen, voluminösen Kostüm- oder Mantelstoff, der durch den Einsatz von Bouclé- oder Loopzwirnen, teils auch Chenillezwirnen, geprägt ist. Im Grunde genommen handelt es sich um ein fast klassisches Bouclégewebe mit Abwandlungen, das mehrfarbig angeboten wird. Darüber hinaus werden mit diesem Stoff bestimmte Stilelemente verbunden. Bindung: meist Leinwand oder Ableitungen. Bei zu großen Schlingen ist die Zieheranfälligkeit sehr groß und kann zu Reklamationen führen.

Changeant (Caméléon), engl. = changeant, shot cloth, wenn aus Taft: changeable taffeta; Zusatzbezeichnung zur Handelsbezeichnung bestimmter Gewebe. Meist werden dabei in Kette und Schuss kontrastfarbene Garne/Fäden komplementär verwendet, die in Verbindung mit der Leinwand-, Köper- oder Atlasbindung je nach Lichteinfall oder Blickwinkel eine wechselfarbige Wirkung haben. Um einen schönen Changeant zu erhalten, ist die Feinheit des Materials mitentscheidend. Vollchangeants werden aus garnfarbigem Material in Kette und Schuss gewebt, z. B. schwarze Kette und farbiger Schuss, wobei Letzterer das Schwarz leicht in seine Komplementärfarbe drückt, oder farbige Kette und farbiger Schuss. Bei Futter-Changeants werden aber auch spinngefärbte Viskosefilamentgarne zusammen mit garngefärbten Polyestergarnen verwendet. Im Stückfärber erreicht man diesen Schillereffekt durch verschiedene Faserrohstoffe, z. B. in der Kette Acetat, im Schuss Viskose (Zweibadverfahren). Halbchangeants sind Gewebe, bei denen entweder nur Kette oder nur Schuss garngefärbt ist und später der Stoff überfärbt wird (Ton-in-Ton-Changeant). Bindungstechnisch entsprechend heißen die Gewebe Taft-Changeant mit einer reizvollen gleichseitigen Effekt-Optik, Köper- oder Twill-Changeant, bei dem sich je nach Bindung (kettbetont oder Gleichgrat) ein beidseitiger oder ungleichseitiger Effekt ergibt, sowie Satin-Changeant, ein sehr eleganter Kettsatin, bei dem nur in Bewegung der Farbwechsel zu beobachten ist.

Chantillespitze, engl. = chantilly lace; überwiegend schwarze Klöppelspitze, auf duftig-zartem Tüllgrund durch feine Schnürchen konturiert mit meist floralen Dessins. Die Chantillespitze ist sehr wertvoll.

Charmelaine, engl. = charmelaine, frz. charme = Anmut, laine = Wolle; → Abseitengewebe, überwiegend aus Baumwolle gewebt, mit einer matten, leicht rauen, rechten Gewebestruktur und einer glänzenden, glatten linken Seite. Hierfür werden verstärkte Atlas- oder abgeleitete Leinwandbindungen und auch Covercoatbindungen (Reformbindungen) verwendet. Auf der rechten Seite kann durch die Bindung ein Scheingrat oder Steilgrat zu einer feinen Musterung beitragen. Der Einsatz von Kammgarnzwirnen in der Stärke Nm 60/2–80/2 macht den Artikel zu einem eleganten, leichten Damenkleider- oder Kostümstoff. Die Kettdichte ist im Verhältnis von ca. 1,5:1 höher als die Schussdichte.

Charmelaine wird überwiegend uni angeboten. Wird die matte Seite kahlveredelt, erhält auch sie einen schönen Mattglanz. Da man beide Seiten als rechte Warenseite verarbeiten kann, ist das Gewebe, ähnlich dem → Crêpe-Satin, vielseitig zu verwenden.


Abb.: Charmelaine (verstärkter Atlas)

Charmeuse, engl. = charmeuse, locknit, frz. charmeuse = bezaubernd; feine Kettenwirkware aus Chemiefilamenten, oft Polyamid 6. Aus zwei Kettsystemen bestehend, hat die Charmeuse ein maschenfestes Gefüge. Die rechte Warenseite besitzt eine vertikale, die linke eine horizontale Struktur. Die Ware ist elegant und hat einen weichen, geschmeidigen Griff.

Einsatz: Dessous.

Chemiefasern, engl. = man-made fibres, chemical fibres; Oberbegriff für alle Faserstoffe aus synthetischen und natürlichen Polymeren. Als Rohstoffe für die synthetischen Polymere werden Erdöl, Kohle und Gas verwendet, für die natürlichen Polymere wird Holz verwendet; → Faserübersicht.

Chemisches Recycling, engl. = chemical recycling; das Recyceln von synthetischen Materialien (z. B. PET-Flaschen) im herkömmlichen Sinne bedeutet, dass die Kunststoffabfälle nur thermomechanisch zur Wiederverarbeitung gelangen. Bei den zu Granulat verkleinerten Kunststoffen findet keine chemische Veränderung statt. Beim chemischen Recyceln werden Synthesematerialien in ihre ursprünglichen Rohstoffe „gecrackt“. Die zukunftsweisenden Verfahren sind noch in der Erprobungsphase und sehr kostenintensiv. Wenn aber die Rohölpreise und die Entsorgungsgebühren angehoben werden, wird man die Verfahren sicher ökonomisch nutzen. Zwei der vier bekannten Verfahren werden nachfolgend beschrieben.

1. Pyrolyse: eine „thermische Spaltung“, bei der die chemischen Verbindungen der Kunststoffabfälle bei einer Temperatur von 700–800 °C aufbrechen, so wie z. B. Benzin zu Olefinen pyrolisiert. Das so produzierte Gas und Öl kann dann als Heizmittel und das Öl zur Produktion neuer Kunststoffe und anderer Chemieprodukte verwendet werden.

2. Hydrierung: das „Anlagern“ von Wasserstoff an andere Moleküle. Hierbei werden die Kunststoffabfälle zerkleinert und im Hydrierreaktor bei einem Druck bis zu 400 bar und einer Temperatur bis zu 500 °C mit Wasserstoff behandelt. So entstehen Gase und Öle, die wie unter Punkt 1 beschrieben weiterverwendet werden können.

Weiter bekannt sind die Alkoholyse/Glykolyse und die Hydrolyse.

Quelle: Spektrum der Wissenschaft © 12/1993, S. 108, Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH.

Chenillezwirn, engl. = candlewicking, chenille, frz. chenille = Raupe; samtartiger Effektzwirn, der aus einer Vorware entwickelt wird. Die Kettfäden werden in Gruppen eingezogen, der Schuss (später Flor) in Leinwand- oder Dreherbindung eingetragen. Da beim Einziehen nach 4–8 Fäden ein bestimmter Abstand gehalten wird, kann der Schuss in Kettrichtung durchgeschnitten werden. Man erhält dann einen Flachstreifen. Die Florhöhe ist abhängig vom Abstand der einzelnen Bänder. Durch Drehung des Zwirns erhält man einen Rundchenille, der als Schussmaterial für samtähnliche Gewebe verwendet wird. Die moderne Herstellung wird auf einer Chenillemaschine (Rund- oder Fasson-Chenille) durchgeführt.

Chenille ist schon seit ca. 1750 für französische Seidengewebe verwendet worden, ebenso für Brochés und Stickereien.

Einsatz: Deko- und Möbelstoffe, DOB, Jacken- und Kleiderstoffeffekte.

Literatur: P.-A. Koch; G. Satlow: Großes Textil-Lexikon, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 1965.


Abb.: Chenillezwirn; typisch samtartiger Effektzwirn, bei dem die geschnittenen, aufgespleißten Garne von Fixierzwirnen gehalten werden. Chenille ist nur optisch dem Samt verwandt.

Cheviot, engl. = cheviot;

1. Schafrasse mit groben Wollhaaren (Stapellänge 60–250 mm, Faserdurchmesser ab 30 µm). Der Name bezieht sich auf eine Bergkette an der Grenze zwischen England und Schottland, den „Cheviot Hills“.

2. Handelsbezeichnung; früher aus Cheviotwolle hergestellt, nimmt man heute für den Cheviot überwiegend die etwas weicheren, normalbogigen Crossbredwollen als Kammgarn- oder Streichgarntypen, die im Gebrauch nicht so schnell glänzend werden. Cheviot wird gerne im sportiven Bereich der DOB und HAKA eingesetzt. Kammgarnqualitäten zeigen ein klares Gewebebild (Kahlausrüstung) und erscheinen häufig als Stückfärber im Handel. Streichgarngewebe zeigen dagegen häufig lebhaft gemusterte Garne und eine faserige Oberfläche. Bindungen sind meist Köper (K 2/2), Fischgrat oder Spitzköper, Tuch, aber auch kleinere Fantasiebindungen. Aufgrund der gröberen Wolltype sind Streichgarnstoffe weitgehend knitterunempfindlich und robust, während Kammgarntypen durch das Tragen relativ schnell glänzend werden. Aufgrund des härteren Griffs wird der Cheviotstoff häufig im HAKA-Bereich verwendet. Grundsätzlich ist die Widerstandskraft dieser Wollen gegen mechanische Abnutzung, verglichen mit feinen Merinoqualitäten, geringer; sie weisen, natürlich auch konstruktionsbedingt, im Durchschnitt eine besonders hohe Verschleißfestigkeit auf. Einstellungsbeispiel: K 2/2, 10 x 10 Fäden/cm, Nm 8/2 x 8/2.

 

Einsatz: Anzüge, Kleider, Mantelstoffe, Sportsakkos usw. Wirtschaftlich sind Cheviots von geringer Bedeutung.→ Crossbred,→ Merino,→ Wolle.

Chevreaux, wird wie → Chevron und Chevronette mit der Fischgratbindung entwickelt. Der Unterschied liegt im Faserstoffeinsatz. Während der Chevreaux mit Acetatfilament gewebt wird, besteht der Chevronette aus Baumwolle. Die Bezeichnungen werden aber oft allgemein, d. h. ohne Bezug auf das Material, verwendet.

Chevron, engl. = herringbone, frz. chevron = Dachsparren; im Allgemeinen Kamm- oder Streichgarngewebe aus Wolle oder Wollmischungen. Konstruktionen sind neugeordnete Köperbindungen, die Z- und S-Grat in einer Bindung vereinen. Hier wird aus einer Bindungsstruktur ein Dessin, ein → Fischgrat. Bei genauer Betrachtung fällt der Rayé-Charakter auf, der dadurch entsteht, dass die Köpergrate Z und S auf „Schnitt“ stehen. Die Mustergröße ist ca. 0,5–4 cm breit, im Unterschied zum Fischgrat, der meist etwas breiter gemustert wird. Chevrons werden kahlausgerüstet und haben eine klare Oberfläche.

Einsatz: Kostüme, Anzüge, Röcke usw.


Abb.: Chevron (Fischgrat)

Chevronette,→ Chevreaux.

Chiffon, engl. = chiffon; arab. siff = leichtes Gewebe/Gewand; altfrz. chiffe = geringes Gewebe; neufrz. chiffon = Lumpen, durchsichtiger Stoff; feiner Garnkrepp aus reiner Seide oder aus Chemiefasern (1.300–3.000 T/m, 2Z und 2S geschärt und geschossen), der immer aus Filamentgarnen gefertigt ist. Er wird auch als Crêpe-Chiffon gehandelt. Bedingt durch die offene Einstellung (35 × 30 Fd/cm) und die feinen Fäden ist er sehr leicht (18–26 g/m2) und wirkt entsprechend duftig und hauchdünn. Durch die kreppgedrehten Garne wird die Schiebeanfälligkeit in Grenzen gehalten. Chemiefasern (z. B. Polyesterfilament) sind häufig doppelt so schwer. Crêpe-Chiffon hat einen leichten Kreppcharakter und wird mit seinen zarten Längsfalten auch als Chiffonborke bezeichnet. Vor der Ausrüstung werden die faltigen Borkeneffekte mit einem Gaufrierkalander in die Ware gepresst. Beim Krepponieren springt die Ware in die vorgeprägten Muster.

Etwas schwerer, aber auch noch durchsichtig, ist der → Voile, der nicht mit dem Chiffon zu verwechseln ist.

Einsatz: Blusen, Tops, Kleider und Accessoires.

Chiffonsamt,→ Velours-Chiffon.

Chinagras, engl. = cloth grass, china grass; Bastfaser der Boehmeria nivea, einer in Ostindien und China wachsenden Nesselart. In Frankreich wurde die Nesselpflanze Boehmeria tenacissima mit dem Namen Ramie kultiviert und als Chinagras gehandelt. Nach anders lautenden Angaben wird der Begriff → Ramie nur für verarbeitetes Chinagras verwendet.

Chiné, engl. = chiné cloth, frz. chiner = flammig machen; Gewebe unterschiedlicher Qualität mit einer verschwommenen Optik, ähnlich einer chinesischen Tuschezeichnung, hervorgerufen durch eine besondere Drucktechnik. Hierbei wird die Kette vor dem Webprozess bedruckt (Kettdruck = warp printing, Abb. 1), fixiert und dann auf dem Webstuhl mit überwiegend Unischussmaterial leinwandbindig verwebt. Durch die unterschiedliche Kettfadenspannung während des Einziehens der Kettfäden werden die Figuren nur in Kettrichtung verzogen. Taft-Chinés sind am wirkungsvollsten, das Muster sieht auf beiden Gewebeseiten gleich aus (Abb. 2). Wird Köper verwendet, entsteht eine weichere, in der Farbe etwas kräftigere Ware. Nimmt man einen Kettatlas als Bindung, erhält man ein weichfließendes Gewebe mit hohem Glanz und einer starkfarbigen rechten Seite und einer linken Seite, die überwiegend schussfarbig uni ist.

Chinés werden auch als Gewebedruck und jacquardgemustert angeboten. Den Druck-Chiné erkennt man daran, dass auch der Schuss bedruckt ist und nicht nur das Kettfadensystem. Ein Chiné-Jacquard, oft im Dekobereich zu finden, ist meist gröber und schwerer und gut an der garngefärbten Kette und an der Bindungsvielfalt zu erkennen.

Einsatz: Deko- und Möbelstoffe, Kleider, Kostüme und Jacken.

Abb. 1: Bedruckte Kettfäden. Die Schussfäden dienen als Halteschüsse; sie werden vor dem Weben wieder entfernt (eine heute nur selten eingesetzte Technik).

Abb. 2: Gleiches Muster, aber verwebt. Sehr gut sind die Kettverzüge nach oben und unten zu sehen.


Abb. 3: Kettdruck, reine Seide (groß); beim echten Chiné wird die Kette vor dem Weben bedruckt. Das Muster verzieht sich nur in Kettrichtung, das Schussgarn ist unifarbig.


Abb. 4: Kettdruck, reine Seide (Detail); gut erkennbar: der starke Verzug der Kette, der das Gewebe wie eine chinesische Pinseltuschzeichnung aussehen lässt.


Abb. 5: Chiné-Druckimitat; hier wird das Druckdessin schon chinéartig verzogen gezeichnet und auf das fertige Gewebe gedruckt.


Abb. 6: Chiné-Druckimitat; sehr gut erkennbar, dass hier das fertige Gewebe bedruckt ist und nicht nur die Kette.


Abb. 7: Chiné-Jacquard; der Chiné-Effekt wird bei diesem Gewebe durch eine Jacquardmusterung erreicht.


Abb. 8: Chiné-Jacquard; die schwarze Kette wird mit einem weißen Schuss bindungstechnisch gemustert, um diesen Chiné-Eindruck zu erreichen.

Chino, wie Blue Jeans eine Handels-, Qualitäts- und Farbbezeichnung, ein Klassiker im Freizeitbereich und ebenso der Inbegriff des sog. Campuslook. Der Name geht sehr wahrscheinlich auf die chinesischen Uniformschneider der US-Truppen auf den Philippinen zurück. Laut anderen Quellen verlangten die amerikanischen Offiziere, nachdem sie sich von der Qualität der in Übersee getragenen Uniformen überzeugt hatten, „Chinese pants“, woraus sich der Begriff „Chinos“ bildete. In der amerikanischen Umgangssprache steht Chino auch für „leicht angebräunt“. Der bekanntere Name hierfür ist → „Khaki“ (pers./engl., khaki = erd- oder staubfarben). Der Farbton ist für Uniformen schon um 1850 von einem britischen Regimentskommandanten eingeführt worden, der die weißen Uniformen seiner Soldaten khakifarben einfärben ließ, damit sie nicht ständig schmutzig aussahen. Der Name Chino fand seine Verbreitung 1898, als die Amerikaner im spanischamerikanischen Bürgerkrieg statt der blauen Wolluniformen dieses khakifarbene, kühlende Baumwollgewebe trugen (Chino-Pants).

Als Qualitätsbezeichnung meint Chino ein köperbindiges Baumwollgewebe von ca. 8,5 Unzen (240 g/square yard) mit einem geschmeidigen, angenehmen Griff. Kennzeichnend ist die Steilrippe ähnlich dem → Gabardine, jedoch werden beim Chino weicher gedrehte Garne verwendet. Die Bindung ist der 4-bindige Kettköper, die Gewebeeinstellung ist meist 2:1. Chino ist sehr strapazierfähig, kann ausrüstungsbedingt fester im Griff sein, wird aber nach einigen Wäschen weicher. Von Händlern wird blaues Chino-Gewebe als „Demin-Chino“ bezeichnet.

Modisch bedingt werden diese Stoffe heute leicht geschmirgelt, sodass der Griff sehr weich wird und die Oberfläche einer Pfirsichhaut ähnelt. Allerdings geht durch diese Aufbereitung die Strapazierfähigkeit verloren, und die Anschmutzbarkeit nimmt zu.

Einsatz: Hosen, aber auch Röcke, Hemden, Blusen und Westen.

Chintz, engl. = chintz; Hindi chint = bunt, gefleckt, frz. cirer = wachsen, bohnern; Chintz ist eine leinwandbindige, glänzende Ware, deren Gewebegrundlage meist Renforcévarianten (→ Renforcé) sind. Anfang des 17. Jahrhundert wurden bunt bedruckte Nesselgrundqualitäten aus Indien nach England importiert. Später veredelte man diese Ware mit einem Wachsüberzug (Wachsauftrag und anschließendes Kalandern bei 90 °C). Das Verfahren erzeugte eine dichte, glatte, glänzende, abwischbare und steife, aber auch schmutzunempfindliche Ware.


Abb. 1: Chintz; häufig kalanderte Cretonnegrundqualität, leicht parafiniert.


Abb. 2: Chintz (Detail); sehr schöner, mechanisch erzeugter, aber auswaschbarer Glanz.

Heute nimmt man gefärbte oder bedruckte Baumwollgewebe und kalandert die Ware (mechanische Appretur) in leicht feuchtem Zustand mit einem Friktionskalander (bei 180–210 °C läuft die beheizte Stahlwalze schneller als die Kunststoffwalze). Durch den reibenden Druck wird die Oberfläche plan verschliffen und vergrößert, sodass der gewünschte Effekt entsteht. Soll der Glanz permanent sein, wird das Gewebe vorher mit entsprechenden Kunstharzen (auf Melaminbasis) imprägniert, vorgetrocknet, friktioniert und nachgehärtet (bei 40 °C waschbar). Chintz wird auch in Chemiefaserqualitäten (PES, PA) angeboten. Diese sind waschbeständig, da hier die thermoplastische Verformung ausgenutzt wird.

Einsatz: Dekobereich, Bezugsstoffe, Kleider, Jacken usw.

Chintz-Appretur, Hochglanzausrüstung, Kalandern mit Friktion mit Wachs- oder Paraffinemulsionen.

Chintz-Druck, ein figürlich begrenzter Glanzdruck durch Filmflach- oder Rotationsdruck (seltener noch Rouleauxdruck). Als Farbstoffe werden Pigmente verwendet.

Chlor,→ Gifte/Toxine.

Chlorfasern (Kurzzeichen CLF), aus Polyvinylchlorid (PVC) nach dem Trockenspinnverfahren hergestellt; sie gehören zur Gruppe der Polymerisatfasern. Der Gattungsname wird verwendet, wenn die Fasern mit mindestens 50 % Gewichtsanteil Chlor (chlorierte Olefine) ausgestattet sind. Diese Fasergattung ist, gemessen an ihrer Jahresproduktion, von geringerer Bedeutung, jedoch sind aus diesem Material eine Reihe interessanter Textilprodukte gefertigt, die man z. B. unter den Namen → Rhovyl, Clevyl (Rhovyl/Frankreich), Envilon, Toykolon (Denki Kagaku/Japan) und Teviron (Teijin/Japan) im Handel findet.